TBSC - Dilogie - Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen? - Nicole Rott - E-Book

TBSC - Dilogie - Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen? E-Book

Nicole Rott

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Beschreibung

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen? Lilly Nachdem ich in meiner Verzweiflung meinem Freund versprochen habe, alles zu tun, um unsere Beziehung zu retten, schleppt er mich in einen BDSM-Club. Doch der Abend verläuft völlig anders als erwartet und endet in einem heftigen Streit. Fest entschlossen, den Club so schnell wie möglich zu verlassen, hält mich einer der Angestellten auf. Er will mich zum Bleiben bewegen, aber kann ich ihm wirklich vertrauen? Brandon Nach einem anstrengenden Tag im Büro beschließe ich, nach unten zu gehen und einen Blick auf das Geschehen zu werfen. In der ‘Experience Week’ tauchen immer wieder neue Gesichter auf und eines dieser neuen Gesichter fasziniert mich ganz besonders. Als ich mitbekomme, wie sie vor meinen Augen eine Auseinandersetzung mit ihrem Freund hat, komme ich ihr als Ritter in schwarzer Rüstung zur Rettung. Jetzt muss ich sie nur noch dazu überreden, zu bleiben. ************************ Diese Dilogie von ‘The Black Shadows Club’ erzählt die Geschichte von Brandon, dem Clubbesitzer, und Lilly. Der BDSM-Roman spielt überwiegend im Club. Euch erwartet eine emotionale Geschichte, explizite Sprache und detaillierte Szenen, die die Atmosphäre prägen. Wenn dieser Lifestyle dir nicht zusagt, ist dieses Buch möglicherweise nicht das Richtige für dich. Ansonsten wünsche ich dir viel Vergnügen beim Lesen! ************************ Achtung: Kein Dark Romance, sondern ein Liebesroman. ************************ Tropes: BD$M Meets Goethe Strangers to Lovers Se*ual Awakening Touch Her and Die Innocent Meets Experienced Forbidden Attraction Dom/Sub Dynamics Push and Pull Beauty in Submission

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Nicole Rott

The

Black Shadows

Club

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen?

BDSM - Roman

Brandon & Lilly - Teil 1 + 2

Impressum

COPYRIGHT © 2025 by Nicole Rott

Originalausgabe 04/2025

Coverdesign und Umschlaggestaltung

Florin Sayer-Gabor - www.100covers4you.com

Unter Verwendung von Grafiken von Adobe Stock: Brilliant Eye

Lektorat

Sabrina Reck – Lektorat Nachtwind

Korrektorat

Michael Rott

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung von Nicole Rott.

Teil 1 - Vorwort

Liebe Leser,

vielen Dank, dass ihr euch entschieden habt, den Black Shadows Club zu besuchen.

Dieses Buch erzählt eine Geschichte, die weit über die bloße körperliche Anziehung hinausgeht. Es ist eine Erkundung von Grenzen, von Vertrauen und von der intensiven Dynamik, die entsteht, wenn zwei Menschen bereit sind, sich vollständig aufeinander einzulassen. Es geht um Hingabe, Kommunikation und die Kunst, sich fallen zu lassen und gleichzeitig gehalten zu werden.

Die Welt des BDSM wird hier nicht nur als ein Spiel der Lust dargestellt, sondern auch als Bühne für facettenreiche Emotionen. Obwohl es sich um den ersten Teil eines Liebesromans handelt, könnten Themen wie häusliche oder sexuelle Gewalt und die Verwendung expliziter Sprache potenziell triggern.

Bitte denkt daran: Diese Geschichte und ihre Protagonisten sind frei erfunden. Der Weg zum perfekten Partner ist nicht immer so einfach, wie es in einem Roman erscheint. Deshalb bitte ich euch, auf euch zu achten und auf euer Bauchgefühl zu hören. Besprecht eure Grenzen und besteht auf ein Safeword.

Safety first!

Habt ihr euer Safeword gewählt? Dann wünsche ich euch viel Spaß im Black Shadows Club.

Eure,

Nicole

Teil 1 - Widmung

Das ist für alle, die es wagen, ihre Komfortzone zu verlassen und mutig genug sind, alte Ketten zu sprengen, um in eine neue Welt abzutauchen.

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen?

Teil 1 – Klappentext

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen?

Lilly

Nachdem ich in meiner Verzweiflung meinem Freund versprochen habe, alles zu tun, um unsere Beziehung zu retten, schleppt er mich in einen BDSM-Club. Doch der Abend verläuft völlig anders als erwartet und endet in einem heftigen Streit. Fest entschlossen, den Club so schnell wie möglich zu verlassen, hält mich einer der Angestellten auf. Er will mich zum Bleiben bewegen, aber kann ich ihm wirklich vertrauen?

Brandon

Nach einem anstrengenden Tag im Büro beschließe ich, nach unten zu gehen und einen Blick auf das Geschehen zu werfen. In der ‘Experience Week’ tauchen immer wieder neue Gesichter auf und eines dieser neuen Gesichter fasziniert mich ganz besonders. Als ich mitbekomme, wie sie vor meinen Augen eine Auseinandersetzung mit ihrem Freund hat, komme ich ihr als Ritter in schwarzer Rüstung zur Rettung. Jetzt muss ich sie nur noch dazu überreden, zu bleiben.

Teil 1 - Kapitel 1

„Komm schon, Lilly, das wird geil!“ Chad sieht mich vom Fahrersitz aus an, während ich noch immer das Gebäude gegenüber von uns anstarre. Es sieht überhaupt nicht nach einem BDSM-Club aus. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, aber bestimmt nicht dieses beeindruckende Anwesen. Wahrscheinlich habe ich mit schummrigen Rotlicht und halbnackten Frauen in Schaufenstern gerechnet, doch was sich uns vom Parkplatz aus zeigt, ist eine beeindruckende, zweistöckige Villa. Sie thront auf einem sanften Hügel, umgeben von üppigem Grün. Schon aus der Ferne zieht die klare, symmetrische Architektur die Blicke auf sich – schnörkellos, elegant und mit perfekt abgestimmten Proportionen.

Der Haupteingang wird von einem Portikus mit zwei Säulen geprägt, die einen imposanten Balkon tragen. Die Säulen ruhen auf einer erhöhten Plattform, die über breite Steinstufen erreichbar ist. Die Treppe wird von niedrigen, kunstvoll gemauerten Steinmauern flankiert und führt zu einer Doppeltür aus Glas, deren Rahmen in dunklem Holz gehalten ist.

Mit ihrer Symmetrie und den Säulen erinnert sie mich an die Villa Rotonda in Italien – eine schlichtere Variante davon, jedoch nicht weniger beeindruckend in ihrer klassischen Schönheit.

Das Gebäude ist von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben und liegt inmitten einer gepflegten Grünanlage. Ich bin mir fast sicher, dass sich hinter dem Club ein weitläufiger Garten erstreckt. Vielleicht mit einem dieser überdimensionierten Springbrunnen und einem perfekten Rosengarten. Alles wirkt luxuriös, stilvoll und elegant – nichts daran erinnert an Sex.

Ich werfe Chad noch einen kurzen, skeptischen Blick zu, bevor ich mich mit einem tiefen Seufzer abschnalle und aussteige. Er tut es mir gleich, ist aber schneller und steuert schnurstracks den Club an. Es dauert ein paar Schritte, bis ich ihn einhole und neben ihm herlaufe.

Eine leichte Brise streift meine viel zu freizügigen Beine und lässt mich frösteln. Vielleicht zeugt die Gänsehaut auch von Nervosität, aber ich werde jetzt bestimmt nicht kneifen. Ich habe Chad versprochen, mitzukommen, und ich halte meine Versprechen – auch wenn mir bei der ganzen Sache mulmig zumute ist. In meinem Kopf ist eine gescheiterte Beziehung einer Niederlage gleichzusetzen und ich bin eine sehr schlechte Verliererin. Also werde ich alles daran setzen, unsere Beziehung zu retten.

Mit jedem Schritt in Richtung Eingang schlägt mein Herz schneller und meine Hände beginnen leicht zu zittern. Ich werfe einen flüchtigen Blick auf Chad, dessen breites Grinsen mich wieder daran erinnert, wie sehr er sich darauf gefreut hat, hierherzukommen. Das hier ist meine letzte Gelegenheit, unserem Sexleben das ‘gewisse Etwas’ zu geben. Er meinte, ich wäre ihm im Bett zu langweilig und er würde nur mit mir zusammenziehen, wenn wir das in den Griff bekommen. „Ansonsten ist es vorbei!“, hat er gedroht. Ich bin echt nicht prüde – ich weiß, dass Babys nicht vom Storch kommen, aber warum er direkt auf Lack und Leder und diesen Clubbesuch besteht, verstehe ich trotzdem nicht. Wahrscheinlich hat ihm irgendeiner seiner Freunde diesen Floh ins Ohr gesetzt.

Das Kribbeln, das sich in meinem Magen ausbreitet, hat nichts mit Vorfreude zu tun. Der Boden unter meinen Füßen fühlt sich plötzlich wackelig an, als ob ich mich auf unsicherem Terrain bewege, und irgendwie stimmt das ja auch. Ich habe keine Ahnung, was mich hinter dieser Tür erwartet. Tausend Gedanken rasen gleichzeitig durch meinen Kopf, während wir durch ein offenes Eisentor treten und uns dem Gebäude immer weiter nähern.

Was, wenn ich das alles nicht will? Wenn das alles zu viel für mich ist? Wenn ich das hier nicht durchziehen kann? Aber es gibt keinen Weg zurück. Nicht, wenn ich Chad weder enttäuschen noch verlieren möchte.

„Komm, das wird uns guttun“, sagt er und mustert mich mit einem verständnislosen Blick, als könne er nicht verstehen, warum ich mich nicht so sehr auf dieses Abenteuer freue wie er. Seine Worte klingen wie eine Mischung aus Befehl und Versprechen, aber ich höre den Druck dahinter. Es ist unsere letzte Chance und ich weiß, dass ich sie nur für ihn ergreife – nicht für mich.

Chad öffnet die Tür und ich trete hinter ihm in den großzügigen Eingangsbereich. Ich bin überrascht, dass immer noch alles hell und einladend wirkt. Kein düsterer Kerker mit Peitschen und Fesseln, keine dunklen Ecken oder schweren Vorhänge. Stattdessen setzt sich der elegante Stil des Gebäudes innen nahtlos fort. Alles hier strahlt eine luxuriöse Eleganz aus, die nicht zu dem Bild passt, das ich von einem BDSM-Club habe. Die Wände sind in hellen, neutralen Tönen gehalten und von der mit klassischen Fresken verzierten Decke hängt ein beeindruckender Kronleuchter. Der Boden ist aus poliertem Stein, der bei jedem Schritt leise unter meinen High Heels hallt. Es fühlt sich fast surreal an, so viel Helligkeit und Schönheit an einem Ort zu erleben, der in meinem Kopf für das Gegenteil steht.

Trotz der beeindruckenden Größe des Eingangsbereichs ist er spärlich möbliert. Nur vereinzelt stehen Kommoden und Sofas entlang der Wände, die allerdings offensichtlich eher zur Zierde dienen.

Geradeaus, direkt in unserem Blickfeld, befindet sich eine große, schwere Holztür mit Doppelflügeln. Auf der rechten Seite führt eine weitere Tür mit der Aufschrift ‚Privat‘, während auf der linken Seite ein schlichter, aber stilvoller Tresen steht. Dahinter lächelt uns ein junger Mann freundlich an. Unauffällig mustere ich ihn. Kurze braune Haare, attraktive Gesichtszüge und ein sehr gepflegtes Aussehen. Ich schätze ihn auf Ende zwanzig. Er wirkt auf den ersten Blick wie der nette Junge von nebenan und weit und breit ist kein Lack und Leder zu sehen. Ganz im Gegenteil: Er trägt ein schlichtes, weißes T-Shirt und wirkt vollkommen entspannt, als sei es das Normalste der Welt, dass Leute wie wir hier hereinkommen. Sein Blick wandert kurz über mich, bleibt dabei aber respektvoll distanziert.

„Willkommen im Black Shadows“, sagt er ruhig und freundlich, als wäre das hier ein privater Wellness-Tempel und kein Ort, an dem ich meine Komfortzone verlassen muss. Chad strahlt ihn erwartungsvoll an. Ich hingegen nehme einen tiefen Atemzug und versuche, das nervöse Kribbeln in meinem Bauch unter Kontrolle zu bringen.

Während Chad unsere Namen nennt, schaue ich mich weiter um und drehe mich dabei leicht um meine eigene Achse.

„Ihr seid zum ersten Mal hier, richtig?“ Ich nicke zaghaft, während Chad ein enthusiastisches „Ja“ von sich gibt und immer wieder am Tresen vorbei zu der massiven Holzdoppeltür schielt, hinter der bereits ein rhythmischer Beat zu hören ist. Ein Beat, der ihn scheinbar lockt, aber für mich nur wie ein Warnruf in meinem Kopf widerhallt.

„Habt ihr die clubinternen Regeln gelesen? Gibt es noch Fragen?“ Der junge Mann sieht fragend zwischen uns hin und her.

„Nein, keine Fragen“, sagt Chad, wie aus der Pistole geschossen.

Mein ganzer Körper ist noch immer auf Flucht eingestellt, also schließe ich die Augen und atme tief durch. Du schaffst das!

„Gut. Wie ich sehe, haben wir eure ärztlichen Atteste bereits erhalten. Heute ist Couples Night, deshalb bekommt ihr farblich gleiche Armbänder, damit die Aufseher erkennen können, welche Gäste zusammengehören. Für den heutigen Abend gehört ihr zusammen – jedenfalls offiziell. Was ihr daraus macht, bleibt euch überlassen. Falls ihr etwas anderes ausprobieren möchtet, oder eine oder mehrere Personen hinzuziehen möchtet, besprecht das bitte mit einem der Aufseher im Club. Ihr erkennt sie am goldenen Armband. Die Nutzung der separaten Räume im hinteren Bereich ist für Nichtmitglieder nicht gestattet – ihr bleibt also im öffentlichen Bereich.“

Bitte was? Öffentlicher Bereich? Heißt das, dass … uns andere zusehen können?

Chad nickt zustimmend, während meine Kinnlade gerade den Boden berührt.

„Die Mitarbeiter klären euch gerne über die Nutzung der verschiedenen Geräte im Hauptraum auf. Wenn ihr unsicher seid, wie ihr euer Gegenüber ansprechen sollt, seid ihr mit ‚Master‘ oder ‚Mistress‘ sowie ‚Sir‘ oder ‚Ma’am‘ auf der sicheren Seite.“

Master? Sir? Auf der sicheren Seite? Oh, Gott!

„Die Getränke sind im Preis inbegriffen. Übermäßiger Alkoholkonsum ist jedoch untersagt. Daher schenken wir an der Bar keine hochprozentigen Shots aus. Der Barkeeper behält sich das Recht vor, zu entscheiden, wann jemand genug Alkohol konsumiert hat und auf alkoholfreie Getränke umsteigen sollte.“ Er macht zwei Schritte zur Seite und deutet nach links um die Ecke, hinter der sich ein breiter Gang erstreckt, der von unserer Position aus nicht komplett einsehbar ist. „Hier links den Gang entlang haben wir Toiletten, Umkleiden und Spinde, wo ihr eure Jacken und Taschen einschließen könnt.“ Während er weiterspricht, klickt er wie wild mit der Maus herum und wirkt, als hätte er diesen Vortrag schon tausend Mal heruntergerattert.

„Das clubinterne Safeword ist ‘Schwarz’ und gilt für alle, die sich im Black Shadows aufhalten. Ihr könnt aber auch ein eigenes Safeword für eure Sessions festlegen.“

Safeword … Davon habe ich im Internet gelesen. Mein Kopf fühlt sich benebelt an und seine Worte dringen nur langsam an mein Ohr. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob das hier eine gute Idee ist.

„Wenn ihr keine weiteren Fragen mehr habt, brauche ich hier eine Unterschrift von euch.“ Er reicht uns jeweils fünf Seiten voller Regeln, Belehrungen, Verzichts- und Zustimmungserklärungen, die Chad, ohne sie zu lesen, sofort unterzeichnet. Das kann er doch nicht machen! Wer ist so dumm und unterschreibt ein Dokument, das er nicht gelesen hat?

Kaum habe ich begonnen, die ersten Zeilen zu lesen, entweicht ihm ein schweres, schnaufendes Stöhnen.

„Echt jetzt?“, fragt er mich genervt. „Du willst das allen Ernstes lesen? Dann stehen wir morgen noch hier. Unterschreib einfach und gut ist’s.“

„Ich mach ganz schnell.“ Ungeduldig klopft er mit seinen Fingern auf den Tresen und mustert mich.

„Da steht nur das, was wir schon gehört haben. Du musst keine Wissenschaft daraus machen.“

Mein Blick schweift zu dem Mitarbeiter, dann wieder zurück zu Chad. Wahrscheinlich hat er recht. Ich kann mich ohnehin nicht konzentrieren und bezweifle, dass mehr als ein kleiner Bruchteil davon hängen bleiben würde. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, unterzeichne ich die Papiere und reiche sie dem netten Typen hinter dem Tresen.

„Danke. Hier sind eure Bänder.“

Wir nehmen ihm die grünen Armbänder ab und binden sie uns um. Es sind diese Papierbänder mit Klebestreifen, die es auch bei Konzerten gibt. Dann nickt er in Richtung der hölzernen Doppeltür.

„Dort drüben geht es in den Club. Viel Spaß!“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen, bevor er sich wieder seinem Computer zuwendet.

Chad eilt nach links den Gang voraus zu den Spinden, die sich entlang der rechten Seite befinden und so gar nicht in das Bild dieser Villa passen, obwohl sie aus schwarzem Edelstahl und Holz gefertigt sind. Auf der linken Seite, direkt gegenüber, befinden sich zwei Türen mit der Aufschrift ‚Toiletten und Umkleiden‘ sowie einem Symbol für Männer und Frauen. Beim Anblick meldet sich meine Blase, aber wenn ich Chad jetzt um eine Pipipause bitte, frisst er mich mit Haut und Haaren.

Während ich mich noch immer umsehe, wählt er einen der freien Spinde und verstaut seine Jacke. Ich tue es ihm gleich – wenn auch mit weniger Motivation – bevor wir wieder zurückgehen.

Als die Eingangstür aufgeht, schnellt mein Kopf reflexartig in diese Richtung und ich entdecke eine junge Frau, die mit einem breiten Lächeln den Raum betritt.

„Hey July, schön dich zu sehen“, begrüßt sie der junge Mann vom Empfang.

„Hey, Daniel. Na? Hat dich der Big Boss wieder zur Rezeptionistin auserkoren?“, fragt sie ihn mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, das ihre perfekten Zähne präsentiert.

„Scheint so. Grace ist dieses Wochenende auf der Hochzeit ihrer Tochter.“ Er zuckt unbekümmert mit den Schultern. „Und wenn er mich so nett fragt, kann ich ihm kaum einen Wunsch abschlagen.“

„Ach“, seufzt sie theatralisch. „Zu schade, dass Brandon nicht bi ist, stimmt’s?“

Wieder folgt ein Schulterzucken.„Auch andere Mütter haben schöne Söhne“, erwidert er und schmunzelt dabei auffallend verschmitzt. Jetzt sieht er gar nicht mehr so unschuldig aus. Moment mal! Verstehe ich das richtig? Ist unser hübscher, freundlicher Junge von nebenan etwa schwul?

„Wo du recht hast, hast du recht“, antwortet die braunhaarige Schönheit namens July und fängt an, sich ihren beigen Mantel auszuziehen. Ach, du Kacke! Das schwarze Outfit, das sich darunter verborgen hat, ist ziemlich … gewagt. Sie trägt einen BH und eine enge Hotpants aus Leder, die mit dünnen, silbernen Ketten locker verbunden sind – sonst nichts. Ihre braunen Haare sind zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden, was sie noch selbstbewusster und entschlossener wirken lässt. Sie hat eine wunderschöne Taille und ihr Gang ist elegant und grazil. Ihr Gesicht ist makellos und ihre braunen Augen strahlen eine Mischung aus Stärke und geheimnisvoller Anziehungskraft aus.

„Und du?“, fragt Daniel sie. „Bereit, die Doms auf die Palme zu bringen?“

„Aber sowas von!“, antwortet sie, streckt ihren Rücken durch, hebt ihr Kinn an und macht sich mit dem Mantel im Arm ebenfalls auf den Weg zu den Spinden. Daniel hingegen schüttelt nur den Kopf und kann sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Ich bin mir sicher, dass diese July es faustdick hinter den Ohren hat. Als sie an uns vorbeigeht, grinst sie mich an und grüßt mich mit einem zuckersüßen „Hey“, bevor sie ihre Sachen in einem der Spinde verstaut. Chad hingegen würdigt sie kaum eines Blickes. Er entspricht offensichtlich nicht ihrem Beuteschema.

Fasziniert von ihrer Energie sehe ich ihr nach und bemerke, dass die Innenseite ihres Spinds mit einem kleinen, runden Spiegel und zahlreichen Bildern dekoriert ist. Sie hat alle Hände voll zu tun, die herausfallenden Kleidungsstücke wieder hineinzustopfen, die ihr beim Öffnen entgegenkommen. Wie es aussieht, ist sie regelmäßig hier. Ihr Spind gleicht einem persönlichen Kleiderschrank.

Plötzlich packt mich Chad unsanft am Handgelenk, reißt mich aus meiner Starre und zerrt mich zur Tür, die in den Club führt.

„Komm endlich, oder willst du hier etwa Wurzeln schlagen?“

Genervt schüttelt er den Kopf und stößt schwungvoll die große Holztür auf. Sofort steigt mir der Duft von Sex und Leder in die Nase. Er mischt sich mit dem schweren, süßlichen Geruch von Parfüm und Schweiß, während der Bass wie ein zweiter Herzschlag in meinem Körper vibriert.

Ich bemerke erst, dass ich wie angewurzelt an der Schwelle stehen geblieben bin, als ich wieder ungeduldig von Chad am Handgelenk in den Club gezogen werde. Mit zögerlichen Schritten lasse ich mich von ihm mitschleifen, während sich meine Muskeln vor Anspannung verkrampfen. Mein ganzer Körper ist im Fluchtmodus.

Als die Tür hinter uns mit einem lauten Knall ins Schloss fällt, zucke ich heftig zusammen. Ich fühle mich plötzlich wie ein kleines Beutetier in der Falle, während ich mich immer tiefer und tiefer in die Höhle der Löwen begebe. Meine Augen huschen hektisch umher, als wäre ich unbewusst auf der Suche nach einem Fluchtweg, aber Chad ist unerbittlich und zieht mich immer weiter in den Raum. Die Atmosphäre hier fühlt sich schlagartig anders an – intensiver, fast schon greifbar. Der tiefe Bass lässt den Raum vibrieren und es fühlt sich so an, als hätte sich mein Herzschlag mittlerweile dem Rhythmus des Beats angepasst.

Der Club ist riesig und ich versuche trotz des gedämpften Lichts, all die Eindrücke um mich herum zu verarbeiten. Auf der linken Seite befindet sich eine Tanzfläche, auf der sich Gäste im Takt der pulsierenden Bässe bewegen. Bunte Lichter werfen Schatten auf die tanzenden Körper, während die Musik wie eine Welle durch den Raum schwappt.

In der Mitte des Clubs thront eine freistehende, ovale Bar, die anscheinend von allen Seiten zugänglich ist und mir die Sicht auf den hinteren Bereich teilweise versperrt. Der dunkle Bartresen und die Glasregale in der Mitte sind von indirektem Licht beleuchtet und werfen verzerrte Reflexionen auf die schwarz glänzende Thekenoberfläche.

Auf der rechten Seite befinden sich mehrere gemütliche Sitzloungen mit weinroten Sofas und schwarzen Couchtischen. Die Sitzgruppen sind von Paravents aus schwarzen Holzstämmen getrennt, die für ein wenig Privatsphäre sorgen und dem Bereich eine rustikal-elegante Atmosphäre verleihen.

Teilweise ziert roter Samt die Wände, welcher von schwarzen Wandlaternen zum Glänzen gebracht wird. Trotz der düsteren Atmosphäre wirkt die dunkle Einrichtung sehr hochwertig.

Mit jedem Schritt verschlingt mich der Raum ein bisschen mehr, als ob die Schatten lebendig wären und nur darauf warten, mich zu ergreifen.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht mit so vielen Menschen gerechnet. Einige lachen, trinken und unterhalten sich, andere stehen in Gruppen zusammen oder sind in Gespräche vertieft, als wäre das hier ein ganz normaler Club. Doch bei genauerem Hinsehen stören ein paar Details diese Illusion.

Neben den Männern in einer der Sitz-Lounges knien nackte Frauen mit gesenktem Kopf. Sie tragen lederne Fesseln und sind teilweise mit Ketten an Ösen am Boden befestigt. Niemand scheint sich an der Tatsache zu stören, dass die Frauen wie Tiere in schlechter Haltung behandelt werden.

„Komm mit!“ Chad zieht mich an der Hand immer weiter, während mich die ganzen Eindrücke um uns herum überfordern.

Die Kleidung der Gäste, die nicht nackt sind, reicht von extrem kurzen Kleidern, die kaum den Po bedecken, über Leder und Latex bis hin zu Business Outfits. Vor allem die Männer scheinen viel mehr Stoff zu tragen als die Frauen. In meinem knielangen Kleid fühle ich mich hier fehl am Platz, weil es verglichen mit den meisten Frauen hier noch immer viel zu viel von meiner Haut verdeckt.

Manche Besucher tragen Masken, manche ein Halsband, manche einfach gar nichts, außer Fesseln an ihren Gelenken. Das Paradoxe daran ist, dass die Stimmung, egal wohin man blickt, so entspannt wirkt, als wäre das hier eine gemütliche, angesagte Cocktailbar.

Während Chad mich weiter in Richtung Bar zerrt, kommt uns ein Pärchen entgegen. Der Mann ist schlicht in Hemd und Hose gekleidet, während die Frau vollkommen nackt ist. Sie trägt nur ein schwarzes Lederhalsband und wird von dem Mann wie ein Hund an einer Leine durch den Club geführt. Abartig! Sie muss ungefähr in unserem Alter sein – also Mitte zwanzig. Sie beachtet uns nicht und starrt wie von Sinnen an uns vorbei. Der Gesichtsausdruck ihres Partners ist so kühl und streng, dass ich bei seinem Blick kurz zusammenzucke. Die beiden gehen zielstrebig an uns vorbei und es ist ein bisschen wie bei einem Unfall: Ich weiß, dass es falsch ist zu starren, aber ich kann nicht anders, als mich umzudrehen und der blonden Frau nachzusehen. Ihr Körper ist schlank, ihre Kurven perfekt und ihre Haare wirken wild und ungezähmt. Würde ich so aussehen, hätte ich wahrscheinlich auch kein Problem damit, nackt herumzulaufen.

Als ich mich wieder umdrehe, sieht mich Chad mit leuchtenden Augen und einem schiefen Grinsen im Gesicht an, als würde er sich gerade vorstellen, mich auf dieselbe Weise durch diesen Raum zu führen.

Das kannst du dir abschminken, Freundchen!

Teil 1 - Kapitel 2

Erschöpft lehne ich mich in meinem Ledersessel zurück und spüre, wie das kühle Leder unter mir nachgibt. Ich lasse meine Schultern nach unten sacken und atme tief durch. Mein Blick fällt auf die unordentlichen Stapel Papier auf dem Schreibtisch vor mir. Die endlose To-do-Liste, die mich mit jedem weiteren Dokument zu erdrücken droht. Mit meinen Fingern fahre ich mir durch die Haare und reibe mir mein müdes Gesicht, als könnte ich die Anstrengung des Tages damit abschütteln.

Es war nie der Plan, dass ich mehr Zeit in meinem Büro verbringe als in meinem eigenen Club. Während unten Sessions gespielt werden, hocke ich hier oben und jongliere mit Zahlen. Ich fühle mich mehr wie eine Sekretärin als ein Clubbesitzer. Da tröstet es mich auch nur wenig, dass die Zahlen gut aussehen.

Klar, ich könnte jemanden einstellen, der mir die ganze administrative Arbeit abnimmt, aber das würde bedeuten, dass ich auch ein Stück Kontrolle abgeben müsste – nicht gerade meine Stärke.

Genervt lege ich die Papiere zur Seite, greife nach meinem Whisky und schwenke das Kristallglas, bevor ich einen Schluck nehme. Wenn ich jemandem erzähle, dass ich einen BDSM-Club betreibe, glauben die Leute immer, dass ich den ganzen Tag nichts anderes mache, als meinen Schwanz von einer Frau in die nächste zu stecken. Die Wahrheit ist, dass das nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte. Natürlich spiele ich hin und wieder, aber in Wirklichkeit habe ich denselben Alltagsstress wie jeder andere Geschäftsmann. Vielleicht sogar noch etwas mehr, da ich die Verantwortung für viele Menschen trage, die mir ihre Sicherheit anvertrauen. Somit bin ich für ihr körperliches und emotionales Wohl verantwortlich und es liegt in meinen Händen, dass sie ihre Erfahrungen in einem sicheren Umfeld machen können.

Dieser Lifestyle übt eine starke Anziehungskraft auf Menschen mit verletzlichen oder belasteten Seelen aus, was leider häufig Raum für Manipulation und Machtmissbrauch schafft. Mein Job ist es, unter anderem, brenzlige Situationen zu erkennen und zu verhindern, dass sie eskalieren. Ich sehe es als meine persönliche Aufgabe, die Subs in meinem Club zu beschützen.

Während ich hier oben bin, schauen meine Angestellten nach dem Rechten. Sowohl die Aufseher, der Türsteher als auch unser Barkeeper: Alle haben stets ein wachsames Auge auf unsere Gäste.

Da es wieder einmal an der Zeit ist, mich selbst davon zu überzeugen, dass alles reibungslos läuft, entscheide ich– wie jeden Abend –, ins Erdgeschoss zu gehen und mich mitten ins Geschehen zu stürzen.

~

Unten angekommen genieße ich die ausgelassene Stimmung und fühle augenblicklich, wie sich mein Körper entspannt. Der Club ist voller Leben. Musik, Stimmen und das sanfte Klirren von Gläsern mischen sich zu einer Symphonie aus Schreien und Stöhnen, die mir nur zu vertraut ist.

Ich schreite durch die Menge, begrüße die Angestellten und Stammkunden, und beobachte die Neulinge, die sich in der Experience Week unters Volk mischen dürfen. Im Schnitt veranstalte ich alle zwei Monate Events, in denen auch Nichtmitglieder meinen Club besuchen können. Das Ganze läuft rein über Mundpropaganda – keine Homepage, keine Flyer, keine Werbung – und sorgt immer wieder für frischen Wind. Für den Rest der Zeit ist der Club exklusiv den Mitgliedern vorbehalten und wir lassen keine Laufkundschaft ins Haus. So verhindere ich, dass ich den Überblick verliere.

Egal, ob die Tanzfläche, die Bar, die Chill-Out-Area oder die Bühne – wie jeden Samstag ist jeder Bereich gut besucht. Mir ist jedoch aufgefallen, dass in letzter Zeit auch unter der Woche abends mehr los war als üblich.

Viele kommen nach einem harten Arbeitstag hierher, um in eine Welt voller Hingabe und Kontrolle einzutauchen. Sie lassen den Alltag hinter sich und geben sich der besonderen Atmosphäre des Clubs hin – sei es als Top oder Bottom.

Nolan lässt sich gerade von Amelia auf einer der Sitzecken einen blasen, während er eine Zigarette raucht. Er ist einer der wenigen, die sich nicht an das Rauchverbot halten, aber da er irgendwie zur Familie gehört, kann ich ihn auch heute nicht rausschmeißen. Genervt verdrehe ich die Augen und gehe weiter. In den Clubregeln steht, dass man keine Session unterbrechen darf, es sei denn, es gibt einen triftigen Grund dafür. Eine harmlose Zigarette ist kein Grund, ihm den Spaß zu verderben. Obwohl ich ihn gut genug kenne, um zu wissen, dass er Amelia nur zum Druckabbau benutzt und das in seinen Augen keine richtige Session ist. Nolan steht auf Gören – Subs, die ihn herausfordern – und Amelia ist das genaue Gegenteil einer Göre. Sie ist die wohl unterwürfigste und gehorsamste Sub, die mir je untergekommen ist.

Im Allgemeinen ist es nicht leicht, eine passende Sub zu finden. Amelia ist eindeutig zu langweilig für meinen Geschmack. Für zwischendurch ist ihre folgsame Art vielleicht ganz nett, aber auf Dauer nervt es, wenn man das Gefühl hat, mit einem programmierten Roboter zu spielen. Bei extremen Gören ist das Problem, dass sie mich früher oder später mit ihrem Ungehorsam nerven, und da ich kein Sadist bin, finde ich keinen Gefallen daran, meine Sub jedes Mal aufs Neue bestrafen zu müssen. Daher fallen auch alle Masochistinnen weg, weil es mir ganz und gar keine Freude bereitet, Schmerz auszuteilen.

Im Prinzip ist es für einen Dom nicht anders als für jeden anderen Mann, die richtige Partnerin zu finden. Die richtige Sub muss das gewisse Etwas haben. Eine gewisse Anziehungskraft. Dieser Funken, der, einmal übergesprungen, nie wieder erlischt. Am Ende geht es darum, die Sub zu finden, bei der alles passt – ohne Kompromisse. Einfach echtes Feuer.

Bei meinem weiteren Rundgang gehe ich an der Bar entlang in Richtung Bühne. Master Vincent hat gerade alle Hände voll zu tun, die Getränke zu mixen. Obwohl ich direkt vor seiner Nase vorbeigehe, hat er mich nicht entdeckt und scheint vollkommen in seinem Element zu sein. Dann will ich ihn mal lieber nicht stören, bevor ich ihn noch aus dem Konzept bringe.

Auf der Bühne entdecke ich Master Ryan neben dem Andreaskreuz, der sich gerade auf eine Session vorbereitet. Das könnte interessant werden – vor allem für die Neulinge. Letzte Woche hatte er eine Session mit einem Violettstab gespielt und der Andrang der Zuschauer war so groß, dass die Stimmung im Raum förmlich elektrisierte – genau wie sein Stab und seine Sub. Als sadistischer Dom ist ihm die Aufmerksamkeit jedes Mal aufs Neue sicher. Wie ein Dirigent lenkt er die Energie des Raumes und jede Bewegung strahlt Autorität aus. Die Gäste beobachten ihn fasziniert – manche mit Ehrfurcht, andere mit neugieriger Erwartung. Seine Präsenz allein reicht aus, um die Atmosphäre aufzuladen und wenn er aktiv wird, verstummen die Gespräche in seiner Nähe. Er genießt es, mit Präzision und Kalkül zu agieren, während seine Subs angespannt auf seine Anweisungen warten. Ich bin schon gespannt, was er heute vor hat – und mit wem.

Aber da ist noch jemand, der meine Aufmerksamkeit erregt: Eine junge Frau in einem knielangen, schwarzen Cocktailkleid. Interessante Kleiderwahl für einen BDSM-Club. Wäre sie meine Sub, hätte sie es damit nicht bis in diesen Bereich geschafft, so viel steht fest.

Sie trägt ihre braunen, langen Haare offen, sodass sie sanft über ihre Schultern fallen und bei jeder Bewegung leicht mitschwingen. Die seidigen Strähnen umrahmen ihr Gesicht und verleihen ihr eine sinnliche Ausstrahlung, die im gedämpften Licht des Clubs noch stärker zur Geltung kommt. Ihre braunen Augen wirken unschuldig und in ihrem Blick liegt eine nervöse Anspannung. Dass sie hübsch ist und aufgrund ihres Outfits aus der Masse sticht, ist nicht der einzige Grund, warum sie gerade meine volle Aufmerksamkeit hat. Unsicher streicht sie sich mit zitternden Händen über die Oberarme und tritt unruhig von einem Fuß auf den anderen. Es scheint, als wüsste sie nicht so recht, wo sie hinsehen soll und vor allem, was sie von all dem halten soll. Ihr Blick flackert ruhelos durch den Raum und sie fühlt sich sichtlich unwohl. Ich wette, dass das ihr erster Abend in einem derartigen Club ist.

Die Frage ist nur: Ist sie freiwillig hier? Jedenfalls ist sie gerade nicht allein und ihr Dom zerrt sie am Arm in Richtung Bühne. Während ich sie weiter beobachte, fühle ich, wie etwas in mir aufsteigt – ein Drang, der mich lange nicht mehr gepackt hat. Vielleicht ist es die Sorge um sie, vielleicht ist es etwas anderes. Aber eines ist klar: Ich werde nicht wegsehen. Irgendwas an dieser Pärchendynamik gefällt mir nicht, weshalb ich sie weiter aus der Ferne beobachten werde. Sicher ist sicher.

Teil 1 - Kapitel 3

Fassungslos starre ich auf das große, schwarze Kreuz auf der Bühne, an dem metallene Ketten und Fesseln hängen. Noch ist es leer, doch angesichts der Menge an Menschen, die sich in diesen Bereich drängen, und des großen, furchteinflößenden Mannes, der gerade einige Utensilien vorbereitet, wird sich das wohl bald ändern.

Ich wünschte, ich hätte jetzt einen Drink in der Hand. Irgendetwas, was mich ablenkt, mich mutig macht und an dem ich mich festhalten kann. Klar habe ich mit etwas Ähnlichem gerechnet, aber jetzt, wo ich es tatsächlich sehe, werde ich von meinen eigenen Emotionen übermannt. Ich kann die Gedanken in meinem Kopf nicht sortieren und die Jurastudentin in mir bekommt gerade Schnappatmung. Freiheitsberaubung, Körperverletzung – die ganze Bandbreite und noch immer interessiert es niemanden. Noch dazu habe ich heute zum ersten Mal in meinem Leben ein Dokument unterzeichnet, das ich nicht zuvor durchgelesen habe. Das ist überhaupt nicht meine Art. So unvorsichtig bin ich normalerweise nicht. Trotzdem muss ich zugeben, dass dieser Club eine gewisse Faszination auf mich ausübt. Es ist, als würde man beim Übertreten der Türschwelle in eine andere Welt eintauchen. Eine Welt, die einen mit einer enormen Sogwirkung in den Bann zieht. Eine Welt, die bewusst mit Tabus spielt und in der Normen, Grenzen und Gesetze neu verhandelt werden.

Im Bereich der großen Bühne wird die Musik mehr und mehr von Stöhngeräuschen begleitet, und obwohl ich eigentlich wegsehen will, muss ich in eine der Sitzecken schauen, in der gerade eine Frau über die Sofalehne gebeugt von hinten genommen wird, während der Mann ihr in einem ungleichmäßigen Rhythmus immer wieder mit seiner flachen Hand auf den Arsch schlägt. Heilige Scheiße! Ihre Schreie verwandeln sich in kehliges Stöhnen und kurz darauf kommen beide laut keuchend zum Höhepunkt. Ich muss meine Beine zusammenpressen, weil sich ein Kribbeln in meiner Mitte ausbreitet, das in diesem Zusammenhang einfach nur unpassend ist. Jeder konnte den beiden zusehen. Jeder!

Laut § 183a StGB macht sich strafbar, wer öffentlich sexuelle Handlungen vornimmt und dadurch absichtlich oder wissentlich ein Ärgernis erregt. Auch wenn hier das Hausrecht gilt und wir eine Verzichtserklärung unterschrieben haben, werden dadurch die geltenden Gesetze des StGB nicht außer Kraft gesetzt.

Plötzlich fühle ich, wie jemand seine Finger in meinen Haaren vergräbt und mich grob packt.

„Jetzt zeig mal, was du drauf hast.“ Chad zieht mich zu sich und sieht mich mit einem psychopathischen Grinsen an. „Auf die Knie mit dir! Sofort!“Der tickt wohl nicht mehr richtig!

„Aua! Chad! Du tust mir weh, verdammt!“ Ich greife nach der Hand an meinem Kopf, aber der Arsch denkt nicht einmal daran, seinen Griff zu lockern. Stattdessen greift er noch fester zu und drückt seine zweite Hand auf meine Schulter, um mich nach unten zu zwingen.

„Und warum genau sollte mich das interessieren?“, raunt er mir ins Ohr. Er hat einen Wahnsinn in der Stimme, der mir vollkommen fremd ist. Ungläubig starre ich ihn an und hoffe insgeheim, dass das alles ein schlechter Scherz ist.

„Du gehörst mir, Lilly. Nur mir. Du hast eingewilligt, mit mir hierherzukommen, also machst du jetzt gefälligst, was ich dir sage.“

Er wirkt wütend und als mir klar wird, dass er ganz und gar nicht scherzt, steigen mir die Tränen in die Augen. Fassungslos schüttle ich den Kopf, aber das bringt ihn nur dazu, meinen Kopf an den Haaren in den Nacken zu ziehen.

„Bitte … Chad … Lass mich los“, flehe ich, aber in seinen Augen sehe ich nicht einmal einen Hauch von Mitleid. Er ist völlig durchgedreht und zieht meinen Kopf näher, bis seine Lippen an meinem Ohr ankommen.

„Wenn du nicht augenblicklich auf die Knie gehst, werde ich dich da drüben ans Kreuz schnallen und auspeitschen, bis dir Hören und Sehen vergeht!“ Er untermauert seine Worte mit einem weiteren kräftigen Ruck an meinen Haaren. Scheiße! Was zum Teufel muss man hier tun, um gehört zu werden?

Bei all den Schreien und Stöhnlauten um uns herum fällt es überhaupt nicht auf, dass ich hier gerade heulend auf die Knie sinke. Panik steigt in mir auf. Um uns herum gehen die Menschen weiter ihrem Vergnügen nach. Niemand bemerkt, dass ich hier gerade kurz vor einer Panikattacke stehe. Es wirkt, als wäre ich unsichtbar. Die Musik übertönt mein verzweifeltes Schluchzen und meine hilfesuchenden Blicke verpuffen in der Dunkelheit.

Während ich resigniert vor ihm knie, löst Chad seinen Griff. Mit verschränkten Armen schaut er mit einem selbstgefälligen Grinsen von oben auf mich herab. Mein einziger Gedanke ist, herauszufinden, wie ich hier schnellstmöglich wieder rauskomme. Dann lenkt ein Pärchen in der Nähe seine Aufmerksamkeit auf sich. Er starrt sie wie gebannt an und beachtet mich nicht mehr. Ohne zu zögern nutze ich diese Gelegenheit, springe auf und stürme los.

Leider erfolglos. Chad erwischt mich in letzter Sekunde an meinem Handgelenk und schleudert mich so heftig zurück, dass ich das Gleichgewicht verliere und gegen seine Brust pralle. Mit einer Hand zieht er meinen Kopf an den Haaren nach hinten, die andere wandert in Zeitlupe zu meiner Kehle. Ich versuche, ihn von mir wegzudrücken, aber er bewegt sich keinen Millimeter. Sein Griff in meinen Haaren wird stärker und erneut schleicht sich ein psychopathisches Lächeln auf sein Gesicht. Die Art, wie er mich ansieht, ist mir völlig fremd und in diesem Moment wird mir bewusst, dass er zu allem fähig ist.

„Reiz mich noch mehr, und ich schwöre dir, ich sorge dafür, dass du wochenlang nicht mehr sitzen kannst.“ Seine Stimme ist leise, dunkel und erinnert mich an einen knurrenden Hund. Für einen Moment flackert etwas in seinen Augen auf. Wut? Enttäuschung? Verachtung? Ich weiß es nicht, aber es ist etwas, das mich einschüchtert. Dieser Mann, der vor mir steht, ist nicht der Chad, den ich kenne. Ich weiß nicht, ob er in den letzten Monaten sein wahres Ich geschickt hinter einer Maske verborgen hat, oder ob ich einfach zu blind und naiv war, um die Wahrheit zu erkennen.

Meine Augen brennen und die Tränen fließen unaufhaltsam, während ich versuche, nicht in Panik zu geraten. Mein Herz rast und alles in mir schreit nach Flucht, doch mein Körper ist wie gelähmt.

„Chad, bitte … Ich will das nicht …“ Meine Stimme klingt so verzweifelt, wie ich mich gerade fühle. Niemand bemerkt meine Tränen und niemand hört mein verzweifeltes Flehen.

„Du wolltest doch unsere Beziehung retten, oder?“, zischt er. „Also tu, was ich dir sage.“ Seine Worte sind wie Gift, das langsam durch meine Adern kriecht. Und trotzdem schafft er es mit seinem vorwurfsvollen Ton, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme.

„Nein, ich …“ Der Blick, den er mir zuwirft, bringt mich zum Schweigen. Egal, was ich jetzt sage, es würde ihn nicht zufriedenstellen. Resigniert atme ich aus und schließe die Augen.

~

„Gibt es ein Problem?“ Die ruhige, aber autoritäre Stimme, die ich nicht zuordnen kann, lässt mich schlagartig wieder die Augen öffnen. Vor uns steht ein Mann Ende dreißig, mit schwarzem Haar und einem gepflegten Dreitagebart, der sein markantes Gesicht unterstreicht. Sein stattlicher Körperbau wird durch die perfekt sitzende schwarze Hose und das glänzende, schwarze Seidenhemd hervorgehoben.

Mit durchdringendem Blick fixiert er uns mit seinen dunkelbraunen Iriden. Obwohl er regungslos dasteht, strahlt er eine unmissverständliche Dominanz aus. Chad bewegt sich immer noch nicht und denkt nicht einmal daran, mich loszulassen.

„Nein“, erwidert er knapp, aber der Mann im schwarzen Hemd lässt diese Antwort zum Glück nicht gelten.

„Du kannst sie nicht zwingen, wenn sie nicht will“, erklärt er in einem noch immer ruhigen und angenehmen Tonfall. Goldenes Armband! Ein Aufseher!

Augenblicklich breitet sich Erleichterung in mir aus. Er wird mir doch helfen, oder?

„Sie will. Sie hat zugestimmt. Sie wollte hierherkommen.“ Chad beißt die Zähne zusammen und wird von Sekunde zu Sekunde wütender.

„Das mag schon sein, dass sie freiwillig hier ist.“Der Blick des Aufsehers schweift zu mir. Er strahlt so viel Ruhe aus, dass ich mich in seiner Gegenwart ein wenig sicherer fühle. Zumindest habe ich seine Aufmerksamkeit. Das ist gut, oder?

„Hast du dein Safeword verwendet, Kleines?“ Ich schüttle den Kopf. Wie war das Safeword nochmal? Mein Kopf ist leer und ich kann keinen klaren Gedanken fassen.

„Willst du weiterspielen?“, fragt er mich. Mein Kopfschütteln ist so überzeugend, dass er scharf einatmet und ich die Muskeln an seinem Kiefer sehen kann, so sehr spannt er ihn an.

„Das Safeword ist ‘Schwarz’. Verwende es, und alles stoppt. Hast du verstanden?“ Ich nicke schwach und versuche zu verstehen, was er mir damit sagen möchte.

„Schwarz“, flüstere ich und starre beschämt zu Boden.

„Gutes Mädchen.“ Seine lobenden Worte vertreiben zumindest einen Teil meiner Schuldgefühle. Ich wollte das mit Chad wirklich versuchen, aber zu welchem Preis?

„Und jetzt lass sie los!“, befiehlt er. Ich erschrecke, weil seine Stimme plötzlich ganz und gar nicht mehr ruhig und sanft klingt, sondern eher dunkel und böse.

„Aber sie wollte es!“, protestiert Chad, ohne seinen Griff zu lösen.

„Und jetzt will sie es nicht mehr“, knurrt der Mann ihn an und kommt einen bedrohlichen Schritt auf uns zu.

„Aber ich bin ihr Freund!“ Chad lässt nicht locker – weder von meinem Haar noch von seinen verzweifelten Versuchen, den Mann davon zu überzeugen, dass ich weitermachen will.

„Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass du das nach dieser Showeinlage noch bist.“ Sein Blick schweift wieder zu mir und ich sehe seine Mundwinkel zucken. Irgendwie hat sich meine Panik seit seiner Ankunft fast vollständig in Luft aufgelöst.

Nach einem kurzen Nicken in Richtung der Bühne, sehe ich, wie der furchteinflößende Typ von vorhin auf uns zukommt. Er teilt die tuschelnde Menschenmasse um sich herum wie Moses das Meer und schreitet hindurch. Er sieht aus wie eine Mischung aus Vin Diesel und Jason Statham und allein bei seinem Anblick gefriert mir das Blut in den Adern. Zielstrebig geht er durch den Raum wie ein Wolf auf der Jagd. Kraftvoll. Anmutig. Tödlich.

Oh ja, dieser Mann könnte einen Menschen wahrscheinlich mit Daumen und Zeigefinger umbringen, wenn er wollte.

„Master Ryan“, spricht ihn der Aufseher im schwarzen Hemd an. „Würdest du unseren Gast bitte zur Tür begleiten? Er ist fertig für heute.“ Seine Stimme ist wieder ruhig, wenn auch nicht weniger bedrohlich.

Der glatzköpfige Typ – Master Ryan – knurrt nur kurz und packt Chad am Oberarm, sodass er mich sofort loslässt. Endlich! Ich reibe mir die malträtierte Stelle an meinem Kopf und richte meine Haare. In diesem Moment fällt mir noch etwas auf: Noch ein goldenes Armband. Ryan gehört anscheinend auch zu den Aufsehern. Diese Tatsache bringt mein Herz dazu, erneut einen Gang runter zu schalten. Anscheinend ist man hier seinem Schicksal doch nicht so ausgeliefert, wie ich es anfangs vermutet habe.

„Hey! Was soll das? Ich habe Eintritt bezahlt. Ich gehe nirgendwo hin!“, protestiert Chad. Doch offensichtlich schüchtert Ryan ihn so sehr ein, dass jede Gegenwehr im Sande verläuft. Es hatte ohnehin denselben Effekt, als würde ein Kleinkind auf einen Elefanten einschlagen. Ein letztes Mal funkelt er mich wütend an, bevor er gemeinsam mit Ryan in der Menge verschwindet.

Teil 1 - Kapitel 4

„Wie heißt du?“ Erschrocken zuckt sie bei meinen Worten zusammen und reibt sich wieder nervös über ihre Oberarme – eine Art Übersprungshandlung.

„Ähm … Lilly.“ Ein unschuldiger Name für ein unschuldiges Mädchen. Gefällt mir.

„Freut mich. Ich bin Brandon.“ Ich reiche ihr die Hand, die sie nur zögernd entgegennimmt. In meiner Hand wirken ihre zarten Finger so zerbrechlich wie Glas.

„Ist alles okay mit dir, Lilly?“, erkundige ich mich, während ich sie mustere. Ihre mahagonibraunen Haare sind noch immer zerzaust und ihr Atem geht überdurchschnittlich schnell. Doch es sind ihre Augen, die mich am meisten alarmieren – weit geöffnet und ruhelos, als würden sie nach einem Ausweg suchen. Ihre Pupillen sind erweitert und ein nervöses Flackern liegt in ihrem Blick, der durch den Raum schnellt, ohne sich auf ein Ziel zu fokussieren.

Blanke Wut steigt in mir auf und ich spüre, wie sich meine Hände automatisch zu Fäusten ballen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was dieser Kerl mit ihr gemacht hätte, wenn sie nicht in der Öffentlichkeit gewesen wären. Ihre Gesichtszüge sind angespannt, feine Linien graben sich in die Stirn ihres besorgten Gesichts und ihre Lippen beben kaum merklich. Doch dann atmet sie tief durch, schließt kurz die Augen, als würde sie so die herannahenden Tränen unterdrücken wollen, und gelangt ihre Fassung zurück. Sie ist verletzlich, aber stark. Und trotz ihres Zustands wunderschön.

„Ja, ähm, danke“, erwidert sie. „Ich habe nur gerade überlegt, wie ich heute nach Hause komme. Ich werde mir ein Taxi rufen.“ Während sie spricht, ist sie zu nervös, um den Blickkontakt zu halten. Noch immer sieht sie sich um, als würde sie ihre Flucht vor dem Teufel planen. Aber der Teufel wurde schon von Master Ryan unfreiwillig nach draußen begleitet.

„Zu schade.“ Bei meinen Worten schnellt ihr Blick zu mir. Unsicher sieht sie mich mit ihren braunen Rehaugen an. „Ich habe gehofft, wir könnten uns noch ein bisschen unterhalten.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Allerdings weiß ich, dass ich sie mit dieser negativen Erfahrung nicht einfach gehen lassen kann. Sie hat bestimmt Fragen und ich bin bereit, ihr diese zu beantworten.

„Ich … ähm … denke ich sollte jetzt wirklich nach Hause fahren.“ Wenn sie so weitermacht, werden ihre Oberarme bald ganz wund sein. Ich greife nach ihrer Hand und unterbinde so ihre Bewegungen. Meine Berührung ist sanft, trotzdem zuckt sie zusammen, als hätte ich sie geschlagen.

„Eigentlich möchte ich dich in deinem jetzigen Zustand lieber nicht gehen lassen. Ich bin mir sicher, du kannst mir noch ein paar Minuten deiner wertvollen Zeit schenken. Denkst du nicht auch?“ Bevor sie etwas erwidern kann, platziere ich meine Hand an ihrem unteren Rücken und geleite sie in Richtung der Chill-Out-Area. Nicht grob, aber bestimmt. Mir entgeht dabei nicht, wie angespannt sie ist. Trotzdem lässt sie sich von mir führen.

Ich suche uns ein ruhiges Plätzchen, das so weit wie möglich von all den Sessions um uns herum entfernt ist, weil ich mich tatsächlich nur mit ihr unterhalten möchte. Mit meiner freien Hand deute ich ihr an, Platz zu nehmen.

„Willst du etwas trinken?“ Ein Drink könnte ihr jetzt bestimmt nicht schaden und wenn sie etwas in der Hand hat, lässt sie hoffentlich auch ihre Oberarme in Ruhe. Sie nickt und sieht nach meiner Frage ein wenig erleichtert aus.

„Rum-Cola. Bitte.“ Nachdem sie Platz genommen hat, überschlägt sie die Beine, lehnt sich nach vorn und platziert ihre Unterarme auf ihrem Knie, bevor sie entscheidet, sich doch wieder zurückzulehnen und ihre Beine andersrum zu überschlagen. ‘Entspannt’ sieht eindeutig anders aus, aber ich werde dafür sorgen, dass sie bald auf andere Gedanken kommt.

Mein Blick schweift durch die Menge auf der Suche nach einer Sub, die uns Getränke bringen könnte. Es hat sich in der Vergangenheit bewährt, die Subs gelegentlich als Kellnerinnen einzusetzen. Nicht, weil ich zu geizig bin, Personal einzustellen, sondern weil sie so die Möglichkeit haben, die Doms kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen – und umgekehrt.

„Emma!“, rufe ich, als ich eine unserer Stammsubs entdecke. Mit ihrem roten Pixie-Cut ist sie aber auch kaum zu übersehen. Sofort kommt sie zu uns rüber und mir fällt auf, wie sie unseren Neuling neugierig begutachtet.

„Master Brandon“, sagt sie höflich und wartet geduldig auf meine Anweisung.

„Sei bitte so nett und bring Lilly eine Rum-Cola. Für mich bitte einen Gin-Tonic.“

„Ja, Sir.“ Zielstrebig dreht sie sich um und marschiert zur Bar. Ihr Körper ist so klein und zierlich, dass sie wie eine Elfe wirkt.

„Also, Lilly“, sage ich, nachdem ich mich seitlich neben sie gesetzt und einen Arm auf der Sofalehne abgelegt habe. „Erzähl mir etwas über dich. Was machst du beruflich?“ Die meisten Menschen entspannen sich, wenn sie etwas über sich erzählen können. Sie sieht mich auf meine Frage hin perplex an, antwortet aber.

„Ich bin Jurastudentin. Letztes Jahr.“ Das erklärt einiges. Sie ist klug. Anständig. Hat stets das Gesetz im Hinterkopf.

„Ah ja. Jetzt verstehe ich, warum dein Verstand so hart gegen deinen Körper ankämpft. Aber du darfst nie vergessen, dass hier alles einvernehmlich passiert. Wenn das einmal nicht der Fall ist, kümmern wir uns darum, wie du gesehen hast.“ Sie nickt und beißt unruhig auf ihrer Unterlippe herum. „Hast du Angst?“

„Nein, ich bin nur …“ Mit jedem ihrer Worte wird ihre Stimme leiser und wieder weicht sie meinem Blick aus.

„Nervös?“, helfe ich ihr auf die Sprünge. Sie nickt. „Ich will nur mit dir reden, das ist alles. Ich kann nicht zulassen, dass du mit dieser negativen Erfahrung aus meinem Club gehst – das wäre nicht richtig.“

„Okay …“, murmelt sie, mehr zu sich selbst als zu mir.

„Sehr schön. Also, Lilly …“ Ich greife nach ihrem Handgelenk und reiße ihr das grüne Armband ab. Ich denke nicht, dass sie es heute noch braucht. „War dein Freund immer schon so ein kolossales Arschloch, oder war das heute eine Premiere?“ Schockiert sieht sie mich an, dann beißt sie die Zähne aufeinander und schüttelt den Kopf. In diesem Moment ist sie wieder so angespannt wie vorhin.

„Nein, so wie heute war er noch nie. Ich wusste, dass er kein Unschuldslamm ist, vor allem, wenn er etwas getrunken hat, aber bis heute wurde er noch nie handgreiflich. Der Club …“ Sie bricht abrupt ab und fängt an, unruhig mit ihrem Bein zu wippen.

„Du denkst, der Club hat ihn zu einem Monster gemacht?“ Sie nickt zaghaft und zuckt gleichzeitig mit den Schultern. „Oh Kleines, ich kann dir versprechen, dass er schon immer ein Monster war. Er hat den Club nur als Ausrede für sein Handeln benutzt, aber du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich so ein Verhalten hier niemals dulden werde.“ Ich kann die Zahnräder in ihrem Gehirn regelrecht rattern hören. Ihr Kopf läuft auf Hochtouren. Es würde mich interessieren, was notwendig ist, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Wenn du dich diesem Lifestyle anschließt, musst du sehr vorsichtig sein, an wen du deine Kontrolle abgibst. Das ist auch der Grund, warum Anfänger und Nichtmitglieder nur im öffentlichen Bereich spielen dürfen. So haben die Aufseher immer die Möglichkeit, eingreifen zu können, wenn etwas außer Kontrolle gerät. Diese Szene zieht unweigerlich gebrochene Persönlichkeiten an. Genauso wie Perverslinge und Kontrollfreaks. Das Wichtigste ist immer ein offener Austausch zwischen den Spielpartnern. Wenn du deinem Dom vertrauen kannst, dass er weiß, was du willst und was du aushältst, dann wird es nicht nötig sein, dein Safeword zu verwenden.“

„Schwarz“, flüstert sie geistesabwesend.

„Richtig. Sehr gut. Das ist alles, was es braucht, um abzubrechen.“ Sie nickt und schaut ins Nirwana. Kurz darauf kommt Emma mit unseren Getränken, die sie elegant auf dem Tisch vor uns platziert.

„Danke, Sub“, sage ich anerkennend und reiche Lilly das Glas. „Zum Wohle.“

„Prost“, erwidert sie, bevor sie mit mir anstößt und fast das ganze Glas in einem Zug leert. Ich muss mich bemühen, das in mir aufkommende Grinsen zu unterdrücken.

„Normalerweise dürfen Subs nur reden, wenn sie angesprochen werden oder um Erlaubnis gefragt haben. In deinem Fall mache ich eine Ausnahme, weil ich will, dass du Fragen stellst.“ Sie sieht mich verärgert an.

„Ich bin keine Sub!“Ah ja, dachte ich es mir schon. Noch immer sieht sie mich schockiert an, was meine Mundwinkel zum Zucken bringt.

„Die richtige Reaktion wäre jetzt ein ‘Danke, Sir’ gewesen. Und seinen Dom so wütend anzufunkeln, könnte dich in große Schwierigkeiten bringen. Heute Abend werde ich allerdings noch einmal ein Auge zudrücken.“Oder zwei. Ein Spanking wäre nach ihrer heutigen Erfahrung und in Verbindung mit ihrer verkopften Art kontraproduktiv. Ihr Gesichtsausdruck entspannt sich allmählich wieder und sie nimmt erneut einen Schluck. „Also, warum bist du heute hierher gekommen?“, frage ich sie, damit wir wieder ins Gespräch kommen.

„Chad wollte es. Also mein Freund. Oder Ex. Wie auch immer …“ Obwohl sie beschwichtigend mit den Schultern zuckt und versucht, lässig zu wirken, erkenne ich die Enttäuschung in ihren Augen. „Er hat gemeint, er zieht nur mit mir zusammen, wenn ich mich darauf einlasse. Ansonsten wollte er sich trennen. Er meinte, ihm fehlt das ‘gewisse Etwas’ in unserer Beziehung, beziehungsweise beim …“

„Sex?“, vervollständige ich ihren Satz. Sie nickt und sieht beschämt zu Boden. Der Kerl ist ja einer von der ganz sympathischen Sorte. Wäre er nicht schon über alle Berge, würde ich ihn gerne noch Bekanntschaft mit meinem rechten Haken machen lassen. „Und was hältst du von all dem?“ Sie sieht sich noch einmal im Raum um, mustert die Leute, blickt kurz zur Bühne, die wir sitzend nur teilweise einsehen können, und zuckt dann mit den Schultern.

„Ich denke nicht, dass das etwas für mich ist. Ich will niemanden verurteilen. Jeder sollte tun und lassen, was er möchte, solange niemand dabei zu Schaden kommt, aber das hier …“ Sie deutet zur Bühne, wo Master Ryan mittlerweile eine Session abhält und seine Sub mit dem Rohrstock bearbeitet. „Das ist irgendwie …“

„Irgendwie?“, hake ich nach, damit sie weiterspricht, aber sie will nicht so recht antworten. „Lilly, um jemanden richtig einschätzen zu können, ist es essenziell zu wissen, was in deinem Gegenüber vorgeht. Kommunikation ist das Wichtigste in einer Dom/Sub-Beziehung.“

„Ich bin keine Sub!“, faucht sie mich an. Wieder drücke ich ein Auge zu – heute. „Und es ist krank, okay? Ich bin Jurastudentin und habe die letzten Jahre viel über das Gesetz gelernt. Sie wollen wissen, was ich von all dem halte? Schön!“ Sie deutet auf eine Frau, die gerade in der Chill-Out-Area ihrem Dom einen Blowjob gibt. „§ 183a StGB Erregung öffentlichen Ärgernisses.“ Dann deutet sie auf eine Sitzecke, wo Subs mit einer Kette am Boden gefesselt sind. „§ 239 StGB Freiheitsberaubung.“ Danach deutet sie zur Bühne. „§ 223 StGB Körperverletzung.“

Ich muss schmunzeln. Irgendwie amüsiert mich diese Frau. Wer hätte gedacht, wie viel Feuer in dieser scheinbar gehemmten Sub steckt? Interessant! Äußerst interessant. Vielleicht habe ich sie doch falsch eingeschätzt. Wieder funkelt sie mich wütend an. Ehrlich gesagt rechne ich jederzeit damit, dass sie mir den Rest ihres Getränks ins Gesicht schüttet. Ob ich dann noch ein Auge zudrücken könnte, weiß ich nicht.

„Was ist daran so lustig?“, blafft sie mich an. Okay, genug ist genug!

„Jetzt pass mal auf, Süße. Ich war bis jetzt sehr geduldig mit dir, aber wenn du dich nicht zügelst und ein bisschen Respekt zeigst, kann ich ziemlich ungemütlich werden.“ Sie will ihren Blick abwenden, aber das werde ich nicht zulassen. „Sieh mich an!“Schon besser.„Es gibt gewisse Regeln in diesem Club. Regeln, die du unterschrieben hast, sonst wärst du jetzt nicht hier. Und wer diese Regeln bricht, muss mit den Konsequenzen rechnen. Eine dieser Regeln besagt, dass eine Sub jedem Dom und jeder Domina stets respektvoll gegenübertreten muss und ihn oder sie mit ‚Master‘ oder ‚Sir‘, beziehungsweise mit‚Mistress‘ oder ‚Ma’am’ ansprechen soll. Ansonsten wäre die Konsequenz mindestens eine Bestrafung in Form eines Spankings.“ Sie sieht mich entsetzt an und obwohl sie anfangs leicht eingeschüchtert wirkte, sehe ich sofort wieder dieses Feuer hinter ihren Augen auflodern. Wie es aussieht, bereitet sie sich gerade mental darauf vor, zurückzuschlagen.

„Ich bin keine …“, beginnt sie, und ich kann es wirklich nicht mehr hören.

„Keine Sub, jaja, schon verstanden“, unterbreche ich sie genervt. Ihre Augen flackern zwischen Neugier und Abwehr, als würde sie versuchen, ihre eigenen Gedanken zu ordnen. Ich kann sehen, dass sie gleichzeitig fasziniert und wütend ist – und genau das bringt mich dazu, noch mehr herausfinden zu wollen. „Lass uns einen Spaziergang machen.“ Ich stehe auf, reiche ihr meine Hand und fordere sie auf, sich ebenfalls zu erheben. Sie zögert. Natürlich! Aber ihre Angriffslust ist dann doch nicht so stark wie erwartet.

„Ich denke, Sie verschwenden ihre wertvolle Zeit.“War ja klar.

„Du kannst mich duzen“, biete ich ihr an. Vielleicht fühlt sie sich dann ein bisschen wohler.

„Schön. Ich denke, du verschwendest deine Zeit“, sagt sie bockig und bringt mich mit ihrer sturen Art wieder zum Schmunzeln.

„Das werden wir ja sehen.“ Ich greife nach ihrer Hand – nicht fest, sondern nur so entschlossen, dass sie weiß, dass ich nicht lockerlassen werde – und ziehe sie hoch. „Hoch mit dir, mein kleiner Dickkopf.“ Ihre Augen blitzen aufgebracht, doch sie sagt kein Wort. Kurz darauf steht sie auf, wenn auch ein bisschen widerwillig, aber das ist für den Anfang okay. Meine Aufgabe ist es jetzt, ihr Interesse zu wecken und ihre negativen Gefühle gegenüber unserem Lebensstil aufzulösen. Die Tatsache, dass sich diese Herausforderung beflügelnd anfühlt, gefällt mir. Ich mag Herausforderungen.

Teil 1 - Kapitel 5

Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist, dass ich mich von diesem fremden Mann in den hinteren Teil des Clubs führen lasse. Irgendwie scheint er vertrauenserweckend zu sein – sofern das hier überhaupt möglich ist. Aber meine Alarmglocken läuten so laut, dass sie das laute Stöhnen und die Hiebe des Stocks auf der Bühne übertönen. Alles in mir schreit: Lauf! Lauf so schnell du kannst!

Als die Frau auf der Bühne einen schmerzerfüllten Schrei von sich gibt, bleibe ich abrupt stehen. Das alles ist einfach so falsch. Plötzlich dreht sich Brandon zu mir und mustert mich.

„Die beiden kennen sich schon lange, Lilly. Ryan weiß, wie weit er gehen kann. Jessica ist eine Masochistin und soweit ich das beurteilen kann, hat sie ihre Grenzen noch lange nicht erreicht. Und du darfst nie vergessen: Sie könnte jederzeit abbrechen, aber das will sie nicht und das wird sie nicht.“

Wer bitteschön will denn geschlagen werden? Wie verkorkst muss man sein, sich auf der Bühne nackt demütigen und schlagen zu lassen?

Brandon kommt einen Schritt näher und flüstert mir ins Ohr: „Ryan bringt sie jedes Mal dazu, schreiend zum Höhepunkt zu kommen. Ich wette, sie ist mittlerweile so feucht zwischen ihren Beinen, dass sie sich danach sehnt, endlich hart von ihm genommen zu werden.“ Seine Worte lösen eine Gänsehaut auf meinem kompletten Körper aus. Ich führe diese verräterische Reaktion meines Körpers auf seinen Atem zurück, der die empfindliche Haut unter meinem Ohr gestreift hat. Dieser Club ist einfach nur gruselig. Und der Arsch grinst auch noch blöd!

„Komm Kleine, weiter geht’s.“ Während wir an der Bühne entlang gehen, nehme ich die Frau noch einmal genauer unter die Lupe. Vollkommen nackt ist sie mit weit gespreizten Beinen an einem freistehenden, hölzernen Andreaskreuz fixiert. Die Fesseln an ihren Handgelenken und Knöcheln schränken ihre Bewegungen stark ein. Bei jedem Schlag zuckt ihr ganzer Körper und ihre Muskeln spannen sich reflexartig an. Sie hat Tränen in den Augen und ich bin kurz davor, auf die Bühne zu stürmen und sie zu befreien. Am liebsten würde ich diesem Ryan eins mit seinem eigenen Stock überziehen. Welche Art von Frau würde einem Mann freiwillig so viel Macht geben?

Das Paradoxe ist allerdings, dass diese Frau nur Augen für ihren Dom hat. Sie sieht aus, als würde sie ihn wortlos anbeten und um mehr betteln. Kopfschüttelnd wende ich mich ab. Schräge Welt.

Brandon führt mich an der Bühne vorbei und wir passieren eine schwarze Tür mit der Aufschrift ‘Nur für Mitglieder’, die mir vorhin gar nicht aufgefallen ist.

„Hier hinten haben wir diverse Spielzimmer“, erklärt er und ich höre ein bisschen Stolz in seiner Stimme mitschwingen. Er hat es vorhin ‚seinen Club‘ genannt, also gehe ich davon aus, dass er der Besitzer ist. Da ergibt es Sinn, dass er über dieses Etablissement spricht, als wäre es sein größter Schatz.

„Ist das hier dein Club?“ Es würde mich nicht überraschen, wenn es so wäre.

„Allerdings“, bestätigt er meine Vermutung mit einem breiten Lächeln.

Wir betreten einen langen, breiten Flur, der sofort eine düstere und intensive Atmosphäre ausstrahlt. Der Boden ist aus dunklem, glänzendem Stein und wird von seitlich eingelassenen Bodenspots beleuchtet, die ein indirektes Licht an die Wände werfen. Die Lichtstreifen lassen den tiefroten Samt der unteren Wandhälfte warm schimmern, während die Textur des Stoffes einen Hauch von Intimität und Luxus verbreitet. Darüber zieht sich schwarze Tapete, deren Muster im diffusen Licht glänzt und die Wände wie endlose Schatten erscheinen lassen. Ein subtiler Duft von Leder liegt in der Luft und verstärkt die sinnliche, erotische Spannung, die den Gang durchflutet. Jeder seiner Schritte hallt leise wider und verstärkt die beinahe hypnotische Stimmung. Vom Flur aus gehen zu beiden Seiten mehrere Räume ab und als ich bemerke, dass man durch große Fenster in den Wänden in jedes Zimmer hineinsehen kann, stockt mir der Atem. Die schwarzen Holztüren, die zu den Zimmern führen, bestehen aus einem eleganten Gitterdesign, das dafür sorgt, dass man alles hören kann, was sich dahinter abspielt.

Der Raum, in den ich gerade wie benommen starre, sieht aus wie ein normales Büro. Dunkle Holzmöbel, Computer, Ledersessel, Zimmerpflanzen und Diplome an den Wänden. Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zu uns auf dem Schreibtisch, hat die Knie angezogen und die Fersen links und rechts von sich auf dem Tisch abgestellt. Ihre Beine sind weit gespreizt und auf dem schwarzen Bürostuhl vor ihr sitzt ein blonder Mann im Anzug und betrachtet sie. Scheiße, ich wette er sieht ihr gerade von unten bis in den Magen, so wie er sie mustert. Jetzt hält er ihren Blick gefangen und macht irgendetwas, das ich nicht sehen kann, aber hinsichtlich ihrer Reaktion dürfte es ziemlich angenehm sein. Sie stöhnt laut auf und wirft den Kopf in den Nacken. Ihre schwarzen Haare reichen jetzt bis zur Schreibtischplatte und wie es scheint, kann sie sich nur mit Mühe in dieser Position halten.

Der Mann schmunzelt zufrieden und entlockt ihr ein Stöhnen nach dem anderen. Ich würde zu gern wissen, was er da mit ihr macht. In dem Moment, in dem er kurz zu mir sieht und mich mit seinen blauen Augen fixiert, fühle ich mich ertappt und wende mich schlagartig ab.

Das war … krass.

„Gefällt dir, was du siehst?“ Bei Brandons Stimme zucke ich erschrocken zusammen. Ich habe ihn komplett ausgeblendet, aber jetzt, wo ich ihn wieder wahrnehme und sehe, wie er mich amüsiert angrinst, gehe ich automatisch wieder in meine Abwehrhaltung.

„Schöne Einrichtung. Sieht hochwertig aus. Wobei ich ja eher auf Eiche stehe. Dieses dunkle Holz ist nicht mein Stil.“ Er lacht auf und schüttelt den Kopf. Damit er nicht sehen kann, dass ich ebenfalls grinse, gehe ich voraus zum nächsten Raum.

„Ach, du Kacke!“, platzt es aus mir heraus. „Ist das ein …“

„Ein gynäkologischer Untersuchungsstuhl? Jap!“ Obwohl ich ihn gerade nicht sehen kann, weil er hinter mir steht und ich noch immer in diesen Raum starre, kann ich hören, dass er grinst. „Es war mir wichtig, dass die Räume so detailgetreu wie möglich sind. Die Instrumente auf dem Rollwagen da drüben, das Waschbecken, die Einweghandschuhe, alles soll so wirken, als wäre das ein echtes Behandlungszimmer“, fährt er fort. „Normalerweise ist es immer sehr gut besucht. Es wundert mich, dass es frei ist. Hättest du Lust, den Stuhl auszuprobieren?“

„Was?!“ Mein Kopf schnellt so ruckartig zu ihm, dass mein Körper kaum mitkommt und ich ins Schwanken gerate. „Natürlich nicht!“, stelle ich unmissverständlich klar.

„Okay … Wenn du meinst.“ Plötzlich hören wir beide das erregte Stöhnen einer Frau und unser Blick wandert zur nächsten Tür. „Komm mit“, sagt er und kurz darauf fühle ich seine starke, warme Hand in meinen Rücken. Ich bin noch nicht sicher, was ich von all dem, was ich hier sehe, halten soll.