The Black Shadows Club - Brandon & Lilly - Nicole Rott - E-Book
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The Black Shadows Club - Brandon & Lilly E-Book

Nicole Rott

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Beschreibung

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen? Lilly Nachdem ich in meiner Verzweiflung meinem Freund versprochen habe, alles zu tun, um unsere Beziehung zu retten, schleppt er mich in einen BDSM-Club. Doch der Abend verläuft völlig anders als erwartet und endet in einem heftigen Streit. Fest entschlossen, den Club so schnell wie möglich zu verlassen, hält mich einer der Angestellten auf. Er will mich zum Bleiben bewegen, aber kann ich ihm wirklich vertrauen? Brandon Nach einem anstrengenden Tag im Büro beschließe ich, nach unten zu gehen und einen Blick auf das Geschehen zu werfen. In der ‘Experience Week’ tauchen immer wieder neue Gesichter auf und eines dieser neuen Gesichter fasziniert mich ganz besonders. Als ich mitbekomme, wie sie vor meinen Augen eine Auseinandersetzung mit ihrem Freund hat, komme ich ihr als Ritter in schwarzer Rüstung zur Rettung. Jetzt muss ich sie nur noch dazu überreden, zu bleiben. ************************ Achtung: Kein Dark Romance, sondern ein Liebesroman. ************************

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Nicole Rott

The

Black Shadows

Club

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen?

BDSM - Roman

Brandon & Lilly - Teil 1

COPYRIGHT © 2025 by Nicole Rott

Originalausgabe 02/2025

Coverdesign und Umschlaggestaltung

Florin Sayer-Gabor - www.100covers4you.com

Unter Verwendung von Grafiken von Adobe Stock: Brilliant Eye

Lektorat

Sabrina Reck – Lektorat Nachtwind

Korrektorat

Michael Rott

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung von Nicole Rott.

Vorwort

Liebe Leser,

vielen Dank, dass ihr euch entschieden habt, den Black Shadows Club zu besuchen.

Dieses Buch erzählt eine Geschichte, die weit über die bloße körperliche Anziehung hinausgeht. Es ist eine Erkundung von Grenzen, von Vertrauen und von der intensiven Dynamik, die entsteht, wenn zwei Menschen bereit sind, sich vollständig aufeinander einzulassen. Es geht um Hingabe, Kommunikation und die Kunst, sich fallen zu lassen und gleichzeitig gehalten zu werden.

Die Welt des BDSM wird hier nicht nur als ein Spiel der Lust dargestellt, sondern auch als Bühne für facettenreiche Emotionen. Obwohl es sich um den ersten Teil eines Liebesromans handelt, könnten Themen wie häusliche oder sexuelle Gewalt und die Verwendung expliziter Sprache potenziell triggern.

Bitte denkt daran: Diese Geschichte und ihre Protagonisten sind frei erfunden. Der Weg zum perfekten Partner ist nicht immer so einfach, wie es in einem Roman erscheint. Deshalb bitte ich euch, auf euch zu achten und auf euer Bauchgefühl zu hören. Besprecht eure Grenzen und besteht auf ein Safeword.

Safety first!

Habt ihr euer Safeword gewählt? Dann wünsche ich euch viel Spaß im Black Shadows Club.

Eure,

Nicole

Das ist für alle, die es wagen, ihre Komfortzone zu verlassen und mutig genug sind, alte Ketten zu sprengen, um in eine neue Welt abzutauchen.

Bist du bereit, dich (ent)fesseln zu lassen?

Kapitel 1

„Komm schon, Lilly, das wird geil!“ Chad sieht mich vom Fahrersitz aus an, während ich noch immer das Gebäude gegenüber von uns anstarre. Es sieht überhaupt nicht nach einem BDSM-Club aus. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, aber bestimmt nicht dieses beeindruckende Anwesen. Wahrscheinlich habe ich mit schummrigem Rotlicht und halbnackten Frauen in Schaufenstern gerechnet, doch was sich uns vom Parkplatz aus zeigt, ist eine beeindruckende, zweistöckige Villa. Sie thront auf einem sanften Hügel, umgeben von üppigem Grün. Schon aus der Ferne zieht die klare, symmetrische Architektur die Blicke auf sich – schnörkellos, elegant und mit perfekt abgestimmten Proportionen.

Der Haupteingang wird von einem Portikus mit zwei Säulen geprägt, die einen imposanten Balkon tragen. Die Säulen ruhen auf einer erhöhten Plattform, die über breite Steinstufen erreichbar ist. Die Treppe wird von niedrigen, kunstvoll gemauerten Steinmauern flankiert und führt zu einer Doppeltür aus Glas, deren Rahmen in dunklem Holz gehalten ist.

Mit ihrer Symmetrie und den Säulen erinnert sie mich an die Villa Rotonda in Italien – eine schlichtere Variante davon, jedoch nicht weniger beeindruckend in ihrer klassischen Schönheit.

Das Gebäude ist von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben und liegt inmitten einer gepflegten Grünanlage. Ich bin mir fast sicher, dass sich hinter dem Club ein weitläufiger Garten erstreckt. Vielleicht mit einem dieser überdimensionierten Springbrunnen und einem perfekten Rosengarten. Alles wirkt luxuriös, stilvoll und elegant – nichts daran erinnert an Sex.

Ich werfe Chad noch einen kurzen, skeptischen Blick zu, bevor ich mich mit einem tiefen Seufzer abschnalle und aussteige. Er tut es mir gleich, ist aber schneller und steuert schnurstracks den Club an. Es dauert ein paar Schritte, bis ich ihn einhole und neben ihm herlaufe.

Eine leichte Brise streift meine viel zu freizügigen Beine und lässt mich frösteln. Vielleicht zeugt die Gänsehaut auch von Nervosität, aber ich werde jetzt bestimmt nicht kneifen. Ich habe Chad versprochen, mitzukommen, und ich halte meine Versprechen – auch wenn mir bei der ganzen Sache mulmig zumute ist. In meinem Kopf ist eine gescheiterte Beziehung einer Niederlage gleichzusetzen und ich bin eine sehr schlechte Verliererin. Also werde ich alles daransetzen, unsere Beziehung zu retten.

Mit jedem Schritt in Richtung Eingang schlägt mein Herz schneller und meine Hände beginnen leicht zu zittern. Ich werfe einen flüchtigen Blick auf Chad, dessen breites Grinsen mich wieder daran erinnert, wie sehr er sich darauf gefreut hat, hierherzukommen. Das hier ist meine letzte Gelegenheit, unserem Sexleben das ‘gewisse Etwas’ zu geben. Er meinte, ich wäre ihm im Bett zu langweilig und er würde nur mit mir zusammenziehen, wenn wir das in den Griff bekommen. „Ansonsten ist es vorbei!“, hat er gedroht. Ich bin echt nicht prüde – ich weiß, dass Babys nicht vom Storch kommen, aber warum er direkt auf Lack und Leder und diesen Clubbesuch besteht, verstehe ich trotzdem nicht. Wahrscheinlich hat ihm irgendeiner seiner Freunde diesen Floh ins Ohr gesetzt.

Das Kribbeln, das sich in meinem Magen ausbreitet, hat nichts mit Vorfreude zu tun. Der Boden unter meinen Füßen fühlt sich plötzlich wackelig an, als ob ich mich auf unsicherem Terrain bewege, und irgendwie stimmt das ja auch. Ich habe keine Ahnung, was mich hinter dieser Tür erwartet. Tausend Gedanken rasen gleichzeitig durch meinen Kopf, während wir durch ein offenes Eisentor treten und uns dem Gebäude immer weiter nähern.

Was, wenn ich das alles nicht will? Wenn das alles zu viel für mich ist? Wenn ich das hier nicht durchziehen kann? Aber es gibt keinen Weg zurück. Nicht, wenn ich Chad weder enttäuschen noch verlieren möchte.

„Komm, das wird uns guttun“, sagt er und mustert mich mit einem verständnislosen Blick, als könne er nicht verstehen, warum ich mich nicht so sehr auf dieses Abenteuer freue wie er. Seine Worte klingen wie eine Mischung aus Befehl und Versprechen, aber ich höre den Druck dahinter. Es ist unsere letzte Chance und ich weiß, dass ich sie nur für ihn ergreife – nicht für mich.

Chad öffnet die Tür und ich trete hinter ihm in den großzügigen Eingangsbereich. Ich bin überrascht, dass immer noch alles hell und einladend wirkt. Kein düsterer Kerker mit Peitschen und Fesseln, keine dunklen Ecken oder schweren Vorhänge. Stattdessen setzt sich der elegante Stil des Gebäudes innen nahtlos fort. Alles hier strahlt eine luxuriöse Eleganz aus, die nicht zu dem Bild passt, das ich von einem BDSM-Club habe. Die Wände sind in hellen, neutralen Tönen gehalten und von der mit klassischen Fresken verzierten Decke hängt ein beeindruckender Kronleuchter. Der Boden ist aus poliertem Stein, der bei jedem Schritt leise unter meinen High Heels hallt. Es fühlt sich fast surreal an, so viel Helligkeit und Schönheit an einem Ort zu erleben, der in meinem Kopf für das Gegenteil steht.

Trotz der beeindruckenden Größe des Eingangsbereichs ist er spärlich möbliert. Nur vereinzelt stehen Kommoden und Sofas entlang der Wände, die allerdings offensichtlich eher zur Zierde dienen.

Geradeaus, direkt in unserem Blickfeld, befindet sich eine große, schwere Holztür mit Doppelflügeln. Auf der rechten Seite führt eine weitere Tür mit der Aufschrift ‚Privat‘, während auf der linken Seite ein schlichter, aber stilvoller Tresen steht. Dahinter lächelt uns ein junger Mann freundlich an. Unauffällig mustere ich ihn. Kurze braune Haare, attraktive Gesichtszüge und ein sehr gepflegtes Aussehen. Ich schätze ihn auf Ende zwanzig. Er wirkt auf den ersten Blick wie der nette Junge von nebenan und weit und breit ist kein Lack und Leder zu sehen. Ganz im Gegenteil: Er trägt ein schlichtes, weißes T-Shirt und wirkt vollkommen entspannt, als sei es das Normalste der Welt, dass Leute wie wir hier hereinkommen. Sein Blick wandert kurz über mich, bleibt dabei aber respektvoll distanziert.

„Willkommen im Black Shadows“, sagt er ruhig und freundlich, als wäre das hier ein privater Wellness-Tempel und kein Ort, an dem ich meine Komfortzone verlassen muss. Chad strahlt ihn erwartungsvoll an. Ich hingegen nehme einen tiefen Atemzug und versuche, das nervöse Kribbeln in meinem Bauch unter Kontrolle zu bringen.

Während Chad unsere Namen nennt, schaue ich mich weiter um und drehe mich dabei leicht um meine eigene Achse.

„Ihr seid zum ersten Mal hier, richtig?“ Ich nicke zaghaft, während Chad ein enthusiastisches „Ja“ von sich gibt und immer wieder am Tresen vorbei zu der massiven Holzdoppeltür schielt, hinter der bereits ein rhythmischer Beat zu hören ist. Ein Beat, der ihn scheinbar lockt, aber für mich nur wie ein Warnruf in meinem Kopf widerhallt.

„Habt ihr die clubinternen Regeln gelesen? Gibt es noch Fragen?“ Der junge Mann sieht fragend zwischen uns hin und her.

„Nein, keine Fragen“, sagt Chad, wie aus der Pistole geschossen.

Mein ganzer Körper ist noch immer auf Flucht eingestellt, also schließe ich die Augen und atme tief durch. Du schaffst das!

„Gut. Wie ich sehe, haben wir eure ärztlichen Atteste bereits erhalten. Heute ist Couples Night, deshalb bekommt ihr farblich gleiche Armbänder, damit die Aufseher erkennen können, welche Gäste zusammengehören. Für den heutigen Abend gehört ihr zusammen – jedenfalls offiziell. Was ihr daraus macht, bleibt euch überlassen. Falls ihr etwas anderes ausprobieren möchtet, oder eine oder mehrere Personen hinzuziehen möchtet, besprecht das bitte mit einem der Aufseher im Club. Ihr erkennt sie am goldenen Armband. Die Nutzung der separaten Räume im hinteren Bereich ist für Nichtmitglieder nicht gestattet – ihr bleibt also im öffentlichen Bereich.“

Bitte was? Öffentlicher Bereich? Heißt das, dass … uns andere zusehen können?

Chad nickt zustimmend, während meine Kinnlade gerade den Boden berührt.

„Die Mitarbeiter klären euch gerne über die Nutzung der verschiedenen Geräte im Hauptraum auf. Wenn ihr unsicher seid, wie ihr euer Gegenüber ansprechen sollt, seid ihr mit ‚Master‘ oder ‚Mistress‘ sowie ‚Sir‘ oder ‚Ma’am‘ auf der sicheren Seite.“

Master? Sir? Auf der sicheren Seite? Oh, Gott!

„Die Getränke sind im Preis inbegriffen. Übermäßiger Alkoholkonsum ist jedoch untersagt. Daher schenken wir an der Bar keine hochprozentigen Shots aus. Der Barkeeper behält sich das Recht vor, zu entscheiden, wann jemand genug Alkohol konsumiert hat, und auf alkoholfreie Getränke umsteigen sollte.“ Er macht zwei Schritte zur Seite und deutet nach links um die Ecke, hinter der sich ein breiter Gang erstreckt, der von unserer Position aus nicht komplett einsehbar ist. „Hier links den Gang entlang haben wir Toiletten, Umkleiden und Spinde, wo ihr eure Jacken und Taschen einschließen könnt.“ Während er weiterspricht, klickt er wie wild mit der Maus herum und wirkt, als hätte er diesen Vortrag schon tausend Mal heruntergerattert.

„Das clubinterne Safeword ist ‘Schwarz’ und gilt für alle, die sich im Black Shadows aufhalten. Ihr könnt aber auch ein eigenes Safeword für eure Sessions festlegen.“

Safeword … Davon habe ich im Internet gelesen. Mein Kopf fühlt sich benebelt an und seine Worte dringen nur langsam an mein Ohr. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob das hier eine gute Idee ist.

„Wenn ihr keine weiteren Fragen mehr habt, brauche ich hier eine Unterschrift von euch.“ Er reicht uns jeweils fünf Seiten voller Regeln, Belehrungen, Verzichts- und Zustimmungserklärungen, die Chad, ohne sie zu lesen, sofort unterzeichnet. Das kann er doch nicht machen! Wer ist so dumm und unterschreibt ein Dokument, das er nicht gelesen hat?

Kaum habe ich begonnen, die ersten Zeilen zu lesen, entweicht ihm ein schweres, schnaufendes Stöhnen.

„Echt jetzt?“, fragt er mich genervt. „Du willst das allen Ernstes lesen? Dann stehen wir morgen noch hier. Unterschreib einfach und gut ist’s.“

„Ich mach ganz schnell.“ Ungeduldig klopft er mit seinen Fingern auf den Tresen und mustert mich.

„Da steht nur das, was wir schon gehört haben. Du musst keine Wissenschaft daraus machen.“

Mein Blick schweift zu dem Mitarbeiter, dann wieder zurück zu Chad. Wahrscheinlich hat er recht. Ich kann mich ohnehin nicht konzentrieren und bezweifle, dass mehr als ein kleiner Bruchteil davon hängen bleiben würde. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, unterzeichne ich die Papiere und reiche sie dem netten Typen hinter dem Tresen.

„Danke. Hier sind eure Bänder.“

Wir nehmen ihm die grünen Armbänder ab und binden sie uns um. Es sind diese Papierbänder mit Klebestreifen, die es auch bei Konzerten gibt. Dann nickt er in Richtung der hölzernen Doppeltür.

„Dort drüben geht es in den Club. Viel Spaß!“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen, bevor er sich wieder seinem Computer zuwendet.

Chad eilt nach links den Gang voraus zu den Spinden, die sich entlang der rechten Seite befinden und so gar nicht in das Bild dieser Villa passen, obwohl sie aus schwarzem Edelstahl und Holz gefertigt sind. Auf der linken Seite, direkt gegenüber, befinden sich zwei Türen mit der Aufschrift ‚Toiletten und Umkleiden‘ sowie einem Symbol für Männer und Frauen. Beim Anblick meldet sich meine Blase, aber wenn ich Chad jetzt um eine Pipipause bitte, frisst er mich mit Haut und Haaren.

Während ich mich noch immer umsehe, wählt er einen der freien Spinde und verstaut seine Jacke. Ich tue es ihm gleich – wenn auch mit weniger Motivation – bevor wir wieder zurückgehen.

Als die Eingangstür aufgeht, schnellt mein Kopf reflexartig in diese Richtung und ich entdecke eine junge Frau, die mit einem breiten Lächeln den Raum betritt.

„Hey July, schön dich zu sehen“, begrüßt sie der junge Mann vom Empfang.

„Hey, Daniel. Na? Hat dich der Big Boss wieder zur Rezeptionistin auserkoren?“, fragt sie ihn mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, das ihre perfekten Zähne präsentiert.

„Scheint so. Grace ist dieses Wochenende auf der Hochzeit ihrer Tochter.“ Er zuckt unbekümmert mit den Schultern. „Und wenn er mich so nett fragt, kann ich ihm kaum einen Wunsch abschlagen.“

„Ach“, seufzt sie theatralisch. „Zu schade, dass Brandon nicht bi ist, stimmt’s?“

Wieder folgt ein Schulterzucken. „Auch andere Mütter haben schöne Söhne“, erwidert er und schmunzelt dabei auffallend verschmitzt. Jetzt sieht er gar nicht mehr so unschuldig aus. Moment mal! Verstehe ich das richtig? Ist unser hübscher, freundlicher Junge von nebenan etwa schwul?

„Wo du recht hast, hast du recht“, antwortet die braunhaarige Schönheit namens July und fängt an, sich ihren beigen Mantel auszuziehen. Ach, du Kacke! Das schwarze Outfit, das sich darunter verborgen hat, ist ziemlich … gewagt. Sie trägt einen BH und eine enge Hotpants aus Leder, die mit dünnen, silbernen Ketten locker verbunden sind – sonst nichts. Ihre braunen Haare sind zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden, was sie noch selbstbewusster und entschlossener wirken lässt. Sie hat eine wunderschöne Taille und ihr Gang ist elegant und grazil. Ihr Gesicht ist makellos und ihre braunen Augen strahlen eine Mischung aus Stärke und geheimnisvoller Anziehungskraft aus.

„Und du?“, fragt Daniel sie. „Bereit, die Doms auf die Palme zu bringen?“

„Aber sowas von!“, antwortet sie, streckt ihren Rücken durch, hebt ihr Kinn an und macht sich mit dem Mantel im Arm ebenfalls auf den Weg zu den Spinden. Daniel hingegen schüttelt nur den Kopf und kann sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Ich bin mir sicher, dass diese July es faustdick hinter den Ohren hat. Als sie an uns vorbeigeht, grinst sie mich an und grüßt mich mit einem zuckersüßen „Hey“, bevor sie ihre Sachen in einem der Spinde verstaut. Chad hingegen würdigt sie kaum eines Blickes. Er entspricht offensichtlich nicht ihrem Beuteschema.

Fasziniert von ihrer Energie sehe ich ihr nach und bemerke, dass die Innenseite ihres Spinds mit einem kleinen, runden Spiegel und zahlreichen Bildern dekoriert ist. Sie hat alle Hände voll zu tun, die herausfallenden Kleidungsstücke wieder hineinzustopfen, die ihr beim Öffnen entgegenkommen. Wie es aussieht, ist sie regelmäßig hier. Ihr Spind gleicht einem persönlichen Kleiderschrank.

Plötzlich packt mich Chad unsanft am Handgelenk, reißt mich aus meiner Starre und zerrt mich zur Tür, die in den Club führt.

„Komm endlich, oder willst du hier etwa Wurzeln schlagen?“

Genervt schüttelt er den Kopf und stößt schwungvoll die große Holztür auf. Sofort steigt mir der Duft von Sex und Leder in die Nase. Er mischt sich mit dem schweren, süßlichen Geruch von Parfüm und Schweiß, während der Bass wie ein zweiter Herzschlag in meinem Körper vibriert.

Ich bemerke erst, dass ich wie angewurzelt an der Schwelle stehen geblieben bin, als ich wieder ungeduldig von Chad am Handgelenk in den Club gezogen werde. Mit zögerlichen Schritten lasse ich mich von ihm mitschleifen, während sich meine Muskeln vor Anspannung verkrampfen. Mein ganzer Körper ist im Fluchtmodus.

Als die Tür hinter uns mit einem lauten Knall ins Schloss fällt, zucke ich heftig zusammen. Ich fühle mich plötzlich wie ein kleines Beutetier in der Falle, während ich mich immer tiefer und tiefer in die Höhle der Löwen begebe. Meine Augen huschen hektisch umher, als wäre ich unbewusst auf der Suche nach einem Fluchtweg, aber Chad ist unerbittlich und zieht mich immer weiter in den Raum. Die Atmosphäre hier fühlt sich schlagartig anders an – intensiver, fast schon greifbar. Der tiefe Bass lässt den Raum vibrieren und es fühlt sich so an, als hätte sich mein Herzschlag mittlerweile dem Rhythmus des Beats angepasst.

Der Club ist riesig und ich versuche trotz des gedämpften Lichts, all die Eindrücke um mich herum zu verarbeiten. Auf der linken Seite befindet sich eine Tanzfläche, auf der sich Gäste im Takt der pulsierenden Bässe bewegen. Bunte Lichter werfen Schatten auf die tanzenden Körper, während die Musik wie eine Welle durch den Raum schwappt.

In der Mitte des Clubs thront eine freistehende, ovale Bar, die anscheinend von allen Seiten zugänglich ist und mir die Sicht auf den hinteren Bereich teilweise versperrt. Der dunkle Bartresen und die Glasregale in der Mitte sind von indirektem Licht beleuchtet und werfen verzerrte Reflexionen auf die schwarz glänzende Thekenoberfläche.

Auf der rechten Seite befinden sich mehrere gemütliche Sitzloungen mit weinroten Sofas und schwarzen Couchtischen. Die Sitzgruppen sind von Paravents aus schwarzen Holzstämmen getrennt, die für ein wenig Privatsphäre sorgen und dem Bereich eine rustikal-elegante Atmosphäre verleihen.

Teilweise ziert roter Samt die Wände, welcher von schwarzen Wandlaternen zum Glänzen gebracht wird. Trotz der düsteren Atmosphäre wirkt die dunkle Einrichtung sehr hochwertig.

Mit jedem Schritt verschlingt mich der Raum ein bisschen mehr, als ob die Schatten lebendig wären und nur darauf warten, mich zu ergreifen.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht mit so vielen Menschen gerechnet. Einige lachen, trinken und unterhalten sich, andere stehen in Gruppen zusammen oder sind in Gespräche vertieft, als wäre das hier ein ganz normaler Club. Doch bei genauerem Hinsehen stören ein paar Details diese Illusion.

Neben den Männern in einer der Sitz-Lounges knien nackte Frauen mit gesenktem Kopf. Sie tragen lederne Fesseln und sind teilweise mit Ketten an Ösen am Boden befestigt. Niemand scheint sich an der Tatsache zu stören, dass die Frauen wie Tiere in schlechter Haltung behandelt werden.

„Komm mit!“ Chad zieht mich an der Hand immer weiter, während mich die ganzen Eindrücke um uns herum überfordern.

Die Kleidung der Gäste, die nicht nackt sind, reicht von extrem kurzen Kleidern, die kaum den Po bedecken, über Leder und Latex bis hin zu Business Outfits. Vor allem die Männer scheinen viel mehr Stoff zu tragen als die Frauen. In meinem knielangen Kleid fühle ich mich hier fehl am Platz, weil es verglichen mit den meisten Frauen hier noch immer viel zu viel von meiner Haut verdeckt.

Manche Besucher tragen Masken, manche ein Halsband, manche einfach gar nichts, außer Fesseln an ihren Gelenken. Das Paradoxe daran ist, dass die Stimmung, egal wohin man blickt, so entspannt wirkt, als wäre das hier eine gemütliche, angesagte Cocktailbar.

Während Chad mich weiter in Richtung Bar zerrt, kommt uns ein Pärchen entgegen. Der Mann ist schlicht in Hemd und Hose gekleidet, während die Frau vollkommen nackt ist. Sie trägt nur ein schwarzes Lederhalsband und wird von dem Mann wie ein Hund an einer Leine durch den Club geführt. Abartig! Sie muss ungefähr in unserem Alter sein – also Mitte zwanzig. Sie beachtet uns nicht und starrt wie von Sinnen an uns vorbei. Der Gesichtsausdruck ihres Partners ist so kühl und streng, dass ich bei seinem Blick kurz zusammenzucke. Die beiden gehen zielstrebig an uns vorbei und es ist ein bisschen wie bei einem Unfall: Ich weiß, dass es falsch ist zu starren, aber ich kann nicht anders, als mich umzudrehen und der blonden Frau nachzusehen. Ihr Körper ist schlank, ihre Kurven perfekt und ihre Haare wirken wild und ungezähmt. Würde ich so aussehen, hätte ich wahrscheinlich auch kein Problem damit, nackt herumzulaufen.

Als ich mich wieder umdrehe, sieht mich Chad mit leuchtenden Augen und einem schiefen Grinsen im Gesicht an, als würde er sich gerade vorstellen, mich auf dieselbe Weise durch diesen Raum zu führen.

Das kannst du dir abschminken, Freundchen!

Kapitel 2

Erschöpft lehne ich mich in meinem Ledersessel zurück und spüre, wie das kühle Leder unter mir nachgibt. Ich lasse meine Schultern nach unten sacken und atme tief durch. Mein Blick fällt auf die unordentlichen Stapel Papier auf dem Schreibtisch vor mir. Die endlose To-do-Liste, die mich mit jedem weiteren Dokument zu erdrücken droht. Mit meinen Fingern fahre ich mir durch die Haare und reibe mir mein müdes Gesicht, als könnte ich die Anstrengung des Tages damit abschütteln.

Es war nie der Plan, dass ich mehr Zeit in meinem Büro verbringe als in meinem eigenen Club. Während unten Sessions gespielt werden, hocke ich hier oben und jongliere mit Zahlen. Ich fühle mich mehr wie eine Sekretärin als ein Clubbesitzer. Da tröstet es mich auch nur wenig, dass die Zahlen gut aussehen.

Klar, ich könnte jemanden einstellen, der mir die ganze administrative Arbeit abnimmt, aber das würde bedeuten, dass ich auch ein Stück Kontrolle abgeben müsste – nicht gerade meine Stärke.

Genervt lege ich die Papiere zur Seite, greife nach meinem Whisky und schwenke das Kristallglas, bevor ich einen Schluck nehme. Wenn ich jemandem erzähle, dass ich einen BDSM-Club betreibe, glauben die Leute immer, dass ich den ganzen Tag nichts anderes mache, als meinen Schwanz von einer Frau in die nächste zu stecken. Die Wahrheit ist, dass das nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte. Natürlich spiele ich hin und wieder, aber in Wirklichkeit habe ich denselben Alltagsstress wie jeder andere Geschäftsmann. Vielleicht sogar noch etwas mehr, da ich die Verantwortung für viele Menschen trage, die mir ihre Sicherheit anvertrauen. Somit bin ich für ihr körperliches und emotionales Wohl verantwortlich und es liegt in meinen Händen, dass sie ihre Erfahrungen in einem sicheren Umfeld machen können.

Dieser Lifestyle übt eine starke Anziehungskraft auf Menschen mit verletzlichen oder belasteten Seelen aus, was leider häufig Raum für Manipulation und Machtmissbrauch schafft. Mein Job ist es, unter anderem, brenzlige Situationen zu erkennen und zu verhindern, dass sie eskalieren. Ich sehe es als meine persönliche Aufgabe, die Subs in meinem Club zu beschützen.

Während ich hier oben bin, schauen meine Angestellten nach dem Rechten. Sowohl die Aufseher, der Türsteher als auch unser Barkeeper: Alle haben stets ein wachsames Auge auf unsere Gäste.

Da es wieder einmal an der Zeit ist, mich selbst davon zu überzeugen, dass alles reibungslos läuft, entscheide ich – wie jeden Abend –, ins Erdgeschoss zu gehen und mich mitten ins Geschehen zu stürzen.

~

Unten angekommen genieße ich die ausgelassene Stimmung und fühle augenblicklich, wie sich mein Körper entspannt. Der Club ist voller Leben. Musik, Stimmen und das sanfte Klirren von Gläsern mischen sich zu einer Symphonie aus Schreien und Stöhnen, die mir nur zu vertraut ist.

Ich schreite durch die Menge, begrüße die Angestellten und Stammkunden, und beobachte die Neulinge, die sich in der Experience Week unters Volk mischen dürfen. Im Schnitt veranstalte ich alle zwei Monate Events, in denen auch Nichtmitglieder meinen Club besuchen können. Das Ganze läuft rein über Mundpropaganda – keine Homepage, keine Flyer, keine Werbung – und sorgt immer wieder für frischen Wind. Für den Rest der Zeit ist der Club exklusiv den Mitgliedern vorbehalten und wir lassen keine Laufkundschaft ins Haus. So verhindere ich, dass ich den Überblick verliere.

Egal, ob die Tanzfläche, die Bar, die Chill-Out-Area oder die Bühne – wie jeden Samstag ist jeder Bereich gut besucht. Mir ist jedoch aufgefallen, dass in letzter Zeit auch unter der Woche abends mehr los war als üblich.

Viele kommen nach einem harten Arbeitstag hierher, um in eine Welt voller Hingabe und Kontrolle einzutauchen. Sie lassen den Alltag hinter sich und geben sich der besonderen Atmosphäre des Clubs hin – sei es als Top oder Bottom.

Nolan lässt sich gerade von Amelia auf einer der Sitzecken einen blasen, während er eine Zigarette raucht. Er ist einer der wenigen, die sich nicht an das Rauchverbot halten, aber da er irgendwie zur Familie gehört, kann ich ihn auch heute nicht rausschmeißen. Genervt verdrehe ich die Augen und gehe weiter. In den Clubregeln steht, dass man keine Session unterbrechen darf, es sei denn, es gibt einen triftigen Grund dafür. Eine harmlose Zigarette ist kein Grund, ihm den Spaß zu verderben. Obwohl ich ihn gut genug kenne, um zu wissen, dass er Amelia nur zum Druckabbau benutzt und das in seinen Augen keine richtige Session ist. Nolan steht auf Gören – Subs, die ihn herausfordern – und Amelia ist das genaue Gegenteil einer Göre. Sie ist die wohl unterwürfigste und gehorsamste Sub, die mir je untergekommen ist.

Im Allgemeinen ist es nicht leicht, eine passende Sub zu finden. Amelia ist eindeutig zu langweilig für meinen Geschmack. Für zwischendurch ist ihre folgsame Art vielleicht ganz nett, aber auf Dauer nervt es, wenn man das Gefühl hat, mit einem programmierten Roboter zu spielen. Bei extremen Gören ist das Problem, dass sie mich früher oder später mit ihrem Ungehorsam nerven, und da ich kein Sadist bin, finde ich keinen Gefallen daran, meine Sub jedes Mal aufs Neue bestrafen zu müssen. Daher fallen auch alle Masochistinnen weg, weil es mir ganz und gar keine Freude bereitet, Schmerz auszuteilen.

Im Prinzip ist es für einen Dom nicht anders als für jeden anderen Mann, die richtige Partnerin zu finden. Die richtige Sub muss das gewisse Etwas haben. Eine gewisse Anziehungskraft. Dieser Funken, der, einmal übergesprungen, nie wieder erlischt. Am Ende geht es darum, die Sub zu finden, bei der alles passt – ohne Kompromisse. Einfach echtes Feuer.

Bei meinem weiteren Rundgang gehe ich an der Bar entlang in Richtung Bühne. Master Vincent hat gerade alle Hände voll zu tun, die Getränke zu mixen. Obwohl ich direkt vor seiner Nase vorbeigehe, hat er mich nicht entdeckt und scheint vollkommen in seinem Element zu sein. Dann will ich ihn mal lieber nicht stören, bevor ich ihn noch aus dem Konzept bringe.

Auf der Bühne entdecke ich Master Ryan neben dem Andreaskreuz, der sich gerade auf eine Session vorbereitet. Das könnte interessant werden – vor allem für die Neulinge. Letzte Woche hatte er eine Session mit einem Violettstab gespielt und der Andrang der Zuschauer war so groß, dass die Stimmung im Raum förmlich elektrisierte – genau wie sein Stab und seine Sub. Als sadistischer Dom ist ihm die Aufmerksamkeit jedes Mal aufs Neue sicher. Wie ein Dirigent lenkt er die Energie des Raumes und jede Bewegung strahlt Autorität aus. Die Gäste beobachten ihn fasziniert – manche mit Ehrfurcht, andere mit neugieriger Erwartung. Seine Präsenz allein reicht aus, um die Atmosphäre aufzuladen und wenn er aktiv wird, verstummen die Gespräche in seiner Nähe. Er genießt es, mit Präzision und Kalkül zu agieren, während seine Subs angespannt auf seine Anweisungen warten. Ich bin schon gespannt, was er heute vorhat – und mit wem.

Aber da ist noch jemand, der meine Aufmerksamkeit erregt: Eine junge Frau in einem knielangen, schwarzen Cocktailkleid. Interessante Kleiderwahl für einen BDSM-Club. Wäre sie meine Sub, hätte sie es damit nicht bis in diesen Bereich geschafft, so viel steht fest.

Sie trägt ihre braunen, langen Haare offen, sodass sie sanft über ihre Schultern fallen und bei jeder Bewegung leicht mitschwingen. Die seidigen Strähnen umrahmen ihr Gesicht und verleihen ihr eine sinnliche Ausstrahlung, die im gedämpften Licht des Clubs noch stärker zur Geltung kommt. Ihre braunen Augen wirken unschuldig und in ihrem Blick liegt eine nervöse Anspannung. Dass sie hübsch ist und aufgrund ihres Outfits aus der Masse sticht, ist nicht der einzige Grund, warum sie gerade meine volle Aufmerksamkeit hat. Unsicher streicht sie sich mit zitternden Händen über die Oberarme und tritt unruhig von einem Fuß auf den anderen. Es scheint, als wüsste sie nicht so recht, wo sie hinsehen soll und vor allem, was sie von all dem halten soll.

---ENDE DER LESEPROBE---