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Die Hormone fahren Achterbahn und der Körper ist unförmig? Dann tut es gut, wild wie ein Krieger zu sein oder im Fisch das Herz zu öffnen. Teenyoga ist ein Entschleunigungs-Ratgeber, der dir in einer schwierigen Lebensphase Leichtigkeit und gleichzeitig Stabilität in den Alltag bringt. "Yoga hilft dir, deinen Akku aufzuladen", betont die Hamburger Yogalehrerin Nicole Schröter in diesem Buch. Eine gesunde Portion Spiritualität wird den harten Schulalltag auflockern. Positive Affirmationen und Informationen, die über den normalen Biologieunterricht hinausgehen, geben dir dein starkes Selbstvertrauen zurück. Für einen entspannten Umgang mit dem veränderten Körper und dem Ping Pong der Gefühle.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2020
Nicole Schröter
Mach’s dir leicht wenn deine Welt Kopf steht
Wichtige Hinweise
Sowohl die Beschreibung der Meridiane als auch die körperlichen und seelischen Auswirkungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wir verweisen hier auf spezielle Lehrbücher.
Es wurden Yogaübungen und Meditationen ausgewählt, die sich in der Praxis bewährt haben. Dieses Buch ersetzt keine medizinisch-therapeutische Behandlung. Sollten Sie unter schwerwiegenden körperlich-seelischen Symptomen oder Beeinträchtigungen leiden, raten wir Ihnen, vor dem Beginn mit Yin-Yoga einen Arzt aufzusuchen und die Übungen mit ihm abzuklären.
1. Auflage 2018
© 2017 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Oberstdorf
Alle Rechte vorbehalten
Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form oder zu irgendeinem Zweck elektronisch oder mechanisch, einschließlich Fotokopie, Recording und Wiederherstellung ohne schriftliche Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass er auf im Text enthaltene externe Links keinerlei Einfluss hat. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.
Umschlaggestaltung: Jenny Jünemann | www.bitdifferent.de
Illustrationen: Anna Kutukova 123rf.de
Fotos: Romy Geßner
Lektorat: Sandra Cammann
Layout und Satz: Marx Grafik & Art Work
Illustrationen im Innenteil: Jenny Jünemann | www.bitdifferent.de | Thomas Hajdu | Buero Formart unter Verwendung von
Ruslan Romanchik, 1enchik, Ekaterina Matveev und snezh, alle von 123rf.de
eISBN 978-3-86410-242-4
www.windpferd.de
Einleitung
Was du brauchst und worauf du achten solltest!
Teil 1Cool. Offen. Neugierig. Teens zwischen 11 und 17 Jahren
(Be)sonderheiten der Pubertät
Die Pubertät – In Kürze zusammengefasst
Wie kann Yoga dir dabei helfen, dich gut zu fühlen?
Körper und Geist verstehen
Die Körperhüllen
1. Die Nahrungshülle (Annamaya Kosha)
2. Die Energiehülle (Pranamaya Kosha)
3. Die emotional-geistige Hülle (Manomaya Kosha)
4. Die intellektuelle Hülle (Vijnanamaya Kosha)
5. Die Glückseligkeitshülle (Anandamaya Kosha)
Was geht in dir vor?
Was genau geht jetzt in mir vor?
Die eigenen Energien aus Sicht des Yoga verstehen
Chakra-Tabelle (1. bis 3. Chakra)
Chakra-Tabelle (4. Chakra)
Chakra-Tabelle (5. bis 7. Chakra)
Das zweite und das dritte Chakra genauer unter die Lupe genommen
Das Sakralchakra
Das Nabelchakra
Yoga for Girls and Boys
Sollten Mädchen anders üben als Jungs?
Teil 2The Brain
Dein Hirn wird’s dir danken
Teil 3Wilde Krieger und zahme Elefanten
Das ganze Universum in nur einer Silbe
8 Stufen, die dich glücklich machen
Die acht Fäden des Freundschaftsbandes:
1. Yamas – Wie gehst du mit anderen und der Umwelt um?
2. Niyamas – Wie gehst du mit dir selbst um?
3. Asana
4. Pranayama
5. Pratyahara
6. Dharana
7. Dhyana
8. Samadhi
Du und die Welt
Lass dich nicht hängen!
Kleshas
Teil 4Die Yogapraxis – See you on the mat!
Was du für die Praxis gut gebrauchen kannst:
Allgemeine Hinweise für die Praxis – unbedingt vor dem Üben lesen!
Übungen zum Aufwärmen
Shake it!
Eine aktive Meditation in 4 Teilen
Sonnengruß
The sun shines on everyone!
1. Stand – Hände in Namasté-Mudra
2. Berghaltung mit gehobenen Armen
3. Stehende Vorbeuge
4. Halbe Vorbeuge – gerader Rücken
5. Brett
6. Raupe
7. Kobra
8. Hund
9. Halbe Vorbeuge – gerader Rücken
10. Ganze Vorbeuge
11. Berghaltung mit gehobenen Armen
12. Stand – Hände im Namasté
Poweryoga – Symbol aktive Wirkung
Die Poweryoga-Haltungen
Dreibeiniger Hund
Die Krieger
Krieger 1
Krieger 2
Sonnenkrieger
Eidechse
Seitstütz Variation
Stuhl
Prayers Twist
Ausfallschritt
Gedrehter Winkel
Tisch
Schulterbrücke
Schulterstand
Sitzende Vorbeuge
Fisch
Ausruhhaltungen für zwischendurch oder am Schluss
Fersensitz
Kind
Langsitz
Bauchlage
Rückenlage
Poweryoga-Sequenz
Music-Flow
Yin Yoga
Was unterscheidet Yin Yoga von Poweryoga?
Warum sollte man Yin Yoga üben?
Die Yin-Yoga-Haltungen
Liegender Schmetterling
Liegende Banane
Fisch
Drehsitz
Muschel
Hocke
Schlafender Schwan
Happy Baby
Sattel
Knie zur Brust
Drache
Libelle
Sphinx
Sitzender Schmetterling
Halber Schnürsenkel
Entspannungspose
Liegende Katze
Stehende Vorbeuge mit Armdehnung
Umarmende Flügel
Kamel
Sattel
Schulterbrücke gestützt
Regenbogenbrücke
Wasserfall
Yin Yoga-Sequenzen
Nach langem Sitzen in der Schule
Wenn deine Augen Pause brauchen
Wenn du deine Tage hast
Wenn dir der Kopf dröhnt
Wenn du dich in deiner Haut nicht wohl fühlst
Wenn Deine Gefühle überschwappen
Wenn du Angst vor einer Klassenarbeit oder einer anderen Prüfung hast
Stilleübungen
Komm, lass dich auf Stille ein!
Ein Objekt betrachten
In Stille gehen
In Stille essen
Atemübungen
Die tiefe Bauchatmung
Die Mondatmung
Die Sonnenatmung
Meditation, Phantasiereisen und Yoga Nidra
Was ist Meditation eigentlich?
Kurze Meditation für jeden Tag
Variation mit Mantra
Mantra-Meditation
Phantasiereisen
Der erfrischende Bergsee
Die Ruhe-Insel
Yoga Nidra – Der Schlaf der Yogis
Was ist Yoga Nidra? Schlafen Yogis anders?
Einen Herzenswunsch äußern – Dein Sankalpa
Yoga Nidra – Praxis
Anspannen und Entspannen:
Nachspüren einzelner Körperteile – Reise durch den Körper
Visualisierung
Sankalpa – Herzenswunsch
Aufwachen
Mudras – Fingeryoga
Namasté Mudra – für Dankbarkeit, Freude, innere Balance und gegenseitigen Respekt
Unsere Top Ten des Fingeryogas
1. Varuna Mudra – gegen Müdigkeit
2. Prithivi Mudra – Regeneration – Kraft – innerer Halt und Selbstvertrauen – Unterstützung in schwierigen Situationen
3. Mukula Mudra – gegen Schmerzen – regt die Selbstheilungskräfte an
4. Garuda Mudra – für Sehkraft – Harmonie zwischen beiden Gehirnhälften – entspannter Nacken
5. Apana Mudra – Harmonisiert die Stimmung – stärkt die Zuversicht
6. Tse Mudra – gegen Wut – Aggressionen – einfach mal Dampf ablassen
7. Uttarabodhi Mudra – gegen Ängste – mehr Selbstbewusstsein
8. Gyan Mudra – Ruhe – Klarheit – Konzentration – wenn du nicht schlafen kannst
9. Bhramara Mudra – gegen Stress – bei Allergien
10. Ganesha Mudra – großes Herz – gut für die Atmung
Anhang
Asanas im Überblick in alphabetischer Reihenfolge
Material und Empfehlungen
Danksagung
Quellen
Die Autorin
Widmung
FÜR SAMI UND EMELY
Zum Yoga üben brauchst du nicht viel. Die alten Yogis in Indien, dem Herkunftsland des Yoga, hatten kein Hightech-Equipment: Sie haben auf Tierfellen oder auf dem blanken Boden geübt. ihre Kleidung diente nicht der Hipness. In erster Linie sollte sie bequem sein und Bewegung ermöglichen.
Wenn dir in diesem Buch Hilfsmittel begegnen, die du nicht zu Hause hast, dann versuche etwas, was du bereits besitzt, umzufunktionieren. So kann eine Yogamatte durch eine andere Unterlage ersetzt oder eine zusammengerollte Decke zum Meditationskissen werden. Sei kreativ und probiere einfach aus, was für dich passt.
BEVOR DU ABER RICHTIG LOSLEGST, HIER NOCH EIN PAAR TIPPS:
1. Ziehe Kleidung an, in der du dich gut bewegen kannst.
2. Iss keine üppigen Mahlzeiten kurz bevor du Yoga machst. Dein Magen wird bei manchen Übungen massiert und es könnte dir dabei schlecht werden.
3. Übe barfuß – so hast du ein besseres Gespür für deine Füße und einen sicheren Halt auf der Matte. Deine Füße werden dir die Befreiung aus unbequemen Schuhen danken!
4. Sorge dafür, dass du beim Üben nicht gestört wirst. Wenn du gerade erst mit Yoga anfängst, möchtest du vielleicht auch nicht beobachtet werden und lieber allein in deinem Zimmer praktizieren. Davon abgesehen ist es auch vollkommen in Ordnung, Zeit für sich selbst zu beanspruchen. Denn die Zeit, in der du Yoga übst, gehört nur dir! Das gilt natürlich auch für deine Freunde, mit denen du übers Handy in Kontakt bist. Am besten schaltest du es während deiner Übungszeit aus. Falls du Yoga-Musik über das Smartphone abspielst, verwende den Flugmodus.
5. Eine letzte Sache: Lies dir die jeweilige Übung vor dem Ausprobieren einmal komplett durch. Dann weißt du, was dich erwartet und kannst dich ganz auf die Übung einlassen.
Ich wünsche dir viel Freude mit diesem Buch!
Gleich vorweg: Ich sehe dich nicht als Sonderling, nur weil du in der Pubertät steckst! Die neueste Hirnforschung, die ich dir unter anderem näherbringen möchte, bietet zu diesem Thema spannende und hilfreiche Informationen, von denen du im Biounterricht sicher noch nichts gehört hast. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse wird es dir leichter fallen, dich und diese ganz besondere Zeit deines Lebens zu verstehen. Schließlich ist es in jeder Hinsicht überwältigend und beeindruckend, was sich gerade in dir tut, oder?
Im Biologieunterricht habt ihr sicher schon über Sexualkunde gesprochen. Ich möchte einige dieser Informationen aus der Perspektive des Yoga noch einmal beleuchten. Falls du darauf im Moment keine Lust hast, beginne erst mit der Praxis und kehre später an diese Stelle zurück – wenn du dazu bereit bist. Ich möchte dich nicht stressen, allerdings ist es wirklich spannend zu erfahren, was in dir vorgeht, während du diese Seiten hier liest.
Hier geht es nämlich um dich! Das ist doch viel spannender als jede Netflix-Serie. Bleiben wir bei der Serie – wärst du nämlich selbst eine, wärst du jetzt wohl bei Staffel zwei oder drei angekommen. In Staffel eins – der Kindheit – war bereits viel los. Deine Kindheit war eine sehr prägende Zeit. Du hast viel gelernt und ein paar Gewohnheiten entwickelt. Jetzt wird es aber erst richtig spannend, denn in Staffel zwei werden deine Karten komplett neu gemischt. Einiges darf gehen und anderes entwickelt sich neu. Damit meine ich nicht nur die offensichtlichen Veränderungen deines Körpers, welche auf den folgenden Seiten noch einmal kurz zusammengefasst werden. Damit meine ich: Fange nicht bei Staffel drei an, während du Staffel zwei noch nicht bis zum Ende angesehen hast!
Die Pubertät hat die Geschlechtsreife zum Ziel. Mit den Veränderungen deines Körpers erreichst du die Fähigkeit, dich fortzupflanzen und dein Körper erreicht später einen ausgewachsenen Zustand. Sekundäre Geschlechtsmerkmale wie die Körperbehaarung entwickeln sich: Bei den Mädchen wächst die Brust und die Menstruation setzt ein. Bei den Jungs kommt die Spermienproduktion in den Hoden in Gang. Diese Vorgänge werden durch Hormone gesteuert, die wiederum ihr Startsignal von deinem Gehirn erhalten – genauer: von der Hirnanhangdrüse. Bei Jungs spielt in erster Linie das Hormon Testosteron und bei Mädchen das Hormon Östrogen eine wichtige Rolle.
Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge werden Beginn und Verlauf der Pubertät zum größten Teil genetisch gesteuert. Vielleicht stehst du noch am Anfang, steckst mittendrin oder hast die Pubertät bald hinter dir. Egal, am welchen Punkt du dich gerade befindest: Die Übungen in diesem Buch sollen dir helfen dich besser in deinem Körper zu fühlen und diese Zeit als Bereicherung zu erfahren, anstelle einer Phase der Haltlosigkeit.
Mit dieser sehr knappen Definition hast du jetzt eine Basis. Allerdings bedeutet definieren noch nicht verstehen: So gehen die Yogis davon aus, dass wir etwas mit dem Kopf oder mit dem Herzen verstehen können. Das, was wir mit dem Kopf erfassen, können wir leichter formulieren, als das, was wir mit dem Herzen begreifen. Das kennst du bestimmt: Manchmal ist es so, dass sich Kopf und Herz nicht einig sind und aus dieser Uneinigkeit entsteht Zweifel. Hier setzt Yoga an! Der Yoga möchte Kopf und Herz zusammenbringen. Aber zunächst solltest du herausfinden, was dieser Vereinigung im Wege steht. Selbsterforschung ist ein zentrales Thema im Yoga. Die so genannten Jnana-Yogis verfolgen den Weg des Wissens. Sie versuchen komplexe Zusammenhänge zu verstehen und so zu verbinden, dass der Intellekt mit der Weisheit des Herzens verwoben wird.
Vielleicht kennst du den Spruch: „Wissen ist Macht.“ Macht kann auch durchaus etwas Positives und Hilfreiches sein, im Sinne der Eigen-Macht: zum Beispiel bei Verhandlungen über die Zu-Bett-Geh-Zeit, wie du später sehen wirst. In der Pubertät möchtest du vielleicht deine Grenzen deinen Eltern gegenüber neu stecken, aber es fehlen dir überzeugende Argumente. Diese wirst du in diesem Buch finden, denn deine Zu-Bett-Geh-Zeit hat einiges mit der Pubertät zu tun! Das kannst du deinen Eltern erklären und darüber hinaus deine Yogapraxis nutzen, um das Optimum für dich herauszuholen.
Das sind die Fakten: Du schläfst. Du bist wach. Du isst. Du verdaust. Du schläfst wieder. Und dann geht der Spaß jeden Tag und jede Nacht in einem 24-Stunden-Rhythmus von vorn los. Während dieser Zeit und besonders in der Pubertät verändert sich dein Körper rasend schnell. Nicht immer zuerst an den Stellen, an denen du das gern hättest. Vielleicht auch nicht immer in den Proportionen, die du dir wünschst. Dennoch ist es dein Körper, in dem du vermutlich noch lange wohnen wirst. Du solltest ihn hegen und pflegen. Die Yogis in Indien vergleichen den Körper mit einem Tempel und raten, ihn auch als solchen zu behandeln. Sie wissen, wie kostbar ein gesunder Körper ist.
Wir selbst wissen unseren Körper oft erst zu schätzen, wenn wir krank werden: Vielleicht hast du dir schon einmal etwas gebrochen, eine schlimme Erkältung oder eine Magen-Darm-Grippe gehabt. Erst dann, wenn du dich so richtig elend fühlst, sehnst du dich nach einem gesunden Körper, nicht wahr? Nun vergehen Krankheiten wie eine Grippe oder eine Erkältung zum Glück meistens sehr schnell. Sie zwingen uns allerdings zu einer vorübergehenden Pause. Unser Körper will uns über die Krankheiten meist sagen, dass ihm gerade alles zu viel ist. Er braucht eine Auszeit und holt sie sich über Bettruhe – vorausgesetzt, du gönnst sie ihm.
Vielleicht leidest du aber unter Migräne oder anderen Symptomen, die immer wieder dann auftreten, wenn gerade viele Klassenarbeiten anstehen oder du dich aus anderen Gründen überfordert fühlst? Zu allem Unglück wächst dann auch noch ein großer Pickel mitten in deinem Gesicht und dein Schwarm flirtet mit einer anderen. Das Fass ist voll, läuft über, du wirst krank, bekommst Kopf-, Hals-, oder Zahnschmerzen. Solche Schmerzen sind Signale des Körpers und der Seele. Wenn du genau hinhörst, kannst du schon viel früher, bevor die Schmerzen so schlimm werden, feine Signale wahrnehmen. Im Alltag ignorieren wir (auch die Erwachsenen) allerdings diese Vorboten.
Wenn du nicht hinhörst, denkt sich dein Körper: „Jetzt reicht es mir! Ich schicke eindeutigere Signale, damit ich endlich meine Pause bekomme“. Es kann sein, dass sich dein Geist aber überhaupt nicht darüber freut und sich denkt: „WTF!!! Das kann ich gerade gar nicht gebrauchen! Ich schreibe doch morgen Mathe!“ Oder schlimmer: „Na toll, jetzt verpasse ich die Party bei XY!!! Das geht wirklich gar nicht!“ Ich erinnere mich an meine Pubertät: Etwas Wichtiges zu verpassen, war schrecklich für mich! Damals gab es weder WhatsApp noch Instagram, um von den Freunden wenigstens mit Bildern vom versäumten Event versorgt zu werden. Du kannst dir sicher vorstellen, welche Qualen ich gelitten habe, wenn ich krank im Bett lag und alle anderen waren unterwegs. In diesen Momenten hätte ich durchdrehen können!
So nehmen dich die verständnislosen Erwachsenen dann wahr: „Sei doch nicht gleich so aggressiv!“, wird dir vielleicht – in deinen Augen völlig zu Unrecht – viel zu oft um die Ohren gehauen. Aber genau das zeichnet die Pubertät aus: Die Gefühle stehen Kopf oder machen Purzelbaum. Du weißt weder, wer du bist, noch wo oben und wo unten ist. Du findest keinen Halt, weil sich in Körper, Geist und Seele Dramen abspielen. Manchmal kennst du dich einfach nicht mehr mit dir selbst aus.
Hier kann dir Yoga weiterhelfen – mehr noch – er kann dir sogar helfen, gut und entspannt durch diese Zeit zu kommen. Aber vielleicht geht es dir ja ganz anders und dir ist alles „egal“? Auch hier kann Yoga dir zur Seite stehen. Zu viel Gelassenheit allem und jedem gegenüber und zum falschen Zeitpunkt kann ungesund und sogar riskant sein. Das richtige Maß in allen Dingen zu finden ist die Kunst. Natürlich bist du dein Maßstab: Nur du weißt, was für dich richtig ist. Aber wenn du dich darauf einlässt und regelmäßig übst, wird Yoga dir helfen, deine Grenzen besser einzuschätzen, nicht nur auf der Matte. Du kannst für dein Leben dann auch jenseits der Matte besser verstehen und erkennen, was und wer dir gut tut – oder eben nicht gut tut.
Yoga ist mittlerweile gründlich erforscht. Einige der wichtigsten positiven Wirkungen:
• Gehirnfunktion und Konzentration werden verbessert
• Stress wird reduziert
• Das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem werden stabilisiert
• Der Hormonhaushalt wird ausgeglichen
• Der Gleichgewichtssinn wird trainiert
Yoga macht deinen Körper stark und hilft dir dabei, mit Krankheiten und anderen Hindernissen des Lebens gelassener umzugehen. Da man im Yoga von der engen Verbindung zwischen Körper und Geist ausgeht, möchte ich dir im nächsten Kapitel zeigen, wie eng die beiden zusammenhängen und -wirken.
Die Yogis gehen davon aus, dass wir wie eine Zwiebel aus verschieden Schichten bestehen. Diese Schichten sind vom Groben hin zum Feinen kategorisiert, von körperlichen, gut sichtbaren, bis hin zu zarten geistigen und seelischen Schichten, die wir mit unseren Augen nicht sehen, aber fühlen können. Sie werden in Sanskrit, der alten indischen Sprache der Yogis, als Koshas bezeichnet, was mit „Hüllen“ übersetzt werden kann. Jede einzelne dieser Hüllen hat Eigenschaften, deren untenstehende Beschreibungen dir dabei helfen sollen, dich selbst ganzheitlich wahrzunehmen.
Anadamaya Kosha Glückseeligkeitshülle
Vijnanamaya Kosha Intelektuelle Hülle
Manomaya Kosha Emotional-geistige Hülle
Pranamaya Kosha Energiehülle
Annamaya Kosha Nahrungshülle
Dieses Kosha bildet das physische Gerüst und ist die grobstofflichste Hülle der fünf Schichten. Sie wird durch Nahrung erhalten, da der menschliche Körper ohne Nahrung sterben würde. Dein Körper durchläuft im Verlauf des Lebens von Geburt bis hin zum Tod verschiedene Stadien. Zurzeit befindest du dich einem Stadium, das dein späteres Leben maßgeblich beeinflussen wird. Du kannst sehr viel dazu beitragen, dich in deinem Körper gut zu fühlen, indem du ihn pflegst, gut ernährst und ausreichend trinkst, insbesondere Wasser. Dadurch wird er von innen gereinigt, im Gegensatz zum Konsum von zuckerhaltigen Getränken und Alkohol, die den Körper eher belasten.
Die folgenden vier Körperhüllen sind feinstofflicher Natur, also für das menschliche Auge nicht sichtbar, aber sehr wohl spürbar.
Alles besteht aus Energie, die Yogis nennen diese Energie Prana. Jede Kultur hat einen anderen Namen dafür. Vielleicht hast du schon einmal vom chinesischen Chi gehört? Pranayama Kosha versorgt deinen physischen und geistigen Körper mit Energie über Leitbahnen, die man weder mit den Augen noch mit einem Röntgengerät sehen kann. Fließt die Energie stetig in alle Bereiche deines stofflichen Körpers, fühlst du dich gesund und bist gut drauf.
Viele Yogaübungen aus diesem Buch sollen dir dabei helfen, die Energie zu lenken und deinen „Akku“ aufzuladen. Besonders Atemübungen sind wunderbar dafür geeignet, das Prana zu leiten und dein Wohlbefinden auf jeder Ebene zu verbessern.
Dieses Kosha wird von deinen Sinneseindrücken beeinflusst und genährt. In ihr spiegeln sich deine Wünsche, Gefühle, Erinnerungen und Träume wider. Welche Vorlieben und Abneigungen hast du? Diese Hülle reagiert sowohl auf deine schlechten als auch auf deine guten Angewohnheiten und auf unterschiedliche Arten von Stress, sei es Schulstress, Hausaufgabenstress oder Stress mit Freunden oder Familie. Freudige Erlebnisse oder auch traurige Erfahrungen können diese Hülle und somit deine Stimmung ebenfalls beeinflussen. So kannst du deine Nahrungshülle gut versorgt haben und trotzdem geht es dir schlecht, weil du etwas erlebt hast, was dich emotional heruntergezogen hat. Dieses Kosha wird besonders durch schöne Erlebnisse und positive Sinneseindrücke genährt und gestärkt.
Dies ist die Hülle deiner Intelligenz und Weisheit. Hier erfasst du die Dinge, die du mit deinen Sinnen wahrgenommen hast, wie deine Umwelt oder deine Gefühle und Gedanken. In diesem Kosha wird darüber hinaus dein gelernter Schulstoff weiterverarbeitet, denn es geht hier um das intellektuelle Verstehen und darum, Erfahrenes zu begreifen, zu analysieren und zu interpretieren. Manchmal werden wir von unseren Gefühlen – die wir in der dritten Hülle wahrnehmen – so überschwemmt, dass uns die vierte Hülle lehrt, zunächst zu reflektieren, bevor wir vorschnell handeln. Je älter du wirst, desto eher wirst du in der Lage sein, zu erkennen, dass du nicht immer sofort reagieren musst. Eine WhatsApp Nachricht kannst du zum Beispiel hin und wieder nicht hundertprozentig deuten. Insbesondere wenn keine interpretierenden Emojis mitgeschickt wurden. Dann musst du vielleicht nachfragen, um entsprechend auf diese Nachricht reagieren zu können. Die Entscheidung, nachzufragen, kommt aus dieser Hülle. Ein anderes Mal schickst du vielleicht eine wütende WhatsApp Nachricht zurück, weil du eine Nachricht fehlinterpretiert hast. Das ist natürlich normal, aber ein Impuls, der von der dritten Hülle gesteuert wurde. Mit zunehmender Yogapraxis wirst du geschulter darin werden, Situationen zu hinterfragen und besser zu interpretieren, anstatt impulsiv zu reagieren. Aber denke daran: Fehlinterpretationen sind immer möglich – egal wie alt oder egal wie erfahren du auch sein magst. Dein Unterscheidungsvermögen wird sich jedoch schärfen, so dass du über bewusstere Entscheidungen langfristig Glück und Klarheit erlangen kannst.
Bei dieser Hülle geht es um dein sogenanntes Höheres Selbst, das wir mit dem Verstand nicht erfassen können. Dieses Kosha besteht also aus unfassbarem Glück. Hast du dich schon einmal grundlos glücklich gefühlt? Einfach so? Hast du schon einmal einen reinen Glückszustand erlebt, der unabhängig davon ist, ob du dieses oder jenes hast? In diesem Moment warst in Verbindung mit deiner Hülle der Glückseligkeit.
Wenn du eine gute Verbindung zu deiner Intuition hast, dann hast du vielleicht auch schon mal gespürt, dass du eine bestimmte Sache tun musst. Das hat nichts mit einer unreflektierten WhatsApp-Antwort zu tun. Damit sind Entscheidungen oder Handlungen gemeint, von denen du wusstest, dass sie absolut und zweifelsfrei richtig sind. In Verbindung mit diesem Kosha zu sein ist, als wenn du plötzlich ganz klarsiehst. Wenn du tief entspannst bist und meditierst, dann kannst du diesen Glückszustand erleben. Aber dann ist er auch nachhaltiger.
Vielleicht sind dir jetzt die Zusammenhänge zwischen der grob- und feinstofflichen Ebene des Daseins klarer. Vielleicht brauchst du noch ein bisschen mehr Erfahrung und Beobachtung, um die Koshas deutlicher wahrzunehmen. Aber keine Sorge: Es bedeutet nicht, dass du während des Yoga darüber nachdenken musst, mit welcher Übung du welche Körperhülle schulst. Denn Yoga wirkt immer ganzheitlich auf allen Ebenen.
Das System der verschiedenen Körperhüllen stammt aus der Yoga-Philosophie und spielt bei uns im Westen leider keine Rolle. Die Vorstellung, dass wir aus verschiedenen Hüllen bestehen, ist dir deswegen vielleicht erst einmal fremd und es ist auch nicht leicht zu verstehen. Damit bist du nicht allein, denn auch für Erwachsene ist diese Vorstellung nicht immer leicht nachvollziehbar. Wenn du bereits offen dafür bist, dass du mehr bist als nur ein Körper aus Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochen, kann es gut sein, dass du die verschiedenen Koshas irgendwann bewusster wahrnehmen kannst.
Dein Umfeld weiß, dass du mehr bist als das, was man sehen kann. Deine Eltern, deine Lehrer und Freunde sehen deine Talente – aber sie sehen auch deine Schwächen, wenn du zum Beispiel voreilig oder riskant gehandelt hast. Die gute Nachricht: Yoga kann dich entschleunigen! Er kann dich darin unterstützen, erst einmal in Ruhe über etwas nachzudenken, wenn du unsicher bist, was du tun sollst.
Im Kapitel über das Gehirn wirst du erfahren wie deine Entwicklung, deine Emotionen, Gefühle und Gedanken von den neuronalen Verbindungen und Hormondrüsen in deinem Kopf abhängen. Dadurch wirst du auch viel mehr Verständnis für dich selbst bekommen.
Du bist ein junger Mensch, der noch viel zu lernen hat und natürlich Fehler machen darf. Verzeihe dir deine Fehler. Mache dir bewusst, dass sie zum Leben dazu gehören. Bedenke, dass auch andere (erwachsene) Menschen Fehler machen. Ich wünsche dir, dass du dich immer mehr spürst und deine Hülle der Glückseligkeit wahrnimmst. Dieses Buch lädt dich ein, dich zu erforschen, dich mit all deinen tollen Seiten und Macken zu lieben – weil du eben ganz wunderbar und liebenswert bist.
Nimm dir jetzt einen Augenblick Zeit, um tief durchzuatmen. Schließe deine Augen und atme dreimal tief ein und aus. Versuche mit deiner ganzen Aufmerksamkeit deine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahrzunehmen. Versuche all das, was du wahrnimmst, nicht zu bewerten, sondern es ganz neugierig zu erleben. Beobachte mit offenem Herzen:
Nimm dir Zettel und Stift. Vielleicht hast du auch ein Tagebuch und versuche das, was jetzt gerade in diesem Moment in dir vorgeht, in Worte zu fassen. Lass alle Beurteilungen weg, fühle dich ganz frei, alles aufzuschreiben. Es ist nur für dich! Nimm dir so viel Zeit dafür, wie du magst.
Vielleicht ist es gar nicht so leicht, die passenden Worte für das zu finden, was dich bewegt. Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen genau zu beschreiben, ist gar nicht so einfach. Aber je mehr du dich bemühst, genau zu beschreiben, was in dir passiert, kommst du dir selbst näher.
Vielleicht möchtest du diese Übung immer wieder machen, besonders in Momenten, in denen du dich unsicher, allein oder unverstanden fühlst.
Deine Eltern und Freunde fragen sich manchmal, was in dir vorgeht, während du die Welt entdeckst. Du bist nicht mehr der gleiche Mensch wie vor zwei oder drei Jahren. Und das ist nicht nur für dich ungewohnt, auch dein Umfeld lernt dich jetzt ganz neu kennen. Je mehr du weißt, was in dir vorgeht, desto besser kannst du es anderen Menschen erklären.