Tempting Love – Homerun ins Glück - J. Lynn - E-Book

Tempting Love – Homerun ins Glück E-Book

J. Lynn

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Beschreibung

Er liebt Spielchen - auf und jenseits des Spielfelds

Baseball-Star Chad Gamble hat den Ruf ein partyfreudiger Frauenheld zu sein. Doch als einmal zu oft Fotos von ihm und einer unbekannten Frau in der Presse auftauchen, setzt sein Manager ihm ein Ultimatum: Chad muss diese Frau als seine Freundin ausgeben oder sein Vertrag mit dem Baseballverein platzt ein für alle mal ...

Band 2 der Tempting-Love-Reihe von Spiegel-Bestseller-Autorin J. Lynn


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Seitenzahl: 334

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Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmung12345678910111213141516171819202122DanksagungDie AutorinDie Romane von J. Lynn bei LYXImpressum

J. LYNN

Tempting Love

Homerun ins Glück

Roman

Ins Deutsche übertragen von Friederike Ails

Zu diesem Buch

Baseball-Star Chad Gamble staunt nicht schlecht, als er nach einer leidenschaftlichen Nacht mit Bridget Rogers aufwacht und allein in seinem Bett ist. Schlagfertig, intelligent und völlig unbeeindruckt von seiner Berühmtheit ist die rothaarige Schönheit einfach so gar nicht wie all die anderen Frauen, mit denen der Playboy sich bisher die Zeit vertrieben hat. Bridget geht ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf, und Chad setzt alles daran, sie wiederzusehen. Ihre nächste Begegnung in einem Restaurant ist heiß, stürmisch – und bleibt nicht unbeobachtet. Als am nächsten Tag Fotos von ihrem intensiven Kuss überall in der Klatschpresse zu sehen sind, hat Chads Verein genug von dessen Eskapaden jenseits des Spielfeldes. Chads Manager setzt ihm ein Ultimatum: Entweder er durchläuft einen Imagewandel und gibt Bridget ab sofort als seine feste Freundin aus, oder er verliert seinen millionenschweren Vertrag. Von einer Sekunde auf die andere liegt Chads Zukunft in Bridgets Händen, die für ihn undurchschaubar ist wie niemand sonst …

An alle Leser da draußen: Danke.

1

Während Bridget Rodgers vor der alten Fleischverpackungsfabrik stand, tauchten immer wieder Bilder aus dem Film Hostel vor ihrem inneren Auge auf. Ihrer Freundin zufolge war der Leather and Lace Club, in den man nur auf Einladung kam und über den es tonnenweise Gerüchte gab, der beste Club der Stadt. Doch den zubetonierten Fenstern und den graffitibeschmierten Mauern nach zu urteilen – waren das Gangsymbole? –, hatte Bridget eher den Eindruck, dass die meisten Besucher dieses Clubs in Vermisstenanzeigen oder in den Abendnachrichten endeten. Die flackernde Straßenlaterne neben dem Gebäude tat ihr Übriges.

»Ich kann nicht fassen, dass ich mich hab überreden lassen, Shell. Spätestens um Mitternacht sind wir irgendeinem perversen reichen Mann zum Opfer gefallen.« Bridget rückte den breiten Ledergürtel zurecht, den sie um die Taille ihres Kleides trug. Der Gürtel war lila und das Strickkleid dunkelrot. Sie trug gern Knallbunt – immerhin würde das der Polizei später dabei helfen, ihre Leiche zu identifizieren.

Shell warf ihr einen belustigten Blick zu. »Du willst gar nicht wissen, was ich machen musste, um eine Einladung für diesen Club zu bekommen.« Sie wedelte mit dem visitenkartengroßen Stück Pappe vor Bridgets Gesicht herum. »Die Abwechslung wird uns guttun. Ich hab die Nase voll davon, immer in den gleichen langweiligen Läden rumzuhängen.«

Nach all dem Tamtam, das ums Leather and Lace gemacht wurde, hätte man allerdings eine Location mit weniger düsterem Industriecharme erwarten können. Bei dem Nebel, der hier jeden Abend aufzog, war es wenig glaubhaft, dass der Laden auf die Reichen und Schönen von Washington DC ausgerichtet war.

Der Club war eine Art Großstadtmythos geworden, und sein Name trug wahrscheinlich nicht unwesentlich dazu bei. Leather and Lace. Echt jetzt? Wer hatte das bitte für eine gute Idee gehalten? Angeblich war es ein Sexclub. Ein Ort, an dem man Leute mit »ähnlichen Interessen« finden konnte, eine Art Match.com für Freunde von wildem Sex oder so, aber Bridget glaubte eigentlich nicht daran. Und wenn doch, na und? In Wirklichkeit waren doch alle Clubs und Bars in gewisser Weise auf Sex ausgerichtet. Deshalb ging doch die Hälfte aller Singles am Wochenende aus.

Deshalb ging sie am Wochenende aus.

»Na los, jetzt zieh nicht so eine Fresse«, sagte Shell. »Du brauchst Spaß, was Neues. Du musst dich entspannen.«

»Mich betrinken …«

»Und hoffentlich flachgelegt werden«, fügte Shell anzüglich grinsend hinzu.

Bridgets Lachen formte sich zu kleinen weißen Wölkchen in der Luft. »Das löst meine Probleme auch nicht.«

»Stimmt, aber immerhin lenkt es dich ab.«

Sie musste dringend Stress abbauen. So sehr sie ihren Job auch liebte und sich bei dem Gedanken, sich was anderes suchen zu müssen, am liebsten heulend in einer Ecke verkrochen hätte, konnte sie mit ihm doch ihre Rechnungen – den Studienkredit –, die einen großen Anteil ihres Monatslohns auffraßen, nicht bezahlen. Sie hasste es, wenn ihr Telefon klingelte und wieder eine 800er-Nummer auf dem Display erschien, was hieß, dass sie die Telefongebühren zahlte.

Die Bank, bei der sie den Studienkredit aufgenommen hatte, war der reinste Aasgeier.

Seufzend blickte sie wieder auf das Gebäude. Das war auf jeden Fall ein Gangsymbol! »Und wie bist du an eine Einladung für diesen Schuppen gekommen?«

»So aufregend ist das gar nicht«, sagte Shell und blickte finster auf die Karte in ihrer Hand.

»Okay«, sagte Bridget, straffte die Schultern und wandte sich ihrer Freundin zu. Sie war kleiner als sie und zitterte in ihrem hautengen schwarzen Minikleid. Bridget konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Manchmal hatte es durchaus Vorteile, ein bisschen besser gepolstert zu sein. Die Oktoberluft war kühl, aber ihr schlotterten nicht die Knie. »Wenn der Laden langweilig ist oder mir irgendwer ein Auge ausstechen will, hauen wir sofort ab.«

Shell nickte feierlich. »Versprochen.«

Ihre Absätze klackerten auf dem rissigen Asphalt, als sie auf etwas zueilten, was aussah wie der Eingang. Sobald sie in Sichtweite des winzigen quadratischen Fensters in der Tür waren, schwang diese auf, und vor ihnen stand ein schwarzgekleideter Mann im Format eines Profi-Wrestlers.

»Einladung«, schnauzte er.

Shell trat vor und hielt ihm die Karte hin. Der Türsteher nahm sie, warf einen kurzen Blick darauf und fragte dann nach ihren Ausweisen, die er ebenfalls kurz musterte und sie ihnen dann zurückgab. Dann hielt er ihnen die Tür auf – anscheinend hatten sie die Alters- und Gesichtskontrolle bestanden.

Allerdings gingen sie auch beide hart auf die dreißig zu und wurden längst nicht mehr für minderjährig gehalten. Seufz. Alt werden war scheiße.

Der Eingang des Clubs war ein enger Flur mit Neonbeleuchtung. Die Wände waren schwarz. Die Decke war schwarz. Die Tür vor ihnen war schwarz. Das Fehlen eines Farbtupfers gefiel Bridget überhaupt nicht.

Als sie zur zweiten Tür kamen, öffnete sich auch diese. Dahinter tauchte ein weiterer breitschultriger Kerl auf … im schwarzen T-Shirt. Bridget hatte allmählich den Eindruck, dass das kein Zufall war. Shell stieß einen kleinen Quietscher aus, als sie sich am zweiten Türsteher vorbeidrückte und ihm einen langen Blick zuwarf, der dreimal so lang erwidert wurde.

Bridget ließ ihren Blick über den Main Floor des Clubs schweifen und war beeindruckt. Wer auch immer diesen Laden entworfen hatte, hatte ganze Arbeit geleistet. Im Inneren war nicht einmal annähernd erkennbar, dass dies früher ein Fabrikgebäude gewesen war.

Das Licht war gedimmt, aber es war nicht die Art von düsterer Beleuchtung, in der um drei Uhr nachts jeder gut aussah. Was das anging, brauchte man ja auch mal eine Verschnaufpause. Mehrere große Tische waren um eine erhöhte Tanzfläche herum angeordnet, die betrunken verdammt schwer zu erklimmen sein würde, die im Moment aber brechend voll mit tanzenden Leibern war. Große, lange Sofas säumten die blutrot gestrichenen Wände. Eine Wendeltreppe führte zum zweiten Floor, doch der oberste Treppenabsatz wurde von Türstehern blockiert.

Bridget meinte, dort oben private Nischen zu erkennen. Sie hätte wetten können, dass in den schattigen Eckchen so einiges abging.

Hinter der Treppe erstreckte sich eine ausladende Bar mit acht Barkeepern. Sie hatte noch nie so viele Menschen gleichzeitig hinter einer Bar arbeiten sehen. Vier Männer, vier Frauen. Alle waren ganz in Schwarz, mixten Drinks und unterhielten sich mit den Gästen.

Der Laden war voll, aber nicht so übervoll wie die meisten anderen Clubs der Stadt. Und statt abgestandenem Zigarettenrauch, Bier und Körpergerüchen lag ein nelkenartiger Duft in der Luft.

Der Club war echt nicht schlecht.

Shell wirbelte mit ihrer schwarzen Clutch in der Hand zu ihr herum. »Das wird eine denkwürdige Nacht. Wetten?«

Bridget lächelte.

Ein weiterer Shot wanderte von Chad Gambles Hand in seinen Mund. Der beißende Alkohol trieb ihm die Tränen in die Augen, aber wenn man eine waschechte Alkoholikerin in der Familie hatte, brauchte man wohl ein ganzes Fass von diesem Zeug, um betrunken zu werden.

Und den Leuten hier im Club nach zu urteilen, wurde es immer wahrscheinlicher, dass der Abend darauf hinauslaufen würde, sich zu betrinken, statt jemanden flachzulegen. Ihm war noch keine einzige Frau ins Auge gestochen. Natürlich hatten sich schon einige hübsche Frauen an ihn und seinen Freund Tony rangemacht.

Aber Chad hatte kein Interesse.

Und Tony war viel zu sehr damit beschäftigt, Chad eine Predigt zu halten. »Mann, du musst langsam mal die Füße stillhalten. Wenn du weiter ständig in den Schlagzeilen landest, reißt der Club dir den Arsch auf.«

Chad stöhnte, beugte sich vor und winkte dem Barkeeper Jim. Er wusste nicht, ob er wirklich so hieß, aber das war ihm auch egal, er nannte den Mann jetzt seit zwei Jahren so, und der hatte ihm nie widersprochen.

»Noch einen?«, fragte Barkeeper Jim.

Chad warf Tony einen Blick zu und seufzte. »Mach zwei draus.«

Der Barkeeper lachte leise, griff nach unten und holte eine Flasche Grey Goose hervor. »Da muss ich Tony zustimmen. Wenn du einen Vertrag mit den Yankees unterschreibst, bist du für die halbe Welt ein Verräter.«

Chad verdrehte die Augen. »Oder aber ich bin clever und unglaublich karriereorientiert?«

»Oder aber dein Agent ist ein gieriges Arschloch«, erwiderte Tony und trommelte mit den Fingern auf der Bar herum. »Wir wissen beide, dass die Nationals dir genug bezahlen.«

Barkeeper Jim prustete los.

Die Nationals zahlten ihm mehr als genug – so viel, dass er sehr gut dastehen würde, wenn er zu alt zum Spielen war. Er hatte ja jetzt schon mehr Geld, als er ausgeben konnte, aber mit seinen dreißig blieben ihm noch sechs weitere Jahre als Pitcher, vielleicht sogar mehr. Er war noch immer auf dem Höhepunkt seiner Karriere. In ihm vereinte sich alles: einzigartiges Talent mit einem wahnsinnigen Fastball und einem präzisen Auge, Spielerfahrung und – wie sein Agent das ausdrückte – ein Gesicht, das sogar Frauen zu den Baseballspielen lockte.

Aber das Geld und die anderen Vertragsangebote waren nicht das Problem im Hinblick auf die Nationals.

Chad war das Problem – oder sein »harter Party-Lifestyle«, wie die Klatschspalten es nannten. Der Post zufolge hatte Chad jeden Abend eine andere Frau, und obwohl das verdammt spaßig klang, war es leider weit entfernt von der Wahrheit. Doch er hatte schon so viele Beziehungen gehabt, dass die Leute alles glaubten, was sie über ihn lasen. Sein Ruf war genauso legendär wie sein Wurfarm.

Aber wenn die Fans sich mehr für seine Betthäschen als dafür interessierten, wie sein Team spielte, war das schlecht.

Die Nationals wollten ihn weiterhin in der Mannschaft behalten, und auch Chad wollte das. Er liebte seine Stadt, die Mannschaft und die Trainer. Sein Leben war hier – seine Brüder und die Daniels-Familie, die wie Eltern für ihn gewesen waren. Wenn er die Stadt verlassen würde, müsste er sich auch von ihnen verabschieden. Aber das Team verlangte, dass er »zur Ruhe kam«.

Zur Ruhe kommen, als wäre er ein wild gewordener College-Junge. Ja klar, er würde jetzt zur Ruhe kommen, und zwar hier und jetzt, mit seinem hübschen Arsch – so wurde er zumindest öfter bezeichnet – auf diesem Barhocker.

Chad nahm den Shot und kippte ihn runter. »Ich gehe nirgendwohin, Tony. Das weißt du.«

»Schön zu hören.« Tony hielt inne. »Aber was, wenn die Nationals deinen Vertrag nicht verlängern?«

»Das werden sie schon.«

Tony schüttelte den Kopf. »Dann kriegen sie hoffentlich keinen Wind davon, was Mittwochnacht in dem Hotelzimmer passiert ist.«

Chad lachte. »Mann, du warst Mittwochnacht dabei und weißt ganz genau, dass in dem Hotelzimmer überhaupt nichts passiert ist.«

Sein Freund lachte. »Und wer soll das glauben, wenn drei Ladys das Gegenteil behaupten? Ja, ich weiß, dass ›Ladys‹ in diesem Falle übertrieben ist, aber bei deinem Ruf glaubt der Club doch alles. Du musst dich unauffälliger verhalten.«

»Mich unauffälliger verhalten?« Chad schnaubte. »Du hast mich wohl missverstanden. Die wollen nicht, dass ich mich unauffällig verhalte. Die wollen, dass ich zur Ruhe komme.«

»Meine Fresse«, murmelte Tony. »Na ja, wenigstens wollen sie nicht, dass du heiratest.«

Chad warf ihm einen finsteren Blick zu. »Die wollen, dass ich mir ein ›nettes Mädchen‹ suche und mich ›aus Clubs fernhalte‹, da bin ich mir ziemlich sicher.«

»Clubs wie diesem?« Tony lachte.

»Ganz genau«, antwortete er. »Ich muss mein ganzes Image wieder auf Vordermann bringen, was auch immer mein Image ist.«

Tony zuckte mit den Schultern. »Du bist ein Weiberheld, Chad. Hör einfach auf, ein Weiberheld zu sein.«

Chad machte den Mund auf. Tja, dagegen konnte er nichts einwenden. »Zur Ruhe kommen« kam im Wortschatz der Gamble-Brüder nicht vor. Wobei, sein Bruder Chase zählte nicht mehr. Verräter. Chad mochte seine Schwägerin in spe, Maddie, und sie war auch die Richtige für Chase, aber Chad und sein anderer Bruder, Chandler, hatten nicht vor, sich in nächster Zukunft an eine Frau zu ketten.

»Und jetzt sag nicht, du kannst nichts dafür, sonst trete ich dich vom Barhocker«, warnte Tony.

Chad lachte. »Du musst dringend mal wieder eine flach legen. Mach dich mal locker. Selbst wenn ich die Mannschaft wechseln sollte, heißt das noch lange nicht, dass ich mit dir Schluss mache.«

Tony zeigte ihm den Stinkefinger und richtete seine dunklen Augen auf die Tanzfläche hinter ihnen. Plötzlich lehnte er sich zurück und spitzte die Lippen. »Sieh mal einer an, die beiden hab ich hier noch nie gesehen. Interessant …«

Chad drehte sich auf dem Hocker, um zu sehen, wer Tonys Interesse geweckt hatte. Musste verdammt heiß sein, denn sein Freund war von dem, was der heutige Abend bisher zu bieten hatte, genauso gelangweilt wie er.

Sein Blick blieb an einer großen, schlanken Blonden mit Lederhalsband hängen, die mit einer Frau tanzte, die etwas kleiner war als sie. Sie sahen direkt in Chads und Tonys Richtung, aber die beiden waren Stammgäste. Er checkte noch ein paar Frauen ab, aber ihm fiel niemand Neues auf. Gerade wollte er sich wieder umdrehen, als sein Blick auf einen dunkelroten Haarschopf fiel.

Verdammt. Er hatte schon immer eine Schwäche für Rothaarige gehabt.

Chad drehte sich jetzt ganz um.

Die Frau stand neben einer Blondine, die gerade einen Drink auf einem der hohen Tische abstellte, aber seine Augen wanderten zurück zur Rothaarigen. Sie war hochgewachsen, reichte ihm vermutlich bis zur Schulter – und er war an die zwei Meter groß. Ihre Haut war wie makelloses Porzellan, hell und sicher schnell errötend. Er konnte ihre Augenfarbe von hier aus nicht erkennen, aber er wettete, dass ihre Augen grün oder haselnussbraun waren. Ihr Schmollmund war geschwungen; ein Mund, der förmlich danach schrie, vernascht zu werden, und von dem Männer noch lange nach dem Kuss träumten.

Chads Augen wanderten tiefer und, oh ja, sein Schwanz, der sich den ganzen Abend noch nicht geregt hatte, erwachte zum Leben. Das rote Kleid endete kurz über Ellbogen und Knien, aber er konnte genug erkennen, um zu wissen, dass ihm gefiel, was er vor sich hatte – sehr sogar. Der Stoff dehnte sich über ihren vollen Brüsten. Chad hätte ihr am liebsten den Gürtel von der Taille genommen und ihn zweckentfremdet. Sie hatte einen Körper wie ein Pin-up-Model aus den Fünfzigern – eine echte Frau. Ein Körper, dessen Kurven man mit Händen und Zunge nachzeichnen konnte, wenn man sich traute, und, oh ja, er traute sich.

»Verdammt heiß«, murmelte Chad.

Tony lachte leise. »Die Rothaarige, oder? Ich hab sie zuerst gesehen. Ich wette, die hat einiges auf Lager.«

Chad warf seinem Freund einen finsteren Blick zu. »Die Rothaarige gehört mir.«

»Ruhig Blut, Mann.« Tony hob beide Hände und tat so, als würde er kapitulieren. »Die Blonde ist auch nicht schlecht.«

Chad hielt Tonys Blick gerade lange genug stand, um klarzustellen, dass er keine Witze machte, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Rothaarige richtete. Sie saß jetzt am Tisch und spielte mit dem Strohhalm in ihrem Drink. Einer der Stammgäste blieb an ihrem Tisch stehen – Joe Irgendwas –, um sich das Frischfleisch zu schnappen. Joe arbeitete für die Regierung oder wer weiß was. Chad hatte noch nie ein Problem mit dem Typen gehabt, aber jetzt musste er sich heftig zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und ihn mit roher Gewalt von dem Tisch wegzuzerren.

Joe sagte etwas, und die Blonde lachte. Die Rothaarige errötete, und schon wurde Chad steif wie sonstwas. Mann, er wollte wissen, wie tief die Röte reichte. Nein – er musste es wissen. Sein Leben hing davon ab.

»Verdammt«, sagte er mit Blick auf Tony. »Hab ich dir schon mal gesagt, wie scheiße ich Joe finde?«

Tony lachte. »Nein, aber ich kann mir schon vorstellen, warum.«

Chad nickte abwesend und fixierte die Rothaarige. Wer auch immer sie war, sie würde heute nicht mit Joe nach Hause gehen. Sie würde mit ihm nach Hause gehen.

2

Die Leute im Leather and Lace waren … freundlich. Es waren schon zwei Männer und eine Frau nacheinander an ihren Tisch gekommen und hatten nett mit ihnen geplaudert und sie offen angeflirtet. Wenn Bridget auf Frauen stehen würde, wäre die flachsblonde Schönheit, die Shell gemustert hatte, auf jeden Fall nach ihrem Geschmack gewesen. Aber die beiden Männer konnten ihr Interesse nicht wecken, was seltsam war, denn sie waren beide gut aussehend und charmant. Einer von beiden hatte sie mit Komplimenten überschüttet, aber irgendwie hatte sie solche Anmachen extrem satt.

Vielleicht war zwischen ihren Beinen was kaputtgegangen?

Seufzend trank sie ihren Drink aus, während Shell ihre Verführungskünste an irgendeinem dunkelhaarigen Typen namens Bill oder Will erprobte. Das heftige Wummern der Musik aus den Lautsprechern machte es schwer, zu erkennen, worüber die beiden sprachen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Bridget sich später ein Taxi rufen musste, war hoch.

Oder schlimmer noch, sie musste die Metro nehmen, denn sie hielt die Dinger für einen von Dantes Höllenkreisen.

Wenn sie nach Hause kam, würde sie es sich mit dem Reese’s Pie, den sie heute im Supermarkt entdeckt hatte, und dem Buch, das sie bei der Arbeit von Maddies Schreibtisch geklaut hatte, gemütlich machen. Bridget hatte keine Ahnung, wovon es handelte, aber das Cover war grün – sie liebte Grün – und der Typ, der darauf abgebildet war, war heiß. Oh, und sie musste noch Pepsi füttern, die streunende Katze, die sie als Baby in einer Pepsi-Kiste auf der Straße gefunden hatte.

Moment.

Es war Freitagabend, sie war in einem Club, und ein gut aussehender Mann warf ihr gerade den Ich-will-dich-mit-nach-Hause-nehmen-und-halte-hoffentlich-länger-als-fünf-Minuten-durch-Blick zu … und sie dachte über Kuchen, ein Young-Adult-Buch und ihre Katze nach.

Mit siebenundzwanzig verwandelte sie sich in eine verrückte Katzenlady. Na wunderbar.

»Ich geh zur Bar«, verkündete Bridget, nachdem sie beschlossen hatte, sich wenigstens zu betrinken und darauf zu scheißen, wie ihr Abend endete. »Will einer von euch noch einen Drink?«

Bridget wartete erst auf Antwort, aber nach ein paar Sekunden verdrehte sie die Augen und stand auf. Sie nahm ihre mauvefarbene Clutch, schob sich um den Tisch herum und ging zur Bar. Es war inzwischen wesentlich voller geworden. Sie quetschte sich neben eine Frau mit stacheliger, schwarzer Kurzhaarfrisur und beugte sich über die Bar.

Überraschenderweise tauchte wie aus dem Nichts ein Barmann auf. »Was kann ich dir Gutes tun, Süße?«

Süße? Wie … süß. »Rum-Cola.«

»Kommt sofort.«

Bridget lächelte dankbar und ließ ihren Blick die Bar entlangschweifen. Mehrere Leute standen zu zweit da, ein paar waren allein oder unterhielten sich mit den anderen, die an der Bar standen. Sie entdeckte einen Typen mit dunklen Haaren und dunklen Augen, der ihr irgendwie bekannt vorkam.

Ein hohes Glas wurde vor ihr abgestellt, und sie öffnete ihre Clutch, um Bargeld rauszufischen.

»Ich übernehme das«, mischte sich eine tiefe, weiche Stimme ein. Eine große Hand legte sich neben ihr auf die Theke. »Schreib das auf meine Rechnung.«

Ehe Bridget höflich ablehnen konnte, wandte sich der Barkeeper schon dem nächsten Kunden zu. Drinks von Fremden anzunehmen, war eigentlich tabu für sie. Bei Süßigkeiten war das was ganz anderes.

Sie drehte sich halb um und folgte mit dem Blick den langen Fingern bis zu einem Arm, der in einem dunklen, bis zum Ellbogen hochgekrempelten Pulli verschwand. Der Stoff schmiegte sich um einen dicken, muskelbepackten Oberarm, der an breiten Schultern hing, die ihr entfernt bekannt vorkamen. Dieser Typ war unglaublich groß. Sie war selbst knapp eins achtzig und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können, und das machte sie ganz wuschig.

Doch als sie sein Gesicht sah, verschwand alle Wuschigkeit und wurde von einem Durcheinander von Gefühlen ersetzt, die sie nicht einmal annähernd auseinanderhalten konnte. Sie kannte ihn. Nicht nur, weil die ganze Stadt wusste, wer er war, nein, sie kannte ihn wirklich.

Man vergaß ein Gesicht wie seins oder die Eigenheiten, die er mit seinen Brüdern teilte, einfach nicht. Volle, ausdrucksstarke Lippen, die fest und unnachgiebig aussahen. Dominant. Der Schwung seines Kiefers strahlte Stärke aus, seine Wangenknochen waren breit. Seine Nase war leicht schief, nachdem er vor drei Jahren einen Ball ins Gesicht bekommen hatte. Dieser Makel machte ihn irgendwie noch sexyer. Dichte, rabenschwarze Wimpern umgaben die Augen von der Farbe tiefsten Ozeanwassers. Sein dunkelbraunes Haar war an den Seiten kurz und oben etwas länger, unordentlich gestylt, sodass es wirkte, als käme er gerade aus dem Bett.

Heilige Scheiße, das war Chad Gamble. Allstar-Pitcher der Nationals, mittlerer Gamble-Bruder und Bruder von Chase Gamble, der zufälligerweise der Freund ihrer Chefin/Kollegin Madison Daniels war.

Holy moly!

Madison hatte ihr schon viel von ihm erzählt. Sie hatte fast das Gefühl, ihn zu kennen. Ihre Freundin war mit den Gamble-Brüdern aufgewachsen und von Kindesbeinen an in einen von ihnen verliebt. Aber Bridget war Chad noch nie über den Weg gelaufen, geschweige denn so nah wie jetzt. Sie verkehrten offensichtlich nicht in denselben Kreisen. Und jetzt war er hier, in einem Club, in dem es gerüchteweise nur um Sex ging, und gab ihr einen Drink aus?

War er verwirrt? Betrunken? Oder hatte er zu viele Bälle ins Gesicht gekriegt? Und heilige Mutter Gottes, war das ein gut aussehendes Gesicht.

Maddies Erzählungen und den Boulevardzeitungen zufolge war Chad ein stadtbekannter Weiberheld. Bridget hatte in den Klatschblättern die Frauen gesehen, mit denen er sich umgab. Allesamt große, unfassbar hübsche Models und definitiv keine Frauen, die über Kuchen und paranormale Romane nachdachten.

Aber er sah sie an, als wüsste er, was er tat. Er erstaunte sie und machte sie neugierig. »Danke«, brachte sie schließlich zustande, nachdem sie ihn eine gefühlte Ewigkeit wie der letzte Trottel angestarrt hatte.

Chads lässiges Grinsen verursachte ein Kribbeln tief in ihrem Bauch. »Gern geschehen. Ich habe dich hier noch nie gesehen. Ich heiße …«

»Ich kenne dich.« Bridget schoss heiße Röte ins Gesicht. Jetzt klang sie wie die totale Stalkerin. Sie überlegte, ihm zu erzählen, wieso sie ihn kannte, beschloss dann aber, erst einmal zu schauen, wie das hier weiterging. Es war nicht unwahrscheinlich, dass er sich sofort verabschieden würde, wenn er erfuhr, dass sie sich über sechs Ecken kannten – von wegen: »Ich könnte dir ja zufällig mal wieder über den Weg laufen«. Diese Spielernatur war nicht gerade für ihren langen Atem bekannt, außer natürlich auf dem Spielfeld. »Ich meine, ich weiß, wer du bist. Chad Gamble.«

Sein Grinsen wurde noch etwas breiter. »Tja, da hast du mir was voraus. Ich weiß nicht, wer du bist.«

Noch immer rot, drehte sie sich um und nahm ihr Glas, um sich etwas Mut anzutrinken. »Bridget Rodgers.«

»Bridget«, wiederholte er, und, lieber Gott, als er ihren Namen sagte, hörte es sich an, als würde er ihn schmecken. »Der Name gefällt mir.«

Sie hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern sollte, was erstaunlich war. Er hatte sie, die geborene Smalltalkerin, total aus dem Konzept gebracht. Wieso redete dieser Gott von einem Mann überhaupt mit ihr? Sie nahm einen Schluck und verfluchte ihre plötzliche Unfähigkeit, den Mund aufzubekommen.

Chad schob sich zwischen sie und einen freien Barhocker hinter ihm. Sie waren sich jetzt so nah, dass ihr sein würziger Geruch mit einem Hauch von Seife in die Nase stieg. »Ist Cola-Rum dein Lieblingsgetränk?«, fragte er.

Sie stieß nervös die Luft aus und nickte. »Bin ein großer Fan davon, aber Wodka ist auch nicht schlecht.«

»Ah, eine Frau nach meinem Geschmack.« Sein Blick wanderte zu ihren Lippen hinunter, und ihr wurde ganz warm im Bauch. »Wenn du mit deinem Cola-Rum fertig bist, müssen wir einen Wodka zusammen trinken.«

Sie strich sich die Haare hinters Ohr und kämpfte gegen ein breites, trotteliges Grinsen an. Obwohl sie bezweifelte, dass diese Unterhaltung irgendwohin führen würde, musste sie zugeben, dass ihr seine Aufmerksamkeit gefiel. »Klingt nach einem guten Plan.«

»Gut.« Sein Blick wanderte wieder hoch zu ihren Augen, und einen Moment lang hielt er ihren Blick. Er beugte sich vor und neigte den Kopf. »Weißt du was?«, flüsterte er verschwörerisch.

»Nein, was denn?«

»Hinter dir ist gerade ein Hocker frei geworden.« Er zwinkerte, und verdammt, sah er gut dabei aus. »Und hinter mir ist auch einer frei. Ich glaube, das soll uns etwas sagen.«

Sie lachte leise und konnte nicht mehr gegen das Lächeln ankämpfen. »Und was soll das sein?«

»Wir sollten uns setzen und uns unterhalten.«

Ihr Herz fing wie wild an zu hämmern und erinnerte sie an frühere Zeiten, wenn ihr Schwarm sie auf einer Party angesprochen hatte. Aber das hier war anders. Chad war anders. Sein Blick loderte förmlich, wenn er sie ansah.

Bridget sah zu dem Tisch hinüber, wo Shell noch immer mit dem Typen namens Bill oder Will stand. »Tja, wenn die Sterne das sagen, müssen wir wohl auf sie hören.«

Sie setzte sich. Chad tat es ihr gleich und rückte seinen Barhocker näher heran, unter dem Vorwand, sie so besser hören zu können, aber sie wusste, was das bedeutete. Das hier war nicht ihr erstes Mal im Männerkennenlernzirkus, aber Chad war unglaublich geschickt. Nichts aus seinem Mund hatte bescheuert geklungen. Seine Stimme strotzte nur so vor Selbstvertrauen und etwas, das sie nicht ganz benennen konnte.

Er saß ihr so nah gegenüber, dass sein Knie sich in ihren Oberschenkel drückte. »Und was machst du beruflich, Bridget?«

Sie wollte gerade sagen, wo sie arbeitete, entschied sich dann aber dagegen. Die Tatsache, dass sie Maddie und Chase kannte, würde definitiv alles ändern. »Ich arbeite downtown als Assistentin der Geschäftsleitung. Ich weiß, ich weiß. Das ist eine beschönigende Umschreibung für Sekretärin, aber ich mag meinen Job.«

Chad legte seinen Arm auf die Theke und spielte am Hals seiner Bierflasche herum. »Hey, solange er dir gefällt, ist es doch egal, was für ein Job es ist.«

»Und du spielst auch immer noch gerne Baseball?« Ein seltsamer Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht, und sie fügte hinzu: »Ich meine, man hört doch immer, dass Profispieler den Sport nach einer Weile entweder lieben oder hassen.«

»Ach, jetzt verstehe ich, was du meinst. Ich liebe den Sport noch immer. Die Spielpolitik nicht so sehr, aber das hält mich nicht vom Weitermachen ab. Ich darf spielen und werde dafür auch noch bezahlt.«

»Spielpolitik?«, fragte sie neugierig.

»Der ganze Kram hinter den Kulissen«, erklärte er und nahm einen Schluck Bier. »Agenten, Manager, Verträge. Das ganze Zeug interessiert mich eigentlich nicht.«

Bridget nickte und fragte sich, was er von der erhitzten Debatte darüber hielt, ob er den New-York-Vertrag annehmen würde, die neulich durch den Sportteil der Zeitung gegangen war. Sie interessierte sich eigentlich nicht für Baseball, hatte den Artikel aber eines Tages während einer besonders langweiligen Mittagspause gelesen. Normalerweise blätterte sie direkt zur Klatschseite vor, auf der Chad ebenfalls häufig vertreten war, wenn sie so darüber nachdachte.

Während sie ihren Drink austrank, löcherte er sie mit Fragen über ihr Leben und wirkte ehrlich interessiert an dem, was sie sagte. Als sie ihn fragte, wo er zur Schule gegangen war, tat sie so, als wüsste sie nicht ganz genau, welche Highschool und welches College er besucht hatte. Die gleichen, auf die Madison auch gegangen war.

»Bist du häufig hier?«, fragte sie, als eine Gesprächspause entstand. Ihr Blick wanderte zu seinem Mund. Sie musste sich verkneifen, ständig dorthin zu schauen und sich vorzustellen, wie sich seine Lippen auf ihren anfühlen würden und wie er schmecken würde.

»Ungefähr einmal im Monat«, sagte er. »Mein Freund Tony ist öfter hier.«

Jetzt wusste sie, wieso ihr der dunkelhaarige Typ so bekannt vorkam. Auch ein Baseballspieler. »Geht die ganze Mannschaft hier ein und aus?«

Chad lachte mit tiefer Stimme. »Nein, die meisten Jungs stehen nicht auf solche Läden.«

»Ach ja? Aber du?« Ja, sie ging davon aus, dass einige der Spieler vermutlich verheiratet waren.

»Auf jeden Fall.« Er beugte sich vor und legte den Arm auf die Lehne ihres Barhockers. »Also kommst du ursprünglich nicht aus DC?«

»Nee, ich komme aus Pennsylvania.«

»Oh, da hat Pennsylvania aber einiges an Reiz verloren.«

»Ha, ha«, sagte sie, fühlte sich aber insgeheim geschmeichelt. Das würde sie natürlich nie zugeben. »Bis zu dem Spruch hast du dich eigentlich ganz gut geschlagen.«

Chad lachte leise. »In diesem Fall war es ehrlich gemeint, aber ich gebe dir recht. Der Spruch war übel.« Sein Gesicht nahm einen übertrieben nachdenklichen Ausdruck an, und er tippte sich mit dem Finger ans Kinn. »Hmm, was könnte ein besserer Spruch sein? Wie wäre es mit …«

»Nein, nein«, sagte sie. »Keine besseren Sprüche, bitte. Wie geht dein schlechtester Spruch? Das ist doch viel lustiger.«

»Mein schlechtester Spruch?« Seine Augen funkelten. »Du meinst wirklich, ich hätte einen schlechtesten Spruch, oder?«

Bridget deutete mit einer Hand in den Raum, beugte sich vor und stützte in einer hoffentlich verführerischen Pose das Kinn in die andere Hand. Sie war ein wenig aus der Übung. »So oft, wie du hier rumhängst, gehe ich mal davon aus, dass du viele schlechte Sprüche draufhast, Mr. Weiberheld.« Dann zwinkerte sie. Ja, sie zwinkerte im Ernst. Sie hoffte inständig, dass er sie nicht für die schlechtesten Flirtmethoden aller Zeiten auslachte, denn da hatte sie vermutlich gerade ganz tief in die Mottenkiste gegriffen.

Chad stieß ein tiefes, kehliges Lachen aus, das ihr einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Aber meine schlechtesten Sprüche würde ich ja niemals an eine Frau verschwenden, die so sexy ist wie du.«

Bridget konnte nicht anders – sie prustete vor Lachen. »Keine schlechte Taktik, Sir. Keine schlechte Taktik.« Und jetzt grinste sie wie ein Idiot, aber wenigstens grinste er genauso blöd. Mann, sie hätte fast vergessen, wie viel Spaß es machte, auszugehen und mit einem schlauen, sexy Typen zu flirten.

Er deutete eine gespielte Verbeugung an. »Ich gebe mein Bestes.«

Zwei Wodka-Shots tauchten auf mysteriöse Weise vor ihnen auf. Chad lachte, als sie zwei Schlucke für den Shot brauchte.

»Schummlerin«, neckte er sie mit funkelnden Augen.

Sie fächerte sich Luft zu und lachte. »Ich weiß nicht, wie du das machst. Das Zeug zieht einem die Schuhe aus.«

»Jahrelange Übung.«

»Schön, dass du außer Baseball noch weitere Talente hast.«

Er richtete den Blick auf ihre Lippen. »Ich habe viele Talente.«

Chad bedeutete dem Barkeeper, ein Glas Wasser zu bringen, und schob es ihr hin. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und nahm einen Schluck.

Genau wie die Frauen in den Liebesromanen, die sie gern las, war sie ganz von seinem Blick gefangen genommen. »Noch so ein Spruch, und du gewinnst ein Steakmesser-Set.«

Er beugte sich vor, und sie hatte das Gefühl, als hätte kein Haar mehr Platz zwischen ihnen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sein Lächeln halb verschwörerisch, halb spielerisch wurde. »Viele, viele Talente.«

Bridget wurde rot und schob es auf den Alkohol. »Du solltest wissen, dass ich gegen Bar-Anmachen immun bin.« War sie natürlich nicht, wie ihr Herzrasen eindeutig bewies, aber das war ihr egal.

Er streckte die Hand aus und strich mit den Fingerknöcheln über ihre warme Wange. »Ich mag es, wenn du rot wirst.«

Bridget spürte, wie sie noch dunkelroter wurde, und griff nach ihrem Wasser. »Hey, ich dachte, wir hatten uns drauf geeinigt, dass mit den schlechten Anmachsprüchen Feierabend ist.« Sie spähte zu ihm rüber und stellte fest, dass er sie andächtig betrachtete. Eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass er kaum länger als ein paar Sekunden den Blick von ihr abgewendet hatte.

»Das meine ich ernst.« Aber der belustigte Ausdruck in seinen Augen sprach eine andere Sprache. Sein Blick wanderte zum Barkeeper. »Noch einen Drink?«

Als sie nickte, bestellte er etwas mit weniger Umdrehungen. Sie nahmen ihre Plauderei wieder auf, und ehe Bridget es sich versah, hatte sie Shell völlig aus dem Blick verloren, denn die Menschenmenge an der Bar wurde immer dichter und verstellte ihr die Sicht auf die Tische. Chad war noch näher an sie herangerückt, sein gesamtes Bein drückte sich jetzt gegen ihres. Die Berührung rief ein Kribbeln unter ihrem Kleid hervor.

Als sie den Blick abwendete, entdeckte sie ein tanzendes Pärchen ganz in der Nähe – wenn man das noch Tanzen nennen konnte. Es war eher Sex im Stehen, vollständig bekleidet. Der kurze Jeansrock der Frau war hochgeschoben, weil sie das Bein um die schmale Hüfte des Mannes geschlungen hatte. Ihr Partner hatte die Hand unter den ausgefransten Saum geschoben, und sie rieben die Hüften aneinander. Bridget schluckte und wandte sich wieder ihrem Drink zu.

»Ich kann nicht glauben, dass ich hier meine besten Schachzüge raushole, und du schickst mich ins Aus. Das verletzt meine Spielerehre«, sagte er und schlug sich in gespieltem Schmerz die Hand vor die Brust.

Der neckende Tonfall lockte ihr ein Lächeln auf die Lippen. »Du hast wohl Probleme mit deinem Selbstwertgefühl.«

Chad lachte tief und grummelnd, dann ebbte das Geräusch ab. Er beugte sich vor, und sein Gesichtsausdruck wurde zum ersten Mal an diesem Abend ernst. »Darf ich ganz ehrlich zu dir sein, Bridget?«

Sie zog eine Augenbraue hoch. »Will ich das wirklich?«

Er berührte den wild jagenden Puls an ihrem Hals mit seiner Handfläche, und dann legte sich seine Hand um ihren Nacken. »Ich habe dich zuerst entdeckt. Ich bin nur hier an die Bar gekommen, um mit dir zu reden.«

Sie konnte nicht mehr klar denken. Meinte Chad das ernst? Und wie viel hatte er vor ihrer Begegnung schon getrunken? Es war nicht so, als würde es ihr an Selbstbewusstsein mangeln. Bridget wusste, dass sie hübsch war, aber sie wusste auch, dass ihr Körper schon einige Jahrzehnte aus der Mode war und dass es in diesem Club von Supermodels nur so wimmelte. Genau die Art von Frauen, mit denen sie ihn immer wieder in den Fotostrecken sah.

Aber er redete mit ihr, berührte sie.

Ihre Lippen waren sich jetzt so nah, dass ihr Atem sich vermischte. Das beständige Lärmen der Unterhaltungen und der Musik um sie herum wurde ausgeblendet. Vielleicht lag es am Alkohol oder der Tatsache, dass es Chad Gamble war. Wie jede Frau hatte sie diverse Fantasien, die sich um einen Playboy rankten, aber es fühlte sich einfach so unwirklich an. Sie war sich mehr als bewusst, was hier gerade passierte, und gleichzeitig war sie von jeder Sinnhaftigkeit abgeschnitten.

»Und nur damit du es weißt, das war kein Spruch.« Chad neigte den Kopf zur Seite. »Ich will dich küssen.«

3

»Jetzt?« Bei seinen gekonnten Annäherungsversuchen spannten sich Bridgets Muskeln unwillkürlich an und entspannten sich sofort wieder.

»Jetzt.«

Bridget neigte den Kopf zurück, und ihr Körper entspannte sich bei seiner Berührung, drängte sich ihm entgegen, gab sich ihm hin. Chad spann ein verführerisches Netz um sie, das die Realität in den Hintergrund rücken ließ. Ihre Kehle war trocken, und seine Finger … seine Finger bogen ihren Kopf weiter nach hinten, und in ihrer Magengrube machte sich ein Ziehen breit. »Ich …«

»Nur ein Kuss.« Sein Atem tanzte über ihre Wange, und sie schloss die Augen. Bridgets Fäuste öffneten und schlossen sich sinnlos in ihrem Schoß.

Chad in einer überfüllten Bar zu küssen sollte sie eigentlich nicht so sehr anmachen, wie es der Fall war. Sie hielt nichts von öffentlichen Zuneigungsbekundungen, vor allem, wenn es um Madison und Chase ging, die sich überall und ständig an die Wäsche gingen, aber das hier … das hier war anders, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie auch schon Ja gesagt.

Bridget spürte nicht wie erwartet seine Lippen auf ihren.

Seine Nasenspitze strich an ihrem Kiefer entlang, sodass sie den Atem anhielt, und dann senkte er den Kopf noch weiter. Da Bridget den Kopf nach hinten geneigt hatte, lag ihr Hals frei. Sie ballte die Hände zu Fäusten, und sein heißer Mund berührte sie dort, wo ihr Puls raste.

Bridget zuckte am ganzen Körper zusammen, als würde er etwas wesentlich Unanständigeres tun. Der Kuss war flüchtig, aber als er seinen Kopf wieder hob, knabberte er an ihrem Hals, und dann spürte sie seine Zunge über ihre Haut fahren und den Schmerz wieder lindern. Ein Seufzer drang über ihre geöffneten Lippen.

»Siehst du? War bloß ein Kuss«, sagte er mit tiefer, rauer Stimme.

Flatternd öffneten sich ihre Wimpern, und Chad blickte sie aus halb geschlossenen Lidern an. »Das …«

Sein selbstbewusstes Lächeln wurde breiter, während er mit seinen Lippen hauchzart über ihre strich und sie nach Luft schnappen ließ. »Das war …? Gut?«

»Sehr schön«, murmelte sie.

Er lachte leise und strich noch einmal mit seinen Lippen über ihre. »Also schön reicht mir nicht.«

Ihr Herzschlag verdoppelte sein Tempo.

Sein Haar streifte die Unterseite ihres Kinns, seidig weich, und ihre Finger hätten es nur zu gern berührt, aber sie wagte es nicht, sich zu bewegen. Chads Finger hatten durch ihre üppigen Haare gestrichen und umfassten jetzt ihren Hinterkopf.

Einen Augenblick lang geriet Bridgets Herz vor lauter Vorfreude und Erwartung auf das Unbekannte ins Stocken, und dann spürte sie seinen Mund wieder an ihrem Puls, und ihr Körper spannte sich an. Seine Lippen waren warm und weich, und sie verlor sich völlig in der Berührung. Seine Zunge kreiste um die Stelle, die er geküsst hatte, und dann bahnte er sich mit leichten Küsschen den Weg über ihren Hals. Er knabberte sanft an ihrer Haut, und sie zuckte zusammen. Als er ihre Halsbeuge erreicht hatte, setzte er wieder vorsichtig seine Zähne ein und lachte leise an ihrer Haut, als sie erneut nach Luft schnappte.

»War das sehr schön?«, fragte er.

Heftig atmend ballte sie die Hände zu Fäusten. »Das war gut.«

Sein Mund berührte die empfindliche Stelle. »Du machst mich wahnsinnig, Bridget. Das muss doch noch besser gehen als schön oder gut.«

Chads Mund schob ihren tiefen Ausschnitt zur Seite und entblößte mehr Haut für seine merkwürdig sanften und absolut sinnlichen Erkundungen. Er drückte ihr einen Kuss aufs Schlüsselbein, und plötzlich lag seine freie Hand auf ihrem Knie und schob sich unter den Saum ihres Kleides, um ihren Oberschenkel herum, und sie dachte noch an das Pärchen auf der Tanzfläche und daran, was der Mann unter dem Jeansfetzen sicherlich tat, doch dann hörte sie auf zu denken. Sie glitt in eine Welt hinüber, in der es nur noch ums Fühlen und Wollen ging, und stellte ihre überschlagenen Beine nebeneinander.

Ein nahezu animalischer Ton drang aus Chads Kehle, und wenn es in dem Club leiser gewesen wäre, hätten die Leute angefangen zu starren. Bridgets lautlose Einladung musste enorme Wirkung auf ihn gehabt haben, denn der Griff um ihren Oberschenkel wurde fester, und als er die Stelle unter ihrem Kinn küsste, wurde ihr siedend heiß.

Er hob den Kopf, und der Blick in seinen Augen versengte sie förmlich. Er entflammte sie. Seine Hand suchte ihre und umfasste sanft ihre Finger. »Ich will dich. Ich kann nicht drumrumreden. Ich will dich. Jetzt.«

Und sie wollte ihn. Ihr ganzer Körper hatte sich in eine Feuersbrunst verwandelt, geschmolzene Lava floss durch ihre Adern bis in den letzten Körperteil. Nie zuvor hatte sie so schnell und heftig auf einen Mann reagiert.

Sie befeuchtete mit einem hastigen Zungenschlag ihre Lippen, und das Blau seiner Augen loderte auf. Ihr Magen zog sich zusammen und verkrampfte sich.

Chad stand auf und ließ ihre Hand nicht los, ergriff sie aber auch nicht fester. Er ließ ihr die Chance, Nein zu sagen. Er wartete ab.

»Ja«, sagte Bridget.

An den Großteil des Weges erinnerte sich Bridget nicht mehr. Sie wusste nur noch, dass er sie um die Bar herum und einen schmalen Flur entlanggeführt hatte, der ihr vorher noch nicht aufgefallen war. Sie war überrascht, dass er sie nicht in eine der schattigen Nischen mitgenommen hatte, die sie zuvor gesehen hatte, aber sie war dankbar dafür. Wer wusste schon, was darin jeden Abend sonst so vor sich ging. Sie landeten in einer Tiefgarage. Sie hätte erwartet, dass er einen Porsche oder Benz fuhr, aber es war ein neuer Jeep Liberty.