Terminus 7: Die geheime Werft - Bernhard Kempen - E-Book + Hörbuch

Terminus 7: Die geheime Werft E-Book und Hörbuch

Bernhard Kempen

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Beschreibung

1500 Jahre nach dem Aufbruch ins All hat sich die Menschheit über die Milchstraße ausgebreitet. Doch die Bewohner vieler Welten fühlen sich der Erde nicht mehr verbunden – mit der Antiterranischen Koalition planen sie einen Bruderkrieg. Perry Rhodan lässt das Sonnensystem hinter einem Zeitschirm verbergen. Der große Krieg wird verhindert. Es stellt sich aber heraus, dass in der Milchstraße ein weiterer Konflikt herrscht, womöglich seit vielen Jahren und vor den Augen der Menschen verborgen. Uralte Mächte sind auf verschiedenen Planeten aktiv, sie bedrohen nicht nur die Erde, sondern auch die Welten der Antiterranischen Koalition. Auf Nosmo und Olymp erlangen die Terraner wertvolle Informationen. Die Daten führen zu einer Welt im Herrschaftsgebiet der Jülziish – Perry Rhodan sucht DIE GEHEIME WERFT ...

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Zeit:3 Std. 25 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 7

Die geheime Werft

Die Spur führt in die Eastside – sie finden ein Zentrum des Heimlichen Imperiums

Bernhard Kempen

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Aufbruch von Olymp

2. Das geheimnisvolle System

3. Das dunkle Wrack

4. Stand der Dinge

5. Kämpfe im Weltraum

6. Vorstoß nach Arcane 2

7. Planet unter roter Sonne

8. Die geheime Werft

9. Überraschungen

10. In der Geisterstadt

11. Die Zentralpositronik

Lesermagazin

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

1500 Jahre nach dem Aufbruch ins All hat sich die Menschheit über die Milchstraße ausgebreitet. Doch die Bewohner vieler Welten fühlen sich der Erde nicht mehr verbunden – mit der Antiterranischen Koalition planen sie einen Bruderkrieg.

Perry Rhodan lässt das Sonnensystem hinter einem Zeitschirm verbergen. Der große Krieg wird verhindert.

Es stellt sich aber heraus, dass in der Milchstraße ein weiterer Konflikt herrscht, womöglich seit vielen Jahren und vor den Augen der Menschen verborgen. Uralte Mächte sind auf verschiedenen Planeten aktiv, sie bedrohen nicht nur die Erde, sondern auch die Welten der Antiterranischen Koalition.

Auf Nosmo und Olymp erlangen die Terraner wertvolle Informationen. Die Daten führen zu einer Welt im Herrschaftsgebiet der Jülziish – Perry Rhodan sucht DIE GEHEIME WERFT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator wird wieder zum Risikopiloten.

Gucky – Der Mausbiber rennt schreiend davon.

Darren Zitarra – Der Zeitspringer will sich nichts befehlen lassen.

Takayo Sukurai – Rhodans Leibwächterin eilt mit einem Panzer zu Hilfe.

Tääj Yöriil

1.

Aufbruch von Olymp

24. November 3430

»Übergang in den Linearraum in zehn Sekunden«, meldete Captain Miranda Carter, die Erste Kosmonautische Offizierin der CART RUDO.

Perry Rhodan blickte auf den zweigeteilten Bildschirm in der Zentrale des Schlachtkreuzers der SOLAR-Klasse. Die rechte Hälfte zeigte in Flugrichtung nur ein paar unscheinbare Sterne, im linken Bildausschnitt war der Planet Olymp zu einer winzigen Sichel geschrumpft.

»Fünf Sekunden ... drei, zwei, eins, Eintritt!«

Schlagartig änderten sich die Triebwerksgeräusche, und auf dem Bildschirm war nun das konturlose Wabern der Librationszone zwischen Normal- und Hyperraum zu sehen.

Die CART RUDO war zu ihrem geheimen Ziel in der galaktischen Eastside unterwegs. Genauere Angaben hatte die Besatzung noch nicht erhalten. Die erste Etappe des fünftägigen Überlichtflugs führte zunächst in eine abweichende Richtung, um eventuelle Verfolger zu irritieren. Das Raumschiff würde sich nach mehreren Orientierungsstopps an den Koordinatensatz herantasten, der bislang nur Rhodan bekannt war.

»Alle Flugdaten im grünen Bereich«, verkündete Carter. Entspannt lehnte sie sich in ihrem Sessel vor der Pilotenkonsole zurück. Die Pilotin und ausgebildete Emotionautin mit der auffälligen, rotvioletten Frisur hatte das Routinemanöver manuell vollzogen, statt ihre SERT-Haube zu benutzen und das Schiff mit Gedankenbefehlen zu steuern.

»Also können wir nach dem überstürzten Aufbruch nun zum gemütlichen Teil der Reise übergehen«, sagte Oberstleutnant Jason Perez, der Kommandant der CART RUDO.

»Verzeihen Sie meine Hektik«, bat Rhodan mit einem Lächeln. »Aber die Zeit drängt.«

Nun erst kam er dazu, die übrigen Mitglieder der Zentralebesatzung zu mustern. Ihm fiel auf, dass einige Gesichter fehlten. Dann erinnerte er sich, dass Perez etwas von einer Umorganisation des Schichtbetriebs erwähnt hatte.

»Werden wir jetzt mehr über das Ziel dieser Geheimmission erfahren?«, fragte Perez.

»Selbstverständlich.« Rhodan erhob sich vom Sitz neben dem Kommandanten. »Dazu möchte ich alle, die es betrifft, in den Besprechungsraum bitten.«

Perez stand ebenfalls auf.

»Captain?«, fügte Rhodan hinzu, als er bemerkte, dass sich die Pilotin offenbar nicht angesprochen fühlte.

Carter drehte sich um, blickte von Rhodan zu Perez und zurück. Auch ihr unmittelbarer Vorgesetzter schien nicht damit gerechnet zu haben, dass sie an der Besprechung teilnehmen sollte.

»Ich hätte Sie gern dabei, um später überflüssige Rückfragen zu vermeiden, Captain«, erklärte Rhodan. »Wir müssen damit rechnen, dass riskante Flugmanöver nötig sein werden, wenn die CART RUDO in unbekanntes Territorium vordringt.«

»Verstehe«, sagte Carter. »Vielen Dank, Sir.«

Die beiden Schiffsoffiziere übergaben ihren Stellvertretern die Verantwortung für den Flugbetrieb und gingen zum Besprechungsraum neben der Zentrale voraus. Rhodans Leibwächterin Takayo Sukurai, die das Geschehen schweigend verfolgt hatte, blieb wie üblich an seiner Seite.

Dann hörte er verhaltenes Lachen von Carter und Perez. Als Rhodan hinter ihnen durch die Tür trat, erkannte er den Grund für ihre Erheiterung.

Vier weitere Mitglieder ihres Geheimkommandos hatten bereits auf den Beginn der Besprechung gewartet. Die Zeitspringer Juki Leann und Darren Zitarra saßen am runden Tisch und beobachteten fasziniert die Künste des Mausbibers Gucky.

Der Hyperphysiker Renier Bievre rang verzweifelt nach Atem, während er von einer ungewöhnlich dichten Wolke aus Rauch umhüllt wurde. Für den Rauch an sich war er selbst verantwortlich, wie deutlich zu erkennen war. Sogar in seiner Zwangslage nahm er zwischen den Hustenanfällen immer wieder einen Zug von der brennenden Zigarette, die er in der zitternden Hand hielt. Dass sich der Qualm nicht im Raum verteilte, war offensichtlich das Werk von Gucky, der die Wolke telekinetisch um den Professor herum zusammenhielt.

»Eine nette Showeinlage«, sagte Rhodan, der sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen konnte. »Doch es wäre mir lieb, wenn wir nun zum Ende der Vorstellung kommen könnten.«

»Er hat mich schon wieder ›Weltraumratte‹ genannt!«, rechtfertigte sich Gucky. »Er hat es verdient, der alte Stinker!«

Gleichzeitig bildete die Rauchwolke einen Fortsatz aus, der sich wie ein Tentakel zum Lüftungsgitter in der Decke hinaufschlängelte. Allmählich klärte sich die Luft um den Professor, der sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen.

»Das werde ich dir heimzahlen«, drohte Bievre mit heiserer Stimme.

»Mit deinen Stinkstängeln bin ich bereits zur Genüge gestraft«, erwiderte der Mausbiber.

»Ein reizendes Paar«, bemerkte Oberstleutnant Perez glucksend.

»Meine Damen und Herren, Leutnant Guck, ich würde jetzt gern mit der Einsatzbesprechung beginnen«, forderte Rhodan mit ernster Miene.

Guckys breites Grinsen verschwand, als er mit seinem offiziellen Titel angesprochen wurde, und er verzichtete auf jeden vorwitzigen Kommentar. Der »Chef« würde nun keine weiteren Späße dulden.

Rhodan wartete ab, bis sich auch die anderen Anwesenden zusammengerissen und hastig rund um den Tisch Platz genommen hatten.

»Sie alle haben sich zweifellos schon gefragt, was uns in diesen unruhigen Zeiten ausgerechnet in die Eastside führt«, begann Rhodan, der immer noch das Amt des Großadministrators innehatte, obwohl das Solare Imperium der Menschheit für den Rest der Galaxis gar nicht mehr existierte.

»Mit den Blues hatten wir in letzter Zeit keinen Ärger«, sinnierte Perez. »Oder hoffen Sie, auf der anderen Seite der Milchstraße Verbündete im Kampf gegen die Antiterranische Koalition zu gewinnen?«

»Es wäre schon eine seltsame Wendung der Geschichte, wenn sich Terraner und Jülziish gegen abtrünnige Kolonialterraner zusammentun würden«, entgegnete Rhodan. »Ich bin durchaus bereit, mir verschiedene Optionen offenzuhalten, aber darum geht es nicht bei diesem Einsatz.«

»Wir haben es mit einer Gefahr zu tun, die beide Seiten bedroht«, sagte Juki Leann.

Ihr Agentenkollege Darren Zitarra sah sie nachdenklich an und nickte langsam.

»Aus diesem Grund arbeiten wir zusammen«, bestätigte Rhodan.

Die beiden Agenten des Imperiums Dabrifa, das sich gemeinsam mit dem Carsualschen Bund und der Zentralgalaktischen Union die Auslöschung des Solaren Imperiums zum Ziel gesetzt hatte, waren in einen Strudel phantastischer Ereignisse geraten. Um den Angriff der Koalition auf das Heimatsystem der Menschheit ins Leere laufen zu lassen, hatte der Großadministrator den »Fall Laurin« ausgerufen und Terra samt dem Solsystem mit dem Antitemporalen Gezeitenfeld um fünf Minuten in die Zukunft versetzt.

Die Agenten des Diktators Dabrifa waren genau in diesem Moment auf einer Sabotagemission ins System eingedrungen und von Ausläufern des ATG-Felds erfasst worden. Dadurch wurden sie zu temporal miteinander verschränkten »Zeitspringern«, die in regelmäßigen Abständen durch die Zeit pendelten. Leann verschlug es stets in die Zukunft und Zitarra um die gleiche Zeitspanne in die Vergangenheit.

»Nachdem Sie uns vor einigen Tagen durch die Temporalschleuse vom Solsystem nach Olymp gebracht haben, konnten wir in zwei unabhängigen Einsätzen auf dem Planeten der Freihändler und der Hauptwelt des Imperiums Dabrifa neue Erkenntnisse gewinnen«, setzte Rhodan seinen Bericht fort. Damit wandte er sich in erster Linie an die Offiziere der CART RUDO, die im Gegensatz zu Rhodans Begleitern noch nicht in die Hintergründe eingeweiht waren. »Wir sind den Machenschaften einer Gruppe auf die Spur gekommen, die gegen sämtliche Sternenreiche vorgeht, die von Terranern und Kolonialterranern gegründet wurden. In diesem Zusammenhang ist der Begriff ›Heimliches Imperium‹ gefallen. Diese Fremdwesen, die offenbar nach Belieben ihre äußere Erscheinung verändern können und über beachtliche parapsychische Fähigkeiten verfügen, scheinen ihre geheimen Stützpunkte und Agentenzellen über die gesamte Milchstraße verteilt zu haben.«

»Bis ins Territorium der Blues?«, fragte Perez nach.

»Offensichtlich«, bejahte Rhodan. »Die Solare Abwehr hat die Berichte der vorausgegangenen Einsätze ausgewertet. Professor Bievre, Leann und Zitarra waren mit einem SolAb-Team auf Nosmo. Gleichzeitig habe ich mit Miss Sukurai und Leutnant Guck versucht, die Drahtzieher einer Verschwörung auf Olymp ausfindig zu machen. Auf beiden Planeten sind Handelsgesellschaften aktiv, die in großem Umfang Personal für den Einsatz auf anderen Welten anheuern. Das allein ist nichts Ungewöhnliches, wäre da nicht der Umstand, dass viele dieser Personen danach als vermisst gemeldet wurden. Sie sind spurlos verschwunden, seit sie von Firmen wie der Nowikoy oder der Nosmo Exploration Company eingestellt wurden.«

»Sehr verdächtig«, bemerkte Perez. »Aber nun haben Sie eine heiße Spur, vermute ich.«

Rhodan nickte knapp. »Sowohl auf Olymp als auch auf Nosmo konnten wir Daten erbeuten, aus denen die SolAb zweimal den gleichen Koordinatensatz herausgefiltert hat. Er passt zu einer kleinen, roten Sonne in der Eastside, über die wir nichts weiter wissen. Sie liegt in einem Gebiet, das vertraglich den Gaatanyj zugesichert wurde, einem kleinen Bluesvolk, das bislang nie in irgendeinem bedeutsamen Zusammenhang in Erscheinung getreten ist. Aber wenn die unbekannte Macht dort aktiv ist, könnten die Gaatanyj sehr bald im Mittelpunkt eines neuen Konfliktherds stehen, und davon hat die Milchstraße derzeit ohnehin schon mehr als genug.«

»Also wollen wir uns dort zunächst vorsichtig umschauen, bevor Sie eine größere Flotte in Marsch setzen«, mutmaßte Perez. »Schließlich können wir mit unserem vergleichsweise winzigen Fünfhundert-Meter-Kreuzer nicht allzu viel ausrichten, falls es zu Kampfhandlungen kommt.«

»Es freut mich, dass Sie sofort erfasst haben, worauf es bei diesem Einsatz ankommt«, sagte Rhodan. »Und ebenso freut es mich, dass wir eine äußerst fähige Pilotin und Emotionautin an Bord haben.« Er nickte Miranda Carter zu. »Machen Sie sich darauf gefasst, Ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen.«

»Ich werde mir alle Mühe geben, dem Namensgeber dieses Schiffs gerecht zu werden«, versicherte die Pilotin.

Rhodan dachte an den epsalischen Schiffskommandanten, mit dem er an Bord der CREST II und III zweimal nach Andromeda vorgestoßen war. »Ein sehr fähiger Mann. Ich hoffe nur, Sie lassen sich nicht zu sehr von seinen berüchtigten Gewaltmanövern inspirieren.«

»Keine Sorge. An der Emotionautenakademie wird seine Herangehensweise äußerst kritisch abgehandelt.«

»Das beruhigt mich«, sagte Rhodan mit einem leichten Lächeln. Er warf einen kurzen Blick zu Perez und wandte sich dann wieder der Pilotin zu.

Während ihrer ersten Begegnung vor einigen Tagen hatte er Carter als recht zurückhaltend erlebt. Doch nun wirkte sie deutlich gesprächiger. Lag es daran, dass der Oberstleutnant ihre navigatorischen Fähigkeiten nicht angemessen zu würden wusste, während Rhodan sie selbstverständlich zur Einsatzbesprechung eingeladen hatte?

»Schließlich sind Sie als Erste Kosmonautische Offizierin so etwas wie die Seele dieses Schiffs«, fügte Rhodan hinzu.

»Danke, Sir«, sagte Carter. »Verzeihen Sie mir die Bemerkung, Sir, aber ich kann mir wirklich nur schwer vorstellen, dass Sie Cart Rudo persönlich gekannt haben. Der Krieg gegen die Meister der Insel fand vor über tausend Jahren statt.«

Perry Rhodan sah die Pilotin nachdenklich an. »Glauben Sie mir, Captain, manchmal geht es mir damit genauso wie Ihnen.«

*

Rhodan hatte sich noch einmal mit Oberstleutnant Perez, Captain Carter, Takayo Sukurai und Gucky in den Besprechungsraum zurückgezogen, um weitere Einzelheiten des geplanten Einsatzes zu klären. Die Zeitspringer waren in ihren zugewiesenen Kabinen und Professor Bievre in einem provisorisch eingerichteten Arbeitsraum, wo er vermutlich hyperphysikalische Berechnungen anstellte oder seine umfangreiche Datensammlung aktualisierte. Mit größerer Sicherheit ließ sich vermuten, dass er auch in diesem Moment eine Zigarette rauchte, jedoch ohne damit andere Besatzungsmitglieder zu belästigen.

»Gute sechzigtausend Lichtjahre in mehreren Linearetappen einmal quer durch die halbe Milchstraße und dann weiter im Schleichflug mit Präzisionsmanövern«, fasste Carter zusammen, nachdem sie mit Rhodan die geplante Flugroute durchgegangen war.

Rhodan nickte. »So sieht es aus. Wie wir im Einzelnen vorgehen werden, können wir mangels genauerer Daten leider erst vor Ort entscheiden.«

»Noch jemand Kaffee?«, fragte Gucky und ließ die Thermoskanne telekinetisch über dem Tisch kreisen.

»Gern.« Rhodan wartete, bis der Mausbiber seine Tasse aufgefüllt hatte.

Auch Sukurai ließ sich nachschenken. Alle anderen lehnten dankend ab.

»Entscheidungen«, sinnierte Perez, während er seine geleerte Tasse von sich schob. »Jeder von uns hat Entscheidungen zu treffen und muss mit ihren Konsequenzen leben. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken.«

Rhodan sah ihn fragend an. »Was genau meinen Sie damit?«

»Kaffee oder kein Kaffee?«, sagte Gucky. »Eine wahrhaft exo... existenzielle Entscheidung!«

Perez lächelte, doch dann wurde er sofort wieder ernst. »Nein, ich meine die Entscheidung, Milliarden von Kolonialterranern vorzuspielen, dass die Erde und anderen Solwelten vernichtet wurden. Damit muten Sie sehr vielen Menschen großes Leid und Elend zu. Ihr Täuschungsmanöver hat zur Folge, dass viele von diesen Menschen davon überzeugt sind, Angehörige verloren zu haben, die sich am 30. Oktober 3430 im Solsystem aufhielten.«

»Ich verstehe«, sagte Rhodan. »Glauben Sie mir, dass ich in meinem Leben selten vor einer schwierigeren Entscheidung stand.«

»Es ist nicht nur die Trauer, die den Betroffenen zu schaffen macht«, fuhr Perez fort. »Denken Sie auch an die rechtlichen Konsequenzen. Mein Onkel ist Verwaltungsjurist, deshalb komme ich darauf. All die Verträge, die hinfällig werden, die Erbschaftsangelegenheiten. Was geschieht, wenn offiziell verwitwete Ehepartner neu heiraten und sich irgendwann herausstellt, dass ihr erster Partner doch noch am Leben ist? Was hat das Justizministerium zu Ihrer Entscheidung gesagt? Wenn sich die Verhältnisse eines Tages wieder normalisieren, wird man Ihre Regierung mit Prozessen und Schadenersatzforderungen überhäufen.«

Rhodan gefiel es, dass sich der junge Mann Gedanken machte. Ein Offizier der Raumflotte, der seine Befehle nicht stur befolgte, sondern sich bemühte, über den Tellerrand hinauszuschauen. Jemand, der nicht in erster Linie ein Soldat war. Sondern ein Terraner.

»Sie haben recht«, bestätigte Rhodan. »Es war eine weitreichende Entscheidung, die das Leben vieler Menschen auf eine sehr persönliche Weise betroffen hat. Viele werden uns später bestimmt dafür verfluchen. Vor allem werden sie mich verfluchen. Und ich kann es ihnen nicht verübeln. Können Sie sich vorstellen, was ich mir von meinem Wahlkampfmanager anhören musste, als ihm die Tragweite des Falls Laurin bewusst wurde? Er war nicht in die Planung eingeweiht, also war er genauso überrascht wie alle anderen.«

»Es wundert mich, dass er seinen Job nicht fristlos gekündigt hat«, erwiderte Perez. Sein aufmerksamer Blick ließ Rhodan keine Sekunde los.

»Das hätte er zweifellos getan, würde er nicht für solche Herausforderungen leben. Er meinte, es wäre ein Wunder, würde mich noch jemand wählen, wenn dieses Täuschungsmanöver an den Tag kommt.« Rhodan überlegte kurz. »Das Ganze wird uns teuer zu stehen kommen. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch, was unsere Verantwortung betrifft. Meine Verantwortung. Vielleicht kostet es mich eines Tages sogar das Amt. Aber das alles spielt letztlich keine Rolle.«

Perez sah ihn ungläubig an. »Nein?«

»Nein. Nachdem ich das Für und Wider abgewogen hatte, war die Entscheidung ganz leicht. Entweder Milliarden Tote und ein galaxisweiter Bürgerkrieg oder kein Krieg und Milliarden Terraner, deren Leben weitergeht und die eine Zukunft vor sich haben.« Rhodan leerte seine Tasse und stand auf. »Wie gesagt, am Ende war die Entscheidung ganz leicht.«

*

»Im Namen der Blauen Kreatur der allgültigen Gerechtigkeit verkünde ich nun die Entscheidung.« Der Vorsitzende des Siebenergerichts wackelte mit dem breiten Kopf. »Das Urteil lautet: Tod durch Enthauptung.«

Tääj Yöriil nahm es nur wie in Trance wahr. Der Satz hallte wie ein endloses Echo in seinen Gedanken nach. Irgendwann wurde ihm bewusst, dass er wieder auf den Beinen war. Zwei Wachoffiziere hatten ihn an den Armen gepackt und zerrten ihn durch einen Korridor. Sie brachten ihn aus dem Gerichtssaal direkt zur Hinrichtung.

Tääj versuchte, sich vorzustellen, was ihn erwartete. Wie man ihn in den Raum führte, wo der Exekutionsroboter auf ihn wartete. Dann der schnelle Schnitt durch den schmalen Hals, den er vielleicht kaum spürte. Wie ihm langsam die Sinne schwanden, bis irgendwann ... gar nichts mehr war.