Terra Utopia Magazin Nr. 7 - Hermann Schladt (Hrsg.) - kostenlos E-Book

Terra Utopia Magazin Nr. 7 E-Book

Hermann Schladt (Hrsg)

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Beschreibung

Hier kommt die 7. Ausgabe des kostenlosen Terra-Utopia-Magazin.

In dieser Folge:

Science-Fiction-Storys von Franz von Falkenstein, Lena Knodt und Tobias Lagemann

Gedicht von Andreas Haider

Interview mit Jeffrey Thomas - Artikel von Ulli Kammigan und Jan Niklas Meier

Autorenportraits, Rezensionen, Neuvorstellungen, Leseproben …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Hermann Schladt (Hrsg.)

Terra Utopia Magazin Nr. 7

März / April 2016

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

wir hoffen, Ihnen auch mit dieser 7. Ausgabe unseres Magazin einen unterhalsamen Reigen aus allen Bereichen der Phantastik, wie auch der realen Wissenschaften bieten zu können.

Mit Ulli Kammigan und Jan Niklas Meier präsentieren sich zwei neue Mitarbeiter mit interessanten Sachartikeln.

Auch Lena Knodt, Franz von Falkenstein und Tobisa Lagemann sind erstmals mit Storys im Terra-Utopia-Magazin vertreten, wobei letztgenannter schon als kompetenter Rezensent außergewöhnlicher SF in vergangenen Ausgaben vertreten war und auch in dieser wieder vertreten ist.

Ein längeres Interview, das Michael Schmidt mit dem US-Autoren Jeffrey Thomas führte und ein SF-Gedicht von Andreas Haider runden das abwechslungsreiche Programm ab.

 

Wenn auch Sie beim Terra-Utopia-Magazin mitmachen wollen, melden Sie sich bitte per Mail an

 

[email protected]

 

oder senden Ihren Beitrag direkt an diese Mailadresse.

 

Viel Spaß beim Lesen dieses Magazins.

 

Hermann Schladt

 

Herausgeber

 

 

____________________________________________________

 

Impressum

 

Das Terra Utopia Magazin erscheint 6 x im Jahr und steht bei allen wichtigen eBook-Shops kostenlos zum Download bereit.

 

Verlag:

vss-verlag Hermann Schladt

Walter-Hesselbach-Str. 89

60389 Frankfurt am Main

 

Mail: [email protected]

Raumschiff Genesis

 

Story von Franz von Falkenstein

 

Mit konstanter Geschwindigkeit zischte das Raumschiff durchs All. Nun gut, zischen im wörtlichen Sinne konnte nichts, weil im Weltall keine Luft existiert, also kann auch kein Medium Geräusche transportieren. Jedenfalls war das Schiff ziemlich schnell unterwegs. Eine weitere Beschleunigung war aus Energiemangel unmöglich. Auf der anderen Seite brächte sie auch wenig ein, da man inzwischen ohnehin das 0,997458-fache der Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte. Das behauptete zumindest der Bordcomputer und zwar bis auf dreißig Nachkommastellen genau. Der musste es wissen. Zwölf Jahre lang hatten die Atomreaktoren das Raumschiff konstant beschleunigt. Seitdem trieb man antriebslos durchs All, verlor dabei allerdings nur unwesentlich an Fahrt, weil die Reibung im All eben kaum vorhanden war. Da gab es nämlich fast nichts. Ein bisschen was geht bekanntlich immer, aber das konnte man als vernachlässigbar bezeichnen.

An Bord befanden sich 47 Passagiere, die eine Kolonie im Heraklion-System gründen sollten. Ursprünglich waren es 50 Personen gewesen. Zwei waren an Krankheiten gestorben, ohne dass der Bordarzt Thomas Strebinger daran etwas hätte ändern können, eine depressiv gewordene Frau hatte sich in ihrem Quartier selbst getötet. Das jahrzehntelange Eingesperrtsein auf engstem Raum vertrug nicht jeder. Da halfen offenbar auch die psychologischen Tests bei der Auswahl der Kandidaten vor Beginn der Mission wenig. Mein Gott, wer kann schon mit Sicherheit sagen, ob jemand das mental verkraftet, Lichtjahre von zu Hause weg und auf ein enges Schiff begrenzt zu sein? Das war in der Tat eine unangenehme Erfahrung, die die meisten mittlerweile halbwegs ertrugen, weil auch die Alternativen fehlten. Bei einem Raumschiff, das beinahe mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist, da kann man schlecht den Rückwärtsgang einlegen. Auch lüften ging nur ganz selten. Deshalb bestand ein komplettes Deck des Schiffes aus Vegetation, die die Aufgabe hatte, den von den Passagieren ausgeatmeten Kohlenstoff in Sauerstoff zu transformieren. Nahrung gab es in Form von Energiepillen, die man sich selbst herstellte. Keine wirklich schmackhafte Mahlzeit, aber es stillte das Hungergefühl.

Als viel gravierender hatten sich die Einzelquartiere herausgestellt. Manche ertrugen die stete Einsamkeit ihrer Unterkunft nur schlecht, während andere sie regelrecht aufsuchten, um ihre Ruhe zu haben. Daher hatten sich etliche Wohngemeinschaften herausgebildet, die zu zweit, zu dritt oder gar zu viert in einem regulären Quartier untergekommen waren. Andere hingegen igelten sich in ihrem Raum ein, vermieden den Kontakt zu ihren Artgenossen, so weit es irgendwie ging.

Doktor Strebinger gab sich alle Mühe, den individuellen Anforderungen gerecht zu werden, was gar nicht einfach war. Auf einem Schiff kann man sich langfristig schlecht aus dem Wege gehen. Einigen Leuten verordnete er Pillen gegen ihre Psychosen. Die einen lechzten nach mehr Gesellschaft, die anderen nach weniger. In gewisser Hinsicht erachtete Strebinger das Raumschiff als großes, psychologisches Experiment. Der Name des Schiffs, „Genesis“, ließ an große Visionen denken, was auch der Realität entsprach, denn auf der Erde hatte man das Schiff zu dem Zweck gebaut, um die erste extrasolare Kolonie zu gründen. Das billionenschwere Projekt war mit gigantischen Propagandakampagnen gepuscht worden, als Rettung der Menschheit bezeichnet. Die Lage auf der Erde hatte sich in den vergangenen Jahrhunderten sehr zum Schlechten verwandelt. Das mittelfristige Überleben der Menschheit stand auf dem Spiel. Deshalb hatte man jeweils 25 Frauen sowie Männer ausgewählt, die biologisch hochwertige Genkombinationen gemäß dem ersten Weltgesetz der Genetik erlaubten. Ein genauer Paarungsplan würde durch Inzestvermeidung die Dominanz der menschlichen Rasse in der zu errichtenden Kolonie gewährleisten. An Bord des Raumschiffs selbst waren jegliche Paarungen verboten, da die Erbsubstanz bei Säuglingen auf Grund der potenzierten Strahlungswerte bei Nahe-Lichtgeschwindigkeit irreparable Schädigungen hervorrufen würden. Die Hintergrundstrahlung wurde nämlich praktisch am Bug gebündelt, wo sie dann massiert auftraf. Dieses Phänomen sorgte bereits bei Erwachsenen für eine überproportional hohe Erkrankungsrate.

Da die Flugdauer 17 Jahre betragen würde, waren sich die Verantwortlichen auf der Erde durchaus darüber im Klaren gewesen, dass am Zielort keine jugendlichen Eltern ankämen. Aus diesem Grund hatte man als Höchstalter für den Mitflug 21 Jahre definiert. Durch die regelmäßige Einnahme des Mittels Multiplax wurde zudem der körperliche Reifungsprozeß der teilnehmenden Frauen durch zellulare Destimulation gehemmt. Auf diese Weise würde die profitable Fruchtbarkeitsperiode länger erhalten bleiben, eine unabdingbare Voraussetzung für die rasche Vermehrung nach der Ankunft. Denn der Planet Heraklion 5 sollte binnen Jahrhundertfrist erschlossen werden. So sah das der Plan vor.

Jahre verstrichen, die im immer gleichen Trott abliefen, Tag für Tag, Woche für Woche. Arbeitsschicht, Freizeitschicht, Schlafschicht, wieder von vorn, unzählige Male ohne Abwechslung, bis man endlich das Zielsystem erreichte. Ein Ereignis, das vielen gar unwirklich vorkam, als es eintrat, weil es einfach so unendlich weit entfernt schien. Doch jetzt befand man sich im Orbit um einen grünen Planeten, dessen Anblick auf der Visorwand der Brücke zuerst Schweigen hervorbrachte, doch nach der ersten Überraschung für überschwängliche Freude sorgte. Die Wissenschaftler auf der Erde hatten sich nicht geirrt – Heraklion V war ein Planet, auf dem Leben möglich war, auf dem Pflanzen gediehen. Diese Daten lieferten die Sensorenanalysen binnen Minutenfrist. Die ganze Planetenoberfläche schien von einem undurchdringlichen Urwald überwuchert zu sein. Wo Pflanzen gedeihen konnten, dort gab es auch Wasser. Der Hauptrechner des Schiffs brauchte nicht besonders lange, um eine optimale Stelle für die Kolonie zu finden. Auf einer Ebene zwischen zwei Hügeln, wobei der Bewuchs nur ein sekundäres Problem darstellen würde. Das vollautomatische KGM, das Koloniegründungsmodul, schien auch für solche Fälle bestens programmiert zu sein. Der Kapitän der Genesis nahm sich Zeit, ehe er die Bestätigung für den Einsatz gab, denn immerhin handelte es sich um einen denkwürdigen Augenblick. Er würde das Kommando zur Gründung der ersten Kolonie der Menschheit außerhalb des Sonnensystems geben. Da musste man nachdenken, um einen recht schlauen Satz zu äußern, der dann in die Geschichtsbücher eingehen würde.

„Ein kleiner Tastendruck für mich, ein großer Druck auf den Unterboden der Kolonie.“