Terra Utopia Magazin Nr. 8 - Hermann Schladt (Hrsg.) - kostenlos E-Book

Terra Utopia Magazin Nr. 8 E-Book

Hermann Schladt (Hrsg)

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Beschreibung

Hier kommt die 8. Ausgabe des kostenlosen Terra-Utopia-Magazin.

In dieser Folge:

Storys von Markus K. Korb und Christiane Kromp

Artikel von Gerhard Fritsch, Hermann Schladt, Ulli Kammigan und Jan Niklas Meier

Autorenportrait Markus K. Korb, Rezensionen und Neuvorstellungen

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Hermann Schladt (Hrsg.)

Terra Utopia Magazin Nr. 8

Mai / Juni 2016

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

mit Markus K. Korb können wir Ihnen in dieser achten Ausgabe des Terra-Utopia-Magazin einen „alten Hasen“ der Fantastik-Szene und arrivierten Autor vorstellen und mit seiner Story „Der letzte Flug der Ikarus“ eine bemerkenswerte Kurzgeschichte aus seiner Feder präsentieren.

Auch die beiden in der letzten Ausgabe vorgestellten Autoren Ulli Kammigan und Jan Niklas Meier sind in dieser Ausgabe wieder mit interessanten Sachbeiträgen vertreten.

Zu Urgesteinen unseres Magazin entwickeln sich Christiane Kromp und Gerhard Fritsch, die auch diesmal wieder mit Beiträgen vertreten sind.

Rezensionen von Tobias Lagemann und Michael Schmidt komplettieren das Magazin.

 

Und jetzt noch ein Hinweis in eigener Sache: ein interessantes Interview mit Hermann Schladt, dem Inhaber des vss-verlag und Herausgeber des Terra-Utopia-Magazins kann man nachlesen unter

 

https://phantastikon.de/20160512/der-kleine-verlag-fuer-grosse-unterhaltung/

 

Wenn auch Sie beim Terra-Utopia-Magazin mitmachen wollen, melden Sie sich bitte per Mail an

 

[email protected]

 

oder senden Ihren Beitrag direkt an diese Mailadresse.

 

Viel Spaß beim Lesen dieses Magazins.

 

Hermann Schladt

 

Herausgeber

 

 

____________________________________________________

 

Impressum

 

Das Terra Utopia Magazin erscheint 6 x im Jahr und steht bei allen wichtigen eBook-Shops kostenlos zum Download bereit.

 

Verlag:

vss-verlag Hermann Schladt

Walter-Hesselbach-Str. 89

60389 Frankfurt am Main

 

Mail: [email protected]

 

Die Spieluhr

 

Story von Christiane Kromp

 

Linda Plummer war auf dem Heimweg von der Arbeit. Sie musste nur noch um die Ecke mit dem Voodoo-Laden gehen, dann wäre sie gleich zu Hause. Wie immer in den letzten Wochen saß Gail, die Besitzerin, in einem Klappsessel vor der Tür und schien zu einem kleinen Schwätzchen aufgelegt. Sie war eine sehr dicke dunkelhäutige Frau, die in einen bunten Sarong gehüllt war und sie breit anlächelte. Ihr Alter war schwer zu bestimmen, aber jung war sie gewiss nicht mehr. 

„Hallo, Schätzchen, willst Du dich heute mal in meinem Laden umschauen?“ grüßte sie freundlich.

„Ein anderes Mal gerne, Gail.“

„Ich habe für alle Gelegenheiten das Richtige, Partys oder Geburtstage, wenn du etwas Ungewöhnliches suchst. Ich lese auch aus der Hand oder mache ein Horoskop für dich, Liebes.“

„Vielleicht morgen“, lächelte Linda.

 

Kurz darauf betrat sie den achtstöckigen Wohnblock, in dem sie eine winzige Wohnung gemietet hatte. Sie ging zu den Briefkästen und schaute in ihr Fach. Einen Schlüssel brauchte sie dafür nicht, denn das Schloss war schon lange kaputt. Seufzend nahm sie die Briefe hinaus, von denen ein Nachbar bereits einige geöffnet und durchgesehen hatte, vermutlich dieser sonderbare Mr.Smith aus der ersten Etage. Sie wusste nicht einmal, ob sie alle ihre Briefe wirklich bekam.

Wie sie dieses Haus hasste! Die meisten Nachbarn waren heruntergekommene Typen, vom Leben enttäuscht oder zu faul, um etwas erreichen zu können. Sie dagegen war mit ihren 22 Jahren noch zu jung und ihr Gehalt als Evaluateurin für Parfüm in New York war zu gering, um eine Wohnung in einer besseren Gegend als der East Side bezahlen zu können. Dabei könnte sie die Düfte viel besser selber kreieren, als immer nur die Fehler der anderen auszubügeln. Seit fast einem Jahr lebte sie nun schon in New York, aber sie hatte in dieser Metropole kaum Menschen kennen gelernt, die ihr etwas bedeuteten. Es schien hier schwerer zu sein, Freundschaften zu knüpfen, als anderswo. Die Menschen schienen ihr oberflächlicher, unverbindlicher – und einsamer. Während sie die Treppen hinauflief in den sechsten Stock – natürlich war der Fahrstuhl schon wieder kaputt – wurde sie immer wütender. Das ganze Treppenhaus war trotz der flackernden Neonröhren dunkel und dreckig. Im vierten Stock hatte einer ihrer Nachbarn einen alten Kleiderständer in den Hausflur geworfen. Fluchend drückte sie sich daran vorbei, auf der Hut, nicht zu stolpern.

„Nicht ärgern, Linda, das ist es nicht wert.“, sprach sie jemand an, der von oben kam. Es war ihr Nachbar James, der unter dem Dach wohnte. „He, wo ich Sie gerade treffe“, begann er mit entwaffnendem Lächeln. „Wollen wir Freitag Abend ins Kino?“

Seit er hier wohnte, waren sie schon ein paar Mal ausgegangen. Sie mochten die gleichen Weine, die gleiche Musik.

„Da habe ich leider schon was vor… meine Freundin Heather hat Geburtstag.“, sagte sie in bedauerndem Tonfall. Enttäuschung malte sich auf James‘ offenes Gesicht. „Aber am Samstag hätte ich Zeit…“, fügte sie schnell hinzu und schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag. Der junge Mann lächelte.

„Also dann bis Samstag…“, sagte er und lief weiter nach unten, während Linda nach oben ging. Zwischen dem 5. Und dem 6.Stock klebte die Treppe, als sei da Sirup ausgelaufen. Nein, sie würde die Treppe nicht sauber machen, nahm sie sich vor. Gleichzeitig fragte sie sich innerlich, was denn auf einmal mit ihr los war. Gab sie jetzt genauso auf wie alle anderen hier?! War sie schon so weit? Dieses Haus schaffte sie, tat ihr nicht gut. Sie musste hier raus, irgendwie! Wenn sie doch bloß die Beförderung bekommen würde! Sie hatte sich in den letzten Wochen so sehr dafür angestrengt! Wenn sie sich doch nur einmal etwas wünschen könnte, das auf jeden Fall in Erfüllung gehen würde! Sie würde alles dafür geben.

Sie schloss ihre Wohnungstür auf, hängte ihre Handtasche an die Garderobe und ließ sich in ihren Lieblingssessel am niedrigen Wohnzimmertisch fallen. Dann schaute sie ihre Post durch und öffnete die Briefe, bei denen die Nachbarn ihr diese Mühe noch nicht abgenommen hatten. Ein Brief war ungewöhnlich. Er stammte von einem Rechtsanwalt und lautete folgendermaßen:

„Sehr geehrte Miss Plummer, bitte melden Sie sich bei uns in der Erbangelegenheit Ihrer Tante Pearl Bleye. Sie sind die einzige lebende Verwandte, die wir ermitteln konnten, und damit Universalerbin Ihrer Tante. Bringen Sie bitte zur eindeutigen Identifizierung Ihrer Person Ihren Ausweis mit. Mit freundlichen Grüßen, Dr. Jonathan Grape, Rechtanwalt“

Auf dem Briefkopf war eine Adresse in der Innenstadt angegeben und eine Telefonnummer.

Sie las den Brief wieder und wieder. An eine Tante Pearl konnte sie sich nicht erinnern. Aber das war nicht weiter verwunderlich, denn in ihrer Familie hatte es wenig Zusammenhalt gegeben. Ihre Eltern hatten sich getrennt, als sie selbst zwei Jahre alt gewesen war. Inzwischen waren sie beide gestorben und hatten sie, wie sie dachte, allein zurückgelassen. Vielleicht war diese Tante Pearl eine Schwester ihres Vaters gewesen? Sie zuckte die Achseln. Sie würde den Anwalt fragen.