Tessin Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X. Schmid - E-Book

Tessin Reiseführer Michael Müller Verlag E-Book

Marcus X. Schmid

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Beschreibung

Reiseführer Tessin Marcus X. Schmid   - 4. Auflage, 280 Seiten, 164 Farbfotos - 40 Karten - 10 GPS-Wanderungen & Touren - Ökologische, regionale & nachhaltige Betriebe sind kenntlich gemacht - Vor Ort recherchiert & ausprobiert - Viele Kurz-Essays  SPA inside findet: "(…) zählt zu den besten [Reiseführern] über diese reizvolle Region."   Anders reisen und dabei das Besondere entdecken   Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher.   Urlaubsgenuss im Tessin   Erleben Sie das Blumenparadies auf der Isole di Brissago, wilde Wasser im Valle Verzasca, eine Goldmine bei Sessa in den Tessiner Bergen, die Burgen um Bellinzona, die Tessiner Königswanderung, Kunstgenuss mit den "Brüsten der Wahrheit" am Monte Veritá, und und und ...   Mit Marcus X. Schmids Geheimtipps in unserem Reiseführer "Tessin" entdecken Sie neben den Must-Sees die versteckten Perlen der Region: lohnende Ziele, Plätze und Orte, die garantiert nicht jeder kennt.   Sorgenfreies Reiseglück mit den praktischen und bewährten Guides aus dem Michael Müller Verlag   Orientierungsseiten zur Destination: Sehenswertes, Aktivitäten oder besondere Hinweise für Familien mit Kindern. Special-Interest-Infos im Extra-Kapitel "Nachlesen und Nachschlagen": Landschaft & Geologie, Pflanzen & Tiere, Geschichte, Kunst & Kultur, plus wichtige und hilfreiche Informationen zu Anreise, Klima & Reisezeit, Übernachtung & bewährte reisepraktische Tipps. Ein Kapitel widmet sich den fast immer GPS-kartierten Wanderungen und Radtouren.   Subjektiv, persönlich und wertend – die MM-Bücher mit ihren detailliert vor Ort recherchierten Informationen, Hintergrundgeschichten und Service-Infos sind, was sie schon immer waren: mehr als "nur" Reiseführer.    

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Seitenzahl: 461

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Marcus X. SchmidOrientiert im TessinDas Tessin ist ...Kunst und KulturSportliche AktivitätenMit Kindern …Unterwegs im TessinDer NordenWas anschauen?Wo wandern?Wo essen?Wo shoppen?Valle LeventinaSt. GotthardAiroloVal BedrettoPiottaRodi-Fiesso/Lago TremorgioFaidoChironicoGiornicoValle di BlenioMalvagliaVal MalvagliaAcquarossa und UmgebungOlivoneDie Greina-HochebeneAcquacaldaRivieraBiascaOsognaClaroBellinzona und UmgebungStadtgeschichteSehenswertesGiubiascoValle MorobbiaLago MaggioreWas anschauen?Was unternehmen?Wo baden?Wo essen?Wo shoppen?LocarnoSehenswertesAusflug nach Cardada/CimettaAsconaSehenswertesMonte VeritàLosoneRonco sopra AsconaIsole di BrissagoBrissagoGambarognoPiano di MagadinoMagadinoViraSan NazzaroGerraIndeminiDie Täler des LocarneseWas anschauen?Was unternehmen?Wo baden?Wo essen?Wo shoppen?Valle VerzascaVogornoCorippoLavertezzoBrione VerzascaSonognoValle MaggiaPonte BrollaMoghegnoMaggiaCoglioCevioBignascoValle RovanaBosco GurinVal BavonaVal LavizzaraBrontalloPrato-SornicoPecciaMognoFusioCentovalliTegnaVerscioIntragnaVerdasioRasaPalagnedraCamedoValle OnsernoneAuressioLocoBerzonaMosognoRussoComolognoSprugaValle di VergelettoVergelettoDas LuganeseWas anschauen?Was unternehmen?Wo baden?Wo essen?Wo shoppen?Lugano und UmgebungStadtgeschichteSehenswertesMonte San SalvatoreMonte BrèGandriaCantine di GandriaValli di LuganoValle del VedeggioVal CapriascaVal CollaHalbinsel CeresioMelideMorcoteCaronaMontagnolaDas MalcantoneAgnoMagliasoCaslanoSessaAstanoNovaggioMigliegliaBrenoCademarioDas MendrisiottoWas anschauen?Was unternehmen?Wo baden?Wo essen?Wo shoppen?Die Orte am SeeBissoneRiva San VitaleBrusino ArsizioMendrisio und UmgebungSehenswertesSehenswertes außerhalbArzoMerideStabioChiassoValle di MuggioMorbio InferioreGeopark der BreggiaschluchtSagnoBruzellaCabbioMuggioNachlesen & NachschlagenGeografieFloraFaunaWirtschaftArchitekten und SteinmetzeLektüretippsGeschichte im ZeitrafferAnreiseVerkehrsmittel vor OrtÜbernachtenEssen und TrinkenReisepraktisches von A bis ZWandern im TessinÜber dieses BuchPräambelImpressumFotonachweisWas haben Sie entdeckt?Vielen Dank!Übersichtskarten und PläneZeichenerklärungTessin ÜbersichtIndex
Alles im Kasten
Autobahn: Umweltschäden durch StraßenbauEisenbahn: Die längste Röhre der WeltLa Congiunta – ein Museum verbunkert sichEin missglückter KlosterbesuchGroße Leinwand in LocarnoAls ganz Europa nach Locarno blickteLeonardo in LocarnoAuf der Suche nach einer besseren WeltAls man Inseln noch kaufen konnteSchlank und krumm – die BrissagoParco Botanico del GambarognoGgurijnartitschDas Reich des ClownsTessiner PatrizierKrieg an der GrenzeLuganersee – wem gehört was?„Künstlerdorf“ CaronaCampione d’ItaliaDie Pferde vom Monte BisbinoZincarlinUrzeit-Crash bei AsconaRegio Insubrica: Grenzüberschreitende Regionalpolitik im SeengebietNadelöhr GotthardGrotto – das typische Tessiner LokalDie Magie des Ratafià
Kartenverzeichnis
NordenBellinzonaLago MaggioreLocarnoAsconaTäler des LocarneseLuganeseLuganoMendrisiottoMendrisioÜbersicht der Wanderungen (GPS)-Wanderung 1: Hoch über dem Bedrettotal (GPS)-Wanderung 2: Rund um den Lago Ritom (GPS)-Wanderung 3: In der Valle di Blenio (GPS)-Wanderung 4: Von der Alpe di Neggia nach Indemini (GPS)-Wanderung 5: Von Ponte Brolla nach Gordevio (GPS)-Wanderung 6: Vom Monte di Comino nach Costa (GPS)-Wanderung 7: Von Spruga auf die Alpe Saléi (GPS)-Wanderung 8: Blicke auf den Luganersee (GPS)-Wanderung 9: Vom Monte Tamaro zum Monte Lema (GPS)-Wanderung 10: Am Abhang des Monte GenerosoZeichenerklärungTessin Übersicht
Tourenverzeichnis
GPS-Wanderung 1: Hoch über dem BedrettotalHöhenwanderung zu Alpen zwischen Lärchenwäldern.GPS-Wanderung 2: Rund um den Lago RitomFamilientaugliche Rundwanderung zu drei Seen.GPS-Wanderung 3: In der Valle di BlenioGemütliche Talwanderung auf einsamen Wegen, gelegentlich Asphalt, aber fast kein Verkehr.GPS-Wanderung 4: Von der Alpe di Neggia nach IndeminiDurch den Wald ins abgelegenste Dorf des Gambarogno.GPS-Wanderung 5: Von Ponte Brolla nach GordevioAn den Abhängen über der Maggia – zum Schluss ein schöner Auenwald.GPS-Wanderung 6: Vom Monte di Comino nach CostaEine familientaugliche Höhenwanderung durch Wälder zu Almen (schweizerisch: Alpen), die – oft auf alten Maultierpfaden – immer wieder durch schattige Wälder führt und auch mit Kindern zu bewältigen ist.GPS-Wanderung 7: Von Spruga auf die Alpe SaléiEtwas mühsamer Aufstieg, als Lohn winkt ein idyllischer Bergsee.GPS-Wanderung 8: Blicke auf den LuganerseeEin Tessin-Klassiker: Höhenwanderung auf der Ceresio-Halbinsel.GPS-Wanderung 9: Vom Monte Tamaro zum Monte LemaDie Königsroute: Höhenwanderung zwischen Luganersee und Lago Maggiore.GPS-Wanderung 10: Am Abhang des Monte GenerosoAbstieg vom Gipfel zur Zwischenstation.
Unterwegs mit
Marcus X. Schmid
Geboren und aufgewachsen in der Schweiz, im etwas öden Mittelland zwischen Zürich und Bern. Der fehlende Blick aufs Matterhorn oder in die Sonnenstube Tessin hat seine spätere Reisetätigkeit erheblich begünstigt. Studium in Basel, in Erlangen und im damaligen Westberlin, dort selbst die akademischen Weihen in Germanistik, Komparatistik und Politologie empfangen. Lebt und arbeitet freiberuflich als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz.
In meiner Schulzeit war eine Fahrt ins Tessin stets ein bisschen wie eine Fahrt nach Italien. Man testete im Tessin seine Italienischkenntnisse und freute sich, wenn dank der paar Sprachbrocken der Rotwein tatsächlich auf den Tisch kam. Von Wein verstanden wir natürlich alle nichts, die Qualität interessierte uns nicht die Bohne. Die Hauptsache war das Bild: Man saß im Grotto und trank Wein. Noch angenehmer war das Dolcefarniente, wenn wir hörten, dass es zuhause in der Deutschschweiz regnete, während im Tessin die Sonne schien - wie in Italien.
In späteren Jahren reiste ich oft von Italien in die Schweiz ein. Nach der Grenze fiel mir als Erstes auf: Ob Toiletten, Bahnhöfe oder Straßen, alles ist ein bisschen sauberer. Und wenn ich mit der Bahn nachhause fuhr, so stellte ich erleichtert fest: Die Züge fahren wieder pünktlich - wie überall in der Schweiz.
Die Tessiner fühlen sich zur Schweiz zugehörig, aber von der Berner Regierung vernachlässigt. Andererseits ist ihnen Milano oft näher als Zürich. Aber mit Italienern wollen sie natürlich nicht verwechselt werden. Ein bisschen Italianità, aber unter helvetischem Dach. Eigentlich könnten sie Brückenbauer zwischen den Kulturen dies- und jenseits der Alpenkette sein. Darüber denke ich am liebsten bei einem Boccalino Rotwein nach - am Granittisch im Grotto.
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein gemütliches Grotto entdeckt, eine freundliche Unterkunft oder den besten aller Badestrände? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Schreiben Sie an: Marcus X. Schmid, Stichwort „Tessin“
c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen
Orientiert im Tessin
Die Region im Profil
Das Tessin ist ...
Landschaften wie aus dem Bilderbuch und im Süden ein warmes Klima. Der Schweizer Zipfel des Lago Maggiore und der Luganersee locken mit ihrem Blau. Mit viel Grün laden die Täler des Locarnese zu Wanderungen ein und mit ihren wilden Wassern zu einem erfrischenden Flussbad.
♦ Etwa 350.000 Menschen wohnen im Tessin, ungefähr so viele wie in Wuppertal.
♦ Das Tessin ist rund 2800 km2 groß, etwas größer als das Saarland.
♦ Lugano, die größte Stadt, ist fast 1000 Straßenkilometer von Berlin entfernt, fast so weit wie Paris.
♦ 25 % aller ausländischen Touristen kommen aus Deutschland.
... ein bisschen Italien
Die Amtssprache ist Italienisch, das die Einheimischen in einer lombardischen Variante mit viel „ö“ und „ü“ sprechen. Die meisten Italiener - deutsche Touristen dürfen sich freuen - beherrschen als Zweitsprache Deutsch, vor allem in den touristischen Hochburgen Locarno, Ascona und Lugano, die in den 1960er-Jahren eine massive Zuwanderung von Deutschen und Deutschschweizern erfuhren, die sich im sonnigen Süden einen Zweitwohnsitz einrichteten. Ein bisschen Italienischkenntnisse schaden dennoch nicht.
Natürlich gibt es auch Unterschiede zu Italien, schließlich verleibten sich die Eidgenossen das Tessin bereits im 15. und 16. Jahrhundert ein, und seit 1803 ist der Kanton ein vollwertiges Mitglied des Bundes. Ein bisschen Italianità ist gut, aber unter helvetischem Dach. Und so fahren die Züge pünktlicher als im Land, wo die Zitronen blüh’n, die öffentlichen Toiletten sind ein wenig sauberer, vor allem aber ist alles - vom Caffè in der Bar über das Essen im Restaurant bis zur Übernachtung im Hotel viel teurer. Die Schweiz gilt als Hochpreisinsel in Europa.
... ein Paradies für Wanderer
Die Betreiber einer einschlägigen Internetseite haben genau gezählt und kamen auf exakt 734 Wanderungen im Tessin. Rund zweitausend Kilometer markierte Wege stehen zur Wahl, von familientauglichen Varianten bis zur anspruchsvollen Gebirgstour in den Alpen. Nicht selten führt eine Drahtseilbahn oder Gondel in die höheren Regionen und erspart dem Wanderer den mühsamen Aufstieg. Nach einer meist mehrstündigen Höhenwanderung führt mit etwas Glück an anderer Stelle wieder eine Gondel hinunter ins Tal.
Als „Königsroute“ gilt die sogenannte Traversata, die vom Monte Tamaro in rund fünf Stunden auf den Monte Lema führt. Beide Gipfel sind mit einer Gondel erreichbar. Unterwegs blickt man rechts auf den Lago Maggiore hinunter, links auf den Luganersee.
... eine kulinarische Einladung
Risotto und Polenta werden in jedem Restaurant aufgetischt, das auf regionale Küche Wert legt. Oft kommen dazu eine „Luganighe“, die Tessiner Wurstspezialität, oder geschmortes Kaninchenfleisch. Den kleinen Hunger stillt vielleicht ein Piatto Ticinese, auf dem Schinken und Salami zusammenkommen, oft gesellt sich ein regionaler Käse dazu. Ein hervorragender Ort für solch kulinarische Freuden sind die sogenannten Grotti, Felsenkeller mit einem Garten dazu, wo man unter Kastanienbäumen am Granittisch sitzt. Der passende Wein wird hier in der Regel im „Boccalino“, einem Steingutbecher mit Henkel und Schnabel, serviert.
In Seenähe kommt natürlich auch frischer Fisch auf den Tisch, meist Felchen. Vermerkt die Speisekarte noch ein „in carpione“, wurde der Fisch in eine mit fein gehackten Gemüsen und Kräutern aromatisierte Essigmarinade eingelegt.
Bei Schweizer Käse denkt man in Deutschland allzu schnell an den löchrigen Emmentaler. Den findet man im Tessin kaum, dafür eine breite Palette von Hart- und Frischkäsen. Die Käserei über Airolo am Fuß des Gotthardmassivs ist auf Alp- und Bergkäsesorten (ist nicht dasselbe) spezialisiert. Ganz im Süden, in der Valle di Muggio, erlebt der „Zincarlin“ eine Wiedergeburt, ein Frischkäse aus Rohmilch, auf dessen komplizierte Herstellung sich nur noch wenige verstanden und der deshalb schon fast „ausgestorben“ war. Das besondere Aroma kommt unter anderem vom Weißwein, mit dem er täglich eingerieben wird.
... hypermotorisiert
Mit 635 Autos auf 1000 Einwohner ist das Tessin der am meisten motorisierte Kanton der Schweiz. Die Folge zeigt sich im Alltag: Zwischen Bellinzona und Locarno, aber auch zwischen Ascona und Brissago sind Staus regelmäßig, und in den Dörfern gibt’s Parkprobleme. Dagegen hilft das „Ticino Ticket“, das jeder Gast eines Hotels, einer Jugendherberge oder eines Campingplatzes gratis bekommt. Es berechtigt zur Gratisbenutzung des öffentlichen Verkehrs, der mit Bahn und Bus hervorragend ausgebaut ist: Mit dem gelben Postauto kommt man noch in das hinterste Dorf des Kantons. Zudem genießt man mit dem Ticket Ermäßigung bei den meisten Bergbahnen, auf dem Schiff sowie in zahlreichen Tessiner Museen.
Kirchen, Museen und Musik
Kunst und Kultur
Vom intimen Kunstgenuss im geschlossenen Raum einer Kirche oder eines Museums bis zum Musik- oder Filmfestival als Kulturevent auf der Piazza - das kulturelle Angebot im Tessin ist vielfältig.
♦ Romanische Kirchen und Ruinen von Festungsanlagen sind die eindrucksvollsten Zeugnisse aus mittelalterlichen Zeiten. Das Burgentrio von Bellinzona hat es sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gebracht.
♦ Moderne Kunst findet man in den Museen von Lugano, Locarno und Ascona. Wer an zeitgenössischer Architektur interessiert ist, kommt um den Architekten Mario Botta aus Mendrisio nicht herum, der in seinem Heimatkanton besonders aktiv ist.
♦ Und schließlich hat mit dem international renommierten „Locarno Film Festival “ auch die siebte Kunst eine Heimat im Tessin.
Sakrale Kunst und Architektur
Im Ortskern von Riva San Vitale, am südlichen Ende des Luganersees, steht etwas versteckt der älteste Sakralbau der Schweiz, ein Baptisterium, gebaut um das Jahr 500.
In Lugano zeigt die Kirche Santa Maria degli Angioli das berühmteste Renaissancegemälde der Schweiz, eine streng komponierte Passionsgeschichte.
In Bleniotal überrascht in der Nähe des ehemaligen Kurorts Acquarossa das romanische Kirchlein San Carlo di Negrentino mit wunderbaren Fresken.
Das Dörfchen Giornico hat nicht einmal 900 Einwohner, ist aber gleich mit sieben Kirchen gesegnet - weniger ein Zeichen besonderer Gottesfürchtigkeit als vielmehr ein Zeugnis von großem früheren Reichtum. Das Juwel unter ihnen ist die Chiesa San Nicolao, das bedeutendste romanische Baudenkmal im Tessin.
Wer sich für moderne Kirchenarchitektur interessiert, findet zwei sehr unterschiedliche Bauten des Tessiner Stararchitekten Mario Botta. An der Bergstation der Gondelbahn zum Monte Tamaro steht die hypermoderne Kapelle Santa Maria degli Angeli mit einer Aussichtsplattform als Dach verwegen auf einem Felssporn. Im oberen Maggiatal hat Mogno eine neue Dorfkirche bekommen, deren mit Eisenbalken verstrebtes, schräges Glasdach ein wunderbares Licht in den Kirchenraum zaubert - auch dies ein kühner architektonischer Wurf.
Profane Kunst und Architektur
Das 2015 eröffnete LAC (Lugano Arte e Cultura) in Lugano ist unbestritten das Flaggschiff der Tessiner Kultur: Neben mehreren Theaterbühnen und einem Konzertsaal, der bis zu 1000 Zuschauer fasst, haben auch Werke der modernen und zeitgenössischen Tessiner Kunst hier eine ständige Heimstatt bekommen.
Eine geglückte Mischung aus Sammlung und Wechselausstellung zeigt das Programm der rührigen Pinacoteca Cantonale Giovanni Züst im Örtchen Rancate bei Mendrisio, sie ist auf Tessiner Malerei des 17. bis 19. Jahrhunderts spezialisiert.
Ebenfalls in der Nähe von Mendrisio, in Ligornetto, befindet sich ein Museum, das gänzlich dem sozialkritischen Bildhauer Vincenzo Vela (1820-1891) gewidmet ist, jenseits der Grenze bekannter als im heimatlichen Tessin.
In den Hügeln über Lugano liegt Carona, wo ein eleganter Brunnen den Dorfplatz ziert - ein Werk von Meret Oppenheim, die im Kreis der Pariser Surrealisten berühmt wurde und später als Künstlerin ihre eigenen Wege ging.
In Giornico steht auf einer Dorfwiese ein ebenso rätselhafter wie abweisender Kunstbunker, der Werke des 2012 verstorbenen Zürcher Bildhauers Hans Josephson versteckt.
Auf dem Monte Verità bei Ascona ist seit 2017 wieder die legendäre Ausstellung „Die Brüste der Wahrheit“ zu sehen - eine umfassende Darstellung der Lebensgemeinschaft von Künstlern, Träumern und Exoten auf dem Monte Verità am Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schau wurde 1978 vom international bekannten Ausstellungsmacher Harald Szeemann (1933-2005) zusammengestellt, ging dann auf Tournee nach Zürich, Berlin, Wien und München und ist nun wieder zurückgekehrt - erweitert um eine Dokumentation über die Arbeitsweise Seemanns.
Festivals
Locarno platzt aus allen Nähten, wenn im August Cineasten aus aller Welt zum „Locarno Film Festival“ anreisen. Es zählt wie Cannes, Venedig und Berlin zu den großen europäischen Filmfestivals. Auf der Piazza Grande wird eine 26 mal 14 Meter große Leinwand aufgespannt. Der Traum jedes Regisseurs ist es, den „Pardo d’Oro“, den Goldenen Leoparden, mit nach Hause zu nehmen.
Ebenfalls in Locarno geht im Juli das vielbeachtete Rock-und-Pop-Festival „Moon&Stars“ über die Bühne. 60.000 Besucher kamen 2019 zu den 20 Konzerten unter dem Vollmond auf der Piazza Grande, zu den Stars gehörten Jamiroquai, Liam Gallagher und der italienische Schmusesänger Eros Ramazotti.
Im Maggiatal findet im Juli/August unter dem Namen „Vallemaggia Magic Blues“ das „kleinste große Bluesfestival der Schweiz“ statt. Spielorte sind meist öffentliche Plätze in den Dörfern des Tals - magische Momente an der Maggia.
Im Wasser und in den Bergen
Sportliche Aktivitäten
Man kann im Tessin faulenzen, gut essen, Museen und mehr aufsuchen - oder vom harmlosen Badevergnügen bis zum muskelstählenden Radeln etwas für die Konstitution tun.
♦ Zu den hauptsächlichen sportlichen Aktivitäten zählen Wandern und Wassersport. Für beides bietet die Tessiner Topographie mit ihren Bergen, Flüssen und Seen viele Möglichkeiten.
♦ Aber auch Radeln, Segeln, Surfen, Tennis und Golf sind Sparten eines sogenannten Aktiv-Urlaubs - alles ist möglich im Tessin.
Wandern
Vom Gotthard-Massiv im Norden bis zum Muggiotal im Süden findet der Wanderer zahllose Möglichkeiten. Das Wegenetz ist so vorbildlich ausgeschildert, dass es fast eine Kunst ist, sich zu verirren. Die Talhänge sind oft steil, den mühsamen Aufstieg zum Startpunkt erleichtert an vielen Stellen eine Fahrt mit der Gondelbahn. Am Schluss der Wanderung ist eine Haltestelle des Postautos stets nah. Die gelben Busse des öffentlichen Verkehrs fahren bis ins hinterste Dörfchen des Tessins.
Beliebt sind Wanderungen mit Seeblick wie der Swiss Trail vom Monte Salvatore über dem Luganersee nach Morcote, der überdies durch das schmucke „Künstlerdorf“ Carona führt. Gleich auf zwei Seen - links Luganersee, rechts Lago Maggiore - blickt man von der Traversata, die vom Gipfel des Monte Tamaro auf den des Monte Lema führt. Diese sogenannte Königsroute beginnt mit dem Besuch einer architektonischen Perle: Das Dach der nach den Plänen von Mario Botta errichtete Kapelle Santa Maria degli Angeli, erreichbar über eine 65 Meter lange Rampe, bietet einen großartigen Ausblick.
Erst in jüngster Zeit haben Wanderer das Valle Onsernone entdeckt, wo der Aufstieg von Spruga zur Alpe Saléi mit einem Abstecher zu einem erfrischenden kühlen Bergsee verbunden wird. Mehr Einsamkeit findet man Bleniotal oder im nahezu unbekannten Bedretto-Tal.
Wassersport
Sowohl am Lago Maggiore wie am Luganersee verfügen viele Orte über ein gepflegtes Seebad mit einer mehr oder minder ausgebauten Infrastruktur.
Im Delta der Maggia ist der Lido von Locarno, dem eine Wellness-Anlage mit Solebad und Saunen angeschlossen ist, die Luxusadresse. Wer nur ein Bad im See nehmen will, ist am Lanca-Strand ebenso gut aufgehoben. Gut besucht ist auch der Grande Lido von Ascona am südlichen Ende des Deltas. Knapp vor der italienischen Grenze führt im Lido di Brissago eine 75 Meter lange Rutsche von der Seestraße hinunter zum Ufer des Lago.
In Lugano konkurriert der gut ausgebaute Lido di Lugano mit dem Bagno Pubblico im südlichen Stadtteil Paradiso. Direkt am Staudamm von Melide, über den der Verkehr ins Sottoceneri rollt, herrscht am Lido di Bissone abends oft Partystimmung. Am südlichsten Ende des Seearms finden Badefreudige den Lido von Riva San Vitale mit einer einladenden Liegewiese.
Erfrischender als das Bad im See ist ein Flussbad. Die Maggia bildet bei Ponte Brolla zwischen den Felsen riesige Becken, die im Sommer Hunderte von Einheimischen und Touristen anziehen. Ganz Verwegene springen hier vom hohen Felsen ins kühle Nass. In der 2. Julihälfte findet hier die europäische Meisterschaft im Klippenspringen („Cliff Diving“) statt, mit Sprüngen von 13, 15 und 20 Metern Höhe.
Die Verzasca lädt bei Lavertezzo mit langen, abgeschliffenen Felsbänken über dem glitzernd grünen Badewasser ein; die Stelle ist so beliebt, dass es hier regelmäßig zu Verkehrsstau kommt.
Im Centovalli wird direkt unterhalb der Eisenbahnbrücke bei Intragna gebadet.
Bei Kanuten sind der Ticino oberhalb von Bellinzona und die wildere Verzasca beliebt.
Wer den Adrenalinrausch sucht, wagt einen halsbrecherischen Bungee-Sprung von der Eisenbahnbrücke bei Intragna oder tut es James Bond gleich, der sich vom 220 Meter hohen Verzasca-Staudamm in die Tiefe stürzte.
Schluchtenwanderer finden im Verzascatal ein Paradies, aber auch im Centovalli kommen sie auf ihre Kosten. Dort fährt von Intragna eine Gondelbahn hoch zum Einstieg bei Costa.
Weitere Sportarten
Fahrradfahren ist in der Bergwelt schweißtreibend. Auf engen Straßen ist Vorsicht geboten, das Tessin ist eine hochmotorisierte Gegend. Mountainbiker finden oft ihre eigenen Pisten, die sie hoffentlich rücksichtsvoll mit Wanderern teilen.
Tenniscourts gibt’s an jedem größeren Ort. Exklusiver ist die Golf-Kunst: Ascona, Losone und Lugano verfügen über 18-Loch-Anlagen.
Familienurlaub
Mit Kindern ...
Ferien im Tessin sind für Kinder in erster Linie Badeferien. Aber natürlich gibt es auch noch andere Attraktionen.
Bei Regenwetter allerdings beschäftigen Sie Ihre Kinder besser in den privaten vier Wänden oder in der Snackbar des Zeltplatzes - die Museen sind selten kindgerecht.
„Man kann in ein Kind nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln.“
- Astrid Lindgren -
Wasserfreuden
In den großen Seebädern wie dem Lido von Locarno oder dem Grande Lido von Ascona gibt es eine Badeaufsicht. Das heißt nicht, dass Sie Ihre Kinder getrost aus den Augen verlieren können.
Ein Bad im Fluss ist für Kinder meist aufregender als eines im See; an seichteren Stellen hüpfen sie über Steine oder bauen Dämme. Weniger harmlos sind tiefere Becken wie bei Ponte Brolla. Selbst Kinder, die schwimmen können, sollten hier nicht unbeaufsichtigt sein. Die Strömung hat schon zu etlichen Todesfällen geführt. Kinderfreundlicher ist die Maggia weiter oben, wo sie weniger Wasser führt, zum Beispiel bei Moghegno. Die traumhaften Becken, die die Verzasca bei Lavertezzo bildet, sind sehr beliebt. Hinterher kann man sich auf den abgeschliffenen Felsen ausstrecken und trocknen lassen. Für das Baden im Fluss gilt auch hier, dass es nicht ungefährlich ist: Kinder nie unbeaufsichtigt lassen!
Ausflüge
Aufregender als im Fond der Limousine zu sitzen, ist für Kinder eine Schifffahrt, während der sie auf Bord herumspazieren, den vom Motor geworfenen Wellen nachschauen oder einfach die Aussicht genießen können. Schiffsausflüge werden sowohl auf dem Lago Maggiore wie auf dem Luganersee angeboten. Billiger ist eine Fahrt mit dem regulären Kursschiff: einfach den Fahrplan studieren. Mit einer klugen Planung wird ein Tagesausflug daraus. Für kurze Schifffahrten sei ein Besuch der Brissago-Inseln mit ihrem wunderschönen botanischen Garten empfohlen, zum Beispiel von Ascona aus (15 Min.). Eine kleine Mini-Rundreise führt vom Luganeser Ortsteil Cas-tagnola erst auf dem wunderbar romantischen Sentiero di Gandria an Oliven- und Kastanienhainen vorbei ins ehemalige Fischerörtchen Gandria. Hier setzt ein Schiff hinüber nach Cantine di Gandria. Das kleine Zollmuseum dort ist eines der wenigen Tessiner Museen, die auch Jugendliche begeistern. Hinterher fährt ein Kursschiff direkt nach Lugano zurück. Die genauen Zeiten finden Sie im Fahrplan.
Abenteuerlich ist eine Fahrt mit der Centovallina, dem Schmalspurbähnchen, das von Locarno durch das Centovalli hoch zur italienischen Grenze und weiter nach Domodossola zuckelt - zahlreiche Viadukte in luftiger Höhe. Spannende Variante: Von der Bahnstation Verdasio führt eine Gondelbahn in furchterregender Höhe - Kinder sind oft schwindelfreier als Erwachsene - über das Tal der Melezza zum schmucken Örtchen Rasa, das mit dem Auto nicht zu erreichen ist. Dort lädt das Grotto Ghiridone zum Mittagstisch.
... und noch mehr
Die Falconeria von Locarno ist einzigartiges artistisches Unternehmen und so erfolgreich, dass die Tribüne mit 650 Sitzplätzen stets schnell voll ist. Täglich zwei Mal zeigt das Team von vier professionellen Falknern und Falknerinnen eine hochkarätige Show. Falken und andere Raubvögel fliegen in präzisen Manövern quer über die riesige Naturbühne, streifen beinahe die Köpfe der aufschreienden Zuschauer und landen sicher auf dem ausgestreckten Arm des Empfängers. Die präzise Choreographie wird von einer dramatischen Musik begleitet. Zum Schluss dürfen die Kleinsten auf dem Pony gratis eine Ehrenrunde drehen. Ein schöner Besuch nicht nur für Kinder!
Im sonst wenig aufregenden Ferienort Magliaso findet man einen kleinen Privatzoo: Kängurus hüpfen, Kapuzineräffchen turnen, Hängebauchschweine lassen Bäuche hängen. Ein Prachtexemplar von einem Löwen brüllt gelegentlich seine Frau an, bevor er sich seiner Lieblingsbeschäftigung hingibt, dem Schlafen. Vor Ort kann gegrillt und gepicknickt werden.
Die Schweiz im Kleinformat wird im „SwissMiniatur“ in Melide gezeigt. Auf einer Fläche von 14.000 m2 sind 120 Modelle der berühmtesten Bauten der Schweiz im Maßstab 1:25 zu sehen, vom Großmünster in Zürich bis zur modernen Architektur des Beyeler-Museums in Basel.
Das Tessin ist unter anderen mit dem Castelgrande von Bellinzona, der Madonna del Sasso von Locarno und der Standseilbahn von Lugano zum Monte San Salvatore vertreten. Auf dem Gelände kurvt eine Eisenbahn, auf den Seen steuern Schiffe den Landungssteg an - ein erstaunlicher Parcours durch das gesamte Gebiet der Eidgenossen.
Unterwegs im Tessin
Der Norden
Hat der Reisende erst einmal das gewaltige Gotthardmassiv hinter sich, so dringt er gleichsam durch das Dach in die Sonnenstube der Schweiz. Aber erst einmal befindet er sich noch weit oben in den Bergen, die berühmten Seen sind noch lange nicht in Sicht.
Der Norden des Tessins wird touristisch wenig beachtet - zu Unrecht. Wer die Hauptverkehrsachse verlässt, findet eine wunderschöne Natur vor, z. B. in der Valle di Blenio oder im abgeschiedenen Val Bedretto.
Der nicht eilige Reisende nimmt statt des Gotthard-Straßentunnels die Passstraße, atmet auf der Passhöhe erst einmal die frische Luft und besucht dann die größte Alpenfestung, die von der Schweizer Armee noch bis 1998 gehalten wurde.
Im idyllischen Giornico mit seinen sieben Kirchen wird er einen Stopp einlegen, einen weiteren in Biasca, wo am Ortsrand die typischen Tessiner Grotti zu einem Piatto Ticinese und einem Boccalino-Rotwein einladen. Städtisches Flair findet er dann in Bellinzona, deren drei Burgen schon von weitem zu sehen sind. Verglichen mit Lugano präsentiert sich die Kantonshauptstadt angenehm bescheiden. Das historische Zentrum ist klein und platzt am Markttag aus allen Nähten.
Wanderer finden zahlreiche markierte Wegenetze, beispielsweise rund um den Ritom-Stausee. Der Anstieg ist wie so oft im Tessin sehr steil, man dankt der Drahtseilbahn. Einsamer ist die Valle di Blenio, von deren oberem Teil aus auch anspruchsvollere Gebirgstouren möglich sind, z. B. zur berühmten Greina-Ebene oder rund um den Lukmanierpass.
Was anschauen?
In Giornico steht eines der seltsamsten Museen der Schweiz, die „Congiunta“. Der bunkerähnliche, abweisende Bau mitten auf einer Wiese ist dem 2012 verstorbenen Zürcher Bildhauer Hans Josephson gewidmet. Erklärungen gibt es keine, der Besucher ist auf sich gestellt.
Über dem Ort Corzoneso im beschaulichen Bleniotal stößt man in einem Rundturm auf das Archiv von Roberto Donetta (1865-1932), der hier zu späten Ehren kommt. Der verarmte Mann zog als Samenhändler durchs Tal, sein wahres Interesse aber galt der Fotografie - sein Nachlass von rund 5.000 belichteten Glasplatten ist eine einzigartige Dokumentation über die Menschen im Bleniotal.
Im Kantonshauptort Bellinzona drängt sich eine Besichtigung der gewaltigen Burgen auf, die man am besten mit einem Spaziergang auf der „Murata“ beschließt. Ihre militärstrategische Bedeutung haben die Burgen natürlich längst eingebüßt.
Wo wandern?
Der Norden des Tessins ist ein riesiges Wandergebiet. Oft ist der Wanderer froh, dass ihm eine Seilbahn den mühsamen Auf- und Abstieg erspart. Zu einer eher gemächlichen Höhenwanderung lädt das Bedretto-Tal ein.
In Acquacalda, unterhalb des Lukmanierpasses, schlägt das Centro Pro Natura Lucomagno sieben ganz unterschiedliche, mehr oder weniger anspruchsvolle Touren vor, über Wiesen und Bäche und durch duftende Kiefernwälder.
In Rodi-Fiesso lockt eine kurze Rundwanderung, die über einen alten Maultierpfad in die Piottino-Schlucht führt.
Wo essen?
Im unteren Ortsteil von Ambri serviert die preiswerte Osteria La Montanara in ihrem Garten über der Holzkohle gebackene Pizza.
In Biasca führt die Via ai Grotti zu mehreren schattigen Grotti, wo man am Granittisch typische Tessiner Küche - Polenta und Risotto stehen sicher auf der Karte - ausprobieren kann.
In Bellinzona hat man die Qual der Wahl. Eine gute Adresse ist das preiswerte und wohl auch deshalb sehr populäre Grottino Ticinese etwas außerhalb des historischen Zentrums. Der kastanienbestandene Garten ist meist brechend voll.
Wo shoppen?
Ein größeres Shopping-Angebot gibt’s nur in Bellinzona. Interessanter jedoch als die Boutiquen ist dort der Wochenmarkt am Samstag: regionale Produkte der Landwirtschaft, Salametti oder der berühmte Büscion, der traditionelle Tessiner Ziegenfrischkäse in Zapfenform, aber auch Honig, Gemüse und Salat werden angeboten. Auch Kleiderhändler fehlen nicht. Der Wochenmarkt, der sich von der Piazza Nosetto bis zur Piazza Collegiata zieht, ist beliebt - das ganze Umland strömt zusammen.
Ein kleines, aber exquisites Angebot, vor allem an Weinen der oberen Leventina, aber auch aus anderen Tessiner Gegenden sowie aus dem Piemont und der Toscana importierte Flaschen findet man bei Zamberlani im Örtchen Piotta. Der Laden wird seit 1891 von derselben Familie geführt.
Im Caseificio (Käserei) von Airolo werden Käse aus dem Gotthardgebiet verkauft. Dem Herstellungsprozedere kann man zuschauen, am besten am Morgen, wenn die frische Milch angeliefert wird.
Valle Leventina
Die Valle Leventina oder einfach „die Leventina“, wie das Tal des Ticino-Flusses zwischen Airolo und Biasca genannt wird, ist in erster Linie eine verkehrsschwere Transitachse. Lkws donnern über die Autobahn, die Einheimischen haben das Nachsehen.

Giornico - Juwel der Leventina

Seit 2016 der Gotthard-Basistunnel eröffnet wurde, rollen zumindest keine Güterzüge mehr durch die Leventina, aber auch die Personenzüge des Fernverkehrs, die früher oft noch in Airolo hielten, erblicken erst unten in Bodio wieder das Tageslicht.
Eine touristische Entwicklung im Tal scheint nur beschränkt möglich. In den Ausläufern des Gotthardmassivs wird Ski gefahren, doch hält sich der Wintersport in Grenzen. Mehr Zukunft hat der sanfte Tourismus; zunehmender Beliebtheit bei Wanderern erfreut sich die Gegend um den Lago Ritom, zumal eine Bergbahn den mühsamen Aufstieg zu Fuß erspart. Weniger bekannt ist das abgelegene Bedrettotal westlich von Airolo.
Selbst für den, der keine Wanderabsichten hegt, hält die Leventina ein Schmuckstück bereit: Das Dörfchen Giornico mit seinen Brücken und Kirchen lohnt den Besuch und wartet obendrein mit einem wunderschönen Grotto auf.
St. Gotthard
Der „Gotthard“ ist für die Schweizer mehr als nur ein Gebirge, er ist ein nationaler Mythos. Hier kreuzen sich die Kulturen der mehrsprachigen Schweiz, das Gebiet spielt seit der Gründung der Eidgenossenschaft eine zentrale Rolle. Die Gotthardroute verbindet seit Jahrhunderten Nord- und Südeuropa, ob als Säumerweg im Mittelalter oder heute als Straßen- und Eisenbahntunnel. Im Gotthardmassiv entspringen Rhein, Rhone, Reuß und Ticino, deren Wasser in die Nordsee, ins Mittelmeer und in die Adria fließen.
Militärstrategen erkannten den Wert des Gotthards schon früh. Im 15. Jahrhundert drangen die Eidgenossen in die Leventina vor, um sich die Kontrolle über den Pass zu sichern. Im 18. Jahrhundert besetzten Napoleons Truppen den Pass, umzingelten und vertrieben dort die russischen Gegner. Im Zweiten Weltkrieg schließlich wurde der Gotthard zum Mittelpunkt weitläufiger Festungsanlagen. Wäre Hitler in die Schweiz einmarschiert, so hätte er sich spätestens hier die Zähne ausgebissen; so jedenfalls lernten es Schweizer Schüler noch in den 1950er- und 60er-Jahren. Der Gotthard ist einfach ein harter Brocken - kein Wunder, dass sich eine der erfolgreichsten Schweizer Hard-Rock-Bands „Gotthard“ nennt.
Autobahn: Umweltschäden durch Straßenbau
Die Gotthard-Autobahn durch die Valle Leventina, die hinter dem Gotthardpass beginnt, wird heute nur noch von Ewiggestrigen als gelungene Verbindung von Natur und Technik bezeichnet. In Wirklichkeit hat die meistbefahrene Alpenstraße das einst beschauliche Tal grundlegend zerstört. 2016 befürwortete eine Mehrheit der Schweizer Stimmbürger den Bau einer zweiten Gotthardröhre, um die notwendige Sanierung des bestehenden Tunnels in Ruhe durchführen zu können. Die Alpenschützer waren dagegen und plädierten für eine „weiche“ Lösung (sukzessive Sanierung bis ca. 2035), die Autolobby war für eine zweite Röhre und siegte. Bis 2029 soll diese fertiggestellt sein, dann die Sanierung des alten Tunnels beginnen - und ab 2032 sollen beide Tunnels befahrbar sein. Selbst wenn, wie vorgesehen, beide Tunnels nur einspurig befahren werden, dürfte die Gotthardroute damit an Attraktivität zunehmen (weniger Stau), das Verkehrsaufkommen wird sich also weiter erhöhen.
Seit der Eröffnung des Straßentunnels 1980 hat sich der Personenverkehr durch den Gotthard mehr als verdoppelt, der Güterverkehr mehr als verdreifacht - Tendenz steigend. 2017 zählte man im Tagesdurchschnitt fast 16.000 Autos und rund 2200 Lastwagen. Neben der Lärmbelästigung ist die Luftverschmutzung die schlimmste Folge dieser Entwicklung. Die Ozonbildung zeigt im Sommer europäische Höchstwerte; im Sottoceneri kommt dann zur hausgemachten dicken Luft je nach Wind- und Wetterlage noch die verpestete Luft des Ballungsraums Mailand hinzu.
♦ Auskunft über den derzeitigen Stand der Arbeiten - aus regierungsamtlicher Sicht, also unkritisch - gibt es im Infozentrum Airolo neben dem Bahnhof (April-Okt. Fr 13-17, Sa 9-17 Uhr, Nov.-März Sa 13-17 Uhr).
Wegvarianten: Der Straßentunnel ist eine praktische und schnelle Variante, um ins Tessin zu gelangen. Bei schönem Wetter aber ist die Passstraße eine empfehlenswerte Alternative, in der Regel ist sie von Juni bis September befahrbar. Auf der Passhöhe erwartet den Reisenden ein wunderbares Bergpanorama: eine Pause machen, die klare Luft einatmen, sich die Füße vertreten, sich stärken - oder im historischen Zollhaus die Geschichte des Gotthards vom Mittelalter bis heute studieren.
Die Passstraße ist auch eine Lösung, wenn sich vor dem Tunnel der Verkehr staut, was an sommerlichen Wochenenden die Regel ist (über Wartezeiten informiert Radio SRF im 30-Minuten-Takt). Motorradfahrer wählen stets die Passvariante, sie atmen lieber frische Bergluft ein als Abgase im Tunnel und genießen obendrein das Kurvenwedeln.

Gotthard-Passhöhe

Sehenswertes
Sasso San Gottardo: Das 2012 eröffnete Museum in der einst wohl wichtigsten Alpenfestung der Schweizer Armee ist zweigeteilt. Erst gelangt man durch einen kurzen Stollen zur Kasse, der sich die Abteilung „Themenwelt“ anschließt. Danach führt ein 600 m langer Stollen mit anschließender Standseilbahn hoch zur Abteilung „Historische Festung“. Die Gesamtfläche des Museums beträgt 8000 m2, was 100 durchschnittlichen 4-Zimmer-Wohnungen entspricht. Der Besuch dauert entsprechend lang, und auch wenn draußen die Sonne brennt: Nehmen Sie einen Pullover mit, und lassen Sie die Stöckelschuhe im Auto ...
Themenwelt: Vier Säle präsentieren sich in modernster Ausstellungstechnik und konzentrieren sich auf vier Themenkreise: Energie und Nachhaltigkeit, Mobilität und Lebensraum, Wasser und Klima, Sicherheit und Überwachung. Bei Letzterem erfährt man einiges über Cyberkriminalität, Passwortknacken und Kreditkartenbetrug. Und in jedem der vier Säle wird man einen Apfel, ein Stück Jeans und ein Handy finden - damit hat es eine besondere Bewandtnis.
Ein spezieller, separater Raum ist den in der Nähe gefundenen riesigen Bergkristallen gewidmet (effektvoll beleuchtet). Für den Themenrundgang wird ein sehr nützlicher Audioguide (Smartphone für QR-Codes) gratis zur Verfügung gestellt.
Historische Festung: Hier ist der Ort selbst das Thema. Im Zweiten Weltkrieg spielte der Gotthard für die Landesverteidigung eine zentrale Rolle. Mit dem nationalsozialistischen Deutschland im Norden, dem an Nazideutschland angeschlossenen Österreich im Osten und dem faschistischen Italien im Süden war nach der Kapitulation Frankreichs die Situation für die Schweiz äußerst brenzlig geworden. Der Oberbefehlshaber der Schweizer Armee, General Henri Guisan, entwarf darauf die Strategie des „Réduit national“: Die Schweizer Armee sollte sich bei einem Einmarsch der Deutschen weitgehend in die Bergwelt zurückziehen, die Alpenpässe schützen und diese notfalls auch zerstören. Mitten ins Gotthardmassiv wurde so zwischen 1941 und 1943 eine militärische Festungsanlage gebaut - der „Sasso da Pigna“, in dem Sie sich befinden. Die Schweizer Armee war noch bis 1998 hier zugange. Nach dem Ende des Kalten Kriegs war die Anlage überflüssig geworden, vermutlich entsprach sie auch nicht mehr den Anforderungen einer inzwischen weiterentwickelten Militärtechnik.
Zu besichtigen sind neben zwei Geschützständen (ein 5-Minuten-Video demonstriert Zielberechnung und Abschuss) die diversen Räumlichkeiten für die Festungstruppe und ein 20-Minuten Film über die Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Im ehemaligen Munitionsdepot ist in über 200 Regalfächern eine Ausstellung mit Originalexponaten eingerichtet: Soldatenschuhe, General-Guisan-Fotos, eine Wolldeckenklopfmaschine mit monströsem Staubsaugersack, ein Schreibtelegraph und anderes mehr. Viele Fächer stehen noch leer, die Ausstellung wird fortgeführt. Unter anderem wird auch eines der 17 Todesurteile dokumentiert, die während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz gefällt wurden. Wegen Landesverrats wurde ein 20-jähriger Bürogehilfe verurteilt: „1.) zum Tode durch Erschießen, 2.) zur Ausschließung aus dem Heere, 3.) zu den Kosten des Verfahrens von Fr. 1137.40 nebst einer Gerichtsgebühr von Fr. 100“ - in dieser Reihenfolge. Oder lesen Sie im Register der Disziplinarverfahren der Festungstruppe: „3 Tage scharfer Arrest wegen Betrunkenheit beim Einrücken“.
♦ Wenn der Pass geöffnet ist (in der Regel Juni bis Mitte Okt.): Einlass Juni/Juli 10.30-15 Uhr, Di geschl.; im Aug. tägl. 10.30-15 Uhr, Sept. bis Mitte Okt. Mi-So 10.30-15 Uhr. Dauer des Besuchs ca. 2 Std. Eintritt 25 CHF.
Eisenbahn: Die längste Röhre der Welt
Das Jahrhundertprojekt der schweizerischen Verkehrspolitik heißt NEAT, das Kürzel steht für „Neue Eisenbahn-Alpentransversale“ und strebt in der Hauptsache eine effizientere Abwicklung des Schienenverkehrs von Nord nach Süd an und umgekehrt. Kernstück der NEAT ist der 2016 eröffnete Gotthard-Basistunnel (GTB), mit 57 km der längste Tunnel der Welt. Seither tauchen die Züge in Erstfeld (Uri) in den Berg und kommen erst in Bodio (Tessin) wieder aus ihm heraus. Maximale Geschwindigkeit im Dunkeln: 250 km/h. Milano rückt näher an Zürich, Italien näher an Deutschland.
Museo Nazionale del San Gottardo: Das im ehemaligen Zollposten eingerichtete Museum dokumentiert die Bedeutung des Passes für die Wirtschaft und das Transportwesen: Dokumente über Säumer und Pöstler, Modelle historischer Bauten, Uniformen, Waffen, Mineralien, die Entwicklung der Routen vom Maultierpfad bis zum Eisenbahn- und Straßentunnel. „Ein Museumsbesuch führt zu einem vertieften Verständnis der Schweizer Gegebenheiten und hilft die helvetische Eigenart besser zu erfassen“, schreibt das Museum. Die 2022 eröffnete neue Dauerausstellung versucht das Versprechen einzulösen.
♦ Wenn der Pass geöffnet ist: Juni-Sept. tägl. 9-18 Uhr. Eintritt 14 CHF.
Tremola: Vom Gotthard führt die Passstraße hinunter ins Leventina-Tal. Als Alternative bietet sich die Tremola an, die kopfsteingepflasterte Straße aus dem Jahr 1830. Nach unzähligen Haarnadelkurven trifft sie knapp vor Airolo wieder auf die neue Passstraße. Vielleicht begegnen Sie unterwegs einer alten Postkutsche. Die Nostalgiefahrt im historischen Fünfspänner von Andermatt nach Airolo wäre eine weitere Alternative, allerdings eine sündhaft teure.
Praktische Infos
ÜbernachtenOspizio San Gottardo, das von einem Basler Architektenbüro umgebaute alte Hospiz auf der Passhöhe hat ein komplett neues Aussehen bekommen, die alte Kapelle des Hauses wurde integriert. Die Form des Gebäudes soll den Planern zufolge an ein Murmeltier von hinten erinnern. Innen helle, schicke Zimmer mit topmodernen Bädern. Anmeldung im alten Albergo San Gottardo (siehe unten). San Gottardo, 6780 Airolo, Tel. 091-8691235, www.passosangottardo.ch. ₣₣₣
San Gottardo, ein paar bescheidene Zimmer neben dem Hospiz. Pro Etage zwei Bäder. Reiches Frühstücksbuffet im Gebäude des Museo Nazionale. San Gottardo, 6780 Airolo, Tel. 091-8691235, www.passosangottardo.ch. ₣₣
Airolo
Wer durch oder über den Gotthard ins Tessin kommt, stößt zuerst auf Airolo, die nördlichste Gemeinde des Kantons. Doch der Ort wird als Tor ins Tessin kaum mehr wahrgenommen. Man liest auf der Autobahn, wie viele Kilometer es noch bis Lugano oder Milano sind, und fährt weiter.
Das war nicht immer so. Bis zur Eröffnung des Straßentunnels 1980 spielte der Ort am Fuß des Gotthardmassivs als Autoverladstation eine Rolle. Wenn der Pass geschlossen war, blieb keine andere Wahl als das Huckepackverfahren. Man fuhr in Göschenen mit dem Auto auf den Zug und in Airolo wieder herunter und trank hier erst mal einen „Caffè“.
Der Bummel durchs Dorf zeigt einen halbwegs intakten Ortskern, allerdings ohne viel historische Bausubstanz. Airolo hatte schon mehrere Dorfbrände und Wiederaufbauten hinter sich, als 1898 ein Bergsturz Teile des Orts erneut zerstörte. Bedeutung hat Airolo heute noch für die Schweizer Armee, die hier einen großen „Waffenplatz“ unterhält, wie in der eidgenössischen Terminologie ein Komplex aus Kasernen, anderen militärischen Zweckbauten und einem Schießplatz genannt wird.
Im Winter tauchen Skisportler und Snowboarder auf, Airolo ist mit sieben Skiliften der bekannteste Wintersportort des ganzen Kantons. Beliebt ist vor allem das Gebiet um Pesciüm, das man bequem mit der Gondelbahn erreicht. Im Sommer stehen die Gondeln dem Wanderer zur Verfügung, der sich den mühsamen Aufstieg ersparen will.
Sehenswertes
Denkmal für Opfer des Gotthardtunnels: Ein Denkmal neben dem Bahnhof zeigt in einem Flachrelief Arbeiter, die einen toten Kameraden auf der Bahre tragen. Die Inschrift weist auf die „Vittime del Lavoro“ (Opfer der Arbeit) hin. Je nach Quellen kostete der 10 Jahre dauernde Bau des Eisenbahntunnels zwischen 171 und 199 Arbeiter das Leben. Das Monument stammt vom Tessiner Vincenzo Vela (→ Ligornetto), der es 1882/83 ohne Auftrag und Bezahlung schuf und damit im Jahr der Eröffnung des Tunnels einen Kontrapunkt zur allgemeinen Euphorie setzen wollte. Kein Politiker hätte damals gewagt, das Denkmal aufzustellen und damit die Feierlaune zu verderben. Man wartete ab bis 1932 - erst zum 50-jährigen Jubiläum des Tunnelbaus wurde an die Opfer erinnert.

Denkmal für die Toten des Tunnelbaus

Caseificio del Gottardo: Die Schaukäserei am Abzweig ins Bedrettotal besucht man am besten zwischen 8 und 12 Uhr, wenn die Milch angeliefert wird. Im Untergeschoss ist - Hygiene verpflichtet - durch die Vitrine der Produktionsprozess in allen Etappen zu beobachten. Im Erdgeschoss werden „Gottardo“-Käse verschiedener Reifestadien sowie andere Käse aus der Region verkauft, das Angebot ist riesig. Und natürlich serviert das beliebte Restaurant des Hauses auch die hauseigenen Produkte, ein roter Merlot passt wunderbar dazu.
Praktische Infos
PLZ 6780
InformationTourist Information im Bahnhof, ist für das ganze Leventina-Tal zuständig. Juni-Sept. Mo-Fr 8.30-12/13-18, Sa/So 8-12 Uhr; Okt.-Mai Mo-Fr 8.30-12/13.30-17, Sa 8.30-12 Uhr. Gut bestückt, auch Wanderkarten-Verkauf. Via della Stazione 22, Tel. 091-8691533, www.bellinzonaevalli.ch.
Hin & wegBahn: regelmäßig über Bellinzona nach Locarno.
Postauto: Tägl. mehrere Fahrten nach Ronco im Val Bedretto, einige weiter bis zum Nufenenpass; das Leventina-Tal abwärts mehrmals tägl. bis Bellinzona.
Gondelbahn Airolo-Pesciüm, im 30-Min.-Takt letzte Juniwoche bis 1. Okt.-Woche 8.30-18 Uhr. Einfache Fahrt 15 CHF, hin/zurück 22 CHF.
Übernachten/Essen*** Forni, beim Bahnhof. Der Klassiker am Ort war von 1917 bis 2018 im Besitz derselben Familie. 2018 übernahm das Hotel Internazionale aus Bellinzona den Betrieb, renovierte kräftig und richtete eine Wellness-Abteilung ein. Gepflegte Zimmer, gutes Restaurant angeschlossen. Via della Stazione 19, Tel. 091-8691270, www.forni.ch. ₣₣₣
B & B Motta, gute Mittelklasse, teils etwas kleine Zimmer. Weniger gut als das Bed ist das Breakfast: „Zu Müsli und Flakes keine Milch, Orangensaft wurde nicht aufgefüllt, Wurst und Käse billiges Gelumpe und der Kaffeeautomat nur eingeschränkt funktionsfähig“, schimpfte ein Gast. Via San Gottardo 43, Tel. 091-8692211, www.bbmotta.ch. ₣₣
Caseificio del Gottardo, am Abzweig ins Bedretto-Tal. Die bekannte Schaukäserei besitzt auch ein beliebtes Restaurant, in dem man vorzüglich speist. Das Käseangebot hinterher sollte man auf keinen Fall verschmähen. Tel. 091-8691180.
Val Bedretto
Bevor der Ticino-Fluss durch Airolo fließt, hat er den rund 20 km langen Weg durch das Bedrettotal schon hinter sich. Das Val Bedretto, das sich vom Nufenenpass hinunter bis nach Airolo zieht, gehört zu den Tälern, die eine massive Abwanderung erfahren haben. Um 1800 zählte man in den vier Siedlungen des Gemeindegebiets von Bedretto (Ossasco, Villa, Bedretto und Ronco - Fontana gehört zwar zum Tal, ist aber Teil der Gemeinde Airolo) noch rund 600 Einwohner, um 1950 war die Zahl auf 200 geschrumpft. Heute verzeichnete die Statistik noch knapp 70 Einwohner.
Die Gründe für den massiven Bevölkerungsschwund liegen auf der Hand. Das Tal auf über 1300 m Höhe liegt abgeschieden, daran ändert auch die 1969 eröffnete Straße über den Nufenenpass ins Wallis nichts - die interkantonale Verbindung hat national keine große Bedeutung, international gar keine. In schneereichen Wintern ist das Val Bedretto manchmal tagelang von der Außenwelt abgeschnitten, immerhin richten die Lawinenabgänge weniger Schaden an, seit am Nordhang Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Arbeitsplätze gibt es so gut wie keine, die Landwirtschaft ist wenig ertragreich, die Jugend längst ausgewandert. Geht es um den prozentualen Anteil der über 65-jährigen, so nimmt Bedretto in der Statistik die nationale Spitzenposition ein: Es ist das „älteste Dorf der Schweiz“.
Im Sommer bringen Touristen und Ausgewanderte, die in ihrer Heimat Ferien machen, wieder etwas Leben ins Tal. Wanderer begeben sich auf Touren durch noch einsame Alpengegenden, Hochgebirgstouren führen ins Bavona- oder ins Maggiatal und über den Nufenenpass ins Wallis.
Hin & weg Das Postauto fährt etwa im Stundentakt von Airolo talaufwärts bis Ronco mit Haltestellen in jedem Weiler, ungefähr jedes zweite Postauto windet sich weiter nach Acquacalda zum Nufenenpass hoch.

Der Ticino - noch ganz jung

Übernachten/EssenStella Alpina, das Haus liegt in der Ortsmitte von Ronco (Postautohaltestelle) und zeigt das „Relais de Silence“-Label. Sauna und Massage gehören zum Angebot, ebenso eine wunderbare Sonnenterrasse. Restaurant angeschlossen. 6781 Ronco Bedretto, Tel. 076-4410097, www.stellaalpina.ch. ₣₣₣
All’Acqua, in All’Acqua, dem obersten, um ein Hospiz entstandenen Weiler des Tals, treffen sich Wanderer und Motorisierte, die eine letzte Rast vor dem Nufenenpass einlegen. Mittags und abends warme Gerichte, ganztags Tessiner Platte (hervorragender Bergkäse!). DZ mit Du/WC 138 CHF, mit Etagendusche 118 CHF. Große Sonnenterrasse. 6781 All’Acqua, Tel. 091-8691111, www.ristorante-allacqua.ch. ₣₣
 Wanderung 1: Hoch über dem Bedrettotal
Höhenwanderung zu Alpen zwischen Lärchenwäldern
Piotta
Der mit dem Nachbardorf Ambri fast zusammengewachsene Ort ist weiter nicht interessant. Aufregend hingegen ist die Valle Piora mit dem Lago Ritom, die zu den schönsten Alpengegenden des Sopraceneri, des nördlichen Tessins, gehört. Von Piotta führt eine Standseilbahn hoch, die mit maximal 87,8 % Steigung zu den steilsten Europas zählt. Die Bergstation Piora ist der ideale Ausgangspunkt für eine familientaugliche, rund viereinhalbstündige Wanderung an drei Seen vorbei.
Piotta und Ambri - das gibt zusammen Ambri-Piotta, den Namen eines der großen, jedem Schweizer bekannten Eishockeyclubs. Man mag sich wundern, wie der Club eines so kleinen Dorfes es schafft, sich seit über drei Jahrzehnten in der Nationalliga, der schweizerischen Topliga, zu halten. Die einen munkeln, es liege an eingekauften Spielern aus Kanada und Russland, andere meinen, es liege ganz einfach daran, dass die beiden Dörfer im Winter nie Sonne abkriegen. Tatsache ist, dass das neue, 2021/2022 eröffnete Stadion „Nuova Valascia“ das kälteste der ganzen Schweiz ist. Es befindet sich neben dem Flugplatz Ambri-Piotta, der im Zweiten Weltkrieg für die Schweizer Luftwaffe gebaut wurde, aber von ihr seit 1994 nicht mehr genutzt wird.
Hin & weg Das Postauto fährt mehrmals tägl. talaufwärts nach Airolo und talabwärts nach Bellinzona. Haltestellen in Piotta und Ambri.
Standseilbahn Piotta-Piora, letzte Mai- bis 1. Oktoberwoche 8.35-18.10 Uhr (Okt. nur bis 17.20 Uhr) alle 40 bis 60 Min. Einfache Fahrt 14 CHF, hin/zurück 24 CHF.
Bio/Regional EinkaufenEnoteca (Zamberlani Vini), in Piotta, an der Durchgangsstraße. Kleiner, dunkler Weinladen mit Tradition (seit 1891!) und großem Angebot an Tessiner Weinen und Grappa.
EssenLa Montanara, im unteren Ortsteil von Ambri, von der Straße weit zurückgesetzt. Der Name ehrt den Eishockeyclub Ambri-Piotta, der vor jedem Spiel seine Hymne - „La Montanara“ - singt. Angenehme Osteria, preiswert und von Einheimischen geschätzt. Neben klassischen Tessiner Gerichten auch hervorragende über Holzkohle gebackene Pizza. Sonnenplätze an den Holztischen und -bänken vor dem Haus. Tel. 091-8681398.
Wanderung 2: Rund um den Lago Ritom
Familientaugliche Rundwanderung zu drei Seen
Rodi-Fiesso / Lago Tremorgio
Die Doppelgemeinde ist wie Piotta vor allem für ihre Umgebung bekannt. Eine Seilbahn fährt in schwindelerregender Höhe (wer nicht schwindelfrei ist, setzt sich in der Gondel besser mit Blick bergwärts) zum Lago Tremorgio, einem fast kreisrunden, blaugrünen Natursee in 1827 m Höhe, ein idyllisches Fleckchen. Im Frühjahr speist die Schneeschmelze den See, im Sommer rieseln noch viele Bäche die Berge hinunter. Sonnenplätze am Wasser sind ausreichend vorhanden. Spaziergänger umrunden den See in einer guten halben Stunde. Wanderer finden den Weg zur Alpe di Pesciüm (4 Std., dann mit der Seilbahn hinunter nach Airolo), Fischer mit Lizenz angeln sich eine Forelle ... Und für alle ist die „Capanna Tremorgio“ da, die Speis und Trank anbietet (→ Essen).

Natursee Lago Tremorgio

Knapp unterhalb von Rodi steht rechts an der Straße der Dazio Grande, der „Große Zoll“. Das stattliche Gebäude aus dem Jahr 1561 füllte den Urnern, die nach der Schlacht bei Giornico 1478 (→ Kapitel Geschichte) die Leventina endgültig unter Kontrolle bekamen, die Staatskasse. Daneben diente der Dazio Grande auch als Sust, in der die Händler und Reisenden ihre Saumtiere und Pferde unterbringen, essen und schlafen konnten - eine willkommene Zusatzeinnahme. Erst mit dem Beitritt des Tessins zur Eidgenossenschaft 1803 versiegte für die Urner diese Finanzquelle, doch die Tessiner konnten sich nicht lange freuen: 1830 wurde die Zollstation auf den Gotthardpass verlegt, und mit der Gründung der modernen Schweiz 1848 wurden die Binnenzölle ganz abgeschafft. Nach einer sorgfältigen Restaurierung in den 1990er-Jahren dient der Dazio Grande heute als Hotel, Restaurant und Tagungszentrum.

Ruine von Dazio Vecchio

Direkt beim Dazio Grande beginnt eine wunderschöne Rundwanderung, die knapp eine Stunde dauert. Sie ist als „sentiero educativo“ ausgeschildert, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Nach einer knappen Viertelstunde Aufstieg durch den Wald steht man vor der Ruine des Dazio Vecchio; er ist der Vorgänger des Dazio Grande und stammt aus der Zeit, als die Piottinoschlucht noch nicht begehbar war und die Säumer den Umweg über den Berghang nehmen mussten. Es folgt ein angenehmer Waldspaziergang und dann der Abstieg - größtenteils auf dem alten Maultierpfad - zur Piottinoschlucht, die man bei einer Brücke erreicht. Die Schlucht ist das Tessiner Pendant zur Urner Schöllenenschlucht nördlich des Gotthards und galt jahrhundertelang als unpassierbar. Auf einem bequemen, breiten Weg am tobenden Wasser entlang erreicht man wieder den Dazio Grande und begreift, weshalb die Urner ihre Zollstation gerade hier am Eingang zur Schlucht errichteten. Insofern erweist sich der Weg doch noch als „sentiero educativo“ ...
Hin & weg Das Postauto fährt mehrmals tägl. talaufwärts nach Airolo und talabwärts nach Bellinzona.
Gondelbahn Rodi-Tremorgio: Juni bis Mitte Okt. 7.30-19 Uhr im 30-Min.-Takt. Einfache Fahrt 10 CHF, hin/zurück 20 CHF.
Übernachten/EssenLocanda Dazio Grande, die restaurierte Zollstation verfügt über drei DZ und zwei 3-Bett-Zimmer, freundlich eingerichtet, leicht rustikaler Touch, alle mit Bad. Restaurant (Di Ruhetag) mit sehr schönem Garten nach hinten. Strada Cantonale, 6772 Rodi-Fiesso, Tel. 091-8746060, www.daziogrande.ch. ₣₣
Capanna Tremorgio, zwischen der Bergstation der Gondelbahn und dem Lago Tremorgio. Tessiner Spezialitäten, Wurst- und Käseplatten und ein vorzüglicher Merlot als Hauswein. Einladende Sonnenterrasse. Der freundliche Pächter kommt aus Bellinzona und spricht perfekt Deutsch. Zur Verfügung stehen ein Zimmer mit 5, eines mit 14 und eines mit 20 Betten. Die Capanna vermietet wochenweise auch Wohnungen verschiedener Größe, zwei direkt im Haus, eine in einem Nebengebäude. 6772 Rodi-Fiesso, Tel. 091-8671252, www.capannatremorgio.ch. ₣
Faido
Von besseren Zeiten zeugen ein paar stattliche Bauten beim längst bedeutungslos gewordenen Bahnhof. Nach der Eröffnung der Gotthardbahnlinie im 19. Jahrhundert mauserte sich der Hauptort der Leventina zu einem beliebten Luftkurort, 1889 war Faido die erste elektrifizierte Gemeinde des Tessins.

Reminiszensen an bessere Zeiten in Faido

Bis 1976 donnerte neben der Eisenbahn auch der Gotthard-Straßenverkehr mitten durch den Ort, was allenfalls ein paar Gastwirte freute. Nach der Eröffnung der Autobahn hatte Faido zumindest etwas mehr Ruhe, die Bürger setzten eine Umfahrung des Orts in einem Tunnel durch. Noch mehr Ruhe herrscht, seit die endlos langen Güterzüge durch den neuen Gotthard-Basistunnel rasen. Faido ist zu einem beschaulichen Ort geworden. Der Besucher nimmt die ersten Palmen war, wittert einen Hauch südlichen Lebens und entdeckt beim Spazieren hier und dort Spuren einer längst vergangenen Zeit, die für die Leventina im Vergleich zu heute eine goldene war.
Sehenswertes
Cascata Pumogna: Wasserfälle gibt’s im Tessin zuhauf. Faido besitzt einen besonders auffälligen, und dies direkt am Ortsrand. In mehreren Stufen stürzt sich das Wasser von Piana Selva den Felsen hinunter und ergießt sich hinter einer Wiese in ein großes Becken. Oben ergänzt eine alte Steinbrücke das Fotomotiv, neben der in großen Lettern „FAIDO“ prangt. So weiß später auch der vergesslichste Fotograf, wo er das schöne Bild geschossen hat. Der Spaziergang zum Wasserfall ist kurz, die Lage idyllisch.
Kirche San Siro in Mairengo: Das knapp 3 km oberhalb von Faido liegende Örtchen Mairengo wird vor allem wegen der romanischen Kirche San Siro aufgesucht. Vom originalen Bau aus dem 12. Jahrhundert ist noch die Westfassade erhalten, die anderen Teile wurden im 16. Jahrhundert weitgehend umgebaut. Im Innern überrascht der doppelte Altar, dem ein doppelter Chor entspricht, dessen Fresken (15.-17. Jh.) teilweise restauriert wurden. Getrennt werden die beiden Seiten von einer steinernen Säule, auf der in Umrissen das Wappentier der herrschenden Urner zu erkennen ist, der Uri-Stier.
Praktische Infos
PLZ 6760
Hin & weg Bahn regelmäßig talaufwärts nach Airolo, talabwärts über Bellinzona nach Locarno. Der Bahnhof befindet sich im oberen Ortsteil.
Luftseilbahn Faido-Piana Selva, die sonnige Alp bei der Bergstation liegt auf 1095 m. Dort findet man einen biologischen Agriturismo, der von Mitte Juni bis August ein öffentliches Schwimmbad unterhält. Betriebszeit Mai bis Mitte Juni und Sept./Okt. nur Sa/So, Mitte Juni-Aug. tägl. 8-20 Uhr, einfache Fahrt 8 CHF, hin/zurück 12 CHF. Talstation in der Nähe des Wasserfalls.
Mein Tipp EinkaufenMercatino Gabbo, der heute viel zu große Bahnhof von Faido wurde in einem Teil sinnvoll zweckentfremdet. Ein freundlicher Trödelladen verkauft Geschirr, Taschen, Kleider, Schuhe, Fahrradhelme, Kinderwagen und vieles mehr. Der Erlös kommt bedürftigen Kindern in Äthiopien zugute; Sie selbst können auch gebrauchte, noch brauchbare Sachen abgeben. Geöffnet leider nur Di/Mi 9-14 Uhr. Tel. 079-7225963.
Hotels** Faido, im Zentrum, Faidos erste Adresse. Komfortable Zimmer, die teureren mit schönem Bad, die billigeren mit Du/WC auf der Etage. Ein Restaurant, das neben Grillgerichten auch Pizze serviert, ist angeschlossen. Eigener Tenniscourt. Piazza Stefano Franscini 8, Tel. 091-8661555, www.hotelfaido.ch. ₣₣
Camping** Gottardo, an der Kantonsstraße, in Chiggiogna, von der Straße etwas zurückgesetzt. Wenig Romantik, aber gepflegtes, kleines Wiesengelände, hinter dem Haus terrassiert. Im Haus, das ein Restaurant und eine Bäckerei mit Pasticceria betreibt, werden auch 3 Zimmer vermietet. Kleiner Swimmingpool. Ein Platz eher für die Nacht unterwegs, auch für Wohnmobile. Keine Reservierungsmöglichkeit. Geöffnet März-Nov. 6764 Chiggiogna, Tel. 091-8661562, www.campingottardo.ch. ₣
Mein Tipp EssenMairengo, kleine Osteria im Dorfzentrum von Mairengo. Mittagstisch, kalte Platten und hausgemachtes Eis. Mo/Di geschlossen. Tel. 079-2351489.
Chironico
Das malerische Dorf, auf einem Plateau über dem Leventina-Tal gelegen, gefällt auf Anhieb. Wo renoviert wurde, geschah dies mit viel Sorgfalt: Zwischen den Häusern aus Granit zeigen sich auch einige schiefergedeckte Holzhäuser. Der auffälligste Bau ist der verlassene Pedrini-Turm, ein sechsstöckiger Wohnturm einer lokalen Nobilität aus dem 13. Jahrhundert. Hinter ihm liegt versteckt die romanische Kirche Sant’Ambrogio, die einen Besuch lohnt. Wie die Pfarrkirche von Mairengo (siehe oben) hat auch sie einen doppelten Chor, dem hier im Unterschied zu dort auch eine doppelte Apsis entspricht. Im 14. Jahrhundert wurde das Innere komplett mit Fresken ausgeschmückt, von denen viele restauriert sind: im rechten Chorbogen die vier Evangelisten als geflügelte Wesen, an der Rückwand eine Apokalypse - Flötentöne für die Guten, Feuer und Flamme für die Schlechten. Andere Darstellungen sind nur noch als Sinopien (Rötelzeichnungen, Vorstufe der Fresken) erhalten.
Giornico
Von Kastanienwäldern umgeben, steinerne Häuser beiderseits des Flusses, der hier ein bewohntes Inselchen bildet, Kirchen mehr als anderswo und Weinberge, die bis in den Ort hineinwachsen - der Marktflecken Giornico ist unbestritten die Perle der Leventina.
Wenn in einem Ort sieben Kirchen stehen - so viele zählt man hier im Gemeindegebiet -, dann weist das auf früheren Reichtum hin. Den verdankt Giornico, ähnlich wie Faido, seiner Lage an der Gotthard-Route. Spätestens aber mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie verlor Giornico an Bedeutung. Oberhalb des Orts verschwinden die Gleise in zwei Kehrtunneln (zwei 360-Grad-Schlaufen), um die Steigung zu überwinden. Seiner engen Lage und vermutlich auch besonnenen Lokalpolitikern, die mehr auf Restaurierung als auf Abriss setzten, hat Giornico es zu verdanken, dass es heute ein intaktes Ortsbild vorweisen kann. Trotzdem, die Bevölkerung schwindet auch hier, die Jungen wandern nach Bellinzona ab, wo sie eher Arbeit finden. Zählte Giornico 1970 knapp 1400 Einwohner, so sind es heute weniger als 900.

Eidgenössische Verteidigung 1478

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es in Giornico mehrmals zu Bergrutschen. Die nötigen Verbauungen zur Abwehr weiterer Katastrophen waren fertiggestellt, da kam der Angriff der Natur von anderer Seite: 2007 spielte der Ticino wild, das Hochwasser drohte die Häuser auf dem Inselchen mit sich zu reißen. Heute zeigt sich das schönste Dorf der Leventina unversehrt - den besten Blick gewinnt man von der Brücke über den Ticino.
Sehenswertes
Schlachtdenkmal: Am oberen Ortseingang steht auf einer Wiese über der Straße ein beunruhigendes Denkmal: Ein Mann wälzt einen gewaltigen Steinbrocken und schaut auf den Betrachter herunter. Wird er den Stein ins Tal hinunterstoßen? Das Werk stammt vom Tessiner Bildhauer Apollonio Pessani (1879-1958) und erinnert an die Schlacht bei Giornico. Am 28. Dezember 1478 rückte ein mailändisches Heer von 10.000 Mann talaufwärts, um die Urner in der Leventina zurückzudrängen. Nur 175 Eidgenossen aus der Innerschweiz, unterstützt von 400 Leventinern, sollen dem gut gerüsteten Heer begegnet sein. Sie ließen an der Engstelle bei Giornico ein veritables Gewitter aus Felsbrocken auf die anrückende Kolonne der Mailänder herunterprasseln. Unter den Angreifern, die obendrein die winterliche Kälte nicht gewohnt waren, entstand ein wüstes Durcheinander, worauf die Eidgenossen aus ihren Unterständen hervorbrachen und den Feind, Mann für Mann, niedermachten. So ungefähr lehrt und lernt man die Geschichte in Schweizer Schulen.
Casa Stanga: