MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Umbrien - Marcus X. Schmid - E-Book

MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Umbrien E-Book

Marcus X. Schmid

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Beschreibung

Reiseführer Umbrien Das E-Book aus dem Michael Müller Verlag – umfassend, übersichtlich, unentbehrlich Italien jenseits von Venedig, Rom oder Toskana? Marcus X. Schmid und Petra Regensburger nehmen Sie mit auf eine einmalige Entdeckungstour. Die neunte Auflage des Umbrien-Reiseführers aus unserem Verlag besticht durch 288 Seiten mit 170 Farbfotos und mehr als 100 beschriebenen Orte. Dazu ist der Reiseführer prall gefüllt mit fundiertem Wissen, hilfreichen Tipps und bewährten Hinweisen für einen gelungenen. Die Geheimtipps der Autoren machen den Reiseführer »Umbrien« zu einem nützlichen Begleiter für Ihr individuelles Italien-Erlebnis abseits bekannter Pfade. Ökologisch, regional und nachhaltig wirtschaftende Betriebe sind gekennzeichnet. Das E-Book Umbrien auf einen Blick - Orientiert in Umbrien: Gleich ob sportlich ambitioniert oder Familienurlaub im Etruskerland, auf der Suche nach Ruhe und Natur oder kulturinteressiert, die kompakten Lotsenseiten bieten alle Highlights auf einen Blick! - Unterwegs in Umbrien: Im Norden kann man das noch von wenigen Touristen beachtete Città di Castello besuchen oder eine Tour ins Gebirge des Monte Cucco starten. Wanderer finden hier ein ausgezeichnetes Wegenetz. In Perugia treffen Mittelalter und 21. Jahrhundert aufeinander: Minimetro meets mittelalterliches Gemäuer. Um den Lago Trasimeno gibt es vor allem zahlreiche Fischlokale und viel Ruhe. Wer es noch abgeschiedener braucht macht sich am besten Richtung Hinterland auf, zum Beispiel nach Città della Pieve. Im Valle Umbra punktet mit der Pilgerstadt Assisi und der von Giotto und Cimabue ausgeschmückten Franziskanerkirche. Auf der anderen Talseite gelangt man ins ummauerte Weinstädtchen Montefalco, am südlichen Ende des Tals wartet die Kulturstadt Spoleto. - Nachlesen & Nachschlagen: Hilfreiche Informationen bietet ein umfangreiches extra Kapitel »Nachlesen und Nachschlagen« zu Geschichte, Anreise und Verkehrsmittel vor Ort, Übernachten, Essen und Trinken, Sport und Wissenswertes von A-Z. - Aktiv in Umbrien: Umbrien ist ein wunderbares Wanderziel für unterschiedliche Bedürfnisse, aber auch Radfahren und Mountainbiken wird dort immer beliebter. Im Kapitel »Nachlesen und Nachschlagen« finden Sie weitere Informationen zu sportlichen Aktivitäten in Umbrien.Authentisch reisen mit den Reiseführern aus dem Michael Müller Verlag Was ist das Besondere an den Michael-Müller-Reiseführern? Sie sind von Reisenden für Reisende gemacht. Unsere Autorinnen und Autoren recherchieren immer vor Ort, sie schreiben über Dinge, die sie selbst erlebt und getestet haben. Unabhängig, ehrlich, authentisch.

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Seitenzahl: 512

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Marcus X. Schmid und Petra RegensburgerOrientiert in UmbrienDie Region im ProfilErlebnis KulturErlebnis NaturUmbrien mit KindernUnterwegs in UmbrienDer NordenCittà di CastelloUmgebung von Città di CastelloTerme di FontecchioSan GiustinoCospaiaCiternaUmbértideMontoneGubbioRund um den Monte CuccoFossato di VicoCostacciaroGrotta di Monte CuccoRundwanderung am Monte CuccoGualdo TadinoNocera UmbraPerugia und Lago TrasimenoPerugiaUmgebung von PerugiaMonte TézioCorcianoSolomeoTorgianoBettonaDerutaLago TrasimenoCastiglione del LagoSan FelicianoIsola PolveseMonte del LagoMagioneTorricellaCastel RigonePassignano sul TrasimenoTuoroIsola MaggioreBorghettoCittà della PieveUmgebung von Città della PievePacianoPanicaleSantuario della Madonna di MongiovinoFontignanoValle UmbraAssisiUmgebung von AssisiEinsiedelei Eremo delle CarceriSan DamianoSanta Maria degli AngeliSpelloFolignoUmgebung von FolignoBevagnaMontefalcoTreviUmgebung von TreviSpoletoWandern/MontelucoValnerina und der SüdenOberes CornotalMonteleone di SpoletoEinsiedelei Madonna della StellaCasciaRoccaporenaNórciaHochebene um CastelluccioCastelluccioDas Tal der NeraPreciAbbazia Sant'EutizioBagni di Triponzo (Terme Cerreto di Spoleto)SellanoVallo di NeraCastel San FeliceSant'Anatolia di NarcoSchegginoSan Pietro in ValleFerentilloArroneTerniUmgebung von TerniCascata delle MarmoreLago di PiedilucoCesiSan GéminiCarsulaeAcquaspartaNarniUmgebung von NarniViscianoConvento Lo SpecoCalvi dell'UmbriaOcriculumAmeliaUmgebung von AmeliaKloster Sant'AnnunziataLugnano in TeverinaAlvianoLago di AlvianoTodiUmgebung von TodiMontecastello di VibioCollevalenzaVilla San FaustinoVersteinerter Wald bei DunarobbaOrvietoUmgebung von OrvietoRocca RipesenaLe CreteRund um den Monte PegliaI Borghi SilentiNachlesen & NachschlagenGeschichte Umbriens: Im Zeitraffer durch 2700 JahreAnreiseMobil in UmbrienÜbernachtenEssen und TrinkenSportWissenswertes von A bis ZAdresseÄrztliche VersorgungBorgoCentro storicoDiebstahlErmäßigungenFeiertageHaustiereInformationKlima/ReisezeitÖffnungszeitenPolizeiPostRadioStromTelefonierenZeitungen/ZeitschriftenZollÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
Alice im WeberlandGubbio im GuinnessDer Wettlauf der CeriDer Eremo di Monte Cucco (Eremo di San Girolamo)Die Ausländer-UniversitätGeh’mer Tauben vergiften im ParkSüße Küsse aus PerugiaWandern am Lago – Camminare GuarisceDas Eldorado der Torta caldaAuch Marco Polo ...„Drei Tage färbte der Bach sich rot“PeruginoPflichtversicherung im MittelalterDie Vetreria von PiegaroFranz von AssisiDie 28 Bilder des FranziskuszyklusKlara von AssisiWandern im Regionalpark Monte SubasioDie heilige Windel ChristiRita – Schutzpatronin der HausfrauenDas Erdbeben vom 30. Oktober 2016Die Marcita – benediktinische BewässerungstechnikLand Art im Piano GrandeÖkologie auf dem Abstellgleis – das Valnerina-BähnchenKleiner Cascata-SpaziergangIl centro d’Italia„La Serpara“ – Bambus und fauchende Feuer am Rio ChiaroOrvietos Drahtseilbahn: Wie die Wasserkraft dem Fortschritt zum Opfer fielUtopie in Stein – die ideale Stadt „La Scarzuola“Nutella – der bittere Beigeschmack im GlasLiteraturtipp: „Ein Mädchen aus Umbrien“Hinweise für AutofahrerWespen und Bienen in UmbrienPorchettaUmbrischer Safran – ein Fest der SinneLiteraturtipps: „Baci aus Perugia“ und „Ein Spitzenjahrgang“
Kartenverzeichnis
NordumbrienCittá di CastelloGubbioMonte CuccoGualdo TadinoPerugia und Lago TrasimenoPerugia - ÜbersichtPerugia - ZentrumLago Trasimeno und UmgebungCittá della PieveValle UmbraAssisi - FranziskuszyklusAssisiSpelloFoligno - ZentrumMontefalcoTreviSpoletoValnerina, Orvieto und der SüdenNórciaTerni - ZentrumTodiOrvietoZeichenerklärungUmbrien Übersicht
Unterwegs mit
Marcus X. Schmid und Petra Regensburger
Geboren und aufgewachsen in der Schweiz, im etwas öden Mittelland zwischen Zürich und Bern. Der fehlende Blick aufs Matterhorn oder in die Sonnenstube Tessin hat seine spätere Reisetätigkeit erheblich begünstigt. Studium in Basel, in Erlangen und im damaligen Westberlin, dortselbst die akademischen Weihen in Germanistik, Komparatistik und Politologie empfangen. Lebt und arbeitet freiberuflich als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz.
Geboren und aufgewachsen an der Donau, im oberbayerischen Ingolstadt. Ihre Liebe zum Theater trieb sie zum Studium nach Wien. Nach langjähriger Beschäftigung als Schauspielerin und Regisseurin beschloss sie, ans Tageslicht zurückzukehren. Seitdem berichtet sie als freiberufliche Autorin aus ihrer zweiten Heimat Italien. Ihre Texte handeln von Kunst, Kultur und Kuriositäten, Sagen und Legenden, Land und Leuten, kleinen und großen Persönlichkeiten.
Wie viel Zeit nehmen Sie sich für Ihre Reise durch Umbrien? Wollen Sie von Florenz oder Rom aus noch schnell einen Sprung ins „grüne Herz Italiens“ machen? Dann sagen wir Ihnen gleich: keine gute Idee!
„Europe in seven days“, sagte uns einmal stolz ein Amerikaner in Rom, der zuvor noch Paris, London und Berlin besichtigt hatte. Schneller geht Reisen nur noch im Internet. Fast Food bekommt der Verdauung nicht, mit dem „Fast Trip“ ist es ähnlich. Auch Reiseeindrücke wollen verdaut sein, und es würde uns nicht wundern, wenn unser Amerikaner zuhause erzählt, am besten in Europa hätte ihm Rom gefallen, der Eiffelturm dort sei einfach „crazy“, da sei das Kolosseum in Berlin nichts dagegen.
Vielleicht folgt der Slow-Food-Bewegung eine Slow-Trip-Bewegung - Entschleunigung, Reisen als Genuss. Sich Zeit nehmen für das Land, für die Menschen, für ihre Kultur und selbstverständlich für ein gutes Essen. Und das Faulenzen muss wieder zu seinem Recht kommen in unserer aufgescheuchten Zeit!
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Michael Müller Verlag GmbH | Stichwort „Schmid/Regensburger, Umbrien“| Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen oder per Mail an: [email protected] | Betreff „Schmid/Regensburger, Umbrien“
Orientiert in Umbrien
Die Region im Profil
Umbrien ist ...
Umbrien war in seiner Geschichte oft ein Zankapfel zwischen Florenz und Rom. Erst mit dem Niedergang des Kirchenstaats wurde es 1860 im Zug der Einigung Italiens als selbstständige Region anerkannt.
♦ Knapp 900.000 Menschen wohnen in Umbrien - weniger als im Saarland.
♦ Umbriens Fläche beträgt rund 8500 km2 - rund ein Viertel der Fläche Nordrhein-Westfalens.
♦ Die umbrische Hauptstadt Perugia ist fast 1400 Straßenkilometer von Berlin entfernt - am Grenzübergang nach Österreich ist die Hälfte erreicht.
♦ Vom südlichsten Punkt Umbriens sind es nur noch 50 km nach Rom.
... das grüne Herz Italiens - „il cuore verde d’Italia“
Grün sind die Berge des Monte Cucco, grün die Olivenhaine bei Trevi, grün die Wälder bei Spoleto - und sogar eine grüne Partei gibt es: Die „Verdi“ haben sich bei den letzten Regionalwahlen mit ähnlich gesinnten Parteien zusammengeschlossen und so immerhin je einen Sitz im Regionalrat und in der Landesregierung ergattern können.
... eine Region ohne Meer
Damit unterscheidet sich Umbrien von allen anderen Regionen Italiens südlich der Poebene. Die Umbrier halten sich am Lago Trasimeno schadlos, Fische schwimmen schließlich auch in Süßwasser. Die besten von ihnen kommen in den Fischeintopf, den „Tegamaccio“.
... die Wiege von Heiligen
Papst Franziskus residiert im Vatikan. Die Umbrier haben ihren eigenen Franziskus. Die Basilika des heiligen Franz von Assisi, Gründers des Franziskanerordens, ist ein Tourismusmagnet der Region. Der zweite große umbrische Heilige ist der im Bergstädtchen Nórcia geborene Benedikt, Gründer des Benediktinerordens. Seine Basilika lag nach dem großen Beben von 2016 in Trümmern. Und in Cáscia wurde Rita geboren, die „Heilige der Hausfrauen“.
... voll kulinarischer Köstlichkeiten
Die umbrische Küche ist in erster Linie bodenständig. Umbrien gilt als das Land der Trüffel und Wildschweine. Die Trüffel verfeinert die „Strangozzi“, die klassische Form der umbrischen Pasta, das Wildschwein kommt meist in Form eines schmackhaften Bratens auf den Tisch. Manchmal kommen auch beide zusammen: Wildschwein an Trüffelsauce. Zu den regionalen Spezialitäten zählen die Würstchen aus Nórcia, die vor Ort oft mit den zarten feinen Linsen aus dem nahen Castelluccio serviert werden. Im Lago Trasimeno schwimmen Aale, Schleien, Forellen und andere Fische. Zur umbrischen Küche passt ein umbrischer Wein, rot und kräftig aus Montefalco oder weiß und fruchtig aus Orvieto.
... vulkanisches Gebiet
Vorteil: Auf den vulkanischen Sandsteinböden rund um Orvieto wachsen hervorragende Weine. Nachteil: Vulkanisches Gebiet ist oft Erdbebengebiet. 1996 stürzte das historische Zentrum von Nocera Umbra zusammen, 2016 wurde das Bergstädtchen Nórcia zum Opfer eines Bebens. Der Wiederaufbau wird noch Jahre dauern.
... international
Das gilt zumindest für Perugia und Assisi. Während Letzteres mit seiner Franziskus-Basilika Millionen von Pilgern aus aller Welt anzieht, gibt sich die Hauptstadt weltlicher: In Perugias „Università Italiana per Stranieri“ bemühen sich ausländische Studenten und Studentinnen um ein korrektes Italienisch. Entsprechend herrscht auf dem zentralen Corso jugendliches, internationales Flair.
... ein neues Domizil
Lange Zeit galt die Region zwischen Florenz und Rom als eine Art ärmere Toskana oder wurde überhaupt nicht wahrgenommen. Das hat sich in den letzten 20 Jahren geändert. Kauften sich in den 1970er-Jahren zahlreiche Deutsche ein heruntergekommenes Gehöft in der Toskana, um im warmen Süden ein neues Leben zu beginnen, so schwappte das Phänomen wegen der dort gestiegenen Preise bald ins günstigere Umbrien über - mit dem Erfolg, dass nun auch hier der Boden teurer gehandelt wird. Von Norden die Germanen, von Süden die Römer: Manch betuchter Hauptstädter hat sich im mittelalterlichen Gemäuer eines umbrischen Städtchens eine Wohnung gekauft und renovieren lassen, und so flanieren am Wochenende immer mehr Römer durch Città della Pieve, Orvieto oder Spoleto. Die Frischblutzufuhr lässt neue Enotheken, Boutiquen, Bars und Restaurants entstehen. Wogegen nichts einzuwenden ist, solange sie sich ins Stadtbild fügen.
Versteckte Schätze
Erlebnis Kultur
Das Land zwischen der Toskana und Rom hat zwar keine Renaissance-Schätze wie Florenz und keine Kirchenschätze wie der Vatikan, es hat keine Medici und keine Päpste. Das große Geld war hier nie zu Hause. Doch Sehenswertes gibt es in Umbrien genug, nicht nur den berühmten gestreiften Dom von Orvieto oder die Franziskusbasilika von Assisi, um die man kaum herumkommt, wenn man glaubhaft versichern will, in Umbrien gewesen zu sein. Und es gibt viele kleine, feine Perlen, die sich oft abseits der Hauptrouten verstecken.
Auch wenn die Kirche an Macht eingebüßt hat: Prozessionen sind nach wie vor beliebt. Sie enden oft ganz säkular in einem Volksfest.
Der schönste Platz in Umbrien
Die Piazza del Popolo von Todi, eingerahmt von drei Palästen und der Kathedrale, zählt mit Recht zu den formvollendetsten mittelalterlichen Plätzen Italiens. Von der benachbarten Piazza Garibaldi aus hat man einen traumhaften Blick in das Tibertal. 1992 erklärte ein amerikanisches Magazin Todi zur lebenswertesten Stadt Italiens. Mit diesem Etikett wird noch heute fleißig Werbung gemacht.
Das kleinste Theater der Welt
Im Dörfchen Montecastello di Vibio leisteten sich wohlhabende Bürger im 19. Jh. ihr eigenes, kleines Theater: 37 samtbezogene Sessel im Parkett, 62 weitere Plätze in den zweistöckigen Logen, ein bemalter Bühnenvorhang, Künstlergarderobe und sogar ein Theatercafé. Das „Teatro della Concordia“, eine veritable Mini-Scala, bezeichnet sich als „das kleinste Theater der Welt“. Das ist durchaus möglich, jedenfalls ist es ein Juwel. 1945 trat die damals 18-jährige Gina Lollobrigida hier auf.
Wein unterm Schildkrötenpanzer
Unweit des malerischen Städtchens Bevagna liegt mitten in der Landschaft - erkenntlich an einem roten Turm - die Tenuta Castelbuono, auch als „Cantina Ferrari“ oder „Carapace“ (Rückenpanzer) bekannt. Unter der eleganten Architektur, die wie ein gigantischer Schildkrötenpanzer auf der Wiese steht, können hervorragende Weine aus dem nahen Montefalco verkostet werden.
Utopie in Stein
Tomaso Buzzi (1900-1981), ein eigenwilliger Architekt, kaufte 1957 ein altes Franziskanerkloster, rund 25 km von Città della Pieve entfernt, um hier in abgeschiedener Lage seine Utopie zu verwirklichen. Seine „città ideale“ La Scarzuola - ein Ensemble von Tempeln und Türmen, Figuren und Theaterbühnen - steckt voller Rätsel, die schwer zu entschlüsseln sind. Die Lektüre der „Hypnerotomachia Poliphili“, eines Romans aus der Renaissance, könnte vielleicht weiterhelfen. Aber auch ohne Vorkenntnisse ist der Spaziergang durch die wunderliche Architektur anregend.
Kunst und Kachel
Das Städtchen Deruta ist ein Zentrum der Keramikkunst. Zahlreiche Läden im Centro storico verkaufen, was in den Ateliers oder unten in den Fabriken an der Straße produziert wird. Das Keramikmuseum zeigt einige besonders exquisite Stücke. 3 km südlich des Orts steht das „Santuario Madonna dei Bagni“ mit rund 700 Votivkacheln. Was man sonst alles noch aus der Tonerde, die meist aus dem oberen Tibertal kommt, machen kann, zeigt am besten ein Fabrikbesuch in Deruta.
Mumien in der Krypta
Das Valnerina-Dörfchen Ferentillo wartet in der Kirche San Stefano mit einem spektakulären Fund auf. Vermutlich dank der chemischen Zusammensetzung der porösen Erde wurden die in der Krypta beerdigten Toten perfekt mumifiziert. Einer steckt noch in seiner bäuerlichen Kleidung, bei zwei anderen soll es sich um chinesische Pilger handeln, die auf dem Weg nach Rom in Ferentillo starben. Das kann man als Spekulation abtun, aber die beiden sehen tatsächlich verdächtig chinesisch aus.
Fauchende Feuer
Nicht mehr in Umbrien, aber gleich hinter der Grenze liegt das Dörfchen Civitella d’Agliano, in dessen Nähe der Schweizer Bildhauer Paul Wiedmer mit „La Serpara“ eine verspielte Welt eingerichtet hat, eine Symbiose von Natur und Kultur. Auf dem Gelände, das er wie einen botanischen Garten unterhält, sind Skulpturen vor allem italienischer, deutscher und schweizerischer Künstler zu sehen, jährlich kommen neue hinzu. Petra Fiebig und Uwe Schloen haben im Wrack eines Cinquecento das „Albergo Goldoni“ eröffnet. Gegen die Raser unter den Fischen im Bach des Geländes hat Samuele Vesuvio Radarfallen aufgebaut. Paul Wiedmers eigene Werke fauchen und speien Feuer.
Genuss und Fitness
Erlebnis Natur
Die Vielfalt der umbrischen Natur mit all ihren optischen Reizen und ihren Gerüchen erfährt am besten, wer sich in ihr ausführlich bewegt: als Wanderer, Bergsteiger, Radler oder Wildwasserfahrer.
In Umbrien wird wie in ganz Italien Radfahren vorzugsweise als Rennsport betrieben. Langsameres Radeln ist noch wenig bekannt. Das Wandern hingegen gewinnt eindeutig an Beliebtheit. Zunehmend werden Wege markiert, in den alpinen Gegenden ohnehin.
Vielfältige Landschaften
Nicht umsonst gilt Umbrien als das „grüne Herz Italiens“. Es liegt im Zentrum des italienischen Stiefels und ist südlich der Poebene Italiens einzige Region, die keinen Zugang zum Meer hat. Einen blauen Tupfer zeigt die Landkarte dennoch: den sanft in die Landschaft eingebetteten Lago Trasimeno. Während im Westen Umbriens, ähnlich wie in der benachbarten Toskana, weiche Hügel und bewirtschaftete Flächen das Bild bestimmen, bildet im Osten der Höhenkamm des Apennin die Grenze zur Region Marken, mit der sich Umbrien den Nationalpark der Monti Sibillini teilt. Mit seinen über 2000 m hohen Gipfeln zeigt Umbriens Südosten ein Stück hochalpiner Landschaft. In den Sibillinen entspringt auch die Nera, die als rauschender Fluss durch die Valnerina zieht, bei Terni unterhalb der berühmten Cascata delle Marmore die Wasser des Velino aufnimmt und sich an der umbrischen Grenze in den Tiber ergießt, damit die Römer genug Wasser haben.
Naturparks
Parco Regionale del Monte Cucco: Der Naturpark im Norden Umbriens ist nicht nur bei Wanderern und Höhlengängern beliebt, sondern auch bei Delta- und Gleitschirmfliegern.
Parco del Monte Subasio: Der Naturpark östlich von Assisi bietet sich für Wanderungen und Radfahrten mit der Franziskusstadt als Ausgangspunkt an. Idealerweise plant man eine Tour, die am Eremo delle Carceri vorbeiführt; die Einsiedelei von Franziskus ist in einem alten Steineichenwald gelegen.
Parco Nazionale dei Monti Sibillini: Der Park, den sich Umbrien und die Marken teilen, wird von Wanderern mit Kondition und Bergsteigern aufgesucht. Zahlreiche Wanderwege und sämtliche Berghütten im Park wurden jedoch vom Erdbeben 2016 zerstört. Der Wiederaufbau ist im Gang.
Höhlen und Wasserfälle
Grotta di Monte Cucco: Die riesige Höhle ist noch längst nicht zu Ende erforscht. Der mit Führung begehbare Abschnitt ist rund 1 km lang und führt an wunderbaren Tropfsteingebilden entlang zu einem kleinen, unterirdischen See.
Cascata delle Marmore: Kein Naturwunder, sondern vor fast 2300 Jahren von Menschenhand geschaffen: Die Römer leiteten das Wasser des Velino um und ließen es in einer breiten dreistufigen, gewaltigen Kaskade 165 m in die Tiefe fallen. Täglich mehrmals werden die Schleusen geöffnet, die tosenden Wassermassen und die aufspritzende Gischt sind ein erstrangiges Spektakel.
Wassersport
Lago Trasimeno: Für einen ausgiebigen Badeurlaub ist der einzige See Umbriens wegen seiner geringen Tiefe nur bedingt geeignet. Insgesamt 18 Strände, deren Wasserqualität vierzehntäglich kontrolliert wird, sind ausgewiesen. Die schönsten Badestellen findet man in Castiglione del Lago und auf der Isola Maggiore.
Nera: Das Hauptgewässer der Valnerina ist ein Paradies für Kanuten und Kajakfahrer, auch Rafting ist möglich. Den besten Einstieg findet man in Serravalle bei Nórcia, weitere Basen werden unterhalb von Vallo di Nera und in Scheggino unterhalten.
Wandern
Wandern kann man in Umbrien überall: am Trasimenischen See wie in der Valle Umbra, in den Hügeln um Perugia wie in den Wäldern hinter Spoleto. Besonders beliebte Wandergebiete sind die Naturparks des Monte Subasio und des Monte Cucco, zu anspruchsvolleren Bergtouren fordern die Sibillinen heraus. Für mehrtägige Wanderungen bietet sich der 2008 eröffnete Pilgerweg von Perugia nach Piediluco an, ein Teilstück der „Via Francigena“, der Route vom englischen Canterbury nach Rom.
Biken
Bei Radlern sind das Trasimeno-Gebiet und die Valle Umbra beliebt, wo in den letzten Jahren mehrere neue Radwege angelegt wurden. Mountainbiker mit Kondition unternehmen Touren in die höher gelegenen Regionen, z. B. von Nórcia auf die Hochebene des Piano Grande und noch weiter hinauf in die Sibillinen.
Aktivitäten & Abenteuer
Umbrien mit Kindern
Einen direkten Zugang zum Meer kann Umbrien nicht bieten, doch das macht nichts: Italiens grünes Herz ist ein riesiger Abenteuerspielplatz. Im tiefen Untergrund gibt sich das Etruskerland geheimnisvoll, in den Höhen ist es spektakulär und lockt mit zahlreichen Kuriositäten. Nicht zuletzt: Die heiß geliebten Bambini sind so gut wie überall willkommen.
Dass mit „bambini“ die Sprösslinge gemeint sind, ist bekannt. Oft ist auch der umgangssprachliche Ausdruck „bimbi“ zu hören. Heranwachsende heißen „ragazze“ und „ragazzi“, Mädchen und Jungs.
Eintauchen in die Unterwelt
Adriano-Labyrinth in Orvieto: Das private unterirdische Labyrinth besteht aus einem Netz von Geheimgängen, unergründlichen Brunnen, Zisternen und schier endlosen Kellergewölben. Eine versteinerte, 250.000 Jahre alte Mangrove drückt sich aus der Wand. Fabelwesen und Etruskergesichter schälen sich aus dem Tuffstein. In den Tiefen der Stadt wartet eine aufregende Zeitreise auf die Kleinen, bei der auch Erwachsene nicht aus dem Staunen kommen.
Sind die „Bimbi“-Höhlenforscher auf den Geschmack gekommen, packt man am besten noch die Führung Orvieto Underground auf der anderen Stadtseite dazu oder begibt sich in die Tiefen des Städtchens Narni. Dort gruseln wir uns in Verliesen mit antiken Wandgraffiti.
Fahrspaß
Mit derFunivia-Seilbahn in Gubbio geht es zügig in luftige Gefilde. In schwindelerregender Höhe schwebt man in einer Art Papageienkäfig auf den Monte Ingino hinauf. Auf dem Gipfel lassen die Großen auf einem Picknickplatz im Parco di Coppo die Seele baumeln, derweil sich der Nachwuchs auf Schaukel und Trampolin austobt.
Untenim alten Stadtzentrum von Gubbio geht es ebenso steil bergauf und bergab. Kindern versüßt man die Stadttour zum Beispiel, indem man mit einem knallroten Züglein quer durch den Ort zuckelt.
Saurier-Kabinett
In einem ehemaligen Kloster am Stadtrand von Gubbio tummeln sich Dinosaurier in Lebensgröße: Extinction, ein furioser Jurassic Park in altehrwürdigen Gemäuern und zugleich eine lehrreiche Ausstellung über die Geschichte allen Lebens auf der Erde.
Exotik in Collevalenza
Der Leo Wild Parkinmitten von Weinbergen und Olivenhainen ist ein Zoo, den man mit gutem Gewissen besuchen kann. Der Wildpark nimmt Tiere auf, die vom Aussterben bedroht sind oder vom Staat beschlagnahmt wurden, weil man sie nicht artgerecht hielt. In der 20 ha großen Oase haben über 150 Arten ein Zuhause gefunden. Einige Tiere laufen frei herum, andere sind durch einen kleinen Graben von den Besuchern getrennt. Entspannte Exoten, denen man oft recht nahe kommen darf, in einer außergewöhnlichen Anlage. Natürlich gibt’s auch Picknick- und Grillplätze.
Rafting im Nera-Tal
Das bildschöne Flusstal ist ein Paradies für Outdoor-Sportler. Steile Felswände mit Burgen und Klöstern, tiefe Schluchten mit Flussläufen und kleinen Wasserfällen. Rafting ist hier ein „Must“ und wird mit großem Engagement auch kindgerecht angeboten. Natur und Adrenalin pur für Jung und Alt!
Cascata delle Marmore - Wasserspektakel bei Terni
Der Besuch des tosenden Wasserfalls in der Nähe der Stadt ist fast Pflicht für Urlauber mit Kindern. Eine Besichtigung an überfüllten Wochenenden sollte man aber vermeiden! Beeindruckende Wassermassen stürzen in drei großen Kaskaden mit Höllenlärm 165 m ins Tal hinunter. Durch einen Tunnel im Fels gelangt man auf einen Balkon direkt unterhalb des Falls. Ergießt sich das Wasser in seiner Urgewalt in die Tiefe, kommt man an einer erfrischenden Dusche nicht vorbei!
Bade- und Bastelfreuden
Parco Acquatico Tavernelle bei Piegaro: Wer den Urlaub für einen Kinderschwimmkurs nutzen möchte, ist hier richtig.
Glas-Museum: Das hübsche Museum im Ortskern von Piegaro organisiert auch Workshops für kleine Mosaikkünstler.
Die Sonntags-Stadt
La Città della Domenicaist bis heute der einzige Familienpark in Umbrien! Er scheint etwas aus der Zeit gefallen, doch kleine Besucher reißt er zu Begeisterungsstürmen hin, und Erwachsene können in Kindheitserinnerungen schwelgen: Die „Sonntags-Stadt“ in der Nähe von Perugia gibt es seit 1963.
Unterwegs in Umbrien
Der Norden
Der Norden Umbriens umfasst das obere Tibertal und die östlich anschließenden Abhänge des Apennins. Mit Ausnahme der uralten Stadt Gubbio, die oft als Tagesausflug von Perugia aus angesteuert wird, wird die Gegend eher selten besucht.
Die Wanderer, Mountainbiker, Paraglider und Höhlenforscher, die im Naturschutzgebiet des Monte Cucco einzigartige Bedingungen vorfinden, sind größtenteils Italiener. Auch in den beiden Städtchen weiter südlich, Gualdo Tadino und Nocera Umbra, trifft man kaum auf ausländische Besucher.
Der Tiber, der längste Fluss Mittelitaliens, der im Norden noch zur Toskana gehört, ist die Lebensader der Gegend.
Für alle, die über die E 45 von Cesena anreisen, ist das obere Tibertal das Eingangstor zum „grünen Herzen“ Italiens. Das erste umbrische Städtchen ist San Giustino, wo noch heute Tabak angebaut wird. Ein wichtigeres Standbein war allerdings im oberen Tibertal die Tuchherstellung. In Gubbio wiederum spielte die Keramik eine größere Rolle, heute lebt die Stadt in erster Linie vom Tourismus. Östlich von Gubbio liegt der Monte Cucco, ein ausgezeichnetes Wandergebiet. Für Höhlenexpeditionen obligatorisch, für Wanderer nützlich ist vorab ein Stopp im kleinen Borgo Costacciaro. Der örtliche Infopoint ist die zentrale Anlaufstelle für das gesamte Monte-Cucco-Gebiet.
An den Abhängen des umbrischen Apennins entlang führt eine Straße nach Gualdo Tadino, zu wenig spektakulär, als dass der Tourismus die Keramikfabrikation verdrängen konnte. Als nächster Ort folgt Nocera Umbra, das sich stolz „Città delle Acque“ nennt; immerhin gibt es dort ein schönes Schwimmbad. Die Stadt lag 1997 im Zentrum eines gewaltigen Erdbebens, das ganze Centro storico krachte zusammen. Inzwischen ist die Altstadt renoviert, aber von den Einheimischen ist kaum jemand zurückgekommen.
Was anschauen?
Moderne Kunst in Città di Castello: Im Palazzo Albizzini sind großformatige Werke des bekannten Künstlers Alberto Burri (1915-1995) zu sehen. Seine Skulpturen hingegen waren zu groß, man findet sie in der alten Tabaktrocknerei am Ortsrand.
Weberei in Città di Castello: In der Webmanufaktur Tela Umbra verarbeiten noch heute Frauen reines Leinen zu feinen Tischdecken. Ein kleines Museum erzählt die bewegte Geschichte der Manufaktur.
Die Madonna von Donatello in Citerna: Die Terracotta-Statue verstaubte jahrhundertelang auf einem Sockel in der Kirche San Francesco. Heute ist sie als Meisterwerk des großen Künstlers Donatello identifiziert und der Stolz der Stadt.
Eugubinische Tafeln inGubbio: Sie sind das bedeutendste Zeugnis umbrischer Kultur: sieben beidseitig beschriebene Bronzetafeln aus dem 2. Jh. v. Chr., teils in einem vom Etruskischen abstammenden Alphabet, teils in lateinischem Alphabet.
Mausoleum der 40 Märtyrer in Gubbio: Die Gedenkstätte ist ein Zeugnis aus der neueren Geschichte und erinnert an 40 im Juni 1944 von der SS erschossene Einheimische.
Museum der Emigration in Gualdo Tadino: Die einzigartige Ausstellung dokumentiert die große Auswanderungswelle in die USA und nach Argentinien 1876-1914, aber auch die neuere Emigration 1946-1970 nach Deutschland und in die Schweiz.
Was unternehmen?
Wandern: Ab auf den Monte Cucco! Im Naturschutzgebiet sind etliche Routen ausgeschildert. Weg Nr. 5 beispielsweise führt zur Felsenschlucht Valle delle Prigioni („Tal der Gefängnisse“) und zu einer Einsiedelei.
Klettern: Mit Führung und Seilsicherung durch eine 4 km lange Schlucht mit mehr als 20 Wasserfällen.
Paragliden: Den Monte Cucco aus der Luft entdecken? Ganz einfach: Paraglider haben hier einen Start- und einen Landeplatz, und auch Ungeschulte können sich huckepack durch die Lüfte fliegen lassen.
Wo essen und trinken?
„Lea“ in Città di Castello: Das Restaurant serviert eine ausgezeichnete regionale Küche, die dem Slowfood verpflichtet ist. Die Pasta ist selbstverständlich hausgemacht.
„L’Antica Osteria“ in Montone: Der Tipp für Fleischliebhaber. Ob Lamm, Chianina-Rind oder Florentiner Steak - hier stimmt einfach alles.
Was sonst?
Gualdo Tadino: Am Ortsrand sprudelt die Fonte Rocchetta. Das mineralhaltige Quellwasser gibt’s im Supermarkt - und gratis vom Brunnen am Straßenrand.
Città di Castello
Das mittelalterliche Städtchen, heute das Handels- und Industriezentrum des oberen Tibertals, ist kein touristisches Glanzlicht, dafür pulsiert auf den Straßen und in den Bars noch echte Italianità.
Wie im nahen toskanischen Sansepolcro war auch in Città di Castello die Textilherstellung noch bis in die jüngste Zeit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die regionale Tradition wird heute in der Webmanufaktur Tela Umbra fortgesetzt, die in ihren Räumen ein schmuckes Museum eingerichtet hat. Einen Kontrapunkt zu diesem der soliden Tradition verbundenen Museum bildet die Sammlung Alberto Burri. Der Künstler mit internationalem Renommee hat seiner Heimatstadt zahlreiche Werke vermacht - zu sehen im Palazzo Albizzini und in den Trockenräumen einer früheren Tabakfabrik.
Sehenswertes
Dom: Wie schon von der Schwelle aus über dem Chor zu lesen, ist das Gotteshaus mit dem zylinderförmigen Campanile den Heiligen Floridus und Amantius gewidmet, ersterer war 580-600 Bischof der Stadt, letzterer unter ihm Priester. Die Innenausstattung - Wandmalereien mit Motiven aus dem Leben des Bischofs - bietet wenig. An die große einschiffige Halle mit ihrer Kassettendecke wurde im 18. Jh. rechts eine kleine Kuppelkapelle angebaut, in der ein kürzlich restaurierter „Glorreicher Christus“ von Rosso Fiorentino (16. Jh.) zu sehen ist. Die Krypta, ein riesiger renovierter Gewölbekeller, wirkt so profan, dass man sie sich ohne weiteres als Lagerraum für altotiberinische Weine vorstellen kann.

Der Dom mit seinem zylinderförmigen Glockenturm

♦ April bis Sept. Di-So 10-13 und 16-18 Uhr, Okt. bis März Di-So 10-13 und 15.30-17.30 Uhr. Für das Eintrittsticket (7 €) erhält man die Ecclesia-Card. Die Karte ist dauerhaft gültig und gilt auch für die Turmbesteigung sowie viele weitere kirchliche Museen in Umbrien. Als Dreingabe bekommt man zudem Rabatt auf den Eintritt in die weltlichen Museen der Stadt.
Städtische Pinakothek: Sie befindet sich im Palazzo Vitelli alla Cannoniera (nicht zu verwechseln mit anderen Palazzi Vitelli in der Stadt!) und wurde im 15. Jh. von Antonio da Sangallo il Giovane erbaut; die dem Innenhof zugewandte Fassade ist mit prächtigen Wandmalereien versehen. Werke von Antonio Vivarini und Luca Signorelli („Martyrium des heiligen Sebastian“), Fresken aus Sieneser Schule und ungewöhnliche Darstellungen der Madonna mit Kind - z. B. eine blonde Madonna mit kurz geschnittenem Haar, eine dunkelhäutige Madonna mit Kind sowie eine asiatische Variante. Am beeindruckendsten ist neben fotografischen Reproduktionen in Originalformaten eine beidseitig bemalte Standarte von Raffael, der in seinen jungen Jahren in Città di Castello tätig war (1500-1504). Sie ist jedoch stark beschädigt; von Kunstbanausen über längere Zeit als provisorischer Ersatz für zerbrochene Fensterscheiben zweckentfremdet, war sie jeder Witterung ausgesetzt.
♦ 10-13 und 15-18 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 6 €.
Sammlung Alberto Burri: Eine Kunstausstellung ganz anderer Art ist im Palazzo Albizzini (Via Albizzini) zu sehen. Dort hat der berühmte Künstler Alberto Burri (1915-1995), geboren in Città di Castello, eine größere Kollektion seiner Werke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Charakteristische Merkmale für Burris Plastiken sind die auf Weiß, Schwarz und Rot basierende Farbenpalette und die ungewöhnliche Wahl der Materialien: Säcke, Lumpen, einzelne Kleidungsstücke, angekohlte Hölzer, Metalle, Plastikfolien. Ausstellungen Burris fanden auf der ganzen Welt Beachtung, darunter auch auf der Documenta II in Kassel und 1980 zusammen mit Joseph Beuys im Haus der Kunst in München.
Alice im Weberland
Tela Umbra ist nicht nur ein Gütesiegel für handwerkliche Textilproduktion, der Name hat auch in der Sozialgeschichte seinen Platz. Am Anfang steht Alice Hallgarten, eine amerikanische Jüdin deutscher Herkunft, die 1900 den Baron Leopoldo Franchetti heiratete. Während der umtriebige Leopoldo sich vor allem um die Modernisierung der Agrarwirtschaft verdient machte, gründete Alice 1901 in der Nähe von Città di Castello die Landschulen von Montesca und Rovigliano - damals ein geradezu revolutionäres Unternehmen. Im städtischen Krankenhaus richtete sie ein Zentrum für Mütter ein, das auch Milch und Medikamente für die Kinder verteilte. Bald erweiterten eine Haushaltsschule und eine spezielle Schule für Frauen das Reformprojekt. Dass die später weltberühmte Maria Montessori ihre pädagogischen Ideen in den Schulen von Alice Franchetti zum ersten Mal in die Praxis umsetzte, sei nur am Rande erwähnt. Heute ist der ehemalige Wohnsitz von Alice und Leopoldo, die Villa Montesca in den Wäldern über dem rechten Tiberufer, Sitz eines Zentrums für pädagogische Forschung, das innovative didaktische Methoden entwickelt.
1908 gründete Alice mit der tatkräftigen Unterstützung Leopoldos die Webmanufaktur Tela Umbra. Die Textilherstellung war damals schon heimisch im oberen Tibertal, aber mit Tela Umbra und ihrer rührigen, sozial engagierten Exportmanagerin wurden die umbrischen Stoffe auch außer Landes bekannt: 1910 waren Produkte der Tela Umbra auf der Brüsseler Weltausstellung vertreten.
Mit dem Tod von Leopoldo Franchetti 1917 gingen Schulen und Manufaktur, wie es die 1911 verstorbene Alice testamentarisch bestimmt hatte, an eine wohltätige Organisation über, die für die nächsten 70 Jahre durch alle Krisen und Kriegswirren hindurch die Produktion aufrechterhielt. 1982 wurde Tela Umbra von der Region Umbrien übernommen, 1985 die Tela Umbra GmbH gegründet, an der neben der Stadt Città di Castello und dem regionalen Entwicklungsfond auch die derzeit fünf Arbeiterinnen beteiligt sind. Ihr Ziel ist es, die Produktion aufrechtzuerhalten und mit ihrem Museum die Geschichte von „Alice im Weberland“ vor der Vergessenheit zu bewahren.
1990 schenkte Burri seiner Heimatstadt weitere 128 Werke, vor allem großformatige Bilder und Plastiken - Grund genug, um eine frühere Tabaktrocknerei zum Kunstmuseum umzufunktionieren. Das Gebäude liegt an der alten Straße nach Perugia und ist leicht zu übersehen; knapp nach der Esso-Tankstelle bestätigt links auf der Wiese eine rostrote abstrakte Burri-Skulptur, dass man angekommen ist.
♦ Di-Fr 10-13 und 14.30-18 Uhr, Sa/So/Feiertage 10-18 Uhr. Eintritt Palazzo Albizzini 10 €, Tabaktrocknerei 12 €, Sammelticket Palazzo Albizzini und alte Tabaktrocknerei 20 €. fondazioneburri.org.

Burri-Skulptur vor der ehemaligen Tabakfabrik

Webmanufaktur Tela Umbra: Die Textilmanufaktur an der Via S. Antonio hat eine stolze, über hundertjährige Tradition (→ Kastentext „Alice im Weberland“). In den 1920er-Jahren beschäftigte Tela Umbra bis zu 60 Weberinnen, nach dem Zweiten Weltkrieg schrumpfte die Belegschaft rapide. Heute arbeiten im Laboratorio in der ersten Etage noch fünf Frauen an den Handwebstühlen. Sie verarbeiten reines Leinen zu feinen Tischdecken, Servietten und Handtüchern. Es sind Facharbeiterinnen - jede mit ihrem eigenen Spezialgebiet -, die um den guten Ruf von Tela Umbra wissen und dafür sorgen, dass die kostbaren Tuche weiterhin in der Qualität auf den Markt kommen, für die der Name Tela Umbra bürgt. Die Werkstatt kann während der Arbeitszeiten besichtigt werden.
In der zweiten Etage hat Tela Umbra ein kleines Museum eingerichtet: Spinnräder, Webstühle, Klöppelarbeiten. In Schaukästen mit Stoffmustern wird die ganze Palette der hier produzierten Stoffe gezeigt, ein Saal mit Gobelins aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Fotos an den Wänden erinnern an die bewegte Geschichte der Werkstatt.
♦ Mo 10-12.30, Di-Sa 10-12.30 und 15.30-18, So 10.30-13 und 15.30-18 Uhr. Eintritt 4 €, Eintritt in den Verkaufsladen (Mo Nachmittag geschlossen) ist frei. Via S. Antonio 3, gleich hinter der Piazza Matteotti.
Bauern- und Kunsthandwerksmuseum (Centro delle Tradizioni Popolari): am Stadtrand von Città di Castello, an der alten Straße nach Perugia. Ein überaus sehenswertes Museum, in dem allerlei aus dem ländlichen Leben des oberen Tibertals zusammengetragen ist: Weinpressen, Ölmühlen, mittelalterliche Rasiermesser und andere Mordinstrumente, urzeitliche Mäusefallen, Webstühle, Spinnräder, das Ehebett mit Großmutters Pyjama usw. In der ersten Etage eine bäuerliche Kantine, in der sich Brueghel wohl gefühlt hätte. Kompetente Führung, allerdings nur in italienischer Sprache.
♦ April bis Okt. 10-12.30 und 15-18.30 Uhr, Nov. bis März 10-12.30 und 14.30-18 Uhr; Mo geschlossen. Eintritt 6 € (Ticket gilt auch für das Museum Malakos, ein Muschel-Museum im selben Gebäude; die Sammlung des Florentiner Biologen Gianluigi Bigi umfasst 30.000 bunte Exemplare aus aller Welt! Di-Fr 14.30-17, Sa/So/Feiertage 10-17 Uhr). Loc. Villa Garavelle.

Essen & Trinken

3 Alla Vineria 4 Lea 5 Il Fiorentino

Übernachten

1 Tiferno 2 Umbria 6 Le Mura
Basis-Infos
Postleitzahl 06012
InformationUfficio Turistico, Corso Cavour 5, im Palazzo della Podestà. Kompetentes Personal. Mo-Fr 9-13.30, Sa 9-12 Uhr; Di auch 15-18 Uhr. Tel. 075-8554922, cittadicastelloturismo.it.
Hin und wegBahn: Ausreichend Verbindungen über Umbértide nach Perugia und weiter in die Valle Umbra oder nach Norden bis Sansepolcro.
Bus: Verbindung nach Arezzo, Gubbio, Perugia. Busbahnhof an der Piazza Garibaldi.
Stadtbus: Regelmäßiger Verkehr an der Stadtmauer entlang rund um die Stadt.
Parken Problemlos und gratis an der Stadtmauer im Westen, von da mit der Rolltreppe (scala mobile) hoch zur Piazza Gabriotti.
Feste/VeranstaltungenFestival delle Nazioni, alljährlich Ende Aug./Anfang Sept.: internationales Festival der Kammermusik. Programm unter festivalnazioni.com.
Mostra Nazionale del Cavallo, jährlich am 2. Wochenende im Sept. Nach Verona Italiens zweitwichtigste Pferdeschau.
Fiera di San Florido, Mitte Nov.; bunter, dreitägiger Jahrmarkt zu Ehren von Florido, dem Schutzpatron der Stadt.
MostraMercatodelTartufo Bianco, Anfang Nov. 4-tägige Messe der Trüffeln und anderer Früchte des Waldes. Von sechs essbaren Trüffelsorten werden allein fünf in Umbrien geerntet! In einer großen Halle bekommt man die im oberen Tibertal weit verbreiteten weißen Trüffeln und andere Pilz- bzw. Trüffelsorten aus umbrischen Wäldern angeboten - frisch geerntet, getrocknet oder in bauchigen Gläsern in Olivenöl eingelegt. Schlaraffenland-Verhältnisse - doch muss, wer sich durch die Trüffelknollenberge essen will, schon ein kleines Vermögen hinlegen. Der Preis für weiße Trüffeln liegt bei ca. 2000 bis 3000 € pro kg für Exemplare mit einer Größe von 20-50 g.
MärkteWochenmarkt, Do und Sa auf der Piazza Gabriotti.
Mercato della Terra, Di Vormittag, Bio-Produkte aus der Umgebung. Piazza Gabriotti.
Trödelmarkt (Retro): Jeden 3. So im Monat; Secondhand-Kleidung, Gebrauchtwaren, Bücher ... Piazza Matteotti.
Übernachten / Essen & Trinken → Karte
Hotels****Tiferno1, seit 1895 die erste Adresse in der Stadt. Hoher Komfort in einem restaurierten Palazzo, in dem auch Alberto Burri (→ Sehenswertes) mit einigen Werken vertreten ist. Piazza R. Sanzio 13 (Piazza San Francesco), Tel. 075-8550331, hoteltiferno.it. €€€
***Le Mura6, geschmackvoller Neubau mit zwei Konferenzsälen und deutschkundigem Manager. Die große Mosaikwand im Inneren ist das Werk von Menschen mit Trisomie. Via Borgo Farinario 24, Tel. 075-8521070, hotellemura.it. €€
**Umbria2, modernisierter Altbau in einer Seitenstraße der Via S. Antonio mit weiteren Zimmern in der Dipendenza gegenüber. Kleine Zimmer, aber alle mit Dusche/WC. Klitzekleiner hoteleigener Parkplatz gleich ums Eck. Via S. Antonio 6, Tel. 075-8554925, hotelumbria.net. €
Wohnmobil Stellplatz und Service am Parkplatz bei der Rolltreppe an der westlichen Stadtmauer.
RestaurantsIl Fiorentino5, klassische italienische Küche und Beefsteaks, letztere klassisch, texanisch oder auf Florentiner Art (kräftig gewürzt). Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Di Ruhetag. Via S. Florido 55, Tel. 075-8559035.
Bio/Regional Lea4, ausgezeichnete regionale Küche, die dem Slow Food verpflichtet ist. Hausgemachte Pasta, fabriziert am früheren Standort des Restaurants an der Via S. Florido. Mo Ruhetag. Corso Cavour 8, Tel. 075-8521678.
Mein Tipp Alla Vineria 3, moderne Weinstube, die diverse Käse-, Wurst- und Schinken-Variationen auf dem Tagliere (Brotzeitbrett) anbietet. Dazu bestellt man am besten „un calice di vino“ (ein gutes Glas Wein) und gibt sich dem Treiben auf der Piazza hin. Gute Pasta und Hauptgerichte gibt es natürlich auch. Di Ruhetag. Piazza Giacomo Matteotti 2, Tel. 349 7179813.
Umgebung von Città di Castello
Terme di Fontecchio
Plinius der Jüngere suchte die 37° warmen Thermen von Fontecchio, 3,5 km östlich von Città di Castello, im Jahr 80 n. Chr. mit seiner Liebsten auf - deren grazile Schönheit sollte hier einem Verjüngungsbad unterzogen werden. In der jüngeren Neuzeit zeugte einzig ein im Hauptgebäude gehüteter Steinbrunnen mit Bodenmosaik von der prunkvollen römischen Vergangenheit. Bei unserem Besuch 2024 hatte sich ein reicher Industrieller der alten Bäder angenommen. Sie wurden bis auf die Grundmauern entkernt und sollten sehr bald ihre Pforten in neuem Glanze öffnen.
San Giustino
Mitten im Ort steht das Schloss Bufalini, eine imposante, burgähnliche Anlage, die zum „Museo Nazionale” erklärt wurde. Im Inneren hat der Manierist Cristofano Gherardi (16. Jh.) einige Räume mit mythologischen Fresken geschmückt. Der Maler wurde von den Medici aus Florenz verbannt und fand hier Zuflucht. Im Schlosspark ist ein mannshohes Heckenlabyrinth die Hauptattraktion.
♦ Nur mit ca. 30-minütiger Führung zu besichtigen. April bis Okt. Fr-So 10-13 und 15.30-18.30 Uhr, Nov. bis März Sa/So 10-13 und 14.30-17.30 Uhr. Eintritt Park 2 €, Schloss & Park 4 €.
Tabakmuseum (Museo storico scientifico del Tabacco): Das Museum an der Hauptstraße erinnert an die regionale Geschichte des blauen Dunstes. Mit viel Engagement und wenig Geld hat ein lokaler Verein im früheren Gebäude der Tabakverarbeitung eine überzeugende Dokumentation zusammengestellt. Das Pflücken der Tabakblätter war Frauenarbeit, ebenso das Sortieren, Blatt für Blatt. Das Aufhängen der schweren Blätterbündel im Trockenraum besorgten dann die Männer. Der Tabakanbau spielt in der Gegend immer noch eine Rolle. Früher wurde der Tabak zu italienischen Zigaretten verarbeitet, heute verhandelt ein Konsortium direkt mit Giganten wie Philip Morris, die dann den heimischen Tabak mit Sorten aus aller Welt mischen.
♦ 2024 wegen Renovierung geschlossen, sollte 2025 wieder öffnen. Bisher galt: ganzjährig Sa/So/Feiertage 10-17.30 Uhr, Eintritt 3 €.
Cospaia
In dem Weiler knapp nördlich von San Giustino macht ein Schild darauf aufmerksam, dass der Reisende das Territorium der Ex-Republik von Cospaia betritt. Tatsächlich wurde der Ort 1440 bei den Grenzverhandlungen zwischen der Republik Florenz und dem Kirchenstaat vergessen, worauf die Bewohner Cospaias im Niemandsland kurzerhand ihre eigene Republik ausriefen. Die sympathische Republik ohne Regierung, ohne Armee und ohne Steuern lebte vom Tabakanbau und von Schmuggelgeschäften und behauptete sich fast 400 Jahre lang. Erst 1826 machte ein Vertrag zwischen der Toskana und dem Kirchenstaat der Republik von Cospaia den Garaus.
Citerna
Zentrum des mittelalterlichen Bilderbuch-Ortes ist der Uhrturm auf der Piazza Scipione Scipioni, von der aus sich der Blick auf ein naturgegebenes Amphitheater öffnet. Am Horizont schmiegt sich der Apenninkamm wie ein Mantel um das Tibertal. Bei gutem Wetter sieht man die Berggipfel in den Marken, der Toskana und Emilia Romagna. Architektonisch interessant ist Citerna wegen seiner Aufteilung in Ober- und Unterstadt. Bei Restaurierungsarbeiten am Palazzo Comunalekamen unterirdische Wege, Zisternen und Getreidespeicher, die ammassi,zum Vorschein. An der Nord- und Südseite der Stadtmauer schlängeln sich die Camminamenti medievalientlang - mittelalterliche Bogengänge mit Holzdecken, Aussichtspunkten und Kellergewölben.

Mittelalterlicher Bogengang

Im oberen Teil des Hügel-Ortes gibt es an allen Ecken und Enden Geschichtsträchtiges zu entdecken: Klöster, Kirchen, Theater, Gefängnis - alles auf engstem Raum zusammengedrängt. Viel kunsthistorisch Bedeutendes ist der Familie Vitelli zu verdanken, die Anfang des 16. Jh. die Macht übernommen hatte, enge Verbindungen zu den Medici pflegte und über die Mittel und Kontakte verfügte, Superstars der damaligen Kunstszene wie Signorelli, Pomarancio oder Raffaelino del Colle zu beschäftigen. Die wichtigsten Werke finden sich in der Chiesa S. Michele Arcangelo und der Chiesa museo di San Francesco, in der es seit 2012 eine faszinierende Entdeckung zu bestaunen gibt: eine Madonna mit Kind aus Terrakotta, geschaffen vom großen Donatello. Das Meisterwerk stand vermutlich jahrhundertelang unbeachtet auf einem Sockel oberhalb des Altars und wurde mehrfach nach der jeweiligen Mode übermalt, bevor es einer gründlichen Untersuchung und Restaurierung unterzogen wurde. Heute ist „La Madonna di Citerna di Donatello“ der Stolz der Stadt und ihre Urheberschaft unumstritten.
Ein paar Häuser weiter, im Palazetto Prosperi Vitelli, geht es weitaus weltlicher zu. Der imposante steinerne Camino degli innamorati (Kamin der Verliebten) demonstriert, was damals schicklich war: Während die Alten vor dem Kamin Kriegspläne schmiedeten, durften die Jungen, in zwei Nischen links und rechts der Feuerstelle sitzend, Hochzeitspläne schmieden - zwischen ihnen: das lodernde Feuer der Liebe, das gleichzeitig als Abstandshalter fungierte.
Information Info Point Citerna, im Palazzo Comunale. Hier residiert Gilberto Presenti, ein Heimatpfleger par excellence. Er hat die Schlüsselgewalt über die unterirdischen Zisternen, das Kaminzimmer, die Kirche San Francesco und deren Sakristei, wo die Madonna di Donatello unter Verschluss gehalten wird. Die Führungen übernimmt er meist höchstpersönlich (auch auf Englisch, nicht perfekt, aber das Wichtigste versteht man). Sa/So/Feiertage 10-12.30 & 15-18.30 Uhr, Führungen außerhalb der Öffnungszeiten bei Gilberto Tel. 338 8817814. Ticket 5 €.
Restaurant Osteria Le Civette, Freisitz im südlichen Laufgraben und als Location kaum zu toppen. Innen modern und liebevoll mit Kunst ausgestattet. Exzellentes Essen zu angemessenen Preisen, sehr freundlicher Service, selbstgebackenes Brot, viele Produkte km 0. Unbedingt reservieren. Mi Ruhetag. Via degli Steccati 1, Camminamento Medioevale, Tel. 075-7828323.
Umbértide
Die zweite Stadt des umbrischen Alto Tevere (Oberes Tibertal) kann sich mit Città di Castello nicht messen. Umbértide ist kleiner, provinzieller - nur selten verirren sich Touristen hierher.
Das von Verkehrsadern eingerahmte Centro storico wird von einem zinnenbewehrten Kastell mit zwei Rundtürmen aus dem 14. Jh. bewacht, das heute als Zentrum für Gegenwartskunst mit Ausstellungen auf sich aufmerksam macht. Ihm gegenüber steht der oktogonale Bau der Kollegiatskirche; sie hütet ein Himmelfahrtsgemälde von Niccolò Circignani, Il Pomarancio genannt, das allerdings einer besseren Ausleuchtung, wenn nicht gar einer Restaurierung bedürfte. Das schönste Bild, das wir von Umbértide mitnehmen, sind die mitten im Tiber stehenden Fischer; sie wissen, dass ihnen in der Stadt nichts davonrennt, und warten geduldig auf ihr bisschen Glück.
Auf der anderen Tiberseite, etwa 4 km südlich von Umbértide, liegt mitten im Grünen die Abbazia di San Salvatore di Monte Corona, eine der bedeutendsten Benediktinerabteien Umbriens. Sie wurde wahrscheinlich Anfang des 11. Jh. vom Hl. Romuald gegründet. Der achteckige Glockenturm ragt majestätisch in den Himmel. Die romanische Kirche ist mit sehr sehenswerten Freskenresten aus dem 14. Jh. bestückt. Die Hauptattraktion bleibt jedoch die fünfschiffige Krypta unter der Kirche. Ihr Kreuzgewölbe wird von Säulen aus verschiedenen Epochen gestützt - eventuell ein Hinweis auf eine frühchristliche oder heidnische Vergangenheit.
♦ Tägl. 10-18 Uhr. Eintritt frei.

Kastell von Umbértide

EinkaufenRometti Ceramiche, das Traditionshaus stellt seit gut 100 Jahren hochwertige Keramik her und verwendet vorwiegend Tonerde aus dem nahegelegenen Sansepolcro, die schon die Etrusker wegen ihrer Geschmeidigkeit zu schätzen wussten. Unter neuer Leitung arbeitet der Betrieb seit 2012 mit Top-Designern wie Kenzo Takada oder Ugo La Pietra zusammen - hochmodernes Design in unterschiedlichsten Interpretationen. Showroom, Laden und Magazin (manchmal findet sich ein Schnäppchen zweiter Wahl). Via Canavelle 5, rometti.it.
Bio/Regional Agriturismi Tribewanted Monestevole, vom Ortszentrum erst in Richtung Città di Castello über den Tiber, dann links in die SP 142 (Richtung Preggio) einbiegen, nach 7,5 km rechts ausgeschildert (Schotterstraße, 700 m). „Tribewanted“ ist eine weltweite Initiative, die alternative Lebensformen pflegt, ökologische Landwirtschaft und nachhaltiges Bauen sind selbstverständlich. Eine erste Community wurde im westafrikanischen Sierra Leone gegründet, weitere sind in Bali und Papua-Neuguinea im Aufbau. Wie weit sich die Gäste im Projekt engagieren, bleibt ihnen überlassen. Man kann in Montestevole auch nur einen wunderbaren naturnahen Urlaub machen. Auf dem Areal befinden sich eine Pferdekoppel, ein Volleyballfeld, ein Musiksaal und viele Hängematten. 2 Appartements stehen zur Verfügung („Cielo“ mit 4 Schlafzimmern, „Elementi“ mit 2 Schlafzimmern). Loc. Monestevole 492, 06019 Umbértide, Tel. 075-9415569, monestevole.it. €€€
Bio/Regional Maridiana Alpaca, 7,5 km westlich von Umbértide im Niccone-Tal. Von der einst großen Herde ist nur noch eine Handvoll Alpakas übrig, die anderen Tiere hat der Besitzer verkauft, als er in Pension ging. Wolle hat er aber noch genug auf Lager. Sie wird von zwei Frauen aus dem Dorf verarbeitet. Im Hofladen kann man naturbelassene Jacken, Schals und Pullover erwerben. Familien sind herzlich eingeladen, zum Streicheln, Schauen und Picknicken vorbeizukommen; Kaufzwang herrscht absolut nicht. Wer bleiben möchte, kann eines der beiden hübschen Ferienhäuser mieten („Casa degli Archi“ für bis zu 6 Pers. oder „Il Casale“, die alte Tabaktrocknerei, für bis zu 5 Pers.). Vermietung in der Hauptsaison von Sa bis Sa, in der Nebensaison können auch nur 3 Nächte gebucht werden. Molino Vitelli, Fraz. Niccone 173, 06019 Umbértide, Tel. 075-9410931, agriturismomaridiana.com. €€
Montone
Ein kleines, von einer Mauer komplett eingefasstes mittelalterliches Borgo in den Hügeln über Umbértide. Die Autos bleiben draußen, so kann man ungestört zwischen den beiden Stadthügeln herumspazieren: Auf dem einen steht die Ruine eines Wachturms und das ehemalige Katharinenkloster, heute Sitz des Stadtarchivs, auf dem anderen das ehemalige Franziskanerkloster, das die städtische Pinakothek beherbergt. Stolz der Dauerausstellung sind eine barmherzige Madonna von Bartolomeo Caporali (1482) und vier Holzfiguren, die einer Kreuzabnahme aus dem 8. Jh. zugeordnet werden.
♦ April bis Okt. Mi-So & Feiertage 10.30-13 und 16-18.30 Uhr, Nov. bis März Sa/So & Feiertage 10.30-13 und 15-17.30 Uhr. Eintritt 5 €.
Ist die Museumstür verschlossen, so sind Sie trotzdem nicht vergebens gekommen. Gehen Sie die Via San Francesco bis ans Ende der Treppe hoch, von dort genießen Sie einen großartigen Ausblick in die umbrischen Hügel. Ein weiterer Grund, nach Montone zu kommen: Das mittelalterliche Gemäuer hat in gastronomischer Hinsicht einiges zu bieten.
Gourmet-HotelLocanda del Capitano, im Ortskern; angeblich ist hier schon der peruginische Söldnerführer Fortebraccio abgestiegen. Deutschsprachige Rezeption. Komfortable Zimmer mit Dusche, z. T. mit Balkon. Im Speisesaal wie im Frühstückszimmer fühlt man sich fast wie zu Hause. Via Roma 5/7, 06014 Montone, Tel. 075-9306521, ilcapitano.com. €€€
RestaurantsTipico & Locanda del Capitano, Wirt Paolo Morbidoni und Chefkoch Giancarlo Polito haben sich zu einem nachbarschaftlichen Sharing-Restaurant zusammengetan, das erste in dieser Form in Umbrien. In beiden Locations gibt es dieselbe Speisekarte, die aus einem „Menu della Tradizione“ und einem „Menu Gourmet“ besteht. Was die beiden Köche vereint, ist ihre Leidenschaft für Ingredienzien „100 % made in Umbria“. Ein spannendes Experiment - die Entscheidung fällt angesichts der Karte schwer, am liebsten möchte man alles probieren. Ebenso ergeht es einem bei der Wahl der Örtlichkeit. Beide Lokale haben Flair - sowohl drinnen wie draußen. Polito wurde für seine Kreativität mit dem Label „Chic Charming Italian Chef“ ausgezeichnet. Außer Sonntagmittag nur abends geöffnet, Mo Ruhetag. Via Roma 7, Tel. 075-9306521.
Mein Tipp L’Antica Osteria, von Lamm bis Chianina-Rind oder Florentiner Steak - hier stimmt einfach alles. Die Pasta ist selbstverständlich hausgemacht, das Gemüse kommt je nach Saison auf den Tisch, im September wird kräftig getrüffelt. Im Sommer wird draußen getafelt, bei schlechtem Wetter stehen zwei Säle zur Verfügung, der obere mit Panoramablick in die Hügel. Piazza Fortebraccio 5/6, Tel. 075-9306271.
Taverna del Verziere, äußerst schlichtes, bei den Einheimischen sehr beliebtes Lokal in einem alten Gewölbe. Beste Hausmannskost. Trüffel in allen Variationen, z. B. auf Tartar vom Chianina-Rind. Der Clou ist die kleine, wild zusammengeschusterte Panorama-Terrasse, vor allem bei Sonnenuntergang. In einer Vitrine neben der Kasse stehen hübsche Keramiken zum Verkauf, die natürlich „La Mamma“ produziert hat. Via Ospedale 25, Tel. 075-9306512.
Gubbio
Die alte umbrische Stadt am Abhang des Monte Ingino zeigt eine seltene architektonische Geschlossenheit: mittelalterliche Bauten und dunkle Kopfsteinpflastergassen, keinerlei Störungen durch moderne Bauten. Oben auf dem Monte thront, abends effektvoll angestrahlt, die Basilika San Ubaldo.

Das Wahrzeichen von Gubbio: Palazzo dei Consoli

Neuzeitliche Gebäude - Wohnblocks, Tankstellen, eine Zementfabrik - mussten sich außerhalb der historischen Mauern ansiedeln. So bleibt Gubbio ein verschlafenes Städtchen, sobald es die Touristen verlassen haben. In den Sommermonaten kommen sie zwar zuhauf und durchstreifen die Gassen, doch meist nur für einige Stunden.
Berühmt ist Gubbio für seine Keramik und das Schmiedehandwerk. Überall in den Gassen stößt man auf kleine Läden mit handgemalten Tellern und Untersätzen, sodass man bald nicht mehr näher hinsieht. Kostbare alte Stücke der Gubbio-Keramik kann man im Museum des Palazzo dei Consoli besichtigen.
Jahrelang trieb Don Matteo, der in Italien heißgeliebte Priester, sein Unwesen in der Stadt. Haudegen Terence Hill verkörperte den umtriebigen Geistlichen 13 Fernseh-Staffeln lang und löste verzwickte Kriminalfälle regelmäßig schneller als die Polizei. Zahlreiche Foto-Tafeln an den Hauswänden zeugen von den wichtigsten Drehorten. Von den über 250 Episoden wurden bisher nur einige wenige im deutschen Fernsehen gezeigt. Seit Beginn der 9. Staffel wird in Spoleto gedreht. Im Herbst 2024 startete auf Rai 1 die Ausstrahlung der 14. Staffel mit Raoul Bova in der Hauptrolle.
Eine architektonische Besonderheit Gubbios sind die sogenannten Porte dei Morti(Totentüren), schmale Torbögen, etwas erhöht über dem Haupteingang. Sie führen direkt ins Obergeschoss und wurden früher nur geöffnet, um Tote aus dem Haus zu tragen. Ein sehr schönes Beispiel findet sich an der Via dei Consoli, knapp unterhalb der Fontana dei Matti, weitere am Corso Garibaldi, dort teils zugemauert, teils zu Schaufenstern umgestaltet.
Die Stadtbesichtigung führt steil bergauf, bei sommerlichen Temperaturen gerät man schnell ins Schwitzen - und entdeckt erst, wenn man oben ist, dass andere ganz entspannt einem Lift entsteigen. Tatsächlich haben die Behörden ziemlich versteckt zwei öffentliche Aufzüge installiert. Der eine führt von der Via Baledassani (am oberen Ende der Via della Repubblica) hoch zur Piazza della Siognoria, der andere von der Via XX Settembre Nr. 25 bis unterhalb des Doms, den man dann durch ein Seitenschiff betritt.
Gubbio im Guinness
Mit dem größten „Weihnachtsbaum“ der Welt wirbt die Stadt seit 1980 im Guinness-Buch der Rekorde. 400 (!) Meter misst die Lichtertanne von der Basis (letzte Häuser am oberen Stadtrand) bis zur Spitze (Basilika San Ubaldo). Die Illumination ist selbst von den Hügeln Perugias aus zu sehen - von der zweiten Dezember- bis zur ersten Januarwoche.
Sehenswertes
Palazzo dei Consoli: Der wuchtige Bau aus der ersten Hälfte des 14. Jh. mit seinen hohen Stützpfeilern, Zinnen und seiner eleganten Freitreppe zum Eingangsportal ist das Wahrzeichen Gubbios. Der Palazzo ist Teil eines größeren Komplexes von Palästen, in deren Mitte sich die Piazza della Signoria(Piazza Grande) erstreckt. Angesichts der starken Hanglage der Stadt ist allein schon die weitläufige Piazza ein architektonisches Meisterwerk. Im Innern des Palazzo herrscht Schlichtheit - schmucklose, geräumige Säle.
Archäologisches Museum: Das Museum im Erdgeschoss des Palazzo dei Consoli verdiente kaum eine Erwähnung, würden hier nicht die sog. EugubinischenTafeln (2. Jh. v. Chr.) aufbewahrt. Die sieben teils beidseitig beschriebenen Bronzetafeln wurden im 15. Jh. von einem Bauern in den unterirdischen Kammern des römischen Theaters gefunden und gelten als das wichtigste Zeugnis der umbrischen Kultur schlechthin. Die Tafeln I-IV sind in einem vom Etruskischen abstammenden Alphabet verfasst (von rechts nach links zu lesen), Tafel V zeigt dieselbe Schrift und zusätzlich einen Abschnitt in lateinischem Alphabet, auf den Tafeln VI und VII ist nur noch das lateinische Alphabet vertreten. Inhaltlich handeln die Texte von Vorschriften für Rituale, Opfer und Gebete. In welchen Schriftzeichen auch immer: die Sprache ist Umbrisch.
Städtische Pinakothek: Die Sammlung im 2. Obergeschoss des Palasts zeigt umbrische Maler, größtenteils aus dem 16. Jh. Neben all der religiösen Kunst sticht ein heidnisch-fröhliches „Baccanale“ angenehm hervor, ebenso das „Convivio di Baldessare“, ein perspektivisches Gemälde eines Massengelages bei Kerzenlicht. Insgesamt scheint die Pinakothek jedoch kein Ausstellungskonzept zu haben, man stellt einfach hin, was man hat. Die Museumsleitung sieht das anders. Sie weist darauf hin, dass die Sammlung 1913 in eine bestimmte Ordnung gebracht und 1933 erneut inventarisiert wurde - dass der Besucher somit in den Genuss einer Ausstellungsidee aus den Anfängen des 20. Jh. kommt. So kann man den Job eines Museumspädagogen natürlich auch verstehen.
♦ Museo Civico di Palazzo dei Consoli (Archäologisches Museum & Pinakothek): ganzjährig Sa/So 10-18 Uhr, April bis Okt. Mo-Fr 10-13 und 15-18 Uhr, Nov. bis März 10-13 und 14.30-17.30 Uhr. Geschlossen 13.-15. Mai - dann ist Gubbio mit den Vorbereitungen zum Ceri-Wettlauf beschäftigt. Eintritt 7 €. palazzodeiconsoli.it.
Dom: Der schlichte Bau stammt aus dem 13. und 14. Jh. Über dem Eingangsportal ziert ein kreisrundes Fenster die Fassade, umgeben von den vier Evangelisten mit ihren Tiersymbolen. Leider sind die Steinreliefs ziemlich heruntergekommen. Am deutlichsten ist noch links unten der Lukas symbolisierende Stier zu erkennen.

Der Dom am Fuß des Monte Igino

Im Dom liegen mehrere eugubinische Bischöfe begraben. Besondere Verehrung gilt dem seliggesprochenen Villano, dessen Reliquien unter dem Altar verwahrt werden - ein Freund des Franziskus von Assisi. Vom Armutsgelübde weniger hielt vermutlich Bischof Alessandro Sperelli (17. Jh.), der für seine sterblichen Überreste an der rechten Längswand eine prunkvolle Grabkapelle in Auftrag gab.
Leider nicht aus der Nähe zu betrachten sind die Fresken des Chors und das Chorgestühl mit seinen feinen Intarsienarbeiten.
Via Galeotti: Die zwar nicht die lebendigste, aber schönste Gasse von ganz Gubbio führt unterhalb des Doms am oberen Teil des Hotels Relais Ducale vorbei zur Piazetta Bargello - pures Mittelalter.
Palazzo Ducale: Der Palast mit einem hübschen, dreiseitig mit Säulengängen gesäumten Innenhof war einst Sitz der Herzöge von Urbino, die im 15. und 16. Jh. die Politik in Gubbio bestimmten. Heute wird der Bau als Kunstgalerie genutzt.
♦ Tägl. 8.30-19.30 Uhr, Nov. bis März Mo geschlossen. Eintritt 5 € (1. So im Monat gratis).
Fontana dei Matti (Brunnen der Verrückten): an der Piazzetta Largo del Bargello. Rennen Sie dreimal um den hübschen Brunnen herum, rufen Sie dabei unentwegt und laut hörbar „udite! udite! sono pazzo“ (hört! hört! ich bin verrückt) - und schon haben Sie die Ehrenbürgerschaft von Gubbio erworben. Tipp: Wildes Gestikulieren unterstreicht Ihre Glaubwürdigkeit.
Kloster San Agostino: direkt hinter der Porta Romana (am Ende des Corso Garibaldi ein paar Schritte links hoch). Die einschiffige Klosterkirche zeigt im Chor einen gut erhaltenen Freskenzyklus, die „Vita des heiligen Augustinus“, sowie ein „Jüngstes Gericht“ - beides aus der Werkstatt Ottaviano Nellis (15. Jh.) aus Gubbio.
Kloster San Francesco: Gubbios größter Kirchenbau steht an der Stelle des einstigen Wohnsitzes der Spedalunga, die in der Franziskus-Legende einen Ehrenplatz einnehmen. Die wohlhabende eugubinische Familie soll den jungen Franz aufgenommen haben, nachdem er von seinem Vater aus dem Haus geworfen wurde. Die Kirche wurde ebenfalls von Ottaviano Nelli (s. o.) mit einem Freskenzyklus geschmückt: In der linken Chorkapelle finden sich seine „Szenen aus dem Leben Marias“.
Nach dem Kirchenbesuch werfe man einen Blick auf die ausdrucksstarke Bronzeskulptur im Park daneben: „Francesco und der von ihm gezähmte Wolf“, signiert von Roberto Bellucci, 1997.

Das römische Theater bot einst Platz für über 6000 Zuschauer

Loggia dei Tiratori/Piazza 40 Martiri: Die langgestreckte Loggia gegenüber dem Franziskanerkloster hat nichts mit einem Schützenhaus zu tun, wie der Name suggerieren könnte. Sie datiert aus dem Jahr 1603 und diente Gubbios Wollweberzunft einst als Trockenboden. Hier wurden die nach dem Einfärben feuchten Stoffe gespannt und zum Trocknen ausgebreitet.
Die Piazza 40 Martiri vor der Loggia, Verkehrsknotenpunkt der Stadt, erinnert mit ihrem Namen an das Massaker vom 22. Juni 1944 (s. u.).
Mausoleum der 40 Märtyrer: Nachdem italienische Partisanen in einer Bar in Gubbio einen deutschen Offizier getötet hatten, rächte sich die SS in barbarischer Weise an der Zivilbevölkerung: Am 22. Juni 1944 trieb sie in Gubbio wahllos 40 Personen zusammen, fesselte sie an Händen und Füßen und erschoss sie vor den Toren der Stadt. Etwas hinter dem Römischen Theater, ganz in der Nähe der Stelle des Massakers, wurde 1949 zu Ehren der Ermordeten ein Mausoleum errichtet. Im schlichten Bau, der wie eine Kirche aussieht, hat jedes Opfer ein würdiges Grab bekommen. Vor dem Mausoleum steht ein Stück der fatalen Mauer, die Einschusslöcher sind immer noch zu sehen.
♦ 9-13 und 15-18 Uhr, im Winter bis 17 Uhr.
Römisches Theater: Das Theater außerhalb der Stadtmauer, im Westen, stammt aus dem 1. Jh. und ist mit seinen rund 70 m Durchmesser eines der größten in Umbrien. Die Restaurierung ist etwas Flickwerk, die grasüberwachsenen Treppenplätze erfüllen aber noch heute ihren Zweck: Im Sommer wird klassisches Theater geboten.
♦ Mi-So 8.30-19.30 Uhr. Eintritt 3 €.
Monastero di San Benedetto - Extinction: Dinosaurier in Originalgröße in einem ehemaligen Benediktiner-Kloster, ein Gemetzel von Urzeit-Riesen im Kreuzgang, weit aufgerissene Riesenechsen-Mäuler vor einem pompösen Marienbild - ein Ausstellungskonzept, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Noch dazu klug und gut gemacht: Anhand von 3D-Modellen, Video-Installationen und Schautafeln (italienisch/englisch) erzählt die Dauerausstellung die Geschichte allen Lebens auf unserem Planeten und konzentriert sich dabei auf die fünf bisherigen Massenaussterben in der Evolution. Das letzte ereignete vor rund 66 Mio. Jahren, als ein kilometergroßer Asteroid auf der Erde einschlug. Dem sechsten Massenexitus, in dem unsere Welt sich gerade befindet, ist ein eigener Saal gewidmet. Alles in allem eine runde Sache mit einem engagierten didaktischen Plan. Beim Verlassen der einst heiligen Hallen erscheint einem der spirituelle Kontext fast zwingend.
♦ Ganzjährig Sa/So 10-19 Uhr; variierende zusätzliche Öffnungszeiten: dinosauricarneossa.it. Eintritt 12 €, 4-18 J. und ab 65 J. 9 €, bis 4 J. gratis. Via Perilasio 2.

Lebensgroßer Styracosaurus

Basilika San Ubaldo: Sie ist längst nicht so sehenswert, wie ihre Lage knapp unterhalb des Gipfels des Monte Ingino vermuten lässt. Im Kircheninneren sind die riesigen hölzernen Untersätze der Ceri (→ Kasten „Der Wettlauf der Ceri“) zu besichtigen. Hoch über dem Altar ruht in einem gläsernen Sarg der mumifizierte Körper des Stadtheiligen - eine ziemlich ungewöhnliche Zurschaustellung. Der heilige Ubald gehört bei vielen Gläubigen zu den sogenannten inkorruptiblen, d. h. „unverderblichen“ Personen, deren Körper nicht der Verwesung anheimfällt.
Aufregender als die Basilika ist der Spaziergang zu ihr hinauf (von der Porta Sant’Ubaldo, oberhalb des Doms, das Zickzack-Sträßchen hoch). Nach der mittelalterlichen Enge der Stadt kann der Ausflug eine erholsame Abwechslung sein. Schon Dante wusste die luftige Örtlichkeit zu schätzen, wie eine Gedenktafel mit einem Zitat aus der „Divina Commèdia“ erinnert.
Drahtseilbahn: Bequeme nehmen die Funiviaund fahren in einem eisernen „Käfig“ hoch. Die Talstation befindet sich östlich der Stadtummauerung (Nähe Porta Sant’Agostino). In sechs Minuten schwebt man hinauf zur Basilika. Ein Heidenspaß für Kinder, Erwachsene mit Höhenangst sollten aber lieber die Augen schließen. Ist man erst einmal oben, erholt man sich auf einem der Picknickplätze im Parco di Coppo hinter der Basilika vom Höhenflug. Der Nachwuchs kann sich derweil auf Schaukeln, Trampolinen, Rutschbahnen und ähnlichem Gerät vergnügen.
♦ Der Fahrplan ändert sich ständig. Info: funiviagubbio.it. Ticket hin/zurück 7 €.
Wandern
La Via di San Francesco: Eine der bekanntesten italienischen Pilgerstrecken ist 436 km lang und führt vom Santuario La Verna (bei Chiusi) nach Rom. Wer nur ein Stück weit auf den Spuren des Heiligen Franz von Assisi wandeln möchte, ist mit dem knapp 50 km langen Teilstück Gubbio-Valfabbrica-Assisi gut beraten: abwechslungsreiche Wege, schöne Landschaft, Kirchen, Klöster, romantische Orte und freundliche Menschen. Gehfaule können sich auch per Drahtesel auf den Weg machen.
♦ Infos unter viadifrancesco.it oder ilsentierodifrancesco.it.
Basis-Infos
Postleitzahl 06024
InformationIAT-Büro, Via della Repubblica. Freundliches Personal und üppiges Infomaterial. Ganzjährig tägl. 9-13 & 14-18 Uhr. Tel. 075-9220693, comunedigubbio.it.
Hin und weg Bus: Tägl. nach Perugia, Scheggia (Monte-Cucco-Gebiet), Città di Castello (umsteigen in Umbértide), Assisi und über Fossato (Bahnlinie Rom-Ancona) nach Gualdo Tadino. Werktags früh am Morgen auch nach Florenz und Rom. Abfahrt: Piazza 40 Martiri (an der Loggia dei Tiratori). busitalia.it.
Gubbio Express Wer Gubbio auf die gemütliche Art erkunden möchte, kann mit einem quietschroten Züglein quer durch und um die Stadt fahren und sich einen ersten Überblick verschaffen. Abfahrt auf der Piazza Grande im 40-Minuten-Takt. Kein Zwischenstopp. Tägl. 10-18.30 Uhr. Erw. 10 €, Kind bis 10 J. 5 €, unter 3 J. gratis (inkl. Audioguide, auch in deutscher Sprache).
Einkaufen Spezialitäten/Trüffeln:La Buca del Tartufo, Via XX Settembre 33. Regionale Leckereien.
Der Wettlauf der Ceri
Jedes Jahr am 15. Mai, dem Todestag ihres Schutzpatrons Sant’Ubaldo, feiert die ganze Stadt die Festa dei Ceri. Ein „Cero“ (Kerze) ist eine vier Zentner schwere Holzkonstruktion, die auf einer Bahre befestigt wird. Drei Ceri sind im Spiel, jeder von der Statue eines Heiligen gekrönt: Ubaldo ziert den Cero der Maurer-Zunft, Giorgio den der Handwerker und Kaufleute, der Abt Antonio schließlich den der Bauern.
Jährlich am 1. Sonntag im Mai ziehen die Statuenträger (Ceraioli) bei Sonnenaufgang die 2 km zur Basilika Sant’Ubaldo auf den Monte Ingino hinauf, um die dort verwahrten Ceri in die Stadt zu holen. Am 15. Mai dann werden die Ceri von jeweils mehreren Trägern geschultert und feierlich durch Gubbio getragen. Den spektakulären Höhepunkt der Festivitäten bildet jedoch der Wettlauf am späten Nachmittag. Trotz ihres Gewichts werden die Ceri mit ihren Heiligen im rasanten Staffellauf - durch das Spalier der jubelnden Menschenmenge - die steilen Gassen hinauf auf den Berg zurückgebracht, wobei zwei kurze Rastpausen eingelegt werden. In achteinhalb Minuten schaffen die Cerioli mit ihrer beträchtlichen Last eine Strecke, für die der betuliche Spaziergänger eine knappe Stunde braucht. Dann ruhen die Ceri wieder für ein Jahr in der Basilika Sant’Ubaldo.