The Black Company 5 - Todesgötter - Glenn Cook - E-Book

The Black Company 5 - Todesgötter E-Book

Glenn Cook

0,0

Beschreibung

Die Schlacht ist verloren … Bis auf wenige Krieger wurde die Schwarze Kompanie vernichtend geschlagen. Auch die Lady vermutete man unter den Toten, doch sie hat über-lebt. Unbeirrt verfolgt sie ihren Plan und bündelt ihre Kräfte. Sie ist fest entschlossen, die Kompanie neu aufzubauen. Schon bald will sie sich ihrem größten Feind, dem Schattenmeister, entgegenstellen. Doch hierfür bedarf es weitaus größerer Kräfte als einem Söldnerheer. Um ihr Ziel zu erreichen, lässt sie sich auf eine Sekte ein, die beide Seiten fürchten. Sie beschwören eine alte Göttin herauf, denn das Jahr der Schädel steht kurz bevor … Das zweite Buch des Südens und fünfter Band der Dark Fantasy Reihe "Die Schwarze Kompanie" von Glen Cook.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 458

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Glen Cook

BLACK COMPANY TOTENGÖTTER

Deutsche Erstauflage

Titel der englischen Originalausgabe:

DREAMS OF STEEL

Für Keith, denn ich mag seinen Stil

1. Auflage

Veröffentlicht durch den

MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK

Frankfurt am Main 2022

www.mantikore-verlag.de

published in agreement with the author,

c/o BAROR INTERNATIONAL, INC., Armonk, New York, U.S.A.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe

MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK

Text © Glen Cook 1990

Deutschsprachige Übersetzung: Jan Enseling

Lektorat: Anja Koda

Satz & Bildbearbeitung: Karl-Heinz Zapf

Covergestaltung: Rossitza Atanassova & Matthias Lück

VP: 344-189-01-03-0222

ISBN: 978-3-96188-168-0

Glen Cook

BLACK COMPANY TOTENGÖTTER

Roman

INHALT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINUNDDREISSIG

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

KAPITEL DREIUNDDREISSIG

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG

KAPITEL ACHTUNDDREISSIG

KAPITEL NEUNUNDDREISSIG

KAPITEL VIERZIG

KAPITEL EINUNDVIERZIG

KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG

KAPITEL DREIUNDVIERZIG

KAPITEL VIERUNDVIERZIG

KAPITEL FÜNFUNDVIERZIG

KAPITEL SECHSUNDVIERZIG

KAPITEL SIEBENUNDVIERZIG

KAPITEL ACHTUNDVIERZIG

KAPITEL NEUNUNDVIERZIG

KAPITEL FÜNFZIG

KAPITEL EINUNDFÜNFZIG

KAPITEL ZWEIUNDFÜNFZIG

KAPITEL DREIUNDFÜNFZIG

KAPITEL VIERUNDFÜNFZIG

KAPITEL FÜNFUNDFÜNFZIG

KAPITEL SECHSUNDFÜNFZIG

KAPITEL SIEBENUNDFÜNFZIG

KAPITEL ACHTUNDFÜNFZIG

KAPITEL NEUNUNDFÜNFZIG

KAPITEL SECHZIG

KAPITEL EINUNDSECHZIG

KAPITEL ZWEIUNDSECHZIG

KAPITEL DREIUNDSECHZIG

KAPITEL VIERUNDSECHZIG

KAPITEL FÜNFUNDSECHZIG

KAPITEL SECHSUNDSECHZIG

KAPITEL SIEBENUNDSECHZIG

KAPITEL ACHTUNDSECHZIG

KAPITEL NEUNUNDSECHZIG

KAPITEL SIEBZIG

KAPITEL EINUNDSIEBZIG

KAPITEL ZWEIUNDSIEBZIG

KAPITEL DREIUNDSIEBZIG

KAPITEL VIERUNDSIEBZIG

KAPITEL FÜNFUNDSIEBZIG

SCHLUSSSTROPHE DORT UNTEN

KAPITEL EINS

Viele Monate sind vergangen. Vieles ist geschehen und vieles ist mir nicht in Erinnerung geblieben. Bedeutungslose Kleinigkeiten habe ich behalten, während wichtige Dinge verblasst sind. Einiges weiß ich nur von Dritten, und Weiteres kann ich bloß erraten. Wie oft haben meine Zeugen Meineide geschworen?

Erst, als diese Zeit erzwungener Untätigkeit begann, kam mir der Gedanke, dass eine wichtige Tradition übersehen wurde: Niemand zeichnete die Taten der Kompanie auf. Da zauderte ich. Es erschien mir anmaßend, die Feder zur Hand zu nehmen. Ich habe keine Übung. Ich bin weder Historikerin noch eine gute Schreiberin. Mit Sicherheit fehlt mir Croakers Auge, Ohr oder Witz.

Also werde ich mich darauf beschränken, die Tatsachen so darzulegen, wie ich mich ihrer entsinne. Ich hoffe, dass die Erzählung weder durch meine eigene Präsenz darin zu stark verfärbt wird, noch durch das, was sie mir angetan hat.

Mit dieser Rechtfertigungsschrift folgt die Ergänzung der Annalen der Schwarzen Kompanie in der Tradition aller Chronisten vor mir: das Buch Lady.

– Lady, Chronistin, Hauptfrau

KAPITEL ZWEI

Der Hochstand war nicht gut. Die Entfernung war extrem. Aber Willow Swan wusste, was er sah. »Die bekommen den Arsch voll.«

Heere kämpften vor der Stadt Dejagore, die in der Mitte einer runden, hügelumschlossenen Ebene lag. Swan und drei Begleiter sahen zu.

Blade grunzte zustimmend. Cordy Mather, Swans ältester Freund, sagte nichts. Er versuchte lediglich, mit Tritten einen Stein zu zerbröseln.

Das Heer verlor.

Swan und Mather waren Weiße, blond und braunhaarig, und stammten aus Roses, einer Stadt, die siebentausend Meilen nördlich des Schlachtfelds lag. Blade war ein schwarzer Riese unbekannter Herkunft, ein gefährlicher Mann, der wenig sprach. Swan und Mather hatten ihn vor ein paar Jahren vor Krokodilen gerettet. Er war bei ihnen geblieben. Die drei waren ein Trupp.

Swan fluchte leise und beständig, als sich die Lage in der Schlacht verschlimmerte.

Der vierte Mann gehörte nicht dazu. Die Truppe hätte ihn nicht dabeihaben wollen, wenn er sich freiwillig gemeldet hätte. Die Leute nannten ihn Smoke. Offiziell war er der Brandschutzbeauftragte von Taglios, des Stadtstaates, dessen Heer gerade verlor. In Wirklichkeit war er der taglische Hofzauberer. Er war ein nussbrauner kleiner Mann, dessen Existenz schon ausreichte, um Swan zu reizen.

»Das ist unser Heer da draußen, Smoke«, knurrte Willow. »Wenn es untergeht, gehst du unter. Ich wette, die Schattenmeister würden gerne Hand an dich legen.« Hexerei jaulte und brüllte über das Schlachtfeld. »Vielleicht zerquetschen sie dich zu Mus. Wenn du nicht schon eine Abmachung getroffen hast.«

»Immer mit der Ruhe, Willow«, sagte Mather. »Er tut doch etwas.«

Swan blickte zu dem nussbraunen Köter. »Schon klar. Aber was?«

Smoke hatte die Augen geschlossen. Er murmelte und nuschelte. Manchmal brutzelte und zischte seine Stimme wie Speck in einer überhitzten Pfanne.

»Er macht nichts, um der Schwarzen Kompanie zu helfen. Hör auf, Selbstgespräche zu führen, du alter Bussard. Wir haben ein Problem. Unsere Jungs kriegen eins drauf. Willst du vielleicht mal was dagegen unternehmen? Bevor ich dich übers Knie lege?«

Der Alte öffnete die Augen. Er starrte über die Ebene hinweg. Sein Gesichtsausdruck war unangenehm. Swan zweifelte daran, dass die Augen des kleinen Strebers gut genug waren, um irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Doch bei Smoke konnte man nie wissen. Alles an ihm war Maskerade und Täuschung.

»Sei kein Idiot, Swan. Ich bin nur ein einzelner Mann, zu klein und zu alt. Da unten sind Schattenmeister. Sie können mich wie eine Kakerlake zertrampeln.«

Swan jammerte und murrte.

Smoke schnappte: »Alles, was ich tun kann – was irgendjemand von uns tun kann – ist, Aufmerksamkeit zu erregen. Willst du wirklich, dass die Schattenmeister dich bemerken?«

»Das ist doch nur die Schwarze Kompanie, oder? Sie nehmen ihre Bezahlung, versuchen ihr Glück? Auch wenn sie vierzigtausend Taglier mit in den Tod reißen?«

Swans Lippen zogen sich zusammen und sahen aus wie eine böse, kleine Backpflaume.

Auf der Ebene schwappte eine menschliche Woge um einen Erdhügel, wo die Standarte der Schwarzen Kompanie für ein letztes Gefecht aufgepflanzt stand. Die Woge hielt auf die Hügel zu.

»Du würdest dich doch darüber freuen, wie die Dinge laufen, oder nicht?« Swans Stimme klang gefährlich, nicht mehr nörgelnd. Smoke war ein politisches Wesen, schlimmer als ein Krokodil. Kroks fraßen ihre Jungen vielleicht, aber ihre Niedertracht war vorhersehbar.

Auch wenn er verärgert war, antworte Smoke mit beinahe sanfter Stimme. »Sie haben mehr erreicht, als wir uns erträumt haben.«

Die Ebene war voller Toter und Sterbender, Menschen und Tiere gleichermaßen. Wahnsinnige Kriegselefanten rasten umher, unbekümmert jeglicher Zugehörigkeit. Nur eine taglische Legion war intakt geblieben. Sie hatte sich durch die Stadttore hineingekämpft und deckte die Flucht anderer Taglier. Aus einem Heereslager außerhalb der Stadt stiegen Flammen auf. Die Kompanie hatte wenigstens so viel gegen die scheinbaren Sieger erreicht.

Smoke sagte: »Sie haben eine Schlacht verloren, aber Taglios gerettet. Sie haben einen der Schattenmeister erschlagen. Sie haben es den anderen unmöglich gemacht, Taglios anzugreifen. Die Übrigen werden ihre verbliebenen Truppen einsetzen, um Dejagore wieder einzunehmen.«

Swan schnaubte. »Entschuldige, dass ich nicht vor Freude tanze. Ich mochte diese Jungs. Mir hat nicht gefallen, wie du sie über den Tisch ziehen wolltest.«

Smokes Geduldsfaden war straff gespannt. »Sie haben nicht für Taglios gekämpft, Swan. Sie wollten uns benutzen, um durch die Schattenlande nach Khatovar zu ziehen. Was schlimmer gewesen wäre als die Eroberung durch einen Schattenmeister.«

Swan wusste, was Erkenntnis war, wenn er hineintrat. »Und weil sie euch nicht die Stiefel lecken wollten, auch wenn sie bereit waren, eure Ärsche vor den Schattenmeistern zu retten, dachtest du, es wäre praktisch, sie hier festzusetzen. Eine Schande, sage ich. Wäre doch eine hübsche Darbietung zu sehen, wie schnell du rennen kannst, wenn sie doch als Sieger hervorgehen und du deinen Teil der Abmachung einhalten müsstest.«

»Immer mit der Ruhe, Willow«, sagte Mather.

Swan ignorierte ihn. »Nenn mich ruhig einen Zyniker, Smoke. Aber ich würde fast alles darauf setzen, dass du und die Radisha von Anfang an vorhattet, sie über den Tisch zu ziehen. Na? Wäre wohl keine gute Idee, wenn sie eine Schneise durch die Schattenlande ziehen. Aber warum zur Hölle nicht? Den Teil hab ich nie verstanden.«

»Es ist noch nicht vorbei, Swan«, warf Blade ein. »Warte. Smoke wird gleich in Tränen ausbrechen.«

Die anderen glotzten Blade an. Er sprach so selten, dass es schon etwas hieß, wenn er denn etwas sagte. Was wusste er?

Swan fragte: »Hast du was mitgekriegt, das ich verpasst habe?«

Cordy schnappte: »Verdammt noch mal, beruhige dich endlich.«

»Zur Hölle, warum sollte ich? Die ganze verdammte Welt ist überschwemmt von hinterhältigen alten Säcken wie Smoke. Sie verarschen uns andere, seitdem die Götter die Zeit erfunden haben. Seht euch diese kleine Schwuchtel doch mal an. Heult ständig rum, dass er sich bedeckt halten muss, damit die Schattenmeister ihm nicht auf die Schliche kommen. Ich glaube, dass er einfach keine Eier hat. Diese Lady Wisst ihr, wer sie mal war? Sie hatte die Eier, sich ihnen zu stellen. Wenn ihr auch nur einen halben Gedanken daran verschwendet, dann wird euch klar, dass sie die Karten immer offener auf den Tisch gelegt hat, als es dieser alte Kauz jemals konnte.«

»Beruhige dich, Willow. «

»Beruhigen, von wegen. Das ist nicht richtig. Jemand muss alten Säcken wie dem mal sagen, er soll einen lutschen gehen.«

Blade brummte zustimmend. Aber Blade mochte auch niemanden mit Befehlsgewalt.

Swan, der nicht so wütend war, wie er tat, bemerkte, dass Blade so stand, dass er dem Zauberer eins überziehen konnte, wenn der sich nicht benahm.

Smoke lächelte. »Swan, irgendwann einmal waren wir alten Säcke alle solche Großmäuler wie du.«

Mather trat zwischen sie. »Genug! Anstatt zu streiten, wie wär’s, wenn wir uns von hier verziehen, bevor wir mit in die Sauerei hineingezogen werden?« Die restlichen Kämpfenden wirbelten um die Füße der Ausläufer. »Wir können die Garnisonen aus den Städten nördlich von hier zusammenziehen und uns alle aus Ghoja holen.«

Swan stimmte zu. Griesgrämig. »Klar. Vielleicht haben es ein paar aus der Kompanie geschafft.« Er blickte Smoke böse an.

Der alte Mann zuckte die Achseln. »Wenn ein paar es schaffen, können sie ein echtes Heer ausbilden. Dafür hätten sie jetzt Zeit genug.«

»Sicher. Und wenn der Prahbrindrah Drah und die Radisha ihnen nicht im Nacken sitzen würden, könnten sie sogar ein paar echte Verbündete aufbringen. Vielleicht holen sie sich einen Zauberer, der Haare am Arsch hat. Einen, der sich nicht sein ganzes Leben im Unkraut versteckt.«

Mather blickte den Hügelrücken hinab. »Komm schon, Blade. Sollen sie sich balgen.«

Nach mehreren Sekunden gab Smoke zu: »Er hat recht, Swan. Machen wir uns auf den Weg.«

Willow schüttelte sein langes, blondes Haar und blickte zu Blade. Blade ruckte mit dem Kopf in Richtung der Pferde am Fuß des Hügels. »Na schön.« Swan warf einen letzten Blick auf die Stadt und die Ebene, wo die Schwarze Kompanie gefallen war. »Aber was richtig ist, ist richtig, und was falsch ist, ist falsch.«

»Und was praktisch ist, ist praktisch, und was erforderlich ist, ist notwendig. Gehen wir.«

Swan ging los. Er würde sich an diese Bemerkung erinnern. Er war entschlossen, das letzte Wort zu haben. »Scheißdreck, Smoke. Das ist Scheißdreck. Heute habe ich eine neue Seite an dir entdeckt. Ich mag sie nicht und vertraue ihr nicht. Ich werde über dich wachen wie dein Gewissen.«

Sie stiegen auf und ritten nach Norden.

KAPITEL DREI

Damals stand die Kompanie im Dienst des Prahbrindrah Drah von Taglios. Der Prinz war allzu leichtlebig, um ein solch zahlreiches, streitsüchtiges Volk wie die Taglier zu beherrschen. Doch wurden sein natürlicher Optimismus und sein gnädiges Wesen durch seine Schwester, die Radisha Drah, aufgewogen. Die Radisha, eine kleine, dunkelhaarige Frau, besaß einen Willen, so hart wie Schwertstahl, und das Gewissen eines geschleuderten Steins.

Während die Schwarze Kompanie und die Schattenmeister um den Besitz von Dejagore beziehungsweise Stormgard stritten, hielt der Prahbrindrah Drah dreihundert Meilen nördlich davon eine Audienz ab.

Der Prinz war fünfeinhalb Fuß groß. Obwohl seine Haut dunkel war, waren seine Züge die eines Weißen. Er starrte die Priester und Techniker vor sich böse an. Er wollte sie hinauswerfen. Allerdings beleidigte man im gottesbeherrschten Taglios die Priesterschaften nicht.

Er erspähte seine Schwester, die aus dem beschatteten hinteren Teil des Zimmers gestikulierte. »Entschuldigt mich.« Er ging hinaus. Schlechte Manieren tolerierten sie. Er gesellte sich zu der Radisha. »Was gibt es?«

»Nicht hier.«

»Schlechte Nachrichten?«

»Nicht jetzt.« Die Radisha schritt davon. »Majarindi sah nicht glücklich aus.«

»Er ist mit der Hand in eine Affenfalle geraten. Er hat darauf bestanden, dass wir eine Mauer bauen, weil Shaza heilige Visionen hat. Doch sobald die anderen beteiligt werden wollten, stimmte er ein ganz anderes Lied an. Ich fragte, ob Shaza vielleicht Nicht-Visionen habe. Amüsiert war er nicht.«

»Gut.«

Die Radisha führte ihren Bruder durch verworrene Gänge. Der Palast war uralt. Während jeder Regierungszeit waren aufs Geratewohl Erweiterungen angebaut worden. Niemand kannte das Labyrinth im Ganzen, abgesehen von Smoke.

Die Radisha ging zu einem geheimen Ort des Zauberers, einer Kammer, die mithilfe der besten Zauber vor Lauschern sicher war. Der Prahbrindrah Drah schloss die Tür. »Nun?«

»Eine Taube hat eine Nachricht gebracht. Von Smoke.«

»Schlechte Nachrichten?«

»Unsere Söldner wurden bei Stormgard besiegt.« Die Schattenmeister nannten Dejagore Stormgard.

»Schlimm?«

»Was denn sonst …?«

»Ja.« Vor dem Auftauchen der Schattenmeister war Taglios ein friedliebender Staat gewesen. Als diese Bedrohung sich allerdings zum ersten Mal gezeigt hatte, hatte der Prahbrindrah ein uraltes Militärhandbuch ausgegraben. »Wurden sie vernichtet? Niedergemacht? Wie viel Schaden haben sie den Schattenmeistern zugefügt? Ist Taglios in Gefahr?«

»Sie hätten den Main nicht überqueren sollen.«

»Sie mussten die Überlebenden von der Ghoja-Furt aufreiben. Sie sind die Berufssoldaten, Schwesterchen. Wir haben gesagt, wir würden sie weder hinterfragen noch uns einmischen. Wir haben nicht geglaubt, dass sie bei Ghoja siegen würden, also waren wir weit voraus. Erzähle mir die Einzelheiten.«

»Eine Taube ist kein Kondor.« Die Radisha verzog das Gesicht. »Sie marschierten mit einer Meute aus befreiten Sklaven, nahmen Dejagore durch Heimlichkeit ein, vernichteten Stormshadow und verwundeten Shadowspinner. Heute tauchte aber Moonshadow mit einem frischen Heer auf. Die Opferzahl auf beiden Seiten war hoch. Möglicherweise ist Moonshadow gefallen. Aber wir haben verloren. Ein paar Truppen haben sich in die Stadt zurückgezogen. Der Rest hat sich verstreut. Die meisten Söldner, darunter auch ihr Hauptmann und seine Frau, wurden getötet.«

»Lady ist tot? Das ist schade. Sie war erlesen.«

»Du bist ein geiler Affe.«

»Bin ich das, ja? Aber überall, wo sie hinging, hat sie Herzen zum Stillstand gebracht.«

»Und es nicht einmal bemerkt. Der einzige Mann, den sie gesehen hat, war der Hauptmann. Dieser komische Croaker.«

»Nimmst du es ihm übel, dass er nur Augen für sie hatte?«

Sie warf ihm einen wilden Blick zu.

»Was macht Smoke gerade?«

»Flieht nach Norden. Blade, Swan und Mather werden versuchen, die Überlebenden von Ghoja zusammenzuziehen.«

»Das gefällt mir nicht. Smoke hätte dort bleiben und sie zusammenziehen sollen, um die Männer in der Stadt zu verstärken. Man gibt keinen Boden ab, den man erobert hat.«

»Smoke hat Angst, dass die Schattenmeister von ihm erfahren werden.«

»Sie wissen nichts von ihm? Das würde mich überraschen.« Der Prahbrindrah zuckte die Achseln. »Wovor will er sich bewahren? Ich gehe selbst hin.«

Sie lachte.

»Was?«

»Das kannst du nicht. Diese närrischen Priester würden dir alles stehlen, bis auf deine Augen. Bleib. Halte sie mit ihrer dummen Mauer beschäftigt. Ich werde gehen. Und ich werde Smoke so lange in den Hintern treten, bis er ihn hochkriegt und etwas unternimmt.«

Der Prinz seufzte. »Du hast recht. Aber gehe heimlich. Sie benehmen sich besser, wenn sie glauben, dass du sie beobachtest.«

»Letztes Mal haben sie mich nicht vermisst.«

»Lass mich bitte nicht im Regen stehen. Der Umgang mit ihnen ist schwieriger, wenn sie mehr wissen als ich.«

»Ich werde sie nicht zu Atem kommen lassen.« Sie tätschelte seinen Arm. »Geh und schockiere sie mit deiner Kehrtwende. Treibe sie zu einer Mauerbauraserei an. Sei wohlwollend dem Kult gegenüber, der am produktivsten ist. Bring sie dazu, sich gegenseitig die Kehlen aufzuschlitzen.«

Der Prahbrindrah grinste kindisch. Dieses Spiel liebte er. So gewann man an Macht. Die Priester dazu bringen, sich selbst zu entwaffnen.

KAPITEL VIER

Es war eine bizarre kleine Parade. Ganz vorne lief ein schwarzes Etwas, das sich nicht entscheiden konnte, ob es ein Baumstumpf war oder jemand, der eine merkwürdig gezimmerte Kiste unter einem Arm trug. Dahinter schwebte ein Mann ein Yard über dem Boden, Füße voran, unelegant ausgestreckt. Ein Pfeil hatte seine Brust durchschlagen. Er ragte noch immer aus seinem Rücken heraus. Der Mann lebte, wenn auch nur knapp.

Hinter dem Schwebenden kam ein weiterer Mann, in dem eine Lanze steckte. Er trieb ein Dutzend Fuß durch die Luft, lebendig und unter Qualen, und manchmal wand er sich wie ein Tier mit gebrochenem Rückgrat. Zwei reiterlose Pferde folgten ihm, beide schwarze Hengste, die größer waren als ein Streitross.

Hunderte Krähen kreisten über ihnen, flogen hin und her wie Kundschafter.

Durch das Zwielicht erklomm diese Parade die Hügel östlich von Stormgard. Einmal hielt sie inne, blieb bewegungslos, während verstreute taglische Geflüchtete an ihr vorbeikamen. Sie sahen sie nicht. Hier war Magie am Werk.

Die Kolonne zog bei Nacht weiter. Die Krähen flogen mit, bildeten eine Nachhut, hielten nach etwas Ausschau. Mehrere Male krächzten sie wegen wogender Schatten, beruhigten sich aber schnell wieder. Falscher Alarm?

Der Trupp hielt zehn Meilen von der belagerten Stadt entfernt an. Das Wesen an der Spitze verbrachte Stunden damit Gestrüpp und Totholz zu sammeln, und häufte es dann in einem tiefen Riss in dem granitenen Hügelhang auf. Dann packte es die schwebende Lanze, zog ihr Opfer herunter und zog es aus.

Eine bittere, entfernte, flüsternde Stimme erklang: »Das ist keiner der Geraubten!«, als dem Mann die Maske abgenommen wurde.

Die Krähen begannen zu lärmen. Diskutierten sie? Stritten sie? Der Anführer fragte: »Wer bist du? Was bist du? Wo kommst du her?«

Der Verwundete antwortete nicht. Vielleicht konnte er sich nicht mehr verständigen. Vielleicht beherrschte er die Sprache nicht. Vielleicht war er stur.

Folter brachte keine Antworten.

Der Fragende warf den Mann auf den Holzhaufen und winkte mit der Hand. Der Haufen brach in Flammen aus. Das Stumpfwesen hinderte sein Opfer mit der Lanze an der Flucht. Der Brennende verfügte über einen nie versiegenden Quell an Kraft.

Hier war Hexerei am Werk.

Der Brennende war der Schattenmeister Moonshadow. Sein Heer hatte vor Stormgard triumphiert, doch war sein Schicksal unrühmlich gewesen.

Der Trupp zog erst weiter, als der Schattenmeister verkohlt, das Feuer zu Asche niedergebrannt und die Asche abgekühlt war. Das Stumpfwesen sammelte die Asche ein. Im Verlauf der Reise verstreute es diese, eine Prise nach der anderen.

Der Mann mit dem Pfeil im Leib hüpfte hinter dem Stumpfwesen auf und ab. Die Hengste bildeten die Nachhut.

Die Krähen streiften weiter umher. Einmal kam ihnen ein katzenähnliches Wesen zu nahe, und sie bekamen einen Anfall. Der Stumpf machte etwas Mystisches. Der schwarze Leopard wanderte geistesabwesend davon.

KAPITEL FÜNF

Eine schlanke Gestalt in geschmückter, schwarzer Rüstung strengte sich aufs Äußerste an. Eine Leiche fiel von einem Leichenhaufen, der auf dieser Gestalt lag. Die Gewichtsverlagerung machte es unmöglich, sich aus dem Haufen herauszuwinden. Als sie schließlich doch frei war, lag die Gestalt mehrere Minuten lang da, keuchte in einem grotesken Helm. Dann zog sie sich selbst in eine sitzende Position hoch.

Nach einer weiteren Minute schälte die Gestalt ihre Panzerhandschuhe ab, die feingliedrige Finger freigaben. Diese Finger zogen an den Befestigungen des Helms. Auch dieser löste sich.

Langes, schwarzes Haar fiel um ein Gesicht, das einen Mann betören konnte. In all diesem hässlichen, schwarzen Stahl steckte eine Frau.

Ich muss auf diese Weise von jenen Momenten berichten, denn ich erinnere mich nicht an alle. Ich erinnere mich an einen düsteren Traum. Einen Albtraum, in dem eine schwarze Frau mit Reißzähnen wie ein Vampir vorkommt. Nichts anderes. Meine erste klare Erinnerung ist die, dass ich mit meinem Helm im Schoß neben dem Leichenhaufen saß. Ich keuchte und war mir nur vage bewusst, dass ich irgendwie aus dem Haufen herausgekommen war.

Der Geruch von tausend grausam verwundeten Innereien erfüllte die Luft wie der Gestank des größten ungeklärten Abwassers, das es auf der Welt gab. Es war der Geruch des Schlachtfelds. Wie viele Male hatte ich ihn wahrgenommen? Eintausend Male. Und ich konnte mich immer noch nicht daran gewöhnen.

Ich würgte. Nichts kam hoch. Ich hatte meinen Magen in meinen Helm entleert, während ich unter dem Haufen lag. Ich hatte eine vage Erinnerung daran, dass ich Angst hatte, ich würde in meinem eigenen Erbrochenen ertrinken.

Ich begann zu zittern. Tränen rannen herab – brennende, heiße Tränen der Erleichterung. Ich hatte überlebt! Ich hatte mehrere Zeitalter über das Maß der meisten Sterblichen hinaus gelebt, aber nichts von meinem Verlangen nach Leben eingebüßt.

Während ich zu Atem kam, versuchte ich zusammenzubekommen, wo ich war und was ich hier tat. Außer zu überleben.

Meine letzten deutlichen Erinnerungen waren unangenehm. Ich erinnerte mich an die Erkenntnis, dass ich sterben würde.

In der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen, aber ich musste auch nicht sehen, um zu wissen, dass wir verloren hatten. Hätte die Kompanie das Blatt gewendet, hätte Croaker mich längst gefunden.

Warum dann die Sieger nicht?

Dort waren Männer auf dem Schlachtfeld, die sich bewegten. Ich hörte leise Stimmen, die stritten. Langsam auf mich zukamen. Ich musste von hier weg.

Ich stand auf, schaffte es gerade, vier Schritte weit zu straucheln, bevor ich aufs Gesicht fiel, zu schwach, um mich nur einen Zoll weiterzubewegen. Durst war ein Dämon, der mich von innen verzehrte. Meine Kehle war so trocken, dass ich nicht einmal jammern konnte.

Ich hatte ein Geräusch gemacht. Die Plünderer waren jetzt still.

Sie schlichen auf mich zu, hatten es auf ein weiteres Opfer abgesehen. Wo war mein Schwert?

Jetzt würde ich sterben. Keine Waffe und keine Kraft, um sie einzusetzen, wenn ich eine fand, bevor sie mich fanden.

Ich konnte sie nun sehen: drei Männer, von hinten beleuchtet durch ein schwaches Glühen aus Dejagore. Kleine Männer, wie die meisten der Soldaten der Schattenmeister. Weder stark noch besonders geschickt, aber in meinem Fall brauchten sie weder Stärke noch Geschick.

Konnte ich mich totstellen? Nein. Sie würden sich nicht täuschen lassen. Die Leichen wären inzwischen kalt.

Sie sollten verdammt sein!

Bevor sie mich töteten, würden sie mehr anstellen, als mich nur auszurauben.

Sie würden mich nicht töten. Sie würden die Rüstung erkennen. Die Schattenmeister waren keine Narren. Sie wussten, wer ich gewesen war. Sie wussten, was sich in meinem Kopf befand – Schätze, von denen sie sich erträumten, sie auszugraben. Es würde eine Belohnung für meine Gefangennahme geben.

Vielleicht gibt es Götter. Hinter den Plünderern brach Aufruhr aus. Klang nach einem Ausfall aus Dejagore, irgendein schiefgegangener Überfall. Mogaba saß nicht auf seinen Händen und wartete ab, bis die Schattenmeister ihn in die Finger bekamen.

Einer der Plünderer sagte etwas mit normaler Stimme. Jemand befahl ihm, den Mund zu halten. Der Dritte gab seine Meinung zum Besten. Ein Streit brach aus. Der Erste wollte dem Aufruhr nicht nachgehen. Er hatte genug vom Kämpfen.

Die anderen überstimmten ihn.

Die Schicksalsgöttinnen waren gnädig. Zwei verantwortungsvolle Soldaten schenkten mir ein Leben.

Ich lag dort, wo ich hingefallen war, ruhte mich mehrere Minuten lang aus, bevor ich mich auf Hände und Knie stützte und zu dem Leichenberg zurückkroch. Ich fand mein Schwert, eine uralte und geweihte Klinge, die von Carqui in der Frühzeit der Herrschaft geschaffen worden war. Ein geschichtsträchtiges Schwert, doch niemand, nicht einmal Croaker, hatte seine Erzählung je gehört.

Ich kroch auf den kleinen Hügel zu, wo mein Geliebter, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte – nur er und Murgen und die Standarte –, sein letztes Gefecht geführt und versucht hatte, die verheerende Niederlage abzuwenden. Der Marsch schien die ganze Nacht zu dauern. Ich fand einen toten Soldaten mit Wasser in seiner Feldflasche. Ich trank sie aus und bewegte mich weiter. Meine Kraft wuchs, während ich weiterkroch. Als ich den kleinen Hügel erreichte, konnte ich aufrecht weiterschwanken.

An der Stelle fand ich nichts. Nur tote Männer. Croaker war nicht unter ihnen. Die Standarte der Kompanie war fort. Ich fühlte mich leer. Hatten die Schattenmeister ihn mitgenommen? Sie wollten ihn unbedingt in die Finger kriegen, denn er hatte ihr Heer bei Ghoja zerschlagen, Dejagore eingenommen und Stormshadow getötet.

Ich konnte nicht glauben, dass sie ihn hatten. Ich hatte zu lange gebraucht, um ihn zu finden. Kein Gott, kein Schicksal konnte so grausam sein.

Ich weinte.

Die Nacht wurde still. Der Ausfall hatte sich zurückgezogen. Die Plünderer würden nun wiederkommen.

Ich ging los, stolperte gegen einen toten Elefanten und schrie beinahe, weil ich glaubte, unmittelbar in ein Ungeheuer hineingelaufen zu sein.

Die Elefanten hatten allen möglichen Kram mitgeschleppt. Einiges davon war vielleicht nützlich. Ich sammelte ein paar Pfund Trockennahrung zusammen, einen Trinkschlauch, einen kleinen Krug mit Pfeilgift, ein paar Münzen, was mir eben gefiel. Dann ging ich nach Norden, entschlossen, die Hügel noch vor Sonnenaufgang zu erreichen. Ich ließ die Hälfte meiner Beute zurück, bevor ich dorthin kam.

Ich beeilte mich. Mit dem ersten Licht würden feindliche Patrouillen nach wichtigen Leichen suchen.

Was konnte ich tun, außer zu überleben? Ich war die Letzte der Schwarzen Kompanie. Es war nichts mehr übrig … Etwas wie eine vergrabene Erinnerung tauchte auf. Ich konnte die Zeit zurückdrehen. Ich konnte wieder werden, was ich gewesen war.

Es half nicht, wenn ich versuchte, nicht zu denken. Ich erinnerte mich. Und je mehr ich mich erinnerte, desto zorniger wurde ich. Zorn formte mich, bis sich alle meine Gedanken um Vergeltung drehten.

Als ich zu den Hügeln aufbrach, gab ich nach. Diese Ungeheuer, die meine Träume vergewaltigt hatten, hatten ihr eigenes Todesurteil unterschrieben. Was es auch kostete, ich würde es ihnen vergelten.

KAPITEL SECHS

Longshadow schritt in einem Raum auf und ab, der von derart hellem Licht durchflutet war, dass er wie ein dunkler Geist erschien, der im Schlund der Sonne gefangen war. Er hing an dieser Kammer mit Kristallwänden und Spiegeln, wo sich kein Schatten bildete, wenn es nicht gerade ein dringender Notfall erforderlich machte. Seine Angst vor Schatten war krankhaft.

Die Kammer lag am höchsten im größten Turm der Festung Overlook südlich von Shadowcatch, einer Stadt am Südrand der Welt. Südlich von Overlook lag ein Plateau aus glänzendem Stein, wo einzelne Säulen wie vergessene Träger des Himmels standen. Obwohl der Bau seit siebzehn Jahren im Gange war, war Overlook unvollständig. Wenn Longshadow sie fertigstellte, würde keine Kraft, sei sie weltlich oder übernatürlich, sie durchdringen können.

Fremdartige, tödliche, entsetzliche Dinge hungerten nach ihm, gierten nach Freiheit von der Ebene aus glänzendem Stein. Es gab Schattenwesen, die einen Mann so plötzlich überkommen konnten wie der Tod, wenn er nicht im Licht blieb.

Longshadows Hexerei hatte ihm die Schlacht bei Stormgard gezeigt, vierhundert Meilen nördlich von Shadowcatch. Er war zufrieden. Seine Rivalen Moonshadow und Stormshadow waren umgekommen. Shadowspinner war verwundet worden. Eine Berührung hier, ein Hauch dort, ganz unterschwellig, und Shadowspinner würde geschwächt bleiben.

Aber er durfte nicht getötet werden. Oh nein. Noch nicht. Gefährliche Kräfte waren am Werk. Shadowspinner musste der Wellenbrecher sein, an dem der Sturm seine Kraft aufbrauchte.

Diesen Söldnern bei Stormgard sollte jede Gelegenheit gegeben werden, Spinners Truppen allmählich zu schwächen. Da er inzwischen über alle drei Schattenheere des Nordens verfügt, war er viel zu stark.

Raffinesse. Raffinesse. Jeder Zug musste sorgfältig geführt werden. Spinner war nicht dumm. Er wusste, wer seine gefährlichsten Feinde waren. Wenn er sich der Taglier und den Anführern ihrer Freien Kompanien entledigte, würde er sich sofort Overlook zuwenden.

Und sie war irgendwo dort draußen, schob Figuren auf dem eigenen Spielbrett hin und her; ihre Macht war noch nicht ausgereift, dennoch so tödlich wie ein Krite. Und dann war da die Frau, deren Wissen allein unschätzbar sein konnte, ein Schatz, den jeder Abenteurer heben könnte.

Er brauchte ein Werkzeug. Er konnte Overlook nicht verlassen. Dort draußen lauerten die Schatten, deren Geduld unbegrenzt war.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er ein dunkles Flackern. Er kreischte und sprang davon.

Es war eine Krähe, nur eine verdammte, neugierige Krähe, die draußen umherflatterte.

Ein Werkzeug. Eine Macht lag in den Sümpfen nördlich dieses elenden Taglios. Sie schwärte vor echten und eingebildeten Kränkungen. Sie konnte verführt werden.

Es wurde Zeit, dass er diese Macht in sein Spiel lockte.

Aber wie, ohne Overlook zu verlassen?

Etwas rührte sich auf der Ebene aus glänzendem Stein.

Die Schatten wachten, warteten. Sie spürten die steigende Heftigkeit des Spiels.

KAPITEL SIEBEN

Ich schlief in einem wirren Gestrüpp in einer Mulde. Ich war durch Olivenhaine und gefährlich niedrige Reisfelder auf den Hügelhängen geflohen, hatte die Hoffnung schon aufgegeben, bis ich in einer Schlucht auf dieses Nest aus Wildnis stieß. Ich war soweit am Ende, dass ich einfach hineinkroch und hoffte, das Schicksal würde mir gewogen sein.

Der Schrei einer Krähe weckte mich aus einem weiteren furchtbaren Traum. Ich öffnete die Augen. Die Sonnenstrahlen fielen durch die Sträucher. Sie sprenkelten mich mit Lichtflecken. Ich hatte gehofft, niemand würde mich dort drinnen bemerken, was sich aber als falsche Hoffnung herausstellte.

Jemand bewegte sich am Rand des Gestrüpps. Ich erkannte einen Mann, dann einen weiteren. Verdammt! Die Männer der Schattenmeister. Sie zogen sich ein wenig zurück und flüsterten.

Ich sah sie nur einen Augenblick lang, aber sie wirkten beunruhigt – weniger wie Jäger und eher wie Gejagte. Neugierig.

Sie hatten mich gesehen, das wusste ich. Ansonsten hätten sie sich nicht hinter mir zurückgezogen und würden so leise murmeln, dass ich nicht verstand, was sie sagten.

Ich konnte mich nicht zu ihnen umdrehen, ohne preiszugeben, dass ich von ihrer Anwesenheit wusste. Ich wollte sie nicht aufscheuchen. Sie könnten etwas tun, was mich dies dann bereuen ließe. Die Krähe schrie wieder. Langsam drehte ich den Kopf.

Ich erstarrte. Hier war noch jemand im Spiel: ein schmutziger, kleiner Braunhäutiger in einem dreckigen Lendenschurz und mit zerfetztem Turban. Er hockte hinter dem Gestrüpp. Er sah aus wie einer der Sklaven, die Croaker nach unserem Sieg bei Ghoja befreit hatte. Wussten die Soldaten, dass er dort war?

Spielte es eine Rolle? Er würde wahrscheinlich keine große Hilfe sein.

Ich lag auf der rechten Seite und auf meinem Arm. Meine Finger kribbelten. Mein Arm war eingeschlafen, aber das Gefühl erinnerte mich daran, dass mein Talent Anzeichen von Erneuerung gezeigt hatte, seit wir den Gürtel der Welt überschritten hatten. Über Wochen hatte ich keine Gelegenheit gehabt, es auszuprobieren.

Ich musste etwas tun. Ansonsten würden sie etwas tun. Mein Schwert lag nur wenige Zoll von meiner Hand entfernt …

Goldener Hammer.

Es war ein Kinderzauber, eine Übung, überhaupt keine Waffe, ebenso wenig wie ein Fleischermesser. Früher hätte es nicht mehr Mühe gemacht, als einen Stein fallen zu lassen. Nun war es so schwer wie deutliches Sprechen für ein Schlaganfallopfer. Ich versuchte, den Zauber in meinem Kopf zu formen. Die Frustration! Die schreiende Frustration über das Wissen, was zu tun war und es nicht tun zu können.

Aber es machte klick. Beinahe so wie damals. Erstaunt, zufrieden flüsterte ich die Worte der Macht, bewegte die Finger. Die Muskeln erinnerten sich!

Der Goldene Hammer bildete sich in meiner Hand.

Ich sprang auf, wirbelte ihn herum, riss mein Schwert hoch. Der glühende Hammer fand sein Ziel. Der Soldat machte ein Geräusch wie ein abgestochenes Schwein und versuchte, ihn abzuwehren. Der Hammer brannte seinen Abdruck in seine Brust.

Es war ein ekstatischer Augenblick. Der Erfolg mit diesem albernen Kinderzauber war ein großer Triumph über meinen Nachteil.

Mein Körper reagierte nicht auf meinen Willen. Ich war zu steif, zu verletzt und angeschlagen für einen Kampf. Doch ich versuchte, auf den zweiten Soldaten zuzustürmen. Ich stolperte hauptsächlich auf ihn zu. Er keuchte, dann rannte er davon. Ich war erstaunt.

Hinter mir hörte ich ein Geräusch wie das Husten eines Tigers.

Wie aus dem Nichts kam ein Mann in die Kluft hinunter. Er warf etwas. Der flüchtende Soldat kippte vornüber und bewegte sich nicht mehr.

Ich stieg aus dem Gestrüpp und stellte mich so hin, dass ich den Mörder und den schmutzigen Sklaven, die den Tiger zum Husten gebracht hatten, im Auge behalten konnte. Der Mörder war ein hochgewachsener Mann. Er trug Fetzen der Tracht eines taglischen Legionärs.

Der kleine Mann kam langsam um das Gestrüpp herum und betrachtete mein Opfer. Er war beeindruckt. Er brachte eine Art Entschuldigung auf Taglisch vor, dann etwas Aufgeregtes in einem raschen Dialekt, der mir nicht bekannt war, gerichtet an den hochgewachsenen Mann, der angefangen hatte, sein Opfer zu durchsuchen. Ich erhaschte den ein oder anderen Ausdruck, die allesamt kultisch klangen, deren Kontext ich aber nicht ganz verstand. Ich hatte keine Ahnung, ob er über mich sprach oder einen seiner Götter pries. Ich hörte »die Vorhergesagte« und »Tochter der Nacht« und »die Braut« und »Jahr der Schädel«. Ich hatte »Tochter des Schattens« und »Jahr der Schädel« schon einmal irgendwo gehört – im religiösen Geschwätz der gottgeplagten Taglier –, kannte aber ihre Bedeutung nicht.

Der hochgewachsene Mann grunzte. Er war nicht beeindruckt. Er verfluchte nur den toten Soldaten und trat nach ihm. »Nichts.«

Der kleine Mann schleimte: »Verzeiht, Lady. Wir sind schon den ganzen Morgen dabei, diese Köter zu töten, die Ärger machen wollen. Aber sie sind schlechter, als ich es als Sklave war.«

»Du kennst mich?«

»Oh, gewiss, Herrin. Die Lady des Hauptmanns.« Die letzten Worte betonte er einzeln und deutlich. Er verneigte sich dreimal. Jedes Mal streifte er mit Daumen und Zeigefinger ein Dreieck aus schwarzem Stoff, das über die Oberseite des Lendenschurzes hinausragte. »Wir standen Wache, während Ihr geschlafen habt. Uns hätte klar sein müssen, dass Ihr keinen Schutz benötigt. Vergebt uns unsere Anmaßung.«

Götter, wie er stank. »Habt ihr noch jemanden gesehen?«

»Ja, Herrin. Ein paar, aus der Ferne. Die meisten von ihnen rannten davon.«

»Und die Soldaten der Schattenmeister?«

»Sie suchen, aber mit wenig Eifer. Ihre Meister haben nicht viele ausgeschickt. Tausend von diesen Schweinen.« Er deutete auf den Mann, den er niedergemacht hatte. Sein Partner suchte die Leiche ab. »Und ein paar Hundert Reiter. Sie müssen mit der Stadt beschäftigt sein.«

»Mogaba wird ihnen die Hölle heißmachen, wenn er kann, um den anderen Zeit zu verschaffen, damit sie fliehen können.«

Der Große sagte: »Auch nichts an dieser Kröte, Jamadar.«

Der Kleine knurrte.

Jamadar? Das ist das taglische Wort für Hauptmann. Der Kleine hatte es schon vorhin verwendet, es aber anders betont, als er mich die Lady des Hauptmanns genannt hatte.

Ich fragte: »Habt ihr den Hauptmann gesehen?«

Die beiden tauschten einen Blick. Der Kleine starrte zu Boden. »Der Hauptmann ist tot, Herrin. Er starb, als er versuchte, die Männer um die Standarte zu scharen. Ram hat ihn gesehen. Mit einem Pfeil im Herzen.« Ich setzte mich auf den Boden. Es gab nichts zu sagen. Ich hatte nichts zu sagen. Aber ich hätte es nicht glauben wollen. Bis zu diesem Augenblick, so wurde mir klar, hatte ich mich an eine kleine Hoffnung geklammert, dass ich falsch gelegen hatte.

Unmöglich, dass ich solchen Verlust und Schmerz spüren könnte. Verdammt noch mal, Croaker war nur ein Mann! Wie hatte ich mich nur so darin verwickeln lassen? Ich hatte nie gewollt, dass es so kompliziert werden würde.

Damit erreichte ich gar nichts. Ich erhob mich. »Wir haben eine Schlacht verloren, aber der Krieg geht weiter. Die Schattenmeister werden den Tag bereuen, als sie entschieden, gegen Taglios vorzugehen. Wie lauten eure Namen?«

Der Kleine sagte: »Ich bin Narayan, Lady.« Er grinste. Irgendwann würde mir schlecht werden von diesem Grinsen. »Ein Witz auf meine Kosten. Es ist ein Shadar-Name.« Er war offensichtlich ein Gunni. »Er ruckte mit dem Kopf in Richtung des anderen Mannes, der ein Shadar war. Shadar-Männer waren zumeist hochgewachsen, kräftig und haarig. Dieser da hatte einen Kopf wie ein Ball aus krausem Draht, aus dem Augen herausschauten. »Ich war ein Gemüsehändler, bis die Schattenmeister nach Gandowar kamen und alle versklavten, die den Kampf um die Stadt überlebt hatten.«

Das musste letztes Jahr gewesen sein, bevor wir nach Taglios kamen, als Swan und Mather ihr unbeholfen Bestes gegeben hatten, um den ersten Einmarsch abzuwenden.

»Mein Freund heißt Ram. Ram war ein Fuhrmann in Taglios, bevor er sich den Legionen anschloss.«

»Warum hat er dich Jamadar genannt?«

Narayan warf einen Blick auf Ram, ließ ein Grinsen voller schlechter Zähne sehen, lehnte sich nahe zu mir und flüsterte: »Ram ist nicht sehr helle. Stark wie ein Ochse ist er und unermüdlich, aber begriffsstutzig.«

Ich nickte, war aber nicht zufrieden. Sie waren zwei komische Vögel. Shadar und Gunni liefen nicht gemeinsam. Shadar betrachteten sich als über allen anderen erhaben. Mit einem Gunni herumzuziehen, würde eine Besudelung der Seele bedeuten. Und Narayan war zudem ein Gunni aus einer niedrigen Kaste. Trotzdem brachte Ram ihm Hochachtung entgegen.

Keiner der beiden hegte offensichtlich irgendwelche üblen Pläne gegen mich. Im Augenblick war jede Begleitung wesentlich besser, als allein unterwegs zu sein. Ich sagte zu ihnen: »Wir sollten uns auf dem Weg machen. Es könnte noch weitere von ihnen auftauchen … Was macht er da?«

Ram hatte einen zehn Pfund schweren Stein in der Hand. Er zerschmetterte die Beinknochen des Mannes, den er getötet hatte. Narayan sagte: »Ram. Es reicht. Wir gehen.«

Ram sah verwirrt drein. Er dachte nach. Dann zuckte er die Achseln und ließ den Stein fallen. Narayan erklärte sein Handeln nicht. Er sagte zu mir: »Heute Morgen haben wir eine ziemlich große Truppe gesehen, vielleicht zwanzig Männer. Möglicherweise holen wir sie ein.«

»Das wäre ein Anfang.« Ich bemerkte, dass ich Hunger hatte. Ich hatte das letzte Mal vor der Schlacht gegessen. Ich teilte auf, was ich dem toten Elefanten abgenommen hatte. Es half nicht viel. Ram machte sich darüber her wie über ein Festmahl und vergaß den Toten vollkommen.

Narayan grinste. »Seht Ihr? Ein Ochse. Kommt. Ram, trag ihre Rüstung.«

Zwei Stunden später begegneten wir auf einem Hügel dreiundzwanzig Geflüchteten. Sie waren geschlagene Männer, abgestumpft, derart erledigt, dass es ihnen gleichgültig war, ob sie davonkamen. Noch weniger von ihnen hatten ihre Waffen behalten. Ich erkannte keinen von ihnen. Nicht überraschend. Wir waren mit vierzigtausend in die Schlacht gezogen.

Sie erkannten aber mich. Ihr Auftreten und Verhalten verbesserte sich sofort. Es gefiel, mir zu sehen, wie Hoffnung in ihnen aufkeimte. Sie erhoben sich und senkten ehrerbietig die Häupter.

Von der Hügelkuppe aus konnte ich die Stadt und die Ebene sehen. Die Truppen des Schattenmeisters verließen die Hügel, waren offensichtlich zurückgerufen worden. Gut. Wie hatten wenig Zeit, bis sie sich wieder daran machen würden.

Ich sah mir die Männer genauer an.

Sie hatten mich bereits akzeptiert. Wieder gut.

Narayan sprach inzwischen mit jedem einzelnen. Einige schienen Angst vor ihm zu haben. Weshalb? Woran lag es? Etwas an dem kleinen Mann war seltsam.

»Ram, entzünde ein Feuer für uns. Ich brauche viel Rauch.«

Er grunzte, nahm vier Männer mit, die den Hügel hinuntergingen, um Feuerholz zu holen.

Narayan schlenderte hinüber, grinste dieses Grinsen, und folgte einem Mann von erstaunlichem Umfang. Die meisten Taglier sind so schlank, dass es an Auszehrung grenzt. Dieser hatte kein Fett am Leib. Er war gebaut wie ein Bär. »Dies ist Sindhu, Herrin, den ich durch seinen Ruf kenne.« Sindhu verneigte sich leicht. Er sah wie einer aus, der keinen Humor hat. Narayan fügte hinzu: »Er ist ein guter Mann und wird Euch helfen.«

Ich bemerkte ein rotes Stoffdreieck an Sindhus Gürtellinie. Er war ein Gunni. »Ich weiß deine Hilfe zu würdigen, Sindhu. Bring Ordnung in diesen Haufen. Sieh nach, welche Mittel wir haben.«

Narayan grinste, verbeugte sich leicht, machte sich dann mit seinem neuen Freund davon.

Ich setzte mich mit überkreuzten Beinen hin, abgeschieden vom Rest, der Stadt zugewandt, schloss die Welt aus. Der Goldene Hammer war mir leichtgefallen. Ich würde es noch einmal versuchen.

Ich öffnete mich dem wenigen Talent, das mir geblieben war. Ein feuriges Pfefferkorn bildete sich in meinen Handflächen. Es kehrte zurück.

Es gab keine Möglichkeit, meine Freude auszudrücken.

Ich konzentrierte mich auf Pferde.

Eine halbe Stunde später erschien ein schwarzer Hengst und trottete direkt auf mich zu. Die Männer waren beeindruckt.

Ich war beeindruckt. Ich hatte keinen Erfolg erwartet. Und dieses Tier war nur das erste von vieren, die reagiert hatten. Mit der Ankunft des vierten kamen auch weitere hundert Männer. Die Hügelkuppe war überfüllt.

Ich versammelte sie. »Männer, wir haben eine Schlacht verloren. Manche von euch haben auch den Mut verloren. Das ist verständlich. Ihr wurdet nicht in der Tradition von Kriegern großgezogen. Dieser Krieg ist jedoch nicht verloren. Und er wird nicht enden, solange noch ein Schattenmeister am Leben ist. Wenn ihr es nicht ertragen könnt, es durchzuziehen, dann bleibt mir fern. Ihr geht besser jetzt. Später werde ich euch nicht gehenlassen.«

Sie tauschten besorgte Blicke, aber keiner wollte freiwillig allein gehen.

»Wir ziehen nach Norden. Wir sammeln Nahrungsmittel, Männer und Waffen. Wir werden üben. Eines Tages werden wir zurückkehren. Dann werden die Schattenmeister glauben, die Tore der Hölle hätten sich aufgetan.« Noch immer desertierte niemand. »Morgen beim ersten Tageslicht marschieren wir los. Wenn ihr dann noch bei mir seid, bleibt ihr für immer an meiner Seite.« Ich versuchte, ihnen die Sicherheit einzuflößen, dass wir die Welt in Angst und Schrecken versetzen konnten.

Als ich mich für die Nacht niederlegte, stellte sich Ram in meine Nähe – mein Leibwächter, ob ich nun einen wollte oder nicht.

Ich döste und fragte mich, was aus den vier Hengsten geworden war, die nicht reagiert hatten. Wir hatten acht nach Süden gebracht. Sie waren besonders gezüchtet worden in den frühen Tagen des Imperiums, dem ich den Rücken gekehrt hatte. Einer war vermutlich mehr wert als hundert Männer.

Ich lauschte dem Flüstern, hörte, wie die Begriffe wiederholt wurden, die Narayan verwendet hatte. Sie beunruhigten die meisten Männer.

Ich bemerkte, dass auch Ram ein Stück gefalteten Stoffs besaß. Seines war safrangelb. Er war nicht so penibel damit wie Narayan oder Sindhu. Drei Männer aus zwei Religionen, jeder mit einem farbigen Tuch. Was war daran so wichtig?

Narayan hielt das Feuer am Brennen. Er stellte Wachen auf. Er sorgte für eine maßvolle Disziplin. Er wirkte allzu organisiert für einen Gemüsehändler und früheren Sklaven.

Der dunkle Traum – der gleiche wie zuvor – war besonders lebhaft, doch als der Tag anbrach, blieb davon nur noch der Eindruck einer Stimme, die meinen Namen rief. Beunruhigend, aber ich hielt es schlicht für einen Streich meines Geistes.

Irgendwo und irgendwie belohnte die Nacht Narayan mit genügend Beute, um allen ein mageres Frühstück zu bescheren.

Wie versprochen, führte ich die Meute beim ersten Tageslicht hinaus, inmitten von Berichten, dass sich feindliche Reiter den Hügeln näherten. Wenn man es recht bedachte, war die Disziplin eine angenehme Überraschung.

KAPITEL ACHT

Dejagore ist von einem Hügelring umgeben. Die Ebene liegt niedriger als das Land jenseits der Hügel. Lediglich das trockene Klima verhindert, dass das Becken zu einem See wird. Teile der beiden Flüsse sind umgelenkt worden, um die Hügelfarmen zu bewässern und der Stadt Wasser zu liefern. Ich hielt die Gruppe nahe an einem der Kanäle.

Die Schattenmeister waren mit Dejagore beschäftigt. Obwohl sie mich nicht trieben, hatte ich kein Interesse, viel an Boden gutzumachen. Die Zukunft, die ich gewählt hatte, würde keine leichte Eroberung sein. Die Chance, dass der Feind auftauchen würde, förderte die Disziplin. Ich hoffte, diese Möglichkeit aufrechtzuerhalten, bis ich dem Trupp eine positive Verhaltensweise eingeflößt hatte.

»Narayan, ich brauche deinen Rat.«

»Herrin?«

»Sobald sie sich in Sicherheit wiegen, werden wir Schwierigkeiten haben, sie zusammenzuhalten.« Ich sprach immer so, als wären er, Ram und Sindhu Erweiterungen von mir. Sie widersprachen nie.

»Ich weiß, Herrin. Sie wollen heimkehren. Das Abenteuer ist vorbei.« Er grinste sein Grinsen. Ich hatte bereits genug davon. »Wir werden versuchen, sie davon zu überzeugen, dass sie Teil von etwas Schicksalhaftem sind. Aber es gibt vieles, was sie verlernen müssen.«

Das taten sie. Die taglische Kultur war ein religiöses Durcheinander, das ich nicht einmal im Ansatz verstand, verstrickt in ein Kastensystem, das keinen Sinn ergab. Ich stellte Fragen, aber niemand verstand sie. Es war, wie es war. So war es immer gewesen. Ich war versucht, das Gewirr für hinfällig zu erklären. Aber mir fehlte die Macht dazu. Im Norden hatte ich nicht über so viel Macht verfügt. Manche Dinge konnte man nicht durch Gebote hinwegfegen.

Ich stellte weiter Fragen. Wenn ich es auch nur ein wenig verstand, konnte ich das System manipulieren.

»Ich brauche einen verlässlichen Kader, Narayan. Männer, auf die ich zählen kann, ganz gleich, was geschieht. Ich möchte, dass du diese Männer findest.«

»Wie Ihr befehlt, Herrin, so soll es geschehen.« Er grinste. Möglicherweise war es ein Verteidigungsmechanismus, den er sich als Sklave angeeignet hatte … Je mehr ich von Narayan sah, desto unheilvoller wirkte er.

Warum aber? Er war im Grunde ein Taglier aus einer niederen Kaste. Ein Gemüsehändler mit Frau und Kindern sowie bereits ein paar Enkeln, wie er zuletzt gehört hatte. Einer von denen, die das Rückgrat eines Staates bilden, ein ruhiger Bursche, der sich einfach im Leben abrackerte. Die Hälfte der Zeit behandelte er mich, als wäre ich seine Lieblingstochter. Was war unheilvoll daran?

Ram war da eher seltsam. Er war dreiundzwanzig und Witwer. Seine Ehe war eine Liebesbindung gewesen, selten in Taglios, wo Ehen immer arrangiert werden. Seine Gattin war im Kindbett gestorben und hatte einen toten Säugling zur Welt gebracht. Dadurch wurde er verbittert und niedergeschlagen. Ich nehme an, dass er sich den Legionen anschloss, um den Tod zu suchen.

Über Sindhu fand ich nichts heraus. Er redete nicht, bis man ihn dazu zwang, und er war noch unheimlicher als Narayan. Trotzdem tat er, was man ihm auftrug, machte es gut und stellte keine Fragen.

Ich habe mein ganzes Leben in Gesellschaft von unheimlichen Gestalten verbracht. Jahrhundertelang war ich mit dem Beherrscher verheiratet gewesen, dem Unheimlichsten von allen. Mit diesen kleinen Männern kam ich zurecht.

Keiner der drei war besonders religiös, was merkwürdig war. Religion durchzieht Taglios. Jede Minute eines jeden Tages und eines jeden Lebens ist Teil der Glaubenserfahrung, wird von Religion und deren Verpflichtungen regiert. Ich war besorgt, bis ich ein allgemein niedrigeres Maß an religiösem Eifer bemerkte. Ich schnappte mir einen Mann und befragte ihn.

Seine Antwort war grundlegend. »Hier gibt’s keine Priester.«

Das ergab Sinn. Keine Gesellschaft besteht gänzlich aus hingebungsvollen Gläubigen. Und was diese Männer erlebt hatten, hatte gereicht, um die Grundsätze des Glaubens zu verdrängen. Sie waren aus ihrem sicheren, bekannten Trott gerissen und mit harten Tatsachen konfrontiert worden, auf die die Tradition keine Antwort kannte. Sie würden niemals wieder dieselben sein. Sobald sie ihre Erfahrungen mit nach Hause trugen, würde Taglios nicht mehr dasselbe sein.

Der Verband verdreifachte sich. Ich hatte gut und gerne mehr als sechshundert Anhänger, die aus allen drei Hauptreligionen und ein paar Splittersekten stammten. Ich hatte mehr als hundert ehemalige Sklaven, die überhaupt keine Taglier waren. Sie würden gute Soldaten abgeben, sobald sie etwas mehr Selbstvertrauen gefasst hatten. Sie hatten kein Heim, in das sie flüchten konnten. Der Verband würde ihre Heimat sein.

Das Problem bei dieser Mischung war, dass jeder Tag für irgendjemanden ein Feiertag war. Hätten wir Priester bei uns gehabt, hätte es Ärger gegeben.

Sie fühlten sich allmählich sicher. Dadurch konnten sie ihren alten Vorurteilen nachgeben, die Disziplin vernachlässigen, den Krieg vergessen und, was am lästigsten war, sich daran erinnern, dass ich eine Frau war.

Nach Recht und Sitte werden taglische Frauen weniger bevorzugt als Vieh. Vieh lässt sich schwerer ersetzen. Frauen, die Ansehen oder Macht erlangen, tun dies im Schatten und durch Männer, die sie beeinflussen oder manipulieren.

Eine weitere Hürde, über die ich hinwegspringen musste. Vielleicht die größte.

Eines Morgens rief ich Narayan zu mir. »Wir sind hundert Meilen von Dejagore entfernt.« Ich hatte schlechte Laune. Ich hatte wieder diesen Traum gehabt. Deshalb lagen meine Nerven blank. »Im Augenblick sind wir sicher.« Das Vertrauen der Männer in ihre Sicherheit zeigte sich darin, wie sie ihren Tag begannen. »Ich werde ein paar wichtige Veränderungen vornehmen. Wie viele Männer sind verlässlich?«

Er brüstete sich. Aufgeblasene kleine Ratte. »Ein Drittel. Vielleicht mehr, wenn wir sie auf die Probe stellen.«

»So viele? Wirklich?« Ich war überrascht. Es war mich nicht aufgefallen.

»Ihr seht nur die anderen. Einige Männer haben Disziplin und Toleranz in den Legionen gelernt. Die Sklaven legten ihre Fesseln voller Hass ab. Sie wollen Rache. Sie wissen, dass kein Taglier sie gegen die Schattenmeister führen kann. Manche glauben sogar um Euer selbst willen fest an Euch.«

Vielen Dank dafür, kleiner Mann. »Aber die meisten werden Schwierigkeiten haben, mir zu folgen?«

»Kann sein.« Dieses kriecherische Grinsen. Hinweis auf Gerissenheit. »Wir Taglier kommen mit Umwälzungen der natürlichen Ordnung nicht gut zurecht.«

»Die natürliche Ordnung besagt, dass die Starken herrschen und der Rest gehorcht. Ich bin stark, Narayan. Meinesgleichen hat Taglios noch nicht gesehen. Ich habe mich Taglios noch nicht offenbart. Ich hoffe, dass Taglios mich niemals wütend erleben wird. Ich hebe mir meinen Zorn lieber für die Schattenmeister auf.«

Er verneigte sich mehrere Male, plötzlich verängstigt.

»Unser endgültiges Ziel bleibt Ghoja. Du kannst die Nachricht weitergeben. Wir scharen dort die Überlebenden um uns, trennen die Spreu vom Weizen und bauen neu auf. Aber ich habe nicht vor, dorthin zu gelangen, bevor diese Streitmacht nicht in Form gepeitscht wurde.«

»Ja, Herrin.«

»Sammle alle verfügbaren Waffen ein. Lass dich auf keinen Einwand ein. Verteile sie unter den Männern, die du für verlässlich hältst. Weise diese Männer an, dass sie am linken Flügel marschieren. Die Männer zu ihrer Rechten sollen aus verschiedenen Glaubensrichtungen stammen. Sie müssen von denjenigen getrennt werden, die sie vor Dejagore gekannt haben.«

»Das könnte Ärger geben.«

»Gut. Ich will die Quelle des Ärgers ausmachen. Ich werde ihn mit Zinsen zurückzahlen. Na los. Entwaffne sie, bevor sie merken, was vor sich geht. Ram. Hilf ihm dabei.«

»Aber …«

»Ich kann auf mich selbst aufpassen, Ram.« Sein Schutz war lästig.

Narayan machen sich rasch ans Werk. Nur wenige Männer mussten mit Gewalt von ihren Waffen getrennt werden.

Nachdem alles nach meinen Befehlen organisiert war, marschierten wir den ganzen Tag lang, bis sie zu erschöpft waren, um sich zu beschweren. Ich hieß sie anhalten und durch Narayan für eine Überprüfung aufstellen, wobei die Verlässlichen hinten standen. Ich legte meine Rüstung an, stieg auf einen der schwarzen Hengste und ritt hinaus, um sie zu mustern, wobei kleine Hexenfeuer um mich her tanzten. An ihnen war nicht viel dran. Ich hatte beim Wiedererlangen meines Talents keine großen Fortschritte gemacht.

Rüstung, Pferd und Feuer bildeten den sichtbaren Aspekt der Figur namens Lifetaker, die ich erfunden hatte, bevor die Kompanie zum Main zog, um sich den Schattenmeistern bei Ghoja entgegenzustellen. Gemeinsam mit Croakers Widowmaker sollte sie den Feind einschüchtern, indem sie überlebensgroß und urbildlich tödlich wirkte. Meine eigenen Männer konnten jetzt ein wenig Einschüchterung gebrauchen. In einem Land, in dem Hexerei wenig mehr war als ein Gerücht, sollten die Hexenfeuer genügen.

Ich ritt langsam an der Formation vorbei und musterte die Soldaten. Sie verstanden die Lage. Ich suchte nach dem, was ich nicht tolerieren würde, den Mann, der nicht geneigt war, die Dinge auf meine Weise zu tun.

Ich ritt erneut vorbei. Nach Jahrhunderten, in denen ich Menschen beobachtet hatte, war es nicht schwer, mögliche Unruhestifter zu erkennen. »Ram.« Ich deutete auf sechs Männer. »Schick sie weg. Mit dem Nichts, das sie hatten, als sie sich uns anschlossen.« Ich sprach mit getragener Stimme. »Die nächsten, die ich heraussuche, bekommen die Knute zu spüren. Und die nächste Auslese wird eine Feier des Todes sein.« Eine Regung ging durch die Ränge. Sie hatten die Botschaft gehört.

Die herausgesuchten sechs Männer gingen missmutig davon. Ich rief den anderen zu: »Soldaten! Seht zum Mann zu eurer Rechten! Jetzt seht zum Mann zu eurer Linken! Seht mich an! Ihr seht Soldaten – nicht Gunni, nicht Shadar, nicht Vehdna. Soldaten! Wir führen einen Krieg gegen einen unerbittlichen und geeinten Feind. In der Schlachtenlinie werden nicht eure Götter zu eurer Linken und zu eurer Rechten stehen: es werden Männer sein wie jene, die jetzt hier stehen. Dient euren Göttern im Herzen, wenn ihr müsst, aber in dieser Welt, im Lager, auf dem Marsch, auf dem Schlachtfeld werdet ihr eure Götter nicht vor mich stellen. Ihr werdet keinem höheren Herrn dienen. Bis der letzte Schattenmeister fällt, werden weder Gott noch Prinz euch schneller oder sicherer belohnen oder bestrafen als ich.«

Ich nahm an, dass es vielleicht zu früh und zu hart war. Aber es blieb nicht viel Zeit, um meinen Kader aufzustellen.

Ich ritt davon, während sie es verdauten. Ich stieg ab und befahl Ram: »Sie sollen wegtreten. Schlagt ein Lager auf. Schick Narayan zu mir.«

Ich nahm den Sattel von einem Pferd und setzte mich auf den Sattel. Eine Krähe landete in der Nähe, legte den Kopf schief. Mehrere weitere kreisten über mir. Diese schwarzen Teufel waren überall. Man konnte ihnen nicht entkommen.

Croaker war wegen ihnen in Verfolgungswahn verfallen. Er hatte geglaubt, sie würden ihn verfolgen, ihn bespitzeln, sogar mit ihm sprechen. Ich dachte, es läge am Stress. Aber ihre Allgegenwart wurde lästig.

Keine Zeit für Croaker. Er war fort. Ich wandelte auf einer Schwertschneide. Weder Tränen noch Selbstmitleid würden ihn zurückbringen.

Während der Reise nach Norden war mir klargeworden, dass ich mehr als mein Talent im Barrowland verloren hatte. Ich hatte aufgegeben. Daher hatte ich seitdem in weniger als einem Jahr meinen Schneid verloren.

Croakers Schuld. Seine Schwäche. Er war zu verständnisvoll gewesen, zu tolerant, zu sehr gewillt, jemandem eine zweite Chance zu geben. Er war Leuten gegenüber zu optimistisch gewesen. Er konnte nicht glauben, dass es eine wesentliche Finsternis gab, welche die menschliche Seele überschattete. Trotz all seines Zynismus über Motive, hatte er geglaubt, dass in jedem bösen Menschen das Gute an die Oberfläche gelangen wollte. Seiner Überzeugung verdanke ich mein Leben, bestätigt sie aber nicht.

Narayan kam einer Katze gleich angeschlichen. Er grinste mich an.

»Wir haben an Boden gewonnen, Narayan. Sie haben es recht gut aufgenommen. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.«

»Das Religionsproblem, Herrin?«

»Manches. Das ist allerdings nicht die schwierigste Hürde. Solche habe ich bereits überwunden.« Ich lächelte ob seiner Überraschung. »Ich sehe Zweifel. Aber du kennst mich nicht. Du weißt nur, was du gehört hast. Eine Frau, die dem Thron den Rücken gekehrt hat, um dem Hauptmann zu folgen? Wie? Aber ich war nicht das verzogene, herzlose Kind, das du dir vorstellst. Keine Göre mit einem Hauch Talent, die irgendeine unwichtige Krone erbte, die sie nicht wollte. Keine dumme Gans, die mit dem erstbesten Abenteurer, der sie wollte, davonlief.«

»Wenig ist bekannt, nur dass Ihr die Lady des Hauptmanns wart«, gab er zu. »Manche glauben, was Ihr andeutet. Eure Begleiter haben kaum ein Wort über Eure Vorgänger fallenlassen. Ich glaube, dass Ihr viel mehr seid, aber wie viel mehr, wage ich nicht zu erraten.«

»Ich gebe dir einen Hinweis.« Ich war amüsiert. Obwohl Narayan scheinbar wollte, dass ich etwas war, das mit der Tradition brach, erschreckte er jedes Mal, wenn ich mich nicht wie eine taglische Frau benahm. »Setz dich, Narayan. Es wird Zeit, dass du erfährst, worauf du setzen wirst.«

Er blickte mich misstrauisch, aber beruhigt an. Die Krähen beobachteten ihn. Seine Finger spielten mit diesem gefalteten, schwarzen Stoffstück.

»Narayan, der Thron, den ich aufgegeben habe, war der Sitz eines derart großen Reiches, dass du mehr als ein Jahr gebraucht hättest, um von Osten nach Westen zu gehen. Von Norden nach Süden umfasste es zweitausend Meilen. Ich baute es aus bescheidenen Anfängen wie diesen auf. Ich begann, bevor der Großvater deines Großvaters geboren wurde. Und es war nicht das erste Reich, das ich erschuf.«

Er grinste unsicher. Er hielt mich für eine Lügnerin.

»Narayan, die Schattenmeister waren meine Sklaven. So mächtig sie auch sind. Sie verschwanden vor zwanzig Jahren während einer großen Schlacht. Ich hielt sie für tot, bis wir einen demaskierten, den wir in Dejagore töteten.

Ich bin jetzt geschwächt. Vor zwei Jahren fand in den nördlichsten Gebieten meines Reiches eine Schlacht statt. Der Hauptmann und ich besiegten ein erwachendes Übel, das noch aus dem ersten Reich stammte, das ich errichtet hatte. Damit es gelang, damit dieses Übel nicht freikam, musste ich zulassen, dass meine Kräfte aufgehoben wurden. Nun gewinne ich sie zurück – langsam und qualvoll.«

Narayan konnte es nicht glauben. Er war ein Sohn seiner Kultur. Ich war eine Frau. Dennoch wollte er glauben. Er sagte: »Ihr seid aber so jung.«

»Irgendwie. Bevor ich den Hauptmann kennenlernte, habe ich nie geliebt. Diese Hülle ist eine Maske, Narayan. Ich kam in diese Welt,