The Club – Desire - Lauren Rowe - E-Book

The Club – Desire E-Book

Lauren Rowe

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Beschreibung

Während Josh und Kat gemeinsam mit ihren Freunden dem Club das Handwerk legen, wird die Anziehungskraft zwischen ihnen zur Zerreißprobe. Auch wenn der Playboy nicht genug von Kat bekommen kann und er mehr in ihr sieht als ein Partygirl, hemmt ihn seine Bindungsangst. Dass sein Bruder Jonas heiratet, setzt Josh zusätzlich unter Druck. Doch Kat wünscht sich nichts sehnlicher als eine feste Beziehung. Aber noch sind nicht alle Geheimnisse offengelegt. Wird das junge Glück sich daran die Finger verbrennen? Die heißeste Versuchung geht in die nächste Runde …

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Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer

 

ISBN 978-3-492-97845-3

© 2016 by Lauren Rowe

Deutschsprachige Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München 2017

Covergestaltung: zero-media.net, München

Covermotiv: FinePic®, München

Datenkonvertierung: Tobias Wantzen, Bremen

 

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Kat

Die Tür von Jonas’ und Sarahs Suite schließt sich hinter Josh, und ich halte vor Aufregung den Atem an, als ich auf Joshs Laptop blicke. Jetzt ist es so weit. Ich kann es kaum glauben. Endlich werde ich Joshs Anmeldung für den Club lesen. Endlich, nach all den Spielchen. Meine Brust zieht sich zusammen. Ich habe ein mulmiges Gefühl im Magen. Warum um alles in der Welt fällt es Josh so schwer, sie mir zu zeigen? Nun, ich nehme an, das werde ich jetzt herausfinden.

Name?

JoshuaWilliamFaraday, schreibt er. Oh, ich wusste gar nicht, dass Joshs zweiter Vorname William ist. Mein Herz schlägt schneller, als ich seinen vollen Namen lese.

Sie werden im Zuge des Anmeldevorgangs gebeten, sich auf drei unterschiedliche Arten auszuweisen. Im Club sind Nicknames bei der Anmeldung strengstens untersagt. Während Ihrer Interaktion mit anderen Clubmitgliedern dürfen Sie aber aus Diskretionsgründen ein Pseudonym benutzen, wenn Sie das möchten.

Okay, schreibt er.

Alter?

29, schreibt er.

Ich halte inne und überlege. Josh ist dreißig. Ich frage mich, wann er Geburtstag hat. Ich würde nur allzu gern sein Sternzeichen kennen. O Mann, es wäre furchtbar, wenn unsere Sternzeichen nicht zusammenpassen würden.

Beschreiben Sie Ihren Körperbau in wenigen Stichpunkten.

Ichbin1,85 mgroßundwiege86 kg.IchhabebraunesHaarundblaueAugenundbinanOberkörperundArmentätowiert.Ichzieheesvor,nichtüberdieBedeutungenmeinerTätowierungenzusprechen.SagenSiedasbittejederFrau,mitderSiemichzusammenführen.

Ichtrainiereziemlichviel,ummichfitzuhalten, fährt er fort. Ichglaubedaran,dassderersteEindruckallesist.DeshalbversucheichjedesMal,einenmöglichstgutenerstenEindruckzuerwecken.Umeinesklarzustellen:IchmeldemichnichtbeimCluban,weilichinirgendeinerArtundWeiseMinderwertigkeitskomplexeinBezugaufmeinAussehenhabe(dashabeichnämlichnicht)oderweilichFrauennichtohneHilfeanmachenkann(daskannichnämlich).

Ich muss grinsen. Auch wenn Josh irgendwie ziemlich selbstgefällig ist, finde ich ihn verdammt sexy.

Für die Vervollständigung der Anmeldung bitten wir Sie um drei aktuelle Fotografien: ein Porträt, eine Ganzkörperaufnahme und eine Fotografie, auf der Sie in Ihrer typischen Alltagskleidung zu sehen sind. Selbstverständlich können Sie sich in Bezug auf die Bilder auf absolute Diskretion unsererseits verlassen.

Oh, das muss ich sehen. Ich scrolle nach unten, wahrscheinlich hat Josh die Fotos am Ende des Dokuments angehängt. Hat er nicht. Ich scrolle wieder an den Anfang und versuche, einen Hinweis darauf zu finden, wo sie sein könnten – nichts. Verdammt! Ich hole mein Handy raus.

Josh geht sofort ran. »Wow, das ging aber schnell«, sagt er. »Ich betrete gerade erst das Casino.«

»Wo sind deine Fotos?«

»Meine Fotos?«

»Ja, deine drei Fotos, die du der Anmeldung hinzufügen musstest.«

»Oh, meine Fotos.« Er überlegt kurz. »Warum willst du sie sehen? Du weißt doch, wie ich aussehe.«

»Ich will sie einfach sehen.«

»Aber du hast bereits jeden Zentimeter meines Körpers gesehen – sogar mein YOLO-Tattoo, verdammt.« Er lacht. »Ganz zu schweigen von meinen Eiern.«

Jetzt muss auch ich lachen. »Ja, die kenne ich nur allzu gut. Aber ich will die Fotos trotzdem sehen.«

Er seufzt. »Wie wäre es damit? Ich komme zurück und lasse dich drei Fotos von mir machen – in welcher Pose auch immer. Das wird unser ganz persönliches Fotoshooting, Baby.«

»Klingt lustig. Ich merke es mir für ein andermal. Aber zuerst will ich die drei Fotos sehen.«

Er grummelt. »Aber warum?«

»Weil ich wissen will, welche Fotos du ausgewählt hast, um dich in einem Sexclub anzumelden.«

Kurzes Schweigen. »Du bist so eine Nervensäge, weißt du das? Eine Terroristin und eine fürchterliche Nervensäge.«

»Ich hab’s dir doch gesagt, ich bin Skorpion. Wir sind extrem willensstark. Und außerdem haben wir einen unverhältnismäßigen Gerechtigkeitssinn. Und ich habe dir auch drei Fotos von mir geschickt – Deal ist Deal.«

Er lacht. »O mein Gott, diese Fotos, Kat.«

»Haben sie dir gefallen?«

»Sie waren großartig. Das eine von dir in Unterwäsche war verdammt scharf – und bei dem anderen, auf dem du so getan hast, als würdest du ins Klo kotzen, habe ich mir fast in die Hose gemacht vor Lachen. Du bist unheimlich witzig.«

»Danke. Du bist auch ziemlich witzig. Aber deswegen lasse ich dich trotzdem nicht vom Haken, mein Freund. Diese Fotos sind Teil deiner Anmeldung. Also sind sie auch Teil deines Versprechens.«

Er brummt. »Na gut. Kennst du dich mit einem Mac aus?«

»Ja, ich habe selbst einen. Ein Geschenk von deinem Bruder übrigens.«

»Mein Bruder hat dir einen Mac geschenkt?«

»Ja, um den zu ersetzen, der mir vom Club gestohlen wurde.«

»Das war aber nett von ihm. Ich wusste gar nicht, dass Jonas so nett sein kann.«

»Ja, er war supernett zu mir. Und jetzt hör auf abzulenken. Wo sind die Fotos?«

»Gut, du musst auf der linken Seite des Bildschirms auf Fotos klicken.«

»Jep, okay.«

»Siehst du den Ordner mit ...«, sagt Josh, aber ich höre den Rest seines Satzes schon nicht mehr. Etwas auf Joshs Desktop lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich: ein Ordner mit dem Namen Krankes Arschloch. Ein Ordner mit einem solchen Namen könnte genauso gut Öffne mich, Kat heißen.

»Siehst du ihn?«, fragt Josh.

»Mhm«, sage ich und klicke auf den Ordner Krankes Arschloch.

O mein Gott! Ich sehe Fotos von nackten Frauen vor mir – ziemlich vielen nackten Frauen. Sie sind alle blond, wahnsinnig hübsch und in Pornostarposen.

»Kat? Bist du noch da?«

»Ja, ich bin hier«, sage ich und scrolle durch die Fotos. Es sind bestimmt zwanzig verschiedene Frauen. »Josh, wer sind diese ganzen Blondinen?«

»Was?«, fragt er, und seine Stimme klingt plötzlich schroff.

»Die Pornostars in dem Ordner mit dem Namen Krankes Arschloch?«

»Herrgott noch mal! Mach das sofort wieder zu, Kat! Das ist privat!«

»Wer sind sie?«

»Ich habe dir nicht erlaubt, mein privates Zeug zu durchwühlen. Mach diesen Ordner sofort wieder zu. Jetzt, verdammt!«

»Immer mit der Ruhe. Du stehst also auf Pornos – du bist ja so pervers.« Ich lache, aber er stimmt nicht mit ein. »Komm schon. Sag mir einfach, wer sie sind. Ist doch nichts dabei.«

»Das ist ein absoluter Vertrauensbruch. Nicht zu entschuldigen.«

Ich ignoriere seine Wut. Das ist eine sehr effektive Taktik, die ich mir über die Jahre hinweg bei meinen Brüdern abgeschaut habe. Ruhig bleiben, wenn der andere wütend ist, und dann einfach immer wieder abstreiten, etwas Falsches getan zu haben. Bis die Person, die wütend auf dich ist, einfach vergisst, worüber sie sich eigentlich aufgeregt hat.

»Sind die Fotos aus dem Internet, oder kennst du diese Frauen tatsächlich?«, frage ich ruhig.

Einen Moment lang sagt er gar nichts. »Das ist doch verrückt«, brummt er, aber seine Wut scheint sich etwas zu legen. »Ich will offiziell Beschwerde einreichen«, sagt er.

Ich lache. »Bei wem?«

»Bei der ... bei der hiesigen Anstandsbehörde.«

»Okay, notiert. Beschwerde registriert.«

»Du bist der Teufel in Person.«

»Ja, das bin ich. Aber das wusstest du bereits. Und es hat dir gefallen. Und wenn du willst, dass ich dir noch einmal einen blase, dann solltest du jetzt besser meine Frage beantworten.«

Wie aus dem Nichts ist seine Wut wieder da. »Nein!«, brüllt er. »Lass mich hier und jetzt eines klarstellen: Ich toleriere keine Form von sexueller Erpressung in einer Beziehung. Das ist ein absolutes No-Go. Willst du mir einen blasen? Bitte, dann tu es. Willst du mir keinen blasen? Dann lass es sein. Aber benutze Sex nicht als eine Art Waffe, um mich zu manipulieren. Das hasse ich wie die Pest.«

Das Herz rutscht mir in die Hose – aber nicht, weil Josh wütend auf mich ist (das ist mir egal), sondern weil er gesagt hat, dass er keine Form von sexueller Erpressung in einer Beziehung toleriert. Haben Josh und ich etwa eine Beziehung?

»Mein Gott«, bringe ich hervor. »Reagierst du da nicht ein bisschen über?«

»Ich reagiere nicht über«, antwortet Josh. »Ich hasse diesen Scheiß wirklich.«

»Okay, okay, schon gut. Es tut mir leid. Ich werde so etwas nie wieder sagen. Zufrieden?«

»Ja. Danke. Ich hasse das.«

»Gut, ich hab’s verstanden. Aber ich muss sagen, ich finde, deine Ansprache ist pure Ironie, wenn man bedenkt, dass ich dich die ganze Zeit sexuell erpresst habe, damit du mir deine Anmeldung zeigst.«

Er hält inne. »Hey, Moment – das hast du wirklich gemacht. Das war ziemlich mies von dir.«

»Ja, aber es hat funktioniert.«

Er ist einen Moment lang still, und ich grinse von einem Ohr zum anderen.

»Also«, sage ich. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Playboy. Wer sind diese ganzen blonden Playmates?«

Er gibt ein frustriertes Geräusch von sich. »Ich hatte gehofft, du hättest es in der Zwischenzeit vergessen.«

»Keine Chance. Ich bin Skorpion. Wir vergessen nicht. Also, wer sind sie?«

»Du hast nicht das Recht, in diesem Ordner herumzuschnüffeln, Kat. Mach ihn zu.«

Ich antworte nicht – ich bin zu beschäftigt damit, mir die Fotos anzuschauen.

»Hallo? Madame Terroristin? Hast du mich gehört? Mach den Ordner zu. Du gehst zu weit.«

»Ja, ich habe dich gehört. Und ich würde deinen Befehl ja befolgen, das würde ich wirklich, aber die Sache ist die: Ich befinde mich gewissermaßen in einem Dilemma.«

»Und das wäre?«

»Es ist eine Art Zwickmühle.«

»Habe ich aus irgendeinem Grund den Eindruck erweckt, ich hätte das Vokabular eines Sechstklässlers? Ich weiß, was ein Dilemma ist – ich frage dich nur, warum genau du dich in einem befindest.«

Ich kriege dieses Grinsen einfach nicht mehr aus meinem Gesicht. »Nun ja, auf der einen Seite«, sage ich, »würde ich deiner Bitte gerne nachkommen, denn eigentlich bin ich ein ziemlich netter Mensch – auch wenn ich mich in deiner Gegenwart nicht so benehme. Außerdem denke ich, dass du recht hast. Es war sehr, sehr böse von mir, ohne deine Erlaubnis in deinem privaten Zeug rumzuschnüffeln.«

»Danke. Und auf der anderen Seite?«

»Na ja, auf der anderen Seite bin ich gerne ein bisschen böse.«

Josh macht ein sexy Geräusch. »Oh. Nun ja, das ist wirklich ein Dilemma. Was könnten wir denn da nur machen?«

»Ich weiß nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht schaue ich einfach durch deinen perversen Ordner mit den blonden Pornostars, während ich darüber nachdenke.« Ich scrolle weiter durch die Fotos, und mein Grinsen wird immer breiter. »Diese Frauen sehen alle gleich aus, Josh«, sage ich, während ich die Fotos betrachte. »Du stehst wohl auf einen bestimmten Typ, wie?«

»Ich mag eben, was ich mag.«

»Wer sind sie?«

Er hält kurz inne und holt dann tief Luft. »Es sind einfach nur Frauen, die ich mal getroffen habe.«

»Getroffen? Ich wette, du hast dich nicht nur mit ihnen getroffen.«

Er antwortet nicht.

»Hast du mit all diesen Frauen geschlafen?«

»Wirfst du mir jetzt vor, eine männliche Hure zu sein?«

»Nein. Ich bin der letzte Mensch auf der Welt, der jemanden als Hure bezeichnen würde.«

»Du weißt schon, dass du mir deine Anmeldung gegeben hast, damit ich mich sicher genug fühle, dir meine geheimsten, perversesten Gedanken anzuvertrauen, oder? Du hast mich mit emotionaler Intimität geködert, Kat.«

»O Mist, das stimmt. Ich hätte dich warnen sollen: In emotionaler Intimität bin ich nicht besonders gut. Aber ich arbeite daran, versprochen.«

»Jetzt wirst du meine Mauern nie einreißen können«, scherzt Josh.

»Verdammt. Was soll’s?« Ich zucke mit den Schultern, und er lacht. »Also, wer hat diese ganzen Fotos gemacht? Du?«

»Nein.«

»Nein? Oh, ich dachte, du würdest Ja sagen. Hast du irgendeins davon gemacht?«

»Spielen wir das lustige Zwanzig-Fragen-Spiel, oder wie?«

»Ja. Das macht Spaß, findest du nicht?«

»Nein.«

»Komm schon. Ich habe immer noch neunzehn Fragen.«

»Neunzehn? Ha! Eher zehn. Und das ist noch großzügig berechnet.«

»Also zehn. Hast du persönlich eines von diesen Fotos gemacht?«

Er atmet laut aus. »Nur eines.«

»Oh, das ist eine interessante Antwort. Nicht, was ich erwartet hätte. Ich dachte, alle oder keines.« Plötzlich fällt mir ein, dass Sarah gesagt hat, Oksana habe alle Mädchen im Club fotografiert. »Jetzt hab ich’s«, sage ich. »Sind das die Frauen, mit denen du während deiner Mitgliedschaft im Club geschlafen hast?«

Josh seufzt laut. »Korrekt. Alle bis auf zwei.«

»Also, jetzt bin ich noch verwirrter. Du meinst, bis auf zwei waren alle diese Frauen im Club – oder fehlen zwei aus dem Club, mit denen du geschlafen hast?«

»Dein Gehirn ist angsteinflößend, Kat. Du bist wie Henn, nur in einem anderen Kontext. Du bist ein Männerhacker.«

Ich muss lachen. »Danke. Und jetzt beantworte bitte meine Frage.«

Er atmet hörbar ein. »Jede Frau aus dem Club ist auf den Fotos – plus zwei, die keine Mitglieder im Club waren.«

»Ah, sehr interessant. Zwei Bonusfrauen aus dem echten Leben. Das wird ja immer verwirrender. Welche beiden waren nicht im Club? Und warum hast du sie mit den anderen in diesen Ordner getan?«

»Hast du nicht langsam keine Fragen mehr übrig?«

»Nein.« Ich denke kurz nach. »Acht habe ich noch.«

Er schnaubt.

»Und du hast eine der beiden Frauen selbst fotografiert, nicht beide?«

»Korrekt.«

»Hm. Das bedeutet, dass die andere dir das Foto geschickt hat?«

»Korrekt. Und jetzt hast du offiziell keine Fragen mehr übrig.«

»So ein Quatsch. Ich habe immer noch mindestens acht übrig.«

»Acht? Du hast mit zehn begonnen und schon gefühlte fünfzig Fragen gestellt.«

»Ich habe Unterfragen zu den Fragen gestellt, Josh. Unterfragen zählen nicht als eigene Fragen.«

Er brummt vor sich hin.

»Also los, welche dieser hübschen Damen hast du selbst fotografiert? Und warum hast du sie mit all den anderen in einen Ordner namens Krankes Arschloch gesteckt?«

»Kein Kommentar.«

»Ach, komm schon.«

»Du hast meine Anmeldung. Sie ist es, die ich dir versprochen habe – nicht mehr. Das lustige Zwanzig-Fragen-Spiel ist jetzt offiziell vorbei.«

»Das ist nicht fair.«

»Das ist fair – und wenn nicht, tja, das Leben ist so.«

»Sag mir nur noch, warum du all diese Fotos hast, dann lasse ich dich in Ruhe. Versprochen.«

Josh atmet scharf ein. »Okay, Madame Terroristin. Gut.« Er murmelt etwas Unverständliches zu sich selbst. »Ich habe in meiner Anmeldung nach einem bestimmten Typ Frau verlangt, also hat der Club mir Fotos von potenziellen Frauen geschickt, um sicherzugehen, dass sie meinen Wünschen entsprechen. Am Ende meiner einmonatigen Mitgliedschaft wusste ich nicht, was ich mit all den Fotos tun soll, also habe ich sie in einen Ordner gesteckt.«

»Den du Krankes Arschloch genannt hast.«

Er antwortet nicht.

»Und du hattest keine Ahnung, dass diese Frauen Prostituierte sind, bevor Jonas es dir gesagt hat?«

Josh überlegt. »In meiner Anmeldung habe ich ziemlich genau beschrieben, was ich mir vorstelle. Also habe ich angenommen, dass sie eine Art Arrangement getroffen haben, um mir meine Wünsche zu erfüllen – aber sicher war ich mir nicht. Nur weil eine Frau bereit ist, sich mit einem reichen Typen in einem Hotel zu treffen und ihm seine kranken Fantasien zu erfüllen, muss sie noch keine Prostituierte sein, oder?«

Ich denke kurz darüber nach. »Nein«, sage ich schließlich. »Nicht zwingend. Vor allem nicht, wenn der Typ so aussieht wie du.«

»Danke. Aber mal im Ernst, mir war es egal, ob die Frauen dafür bezahlt wurden – ich wollte es nicht wissen. Ich wollte einfach nur einen Monat lang der Realität entfliehen. Ich war nicht auf der Suche nach einer Seelenverwandten.«

»Und du hast nach Blondinen verlangt?«

»Kat«, sagt er leise. »Du hast meine Anmeldung. Lies sie einfach. Keine Fragen mehr.«

Sein ernster Tonfall überrascht mich. Ich dachte, wir scherzen einfach miteinander herum. »Okay. Es tut mir leid.«

»Ist schon in Ordnung.«

Ich warte einen kurzen Moment. »Aber kann ich dir noch eine winzig kleine Frage stellen? Im Namen der emotionalen Intimität?«

Jetzt muss er doch wieder lachen. »Was?«, fragt er.

»Danke. Wow, wir werden gut in emotionaler Intimität, Josh. Wir sind fast schon Meister darin.«

Er lacht wieder. »Das ist keine emotionale Intimität, Kat – das ist die reinste Folter.«

»Ich bin mir fast sicher, dass das ein und dasselbe ist«, sage ich. »Aber nur fast sicher.«

Jetzt lacht er aus vollem Herzen, was ich als gutes Zeichen werte. »Okay, Madame Terroristin, wie lautet Ihre letzte Frage?«

»Schläfst du ausschließlich mit Blondinen – oder galt das nur für die Zeit im Club? Und bringt der Sex mit blonden Frauen das kranke Arschloch in dir zum Vorschein?«

Er scheint kurz nachzudenken. »Das sind zwei Fragen.«

»Tut mir leid, ich konnte nicht anders.«

»Okay, wir machen einen Deal: Ich beantworte dir noch diese zwei Fragen, und dann ist diese Vernehmung offiziell beendet.«

»Okay.«

»Ich schlafe nicht nur mit blonden Frauen. Ich war schon mit Frauen unterschiedlichster Form, Größe, Hautfarbe, Herkunft und Haarfarbe im Bett, und ich habe es immer genossen. Sehr genossen, um die Wahrheit zu sagen.«

»Danke, so viele Informationen wollte ich gar nicht.«

»Und nein, ich habe keinen seltsamen Komplex, bei dem ich mich in ein krankes Arschloch verwandle, wenn ich mit einer blonden Frau schlafe. Ja, ich habe im Club speziell nach blonden Frauen verlangt, weil der Club mir meine Fantasien erfüllen und mir dabei helfen sollte, der Realität zu entfliehen. Und nenn mich unkreativ oder banal, aber wenn es darum geht, meine Fantasien auszuleben, vor allem im Club, dann ist es das, was ich will: eine Blondine. Warum? Ich weiß es nicht. So bin ich halt gestrickt – ich habe definitiv einen Typ.« Er gibt einen Laut von sich, der mir signalisiert, dass er fertig ist mit Reden.

»Danke«, sage ich leise und scrolle wieder durch die Fotos. »Ja, ich würde auch sagen, dass du definitiv einen Typ hast.« Ich schnaube auf. »Also eigentlich sehen sie alle aus wie ...« Ich halte mitten im Satz inne. Heilige Scheiße!

Eine lange Pause entsteht.

»Ja, Kat«, sagt Josh schließlich. Er atmet hörbar aus. »Sie sehen alle aus wie du.«

Er hat meine Gedanken gelesen. Ich muss hart schlucken.

»Weniger attraktive Versionen von dir natürlich«, fährt er leise fort. »Sie sind alles Möchtegern-Kats. Du bist das, was mein Bruder die ›göttliche Idee‹ nennt.«

Mein ganzer Körper fängt zu kribbeln an. »Die ›göttliche Idee‹?«, sage ich und schnappe nach Luft. »Was ist das?«

Er stöhnt laut auf. »Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt gesagt habe. Es ist dieses Platon-Zeug, von dem mein Bruder immer faselt. Vergiss, dass ich das jemals gesagt habe. Ich würde meinem Bruder am liebsten jedes Mal die Augen auskratzen, wenn er das sagt, und jetzt sage ich es selbst. Aaahh ...«

Ich presse mein Handy ans Ohr, und mein Atem geht schneller. »Was bedeutet das, Josh?«, frage ich leise. »Was immer es auch bedeutet, es lässt meinen ganzen Körper kribbeln.«

»Es bedeutet nur, dass du die Originalschablone bist und jede andere eine Kopie ist.« Er gibt einen lauten Seufzer von sich. »Du weißt schon, als wärst du die Original-Gucci-Tasche, und jede andere ist eine dieser Fälschungen, die sie auf den New Yorker Gehwegen verkaufen.«

Das muss ich erst mal sacken lassen. Ich war noch nie in New York, aber seine Metapher ist unmissverständlich. »Bedeutet das, ich mache dich mehr zu einem kranken Arschloch als jede andere?«

Er stöhnt frustriert auf. »Du machst mich nicht zu einem kranken Arschloch – niemand tut das. Jemand, den ich mochte, hat mich einmal als krankes Arschloch bezeichnet, und ich war sauer auf sie, als ich diesen Ordner erstellt habe, das ist alles. Ich habe ihr mit diesem Ordnernamen sozusagen den Mittelfinger gezeigt, verstehst du?«

Während Josh redet, schaue ich mir weiter die Fotos an. Da ist eine Frau, zu der ich immer wieder zurückkomme. Sie macht keine Pose oder versucht so sexy wie die anderen zu sein – aber ihre Schüchternheit lässt sie nur noch anziehender wirken. Plötzlich besteht für mich kein Zweifel mehr daran, dass sie diejenige ist, die Josh selbst fotografiert hat – und wenn meine detektivischen Sensoren richtig funktionieren, ist auch sie diejenige, die Josh ein krankes Arschloch genannt hat.

»Was ist mit der Schüchternen?«, frage ich.

»Die Schüchterne?«

»Diejenige, die sich offensichtlich nicht wohl dabei gefühlt hat, nackt zu posieren? Sie sieht für mich schon ziemlich wie die göttliche Idee aus. Ist sie diejenige, die du selbst fotografiert hast?« Ich muss schlucken. »Ist sie deine Exfreundin?«

Er antwortet nicht.

»Hat sie dich als krankes Arschloch bezeichnet?«

»Mach den Ordner jetzt zu, Kat«, sagt er leise und sehr ernst. »Die Vernehmung ist vorbei.«

Ich bekomme eine Gänsehaut. Er macht keine Scherze mehr. Mist. Er klingt wirklich sauer.

»Okay, ich habe ihn geschlossen«, sage ich und mache den Ordner zu.

»Ich muss los«, sagt er schroff. »Viel Spaß beim Lesen.«

»Nein, warte. Bitte, Josh, warte.« Sein wütender Tonfall lässt mich erschaudern. Ich bin offensichtlich zu weit gegangen. »Es tut mir leid, Josh. Manchmal gehe ich zu weit. Das ist ein großes Manko an mir.«

Josh muss trotz allem auflachen.

Ich beiße mir auf die Lippe und grinse ins Telefon. »Es tut mir leid – ich wollte nichts Böses.«

»Sagt die Frau mit dem Bombengürtel um die Brust.« Er holt tief Luft. »Jetzt lies einfach meine blöde Anmeldung, okay? Ich halte das nicht mehr aus. Diese Anspannung bringt mich noch um. Lies sie und triff deine Entscheidung.«

»Meine Entscheidung?«

Er hält kurz inne. »Ob du noch mit mir schlafen willst oder nicht«, sagt er schließlich.

»Ach ja, stimmt«, sage ich. »Nun ja, eine Frau muss doch wissen, ob sie an eine Ziege gekettet aufwachen wird oder nicht.«

»Nein, an einen Esel.«

»Ja, richtig. Also eine Frau muss solche Dinge wissen.«

»Du kannst nie wissen, in wen ich mich verwandle. Ich bin halt ein krankes Arschloch.«

»Sagt wer?«

Er antwortet nicht.

»Die Schüchterne?«

»Ja.«

»Ist das Emma?«

»Ja.«

»Also, Josh, ich habe deine Anmeldung noch nicht gelesen, aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass Emma totalen Blödsinn geredet hat.«

Er gibt einen überraschten Laut von sich.

Ich räuspere mich. »Kommen wir zum eigentlichen Grund meines Anrufs«, sage ich. »Wo sind die drei Fotos, die du an deine Anmeldung angehängt hast?«

»Nun ja, Kat, seltsamerweise befinden sie sich in einem Ordner mit dem Namen Fotos Club-Anmeldung. Stell dir vor.«

»O mein Gott, das ergibt so viel mehr Sinn, als sie in einen Ordner mit dem Namen Krankes Arschloch zu stecken.«

Josh seufzt. »Hey, kann ich nicht einfach hochkommen? Ich dachte, ich würde so weit weg wie möglich sein wollen, wenn du meine Anmeldung liest, aber plötzlich möchte ich währenddessen viel lieber neben dir sitzen und deinen Gesichtsausdruck sehen.«

Mein Herz macht einen Sprung. »Hast du vielleicht vor, mich auf irgendeine Art und Weise abzulenken, Joshua William Faraday?«

»Vielleicht.«

Ich grinse breit ins Telefon. »Ja, ich denke, das ist eine tolle Idee«, sage ich. »Beweg deinen tätowierten Arsch hierher, Playboy. Wir lesen das verdammte Ding gemeinsam – Zeile für Zeile. Und vielleicht, wenn du ganz nett zu mir bist, darfst du mich auch davon ablenken.«

Ich kann förmlich hören, wie er grinst.

»Ich bin gleich da«, sagt er.

Kat

In dem Moment, in dem Josh und ich das Gespräch beendet haben, scrolle ich wieder durch seinen Ordner Krankes Arschloch – nur dieses Mal langsamer. Es gibt ein paar wahnsinnig hübsche Frauen auf den Fotos, und er denkt, ich sei eine Art »Idealform« von ihnen? Damit will er mir doch nur schmeicheln.

Plötzlich halte ich inne.

Heiliger Bimbam.

Ich kenne eine der Frauen – von Werbeanzeigen für Victoria’s Secret und aus Modemagazinen. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ein sehr bekanntes Model ist. Ihr Name ist Bridgette irgendwas. Ist sie das bisexuelle Supermodel, das Josh angeblich hat abblitzen lassen? Sie muss die zweite Frau in dem Ordner sein, die nicht im Club war.

Ich blicke auf meine Uhr. Mist, Josh wird jeden Augenblick hier sein. Ich schließe den Ordner, ich will noch einen kurzen Blick auf die drei Fotos von ihm werfen, bevor er kommt. Aber aus einem plötzlichen Impuls heraus verschiebe ich den Ordner Krankes Arschloch in den Papierkorb und klicke dann auf Papierkorb leeren. Ups, da haben wohl meine Finger das Kommando übernommen.

Zurück zu meiner eigentlichen Mission. Ich klicke auf den Ordner Fotos Club-Anmeldung und öffne das erste der drei Bilder. Es ist ein Porträtfoto. Josh lächelt und sieht so charismatisch und selbstsicher aus wie eh und je. O Mann, diese Augen. Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen und sie betrachten. Er sieht wahnsinnig gut aus.

Ich klicke das nächste Foto an. Ein typisches Josh-Faraday-Bild. Er trägt einen perfekt sitzenden blauen Designeranzug und sieht aus wie aus einer Werbung für Hugo Boss oder für ein Männerparfüm. Lecker.

Ich öffne das dritte Foto und – bumm. Meine Eierstöcke explodieren förmlich. Auf dem dritten Bild ist Josh komplett nackt, und man sieht jeden Zentimeter seines muskulösen – und erregten – Körpers. Das Grinsen auf seinem Gesicht ist so anzüglich, dass es mein Blut vor Verlangen zum Kochen bringt. Manometer, wie Sarah immer so schön sagt. Allein bei seinem Anblick kann ich nicht mehr klar denken.

Ich klicke einfach auf Joshs E-Mail-Account und schicke mir selbst das Foto von seinem rattenscharfen Körper mit dem Megaständer. Dieser Kerl wird definitiv die Inspiration für viele zukünftige Orgasmen sein.

Wenn ich mir schon Fotos von seinem Computer an mich selbst schicke, kann ich mir doch auch genauso gut gleich die ganze Anmeldung mailen, oder? So kann ich sie auch später in meinem eigenen Bett lesen, falls er mich gleich davon ablenken sollte.

Als ich auf Senden klicke, taucht eine Nachricht in der oberen rechten Ecke von Joshs Bildschirm auf: Er hat eine E-Mail von jemandem namens Jennifer LeMonde mit dem Betreff »Hey, Süßer!« bekommen.

Mein Magen verkrampft sich.

Meine Mundwinkel zucken unwillkürlich.

Jenn.

O mein Gott, ich sollte das nicht tun – ich weiß, ich sollte es nicht tun. Aber man nenne mir eine Frau in meiner Lage, die diese verdammte E-Mail nicht lesen würde. Wenn es sie wirklich gibt, dann hat sie keinen Herzschlag und auch keine Vagina – oder zumindest keine Eier in der Hose.

Ich öffne die Mail.

Josh!, schreibt Jennifer LeMonde. Es ist sooo schade, dass du nicht mit mir nach NYC gekommen bist. Die Show meiner Mutter war fantastisch! Es hätte dir so gut gefallen! Die Kritiker sagen, sie wird für einen Tony nominiert. Und die Party danach war einfach der Hammer! Du hättest die ganzen Promis sehen müssen, die dort aufgetaucht sind! Ich hab ein Bild von mir und Mom auf der Party angehängt. Sie lässt dich übrigens grüßen. Sie kann sich noch sehr gut an dich erinnern – an damals, als wir alle zusammen in unserem Haus in Aspen waren.

Ich wollte mich nur kurz bei dir bedanken, dass du mich nach Reeds Party angerufen hast. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich bestürzt darüber, wie das an dem Abend alles gelaufen ist. Ich bin wirklich froh, dass wir es hinterher klarstellen konnten.

Ich habe über das, was du gesagt hast, nachgedacht, und ich verstehe dich total. Ich sehe das genauso. Wenn du also mal mit jemandem abhängen willst, der nicht gleich in die Luft geht wie eine Granate – wie diese eifersüchtige Schlampe (was für eine Drama-Queen, o mein Gott!) –, dann ruf mich einfach an. Ich bin mit deinem Vorschlag voll und ganz einverstanden. Wir treffen uns einfach, haben Spaß und schauen, wo es hinführt. Kein Stress. Nichts Ernstes.

Wie dem auch sei, nächstes Wochenende habe ich Geburtstag (die große 29!), und meine Mom lässt mich in unserem Haus in den Hamptons feiern. Ich werde jede Menge Freunde einladen, und ich will wirklich, dass du auch kommst. Kein Drama. Nur SPASS, SPASS, SPASS! Es wäre das beste Geburtstagsgeschenk der Welt, wenn du kommen könntest (und mich hoffentlich auch dazu bringst! Hihi!).

Ich weiß doch, wie sehr du auf meine hübschen Titties stehst (LOL!), deswegen habe ich auch ein ganz besonderes Bild von mir angehängt. Es soll dir dabei helfen, die Zeit zu überbrücken, bis du sie persönlich begutachten kannst (und noch einmal kneten, wenn du willst!). Danke noch mal, dass wir geredet haben. Wir sind definitiv auf derselben Seite. Keine Beziehung. Nichts Ernstes. Da bin ich voll und ganz deiner Meinung. XOXOXOXO Jenn.

Ich war noch nie in meinem Leben so wütend.

Ich würde sie am liebsten umbringen.

Und ihm danach die Eier abschneiden und sie über der Asche seines abgebrannten Hauses rösten. Und dann würde ich sie am liebsten, zwischen zwei Kekse geklemmt, essen.

Ich knirsche so fest mit den Zähnen, dass sie mir fast im Mund zerbröseln. Ich bin also die ›eifersüchtige Schlampe‹, ja? Hat sich Jenn diesen netten Spitznamen für mich ausgedacht, oder hat Josh sie darauf gebracht – vielleicht bei ihrer Unterhaltung nach Reeds Party? War das auch das Telefonat, in dem Josh vorgeschlagen hat, dass sie sich wieder treffen, damit er Jenns »hübsche Titties« noch einmal kneten kann?

Warum hat Josh sie nach Reeds Party angerufen, verdammt? Er hat mir erzählt, dass er absolut nichts von ihr will. Ist er in sein Zimmer zurückgeeilt, um ein bisschen Telefonsex zu haben, nachdem er sich meine Kotze von den Schuhen gewischt, mir das Haar gehalten und mich dann ins Bett gebracht hat?

Ich sollte diese E-Mail schließen, das sollte ich wirklich – das wäre das Intelligenteste, was ich tun könnte –, aber stattdessen quäle ich mich selbst weiter und klicke auf das erste Foto, das Jenn der E-Mail angehängt hat.

Ich quietsche auf.

Jenns Mom ist Gabrielle LeMonde?! Ich blinzle rasch mit den Augen, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Gabrielle LeMonde ist eine Ikone! Ich habe jeden ihrer verdammten Filme gesehen – nicht nur die Komödien, auch die richtig langweiligen, in denen sie mit diesem perfekten britischen Akzent gesprochen hat.

Jetzt wird mir klar, warum Josh überhaupt etwas mit Jenn angefangen hat. Wenn ich ein dreiundzwanzigjähriger Kerl mit dicken Eiern wäre, hätte ich Gabrielle LeMondes Tochter auch nicht von der Bettkante gestoßen – schon gar nicht, wenn sie so einen Körper hat wie Jenn. Und jetzt ergibt es plötzlich auch einen Sinn, dass Jenn mit Filmstars wie Isabel Randolph herumstolziert. O Gott, Jenns Kontaktliste muss sämtliche Hollywoodstars und -sternchen umfassen.

In meinem Kopf dreht sich alles. Ich würde mich am liebsten übergeben. Plötzlich registriere ich, dass Josh einer der begehrtesten Junggesellen der Welt ist. Heilige Scheiße. Bis zu diesem Moment war Josh einfach nur der Bruder von Sarahs Freund für mich – sein gut aussehender und reicher Bruder, sein witziger und gut gekleideter Bruder, sein verdammt scharfer und sexy Bruder. Sein Bruder, der es mir ermöglicht hat, in Vegas zu bleiben und meinen Job zu behalten. Sein Bruder, mit dem ich so guten Sex hatte, dass ich für einen Moment ohnmächtig geworden bin – aber eben doch einfach nur ein Bruder, der wie alle anderen mit einem Bein nach dem anderen in seine Jeans steigt (und der wahrscheinlich seinen Riesenpenis in dieser Jeans verstaut, bevor er den Reißverschluss zuzieht).

Aber jetzt stellt sich heraus, dass Josh sozusagen ein Gott unter den bekannten Männern dieser Welt ist. Er scheint in einem anderen Universum zu leben, in dem auch weltbekannte Schauspielerinnen und ihre Töchter leben. Und Models von Victoria’s Secret. Und Red Card Riot, verdammt. Wer zum Teufel ist dieser interessanteste Mann der Welt, der einfach mal so durchs ganze Land fliegen könnte, um auf die Geburtstagsparty einer Fickbekanntschaft zu gehen, die zufällig die Tochter von Gabrielle LeMonde ist? Das ist doch Wahnsinn!

Mir wird ganz übel.

Ich bin eigentlich eine selbstbewusste Frau – wahrscheinlich sogar selbstbewusster als die Durchschnittsfrau, wenn ich ehrlich bin –, aber wie konnte ich so vermessen sein zu denken, dass ein Kerl wie er sich ausgerechnet mich aussucht? Ich verdrehe die Augen, auch wenn es keiner sehen kann. Ich hatte immer eine ziemlich hohe Meinung von mir selbst (was ich normalerweise nicht laut zugebe), doch plötzlich komme ich mir zwischen all den Frauen, die in Joshs Welt leben, mehr als durchschnittlich vor. Und total naiv. Hat Josh mich die ganze Zeit nur verarscht? Gibt er jedem Mädchen das Gefühl, etwas Besonderes zu sein? War ich eine totale Idiotin?

O Gott, meine Augen füllen sich mit Tränen. Warum komme ich mir auf einmal wieder so vor, als stünde ich vor Garrett Bennetts Tür und würde total gedemütigt werden? Ich hole tief Luft, um mich selbst zu beruhigen.

Ich sollte Jenns E-Mail sofort schließen. Es lässt mich an allem, was zwischen Josh und mir war, zweifeln. Er war mir gegenüber einfach nur unglaublich. Großzügig. Aufmerksam. Liebevoll. Leidenschaftlich. Ich benehme mich wie eine Verrückte. Was ist schon dabei, dass Jenns Mutter Gabrielle LeMonde ist? Das ändert gar nichts. Warum lässt mich das so ausflippen? Ich sollte Joshs Laptop schließen und sofort damit aufhören.

Aber das tue ich nicht.

Stattdessen tue ich genau das Gegenteil: Ich öffne das zweite Foto, das Jenn an die E-Mail angehängt hat.

O mein Gott, verdammt.

Mir ist schon schlecht geworden, als ich das Foto von Jenn mit ihrer berühmten Mutter gesehen habe, aber jetzt könnte ich tatsächlich kotzen.

Es ist ein Nacktselfie von Jenn. Sie grinst breit in die Kamera und schiebt ihre »hübschen Titties« ins Bild – offensichtlich eine Einladung an Josh, sie noch einmal zu kneten.

Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ist Jenn eine total verzweifelte Frau, die einem Kerl nachläuft, der ihr zweifellos klargemacht hat, dass er nichts von ihr will? Oder ist sie ganz im Gegenteil eine Frau, die einem Kerl nachläuft, der mit ihr geschlafen und ihr danach Hoffnungen gemacht hat? Josh hat mir gesagt, dass er nichts von Jenn will. Und trotzdem hat er sie nach Reeds Party angerufen. Warum hat er das getan? Und was für einen »Vorschlag« hat er ihr gemacht, als sie geredet haben? Plötzlich weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.

Mein Herz schlägt wie wild. Ich wische mir über die Augen. Ich weine nie, und ich werde jetzt nicht damit anfangen. O nein. Es ist so untypisch für mich, eifersüchtig und unsicher zu sein. Ich hasse mich selbst dafür. Ich benehme mich wie eine Pussy. Ich muss mich zusammenreißen. Ich muss aufhören, mir darüber Gedanken zu machen. Josh Faraday ist nicht mein fester Freund (auch wenn ich mir das zugegebenermaßen wünsche), und ich bin nicht seine Freundin. Ich habe kein Recht dazu, mich so zu fühlen. Der Mann kann tun und lassen, was er will.

Nein, kann er nicht. Er gehört mir! Nur mir.

Ich klappe Joshs Laptop zu und stelle ihn auf den Tisch. Ich muss hier raus. Josh wird jeden Augenblick hier sein, um mich davon »abzulenken«, seine Anmeldung zu lesen, und ich habe im Moment das Gefühl, dass ich komplett ausflippen und Dinge sagen werde, die ich später bereue.

Ich will gerade gehen, da öffnet sich die Tür der Suite.

Josh stürmt ins Zimmer. »Hey, Wildes-Partygirl mit Bindestrich«, sagt er und hält fröhlich ein Päckchen Kondome in die Luft. »Kann ich dich ein bisschen vom Lesen ablenken?«

Ich gehe an Josh vorbei zur Eingangstür. Meine Augen brennen, mein Mund bleibt geschlossen.

»Kat?«

Ich reiße die Tür auf, als würde ich das verdammte Ding aus den Angeln heben wollen.

»O Scheiße«, sagt Josh. »Du hast die Anmeldung ohne mich gelesen?« In seiner Stimme liegt Panik. »Verdammt, Kat. Lass es mich erklären. Genau deswegen wollte ich nicht, dass du dieses blöde Ding überhaupt liest.«

Josh

»Kat, komm schon!«, rufe ich ihr hinterher, aber sie marschiert weiter den Gang entlang Richtung Fahrstuhl. Dabei fuchtelt sie wild mit ihren Armen. Ich habe ein Déjà-vu. Wie oft muss ich dieser Furie denn noch auf einem Gang hinterherlaufen, verdammt? »Kat, so schlimm war es auch nicht.«

Aber sie bleibt nicht stehen. Sie drückt den Fahrstuhlknopf, dreht mir den Rücken zu und wartet mit verschränkten Armen auf den Lift.

»Du kannst doch unmöglich so sauer sein. Was ist denn los, verdammt?«

Sie wirbelt herum, und ich bemerke schockiert, dass ihr Tränen über die Wangen laufen.

Jetzt steigt Panik in mir auf. Meine Anmeldung hat sie zum Weinen gebracht? Scheiße. Ich habe die Situation offensichtlich total falsch eingeschätzt. Ich bin verwirrt. »Kat«, sage ich, und das Herz wird mir schwer. »Ich weiß, dass alles, was ich in meiner Anmeldung geschrieben habe, total idiotisch, verbissen und krank rüberkommt. Aber mein Herz war gebrochen, als ich diese ganze Scheiße geschrieben habe.« O Mann, die Worte purzeln einfach so aus meinem Mund. »Ich hatte gerade eine dreijährige Beziehung hinter mir, es ist nicht gut geendet«, stammle ich. »Ich werde nicht im Detail erzählen, was alles passiert ist, aber glaub mir, ich hatte einiges zu bewältigen.« Ich hole tief Luft. »Ich war am Boden zerstört, um ehrlich zu sein – ich bin mir vorgekommen, als würde etwas mit mir ganz und gar nicht stimmen, und ...« Mein Herz rast. Ich muss schlucken. »Aus Gründen, die ich hier nicht nennen will, war es mir nicht möglich, die Dinge, über die ich geschrieben habe, mit meiner Freundin zu machen. Und das war natürlich okay, denn ich hätte sie nie zu etwas gedrängt, mit dem sie sich nicht wohlfühlt – niemals. Aber als wir uns getrennt haben – oder besser gesagt, als sie mich betrogen hat, anstatt den Anstand zu haben, sich wirklich von mir zu trennen –, habe ich mir gedacht: Was soll’s? Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, mach Limonade draus. Also habe ich mich für einen Monat im Club angemeldet und mitgenommen, was ich kriegen konnte. Dadurch wollte ich wieder einen klaren Kopf bekommen. Und ich bereue nichts, denn es hat tatsächlich funktioniert – ich habe einen klaren Kopf bekommen, und jetzt geht es mir wieder gut.« Shit. Ich zittere richtig. Ich rede wirres Zeug. Ich bin völlig außer Atem. Ich zwinge mich dazu, den Mund zu halten.

Kats Tränen sind getrocknet. Sie blickt mich so fassungslos an, als würden mir Finger aus dem Kopf wachsen.

»Um ehrlich zu sein«, fahre ich fort, obwohl ich weiß, dass ich besser still sein sollte, »ich habe nicht damit gerechnet, dass dich meine Anmeldung derart aus der Fassung bringen würde. Ich gebe zu, ich wollte sie dir nicht geben, aber nicht, weil ich mich für das, was ich geschrieben habe, schäme, sondern weil ich dir die ganze Sache mit Emma nicht erklären wollte. Ich schäme mich nicht dafür, mich im Club angemeldet zu haben, Kat. Ich war Single. Es war ein Monat meines Lebens. Niemand wurde verletzt – ganz im Gegenteil.« Ich trete von einem Fuß auf den anderen. Verdammt, ich habe das Gefühl, ich reite mich immer tiefer in die Scheiße. »Im Ernst«, fahre ich fort und beschließe, dass Angriff die beste Verteidigung ist, »ich bin schockiert, dass du so wütend bist. Jetzt, da ich dich kennengelernt habe – oder zumindest dachte ich, dass ich dich kenne –, war ich sogar der Meinung, du würdest all das verstehen, was ich geschrieben habe. Oder zumindest das meiste davon.« Meine Stimme bricht trotz meiner Bemühungen, ruhig und gefasst zu klingen. Ich reibe mir über die Stirn. »Ich dachte sogar, dass dich etwas davon anmacht.«

Sie schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Hinter Kat klingelt die Fahrstuhltür und öffnet sich. Aber zum Glück rührt sich Kat nicht von der Stelle und lässt die Türen wieder zugehen.

Was ist mit der Frau passiert, die mir diese fantastische Anmeldung für den Josh-Faraday-Club geschrieben hat? Die Frau, die am Boden zerstört war, weil irgend so ein Arschloch sie eine Schlampe genannt und gesagt hat, dass sie keine Frau zum Heiraten sei? Wo ist die Frau hin, die zugegeben hat, dass sie jede Menge verrückte Sexfantasien hat, verdammt? Ich dachte wirklich, meine kranken Vorstellungen würden sie anmachen. Und wo zum Teufel ist die Frau hin, die auf einem Sybian geritten ist, bis sie zum Höhepunkt kam und förmlich ohnmächtig wurde? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jene Frau mit Tränen auf meine Anmeldung reagiert. Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar. Shit, ich komme mir vor, als würde ich die letzte schreckliche Unterhaltung mit Emma noch einmal durchleben.

»Sag mir bitte, warum du weinst«, sage ich und versuche, nicht allzu panisch zu klingen. »Ich dachte wirklich, du würdest meine Anmeldung verstehen.«

»Josh«, beginnt Kat, hält dann aber wieder inne.

Mir wird ganz schlecht, weil ich nicht weiß, was jetzt kommt. Ich mache mich auf alles gefasst.

»Ich habe deine Anmeldung nicht gelesen«, sagt sie leise. »Du hast da was missverstanden.«

Ich schließe die Augen. O Gott, ich wünschte, ich könnte jedes Wort, das ich gesagt habe, wieder zurück in meinen verdammten Mund stopfen. Ich öffne die Augen wieder. Fuck.

»Ich habe angefangen, sie zu lesen, ja«, fährt sie fort. »Aber dann habe ich dich angerufen, als ich zu dem Teil mit den drei Fotos gekommen bin. Und dann habe ich deinen Ordner Krankes Arschloch gesehen – den ich übrigens gelöscht habe. Tut mir leid, aber manchmal bin ich etwas impulsiv.« Sie holt tief Luft. »Und dann bin ich in deinen E-Mail-Account gegangen, um mir das Nacktfoto von dir mit dem riesigen Ständer zu schicken, ach ja, und deine Anmeldung habe ich mir auch gleich weitergeleitet. Tut mir leid, wenn dich das wütend macht, aber so bin ich nun mal. Und als ich in deinem Account war, hast du eine Mail bekommen.« Sie verzieht angewidert ihr Gesicht. »Deswegen weine ich, Josh. Wegen der verdammten E-Mail.«

Ich kriege kaum noch Luft. »Welche E-Mail?«

Ihre Augen füllen sich wieder mit Tränen, und sie wischt sie fort. »Eine E-Mail von Jenn – deiner ehemaligen Affäre.«

Jetzt stellen sich mir die Nackenhaare auf.

»Lass mich dir eines sagen«, wütet Kat weiter. »Wenn eine Frau total auf dich steht, und du hältst sie dir warm, obwohl du nichts von ihr willst, dann bist du kein Playboy mehr, sondern ein Arschloch.«

»Wie bitte?«

»Außer natürlich, du willst doch etwas von ihr und hast mich die ganze Zeit verarscht – in diesem Fall wärst du nicht nur ein Arschloch, sondern auch noch ein verdammter Lügner.«

»Wovon redest du, Kat?«, frage ich verwirrt. »Was hat Jenn in ihrer Mail geschrieben?« Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und scrolle panisch durch mein Postfach. Und da ist sie – eine Mail von Jenn. Ich überfliege sie kurz und versuche, Jenns Nachricht mit Kats Augen zu lesen. »O Gott«, stammle ich. »Nein, nein, nein. Jenn hat mich total falsch verstanden«, rufe ich. »Ich habe sie angerufen, um ihr zu sagen, dass ich nichts von ihr will – ich schwöre bei Gott, das habe ich zu ihr gesagt.«

»Jenn denkt aber anscheinend, dass du ihr zwischen den Zeilen vorgeschlagen hast, ihre ›hübschen Titties‹ zu ›kneten‹ – noch einmal.« Ihre Nasenflügel beben. Ihr Gesicht ist feuerrot. Im Moment sieht sie aus wie ein feuerspeiender Drache.

So ein Mist. Ich schaue mir Jenns E-Mail noch einmal an, und mein Herz klopft wie wild. »Kat, nein. Ich habe ihr überhaupt nichts vorgeschlagen. Ich habe Jenn gesagt, dass ich nichts von ihr will. Ich habe gesagt, dass ich nicht auf der Suche nach einer Beziehung bin.«

»Du denkst vielleicht, dass du das zu ihr gesagt hast, aber ganz offensichtlich ist das nicht der Fall. Denn sie geht ja wohl davon aus, dass sie immer noch eine Chance bei dir hat, Josh. Und wenn es um dich geht, greift sie offenbar nach allem, was sie kriegen kann.«

»Warte einen Moment. Lass mich die Mail noch mal lesen.«

»Ich frage mich, ob du überhaupt jemals ehrlich bist, was die Frauen angeht. Sagst du denn überhaupt irgendwann einmal, was wirklich Sache ist, oder drehst du die Dinge immer so, dass du niemals die Gefühle von jemandem verletzt? Oder hältst du dir vielleicht alle Optionen offen?«

»Jetzt warte doch mal einen Moment, Kat. Lass es mich noch einmal lesen.«

Kat presst ihre Lippen aufeinander und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie funkelt mich böse an. »Es ist mir egal, wenn ein Mann rumhurt, wenn er nur ehrlich dabei ist. Ich meine, solange er nicht jede schwängert oder Geschlechtskrankheiten überträgt. Aber Lügner kann ich absolut nicht ausstehen.«

»Verdammt, Kat. Würdest du bitte nur eine Minute deinen Mund halten? Du führst dich wie eine Verrückte auf.« Ich blicke wieder auf mein Handy und lese die Mail erneut, während Kat innerlich kocht. »Okay, da liegt offensichtlich ein großes Missverständnis vor«, sage ich, als ich fertig bin.

»Vergiss nicht, einen Blick auf die Fotos zu werfen, die sie dir geschickt hat«, sagt Kat. »Sie sind fantastisch.«

Ich wäre ein Idiot, wenn ich die Fotos öffnen würde, während Kat neben mir steht, das weiß ich. Aber ich tue es trotzdem. Warum? Weil ich anscheinend genauso verrückt bin wie sie.

Ich öffne das erste Bild. Es zeigt Jenn und ihre berühmte Mutter, sie stehen Wange an Wange nebeneinander.

»Ja und?«, sage ich. »Wen interessiert’s, dass Jenns Mom ...«

»Öffne das zweite, Josh.«

Ich verdrehe die Augen und öffne das zweite Bild. O wow. Hallo, Jenns wunderschöne Titten. Ja, diese Frau hat wirklich Wahnsinnsbrüste, das muss ich schon zugeben. Na und? Ich blicke zu Kat und will ihr sagen, dass sie sich entspannen soll, aber sie schäumt vor Eifersucht. Wenn sie eine Comicfigur wäre, wäre ihre Haut jetzt grün und aus ihren Ohren würde Qualm kommen.

Ich muss ein Grinsen unterdrücken und denke an den kleinen Vortrag, den Kat mir gehalten hat – dass sie niemals eifersüchtig wird. Das war doch alles Blödsinn. Ich will etwas sagen, aber bevor ich den Mund öffnen kann, geht sie mich schon wieder an.

»Erzählst du den Frauen immer das, was sie hören wollen, Josh? Das will ich nur wissen. Was mich zu der Eine-Million-Dollar-Frage bringt: Hast du mir auch nur erzählt, was ich hören wollte?«

Mein Bedürfnis zu grinsen verschwindet. »Jetzt mach aber mal ’nen Punkt, Kat. Ich war immer hundertprozentig ehrlich zu dir, und das weißt du.«

»Ich bin mir nicht mehr sicher. Du sagst mir die ganze Zeit, dass ich die schönste Frau bin, mit der du jemals zusammen warst, und dann sehe ich, dass du schon mit einem Victoria’s-Secret-Model geschlafen hast.«

»Ja und?«, frage ich.

»Das zeigt mir, dass du mir nur Honig ums Maul geschmiert hast.«

»O mein Gott. Du bist wütend, weil ich gesagt habe, dass du hübscher bist als ein Model von Victoria’s Secret?« Ich hole tief Luft und versuche, meinen Ärger runterzuschlucken. »Warum tust du das? Ich habe dir doch auch nicht die Hölle heiß gemacht wegen Cameron Schultz oder irgendeinem anderen Kerl, mit dem du geschlafen hast – und scheinbar gibt es eine Menge davon.«

O Scheiße, den letzten Teil des Satzes hätte ich wohl besser für mich behalten sollen. Wenn Blicke töten könnten ...

»Vielleicht hättest du ja anders reagiert, wenn Cameron mir ein Foto von seinen Eiern geschickt und mich gebeten hätte, sie zu ›kneten‹!« Ihre Augen werden groß. »Noch einmal!«, ruft sie.

Jetzt kann ich mir das Lachen kaum verkneifen. Sie ist gerade so süß.

Kat schäumt immer noch vor Wut. »Willst du wissen, warum mir Cameron so ein Foto nicht schickt?«, fährt sie fort. »Weil ich ihm klar und deutlich gesagt habe, dass ich nichts von ihm will!«

»O ja, Kat – du bist ja immer so ehrlich. Lass uns doch mal über deinen kleinen Vortrag reden, den du mir gehalten hast. Dass du niemals eifersüchtig wirst, wenn du nicht in einer festen Beziehung bist. Hm? Was ist damit?«, schnaube ich. »Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, als ich mit Jenn geredet habe. Aber wenn, dann nur deshalb, weil ich sie nicht verletzen wollte. Ich habe versucht, nett zu sein.«

Sie knirscht mit den Zähnen. »Was soll das denn bedeuten? Du denkst also, ich bin nicht nett?«

Ich überlege kurz. »Nein, ich ... ich denke, dass du sehr nett bist. Es ist bloß ...« Warum nur habe ich das Gefühl, dass ich mich immer mehr verrenne? »Es ist bloß, du weißt schon. Du bist ein Skorpion«, sage ich.

Sie schaut mich verwirrt an.

»Gott hätte dich nicht mit einem Stachel am Schwanz ausgestattet, wenn er nicht gewollt hätte, dass du ihn auch manchmal benutzt, richtig?«

Sie blickt mich mit offenem Mund an.

»Aber das ist in Ordnung. Ich mag deinen Stachel.« O Mann. Ich tue mir hier wirklich keinen Gefallen. Okay, noch einmal von vorn. Und wieder ist Angriff die beste Verteidigung. »Herrgott, Kat«, sage ich. »Du bist genau wie mein Bruder – körperlich perfekt, ohne es überhaupt zu wissen. Und du bist auch genauso hilfsbedürftig wie er.« Ich schüttle den Kopf. »Kat, du bist wirklich wunderschön. Das habe ich dir schon gesagt. Ich hätte dich selbst nicht besser erschaffen können. Aber anscheinend bist du auch total durchgeknallt. Du treibst mich wirklich in den Wahnsinn.«

Ihre Wangen werden rot.

Kurzes Schweigen.

»Normalerweise bin ich nicht so verrückt«, sagt sie leise. Sie verzieht ihr Gesicht. »Irgendetwas passiert mit mir, wenn ich in deiner Nähe bin.« Sie wirft ihre Hände in die Luft. »Okay, ich bin eine Idiotin. Das weiß ich. Es tut mir leid.« Sie atmet tief ein und presst dann ihre Lippen zusammen. »Ich sag dir was. Ich gehe jetzt runter zu Henn und mache das Foto für meinen Oksana-Ausweis, okay? Und während ich das tue, bleibst du hier und antwortest Jenn. Sag ihr ein für alle Mal, was Sache ist. So klar und deutlich wie möglich.«

»Ich will nichts von ihr, Kat. Das weißt du.«

Sie blickt mir in die Augen. »Freut mich, das zu hören. Nachdem ich das Foto mit Henn gemacht habe, werde ich mich an einen Blackjack-Tisch setzen, einen Whiskey trinken und versuchen, die Kontrolle über mich wiederzugewinnen. Es tut mir leid, dass ich sie verloren habe – diese E-Mail hat mich einfach aus der Bahn geworfen.«

»Warum?«, will ich wissen. »Ich habe dir doch schon erzählt, dass ich mit Jenn im Bett war. Und ja, okay, ich habe dabei mein Gesicht in ihren Titten vergraben. Da kannst du mir keinen Vorwurf machen.« Ich grinse. »Sie sind ja auch wirklich schön.«

Kat presst ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.

»Kat, wie gesagt, sie bedeutet mir nichts. Ich habe sie nur angerufen, weil ich es ihr auf der Party versprochen habe, als ich sie praktisch über den Haufen gerannt habe, weil ich deine Schuhe und deine Tasche holen wollte.«

Wieder entsteht eine kurze Pause.

»Ich verstehe nicht, warum du so reagierst«, sage ich.

Kat blickt zur Decke und dann wieder zu mir. Ihr Gesichtsausdruck wird plötzlich sehr emotional. »Sag mir bitte hier und jetzt, ob du mich verarschst, wie Garrett Bennett es getan hat«, presst sie hervor. Tränen fließen ihr über die Wangen, und sie wischt sie schnell weg.

»Darum geht es hier?«

Sie nickt.

Ich verdrehe die Augen. »Nein«, sage ich entschlossen. »Natürlich nicht. Das sollte ich dir gar nicht erst sagen müssen.«

Sie wischt sich erneut über die Augen. »All diese Frauen, Josh.« Sie blickt wieder an die Decke, als wolle sie ihre Tränen daran hindern, aus den Augen zu fließen. »Es ist mir wirklich egal, dass du schon mit vielen Frauen geschlafen hast. Es ist nur ... du kannst jede Frau haben, die du willst – jede. Die Tochter von Gabrielle LeMonde ...«

Ich schnaube laut auf.

»Ein Victoria’s-Secret-Model.«

»Der Teufel in Person mit Batteriesäure im Herzen.«

Kat beißt sich auf die Lippe und unterdrückt offensichtlich ein Grinsen. »Emma.«

»Die Frau, die mich ein krankes Arschloch genannt hat und dann mit einem Kerl davongelaufen ist, der sein eigenes Polopony besitzt und eine verdammte Ascotkrawatte trägt.«

Ich kann Kats Blick nicht deuten.

»Ich bin ganz offensichtlich völlig von der Rolle«, sagt sie. »Es tut mir leid.« Sie holt tief Luft. »Ich werde jetzt einen Drink zu mir nehmen und Blackjack spielen, während du auf Jenns E-Mail antwortest. Sie ist eine Zicke, versteh mich nicht falsch, aber auch Zicken haben Gefühle, und sie verdient eine ehrliche Antwort. Lass mich nach unten gehen, damit ich mich wieder sammeln kann, okay? Es tut mir wirklich leid, dass ich so ausgeflippt bin.«

Sie dreht sich um und drückt mit hängenden Schultern den Fahrstuhlknopf.

Verdammt noch mal! Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, Jenn eine E-Mail zu schreiben. Es gibt nur eines, was ich jetzt tun möchte: mein scharfes Partygirl küssen.

Ich gehe mit glühenden Wangen und einem Kloß im Hals auf Kat zu. Mein Penis ist schon wieder steinhart. Ich packe sie an den Schultern, drehe sie zu mir herum und küsse sie leidenschaftlich. »Ich verarsche dich nicht, Kat«, murmle ich an ihren Lippen. »Das verspreche ich dir.«

Kat

Innerhalb weniger Sekunden hat sich der Kuss zwischen Josh und mir so hochgeschaukelt, dass wir nur noch übereinander herfallen möchten. Josh tritt einen Schritt zurück und verschlingt mich förmlich mit seinem Blick. Er drückt mich gegen die Wand, zieht meinen Minirock nach oben und meinen Slip nach unten.

Ich zittere vor Erregung. Mein Kopf prallt gegen die Wand, aber sogar dieser Schmerz fühlt sich gerade absolut fantastisch an. Ich hyperventiliere fast vor Erregung. »Josh«, keuche ich, schiebe meine Hand in seine offene Hose und greife nach seinem harten Penis. »Es tut mir leid. Ich bin total durchgeknallt.«

»Das bist du wirklich.«

Ich muss lachen.

»Ich bin nicht wie Garrett Bennett, Kat«, seufzt er. »Das würde ich dir nie antun.«

»Ich weiß. Keine Ahnung, warum ich so ausgeflippt bin«, sage ich. »Tut mir leid.«

»Ist schon in Ordnung. Anscheinend steh ich ja drauf, wenn du ausrastest.«

Hektisch greift er in seine Hosentasche, holt aber nur die Keycard von Jonas’ und Sarahs Suite hervor. Er probiert es in der anderen Tasche, aber die ist leer. »Verdammt«, sagt er. »Ich muss die Kondome auf dem Tisch in der Suite liegen gelassen haben.«

»Wir brauchen keins«, sage ich und fasse ihm wieder in den Schritt. »Ich nehme die Pille. Ich bin clean. Schlaf jetzt einfach mit mir.« Erregt winde ich mich unter seinem Blick.

Ohne ein weiteres Wort drückt er mich wieder gegen die Wand und dringt heftig in mich ein.

»Du fühlst dich so verdammt gut an«, sagt er und bewegt seine Hüften genau so, wie er es an dem Abend auf der Tanzfläche getan hat.

Ich stöhne auf und zittere vor Verlangen und Lust.

»Ich liebe das Gefühl deiner Pussy um meinen Schwanz, ohne dass etwas dazwischen ist.« Er beißt mich sanft in den Hals. »Du hast eine magische Pussy, Kat.«

O Gott, ich liebe es, wenn er mir so schmutzige Dinge ins Ohr raunt.

Nachdem er ein paar Minuten lang immer wieder in mich eingedrungen und mir erregt ins Ohr geflüstert hat, mache ich ein Geräusch, als hätte ich mir die Hand an der Herdplatte verbrannt. Er stöhnt als Antwort und hört nicht auf, seine Hüften zu bewegen.

»Du bist immer so feucht. O Mann, so wahnsinnig feucht.«

»Ich werde schon feucht, wenn du nur in meine Nähe kommst«, keuche ich.

Er gibt ein langes, tiefes Stöhnen von sich, das so sexy ist, dass sich mein ganzer Körper zusammenzieht.

»Ich kann nicht genug von dir bekommen. Ich war noch nie so besessen von jemandem.«

Plötzlich fängt meine ganze Haut zu kribbeln an. »O Gott«, sage ich. »Ich komme.« Für einen kurzen Moment fühlt es sich so an, als müsse ich mich übergeben. Mein ganzes Inneres zieht sich zusammen und verkrampft sich. »O ja!«

»Komm schon, Baby.« Er küsst mich aufs Ohr und umfasst meine Brust. »Komm schon.«

»O shit!« Ich kralle meine Finger in seine Brust und ziehe mit der anderen Hand an seinen Haaren. Ich verschlinge seine Lippen förmlich mit meinen, als mein Körper vor Lust zu explodieren scheint. Ich kann einfach nicht genug bekommen von diesem Gefühl. Ich kann von diesem Mann einfach nicht genug bekommen.

»Du bist der Wahnsinn«, sagt er mit heiserer Stimme und stößt jetzt immer härter zu. »Du fühlst dich so gut an.«

Ich werde total überwältigt. Ich weiß nicht mehr, wo ich bin. Es ist, als wären Josh und ich schwerelos und würden miteinander davonfliegen. Ich bin wie berauscht. Berauscht von seinem harten Schwanz, der immer wieder in mich eindringt. Berauscht von seinem Duft, dem Geschmack seiner vollen Lippen, dem Geräusch seines Stöhnens in meinem Ohr. Er überwältigt mich auf jede erdenkliche Art und Weise.

Moment, ich glaube, ich habe noch etwas außer Joshs Stöhnen gehört.

»Kat, du fühlst dich so verdammt gut an«, sagt Josh und bewegt seine Hüften immer schneller. »So feucht, so eng. O Mann.«

Was war das für ein Geräusch? Fast wie eine Klingel.

Bevor mein Gehirn mir die passende Antwort liefert – »Ja, du Dummkopf, das war der Fahrstuhl!« –, ertönt Henns erschrockene Stimme im Gang. »O verdammt! Ah!«

Ich erstarre beim Klang von Henns Stimme, aber Josh hört nicht auf. Im Gegenteil, er dringt immer heftiger und schneller in mich ein und gibt dann einen Laut von sich, der mir signalisiert, dass er sich mitten in einem äußerst befriedigenden Orgasmus befindet.

Ich halte die Luft an und schließe meine Augen. Ich werde überwältigt von Joshs Orgasmus und meiner Scham darüber, dass Henn uns erwischt hat.

Ich höre, wie sich die Fahrstuhltüren wieder schließen. Dann höre ich nur noch Joshs Keuchen in meinem Ohr. Vorsichtig öffne ich ein Auge und schiele zu Josh. Er starrt mich an, sein Gesicht schweißnass, sein Blick vernebelt. Ich schaue über seine Schulter in Richtung Fahrstuhl. Mein Puls rast, und meine Klit pocht immer noch durch die Nachwehen des Orgasmus. Die Türen sind geschlossen. Josh und ich sind alleine im Gang. Henn ist nirgendwo zu sehen.

Ich werfe wieder einen Blick auf Josh, und mein Gesicht glüht vor einer seltsamen Mischung aus Scham und Erregung. Wir schauen uns beide lange schweigend an, seine Brust hebt und senkt sich mit meiner im Einklang. Einen Moment später verziehen sich Joshs Mundwinkel zu einem schwachen Grinsen.

»Also, das war jetzt peinlich«, sagt er.

Und dann brechen wir beide in schallendes Gelächter aus.

Kat

»Ich will mich nur kurz abduschen«, murmle ich und ziehe mir meinen Stringtanga wieder hoch. »O Mann, Josh, das war heftig.«

Er lacht. »Tut mir leid. Nein, eigentlich nicht.« Er holt sein Handy aus der Tasche. »Ich werde Henn nur schnell schreiben, dass wir gleich unten sind. Er ist bestimmt hier raufgekommen, weil er mit dir das Passfoto machen wollte.«

»Das ist mir so peinlich.«

Josh schnaubt. »Ach was, er wird es verkraften.« Er blickt auf sein Handy. »Oh, er hat mir schon geschrieben. Sieh mal einer an.«

Ich zucke zusammen. »Was hat er geschrieben?«

»Er hat geschrieben: ›Wo zum Teufel seid ihr? Schreibt mir, wo ich euch finden kann.‹« Josh lacht auf. »Ich glaube, er hat seine Antwort bekommen.«

Josh tippt eine Antwort und lacht dabei in sich hinein.

»Was schreibst du ihm?«

»Dass wir in ein paar Minuten unten sein werden.«

»O gut, ich dachte schon, du schreibst ...«

»Und dass ich seine Nachricht zu spät gelesen habe, weil du und ich damit beschäftigt waren, das gute alte Einauge zum Optiker zu bringen.«

»Das hast du nicht geschrieben!«

Er zeigt mir sein Telefon. Doch, genau das hat er geschrieben.

»Josh!«

Er lacht. »Hey, nichts ist in einer peinlichen Situation besser als Humor. Glaub mir, ich muss es wissen. Ich habe schon mein ganzes Leben lang mit peinlichen Situationen zu tun.«

»O Josh.« Ich bedecke mein Gesicht mit den Händen.

»Kat, der Mann hat gesehen, wie ich dich an die Wand gedrückt genommen habe. Ich denke nicht, dass ihn meine Nachricht überraschen wird.« Als ich nicht in Joshs Lachen einstimme, legt er seine Nase an mein Ohr. »Ach, komm schon, Baby. Er wird es überleben. Henn steht zwar total auf dich, aber er ist auch ein großer Junge.« Er streicht mir die Haare hinter die Schulter und küsst meinen Nacken. »Vielleicht hilft es ihm sogar, dich schneller zu vergessen.« Joshs Handy vibriert in seiner Hand, und er wirft einen Blick darauf. »Henn schreibt: ›Wir treffen uns in einer Stunde. Bei einer Augenuntersuchung sollte man sich nicht hetzen.‹« Josh lacht laut auf. »Siehst du? Was habe ich dir gesagt? Der kleine Henny hat sich bereits von dem Schock erholt.«

»Ist es dir gar nicht peinlich, dass Henn uns erwischt hat?«

»Doch, natürlich ist es mir peinlich. Vor Henns Augen Sex zu haben steht auf meiner To-do-Liste nicht gerade an erster Stelle. Aber deswegen werde ich jetzt keine schlaflosen Nächte haben. Zumindest hatte ich Sex mit einer wunderbaren Frau und nicht mit einer Ziege. Jedenfalls nicht dieses Mal.«

»Haha. Mach jetzt keine blöden Witze, Josh. Ich habe deine perverse Anmeldung immer noch nicht gelesen. Wo wir davon sprechen: Warum habe ich deine perverse Anmeldung immer noch nicht gelesen?«

»Hey, ich habe sie dir gegeben. Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt. Wenn du sie noch nicht gelesen hast, dann ist das deine Sache.«

»Wie schaffst du es nur immer wieder, mich abzulenken? Bist du eine Art teuflisches Genie?«