The Fae Princes - Nikki St. Crowe - E-Book

The Fae Princes E-Book

Nikki St. Crowe

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Beschreibung

Ich hielt Peter Pan für einen Mythos und Nimmerland für ein Märchen. Ein Märchen, erfunden von meiner Mutter, die vor langer Zeit ihren Verstand verloren hatte. Aber Peter Pans Schatten war unübersehbar in meinem Haus. Pan nahm mich mit nach Nimmerland, und irgendwie fand ich meinen Platz zwischen ihm und den Verlorenen Jungs. Ich blickte nie zurück. Jetzt bin ich mit ihm in einen Krieg verwickelt, aus dem es kein Entkommen gibt. Wir dachten, wir hätten unsere Feinde besiegt. Wir dachten, wir hätten endlich unser Happy End. Aber es gab einen Feind, den wir nicht kommen sahen. Eine Fee, die nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hat.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Was bisher geschah …

Nikki St. Crowe

 

THE FAE PRINCE

Vicious Lost Boys

Band 4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

The Fae Princes

 

 

Copyright © 2023. The Fae Princes (Vicious Lost Boys) by Nikki St. Crowe

Published by Arrangement with Nikki St. Crowe

 

Dieses Werk wurde vermittelt durch die

Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH,

30161 Hannover.

 

Deutschsprachige Ausgabe © 2025. The Fae Princes

VAJONA Verlag GmbH

 

 

Übersetzung: Ronja Waehnke

Korrektorat: Alexandra Gentara und Patricia Buchwald

Coverumschlagsrechte liegen bei Nikki St. Crowe

 

Satz: VAJONA Verlag GmbH, Oelsnitz

unter Verwendung von Motiven von Canva

 

VAJONA Verlag GmbH

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für all die Mädchen, die den Klang eines stummen Schreis kennen.

 

 

 

 

 

Hinweis

 

Die Vicious Lost Boy-Reihe ist eine Neuinterpretation von Peter und Wendy, in der alle Figuren Erwachsen und nun achtzehn Jahre oder älter sind. Es ist kein Kinderbuch und die Charaktere sind keine Kinder.

Der Inhalt dieses Buches kann für manche Leserinnen und Leser triggernd sein. Wenn ihr mehr über die Triggerwarnungen in Nikkis Werken erfahren wollt, besucht ihre Website.

 

 

 

 

 

 

 

»Peter war nicht wie andere Jungs; aber wenigstens hatte er Angst. Ein Zittern durchfuhr ihn, wie ein Beben, das über das Meer geht; aber auf dem Meer folgt ein Beben auf das andere, bis es Hunderte davon gibt …«

 

J. M. Barrie

Was bisher geschah …

Winnie Darling trägt den Dunkellandschatten in sich. Doch niemand weiß davon, außer Cherry. Der Schatten schwächt sie nach und nach, doch die Jungs können ihr nicht helfen, wenn sie nicht wissen, was mit ihr los ist.

Pan geht mit Winnie zur Lagune, die heilende Kräfte haben soll und danach in die Stadt in die Ox & Mead-Taverne. Dort treffen sie auf die Rimaldi-Familie und Roc. Eines kommt zum anderen und plötzlich bekämpfen die zwei Parteien sich, bei dem die Königin und die Prinzessin der Rimaldis durch Winnies Dunkellandschatten, der Besitz von ihr ergriffen hat, sterben. So erfährt Pan, dass Winnie den Dunkellandschatten hat.

Tilly und Roc sind noch immer auf der Jagd, nach dem Schatten und so reisen sie ins Nimmerland und konfrontieren Winnie Darling und die verlorenen Jungs. Dabei wird Vane verletzt und Winnie rettet ihn zusammen mit ihrem Schatten das Leben.

Den Kampf gewonnen kehren sie zurück ins Baumhaus, um sich zu erholen. Doch die Ruhe währt nicht lange, denn plötzlich steht Tinkerbell vor der Tür …

 

 

 

 

Die Mutter ist barfuß, das Kind schreit in ihren Armen.

Er ist ein lästiger Junge, unruhig und schwer zufriedenzustellen.

Und schelmisch. Das weiß sie, ohne ihn lange gekannt zu haben. Er ist erst zwei Wochen alt, aber das ist lang genug.

Sie wusste, dass er Ärger machen würde, sobald sie ihn zur Welt gebracht hatte. Von all ihren Kindern war seine Geburt die schwerste, die Wehen waren intensiv, schmerzhaft und langwierig.

Jetzt knirscht der kühle Sand des Strandes unter ihren Füßen, als sie sich auf den Weg zum Wasser macht. Die Nacht ist warm, die Sterne hell, und sie wendet ihr Gesicht dem Universum zu und lächelt.

Dann weint das Baby.

Er hat noch keine Stimme, nur Beschwerden, und die tut er gerne kund.

Hört auf mich, sagen seine Rufe. Denn ich bin das Wichtigste.

Verschmitzt und arrogant.

Wenn sie ihn behält und ihm einen Platz unter ihren anderen Kindern gibt, wird er sie alle vernichten. Sie weiß das ebenso gut, wie sie sein Wesen kennt, und für beide gibt es nichts mehr zu tun.

Entweder er oder sie.

Das ist der einzige Weg.

Und doch wird ihr die Brust schwer, ihr Herz schmerzt.

Ein Kind aufgeben, um die anderen zu retten. Vielleicht wird er eines Tages lernen, nicht so sprunghaft zu sein, aber sie kann ihm nicht erlauben, es mit ihr zu lernen.

Sie rollt ein riesiges Blatt, das sie aus dem Laub des Waldes gepflückt hat, ein, legt es auf die Wasseroberfläche und schafft so ein behelfsmäßiges Floß. Sie hat gehört, dass das Wasser der Lagune heilsam sein kann, und vielleicht kann es auch seine lästigen Züge heilen. Das ist das Mindeste, was sie tun kann. Die einzige Chance, die sie ihm geben kann.

Sie legt den Säugling hin. Das Blatt sinkt ein, das Wasser spült um ihn herum, und er weint lauter und zittert.

»Es tut mir leid«, sagt sie ihm, gibt ihm einen Schubs, und das Wasser trägt ihn fort.

Dies muss ein unruhiger Schlaf sein. Mehr Albtraum als Traum.

Wenn ich in meiner Gruft schlief, wachte ich manchmal in der totalen, stillen Dunkelheit auf und fragte mich, ob ich immer noch in der Schlafwelt gefangen war. Vielleicht ist das hier auch so, aber statt der Dunkelheit gibt es goldenes Licht.

Das ist die einzig vernünftige Antwort.

Tinkerbell ist tot. Von mir getötet.

Sie wird auf keinen Fall auf meinem Balkon stehen und meinen Namen sagen.

Hallo, Peter Pan.

Eine Ewigkeit vergeht innerhalb eines Augenblicks. Die Flügel von Tinkerbell flattern hinter ihr. Sie ist noch genauso alt wie damals, als ich sie tötete, unsterblich und alterslos, schöner, als jede Leiche es sein darf.

Sie trägt dasselbe Kleid, das sie in jener Nacht trug, als ich die unaussprechlichen Worte zu ihr sagte. Das Kleid, das wie Skelettblätter aussieht, ist quadratisch ausgeschnitten und an den Knien gezackt. Feenstaub wirbelt um sie herum und überzieht das Balkongeländer, sodass es im grauen Licht glitzert.

»Tink.«

Ich habe ihren Namen schon lange nicht mehr ausgesprochen, und die Silben fühlen sich an wie ein Fluch auf meinen Lippen.

»Tinkerbell.«

Sie lächelt mich an und mir stockt der Atem.

»Es ist so schön, dich zu sehen«, sagt sie.

»Wie geht es dir hier?«

Ihre Hände nehmen eine Falte ihres Kleides auf und sie beugt ihren Körper in eine zurückhaltende S-Kurve. Sie klimpert mit den Wimpern. »Hast du mich vermisst, Peter?«

Mir dreht sich der Magen um.

Ich kann das nicht tun.

Sie darf nicht hier sein.

Darling darf sie nicht sehen und die Zwillinge dürfen nicht wissen, dass sie lebt, und Vane … nun, ich weiß, was Vane sagen würde.

Werde sie los.

»Wie kommst du hierher, Tink?«, frage ich erneut.

Ich muss die Magie kennen, die sie hierher gebracht hat, wenn es die Insel ist, die mich wieder bestraft. Wenn es Tilly ist, die mich verarscht. Vielleicht Roc? Hat Roc die Macht, mich zu täuschen? Die Panik steigt wie Feuer in meiner Kehle auf.

Ich muss sie loswerden.

»Die Insel hat mich zurückgebracht«, antwortet sie und macht einen Schritt auf mich zu. Ich trete zurück und sie schmollt.

Es gab eine Zeit, in der ich Tink nachgegeben hätte. Ich habe ihr alles gegeben, was sie wollte. Sie war die einzige Freundin, die ich hatte, und ich hatte Angst, keine zu haben.

»Ich glaube, ich bin ein Geschenk für dich, meine Söhne und den Hof«, sagt sie. Sie flattert mit ihren Flügeln, und Feenstaub fängt einen Windwirbel ein und wirbelt um mich herum. »Ein wenig Licht für deine Dunkelheit.«

Kalter Schweiß rinnt mir den Nacken hinunter.

Das Geflüster der Geister in der Lagune kommt zu mir zurück.

Durchtränkt von Dunkelheit, Angst vor Licht.

Aber das hier? Das muss ein verdammter Scherz sein.

Tink mochte hell erscheinen, aber sie verkörperte immer die Dunkelheit. Ich glaube, deshalb haben wir uns so gut verstanden. Wir sahen ineinander etwas, das wir selten in anderen sahen. Die Bereitschaft, die Drecksarbeit zu erledigen. Und manchmal machten wir einfach die Drecksarbeit, weil es Spaß machte.

Welche Lektion wollen die Geister mir jetzt erteilen?

Durch wie viele Reifen muss ich springen?

Wann wird es enden?

Werde sie los.

Ich kann Vane jetzt in meinem Hinterkopf hören. Ein Mittel zum Zweck. Was auch immer es ist, es kann nur zu mehr Ärger führen, und ich habe den Ärger satt. Ich will einmal Ruhe haben. Ich will atmen. Ich will meinen Schatten genießen. Ich will Darling in meinen Armen halten. Ich will …

Ich möchte in Frieden leben.

Der Gedanke erwischt mich unvorbereitet. Er ist so unerwartet, dass etwas in meinen Nebenhöhlen brennt, etwas, das Tränen sein müssen.

Ich möchte still liegen und mir keine Sorgen mehr machen müssen.

Ich habe den Schatten zurück. Muss ich wirklich dasselbe Spiel spielen?

Nein. Ich werde es verdammt noch mal nicht tun.

Eine weitere dunkle Tat für den Frieden wird es wert sein, und die Geister werden wissen, dass ich nicht mehr für sie tanze, was auch immer das für ein kranker Scherz ist.

Ich atme tief durch und spreche dann die Worte, die ich mir geschworen habe, niemals auszusprechen.

»Ich glaube nicht an Feen«, sage ich.

Die Worte brennen mir förmlich auf der Zunge, mehr als beim ersten Mal, als ich sie sprach und Tink vor meinen Augen sterben sah.

Nur … dieses Mal lächelt sie mich an, legt den Kopf zurück und lacht.

Smee findet mich an der Bar und schenkt mir einen Shot des besten Rums des Captains ein. Während der dunkle Schnaps das Glas füllt, duftet die Luft nach Gewürzen und Rauch.

»Du bist wach«, sagt sie.

»Und du klingst, als wärst du begeistert, mich zu sehen.« Ich schaue ihr in die Augen, die sich im Spiegel über der Bar spiegeln. Mein Gesicht ist immer noch mit getrocknetem Blut verschmiert, das mein zerfetztes Hemd bedeckt. Der Captain hat sich nicht die Mühe gemacht, mir frische Kleidung zu geben.

Ich kann mir gut vorstellen, warum er mich in einem von mir selbst verursachten Chaos liegen ließ.

»Du hast es ihm gesagt, nicht wahr?«, sage ich zu Smee. »Und er ging nach Immerland.«

Ein Vorteil der Bestie, wenn sie sich vollfrisst, ist, dass meine Intuition danach besonders gut ist, meine Sinne besonders geschärft. Und ich spüre den Captain nicht mehr. Wenn ich in meiner Bewusstseinssphäre nach ihm suche, ist da nichts als Leere.

Smee antwortet nicht, also stachele ich sie noch mehr an.

»Er ist gegangen und hat dich nicht mitgenommen?«

Sie verschränkt die Arme vor der Brust. Das Sonnenlicht dringt durch die Bleiglasfenster über ihrer Schulter und taucht sie in ein scharfes, goldenes Licht. Ich weiß nicht, wie spät es ist – in Hooks Haus gibt es keine Uhren, und ich scheine meine Taschenuhr verlegt zu haben. Aber ich schätze, es ist kurz nach neun Uhr morgens. Wann habe ich zuletzt gegessen? Wie lange bin ich schon unterwegs? Für jemanden meiner Art kann ein typisches Festmahl einen tagelang bewusstlos machen. Aber dies war kein typisches Festmahl, und ich bin kein typischer Mann.

»Ja, ich habe es Jas gesagt«, sagt Smee. »Er ist ihr nachgelaufen und ich habe mich entschieden, zu bleiben.«

Sie und ich wissen beide, dass da mehr dahinter steckt, aber es ist mir scheißegal, was für kleinliche Streitereien zwischen den beiden ablaufen. Ich muss nur wissen, wie es sich auf mich auswirkt. Und es gibt nur einen Teil dieser Aussage, der etwas mit meiner Zukunft zu tun hat.

Er ist ihr nachgelaufen.

Wendy Darling.

Wenn er sie zuerst findet, werde ich ihm das Fleisch von den Knochen reißen.

Ich kippe das Glas herunter. Das Brennen des Alkohols hilft, den Funken der Wut in Schach zu halten. Der Captain ist weg, und jetzt brauche ich einen Plan. Es hat keinen Sinn, meinen gottverdammten Verstand zu verlieren wie ein dummer kleiner Scheißer.

»Wie lange ist das her?«, frage ich Smee.

Sie lehnt sich in die Hüfte, die Arme immer noch verschränkt. »Sag mir, was du mit ihm machen würdest, wenn du ihn findest?«

»Ist es wirklich wichtig, ob ich dir die Wahrheit oder eine Lüge erzähle? Ich weiß nicht, ob du mir beides glauben würdest.«

»Ich werde es wissen.«

»In Ordnung.« Ich gieße einen weiteren Schnaps ein und drehe mich zu ihr um. »Die Wahrheit ist, ich bin mir noch nicht sicher. Die Umstände ändern die Antwort. Aber ich werde ihn wahrscheinlich nur zum Spaß erstechen.«

Smees Gesichtsausdruck ändert sich mehrere lange Sekunden lang nicht. Ich liebe die Fähigkeit dieser Frau, nichts zu verraten. Ich habe noch nie das Wort »steinern« benutzt, um eine Frau zu beschreiben, aber Smee könnte eine Marmorstatue sein, wenn sie sich nur ein bisschen mehr Mühe geben würde.

Nach einem kurzen Moment kommt sie auf mich zu, nimmt mir das Glas aus der Hand und stellt es auf die Theke, obwohl ich mich kaum satt getrunken habe.

»Willst du wissen, was ich von dir halte?«, fragt sie.

»Nicht wirklich.«

»Ich glaube, dass dir die meisten Dinge ganz egal sind.«

Ich schaue auf sie herab und versuche, ihren Blickwinkel abzuschätzen. Ich spüre Mitleid, und Mitleid mag ich nicht.

»Ich glaube, du sorgst dich sehr wenig«, fährt sie fort, »weil du glaubst, dass du dadurch sicher bist. Wenn du dich um sehr wenig kümmerst, hast du auch sehr wenig zu verlieren«.

Zwischen meinen Schulterblättern bildet sich ein Knoten, der mich wieder in Bewegung bringt.

»Aber weißt du, was?«, sagt Smee. »Wenn man sich um so wenig schert, bedeutet das, dass es viel teurer ist, es zu verlieren, wenn man sich tatsächlich kümmert.«

Der Knoten zieht sich zusammen, bis ich ihn in meiner Brust spüren kann. Der Instinkt versucht, mich dazu zu bringen, aus ihrer Reichweite zu tanzen, aber ich werde einer Piratin wie Smee keine Schwäche zeigen.

»Also mach weiter«, sagt sie. »Bedroh Jas’ Leben mit der einen Person, die das Einzige, das dir wirklich etwas bedeutet, fast umgebracht hätte.«

Wir starren uns mehrere lange Sekunden lang an. Das Haus ist still und wir sind still, aber unser Schweigen sagt sehr viel aus.

»Ich mag dich, Smee«, sage ich ihr. »Aber wenn du meinen Bruder noch einmal bedrohst, wird es das letzte Mal sein. Ich bin kein Künstler, aber ich bin ein Experte in Sachen Gewalt und ich werde ein verdammtes Meisterwerk mit deinem Blut malen.« Ich lächle und hebe das Glas an, leere den Drink und behalte sie dabei die ganze Zeit im Auge.

Als ich das Glas wieder auf die Theke stelle, klirrt es laut. Smees rechtes Auge zuckt, aber das ist der einzige Hinweis, den sie gibt.

»Tu uns beiden einen Gefallen und lass Vane aus dem Spiel.«

»Tun du uns beiden einen Gefallen und erstich Jas nicht.«

»Ich weiß nicht, warum dich das kümmert. Er hat dich im Stich gelassen.«

»Ich weiß nicht, warum du dich um ein Darling-Mädchen sorgst, das du seit Jahren nicht mehr gesehen hast.«

Der Knoten in meiner Brust zieht sich zusammen und verdrängt mein Herz.

»Weil ich ein besitzergreifendes Arschloch bin«, sage ich ihr. »Ich muss das Ding nicht einmal mögen. Oder das Mädchen, je nachdem, worum es geht. Was mir gehört, gehört mir, und wenn es mir gehört, kann es keinem anderen gehören.«

»Es ist fast traurig, diese Geschichte, die du dir selbst erzählst«, sagt sie. »Und Wendy Darling tut mir dafür leid.«

Dunkle Wolken ziehen auf und verdrängen die Sonne. Die Luft wird eiskalt. Das ist seltsam für Nimmerland.

Smee wirft einen Blick auf den Wetterumschwung und dann schnell wieder auf mich. »Zeit für dich zu gehen, Krokodil. Viel Spaß bei deinem Bestreben, alles zu zerstören, was du anfasst. Wenn du fertig bist, wirst du vermutlich nur noch auf einem Haufen von Knochen und Asche stehen. Ich hoffe, das ist es wert.« Sie neigt den Kopf in Richtung Tür, um mir zu signalisieren, dass ich gehen kann.

»Weißt du, wo sie ist?« Ich halte meine Stimme ruhig, gebe nichts preis.

»Damit du sie auch zerstören kannst?«

Ich atme tief ein, meine Nasenflügel blähen sich. »Willst du zusehen? Willst du wissen, wo ich meinen Schwanz hinstecke, wie ich sie dazu bringe, meinen Namen zu schreien? Etwas zu zerstören, kann sich gut anfühlen, Smee. Das verspreche ich dir.«

»Du bist hoffnungslos«, sagt sie.

»Sind wir das nicht alle auf dieser gottverlassenen Inselkette?« Vielleicht bin ich schon ein bisschen betrunken. Manchmal funktionieren meine Eingeweide nach einem Fressgelage nicht mehr ganz so gut. Der Alkohol kann mir direkt in den Kopf steigen. Normalerweise bin ich nicht so pessimistisch.

Smee seufzt. »Ich habe Wendy Darling schon vor langer Zeit aus den Augen verloren. Jas hat nicht mehr Informationen als du.« Sie geht zurück zur Tür und reißt sie auf. Auf dem Holzrahmen ist Schmutz verkrustet, die Türklinke ist von ihrer Goldauflage befreit. Warum sollte der Captain das zulassen, wenn er so verdammt pingelig auf sein Äußeres bedacht ist?

Denn er ist nie durch diese Tür ein- und ausgegangen, das ist mir klar. Diese Tür war für die Piraten, die die ihm klar unterstellt waren. Gut gespielt, Smee.

Aber wenn ich eines weiß, dann ist es, wie ich das sein kann, was immer jemand von mir will, solange er seinen Schutz aufgibt.

Und dann verschlinge ich sie.

»Auf Wiedersehen, Smee.«

Ihr Abschied ist das harte Zuschlagen der Tür vor meiner Nase.

Ich mache mich auf den Weg nach unten.

Zeit für Plan B.

Ich wache in Eiseskälte auf. Seit ich nach Nimmerland gekommen bin, war es immer warm und tropisch. Niemals so kalt wie jetzt.

Ich kann die Hitze der Jungs um mich herum spüren. Vane, die feste Linie in meinem Rücken, sein Arm fest um meine Mitte gelegt. Bash vor mir, meine Beine mit seinen verschränkt. Kas am anderen Ende des Bettes, seine Hand um meinen Knöchel gelegt.

Und doch … Gänsehaut.

Ich öffne meine Augen im frühen Morgenlicht, die ersten Sonnenstrahlen dringen durch die offenen Fenster meines Schlafzimmers.

Aber das Licht ist gedämpft, mehr grau als orange.

Und … ist das fallender Schnee?

Ich stütze mich auf meinen Ellbogen. Vane stöhnt hinter mir. Bash streckt die Hand nach mir aus. »Zu früh, Darling«, murmelt er. »Komm zurück ins Bett.«

»Schneit es jemals im Nimmerland?«, frage ich.

Dicke Flocken wirbeln im Licht, und als der Wind dreht, schwappen sie durch das offene Fenster in den Raum und zerfließen zu kleinen Pfützen auf dem Boden.

Bashs Stirn runzelt sich. »Niemals.«

»Nun, es schneit aber. Und zwar jetzt gerade.«

Seine Augen fliegen auf. Sein Stirnrunzeln vertieft sich, als er zu mir aufschaut und der Schlaf aus seinem Blick verschwindet.

Dann richtet er sich auf und schaut zum Fenster. »Was zum Teufel?«

»Was ist hier los?«, fragt Kas, dessen Stimme vom Schlaf benebelt ist.

In meiner Brust baut sich Druck auf. Es dauert eine Sekunde, bis ich dieses alte Gefühl der Angst wiedererkenne. Ich bin mit diesem Gefühl aufgewachsen. Es verfolgte mich wie ein Geist, der sich über leere Wände erstreckt und sich in dunklen Ecken versteckt. Panik macht sich breit, bevor ich analysieren kann, woher das alles kommt, warum es da ist.

Ich bin wieder ein Kind, das sich vor den Schatten in ihrem Zimmer versteckt und Angst vor der Zukunft hat, Angst vor dem Wahnsinn.

Mein Atem geht schneller.

Vane setzt sich hinter mir auf und drückt seine warme Brust an mich. »Du bist in Sicherheit, Win.« Seine Stimme ist dunkel und schwer an meinem Ohr, und mein Magen dreht sich im Kreis. Jetzt, wo Vane und ich den Todesschatten von Nimmerland teilen, kann ich mich nicht mehr vor ihm verstecken. Er weiß alles, was ich fühle. Alles, was ich fürchte.

Ich weiß nicht, warum diese Erkenntnis mir Tränen in die Augen treibt.

Hatte ich nicht schon immer eine Sehnsucht nach Liebe? Beschützt und umsorgt zu werden?

Warum fühle ich mich dann so verdammt verletzlich? Sein intimes Wissen um meine Schwächen kratzt wie Stahlwolle an meiner Seele.

»Irgendetwas stimmt nicht«, sage ich ihm.

Kas erhebt sich aus dem Bett und macht sich auf den Weg zur Fensterbank. Sein Atem bildet feine Wölkchen in der Luft.

Das Grauen wächst.

»Wo ist Peter Pan?«, frage ich.

Wir sehen uns im Zimmer um und bemerken schließlich seine Abwesenheit. Ist er in seine Gruft gelaufen? Sind wir zu viel für ihn? Bin ich zu viel für ihn?

Ich rutsche von der Bettkante und treffe Kas an den Fenstern. Sein Haar fällt ihm locker über die Schultern und der Wind fängt eine Strähne davon ein, die sich wie ein Vorhang aus dunkler Seide um uns herum wogt. Sie kitzelt an meiner nackten Schulter.

Draußen liegt Nimmerland unter einer feinen Schneedecke, jenseits des Hauses ist der Strand grau, und die Wellen schlagen an das Ufer. Das Grauen windet sich wie eine Schlange um meine Rippen. Ich schaue zu Kas auf. »Hast du das Nimmerland schon mal so gesehen?«

Seine Augen sind auf den Horizont gerichtet, die Stirn ist gerunzelt. »Niemals«, gibt er zu.

»Was bedeutet das?«

Und dann höre ich es, das ferne Geräusch eines Kampfes. Und dort in den Wäldern, einen Blitz von goldenem Licht.

Ich weiß, dass es Pan ist.

Ich bin nur mit einem Tank-Top und einem Slip bekleidet, also ziehe ich das erste Kleidungsstück an, das ich finden kann – ein Paar abgeschnittene Shorts. Bash ist bereits aus der Tür und ich folge ihm durch den Dachboden und über den Balkon und die Treppe hinunter.

In der Ferne krächzen die Möwen, und am Strand rauschen die Wellen.

Das Grauen schlägt gegen mein Brustbein.

Irgendetwas ist falsch.

Irgendetwas stimmt nicht.

Das Grauen ist nicht meines.

Das merke ich jetzt, als ich über den Hof laufe, der Schnee beißt an meinen nackten Füßen und macht meine Zehen taub.

Das Grauen ist das von Peter Pan, und irgendwie kann ich spüren, wie es über die Wurzeln von Nimmerland dröhnt.

Etwas ist sehr, sehr falsch.

Und als Bash und ich zu einer Lichtung im Wald kommen, stellen wir fest, dass Peter Pan nicht allein ist.

»Verdammte Scheiße«, haucht Bash aus.

Da ist eine Frau mit einer glänzenden schwarzen Klinge an Peter Pans Kehle. Sie hat ihn gegen den dicken Stamm einer Eiche gepresst. Blut rinnt aus einem Riss in seiner Haut und läuft über seine nackte Brust.

»Wer ist das?«, frage ich Bash. »Was willst du?«, rufe ich ihr zu.

Und dann wendet sie sich mir zu, ihre vollen Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln.

Und ich weiß es sofort, denn ich habe sie in einer Vision gesehen, in der sie meine Vorfahrin, die ursprüngliche Darling, getötet hat.

»Tinkerbell.«

Sie tritt von Pan zurück und mit einer Handbewegung verschwindet das Messer. »Was für eine Freude, dich kennenzulernen, Winnie Darling.«

Ihre Flügel flattern und heben sie vom Waldboden ab. Sie hält sich nur ein paar Meter in der Luft, während goldener Staub um sie herumwirbelt und das düstere Grau des Morgens vertreibt.

»Das kann nicht wahr sein«, sagt Bash.

»Mein hübscher Junge.« Tinkerbell fliegt zu ihm hinüber. Er stolpert zurück.

»Komm mir nicht zu nahe.«

Sie schiebt ihre Unterlippe vor. »Begrüßt man so seine Mutter nach so vielen Jahren?«

»Das gibt’s doch nicht.« Bash richtet sein Rückgrat auf. »Das ist ein verdammter Scherz. Macht Tilly das?« Er sucht den nahen Wald ab. »Genug, Schwester. Das ist nicht lustig!«

Tinkerbell kommt zurück auf den Boden und ihre Flügel werden still. Sie macht einen Schritt auf Bash zu, aber ich schneide ihr den Weg ab.

»Du hast ihn gehört«, sage ich ihr.

Sie ist ein paar Zentimeter größer als ich, aber ich habe den halben Nimmerlandschatten, und ich werde auf keinen Fall klein beigeben.

»Mein liebes Mädchen.« Sie streckt ihre Hände aus, um ihre Unschuld zu zeigen. »Ich vermisse nur meinen Sohn. Darf eine Mutter ihn nicht in die Arme schließen, nachdem sie eine halbe Ewigkeit in der Dunkelheit verbracht hat?« Sie wirft Peter Pan einen spitzen Blick zu, und sein Kiefer spannt sich an.

Schritte ertönen auf dem Weg, und eine Sekunde später kommen Vane und Kas zu uns.

»Was zum –«, beginnt Kas.

»Ich weiß«, unterbricht ihn Bash.

Sie fangen an, in ihrer Fae-Sprache zu reden, und die Glocken läuten unregelmäßig zwischen uns.

»Ich verspreche, dass ich echt bin«, antwortet Tinkerbell. »Aus Fleisch und Blut.« Sie streckt ihre Hand aus. »Macht weiter. Ich habe euch beiden beigebracht, wie man eine Illusion erkennt. Testet mich.«

Kas tritt um mich herum, und mein Magen verdreht sich.

Ich mag das nicht.

Er streckt seine Hand nach ihr aus und legt seine große Handfläche an ihre Wange. Sie lehnt sich an ihn, und meine Wut verdrängt die Angst.

Ich weiß schon, dass sie mit ihm spielt und versucht, so zu tun, als sei sie voller Mutterliebe.

Kas reißt seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.

»Siehst du?« Tinks Flügel leuchten heller in dem grauen Licht.

Kas reibt seine Finger aneinander, als könnte er es nicht ganz glauben, als suchte er nach einem Trick.

»Wie ist das möglich?«, fragt Bash.

»Nimmerland war schon immer ein Ort der Magie und der Unmöglichkeit, nicht wahr, Peter Pan?« Tinkerbell dreht sich wieder zu ihm um, der immer noch an der Eiche lehnt, während ihm das Blut über die Brust läuft. Er sieht fassungslos aus. Mehr, als ich zugeben möchte.

»Du warst das erste Stück Magie und Unmöglichkeit«, fährt sie fort. »Stimmt’s, Peter? In der ganzen Zeit, die ich dort unten mit den Geistern der Lagune verbracht habe, hört man viele seltsame Dinge über Mythen und Menschen und Menschen, die sich für Mythen halten.«

Pan wird starr.

»Genug.« Vane tritt auf die Lichtung. »Was willst du? Sprich es aus und dann verpiss dich.«

Tink legt den Kopf schief, um zu Vane aufzublicken, und meine territoriale Ader will am liebsten die Bäume entwurzeln.

»Ich kenne dich«, sagt sie. »Der dunkle Schattenmeister. Die Geister der Lagune haben dich geliebt.« Sie streckt ihre Hand nach ihm aus, als wollte sie ihm einen Finger auf die Brust legen, aber er reißt ihre Hand weg, bevor sie sie berühren kann.

»Vorsicht«, warnt er.

»Sonst was?«, fragt sie.

»Sonst schicke ich dich zurück auf den Grund der Lagune. Ohne Fragen zu stellen.«

»Du könntest es versuchen.« Sie wirbelt davon, die Flügel öffnen und schließen sich, dann öffnen sie sich wieder. »Peter Pan hat bereits die unaussprechlichen Worte gesprochen.« Sie schnalzt mit der Zunge. »Ich will nicht streiten«, fügt sie hinzu. »Ich bin gekommen, um Wiedergutmachung zu leisten. Um eine Einladung auszusprechen.« Ihre Stimme erhebt sich, während sie ihre Arme ausbreitet. »Kommt zum Faepalast, um ein Festmahl und meine Wiederauferstehung zu feiern. Wir können alle Freunde sein.«

»Wir sind doch nicht blöd«, sagt Bash.

»Nein, natürlich nicht. Du bist mein Sohn und ich möchte, dass du nach Hause kommst, wo du hingehörst.«

Kas stellt sich neben seinen Zwilling. »Der Faepalast ist nicht mehr unser Zuhause.«

»Das kann ich ändern.« Tink geht den nächsten Weg entlang. »Ich habe deine Schwester gebeten, deine Verbannung aufzuheben und dir deine Flügel zurückzugeben. Das ist das Mindeste, was wir tun können, um unseren guten Willen zu zeigen.« In der Mitte des Weges bleibt sie stehen und sieht uns über ihre Schulter an. »Lasst uns das Nimmerland vereinen und die Kämpfe beenden. Das ist alles, was ich jetzt will. Kommt nach Hause, meine lieben Söhne. Der Palast ist bereit, euch mit offenen Armen zu empfangen.«

Die Flügel leuchten im trüben, verschneiten Tageslicht, sie fliegt los und verschwindet hinter der nächsten Kurve in einer Wolke aus Feenstaub.

Meine Augen brennen, als ich sie gehen sehe, während mein Zwilling genauso still neben mir steht.

Wir können anscheinend nicht wegsehen.

Ist sie echt?, fragt Kas.

Wenn nicht, ist es die beste Illusion, die ich je gesehen habe.

Würde sich unsere liebe Schwester so weit herablassen? Um uns mit einer Fata Morgana unserer eigenen Mutter zu täuschen?

Mein Herz rast, meine Hände zittern. Ich kann das drückende Gewicht an meinem Brustbein nicht ignorieren, das mich dazu treibt, etwas zu tun. Aber was? Was zum Teufel sollen wir damit machen?

Was, wenn sie echt ist? Wie ist sie zurückgekommen?

Ich weiß nicht, ob ich wütend oder traurig oder verbittert oder ehrfürchtig bin oder vielleicht alles zusammen. Vielleicht sind meine Gefühle wie eine Schüssel von Nanis Suppe, all das übrig gebliebene Gemüse vom Ende der Ernte. Zerkleinert, püriert, umgerührt und umgerührt und umgerührt.

Nani hasste unsere Mutter. Damals dachte ich, es sei normal, dass Mütter und Großmütter miteinander rivalisieren. Schließlich sollten sie beide meinen Vater lieben, und um die Zuneigung und Aufmerksamkeit des Königs zu wetteifern, war für mich nichts Ungewöhnliches.

Aber jetzt weiß ich, dass Nani Tink hasste, weil sie ein kaltherziges Miststück war.

Nani hasste Tinkerbell, weil Tinkerbell meinen Vater nicht geliebt hat. Sie hat ihn benutzt.

War sie schon immer so? Manchmal frage ich mich, wie meine Mutter war, bevor sie Peter Pan und ihren verdammten Verstand verlor.

Und jetzt …

Als der goldene Schein von Tinkerbell in der Ferne verblasst, drehe ich mich endlich um und sehe nach Pan.

Sein Blick ist auf denselben festen Punkt gerichtet, aber seine Aufmerksamkeit ist viel weiter weg.

Der Schmerz ist in die feinen Linien um seine Augen geätzt.

Mutter mag die meisten Menschen gehasst haben und sie mag Liebe gegeben haben, aber es gab immer eine Person, die ihr das Gefühl gab, ein Herz zu haben.

Ein kleiner Teil von mir war deswegen immer neidisch auf Pan gewesen.

---ENDE DER LESEPROBE---