The New York City Moviegoers - Elmar Weihsmann - E-Book

The New York City Moviegoers E-Book

Elmar Weihsmann

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Beschreibung

Zwischen Joe's Pizza in Greenwich Village und der Tratoria Stuzzicadenti in Little Italy, zwischen dem Angelika Cinema und dem Film Forum, zwischen der New York University und dem Washington Squere Park spielt sich das Leben des Filmfans Jerry und dem It-Girl Suzie Q. ab. Sie lachen, sie weinen, sie streiten, sie lieben sich. Eines Tages werden Jerry und Suzie Q. zusammengehören. Eine Liebeserklärung an New York, an das Stadtleben, an das Kino und an das erste große Liebesabenteuer.

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Elmar Weihsmann

The New York City Moviegoers

Ein Liebesroman

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1: Greenwich Village, Anfang September

Kapitel 2: Joe’s Pizza

Kapitel 3: Buchhandlung oder Bibliothek?

Kapitel 4: Das erste Wochenende nach Studienbeginn

Kapitel 5: Der Dime gehört mir

Kapitel 6: Oktober in Brooklyn

Kapitel 7: Ein Samstagabend Anfang Oktober

Kapital 8: Manhattan Beach vor dem Winter

Kapitel 9: Wo ist Suzie Q.?

Kapitel 10: Halloween im Kino oder am Time Square?

Kapitel 11: Jedem das Seine

Kapitel 12: Eine gute Portion Sex

Kapitel 13: Seterfahrungen 1

Kapitel 14: Thanksgiving

Kapitel 15: Kleine Ereignisse ohne jede Bedeutung

Kapitel 16: Vor den Feiertagen

Kapitel 17: Der eine Film

Kapitel 18: Der Nachdenkprozess hat begonnen

Kapitel 19: Rückkehr aus den Ferien

Kapitel 20: Die erste Vorstellung

Kapitel 21: Mise en Scène vs. Montage

Kapitel 22: Codes

Kapitel 23: Das große „T“.

Kapitel 24: Noch mehr Prüfungen

Kapitel 25: Semesterferien

Kapitel 26: Suzie Q., Model

Kapitel 27: 2 PM

Kapitel 28: Denkprozess

Kapitel 29: Lass dich nicht beirren

Kapitel 30: 1:0 für mich!

Kapitel 31: Nachmittags im Park

Kapitel 32: Der Dumme bin ich

Kapitel 33: Was wenn nicht wir?

Kapitel 34: Der große „M“ spricht

Kapitel 35: Juli im Village

Impressum neobooks

Kapitel 1: Greenwich Village, Anfang September

The New York City Moviegoers

Ein Liebesroman

Von Elmar Weihsmann

12. April 2015

Kapitel 1: Greenwich Village, Anfang September

Als ich aus der Dunkelheit des Kinos ins verregnete Greenwich Village trat sah ich als erstes die Ex-High School Queen Suzie Q. die gerade aus Texas wieder zurück nach New York City gekommen war.

Eigentlich hätte sie nach ihrem Abschluss mit ihrer Mom auf eine Farm mit 10.000 Rindviechern nahe Amarillo ziehen sollen, die einem ziemlich reichen Geldsack gehörten, den sich ihre Mom wie auch immer geangelt hatte.

Doch das Leben als Cowgirl war nichts für ein It-Girl aus New York City, das hätte ich ihr gleich sagen können, als sie auf der Abschlussparty der Seniors von diesem irrationalen Plan erzählte in Texas leben und dort auf ein Cowboy-Collage gehen zu wollen.

Ich meine, für mich wäre das auch nichts gewesen unter den Rindviechern zu leben. Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang noch nie ein echtes Rindvieh gesehen, ich meine lebend, natürlich bin ich kein Banause, der sich nichts aus der Umwelt macht, im Gegenteil, ich spende dann und wann mal was für eine Umweltschutzorganisation. Neulich hat mich ein netter Typ im Washington Square Park angequatscht und mir ziemlich genau die Problematik bei der Klimaerwärmung erklärt, was ja auch nicht all zu schwer ist, die Auswirkungen kann hier in New York City auch jeder selbst nachvollziehen, noch nie war es so unerträglich heiß in der Stadt und das Wasser in der Brooklyn Beach so warm und das ist immerhin der Atlantik. Noch schlimmer soll es in LA sein oder eben in Texas, was ich sofort glaube, so braun gebrannt war Suzie Q. nicht mal nach dem Solarium.

Um die Sache mit der Klimaerwärmung und meinem Interesse am Umweltschutz abzuschließen, ich spendete dem Aktivisten immerhin fünf Dollar für die gute Sache, was für einen Loser wie mich echt viel ist. Ich meine, nicht dass ich überhaupt nichts drauf habe, auch finanziell nicht, nein so ist es wirklich nicht, meine Eltern sind echte New Yorker und haben finanziell auch schon einiges auf dem Hintern, sonst würden wir wohl nicht in Greenwich Village wohnen, aber ich bin noch total am Anfang und auf der Suche und weiß eigentlich noch gar nicht, was ich im Leben machen soll, oder besser gesagt, was ich aus meinem Leben machen will.

Zeichnen und Malen, das ist das einzige, worauf ich mich verstehe, und dann und wann schreibe ich auch schon mal eine Short Story, die sind eigentlich ganz gut, im Netz haben sie, ich meine die Short Storys, doch ein paar Leser, aber veröffentlicht habe ich natürlich noch nichts und Ausstellung hatte ich auch noch keine, nur für die Clubs hier im Village kann ich in ziemlicher Regelmäßigkeit die Plakate und Einladungen gestallten.

Eigentlich wollte ich mir ein Jahr Auszeit gönnen, doch neben einem Pragmatiker, wie meinem Vater und einer Realo, wie meiner Mutter, geht das gar nicht und deshalb habe ich mich am Montag in einen Filmkurs an der New York University eingeschrieben, wie einst Woody Allen, der ja auch in der Stadt lebt.

Ob das was taugt, ich meine den Filmkurs, weiß ich noch nicht, aber die Themen im ersten Semester lesen sich irgendwie interessant und außerdem gehe ich gerne ins Kino, ich meine, die Blockbusters in den Multiplexkinos, die interessieren mich gar nicht, aber da auf der to-do-Liste der Juniors an der Uni die Filme standen, die in meinen beiden Lieblingskinos laufen, dachte ich mir, dass das zumindest keine Zeitverschwendung ist, wenn ich mir die Streifen ein Jahr lang reinziehen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich auf der Filmliste bisher nur einen Film kenne und den habe ich ausgerechnet vor rund einem Jahr mit Suzie Q. gesehen, als wir gemeinsam die Schule geschwänzt haben.

„Dachte ich es mir doch, dass du hier bist.“

„Was?“

Suzie Q., das heißeste und angesagteste It-Girl im Village, steht vor mir und grinst mich unverschämt an, wie eine Braut, die sich beschwert, dass man trotz ihrer Traumfigur durch Impotenz negativ auffällt.

„Du hast dir ‚Zazie fährt mit der Metro’ angesehen. Da war es ziemlich leicht dich zu finden“, sagt sie.

„Oh ja, der steht auf der Filmliste der Uni, über jeden Film muss man einen kurzen Aufsatz schreiben.“

Suzie Q. smilt, sie schwingt ihre Kurven. „Verstehe, ich habe mich auch in den Kurs eingeschrieben und dachte, dass wir zumindest das erste Semester gemeinsam angehen.“

Ich höre wohl schlecht.

„Oh, was, du bist auch im Filmkurs an der New York University?“

„Ja. Passt dir das nicht?“

„Doch. Doch. Aber ich dachte, dass du dir eigentlich nichts aus Kunst machst.“

„Kino ist Kunst?“

„Klar. Filmkunst.“

„Wusste ich nicht. Aber wenn du dort bist wird es schon stimmen.“

„Wolltest du nicht immer was mit Jus oder Betriebswirtschaft machen?“ frage ich.

„Stimmt. Aber alle Kurse sind schon bis obenhin voll und weil ich bis zum Sonntag noch in diesem beschissenen Texas war komme ich jetzt einfach nirgends mehr rein. Kapiert?“ sagte sie angewidert, als müsste sie ein ganzes Rindviech alleine von Amarillo nach Dallas in den Schlachthof treiben.

„Verstehe.“

„Das wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Denn wer nicht mal bis zum Hals im Kuhdung gestanden hat, der versteht Texas nicht. Die Hitze, das Ungeziefer, der Gestank. Es war einfach schrecklich. Da hilft nur noch die Flucht in ein gut klimatisiertes Kino hier im Village.“

„Okay. Gehen wir in Joe’s Pizza?“ sage ich, nur um die Situation zu entspannen und was Sinnvolles zum Besten zu geben.

Suzie Q. smilt. „Okay, du hast die zehn Millionen Dollar Frage richtig beantwortet.“

Ich bekomme ein Küssen und sie hakt sich bei mir unter. Gemeinsam schlendern wir die West Houston Street und die 6th Avenue entlang, als wären wir immer und ewig das ideale Liebespärchen gewesen, das sich nach dem Kino eine Pizza gönnt, um so gestärkt, eine lustige Nacht anzutreten.

Kapitel 2: Joe’s Pizza

Ich nehme mal an, ihr seid noch nie oder wenn, dann nur sporadisch, in Joe’s Pizza gewesen. Das ist ein echt feiner und netter Laden in der Carmine Street und vom Angelika Film Center nur ein paar Schritte entfernt, was für eine Megacity wie New York ja wirklich keine Selbstverständlichkeit ist.

Okay, die Pizza ist billig und gut und das Coke schmeckt wie überall in der ganze USA gleich. Aber wem interessiert ein typisch amerikanisches Abendessen, wenn du einer aufgedrehten Schreckschraube wie Suzie Q. gegenüber sitzt, die haarklein über ihre Schreckenszeit in Texas berichtet und den zweit größten Bundesstaat der USA wie eine Art Vorhölle in Grund und Boden verdammt? Überflüssiger Weise philosophiert die feine Dame, wie wohl sie sich nach der Gluthitze in Texas im schlimmsten New Yorker Sommergewitter der Saison fühlt, das vor Joe’s Pizza nieder geht.

Der Wolkenbruch ist so schlimm, dass das Wasser ins Lokal eindringt und wir unsere Füße hoch lagern müssen, um nicht völlig durchnässt zu werden, was mir eigentlich Schnuppe wäre, weil ich Flip Flops anhabe, aber Suzie Q. trägt High Heels und das ist angeblich total unbequem, wenn die Schuhe nass werden, so als wären diese Schuhe nicht konstruktionsbedingt unbequem, was mir bisher immer ein Rätsel ist, wieso die Girls solche Schuhe überhaupt tragen. Aber das ist nun mal so. New Yorker Girls stehen auf ihre High Heels und das wird sich wohl nicht so schnell ändern.

So ein geschwätziges und lautes Persönchen mit unendlich langen Beinen zwischen High Heels und Hot Pants wie Suzie Q. fällt natürlich auf und erst recht in einem Laden wie Joe’s Pizza, der im Village einen Ruf zu verteidigen hat.

Neugierige und vor allem begehrliche Blicke verschlingen die fesche, junge Dame mir gegenüber, was Suzie Q. total nicht unrecht ist, das könnt ihr mir glauben.

Fotos von ihr geistern sofort durch das Netz und die nicht unberechtigte Frage wird sehr schnell und erfolglos diskutiert, wie so eine Niete wie der da, also ich, so eine Traumfrau abschleppen kann.

Nur Quatsch. Nur Unsinn. Typisch Village. Das übliche Netzstrohfeuer, das einfach nur auflodert, um die Zeit totzuschlagen und nicht wirklich nichts bringt.

Immerhin simsen Suzie Q’s Ex-Freunde Fragen wie: Wow, du bist wieder in der Stadt? Du siehst fantastisch aus? Wo bist du? Lässt du dich heute Nacht flach legen?

Suzie Q. und ich amüsieren uns königlich. Ich bekomme übrigens keine SMS, ganz einfach deshalb nicht, weil ich kein Handy habe. Was so nicht ganz stimmt. Ich benutze es nur zum telefonieren und das auch nur mit Mom und Dad und mit meinen Brüdern, die jetzt irgendwo abhängen und sich voll laufen lassen, aber das ist für Mom und Dad kein Problem, denn meine Brüder sind älter als ich und studieren an den wirklich angesehenen Unis und das wird für ihr Leben wohl was bringen, das ist ja klar. Um die braucht man sich keine Sorgen mehr machen, so wie um mich, der noch ein echter Grünschnabel und Junior am College ist, und dem man besser heute als morgen den Arsch versohlen sollte, damit er endlich zur Vernunft kommt, das gilt übrigens noch mehr für Suzie Q., doch die würde dafür glatt noch Geld abkassieren, wenn man/frau ihr den Hintern versohlt.

Aber bei solchen SM-Rollenspielen kenne ich mich nicht aus und Filme wie ‚fifty shades of grey’ sind nichts für mich und ‚Die Geschichte der O’ finde ich auch total überbewertet.

Vor mir aus soll sich Suzie Q. für 10 Dollar den Po von irgend so einem Idioten versohlen lassen, wenn ihr das als geeignetes Geschäftsmodell erscheint, um sich zumindest mittelfristig recht bequem was dazu zu verdienen, ich jedenfalls, mache so etwas nicht. Mich könnt ihr mit dem ganzen SM-Kram den Buckel hinauf rutschen und ganz kräftig am Arsch lecken, und das noch dazu ohne Bezahlung.

Erfreulicher Weise gibt Suzie Q. vor Zeugen zu, dass ihr noch nie der Po versohlt wurde und schon gar nicht gegen Bezahlung. Sie findet „Fifty shades of grey“ ebenfalls zum Verzweifeln, räumt jedoch ein, dass sie die Rolle der Anastasia übernehmen würde, allerdings nur wegen der Gage, was ja bei so einem Hochglanzschinken ein echtes Argument ist.

Lange Blicke.

Hm?

Wir tauschen je ein Stück Pizza und prosten uns zu, wieder etwas was wir beide, das It-Girl und der Loser, gemeinsam haben. Wir verachten SM- und Hochglanzfilme. Wer hätte sich das gedacht?

Joe’s Pizza schließt um 5 Uhr morgens. Total entspannt ziehen Suzie Q. und ich durch das Village. Es ist warm und es ist noch ruhig. Die Rush hour wird erst beginnen. Wir gehen durch die Carmine und Clarkson Street und endlich hält auch Suzie Q. mal die Klappe. Sie ist ganz ruhig und atmet tief die frische Morgenluft ein, die vom nahe Hudson River ins Village weht.

Was ist das?

Ihre Hand tastet nach mir und ich Flasche kann wieder mal nicht die Zeichen der Zeit deuten.

Suzie Q. ist mir diesbezüglich um viele Nasenlängen voraus. Sie knurrt und endlich kapiere ich, was zu tun ist.

Ich nehme sie an der Hand und wir gehen wie alle braven New Yorker Kids in den Hodson River Park, um nach einer durchzechten Nacht nach Newport, New Jersey, hinüber zu schauen.

Die Nacht dämmert dem Ende entgegen und der neue Tag beginnt und Suzie Q. und ich sind mitten drin.

Kapitel 3: Buchhandlung oder Bibliothek?

Ich muss schon sagen die Leseliste, die sie uns im ersten Kurs an der Uni aufbrummen hat es in sich. Wenn du den ganzen Kram, den die dort für wichtig halten kaufen würdest, wäre selbst der schlimmste Schnöselstudent innerhalb eines Tages pleite.

Hm?

Suzie Q. ist auch meiner Meinung. Wir beide hocken in der Cafeteria und überlegen, ob wir uns Angesichts dieser horrenden Investitionen nicht sofort exmatrikulieren lassen und uns um einen guten Job als Gogotänzerin (Suzie Q.) und als Aushilfsgangster (ich) suchen sollten.

Hm?

Besser wir kontaktieren erst einmal einen echten Tutor, der uns beim Einstieg in die Uni hilft.

Hm?

Blickwechsel.

Hm?

Ganz fest an der Nase nehmen, die Pimps sind Suzie Q. und ich. Von unserer extrascharfen High School Coolness ist nach der ersten Woche an der Uni nur noch die Lächerlichkeit übrig geblieben.

Immerhin finden Suzie Q. und ich binnen ein paar Stunden einen netten Typ, George, dem keine Frage von einem großmäuligen Junior (ich) und einer geschwätzigen Göre (Suzie Q.) zu blöd ist.

Im Gegenteil.

George ist ganz auf unserer Seite, besonders reflektiert er auf Suzie Q.’s blasierten Theater, dass ich ihn vorerst in die Idiotenschublade stecke, aber auch ich muss zugeben, dass die Biene perfekt in ihrer Rolle als angehendes Campusluder geschult ist, der gestelzte, texanische Slang, unterstützt ihren Auftritt.

George meint, dass Suzie Q. genau das richtige Fach gewählt hätte, so verrückte Weiber wie sie würden es in der Film- und Medienszene weit bringen.

Suzie Q. schnappt nach Luft ob dieser Frechheit. George und ich klatschen ab.

Suzie Q. spielt die beleidigte und lässt sich auf einen Capuccino und ein Stück Kuchen einladen, schon sind wir wieder quitt.

Also:

Dank George wissen wir jetzt, dass man an der Uni keineswegs alle Bücher kauft, die man lesen sollte, sondern sich nur die Standards zulegt, alles andere bekommt man problemlos in der Bibliothek, in deren Entleihsystem wir von George eingeführt werden, der bei der Gelegenheit gleich die Leseliste von dreißig auf fünf Bände zusammenkürzt.

Die wirklich wichtigen Bücher sind mit drei Rufzeichen markiert, die weniger wichtigen mit einem und das wichtigste Buch, das wir beide uns kaufen sollten hat George mit einem Textmarker gekennzeichnet. Alles andere ist reines, zwar nicht uninteressantes Lesefutter, aber eigentlich entbehrlich.

Wir spendieren George ein Bier und einen Burger, das war’s.

Ab in die Buchhandlung am Campus.

Erfreulicher Weise ist dort ein ganzer Stapel des Buches „Film verstehen“ vorrätig, erfreulicher Weise ist es ein Paperback, was das schwere Drum etwas leichter macht.

Ab in den Washington Square Park zum Schmökern.

Hm? Hm? Hm? Hm?

Schön langsam schwant uns beiden Böses. Schon nach Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses müssen wir beide zugeben, dass wir total am Holzweg sind, um es etwas nobel auszudrücken, oder allgemein verständlich, die dümmsten Idioten in ganz Manhattan sind, die absolut uniformiert sich an die Uni gewagt haben.

Was tun?

Ich möchte jetzt wirklich wissen, wie sich die Ex-Seniors der 12c an der Morgen High jetzt tun, die angeblich Betriebswirtschaft, Medizin oder Jus belegt haben?

Die Lumpenhunde und Lumpenschwestern werden zur Stunde schön um Gnade heulen, da bin ich mir ganz sicher.

Suzie Q. macht eine Netzumfrage unter den ehemaligen Szenegirls. Aber die Ausbeute bleibt gering.

Aha.

Also stehen die genauso planlos vor dem Unitor wie wir beide New York University Pimps.

„Ich bin echt frustriert. Wozu quälst du dich 8 Jahre durch die High, an der sie dir vorgaukeln, was für ein super Student du mit so einem Abschluss sein wirst, wenn ich/du/er/sie/es dann an der einfachsten Baumuni gar keine Ahnung hast“, protestiert Suzie Q. unüberhörbar.

Hm?

Das hätte ich ihr gleich sagen können, dass die Morgen High nichts taugt, deshalb habe ich es mir dort auch so angenehm wie möglich gemacht, aber, dass wir beide total planlos sind, das ist selbst für einen phlegmatisch Typen wie mich eine bomben Überraschung.

Offensichtlich heißt die Devise an der Uni büffeln oder Taxi fahren.

Hm?

Da soll sich noch einer auskennen und das schon im ersten Semester.

Suzie Q. hat genug von all den entsetzlichen Ernüchterungen und wir ziehen ins Angelika Film Center ab, um uns dort den nächsten Film auf der to-do-Liste reinzuziehen.

„Taxi Driver“ steht am Programm.

Kapitel 4: Das erste Wochenende nach Studienbeginn

Freitag:

Wie geplant treffe ich Suzie Q. pünktlich um neun Uhr Vormittags am Washington Square. Erfreulicher Weise trägt sie heute nicht ihre geliebten Hotpants sondern halblange Kakihosen und ein T-Shirt und wenn sie mich fragen würde sieht sie fantastisch aus, viel besser als in dem Nuttenlook, aber leider spielt in Modesachen meine Meinung bei ihr keinerlei Rolle.

Na ja. Die wird schon noch draufkommen, dass die New York University nicht die Morgan High ist.

Ganz selbstverständlich begrüßt mich Suzie Q. mit Küsschen, was in der High School praktisch unerreichbar für mich war.

Sie ist noch schwer beeindruckt von dem Scorcese-Film, den sie heute Abend unbedingt noch einmal sehen will, so sehr hat sie der Horrortrip durch die Stadt gepackt. Sie hat bereits eine Monographie über den Regisseur, der ihr absolut nichts sagt, auf der Bibliothekswebseite gefunden und online bestellt, zu Mittag will sie das Buch abholen.

Alle Achtung Suzie Q., du kratzt die Kurve ganz stark in Richtung Independentfilm.

Wir gehen in die Uni und biegen das erste Einführungsseminar herunter, das zwar rein gar nichts mit Filmen zu tun hat, aber in dem man/frau erfährt, wie der Laden hier läuft, was auch nicht uninteressant ist.

Mittags treffen wir noch einmal unseren Tutor George im Washington Square Park, den ich schwer im Verdacht habe, dass er gleich beide Augen auf die schöne Suzie Q. geworfen hat, tatsächlich schlendern die beiden Händchen haltend von dannen und lassen mich wie den größten Idioten unter dem Triumphbogen zurück.

Typisch New York City It-Girl, auch wenn du dich in eine schicke Studentin verkleidest, du wirst immer die High School Zicke bleiben.

Ich schwemme meinen Frust mit einer Cola hinunter und ziehe von dannen.

Wo wohnt Suzie Q.?

Hm?

Keine Ahnung. Die alte Wohnung hat ihre Mom vor ihrem Umzug nach Texas aufgelöst und ich armer, junger Esel habe sie bisher nicht nach ihrer neuen Adresse gefragt. Sicher hat sie irgendwo im Village Quartier bezogen, wo wird sich sicher bald auskundschaften lassen, spätestens dann, wenn George genug mit ihr gevögelt hat, aber dann, werde ich es mir auch dreimal schwer überlegen ob ich als Ausheulbaum herhalten will.

Wie auch immer. Ich bin gegen 4 am Nachmittag zu Hause und falle auf mein Bett in der Schülerbude, die sich bisher noch nicht sehr verändert hat.

Der einzige Stilbruch im High School-Schick ist das Buch „Film verstehen“, das tatsächlich ein New Yorker geschrieben hat, der an der Columbia Vorlesungen hält, wie ich dem Klappentext entnehme.

Okay, ich schlage den Schmöker auf und lege los.

Ich sehe erst auf, als es an die Zimmertür klopft.

„Hey, Jerry, Abendessen! Kommst du?“ Moms Stimme ruft mich unüberhörbar.

„Hab keinen Hunger“, sage ich nur und lese weiter.

„Film verstehen“ zieht mich total rein in eine unbekannte Hemisphäre, die, als „Filmwelt“ bekannt und mir bisher völlig unbekannt gewesen ist.

Was für Filme habe ich bisher gesehen? Fast ausschließlich Blockbusterkino, nach der Definition von Mister Monaco, also schnöde Unterhaltungsware, die nur zur Gewinnmaximierung hergestellt wurde. Die beiden einzigen Filme, die ich kenne und in dem Buch erwähnt werden sind „Zazie fährt in der Metro“ und „Taxi Driver“.

Uff, ich hab wohl noch ganz schön Aufholbedarf.

Es ist stockdunkel.

Bin ich eingeschlafen?

Nein. Ich habe wie der Irre gelesen und bin bereits auf Seite 100 in dem dickleibigen Schmöker.

Mein Blick streift die Uhr.

Oh mein Gott, es ist bereits Mitternacht.

Ich habe Suzie Q. versetzt, jetzt brauche ich erst gar nicht mehr losziehen, denn selbst die Mitternachtsvorstellung von den „Blues Brothers“, die ebenfalls in meiner neuen Bibel erwähnt werden, hat bereits begonnen.

Ich suche nach meinem Handy und checke die Nachrichtenbox.

Nichts.

Aha.