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Theologie sucht nach Antworten auf die großen Fragen der Menschheit und der eigenen Lebensgeschichte. TheoLab macht Theologie alltagsrelevant, vermittelt theologische Hintergründe und hilft sprachfähig zu werden – kompakt, gut verständlich und visualisiert. Theo: Je drei große Fragen zu den drei Themen Gott, Mensch und Welt werden aus der Sicht des christlichen Glaubens durchdacht. Lab: Statt fertige Antworten zu finden, öffnet sich ein Raum, verschiedene Positionen wahrzunehmen und zu untersuchen. TheoLab ist ein Forschungslabor in Buchform für alle, die leidenschaftliche Glaubens- und Lebensfragen haben, theologische Tiefe gewinnen und diese mit anderen teilen wollen.
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Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Björn Büchert, Katharina Haubold, Florian Karcher (Hg.)
Theologie für Nichttheologen
Praxisverlag buch+musik bm gGmbH
In unseren Veröffentlichungen bemühen wir uns, die Inhalte so zu formulieren, dass sie allen Menschen gerecht werden, dass sich alle Geschlechter angesprochen fühlen, wo alle gemeint sind, oder dass ein Geschlecht spezifisch genannt wird. Nicht immer gelingt dies auf eine Weise, dass der Text gut lesbar und leicht verständlich bleibt. In diesen Fällen geben wir der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes den Vorrang. Dies ist ausdrücklich keine Benachteiligung einzelner Geschlechter.
Dieser Titel ist entstanden in Zusammenarbeit mit der CVJM-Hochschule (www.cvjm-hochschule.de), dem CVJM-Landesverband Württemberg e.V. (www.cvjm-wuerttemberg.de) und dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (www.ejwue.de).
© 3. überarbeitete Auflage 2025 Praxisverlag buch+musik bm gGmbH Haeberlinstraße 1–3, 70563 Stuttgart, [email protected] 2020 bei buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart All rights reserved.
ISBN Buch 978-3-86687-277-6 ISBN E-Book 978-3-86687-278-3
Lektorat: Punkt.Landung, Mirja Wagner, Marburg Umschlaggestaltung: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart Satz: buch+musik, Stuttgart – unter Verwendung von parsX, pagina GmbH, Tübingen Satz Downloads: buch+musik – Daniela Buess, Stuttgart Bildrechte Umschlag, Inhalt: iStock: AVD88, desifoto Bildrechte Sketchnotes: Miriam Tölgyesi, Mannheim Bildrechte Autorenfotos: bei den Autorinnen und Autoren; Jansson: Frithjof Nürnberger; Tölgyesi: picturepeople
www.praxisverlag-bm.de
Kleiner Leitfaden zum Buch
Tools und Hilfen
Sketchnotes und Downloads
TheoLab Circle
Hyperlinks
Bibeltexte
Warum TheoLab?
Noch ein Theologiebuch?
Es gibt keine fertigen Antworten
Kein Praxisbuch, aber ein Buch für die Praxis
Die Buchreihe TheoLab
Wir sagen „Danke!“
Gott
Gott – was ist das für einer?
Gott – was hat er mit dem Leid zu tun?
Gott – gibt es nur einen?
Aus der Praxis: TheoBasis
Mensch
Mensch – warum gibt es ihn?
Mensch – gut oder böse?
Mensch – gibt es einen Plan fürs Leben?
Aus der Praxis: 3 Gesichter des Evangeliums
Welt
Welt – hat sich jemand was dabei gedacht?
Welt – was soll aus ihr noch werden?
Welt – was muss ich für sie tun?
Aus der Praxis: schöner glauben
Anhang
Die Menschen hinter den Artikeln
TheoLab: Kooperationspartner
An diesem Buch haben ganz unterschiedliche Menschen mitgewirkt und so hat jeder Artikel seinen ganz eigenen Stil. Das darf so sein und ist sogar gewünscht. Einige Elemente gibt es dennoch in jedem der Artikel, um das Lesen, Denken und Arbeiten mit diesem Buch zu erleichtern:
Es ist eine Sache, über theologische Themen zu lesen. Doch wie geht es danach weiter? In jedem der Artikel gibt es deswegen folgende Elemente:
Zum Nachdenken – Anwendungsfragen
Zum Vertiefen – Hören und Lesen
Zum Machen – Handlungsempfehlung
Zum Nachlesen – Verwendete Literatur
Je Artikel gibt es eine Sketchnote, die den Inhalt noch einmal bildlich darstellt und für Kleingruppen verwendet werden kann, aber auch so eine Hilfe beim Lesen und Denken ist.
Unter download.praxisverlag-bm.de können die im Buch enthaltenen Sketchnotes mithilfe des Passworts 1TL.gmw. als digitale Daten heruntergeladen werden. Dieses Passwort darf nicht weitergegeben werden. Nur der Kauf des Buches berechtigt zum Downloaden, Ausdrucken, Kopieren und Verwenden dieser Daten, sofern sie zur Vorbereitung und Durchführung der Inhalte dieses Buches verwendet werden. Eine Vervielfältigung, Verwendung oder Weitergabe darüber hinaus ist ohne Erlaubnis ausdrücklich nicht gestattet.
Der Laborcharakter von TheoLab wird auch daran ersichtlich, dass TheoLab mehr als ein Buch ist. Nach Band 1 ist manches entstanden. Jendrik Peters hat das Onlineformat „TheoLab Circle“ mit Übungen und Impulsfragen entwickelt und erprobt. Der Lese-Circle ist auf fünf Treffen angelegt und kann sowohl digital als auch vor Ort durchgeführt werden. Das Konzept mit Übungen und Fragen zu diesem Band ist bei den Downloads zu finden. Zu Band 2 (Jesus. Himmel. Mission.) und Band 3 (Geist. Bibel. Kirche.) ist der „TheoLab Circle“ ebenfalls bei den jeweiligen Downloads verfügbar.
Für in diesem Titel enthaltene Links auf Websites/Webangebote Dritter übernehmen wir keine Haftung, da wir uns deren Inhalt nicht zu eigen machen, sondern sie lediglich Verweise auf den Inhalt darstellen. Die Verweise beziehen sich auf den Inhalt zum Zeitpunkt des letzten Zugriffs: 23.04.2025.
Die im Titel enthaltenen Bibeltexte sind i.d.R. zitiert aus BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart und Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Ja, wir glauben, dass es Theologiebücher braucht, weil hinter der Theologie und ihren Themen die großen Fragen der Menschheit und der ganz persönlichen Lebensgeschichte stehen: „Wo kommen wir her?“, „Wie gelingt das Leben?“, „Was hält und trägt?“, „Wer ist Gott und wie ist er?“ u.v.m.
Natürlich ist dieses Buch nicht das erste, das diese Fragen stellt, und es wird auch nicht das letzte sein. Aber in unserer Praxis in der Jugendarbeit haben wir festgestellt, dass viele der vorhandenen Theologiebücher eher abstrakt sind oder vor allem die Praxis in den Vordergrund stellen. Beides hat seine Berechtigung. Und dennoch haben wir uns gefragt: Wie kann theologische Auseinandersetzung stattfinden, die die Praxis im Blick, aber gut verständlich entscheidende theoretische Ansätze zur Grundlage hat? TheoLab ist dabei so etwas wie ein Forschungslabor in Buchform. Denn die Antworten auf die großen Fragen im Leben und Glauben kann man nicht einfach nur nachlesen, sondern sie wollen und müssen selbst entdeckt werden.
Bei TheoLab versuchen wir genau das. Der Name legt schon nahe, dass dabei zwei Aspekte entscheidend sind: die Theologie und das Labor. Theologie bedeutet „Lehre von Gott“. Wir stellen uns den großen Fragen aus Sicht des christlichen Glaubens, versuchen Gottes Sicht zu erahnen und finden dazu viel Hilfreiches in der Bibel. Dabei pflegen wir den „Laborcharakter“: Wir liefern keine fertigen Antworten, sondern öffnen einen Raum, konkrete Fragen wahrzunehmen und zu untersuchen. Wir experimentieren, beobachten das Ergebnis, ziehen Schlüsse, hinterfragen und präsentieren unsere Gedanken als Momentaufnahmen.
Denn: Theologie ist nicht gleich Theologie. Eigentlich müsste man von Theologien in der Mehrzahl sprechen. Je nach Biografie, Herkunft und Zeitalter deuteten Menschen die heiligen Schriften der Bibel und ihre Lebensgeschichte schon immer unterschiedlich. Theologie ist kontextgebunden und fordert deshalb heraus, theologische Entscheidungen zu treffen. Was ist mein Verständnis der Bibel? Welchen Passagen räume ich mehr Gewicht ein als anderen? Welche Deutungen erweisen sich als nachvollziehbar und tragfähig im Leben und im Glauben? Unterschiedliche Theologinnen und Theologen beantworten diese Fragen aus ihrer Perspektive und kommen zu manchmal sogar konträren Aussagen. Manche dieser verschiedenen Sichtweisen wollen wir wahrnehmen und darstellen und in den Dialog mit ihnen eintreten.
Deswegen schreiben bei TheoLab verschiedene Autorinnen und Autoren. Auch sie präsentieren ihre Sichtweise, aber ohne davon auszugehen, dass es die einzig wahre ist. Denn natürlich sind auch sie von ihrem Kontext und ihrer Geschichte geprägt und haben bestimmte Verständnisse der Bibel und verschiedene Gottesbilder. Für den einen sind die Texte der Bibel z.B. wörtlich zu verstehen, für eine andere sind sie eher Erfahrungsberichte von Menschen, die etwas mit Gott erlebt haben. Aber alle eint der Glaube, dass Gottes Geist in den Worten der Bibel wirkt und sie von Jesus Christus als ihrem Zentrum her zu verstehen ist.
TheoLab dreht sich um Theologie im Alltag. Auch wenn TheoLab nicht als Anleitung dafür gedacht ist, wie man die Themen umsetzen kann, kann es für die Jugend- und Gemeindearbeit genutzt werden. Die einzelnen Kapitel können z.B. gemeinsam gelesen werden und zur Diskussion über die eigene Theologie einladen oder zur Vorbereitung verwendet werden. Die Sketchnotes bieten dafür eine grafische Übersicht und dienen als Tool für die eigene Nacharbeit und Praxis. Auch die Vorstellung einzelner Projekte und Ideen zeigt, wie man in der Jugend- und Gemeindearbeit der Lust auf Theologie Raum geben kann. Dabei ist wichtig, dass Theologie auch ohne Studium und das Lernen von Fachwörtern möglich ist und mit Menschen jeden Hintergrundes eingeübt werden kann. Deshalb versuchen die Autorinnen und Autoren von TheoLab so verständlich und einfach wie möglich zu schreiben und Fachbegriffe zu erklären.
TheoLab ist eine mehrbändige Reihe, die vom Ev. Jugendwerk in Württemberg, vom CVJM-Landesverband Württemberg e.V. und von der CVJM-Hochschule in Kooperation entwickelt wurde und sich mit den großen Themen der Menschheit und der Bibel auseinandersetzt.
Jedes Buch umfasst dabei drei Oberthemen, die in jeweils drei Kapiteln mit konkreten Fragen bedacht werden. Band 1: Gott. Welt. Mensch., Band 2: Jesus. Himmel. Mission., Band 3: Geist. Bibel. Kirche. Die einzelnen Kapitel stellen unterschiedliche Positionen zu den Fragen dar und münden in einem Resümee der Autorin oder des Autors. Dieses Resümee sehen wir allerdings nicht als einen Schlusspunkt, sondern als einen Doppelpunkt: Wir hoffen und wünschen uns, dass das Diskutieren und Nachdenken dann erst richtig beginnt.
Der weitere Band „Glaube fällt [nicht] vom Himmel“ ist als Workbook konzipiert und lädt zu einer theoretischen und praktischen Entdeckungsreise ein, um den eigenen Glauben im Zusammenhang mit der eigenen Biografie besser zu verstehen.
Der Anspruch der Reihe ist nicht, alle Themen abzudecken, sondern Lust auf Theologie und Weiterdenken zu machen. Wenn du also offene Fragen hast, werde selbst aktiv! Suche dir Literatur, recherchiere oder frage eine Person, die Ahnung hat. Dann schnapp dir ein paar Freundinnen/Freunde und diskutiert eure Fragen gemeinsam – so seid ihr ein TheoLab.
Danke allen, die an diesem Projekt mitgewirkt haben: der Autorin und den Autoren; der Sketchnote-Designerin Miriam Tölgyesi; denjenigen, die ihre Projekte vorgestellt haben; dem Verlag buch+musik und besonders Claudia Siebert für die großartige Begleitung und Mirja Wagner für das fantastische Lektorat. Ein Dank geht auch an Jendrik Peters, der den „TheoLab Circle“ entwickelt hat.
Danke an alle, die TheoLab schon in ihrer Jugend- und Gemeindearbeit oder in anderen Gruppen eingesetzt oder online darauf hingewiesen haben. Außerdem bedanken wir uns bei allen, die uns begegnet sind und uns Fragen gestellt und ihre Sichtweisen zur Verfügung gestellt haben, und allen Leserinnen und Lesern, dass ihr euch diese Fragen stellt und ihnen nachgeht.
Viel Freude beim Lesen, Denken und Leben.
Björn Büchert, Katharina Haubold und Florian Karcher
Wie soll man anfangen, über „etwas“, oder über „jemanden“ zu sprechen, der keinen Anfang und kein Ende hat? Wo setzt man an? Wie wählt man aus?
Wir glauben an Gott, wir beten zu ihm, wir treffen uns in Gottesdiensten und singen gemeinsam Lieder für ihn – und doch ist er so schwer zu verstehen, zu „greifen“. Wir wollen uns ihm hier nähern, Stück für Stück, und uns dafür am bewährten Prinzip eines Bewerbungsschreibens orientieren. Wir werden nach Namen, Anschrift und Fähigkeiten dieses Gottes fragen. Oder anders ausgedrückt: Wie heißt er eigentlich? An welchem Ort können wir ihn finden? Was ist über sein Wesen bekannt? Um den Antworten auf diese Fragen näher zu kommen, suchen wir nach aussagekräftigen Informationen in den Büchern des Alten und des Neuen Testaments der Bibel.
Die Frage, die wir uns vorher allerdings stellen müssen, lautet: Ist es überhaupt möglich, in irgendeiner Weise von einem Wesen zu sprechen, welches jede Vorstellung sprengt? Ist diese Unternehmung nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt? Wir stehen damit vor keiner geringeren Frage als der, was Theologie, die Lehre von Gott, überhaupt leisten kann. Kann man sich mit Worten dem Ewigen und Allmächtigen annähern? Oder müsste die Frage lauten: Wie und wann gibt Gott sich selbst zu erkennen?
Menschen denken. Sie fragen. Sie suchen nach dem Ursprung, dem Grund, dem Ziel. Sie überlegen, was es eigentlich mit diesem Leben auf sich hat – und mit dem Sterben. Sie betrachten die Welt, wie sie ist, wie sie einmal war, wie sie wohl sein wird. Menschen denken, hoffen und – glauben. Gott ist für viele Menschen der Dreh- und Angelpunkt ihrer Suche nach Grund und Sinn. Sie glauben, dass nur mit ihm die grundlegenden Fragen beantwortet werden können. Einfach deshalb, weil allein er die Grundlage von allem ist. Und sie stoßen auf ein Problem: Wenn noch vor allen großen, geheimnisvollen und unerklärlichen Dingen des Universums Gott steht, dann ist er selbst noch größer, geheimnisvoller, unerklärlicher.
Es ist schwer oder gar unmöglich, abstrakt über Gott als die alles bestimmende Größe im Universum nachzudenken. Unser Verstand ist dafür zu begrenzt. Und deshalb sprechen Menschen in Form eigener Erfahrungen und Beispiele. Bereits die frühesten Autoren der biblischen Bücher haben dies gemacht. Sie erzählten ihre Geschichte mit Gott und ermöglichten es so allen nachkommenden Generationen, nachzuempfinden, was sie selbst mit ihm erlebt hatten. Haben sie alle dieselbe Geschichte erzählt? Im Gegenteil: Die Berichte könnten unterschiedlicher und vielfältiger nicht sein. Manchmal mögen sie sich sogar widersprechen und die Frage kommt auf, ob hier von ein und demselben Gott gesprochen wird. Die Geschichten von Gott sind wie einzelne Puzzlestücke eines riesigen Kunstwerkes.
Und auch heute wird auf verschiedene Weise von Gott gesprochen. Oft werden Bilder der Bibel aufgegriffen, teilweise weichen die persönlichen Vorstellungen auch stark davon ab: Für die einen ist Gott der alte und milde Vater, für die anderen gleicht er dem strengen Richter, für wieder andere ist er Mutter oder Freundin. Manche Gottesbilder gebrauchen Vorstellungen der Natur, andere beschreiben Gott in Gefühlen. Für wieder andere ist Gott eine philosophische Größe, ein metaphysisches Grundprinzip oder eine Frage der neuronalen Biochemie. All diese Vielfalt kann man manchmal schwer ertragen. Vor allem, wenn an der Vorstellung eines gemeinsamen Gottes festgehalten werden soll.
Gottesbilder sind nötig und unvermeidbar. Im besten Fall tragen sie dazu bei, den Glauben an Gott vielen Menschen zugänglich und möglich zu machen. Gleichzeitig stellen sie uns vor das Problem, dass sie eben nur Bilder sind: winzige, widersprüchliche und einseitige Bilder. Oft sprechen wir von Gott in Formen, die ihn vermenschlichen und damit dramatisch verkleinern. Denn stellen wir uns einmal vor: Das Kunstwerk, zu dem all die Puzzlestücke gehören – es ist nicht nur riesig, es ist unendlich. Niemand konnte es je in seiner Ganzheit betrachten: „Kein Mensch hat Gott jemals gesehen“ (Joh 1,18a BB). Angesichts dieser Größe ist jede Rede von Gott, jeder Versuch, ihn mit Worten und Bildern zu beschreiben, ein banales, ja, unwürdiges Unterfangen.
Stecken wir dann aber nicht in einem echten Dilemma? Genau so ist es. Als Christinnen und Christen sollen und müssen wir von Gott sprechen, von seinen Taten und Wundern in Geschichte und Gegenwart. Gleichzeitig sind wir wegen unserer Menschlichkeit genau dazu nicht angemessen in der Lage. Der Theologe Karl Barth beschrieb dieses Dilemma so: „Wir sollen […] von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-Können wissen, und eben damit Gott die Ehre geben.“[1] Sich dieser eigenen Schwäche bewusst zu sein, ist die Demut, die bei Gott angebracht ist. Keines unserer Bilder, keine Vorstellung von Gott darf absolut gesetzt werden. Sie alle bleiben Ahnungen des Unbeschreiblichen, so deutlich und real Gott in unserem Leben auch sein mag. Dieses Wissen ist die Grundlage für alles Reden von Gott, das uns – letztlich von ihm selbst – aufgetragen ist.
Die Berichte und Zeugnisse der Bibel sind unsere einzige schriftliche und damit wichtigste Quelle, um Aussagen über Gott zu treffen. Die Art und Weise, in welcher im Alten und Neuen Testament von ihm gesprochen wird, ist deshalb von höchster Bedeutung. Wie stellt Gott sich selbst mithilfe menschlicher Worte darin vor?
In der Geschichte von Moses Berufung (2. Mose 3) wird auf einzigartige Weise eingeführt, wie das Volk Israel künftig mit und über seinen Gott sprechen soll. Auf die Frage Moses nach dem Namen Gottes antwortet dieser nicht mit einem bloßen Begriff, nicht in einem anschaulichen Bild, nicht in einer vermenschlichten Verkleinerung, sondern in einem Versprechen. „Ich werde sein, der ich sein werde“ (2. Mose 3,14 Lu). Diese Art, über Gott zu sprechen, war nicht nur für Mose und den Rest des Volkes Israel vollkommen neu und ungewohnt, sie unterschied sich auch von allen bekannten Redeweisen über Götter in der Antike. Kanaaniter, Ägypter und Babylonier, die gesamte bekannte Welt – sie alle hatten eine mächtige Götterwelt vorzuweisen, in welcher Gottheiten mit Namen wie El, Baal und Marduk in Standbildern verehrt und angebetet wurden. Das kleine Israel hingegen hatte genau einen Gott. Einen Gott, dessen Wesen und Name niemals in Stein gemeißelt werden sollte. Einen Gott, der sich für alle Zeiten in einem Versprechen an sein Volk binden würde: JHWH – „Ich werde sein“ oder „Ich bin da“ war künftig sein Name. Das Wissen um die genaue Übersetzung der hebräischen Konsonanten des Gottesnamens JHWH