Theologie des Alten Testaments - Jörg Jeremias - E-Book

Theologie des Alten Testaments E-Book

Jörg Jeremias

4,9

Beschreibung

Jörg Jeremias outlines for the modern reader the most important ideas emerging from the Old Testament concerning God. He connects the historical background with the generic history and aspects from systematic theology. In this volume »Theology of the Old Testament« the author outlines the most important ideas about God in the Old Testament. Some of the texts, however, span more than 500 years and belong to very different genres: The Old Testament is not a homogeneous book but a library of separate volumes. Thus, the author connects for the modern reader the historical background with a generic history as well as with aspects from systematic theology. His choice of themes reflects the cohesion of the Old and New Testaments and serves to inform the modern reader.

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Grundrisse zum Alten Testament

Das Alte Testament Deutsch, Ergänzungsreihe

herausgegeben vonHermann Spieckermann und Reinhard Gregor Kratz

Band 6

Vandenhoeck & Ruprecht

Theologie des Alten Testaments

vonJörg Jeremias

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISSN 2198-2910ISBN 978-3-647-99673-8

Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de

© 2015, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen/Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A.www.v-r.deAlle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf dervorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde

Vorwort

Zu meiner Studienzeit galt eine „Theologie des Alten Testaments“ als Königsdisziplin des Faches. Ob man das heute noch sagen kann, ist mir zweifelhaft. Zu stark ist der Umbruch auf allen Ebenen der Textinterpretation, zu weit differieren die geschichtlichen Einordnungen der Texte, die die notwendige Voraussetzung eines tiefer eindringenden Verständnisses bilden. So tritt in der gegenwärtigen Forschungssituation der subjektive Aspekt einer Zusammenfassung der Gottesaussagen des Alten Testaments notwendig noch stärker ins Blickfeld, so gewiss er grundsätzlich jeder „Theologie des Alten Testaments“ eignet, schon weil sie aus der Fülle von biblischen Texten auswählen muss. C. Westermann, der den Vorgängerband des hiesigen Entwurfs verfasst hat, konnte in seiner bewundernswert kurzen und dichten „Theologie des Alten Testaments in Grundzügen“ auf einem soliden Konsens in der Forschung aufbauen. Ein solcher Konsens ist gegenwärtig nicht in Sicht, und analoge „Grundzüge“ lassen sich daher auch kaum erneut schreiben.

Andererseits muss jede Generation und letztlich jeder einzelne Forscher Rechenschaft ablegen über die Gesamtsicht des Alten Testaments unter theologischem Gesichtspunkt. Eine solche Gesamtsicht im Groben wird schließlich auch – und m.E. zu Recht – von Studierenden im Examen verlangt, obwohl sie vielen unter ihnen im akademischen Unterricht nicht angeboten wird. Diese Studierenden habe ich deshalb beim Schreiben stets mit im Auge gehabt. Nicht zuletzt ihretwegen habe ich bei kontrovers diskutierten Problemfeldern durch Passagen im Engdruck kenntlich gemacht, wo die eigene Einschätzung von alternativen Sichten abweicht.

Immerhin zeichnen sich Übereinstimmungen ab. Die Mehrzahl der Forscher rechnet mit einer schriftlichen Überlieferungsbildung, die noch nicht unter Salomo, sondern erst am Ende des 9. Jh.s v. Chr. oder gar im 8. Jh. einsetzte, und zwar zunächst kleinräumig – also etwa separat für Jakob, Abraham und Mose. Erst Jahrhunderte später reichte sie nach dieser Auffassung von der Schöpfung bis zum Tod Moses bzw. bis zur Landnahme, umfasste sie also literarisch die Grenzen des Pentateuchs bzw. Hexateuchs.

Der Verfasser einer „Theologie des Alten Testaments“ sieht sich aber noch vor ganz andere, grundsätzliche Schwierigkeiten gestellt. Ich nenne nur die drei wichtigsten:

– Er hat zum einen mit Texten zu tun, die weit mehr als ein halbes Jahrtausend auseinander liegen. Es versteht sich von selbst, dass sie auf unterschiedliche Problemfelder eingehen, die spezifisch für ihre jeweilige Zeit waren. Dabei stand die Besonderheit der biblischen Gottesaussagen im Kontext altorientalischen Denkens nicht am Anfang der Überlieferung, sondern entwickelte sich über die Jahrhunderte im Gespräch mit anderen theologischen Intentionen. Die Geschichte einer wachsenden Gewissheit, wie recht von Gott zu reden ist, zeichnet sich in den Texten ab, aber eben im Verlauf einer langen Zeitstrecke.

– Zum zweiten hat der Verfasser es mit Zeugnissen zu tun, die ganz verschiedene Intentionen verfolgen. Lehrhaft weisheitliche stehen neben prophetischen Texten, geschichtliche neben hymnischen etc. Es zeigt sich bald, dass sich auch diese Texte nicht unter einem beliebigen Thema miteinander vermischen lassen, ohne ihre spezifische Aussage einzubüßen.

– Zum dritten aber kann eine „Theologie des Alten Testaments“ auch nicht nur historisch oder formgeschichtlich zusammengehörige Texte je für sich behandeln. Je länger die Zeit fortschritt, desto mehr drängten die alttestamentlichen Texte selber zu übergreifenden und generellen Aussagen über Gott und desto mehr bezogen sie sich auf schon vorliegende ältere Texte zurück, zunächst im Bereich der eigenen Textsorte, bald danach aber auch weit über sie hinaus. Es gibt im späten Alten Testament selber eine Tendenz zur Systematik, an der ein nachgeborener Exeget nicht gut vorübergehen kann.

Aus solchen Erwägungen heraus habe ich den Entwurf meiner Theologie, wie in der Einleitung näher dargelegt, dreiteilig gegliedert und die ersten beiden Teile nach historischen und formgeschichtlichen Gesichtspunkten geordnet, den dritten dagegen nach systematisch-thematischen. Durch zahlreiche Querverweise habe ich versucht, die verschiedenen Argumentationsgänge aufeinander zu beziehen.

Insgesamt habe ich mich bemüht, sparsam mit Literaturangaben umzugehen; die Literatur sollte die Anliegen der Texte nicht verstellen. Im Zeitalter des Computers sind umfassende Angaben mit Knopfdruck erreichbar. Wenn ich meinem Entwurf den engeren Kanon der hebräischen Bibel zugrunde gelegt habe, obwohl für eine gesamtbiblische Theologie der Ausgangspunkt vom weiteren Kanon des hellenistischen Judentums weit sinnvoller wäre, dann nicht aus sachlichen, sondern allein aus arbeitsökonomischen Gründen. Aus entsprechenden Erwägungen habe ich ein vorgesehenes Kapitel über theologische Akzentverschiebungen in der Septuaginta wieder getilgt, um den Umfang des Buches nicht ausufern zu lassen.

Gedanklich bin ich mit dem Buch, an dem ich mit Unterbrechungen seit meiner Emeritierung gearbeitet habe, mehr als zwei Jahrzehnte beschäftigt, seit der damalige Herausgeber der Reihe „Grundrisse zum Alten Testament“ (ATD. E), Walter Beyerlin, mir die Übernahme des Bandes zur „Theologie des Alten Testaments“ anvertraute. Einzelthemen habe ich mehrfach während meiner aktiven Zeit im Kreis meiner Doktoranden diskutiert, und diese Gespräche sind ihrerseits in eine Reihe von Aufsätzen eingeflossen. Daher ist es mir eine besondere Freude und Anlass zu Dankbarkeit, dass Friedhelm Hartenstein und Jutta Krispenz mich mit der Herausgabe der wichtigsten dieser Vorarbeiten als „Studien zur Theologie des Alten Testaments“ beschenkt haben, die als Band 99 der Reihe „Forschungen zum Alten Testament“ etwa gleichzeitig mit dem vorliegenden Buch im Verlag Mohr & Siebeck erscheinen sollen.

München, im Juni 2015

Jörg Jeremias

Inhalt

Abkürzungen

Abgekürzt zitierte Literatur

Einleitung

Teil I: Die zentralen „Denkformen“ des Glaubens im Alten Testament

A. Psalmen

B. Weisheit

C. Recht und Ethos

D. Ursprungstraditionen

1. Die Erzvätererzählungen

2. Mose

3. David

E. Prophetie

1. JHWH oder Baal (Elia und Hosea)

2. Recht und Gerechtigkeit (Amos [Jesaja und Micha])

3. Das abgewiesene Heilsangebot (Jesaja)

4. „Wahre“ und „falsche“ Prophetie (Jeremia und Ezechiel)

Teil II: Die großen Neuentwürfe

A. Das Deuteronomium (Dtn)

B. Katastrophe und Neubeginn

1. Jeremia und Ezechiel

2. Ex 32–34: Verwerfung Gottes und Gottes Bund

C. Die deuteronomistische Theologie

D. Die Priesterschrift (P)

E. Deuterojesaja (DJes)

Teil III: Die tragenden Themen

A. Gottes Zorn und seine Güte

B. Vergewisserungen

1. Gottes „Bund“ mit seinem Volk

2. Der Zion

3. Der (neue) Gottesdienst

4. Gottes Schöpfung

5. Gottes Wort

C. Orientierungen

1. Der Dekalog

2. Das Gebet im Psalter

D. Hoffnungen

1. Die Rettung am „Tag JHWHs“

2. Der Mensch nach Gottes Willen

3. Das Königtum Gottes

4. Der Kommende

5. Das Heil der Völker

6. Die Apokalyptik

7. Die Auferstehung von den Toten

E. Bohrende Fragen

1. Das Leiden des Gerechten (Hiob)

2. Die Frage nach dem Sinn des Lebens (Kohelet)

Ausblick

Sachregister

Stellenregister

Abkürzungen

Die verwendeten Abkürzungen richten sich nach S. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete (21992) bzw. Theologische Realenzyklopädie. Abkürzungsverzeichnis, zusammengestellt von S. Schwertner (21994).

Zusätzliche Abkürzungen

ChrG

Chronistisches Geschichtswerk (1–2 Chr).

HAL

Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament, neu bearbeitet von W. Baumgartner, 3Leiden 1974 ff.

KTU

M. Dietrich/O. Loretz/J. Sanmartin, Die Keilalphabetischen Texte aus Ugarit, Bd. 1, Neukirchen-Vluyn 1976.

TGI2

K. Galling (Hg.), Textbuch zur Geschichte Israels, 2Tübingen 1968.

Abgekürzt zitierte Literatur

R. Albertz, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit (ATD. E 8/1–2), Göttingen 1992.

–, Die Exilszeit. 6. Jahrhundert v. Chr. (BE 7), Stuttgart/Berlin/Köln 2001.

E. Aurelius, Der Fürbitter Israels. Eine Studie zum Mosebild im Alten Testament (CB.OTS 27), Lund 188.

J. Barr, The Concept of Biblical Theology. An Old Testament Perspective, London 1999.

E. Blum, Die Komposition der Vätergeschichte (WMANT 57), Neukirchen-Vluyn 1984.

–, Studien zur Komposition des Pentateuch (BZAW 189), Berlin/New York 1990.

W. Brueggemann, Theology of the Old Testament. Testimony, Dispute, Advocacy, Minneapolis 1997.

F. Crüsemann, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied in Israel (WMANT 32), Neukirchen-Vluyn 1969.

–, Die Tora. Theologie und Sozialgeschichte des alttestamentlichen Gesetzes, München 1992.

W. Dietrich/H.-P. Mathys/T. Römer/R. Smend, Die Entstehung des Alten Testaments. Neuausgabe, Stuttgart 2014.

J.-D. Döhling, Der bewegliche Gott. Eine Untersuchung des Motivs der Reue Gottes in der Hebräischen Bibel (HBS 61), Freiburg u. a. 2009.

R. Feldmeier/H. Spieckermann, Der Gott der Lebendigen. Eine biblische Gotteslehre, Tübingen 2011.

M. Fishbane, Sacred Attunement. A Jewish Theology, Chicago 2007.

T.E. Fretheim, God and World in the Old Testament. A Relational Theology of Creation, Nashville 2005.

W. Groß, Zukunft für Israel. Alttestamentliche Bundeskonzepte und die aktuelle Debatte um den Neuen Bund (SBS 176), Stuttgart 1998.

F. Hartenstein, Das Angesicht JHWHs. Studien zu seinem höfischen und kultischen Bedeutungshintergrund in den Psalmen und in Exodus 32–34 (FAT 55), Tübingen 2008.

H.-J. Hermisson, Studien zu Prophetie und Weisheit. Ges. Aufsätze (FAT 23), Tübingen 1998.

–, Alttestamentliche Theologie und Religionsgeschichte Israels (ThLZ.F 3), Leipzig 2000.

B. Janowski/B. Ego (Hg.), Das biblische Weltbild und seine altorientalischen Kontexte (FAT 32), Tübingen 2001.

B. Janowski, Ein Gott, der straft und tötet? Zwölf Fragen zum Gottesbild des Alten Testaments, Neukirchen-Vluyn 2013.

–, Konfliktgespräche mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen, 4Neukirchen-Vluyn 2013.

J. Jeremias, Das Königtum Gottes in den Psalmen. Israels Begegnung mit dem kanaanäischen Mythos in den Jahwe-König-Psalmen (FRLANT 141), Göttingen 1987.

–, Hosea und Amos. Studien zu den Anfängen des Dodekapropheton (FAT 13), Tübingen 1996.

–, Die Reue Gottes im Alten Testament. Aspekte alttestamentlicher Gottesvorstellung (BThSt 31), 3Neukirchen-Vluyn 2002.

–, Der Zorn Gottes im Alten Testament. Das biblische Israel zwischen Verwerfung und Erwählung (BThSt 104), 2Neukirchen-Vluyn 2011.

–, Studien zur Theologie des Alten Testaments (FAT 99), Tübingen 2015.

O. Kaiser, Der Gott des Alten Testaments. Theologie des AT, 3 Bände (UTB), Göttingen 1993 bis 2003.

–, Der eine Gott Israels und die Mächte der Welt. Der Weg Gottes im Alten Testament vom Herrn seines Volkes zum Herrn der ganzen Welt (FRLANT 249), Göttingen 2013.

O. Keel, Die Geschichte Jerusalems und die Entstehung des Monotheismus, 2 Bände (Orte und Landschaften der Bibel IV), Göttingen 2007.

M. Köckert, Leben in Gottes Gegenwart. Studien zum Verständnis des Gesetzes im Alten Testament (FAT 43), Tübingen 2004.

M. Konkel, Sünde und Vergebung. Eine Rekonstruktion der Redaktionsgeschichte der hinteren Sinaiperikope (Ex 32–34) vor dem Hintergrund aktueller Pentateuchmodelle (FAT 58), Tübingen 2008.

R.G. Kratz, Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments. Grundwissen der Bibelkritik (UTB 2157), Göttingen 2000.

–, Prophetenstudien. Kl. Schriften II (FAT 74), Tübingen 2011.

C. Levin, Der Jahwist (FRLANT 157), Göttingen 1993.

T.N.D. Mettinger, The Dethronement of Sabaoth. Studies in the Shem and Kabod Theologies (CB.OTS 18), Lund 1982.

P.D. Miller, They Cried to the Lord. The Form and Theology of Biblical Prayer, Minneapolis 1994.

E. Otto, Theologische Ethik des Alten Testaments (ThW 3,2), Stuttgart/Berlin/Köln 1994.

–, Das Deuteronomium. Politische Theologie und Rechtsformen in Juda (BZAW 284), Berlin/New York 1999.

L. Perlitt, Bundestheologie im Alten Testament (WMANT 36), Neukirchen-Vluyn 1969.

M. Pietsch, Die Kultreform Josias. Studien zur Religionsgeschichte Israels in der späten Königszeit (FAT 86), Tübingen 2013.

H. H. Schmid, Gerechtigkeit als Weltordnung. Hintergrund und Geschichte des alttestamentlichen Gerechtigkeitsbegriffs (BHTh40), Tübingen 1968.

K. Schmid, Literaturgeschichte des Alten Testaments. Eine Einführung, Darmstadt 2008.

–, Gibt es Theologie im Alten Testament? Zum Theologiebegriff der alttestamentlichen Wissenschaft (ThSt N.F. 7), Zürich 2013.

–, Einführung in das Alte Testament, 5Berlin/New York 1995.

–, Zukunftsgewissheit und Gegenwartskritik. Studien zur Eigenart der Prophetie (BThSt 51), 2Neukirchen-Vluyn 2002.

S. Sekine, Philosophical Interpretations of the Old Testament (BZAW 458), Berlin/Boston 2014.

R. Smend, Die Entstehung des Alten Testaments (ThW 1), 4Stuttgart/Berlin/Köln 1989.

–, Die Mitte des Alten Testaments. Exegetische Aufsätze, Tübingen 2002.

H. Spieckermann, Gottes Liebe zu Israel. Studien zur Theologie des Alten Testaments (FAT 33), Tübingen 2001.

O.H. Steck, Friedensvorstellungen im alten Jerusalem. Psalmen, Jesaja, Deuterojesaja (ThSt 111), Zürich 1972.

T. Veijola, Die ewige Dynastie. David und die Entstehung seiner Dynastie nach der deuteronomistischen Darstellung (AASF B 193), Helsinki 1975.

–, Das Königtum in der Beurteilung der deuteronomistischen Historiographie (AASF B 198), Helsinki 1977.

C. Westermann, Theologie des Alten Testaments in Grundzügen (ATD.E 6), Göttingen 1978.

H. W. Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, 3München 1977.

W. Zimmerli, Grundriss der alttestamentlichen Theologie (ThW 3), Stuttgart/Berlin/Köln 1972.

Einleitung

Eine „Theologie des Alten Testaments (AT)“ zielt darauf ab, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bemühungen um das Verständnis der alttestamentlichen Texte sowohl für die Theologie als auch für die Kirche zu bündeln und insbesondere die zentralen Gottesaussagen des Alten Testaments zu erheben. Zu diesem Zweck muss sie notwendig innerhalb der Fülle ihres Stoffes gewichten und werten, und dies nicht nur, weil jede Auswahl aus einer Stofffülle eine Wertung bedeutet, sondern auch, weil sie als „Theologie des AT“ die Bibel aus Altem und Neuem Testament im Blick hat, das Alte Testament also nicht ohne das Wissen vom Christuszeugnis des Neuen Testaments lesen und betrachten kann1. Das Alte Testament verdankt Wert und Würde für Christen ja der Tatsache, dass die Urchristenheit ihre Erfahrungen mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus in seinen Texten wiedergefunden hat, als es noch keine neutestamentlichen Schriften gab, und die folgenden Entscheidungen der Kirche bei der Abgrenzung des Kanons dem Alten Testament grundsätzlich die gleiche Verbindlichkeit als „heilige Schrift“ zuerkannt haben wie dem Neuen Testament2. Faktisch erweist sich allerdings eine derartige notwendige Gewichtung und Wertung der überlieferten Texte und Stoffe als äußerst schwierig, wie sich schon daran zeigt, dass ganz unterschiedliche Weisen, eine „Theologie des AT“ zu gliedern, vorgeschlagen worden sind: historisch oder systematisch, nach Textblöcken oder nach Themen geordnet3. Diese Differenzen hängen vornehmlich mit zwei Schwierigkeiten zusammen, vor die sich jeder Exeget gestellt sieht, der die Texte und Themen des Alten Testaments zusammenfassen möchte:

1. Das Alte Testament ist kein Buch, sondern eine kleine Bibliothek, in der Prosawerke neben Poesie stehen, historische Bücher neben Weisheitsschriften, Prophetenbücher neben Hymnen und Gebeten. Ihrer Gattung und Intention nach sind die Texte des Alten Testaments so unterschiedlich wie nur denkbar. Wie soll man sie sinnvoll miteinander vereinen und aufeinander beziehen? Muss nicht jede Zusammenfassung dieser gattungsgeschichtlichen Vielfalt der Texte Gewalt antun, indem unter einem vorgegebenen Thema (Schöpfung, Schuld, Erlösung etc.) Texte mit ganz verschiedenen Intentionen miteinander verbunden und so ihrer Eigenintention beraubt werden? Wird aus der Vielfalt des AT, die seinen Reichtum ausmacht, nicht notwendig eine künstliche Einheit? Anders gefragt: Wie viel Systematik verträgt eine „Theologie des AT“, ohne dass sie ihre Texte durch Gesichtspunkte, die von außen an sie herangetragen werden, zum Schweigen bringt? Christliche Theologen muss es beunruhigen, dass sich manche jüdische Theologen der Disziplin einer „Theologie des AT“ verweigern, weil sie einer solchen Einheitssicht misstrauen4. Hinzu kommt, dass Juden von dem andersartigen Vorverständnis ihrer Tradition her eine bemerkenswert andere Auswahl und Gewichtung bei ihrer Lektüre des gleichen Textkorpus treffen. Im Gespräch mit dieser andersartigen Tradition müssen unbegründete Einseitigkeiten der Lesegewohnheit in der eigenen Tradition erkannt und allzu schnelle Systematisierungen korrigiert werden.

2. Die Texte des AT stammen aus ganz unterschiedlichen Zeiten. Die ältesten sind von den jüngsten ca. 800 Jahre getrennt. Man muss nur in der Geschichte des eigenen Volkes 800 Jahre zurückgehen, um diesen enormen Zeitraum zu ermessen. Manche Erzählungen sind über einen Zeitraum von Jahrhunderten angewachsen, und das Buch Jesaja enthält aufeinander aufbauende Worte, die ein halbes Jahrtausend auseinanderliegen. Diese Besonderheit der alttestamentlichen Texte hat dazu geführt, dass neben der Disziplin einer „Theologie des AT“ noch eine zweite zusammenfassende Disziplin des Faches Altes Testament entstand: die „Religionsgeschichte (RG) Israels“. Wie ist das Verhältnis dieser beiden Disziplinen zu beschreiben, die beide grundsätzlich das gesamte Textmaterial des Alten Testaments berücksichtigen möchten: Ergänzen sie einander oder stehen sie in Konkurrenz zueinander? Können sie voneinander lernen? Wie kann eine „Theologie des AT“ angemessen das Interesse an historischer und religiöser Differenzierung wahrnehmen, das im Mittelpunkt einer „RG Israels“ steht? Diese Fragen sollen im Mittelpunkt des 2. Teiles der Einleitung stehen.

1. Vielfalt und Einheit der Gottesaussagen

Die Vielfalt der Texte, sowohl im Blick auf ihre Entstehung und die von ihnen verwendeten Traditionen als auch im Blick auf ihre Intentionen, bildet das Hauptproblem jeder „Theologie des AT“. Wenn das Alte Testament kein Buch, sondern eine kleine Bibliothek ist, wie kann eine „Theologie des AT“ die Bücher dieser Bibliothek aufeinander beziehen, ohne sie ihrer jeweiligen Eigenart zu berauben?

Forschungsgeschichtlich ist die „Theologie des AT“ eine junge Disziplin. J.P. Gablers epochale Forderung einer klaren Unterscheidung zwischen Exegese und Dogmatik vom Ende des 18. Jh.s hatte zunächst zu einer neuen Blüte historischer Untersuchungen und religionsgeschichtlicher Zusammenfassungen der alttestamentlichen Texte geführt, wie noch sogleich näher darzulegen sein wird5. Im Rückblick war dieser Trend nur allzu verständlich, wurde doch die Intention, die „Biblische Theologie“ von der Dogmatik zu trennen und als Aufgabengebiet von Historikern zu verstehen, als Befreiungsschlag empfunden, der ganz neue Kräfte freisetzte. Dagegen erwachte nach dem 1. Weltkrieg ein neues Interesse an alttestamentlicher Theologie, das man als die eigentliche Geburtsstunde der Disziplin „Theologie des AT“ werten kann. Allerdings musste sie nun erst die ihr angemessene Methodik finden. Dass man anfangs bei der seit Gabler von Exegeten eher gemiedenen Dogmatik in die Schule ging, ist nicht verwunderlich. Ludwig Köhlers „Theologie des Alten Testaments“ (Tübingen 1936; 1966) ist mit ihrem Aufbau „Von Gott“ (Theologie), „Vom Menschen“ (Anthropologie), „Von Gericht und Heil“ (Soteriologie) ein gutes Beispiel, das zeigt, wie auch ein ausgewiesener Philologe und Exeget sich seine Kategorien ganz selbstverständlich von der systematischen Theologie vorgeben ließ.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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