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Dieser Band enthält folgende Titel: Wilfried A. Hary: Blondes Gift für schwarze Seelen Alfred Bekker: Codename Revolution In einem osteuropäischen Land putscht sich ein Offizier an die Macht und die Angestellten der gemeinsamen deutsch-französische Botschaft werden als Geiseln genommen. Eine Einheit von kampferprobten Spezialisten muss die Lage durch ein gewagtes Kommando-Unternehmen entschärfen und eine Welt-Krise verhindern...
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Seitenzahl: 237
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Thriller-Doppel 004
Copyright
Blondes Gift für schwarze Seelen
Codename Revolution
Dieser Band enthält folgende Titel:
Wilfried A. Hary: Blondes Gift für schwarze Seelen
Alfred Bekker: Codename Revolution
In einem osteuropäischen Land putscht sich ein Offizier an die Macht und die Angestellten der gemeinsamen deutsch-französische Botschaft werden als Geiseln genommen. Eine Einheit von kampferprobten Spezialisten muss die Lage durch ein gewagtes Kommando-Unternehmen entschärfen und eine Welt-Krise verhindern...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /COVER TONY MASERO
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Zum Blog des Verlags geht es hier:
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Die Agentin – Heiße Fälle im Kalten Krieg
Band
Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.
Prof. Spencer hat einen chemischen Kampfstoff entwickelt, und daran ist nicht nur das Militär interessiert. Ein Syndikat hat durch Verrat davon erfahren und will den Kampfstoff in seine Gewalt bringen, doch Spencer gelingt es, seine Unterlagen zu vernichten, so dass er selbst entführt wird. Charles Newton schickt seine beste Agentin in den Einsatz, um den Professor zu befreien. Natalia Ustinov muss alle weiblichen Reize einsetzen, um die Hintermänner zu enttarnen, doch dann geht etwas schief.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Der schwarze, flachkronige Hut war tief in die Stirn des Mannes gezogen und beschattete das markant geschnittene Gesicht. Bevor der Mann die Telefonzelle betrat, sicherte er unauffällig nach allen Seiten. Brodelnder Verkehr. Menschen hasteten an ihm vorbei. Niemand beachtete den Fremden im dunklen Anzug. Er zog die schwarzen Lederhandschuhe straff und trat in die Zelle.
Nachdem er eine Nummer gewählt hatte, ertönte das Rufzeichen aus dem Hörer. Jemand hob ab und meldete sich. Es war eine weibliche, rauchig klingende Stimme.
»Hat es geklappt?«, fragte der mittelalterliche Mann.
»Bist du es, Liebling?« Verhaltene Leidenschaft schwang mit.
Das Gesicht des finster erscheinenden Typs blieb unbewegt.
»Ja, ich bin es«, antwortete er kühl. »Nun, was ist?«
»Ich – ich habe ihn soweit. Bennister frisst mir aus der Hand. Ihr könnt den Coup starten.«
»Okay, ich werde mich persönlich um ihn kümmern. Du hast ihm doch noch keine Zugeständnisse gemacht?«
»Natürlich nicht. Darling, wann kommst du? Ich verzehre mich nach dir. Seit Wochen warst du nicht bei mir.« Die rauchige, erotisch klingende Stimme war eine einzige Verheißung.
»Später!«, sagte der Mann knapp, legte auf und verließ die Zelle.
»Darling, bist du noch da?«, rief sie gebannt. Als keine Antwort erfolgte, legte sie resignierend den Hörer auf die Gabel zurück.
Sie war splitternackt. Ihre herrlich geformten Brüste wippten kokett.
Kleidungsstücke lagen wahllos auf dem breiten französischen Bett verteilt. Die Blondine blieb davor stehen, die zierlichen, zu Fäusten geballten Hände in die Seiten gestemmt. Der volle, sinnliche Mund bebte. Die leuchtenden Blauaugen wirkten in diesem Augenblick wie kleine Gletscherseen.
»Na warte!«, zischte sie.
Mit einer wütenden Gebärde grapschte sie nach dem Hemd vor sich und schlüpfte hinein. Als sie auch nach dem hauchdünnen Slip greifen wollte, hielt sie inne. Unvermittelt barg sie ihr Gesicht in den Händen. Ihre Schultern zuckten in lautlosem Schluchzen. Es dauerte aber nur Sekunden, dann hatte sie sich wieder beruhigt. Mit den Fingern wischte sie sich die Tränen von den Wangen, drehte sich abrupt um und ging zum Wohnzimmer zurück. Das Hemd stand vorn offen und ließ die Schönheit dieses weiblichen Körpers erkennen.
Das rassige Girl, dessen seidig glänzendes Haar bis zur Schulter ging, ließ sich auf ein Polster fallen. Da saß es, das rechte Bein lang ausgestreckt, das linke Bein bis zur Brust angewinkelt. Mit der linken, geballten Hand stützte die Süße ihren Kopf. Ihren leuchtenden, verführerischen Augen konnte man nicht ansehen, was für schlimme Gedanken hinter der hübschen Stirn wogten. Sie fühlte sich ausgenutzt und hintergangen und sann auf Rache. Doch schien es im Moment keine Möglichkeit dafür zu geben. Sie konnte nicht mehr zurück. Die Dinge hatten bereits ihren Lauf genommen.
Noch während das zornige Rassegirl grübelnd in seinem Wohnzimmer saß, betrat der dunkel gekleidete, mittelalterliche Mann ein kleines, recht lieblos eingerichtetes Apartment. Aufmerksam schaute er sich um. Während seiner Abwesenheit hatte sich nichts verändert.
Unbewusst rückte der Mann seinen dunklen Schlips zurecht und ging zum Telefon. Er hätte die Frau auch von hier aus anrufen können, hatte es aber aus Sicherheitsgründen vermieden. Sie war mit einem einflussreichen Mann aus der Politik verheiratet. Es bestand die Möglichkeit, dass ihr Telefon überwacht wurde. Um jegliche Gefahr für sich selbst auszuschalten, hatte der dunkel Gekleidete auch dafür gesorgt, dass die blonde Katze nie seinen richtigen Namen erfuhr.
Er wählte eine Nummer. Einer seiner Leute meldete sich.
»Bennister ist reif. Haltet euch bereit!«
Sein Gesprächspartner kicherte.
»Das Pentagon wird noch einmal seinen Entschluss bereuen, ein geheimes Labor in einem gewöhnlichen städtischen Krankenhaus untergebracht zu haben.«
»Unterschätze die Leute nicht«, entgegnete der Boss kalt. »Hätten wir keine so hervorragende Informationsquelle, wäre der Trick tatsächlich gelungen. Wer vermutet schon ein so dickes Ei weitab von jeglichem Militärstützpunkt? – Nach Erledigung der Sache werdet ihr euch um das Girl kümmern!«, befahl er ohne Übergang. »Es beginnt mir Sorgen zu machen.«
»Mit Vergnügen, Boss«, sagte der Gesprächspartner feixend.
Der dunkel Gekleidete legte auf. Er war sehr zufrieden.
In dem Gewirr gläserner Röhrchen zirkulierte mehrfarbiger Nebel. Professor Spencer schwitzte. Seine Hand zitterte, als er den Bunsenbrenner, mit dem das System aufgeheizt wurde, abdrehte. Ein letztes Mal las der Wissenschaftler die Messskalen ab. Die Zusammensetzung der flüchtigen Substanz stimmte. Das große Experiment näherte sich seinem Höhepunkt.
Professor Spencer löste einen Glaspfropfen am höchsten Punkt des gläsernen Röhrchensystems. Der Schweiß brach ihm stärker aus. Vorsichtig schüttete er von dem Wirkstoff, den er D 3 nannte, in die kleine Öffnung. Rasch stöpselte er wieder den Pfropfen auf. Einen Moment lang geschah nichts, dann entstand eine Kettenreaktion. Langsam erst, aber kontinuierlich beschleunigend, färbte sich der eigenartige Nebel weiß. Der Vorgang wurde erst an dem bauchigen Reagenzgläschen gestoppt, in dem eine transparente Flüssigkeit brodelte.
Spencers Herz stand für einige Augenblicke still. Er spürte förmlich, wie durch die vom Bunsenbrenner erzeugte Hitze die flüchtige Substanz expandieren ließ. Das Unvermeidliche geschah. Der Glaspfropfen löste sich, fiel auf den Labortisch. Der weißliche Nebel schoss ins Freie, färbte sich nach der Berührung mit Luft pechschwarz, verließ die Versuchsanordnung, über dem Labortisch eine dichte Wolke bildend. Wie ein Miniaturgewitter wirkte sie, nur ein Fuß im Durchmesser. Die Oberfläche war in ständig wallender Bewegung.
»Es ist geschafft!«, murmelte Professor Spencer bewegt.
»Alle Achtung«, sagte jemand hinter ihm.
Spencer wirbelte herum. Seine Augen hatten sich erschrocken geweitet. Aber dann erkannte er den Mann, der neben der geöffneten Labortür stand.
»Ken, ich habe deutlich gesagt, dass ich bei Experimenten allein zu sein wünsche.«
Dr. Kenneth Bennister war sein Assistent. Er ging nicht auf Spencers Worte ein. Fasziniert betrachtete er die chemische Wolke und trat näher. Das seltsame wallende Gebilde wurde langsam, von einem kaum merklichen Luftzug getragen, in Richtung offener Tür gesogen.
»Wie sind Sie eigentlich hereingekommen?«, fragte Spencer misstrauisch. »Ich hatte doch hinter mir abgeschlossen.«
»Wir waren ihm dabei etwas behilflich«, sagte der Fremde, der grinsend hinter Bennister eintrat. Er ließ Spencer in die runde schwarze Öffnung eines großkalibrigen Revolvers blicken. Der Professor erstarrte wie zur Salzsäule und hatte das Gefühl, von einer eiskalten Hand gewürgt zu werden. In seinem Kopf entstand Chaos. Was ging hier vor?
Langsam hob er die Hände.
»So ist es brav!« Der Fremde grinste und betrat das Labor. Hinter ihm schob sich ein halbes Dutzend vierschrötiger Kerle in den Raum, verschlossene Mienen zur Schau tragend. Auch sie waren bewaffnet. Sie verteilten sich im Labor.
Der Professor sah sich in die Enge getrieben.
»Was – was haben Sie vor?«, stammelte er.
Der Sprecher der Männer kam auf ihn zu. Spencer wich zurück, bis er gegen den Labortisch stieß, Bennister trat neben ihn und betrachtete die eigenartige Wolke von allen Seiten.
»Wir wollen Sie!«, sagte der Gangster rau und blieb vor dem Professor stehen.
Spencers Gedanken bewegten sich im Kreis.
»Das Labor wird bewacht.«
Der Gangster lachte scheppernd.
»Es war eine gute Idee, im Keller des St. Elisabeth Hospitals ein militärisches Geheimprojekt vorzubereiten. Ohne Bennister hier wären wir wohl nie herangekommen. Er hat dafür gesorgt, dass alles glatt über die Bühne läuft. Wir wussten von ihm, dass die meisten Patienten in diesem Hospital in Wirklichkeit kerngesund sind und zur Wachmannschaft gehören.«
Spencer sah seinen Assistenten verächtlich an.
»Sie sind ein Schweinehund«, zischelte er. In seinen Augen wetterleuchtete es. »Man hat mich ausgelacht, als ich von meinem Misstrauen Ihnen gegenüber sprach, aber ich konnte mich auf meine innere Stimme stets verlassen und habe das Wichtigste vor Ihnen geheimgehalten. Sie werden keine Freude daran haben, dass Sie mich um die Früchte meiner Arbeit bringen.«
Bevor irgend jemand reagieren konnte, stürzte sich Professor Spencer mit einem heiseren Laut auf seinen Assistenten und streckte ihn mit drei gezielten Fausthieben zu Boden.
Die Gangster sprangen von allen Seiten auf ihn zu. Ihr Sprecher hatte den Professor zuerst erreicht, riss ihn von Bennister weg.
Indessen hatte sich die chemisch erzeugte Dunstwolke vom Tisch entfernt. Der Gangster geriet mit dem Kopf direkt hinein.
Die Männer starrten, als sie sahen, was danach geschah. Ihr Boss ruderte verzweifelt mit den Armen. Offenbar waren die einzelnen Partikelchen in der Wolke elektrisch geladen und hielten deshalb so fest zusammen. Mit einem erstickten Schrei taumelte der Gangster zur Tür.
Der Professor nutzte die vorübergehende Verwirrung aus und brachte den großkalibrigen Revolver an sich, den der Gangster fallen gelassen hatte.
Der Mann brach an der Tür zusammen, rang verzweifelt nach Atem, doch nur die Wolke füllte seine Lungen. Sie ließ nicht mehr von ihm ab, sosehr er sich auch bemühte, von ihr loszukommen. Seine Leute wagten nicht, ihm zu helfen. Sie zeigten unverhohlene Angst. Wenig später war ihr Boss erstickt. Verkrampft lag er da. Die Wolke begann sich allmählich aufzulösen, als würde sie von dem Leichnam absorbiert.
Die Eindringlinge erinnerten sich wieder an den Grund ihres Hierseins. Sie wirbelten herum. Der Professor stand an seinem Schreibtisch in der Ecke des großen Labors. Er lachte triumphierend. Die geheimen Unterlagen, die er auf der Tischplatte ausgebreitet hatte, standen in hellen Flammen.
Die Gangster wollten sich auf den Professor werfen, doch der trieb sie mit dem erbeuteten Revolver zurück.
»Ihr habt gesehen, wie das neue Kampfgas wirkt. Es hinterlässt keinerlei Spuren«, sagte er kichernd.
Der Revolver in seiner Faust entlud sich krachend. Die Kugel galt nicht einem der Männer, sondern zerstörte das kompliziert erscheinende Röhrchengewirr auf dem Labortisch. Die Gangster hoben ihre Waffen, doch wagten sie nicht, auf den Wissenschaftler zu schießen. Jetzt, da die Papiere allesamt vernichtet waren, hatte er an Wert gewonnen. Ihm durfte nichts geschehen, denn Bennisters Wissen war zu unzureichend, um die hier geleistete Arbeit exakt nachvollziehen zu können.
Methodisch schoss Spencer die ganze Einrichtung in Trümmer. Erst als der Revolver nur noch ein höhnisches Klicken von sich gab, wagten sich die Gangster an ihn heran und überwältigten ihn im Handumdrehen.
Natalia Ustinov, in deren Adern deutsches, französisches und russisches Blut floss, lag im Liegestuhl auf der Dachterrasse ihres mondän eingerichteten Penthouse. Hier oben spürte sie kaum etwas von der Hektik in New Yorks Straßenschluchten tief unter sich. Die Sonne stand hoch am Mittagshimmel. Natalia war mit einem knappen knallgelben Bikini bekleidet, der einen aufregenden Kontrast zu ihrem gebräunten Körper bildete. Die Augen fest geschlossen döste sie in der Sonne.
Ihr Bewusstsein befand sich an der Schwelle zum Schlaf, weshalb sie nicht den Mann gewahrte, der mit den Händen die im sanften Wind wehenden Gardinen an der offenen Terrassentür teilte und sie beobachtete. Lautlos glitt er heran. Im Innern der Wohnung hatte er sich seiner Schuhe entledigt. Seine nackten Füße berührten den Steinboden wie die weichen Pfoten einer Raubkatze. Hinter Natalia Ustinov, am Kopfende des Liegestuhls, blieb er stehen.
In diesem Augenblick erwachte Natalia. Ihre Kohleaugen fixierten den Mann.
Tracy Bouhl war ein hoch aufgeschossener, schlanker Typ mit schon ergrauten Schläfen und einem fast jungenhaften Gesicht. Er lachte, bückte sich und küsste Natalia auf den Mund.
»Na, hat sich mein kleines Mädchen erschreckt?«, flüsterte er zärtlich. Ihre Lippen fanden sich zu einem weiteren Kuss.
»Sag mal, wie bist du eigentlich in meine Wohnung gekommen?«, erkundigte sich das Rassegirl mit dem blauschwarzen Haar und richtete sich auf.
»Wird nicht verraten.« Er lächelte, lehnte sich vor und fügte in gespielt vertraulichem Tonfall hinzu: »Militärisches Geheimnis!«
»Ich frage mich, ob du in Wirklichkeit ein gerissener und erfolgreicher Einbrecher bist und nicht ein Staatssekretär im Verteidigungsministerium«, unkte Natalia und taxierte den Mann.
Er war wichtig. Wie wichtig, bewies die Tatsache, dass Natalia von Charles Newton den Auftrag erhalten hatte, sich in sein Vertrauen einzuschleichen und ihn auszuhorchen. Der Geheimdienst hatte den noch vagen Verdacht, dass Tracy Bouhl »nicht ganz sauber war«.
Der Dicke, wie Nat Charles Newton liebevoll nannte, glich in seiner Erscheinung dem Schauspieler Charles Laughton, der auch einige Körperpfunde mit sich zu schleppen hatte. Sein Tarnberuf war Rechtsberater der Großindustrie und Highsociety. In Wirklichkeit galt er als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in den USA. Längere Zeit hatte er als Patriot ehrenamtlich für den CIA gearbeitet. Seine Aufgabe war gewesen, nach gängiger CIA-Manier Vertrauensleute in Firmen, gesellschaftlichen Gruppen und politischen Vereinigungen anzuwerben, die durch Unterwanderung durch obskure Elemente gefährdet waren. Verärgert durch das Aneinandervorbeiarbeiten der großen Organisationen FBI, CIA, Pentagon und Justizministerium hatten politische Freunde im Senat in einem Geheimausschuss für Charles Newton die Schaffung eines Superjobs durchgesetzt. Er sollte in speziellen Fällen die Aktionen von FBI, CIA, Justizministerium und Pentagon koordinieren.
Natalia Ustinov arbeitete schon seit Langem für ihn als »freie Mitarbeiterin«.
Galant verbeugte sich Bouhl.
»Suchen Sie es sich aus, Madam.«
Es war klar, dass das seine Reaktion auf Natalias Bemerkung war, doch klang es in den Ohren des sündhaft schönen Mädchens recht zweideutig, wenn es die Worte Bouhls mit seinen gerade erst angestellten Überlegungen in Verbindung brachte.
Tracy Bouhl setzte sich neben Natalia auf den Liegestuhl und schaute fasziniert auf ihre schwellenden Brüste, die den BH zu sprengen drohten. Er griff danach und streichelte sie.
»Du hast eine wunderbare seidige Haut«, schwärmte er. »Warum hast du dich eigentlich nicht eingeölt? Die Sonne brennt ganz schön.«
»Sie tut mir nichts. Sie küsst mich nur«, hauchte Natalia und lehnte sich zurück.
»So wie ich«, murmelte Tracy Bouhl erregt. Er hatte sich ausgezogen, bevor er auf die Terrasse getreten war, und trug nur noch einen Slip. Seine Rechte streichelte die glatten Schenkel der betörenden Evastochter. Langsam glitt sie höher, über den Bauch des Mädchens bis zum Bikinioberteil. Vorsichtig lupfte Tracy das rechte BH-Körbchen. Natalia verhinderte es nicht. Ihr Atem beschleunigte sich leicht.
Tracy Bouhl betrachtete die große Brustwarze, die zum Vorschein kam, und küsste sie. Natalias Hände legten sich um seinen Nacken und kraulten ihn. Als er seinen Kopf heben wollte, hielt sie ihn fest. Unaufhörlich ließ Tracy seine Zunge kreisen. Dann wollte er sich auf Natalia werfen. Sie entzog sich ihm lachend und sprang auf.
Bouhl blieb sitzen und beobachtete sie mit hämmerndem Herzen. Natalia Ustinov hatte verführerische Proportionen, die sie geschickt als Waffen einzusetzen vermochte. Ein Vorteil, der nicht zu unterschätzen war und ihrer Tätigkeit zugute kam.
Eine Zeitlang hatte sie mit zwei Partnern zusammengearbeitet: mit Ole Eriksson, den sie den »Großen« nannte, und Jerry Armstrong, dem »Kleinen«. Die beiden Starmusiker waren Freunde geworden, seit sie sich bei der Army in Europa kennengelernt hatten. In München wurden sie zufällig Zeugen des Versuchs von Agenten, einen Exilpolitiker zu entführen. Als sie die Agenten ausgeknockt hatten und ahnungslos bei der Polizei abliefern wollten, entpuppten sich diese als ausgesprochene Topagenten der Gegenseite. Dadurch war man auf Ole Eriksson und Jerry Armstrong aufmerksam geworden und schickte sie zum ersten Mal zum Einsatz, als Natalia, mit der sie flüchtig bekannt gewesen waren, in einen Geheimdienstfall verwickelt wurde, als Agentin eines ausländischen Geheimdienstes angeworben und deshalb erpresst werden sollte.
Das war der Auftakt für die künftige Zusammenarbeit der drei gewesen. Irgendwann war Charles Newton, der Dicke, auf die Idee gekommen, Natalia zur Tarnung zu einem begehrten Luxuscallgirl zu machen. Er war der Meinung gewesen, damit eine gute Plattform für einen möglichst effektiven Einsatz dieses verlockenden Mädchens zu bereiten. Natalias Erfolge hatten ihm recht gegeben.
Tracy Bouhl vergaß seine Umwelt. Er hatte einzig Augen für Natalia, die ihn völlig faszinierte. Sie warf ihren Kopf in den Nacken, schüttelte ihn, dass ihr schulterlanges Haar flog. In ihren Kohleaugen blitzte es, als sie das Muskelspiel des Mannes bewunderte, der einiges zu bieten hatte.
»Na, wer stiert sich denn da die Augen aus?«, neckte sie. Erregung schwang in ihrer Stimme mit.
Sie stellte sich mit gespreizten Beinen hin, bog ihren Oberkörper ein wenig zurück. Ihre Hände ruhten auf ihren Hüften.
Tracy Bouhl konnte sich nicht mehr beherrschen. Er erhob sich und griff nach ihr. Sein Atem ging schwer. Sein Kopf glühte wie eine Fackel. Diesmal entzog sich ihm die berauschende Frau nicht. Er presste ihren bebenden Leib an sich, küsste ihre Schultern, immer höher, die sanft geschwungene Linie ihres Nackens hinauf bis zum Ohr. Zärtlich biss er in die Ohrläppchen.
Natalia Ustinov stöhnte leise. Ihr Mund öffnete sich halb. Die Zunge leckte über die vollen Lippen.
Tracy küsste ihre Wange, ihre Augen, die Nase, berührte sanft den vollen, sinnlichen Mund. Die glutäugige Venus saugte sich an ihm fest wie eine Verdurstende. Tracys Zunge spielte zwischen ihren Zähnen. Die junge, erregende Frau schmiegte sich an seine Oberschenkel. Dem Mann schwanden fast die Sinne.
»Komm in die Wohnung!«, flüsterte Natalia.
Er hielt sie fest. Seine zitternden Hände hakten den BH auf. Natalia drückte den Mann sanft von sich. Er behielt die Enden des BHs zwischen den Fingern. Lächelnd bewegte sich Natalia von ihm weg. Ihre Arme blieben nach vom gestreckt. Die Träger des Bikinioberteils rutschten von ihren Schultern. Fasziniert starrte Tracy Bouhl auf die straffen, üppigen Brüste.
Immer weiter glitt Natalia zurück, bis Tracy Bouhl nur noch den BH in den Händen hielt. Er warf ihn achtlos auf den Liegestuhl. Natalia wandte sich ab und lief anmutig zur offenstehenden Glastür.
Wie betrunken wankte Tracy Bouhl hinterher. Im Innern des großen Wohnzimmers schaute er sich verwirrt um. Natalia war nicht zu sehen. Da hörte er leises Plätschern. Es kam aus dem Bad. Tracy entledigte sich seines Slips und folgte dem Geräusch. Natalia stand unter der Dusche, nackt, wie Gott sie geschaffen hatte. Ihr herrlicher Körper räkelte sich unter dem Wasserstrahl. Tracy Bouhl trat zu ihr. Natalia ließ das Wasser in ihren Mund laufen. Tracy küsste sie. Seine Hände glitten über ihren Rücken, streichelten ihre Hüften. Er spürte, wie unter seinen Liebkosungen ihre Erregung wuchs.
Kurz entschlossen nahm er sie auf die Arme und trug sie zum Schlafzimmer, legte sie auf das kreisrunde, weiche Bett. Girrend wälzte sie sich auf den Rücken. Tracys Atem glich einem Gluthauch, als er den nackten, weiblichen Körper gierig mit seinen Blicken verschlang. Natalia streckte die Arme nach ihm aus.
»Komm!«, hauchte sie.
Er bedeckte ihre heiße, noch nasse Haut mit Küssen, während sie ihn leidenschaftlich umklammerte. Wie elektrisierend durchzuckte es ihn, dann gaben beide sich einem wohligen Rausch hin, der sie alles vergessen ließ.
Plötzlich schrillte das Telefon auf der Nachtkonsole. Es war kein lautes Geräusch. Natalia mochte keine überlauten Telefone. Dennoch schnitt es wie mit Messern in die Atmosphäre des Schlafzimmers. Natalia löste sich von dem Mann und tastete seufzend nach dem Telefonhörer.
»Zweitausend!«, meldete sie sich. Das war ihre Telefonnummer – eine Nummer, die in keinem Telefonbuch stand. Nach außen hin war Natalia Ustinov nur ein begehrtes Luxuscallgirl. Ihre Nummer, die man in der Highsociety nur hinter vorgehaltener Hand und höchstens seinem besten Freund zuflüsterte, stand »hoch im Kurs«.
»Bist du allein?«, kam es leise aus dem Hörer. Die Stimme ließ sich unschwer als die von Charles Newton identifizieren.
»Nein, Liebling«, gab Natalia zurück. »Ich bin mitten in der Arbeit. Wir müssen unser Schäferstündchen verschieben, mein Süßer. Auf Wiederhören.«
Sie wollte auflegen, aber Newton brüllte: »Halt, warte, Nat!«
Sie verzog unwillig das Gesicht. Tracy Bouhl ließ seine Hände verlangend die aufreizend geformten Hüften nachzeichnen. Natalia ließ ihn gewähren.
»Also, was ist?«, fragte sie in den Hörer.
»Es tut mir leid, Nat, eine dringende Sache.«
»Da bin ich aber gespannt, Liebling. Bei mir ist es immer dringend.«
»Liebling!« Newton dehnte das Wort. »Was soll das eigentlich?«, fragte der Dicke aufgebracht und verstört zugleich.
»Reg dich ab, Charles!«
Natalia Ustinov wand sich schlangengleich unter Tracys Liebkosungen.
»Du musst sofort kommen, Nat, hörst du!«, rief Charles Newton.
Natalia bekam es gar nicht richtig mit.
»Okay, ich komme so schnell wie möglich«, sagte sie und legte den Hörer auf.
Tracys Hände schienen überall gleichzeitig zu sein. Seine Sinne waren wie benebelt, ließen nur noch Raum für den einen Gedanken, mit diesem Körper zu verschmelzen. In wilder Aufwallung riss er Natalia an sich und umklammerte sie, als wollte er sie nie wieder loslassen. Ihr glühender Leib war ganz Hingabe. Tracy griff nach ihren vollen Brüsten, liebkoste sie. Die beiden Menschen vergaßen Zeit und Raum.
Vergingen Minuten, Stunden?
Tracy Bouhl seufzte wohlig, als Natalia Ustinov mit geschlossenen Augen darüber grübelte, was Charles Newton, den Mann, den so schnell nichts aus der Fassung bringen konnte, so in Aufregung versetzt hatte. Sie sollte also so schnell wie möglich zu ihm kommen. Warum? Sie warf einen Seitenblick auf Tracy Bouhl. Sie konnte unmöglich sofort aufbrechen. Das würde vielleicht Bouhls Verdacht erregen. Er musste annehmen, der Anrufer wäre ein Kunde gewesen. Aber sie konnte Bouhl auch nicht so einfach hinauswerfen. Er gehörte schließlich zu einem Auftrag, den ihr Charles Newton gegeben hatte. Alle Vorarbeit wäre umsonst gewesen, wenn der Staatssekretär misstrauisch wurde.
Ihre Hand kraulte Tracys dichtes Brusthaar. Er lächelte zufrieden.
»Es war schön wie immer, Natalia«, flüsterte er. »Du bist großartig. Ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, hätte man mir nicht deine Telefonnummer gegeben. Das war ein wahrer Freund gewesen.«
Allerdings ein von Newton gekaufter, dachte Natalia spöttisch. Doch ihrem Gesicht war nichts anzumerken.
»Wann kommst du wieder?«, fragte sie und küsste ihn zärtlich.
Tracy erschrak und sprang auf.
»Du hast recht, ich müsste längst schon wieder weg sein.«
Er suchte seine Uhr, fand sie aber nicht im Schlafzimmer.
»Verdammt, jetzt wird’s wirklich höchste Eisenbahn.«
Natalia betrachtete ihn sinnierend.
Ich möchte bloß wissen, dachte sie, wie er in meine Wohnung gekommen ist. Einen Schlüssel hat er nicht. Wenn er es ohne schafft, könnten es auch andere. Nicht auszudenken, was das für Folgen haben kann.
Sie beschloss, sich dem Problem später zu widmen. Zunächst musste sie dafür sorgen, dass sie Bouhl loswurde.
Dabei brauchte sie nicht nachzuhelfen. Der Staatssekretär hatte es nun offensichtlich sehr eilig. Hastig zog sich Tracy an und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuss. Bevor er in den Fahrstuhl trat, der direkt in der großen Diele des Penthouse endete, bedachte er den verführerischen Frauenkörper mit einem sehnsüchtigen Blick.
Natalia entwickelte nach seinem Verschwinden hektische Aktivität. Kurz darauf hatte sie sich frischgemacht und angezogen und folgte dem Weg, den auch Tracy Bouhl genommen hatte.
Charles Newton erwartete sie.
Das bedeutete Rückkehr in die harte Wirklichkeit.
Neue Aufgaben warteten auf Natalia, deren Tätigkeit als Callgirl Mittel zum Zweck war: Agenten zu entlarven, um sie unschädlich zu machen, also festzusetzen.
Und Natalia verfügte über eine weitere gefährliche Waffe: ihren messerscharfen Verstand, verbunden mit einer unwahrscheinlichen Kombinationsgabe.
Dennoch – sie blieb eine Frau.
Das Büro von Charles Newton glich dem Innern einer Trutzburg. Es war fensterlos und nur spärlich möbliert. Wie immer, wenn Natalia Ustinov hier war, irrte ihr Blick zu der stählernen Tür hinüber. Sie konnte nur ahnen, was sich dahinter befand: der ganze hochkomplizierte technische Apparat, den der Dicke als Verbindungsmann zwischen den Geheimdiensten, der Justizbehörde und dem Pentagon benötigte. Was Natalia wusste, war nur die Tatsache, dass Newton zu jeder Tages- und Nachtzeit telefonisch für sie erreichbar war, und dass er blitzartig jede gewünschte Information aus den Verbrecherkarteien liefern konnte.
Charles Newton lächelte, als er ihren Blick gewahrte.
»Sie sind fünfundzwanzig und werden von Tag zu Tag schöner – falls da überhaupt noch eine Steigerung drin ist, Nat«, schmeichelte er. »Wie machen Sie das eigentlich?«
»Das fragt man eine Dame nicht«, konterte Natalia und erwiderte das Lächeln. »Außerdem ist es nicht die Art des feinen Mannes, mein Alter so laut hinauszuposaunen.«
Newton wurde schlagartig ernst und schürzte die Lippen.
»Das saß!« Er räusperte sich. »Zur Sache, Nat. Einer unserer besten Wissenschaftler wurde entführt. Er ist Chemiker und heißt Edward Spencer. Das Projekt, an dem er arbeitete, war streng geheim. Es ist dem Pentagon ein Rätsel, wie die Entführer auf ihn gekommen sind. Spencers Labor wurde im St. Elisabeth Hospital untergebracht.«
Natalias Augen wurden groß und rund. »Wie bitte?«
Newton nickte.
»Sie haben richtig gehört. Man wollte die Sache so unauffällig wie möglich machen. Wer erwartet ein militärisches Projekt schon in einem gewöhnlichen städtischen Krankenhaus? Natürlich wurde das Hospital ständig unauffällig bewacht. Irgendwo muss eine undichte Stelle sein. Die Gegenseite wusste genau Bescheid. Mit Gas über die Klimaanlage setzte sie nahezu alle Agenten außer Gefecht. Der Rest, der sich außerhalb des Gebäudes befand, hatte keine große Chance. Spencers Assistent, Dr. Ken Bennister, wurde zusammengeschlagen. Vor der Entführung gelang es dem Professor noch, alle Unterlagen und sogar die Einrichtung zu zerstören. Das war wohl sehr umsichtig von ihm, aber jetzt wissen auch unsere Leute nicht, wie weit er mit seinen Forschungen war.«
»Woran arbeitete er?« Natalias Frage war kurz und präzise.
Zu ihrer Überraschung zuckte Newton mit den Achseln.
»Da müssten Sie schon Professor Spencer selbst fragen. Seine Auftraggeber haben von seiner Arbeit eigentlich nur sehr nebulöse Vorstellungen. Allerdings wurde im Labor einer der Gangster gefunden. Völlig unbekannt. Tod durch Ersticken! Es hieß, das deute darauf hin, dass Spencer mit seiner Arbeit fast am Ende war. Offenbar arbeitete er an einer chemischen, flüchtigen Verbindung, die sich konzentriert und gezielt anwenden lässt und keinerlei Rückstände hinterlässt. Bennister, Spencers Assistent, weiß erstaunlicherweise auch nicht viel. Der Professor ist ein Eigenbrötler, und Bennister hatte dauernd mit ihm Streit. Ja, er wollte sich mehrmals von dem Projekt lösen, was man natürlich nicht dulden konnte, da es sich, wie gesagt, um eine geheime Sache handelt.«
»Hat man einen Verdacht?«
»Zunächst einmal Bennister. Er wurde die ganze Zeit wie üblich überwacht, was allerdings nicht viel ergab, wenigstens nicht für die Geheimdienste.« Newton lächelte listig.
Natalia Ustinov ahnte etwas.
»Mit wem hatte er Kontakt?«
»Außer mit wenigen Bekannten und Verwandten, die allesamt nicht als Informationsüberträger in Frage kommen, also harmlos sind, nur mit einer bestimmten Person.«
»Spannen Sie mich doch nicht so lange auf die Folter, Mr. Newton.«
»Diana Bouhl!«
Natalia fiel an diesem Tag von einer Überraschung in die andere.
»Doch nicht etwa Tracy Bouhls Frau?«, rief sie aus.
»Genau die!« Newton nickte.
Ein leerer Ausdruck trat in Natalias Kohleaugen. Hinter ihrer hübschen Stirn jagten sich die Gedanken. Blitzschnell kombinierte sie.
Dann kam die Frage, auf die Charles Newton insgeheim gewartet hatte: »Welches Motiv hat sie?«
Natalia dachte daran, dass sie den Auftrag hatte, Tracys Vertrauen zu erwecken. Das war ihr gelungen. Sie hatte dabei gespürt, dass mit Tracys Ehe etwas nicht in Ordnung war. Bisher war das von Vorteil gewesen. Es hatte Natalias Aufgabe erheblich erleichtert. Jetzt allerdings war das ein Hinweis darauf, dass Tracy Bouhl im Grunde genommen harmlos war. Nicht er war die undichte Stelle, sondern seine Frau. Auf der anderen Seite: Wenn die Ehe nicht stimmte, wieso erfuhr Diana dann alles von Tracy, sogar die streng geheime Sache um das Projekt Professor Spencers? Natalias Frage brachte diesen Gesamtkomplex auf einen einzigen Nenner.
Was war Diana Bouhls Motiv?
»Die beiden heirateten vor etwa fünf Jahren«, erläuterte der Dicke. »Damals war Bouhl noch nicht im Amt gewesen und in der Wirtschaft tätig. Genauer, er war Manager im Konzern seines Vaters, der ihn zu der Heirat mit Diana Hollister zwang, um eine Fusionierung mit dem Hollisterkonzern zu günstigen Bedingungen durchzusetzen. Tracy machte seinem Vater einen Strich durch die Rechnung, als er nach der Eheschließung die Stelle des Staatssekretärs annahm. Scheidung kam aber nicht in Frage, da er um seine politische Karriere fürchtete.«
Natalia wurde vieles klar. Bisher hatte sie mit Tracy nie über dessen Probleme gesprochen. Wenn die Zeit reif dafür war, würde der Mann selbst damit kommen. Wenn sie ihn drängte, konnte das alles zunichte machen. Natalia war ungehalten, weil ihr Newton bisher nie etwas über die Hintergründe gesagt hatte, obwohl das wahrscheinlich seinen Sinn darin fand, dass sie völlig unvoreingenommen sein sollte.
»Die beiden verstehen sich nicht«, fuhr Newton fort, »obwohl Diana eine ungewöhnlich schöne Frau ist.«
Unwillkürlich horchte Natalia auf.
»Langer Rede kurzer Sinn«, sagte sie, bevor Newton zum Weiterreden kam, »über das Motiv ist nichts Genaues bekannt. Ich soll Tracy auf den Zahn fühlen. Wer kümmert sich um diese Diana?«, fragte sie unvermittelt.
Newton grinste.
»Ein alter Bekannter. Besser gesagt: zwei alte Bekannte.«
Die Tür öffnete sich.
Ein großer blauäugiger Typ mit athletischem Körperbau trat ein. Auch in seinem Gesicht war ein Grinsen. Der Kleine, etwas dicklich erscheinende, der sich hinter ihm hereinschob, zeigte die gleiche Miene, nur dass sein Feixen etwas melancholisch wirkte.
»Ole Eriksson und Jerry Armstrong«, entfuhr es Natalia Ustinov überrascht.
»Weißt du«, druckste Ole herum, »wir sind auf Musiktournee und kamen zufällig in die Gegend. Und da haben wir gedacht, wir könnten dir vielleicht etwas unter die Arme greifen – wo doch Mr. Newton so höflich bat.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Natalia und warf dem Dicken einen gespielt zornigen Blick zu.
Dann brach das Eis. Die drei lachten und begrüßten sich, wie es alte Freunde tun.
Erst nachdem die Wiedersehensfreude etwas abgeklungen war, gingen sie daran, einen Schlachtplan zu entwerfen. Die beiden Freunde sollten Natalia so gut wie möglich unterstützen.
Die Hauptarbeit allerdings hatte sie selbst.
Zwei Tage später kam Tracy Bouhl wieder. Er wirkte verändert. Sein Blick irrte unstet hin und her, in seinem Gesicht war ein sorgenvoller Ausdruck.
Natalia erwartete ihn im Salon. Sie hatte ein raffiniertes Abendkleid angezogen. Die Puffärmel bestanden aus einem transparenten Gewebe. Der Rest bedeckte als engmaschiges Netz bodenlang ihren makellosen Körper und war nur am Busen und in Höhe der Oberschenkel durch dünnen Stoff unterlegt. Natalia lag ausgestreckt auf den Polstern – eine Augenweide für jeden Mann. Ihr unaufdringliches französisches Parfüm duftete verführerisch.
Irgendwie schien Tracy Bouhl nicht in Stimmung zu sein. Nur sekundenlang blieb sein Blick an ihr hängen, um dann sofort weiterzuwandern. Er gab sich sehr nervös.
Natalia merkte es und stand auf. Mit wiegenden Hüften kam sie näher, besorgt die Lippen geschürzt.
»Was hat denn mein armer Liebling?«, fragte sie mit einschmeichelnder Stimme.
Tracy fuhr sich mit fahriger Geste über das Gesicht. Er schwitzte.