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Dieser Band enthält folgende Krimis: Jack Raymond: Inspektor Closterfield und das zweite Opfer Carolyn Wells: Fleming Stone und die Geisterstunde Basil Thomson: Richardson und ein arrangierter Mord. Molly Thynne: Der Fall von Sir Adam Braid: Kriminalroman Es war die Aufgabe des Sekretärs von Chief Constable Richardson, die Morgenzeitungen durchzusehen und seinen Chef auf jeden Fall aufmerksam zu machen, in dem die Hilfe von New Scotland Yard (C.I.D. Central) in Anspruch genommen werden könnte. Der Sekretär, ein Streifenpolizist namens Walter Goodwin, brachte eines Morgens im Dezember eine Reihe von Zeitungsausschnitten. "Gibt es etwas Besonderes?", fragte Richardson. "Nicht im Großstadtbereich, Sir, aber es gibt einen Fall in Marplesdon in Surrey, den Sie lesen sollten." Richardson nahm den Ausschnitt aus einer Boulevardzeitung zur Hand und las: MYSTERIÖSER FALL EINER SCHIESSEREI IN DER NÄHE VON MARPLESDON, SURREY.
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Seitenzahl: 962
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Thriller Quartett 4186
Copyright
Inspektor Closterfield und das zweite Opfer: Kriminalroman
Fleming Stone und die Geisterstunde: Kriminalroman
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Richardson und ein arrangierter Mord: Kriminalroman
Der Fall von Sir Adam Braid: Kriminalroman
Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
Dieser Band enthält folgende Krimis:
Jack Raymond: Inspektor Closterfield und das zweite Opfer
Carolyn Wells: Fleming Stone und die Geisterstunde
Basil Thomson: Richardson und ein arrangierter Mord.
Molly Thynne: Der Fall von Sir Adam Braid: Kriminalroman
Es war die Aufgabe des Sekretärs von Chief Constable Richardson, die Morgenzeitungen durchzusehen und seinen Chef auf jeden Fall aufmerksam zu machen, in dem die Hilfe von New Scotland Yard (C.I.D. Central) in Anspruch genommen werden könnte. Der Sekretär, ein Streifenpolizist namens Walter Goodwin, brachte eines Morgens im Dezember eine Reihe von Zeitungsausschnitten.
"Gibt es etwas Besonderes?", fragte Richardson.
"Nicht im Großstadtbereich, Sir, aber es gibt einen Fall in Marplesdon in Surrey, den Sie lesen sollten." Richardson nahm den Ausschnitt aus einer Boulevardzeitung zur Hand und las:
MYSTERIÖSER FALL EINER SCHIESSEREI IN DER NÄHE VON MARPLESDON, SURREY.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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von JACK RAYMOND
Wenn der Nebel den frühen Morgen Londons verschluckt und die ersten Sonnenstrahlen über die Dächer der alten Stadthäuser kriechen, erwacht eine Welt, die nur die kennt, die spät nachts noch unterwegs sind oder frühmorgens erwachen müssen. Hier, wo die glänzenden Schaufenster der Oxford Street in weiter Ferne scheinen, erstreckt sich eine düstere Realität, die mehr Geschichten verbirgt, als man je auf den ersten Blick erahnen könnte.
In Soho, dem schmutzigen Herzen des Nachtlebens, beginnt der Tag anders als anderswo. In den frühen Stunden liegen noch die zersplitterten Träume der letzten Nacht auf den Straßen. Eine alte Obdachlose, die von allen nur "Gran" genannt wird, zieht einen klapprigen Einkaufswagen durch die engen Gassen. "Gran" kennt jeden, und jeder kennt "Gran". Wenn man etwas wissen will – sei es ein Gerücht, ein Geheimnis oder einfach der neueste Flirt eines Zuhälters – spricht man sie an. Ihre trüb gewordenen Augen haben alles gesehen, doch aus ihrem Mund kommen nur sehr ausgewählte Worte.
Nicht weit entfernt befindet sich der "Velvet Glove", ein düsterer Nachtclub, der auch tagsüber lebendig bleibt. Michel, der Besitzer, trägt stets einen teuren Anzug, der im krassen Gegensatz zu seinem krummen Rücken und seinen herrischen Augen steht. Michel ist berüchtigt dafür, dass er von allem seine Finger lässt – nur nicht von den Problemen anderer. Ein alter Boxer im Ruhestand, hat er seine Fäuste gegen Verhandlungen und stille Drohungen eingetauscht. In seinem Club schwebt immer ein Hauch von Gefahr, und die tanzenden Lichter der Diskokugeln werfen Schatten, die mehr verbergen als enthüllen.
An der Bar lehnt Daisy, bekannt für ihre winzige Taille und die knallroten Haare, die wie ein Feuerball in die Luft ragen. Eine Stripperin mit einem Herz aus Gold, sagen einige. Andere behaupten, sie sei flink wie ein Wiesel und mindestens genauso verschwiegen. Daisy kennt jeden Trick, jedes Lächeln und jede Knopfdruck ihrer Kundschaft. In ihrer engen Freundschaft mit Michel teilt sie mehr als nur Geheimnisse – oft ist sie der Lockvogel, der Polizei und neugierige Gangster gleichermaßen täuscht.
Gleich um die Ecke arbeitet Tony, ein muskulöser Türsteher, der in Ruhe gelassen werden will, aber nie in Ruhe gelassen wird. Immer wieder rutschen ihm einflussreiche Geschäftsleute einen Schein zu, mit der Bitte, eine besonders sensible Flasche eines bestimmten Korkens zu öffnen. Tony ist loyal und schweigsam. Doch hinter seiner grobschlächtigen Fassade verbirgt sich eine unerschütterliche moralische Kontrollinstanz, die nicht darauf aus ist, jemandem das Leben schwer zu machen – es sei denn, er muss.
In der schummrigen Gasse hinter dem Velvet Glove bietet Marco seine "Waren" an. Ein verwaschener Dialekt verrät seine italienischen Wurzeln, aber Londons raue Ecken haben ihn geprägt. Marco ist ein Drogendealer, doch er weiß, dass das Geschäft jene nicht verschont, die zu viele Fehler machen. Er behandelt seine Kunden mit einer seltsamen Mischung aus Fürsorge und Missbilligung – verschafft Hilfe nur, um sie süchtig zu machen.
Die Menschen, die hier wohnen und arbeiten, verbergen Geschichten voller Schmerz, Triumph und Geheimnisse. Die Stadt ist ein labyrinthisches Netz von Beziehungen, Loyalitäten und Feindseligkeiten, das jeden, der weniger schlau ist als es verlangt, schnell verschlingen kann. Hier könnten die einfachsten Fragen zum Verhängnis werden, und Wissen ist meist die gefährlichste Ware von allen.
Noch wissen sie nicht, dass die Ereignisse, die sich bald entfalten würden, ihr Leben grundlegend verändern werden. In den Schatten von Londons altem Herz pulsiert ein drohendes Unheil, und das Gewitter, das sich zusammenbraut, wird kommen – ob die Straßen nun darauf vorbereitet sind oder nicht.
Doch momentan ist es still, nur durchbrochen vom gedämpften Summen der ersten Fahrzeuge des Tages und dem Raunen der Stadt, die allmählich erwacht. Noch scheinen die dunklen Geheimnisse sicher verborgen, tief vergraben im Alltag derjenigen, die in dieser verborgenen Unterwelt Londons leben.
In den Blocks von Brixton, fernab vom schillernden Glanz und düsteren Glamour von Soho, hat sich ein anderer Schlag Menschen ihren Platz erkämpft. Hier thront Malik, Anführer eines berüchtigten Clans, dessen Einfluss bis in die entlegensten Winkel Londons reicht. Malik ist clever, charismatisch und eiskalt. Seine Ohren sind überall und nichts geschieht in der Stadt ohne sein Wissen.
An einem gewöhnlichen Vormittag im Frühling lehnt Kristina, eine elegante, dunkelhaarige Frau mit einer Aura von Geheimnis und Macht, lässig an der Wand eines frisch gestrichenen Cafés. Ihr Lachen klingt wie ein leises Versprechen und ihre Augen beobachten aufmerksam die vorbeiziehenden Menschen. Kristina arbeitet für Malik, kümmert sich um einige seiner hochkarätigen "Geschäfte" – eine Aufgabe, die Finesse und Kalkül gleichermaßen fordert. Sie könnte als Geschäftsfrau durchgehen, wenn man ihre Vergangenheit übersieht. Heute trifft sie sich mit Pierre, einem schmucken, leider oft etwas zu naiven Geschäftsmann, der an einem großen Deal interessiert ist – ohne zu wissen, dass er bereits in Maliks Netz gefangen ist.
Unterdessen streift ein junger Taschendieb namens Alfie durch die belebten Märkte von Camden Town. Alfie hat das feine Gespür und die schnellen Finger, die ein Meisterdieb braucht. Sein Talent bleibt nicht unbemerkt, und er ist in aller Munde bei denen, die Bescheid wissen – und bei denen, die verfolgt werden. Alfie achtet auf Details und bewegt sich durch die Menschenmengen wie ein Schatten, immer auf der Suche nach dem nächsten süßen Diebesgut. Doch seit kurzem beobachtet ihn jemand, versteckt in den Schatten, mit einem Interesse, das mehr bedeutet als nur Geschäfte.
Die Ufer der Themse, insbesondere in den Bereichen, die Touristen lieber meiden, beheimaten eine weitere Seite von London. Hier haben sich kleine Gemeinschaften von Obdachlosen zusammengefunden, die in Abbruchhäusern und alten Lagerhallen Schutz suchen. Eddie, ein alter Mann mit einer traurigen Vergangenheit und klugen Augen, kennt die Stadt besser als jeder andere. Aus Eddies wirrem Bart und den erfundenen Geschichten tropft beides: der pure Wahnsinn und weise Erkenntnis. Diejenigen, die die Geduld haben, ihm zuzuhören, erfahren oft Dinge, die sie lieber nicht gewusst hätten.
Neben den überfüllten Wohnungen und verfallenen Lagerhallen betreibt Sheryl eine illegale Spielhölle. Sheryl ist eine Ex-Prostituierte, die es geschafft hat, sich aus dem dreckigen Geschäft der Pimps und Luden zu ziehen. Ihre Spielhölle ist ein Ort des Glücksspiels und der Gespräche, ein Ort, an dem jeder ein Stückchen von sich hinterlässt, sei es in Form von Geschichten oder verlorenen Einsätzen. Hier treffen sich hohe Tiere und kleine Fische, um Glück zu suchen, das kaum existiert. Und Sheryl, mit ihrem geschulten Blick und wachen Verstand, weiß genau, wessen Geheimnisse hinter verschlossenen Türen verborgen liegen.
Eines Abends, als die Schatten länger und die Luft schwer vom Regen und der Schwüle wird, betritt ein unbekannter Mann das "Velvet Glove". Daisys Augen verengen sich. Die Aura dieses Fremden weicht von den üblichen Gestalten ab, die hier Zuflucht und Vergnügen suchen. Seine Ankunft, so unauffällig sie auch scheinen mag, wird bald alle Menschen in Londons Unterwelt auf die Probe stellen.
So ist es in den Schatten Londons: Jeder kennt jeden, und doch bleibt so vieles ungesagt und geheim. Ob zu eigenem Nutzen oder bloßem Überleben, man hofft, dass die Nacht den einen oder anderen Groll verborgen hält. Doch in dieser Stadt, deren Grundmauern aus Geheimnissen bestehen und deren Himmel von heimlichen Verlangen verdunkelt wird, kann man sicher sein: Egal wie sehr man sich versteckt, irgendjemand sucht immer nach einem merkbaren Fehltritt. Londons Unterwelt mag von Schatten regiert sein, doch das Licht, das ab und zu hineinfällt, enthüllt unweigerlich Wahrheiten, die alle betreffen.
Und während die Stadt mit all ihren Facetten weiterlebt, ziehen die unbekannten Fäden immer enger, in einem unsichtbaren Tanz, der bald seine Spieler enthüllen wird. So verbergen die alten Mauern und nebligen Straßen zahlreiche Geschichten und Schicksale, die sich miteinander verweben und bis zur letzten Konsequenz austragen werden. Der Sturm ist nah, und die indirekte Ruhe nur die trügerische Stille vor dem großen Knall.
*
Eddie war einst ein Mann mit Einfluss und Wohlstand, diese Vergangenheit liegt nun jedoch so fern, dass sie wie ein Mythos wirkt. Manche, die ihm lauschen und Vertrauen gewinnen, erfahren Bruchstücke seiner Geschichte, doch niemand kennt sie vollständig. Die Vergangenheit, die er in den Sackgassen Londons mit sich herumträgt, ist schwer und dicht versiegelt, gleich einer alten, verstaubten Kiste, die tief am Grund eines Kellerregals steht.
Vor vielen Jahren war Eddie Edward Hastings, ein aufstrebender Anwalt in einer renommierten Londoner Kanzlei. Sein strahlendes Lächeln und sein scharfer Verstand machten ihn zu einem der gefragtesten jungen Anwälte der Stadt. Er hatte Verbindungen zu den Reichen und Mächtigen, bewegte sich in exklusiven Kreisen und hatte Zugang zu den geheimsten Gesprächen und den delikatesten Geschäften. Seine Reputation wuchs schnell, ebenso wie sein Ego und die Zahl seiner Feinde.
Doch hinter der glänzenden Fassade brodelte es. Eddie war nicht nur ein talentierter Anwalt, sondern auch ein Spielsüchtiger. Sein Hang zum Glücksspiel bereitet ihm anfangs Freude und Nervenkitzel, doch bald wurde es eine Obsession, die ihn innerhalb weniger Jahre finanziell und moralisch zu Fall brachte. Die Landeshöchstgerichte, wo er einst triumphierte, sah er nach und nach nur noch als Fluchtort seiner Schande – bis er schließlich die Kanzlei verlassen musste, als seine Schulden untragbar wurden und sein Ruf zerrüttet.
Doch es waren nicht nur die Spielschulden allein, die ihn zu Fall brachten. Eddie, einst ein Moralist, verstrickte sich in dunkle Machenschaften, die ihn nachhaltig prägten. Er hatte sich mit der Unterwelt eingelassen und nicht nur Informationen gegen Geld ausgetauscht, sondern auch versteckte Deals und dubiose Transaktionen ermöglicht. Irgendein schwarzer Fleck von damals hält ihn stumm, wenn man fragt, warum er wirklich untergegangen ist. Seine Reputation, seine Familie, sein ganzes Leben – all das verlor sich in den Schatten jener Geschäfte, die tiefere Geheimnisse berührten, als selbst er es ahnen konnte.
*
Es gibt Gerüchte, dass Eddie kompromittierendes Material über einige der gefährlichsten Männer Londons besaß. Diese Männer konnten nicht riskieren, dass er redete, und machten ihn auf ihre Weise mundtot. Die Exklusivität und Macht, die einst Teil seines Lebens waren, lagen nun nicht mehr in seinen Händen, sondern in den dunklen Ecken, wo er jetzt sein Dasein fristet.
Nun lebt Eddie in Londons Unterwelt, ein Mann gebrochen durch seine eigenen Fehler, verborgen in anonymem Elend. Doch seine scharfen Augen und sein kluger Verstand sind nicht vollständig verloschen. Noch immer sieht und hört er mehr, als die meisten vermuten. Und obwohl er sich zurückgezogen haben mag, so lebt der alte Anwalt in ihm weiter – ein beim Glücksspiel verlorener Spieler, dessen größtes Spiel nun ein Balanceakt zwischen Überleben und dem Geheimhalten verborgener Wahrheiten ist.
Die Älteren in der Szene zeigen ihm – mit einer Mischung aus Respekt und Misstrauen – eine gewisse Beachtung. Junge Kriminelle und neugierige Gestalten meiden meist seine Nähe. Doch wer mutig genug ist, ihm zuzuhören, könnte Teile einer Geschichte erfahren, die tief verborgen durch die Nacht geistert. Nur die Unterwelt selbst kann bestätigen, was Wahrheit und was Fiktion in Eddies alten Geschichten ist, und sie kennt die Konsequenzen viel zu gut, um es aufs Spiel zu setzen. So verbleibt Eddies Vergangenheit sowohl ein offenes Buch als auch ein verschlossener Safe – unberührt, doch von unschätzbarem Wert.
Eddies dunkle Geschäfte begannen unschuldig genug, wie es oft der Fall ist. In seiner Zeit als erfolgreicher Anwalt wurde er zunächst zufällig in die verschleierte Welt der illegalen Geschäfte gezogen. Was mit ein paar diskreten Anfragen von Klienten begann, entwickelte sich rasch zu einem gefährlichen Netz krimineller Transaktionen und geheimer Absprachen.
Eddie hatte einen extrem guten Riecher für Grauzonen und wusste, wie man Gesetze dehnen konnte, ohne dass sie brachen. Diese Fähigkeit machte ihn besonders wertvoll für eine gewisse Klientel, die sich um Reinwaschung von schmutzigem Geld, Verschleierung illegaler Aktivitäten und das Manipulieren von rechtlichen Auseinandersetzungen bemühte.
Eines der ersten großen Deals, die Eddie arrangierte, betraf einen berüchtigten Nachtclubbesitzer namens Viktor "der Wal" Kowalski. Viktor betrieb eine Reihe von Etablissements, die als bloße Abdeckungen für Drogenhandel und Menschenhandel fungierten. Eddie half Viktor, eine Reihe von undurchsichtigen Firmenstrukturen zu etablieren, die es schwierig bis nahezu unmöglich machten, ihn mit den kriminellen Handlungen in Verbindung zu bringen. Viktor zahlte Eddie großzügig und versprach ihm langfristige Sicherheit, solange Eddie diskret blieb.
Doch das war nur der Anfang. Ein anderer bedeutender Kunde war Alejandro "der Pate" Hernández, ein kolumbianischer Drogenschmuggler, der London als Dreh- und Angelpunkt für seinen Heroin- und Kokainhandel nutzte. Hernández brauchte jemanden, der seine Geldwäscheoperationen durch legale britische Investmentfirmen schleusen konnte. Die Aufgabe war riskant, aber Eddie war geschickt genug, um das Kunststück zu vollbringen, und wurde dafür fürstlich entlohnt.
Eines der riskantesten Geschäfte, in die Eddie sich einfädelte, betraf die Elite der Stadt. Durch sein Wissen als Anwalt wurde er zu einem vertrauenswürdigen Berater für einige hochrangige politische Figuren und Wirtschaftsführer. Er wusste, dass diese Männer keine reine Weste hatten; sie nutzten ihren Einfluss, um illegale Gewinne zu verschleiern oder politischen Gegnern zu schaden. Eddie sammelte absichtsvoll Beweise und sensible Informationen über diese Machenschaften. Anfangs nur zum Selbstschutz, später als Waffe, um sicherzustellen, dass niemand ihm schaden konnte.
Sein größtes Eigentor aber landete er, als er begann, mit einem mysteriösen Syndikat namens „Die Schattenhändler“ zu arbeiten, einer Gruppe, die weit über die bloße Kriminalität hinaus an politischen Umstürzen und internationalen Intrigen beteiligt war. „Die Schattenhändler“ wollten nicht nur juristische Deckung, sondern auch operative Unterstützung – sie verlangten von Eddie Insiderwissen über konkurrierende Organisationen und halfen ihm im Gegenzug, sich seine schlimmsten Feinde vom Hals zu halten.
Eddies Rolle im Spiel der Schattenhändler war gefährlich und berauschend zugleich. Er verwendete all seine juristischen Kenntnisse, um Fallstricke für andere zu legen und selbst unberührt zu bleiben. Doch in dieser Welt voller doppelter Böden und unsichtbarer Feinde wurden Fehler schnell tödlich. Als Eddie begann, die Geduld und das Wohlwollen der Schattenhändler zu überstrapazieren, war sein Schicksal besiegelt. Er wusste zu viel, und zu viele wollten ihn zum Schweigen bringen.
Der Exodus kam schnell und brutal. Nachdem eine besonders heikle Operation misslang und Eddie als Sündenbock auserkoren wurde, nutzte er seine letzten verbleibenden Kontakte und Einflussmöglichkeiten, um unterzutauchen. Es wurde ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, und innerhalb von 24 Stunden hatte Eddie alles verloren: sein Ansehen, seine Familie, sein gesamtes Hab und Gut. Er verschwand aus dem öffentlichen Leben, schlüpfte in die anonymen Schatten der Straßen Londons und wurde zu dem, was er heute ist – ein lebender Geist seiner vergangenen Glorie, verborgen in den vergessenen Winkeln der Stadt.
Eddies Wissen ist immer noch gefährlich, und sowohl alte Gefährten als auch neue Feinde suchen nach ihm. Jeder Hauch von Information, den er preisgibt, hat das Potenzial, die Balance der Kräfte in Londons Unterwelt zu verändern. Und obwohl er jetzt nur ein Schatten seiner selbst ist, bleibt er eine tickende Zeitbombe, deren Zünden mehr als nur ein Leben verändern könnte.
Ein kühler Morgennebel hatte sich über die Themse gelegt, als Inspektor Theo Closterfield und Inspektor Roger Naismith sich auf den Weg zum Tatort machten. Die Nachricht über den Mord an Edward "Eddie" Hastings, einem lokalen Obdachlosen mit einer legendären Vergangenheit, hatte Scotland Yard in Aufruhr versetzt. Die Antwort auf das scheinbar willkürliche Verbrechen könnte tief verborgene Geheimnisse und dunkle Wahrheiten ans Licht bringen.
Theo Closterfield, ein Mann in seinen Sechzigern mit graumeliertem Haar und einer behäbigen, aber entschlossenen Art zu gehen, wurde von Roger Naismith begleitet, einem jungen und ehrgeizigen Kollegen, der sich stets bemüht, seinen älteren Partner zu beeindrucken.
"Hat Sir Francis Barrymore Ihnen noch etwas gesagt?", fragte Naismith, während sie durch das labyrinthische Netz von Gassen in der Nähe der Tower Bridge gingen.
"Nur, dass wir diesen Fall schnell lösen sollen. Eddie Hastings ist keine alltägliche Figur," antwortete Closterfield ruhig.
Ihr Ziel war eine verlassene Lagerhalle am Ufer der Themse, in der die Leiche von Eddie entdeckt worden war. Die Polizeiabsperrungen und das Blaulicht der Einsatzfahrzeuge boten einen unheimlichen Kontrast zu der sonst friedlichen Morgendämmerung.
Dr. William Fitzpatton, der erprobte Pathologe, war bereits vor Ort und nahm neben dem forensischen Team letzte Proben. Seine hemdsärmelige Art und die Zigarette, die er in den Mundwinkeln hielt, verrieten seine Routine.
"Inspektoren," begrüßte Fitzpatton sie knapp. "Eddie Hastings hat eine Kugel im Kopf, in den frühen Morgenstunden abgefeuert, nach dem Stand der Dinge." Er blickte kurz auf seine Armbanduhr. "Die näheren Details sage ich Ihnen, sobald wir im Labor sind. Jasper kann Ihnen mehr über die Fundstücke vor Ort erzählen."
Der Forensiker Dr. Jasper Grosvenor, wie immer in perfekter Kleidung und mit einem Hauch Arroganz, überblickte das Geschehen mit kühler Präzision. "Einschusswinkel und -distanz deuten auf einen recht präzisen Schuss hin," erklärte Grosvenor ohne Umschweife. "Der Täter ist sicherlich kein Amateur."
Closterfield nickte, während er die Umgebung mit prüfendem Blick musterte. "Gab es Hinweise auf dem Gelände?"
"Spuren eines schnellen Fortgangs, Schuhe der Marke Dr. Martens, Größe 44, typisch für jemanden, der eine gewisse Sorgfalt walten lässt," antwortete Grosvenor bedächtig. "Bisher keine Fingerabdrücke gefunden, außer den üblichen. Dies wird Zeit in Anspruch nehmen."
Ein streifender Blick auf die Leiche von Eddie vermittelte Closterfield und Naismith ein Bild von dem Mann, der trotz seines bedauernswerten Endes eine eindrucksvolle Präsenz ausstrahlte. Ein Beweis für ein vergangenes Leben voller Schatten und Geheimnisse. Sie verließen den Tatort und kehrten ins New Scotland Yard zurück, wo Sir Francis Barrymore bereits in seinem Büro wartete.
"Inspektoren," begrüßte Barrymore sie ausdruckslos, "News?"
"Eddie Hastings wurde mit einem Präzisionsschuss hingerichtet. Der Forensiker Grosvenor vermutet einen Experten als Täter," berichtete Closterfield. "Der Tatort bietet bisher wenig Hinweise, aber Fitzpatton und Grosvenor sind dran."
Sir Barrymore nickte. "Wir dürfen keine Zeit verlieren. Hastings hatte Verbindungen, die wir erst noch aufdecken müssen. Die Menschen, mit denen er zu tun hatte, sind nicht unbekannt – Sie wissen, was ich meine."
Zurück in ihrem eigenen Büro begann die mühsame Arbeit, Eddies Netzwerke zu durchforsten. Closterfield tippte auf die alte Schreibmaschine, eine Angewohnheit aus alten Zeiten, während Naismith konzentriert die Daten durchsuchte.
"Hier. Hastings hatte vor Jahren intensive Verbindungen zu Viktor Kowalski, dem Nachtclubbesitzer," erklärte Naismith. "Er verschwand kurz darauf aus der Szene, aber die Verbindungen sind geblieben."
"Überprüfen wir Kowalski. Er könnte uns Hinweise liefern, auch wenn er sich wahrscheinlich nicht ohne weiteres in die Karten schauen lässt," überlegte Closterfield nüchtern. "Und wo war Alejandro Hernández in den letzten 24 Stunden? Der kolumbianische Drogenschmuggler war ebenfalls Kunde von Hastings."
Der Tag verstrich zäh mit haufenweisen Recherchen und Telefonaten, ohne greifbare Fortschritte. Am Abend beschlossen die Inspektoren, mit der Befragung von Viktor Kowalski zu beginnen. Das Treffen war im "Velvet Glove" arrangiert, dem düsteren Nachtclub in Soho, einem bekannten Treffpunkt für die Unterwelt und Händlinger dubioser Geschäfte.
Während die Inspektoren das schummerige Etablissement betraten, wurden Closterfield und Naismith sofort von Tonys massiver Wächter-Gestalt empfangen.
"Kowalski erwartet Sie im VIP-Bereich," brummte Tony.
Kowalski, ein Mann von beeindruckender Statur mit einem diabolischen Lächeln, saß entspannt auf einem Ledersofa. Seine Augen durchbohrten die Inspektoren, als sie sich ihm näherten.
"Inspektoren," begrüßte Kowalski sie betont freundlich. "Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
Closterfield nickte knapp. "Mister Kowalski, wir ermitteln im Mordfall Eddie Hastings. Uns ist bekannt, dass Sie in der Vergangenheit Geschäfte mit ihm gemacht haben. Haben Sie in jüngster Zeit von ihm gehört?"
Kowalskis Lächeln wurde breiter. "Eddie? Der alte Eddie. Nein, ich habe seit Ewigkeiten nichts mehr von ihm gehört. Der Mann hatte mehr Feinde als Freunde, das wussten Sie sicher."
"Uns interessieren die aktuellen Informationen," fügte Naismith hinzu. "Wo waren Sie in den letzten 24 Stunden?"
"Oh, ich war hier, geschäftig wie immer," erwiderte Kowalski gelassen. "Fragen Sie meine Angestellten, sie werden Ihnen das bestätigen. Aber ich kann Ihnen etwas verraten – Eddie war in letzter Zeit sehr auf der Flucht. Irgendjemand wollte ihm offensichtlich an den Kragen."
Closterfields Blick verhärtete sich. "Wissen Sie, wer das gewesen sein könnte?"
"Ich höre viel, Inspektoren. Aber mir die Finger schmutzig machen? Das überlasse ich anderen," antwortete Kowalski mit einem nicht zu ergründenden Lächeln.
Die Inspektoren verließen den "Velvet Glove" mit einem vagen Hinweis und einer langen Liste von möglichen Verdächtigen und Strategien im Gepäck. Doch mit jedem Schritt in die Dunkelheit Londons rückte die Wahrheit einen Schritt näher. Die Schatten, die einst Eddies Leben beherrscht hatten, weiteten sich und nahmen Gestalt an – bereit, von den zu Tage tretenden Geheimnissen verschluckt zu werden.
Der Tag war lang und die Nacht drohte ebenso fordernd zu werden. Inspektor Theo Closterfield und Inspektor Roger Naismith hatten den "Velvet Glove" hinter sich gelassen und beschlossen, eine kurze Pause einzulegen. Die Ermittlungen erforderten nicht nur unermüdliche Energie, sondern auch Nervennahrung.
"Ich kenne da ein kleines Pub in der Nähe von Covent Garden, das ausgezeichnetes Fish and Chips serviert," schlug Closterfield vor, während sie durch die belebten Straßen Londons schlenderten. Die Stadt war wie immer lebendig, die Straßen gefüllt mit einer Mischung aus Touristen und Einheimischen, die in den zahlreichen Pubs und Restaurants nach Entspannung suchten.
Naismith stimmte begeistert zu. "Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee. Wir könnten wirklich etwas essen gebrauchen, bevor wir uns wieder an die Arbeit machen."
Das Pub, "The Silver Herrington", war ein gemütliches Etablissement mit dunklem Holz und einem warmen Ambiente. Es bot den Charme eines traditionellen Londoner Pubs und gleichzeitig eine gewisse Ruhe, die sie dringend benötigten.
Als sie eintraten, wurden sie von der Bedienung freundlich begrüßt. Closterfield bestellte zwei Portionen Fish and Chips mit einer zusätzlichen Portion Tartar-Sauce und zwei pints eines lokal gebrauten Ales, bevor sie sich an einen ruhigen Tisch am Fenster setzten.
"Da haben wir den alten Kowalski. Der Typ weiß mehr, als er zugibt," murmelte Naismith, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.
"Das tut er sicherlich," stimmte Closterfield zu. "Aber könnten es wirklich die Schattenhändler sein? Hastings hatte viele Feinde und Kowalski deutet darauf hin, dass Eddie auf der Flucht war. Vielleicht hat jemand seine Geheimnisse gejagt."
Ihre Gespräche wurden kurz unterbrochen, als die Bedienung ihre Getränke brachte. Sie nippten an ihrem Ale und genossen die wärmende Wirkung des Getränks.
"Wir müssen uns Hernández als nächstes vornehmen," sagte Closterfield nachdenklich. "Er und Hastings hatten diese dubiosen Geldgeschichten. Es könnte nützlich sein, Hernández etwas Druck zu machen und zu sehen, wie er reagiert."
Naismith nickte. "Gute Idee. Und die Spur der Schuhabdrücke, die Jasper uns gegeben hat – vielleicht können wir da noch einen Laden finden, der solche Stiefel verkauft und den Kreis eingrenzen."
"Oh, und denken Sie dran: Morgen Vormittag sollen wir bei Sir Barrymore Bericht erstatten," erinnerte Closterfield seinen Kollegen. "Wir brauchen handfeste Informationen."
Bevor sie weiter über den Fall sprechen konnten, wurde das Essen an den Tisch gebracht. Die goldbraunen Fish and Chips dampften verführerisch und der Duft von Essig und Gewürzen hing in der Luft. Für einen Moment ließen die Inspektoren den Fall hinter sich und widmeten sich ihrem Essen. Closterfield tauchte die knusprige Fischfilets in die Tartar-Sauce und biss genüsslich zu.
"Wissen Sie, Roger," sagte Closterfield nachdenklich, "die Straßen dieser Stadt haben so viele Geschichten. Während unseres Berufs hören und erleben wir einige der dunkelsten. Manchmal ist es gut, sich daran zu erinnern, dass es auch einfachere Freuden gibt."
Naismith schmunzelte. "Wie gutes Essen in einem feinen Pub. Sie haben recht, Theo. Das müssen wir uns bewahren, während wir durch den Dschungel der Verbrechen navigieren."
Nachdem sie fertig gegessen hatten, zahlten sie die Rechnung und machten sich wieder auf den Weg. Die Straßen Londons hatten ihren abendlichen Lichterglanz angenommen, und die Stadt wirkte sowohl mystisch als auch vertraut.
"Gehen wir zurück ins Büro und bereiten wir uns auf die Besprechung mit Sir Barrymore vor. Es wird noch eine lange Nacht," sagte Closterfield entschlossen, während sie sich durch die Gassen Richtung New Scotland Yard bewegten.
Zurück im Büro setzten sie sich an die Akten, schauten sich noch einmal die gesammelten Beweisstücke an und fertigten eine Liste von Verdächtigen und möglichen Verbindungen an. Die ständige Tasse Kaffee als Begleiter, leider oft lauwarm und bitter, trieb sie weiter.
Wenig später, in den tiefen nächtlichen Stunden, unterbrach ein weiteres unerwartetes Telefonat ihre Arbeit. Es war Jasper Grosvenor, der für gewöhnlich nichts zu später Stunde mitteilte, es sei denn, es war wirklich wichtig.
"Closterfield, Naismith, ich habe etwas Interessantes gefunden. Eddie Hastings hatte ein geheimes Bekennerschreiben bei sich, das auf eine bestimmte Organisation hinweist – das Schreiben ist jedoch im Code. Meine ersten Analysen und eine entfernte Spur von Fingerabdrücken können uns weiterführen. Details folgen morgen früh," erklärte Grosvenor mit seiner gewohnt arroganten Nonchalance und legte auf, bevor Nachfragen gestellt werden konnten.
Die Inspektoren sahen sich an. Obwohl der Abend lang gewesen war, wussten sie, dass dies erst der Anfang war. Voller neuer Energie und mit frischen Spuren in der Hand, bereiteten sie sich weiter vor und versprachen einander, diesmal keine Rast zu machen, bis die dunklen Geheimnisse Londons vollständig aufgedeckt waren.
Der Morgen dämmerte, als Inspektor Theo Closterfield und Inspektor Roger Naismith in das New Scotland Yard zurückkehrten. Sie hatten den Großteil der Nacht damit verbracht, die neuen Informationen zu sortieren und mögliche Verdächtige aufzulisten. Geschlafen hatten sie wenig. Trotz der Müdigkeit brannten ihre Augen vor Entschlossenheit. Das Rätsel um Eddie Hastings’ Tod zog sie in seinen Bann, und sie wussten, dass dieser Fall außergewöhnlich werden würde.
Sir Francis Barrymore wartete bereits im Besprechungsraum. Sein Äußeres war wie immer tadellos – ein maßgeschneiderter Anzug, ein sauber gestutzter Bart und ein Blick, der sowohl Weisheit als auch ein schwer fassbares Maß an Strenge vermittelte.
"Guten Morgen, Inspektoren," begrüßte Barrymore sie mit knappen Worten. "Berichten Sie."
Closterfield nahm das Wort. "Sir, Dr. Grosvenor hat uns letzte Nacht kontaktiert. Er fand ein geheimes Bekennerschreiben bei Eddie. Das Dokument ist kodiert und scheint auf eine bestimmte Organisation hinzudeuten. Zudem konnten entfernte Fingerabdrücke darauf gefunden werden. Wir erwarten Jaspers vollständigen Bericht noch heute Morgen."
Naismith fügte hinzu: "Wir haben auch Viktor Kowalski befragt. Er behauptet, nichts zu wissen, deutete aber an, dass Eddie in letzter Zeit verfolgt wurde. Wir planen, Alejandro Hernández als nächsten zu überprüfen. Er hatte intensive Geschäftsbeziehungen zu Eddie.”
Barrymore nickte bedächtig. "Gut. Fokussieren Sie zunächst diese beiden Hauptverdächtigen. Und behalten Sie die Schuhabdrücke im Auge. Das könnte uns zu weiteren Hinweisen führen. Halten wir den Druck aufrecht."
Nach der Besprechung machten sich Closterfield und Naismith auf, um Jasper Grosvenor in der Forensikabteilung aufzusuchen. Die labyrinthischen Korridore des New Scotland Yard führten sie in die Tiefen des Gebäudes, wo Grosvenor inmitten von Mikrospiegeln und Chemikalien arbeitete.
"Guten Morgen, Jasper", begann Closterfield, als sie sein Labor betraten. "Was haben Sie für uns?"
Grosvenor, wie immer in tadelloser Kleidung und mit einer Aura von arroganten Genialität umgeben, hob kaum den Blick. "Das Bekennerschreiben ist komplex kodiert, und es wird einige Zeit dauern, es vollständig zu entschlüsseln. Aber die Fingerabdrücke – nun, das ist eine interessante Spur. Es scheint eine Übereinstimmung mit einem gewissen Richard 'Rick' Lawson zu geben, einem bekannten Kriminellen, der häufig für verschiedene Syndikate arbeitet."
"Rick Lawson, sagen Sie?" fragte Naismith. "Hatten wir nicht mal mit ihm zu tun bei den Geldwäscheoperationen im East End?"
"Ja", bestätigte Grosvenor mit einem kühlen Lächeln. "Eindeutig derselbe Mann. Ich überlasse Ihnen die weitere Ermittlung. Denken Sie daran: Zeit ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten können."
Die Inspektoren verließen das Labor und machten sich auf den Weg, Rick Lawson aufzuspüren. Die letzte bekannte Adresse führte sie in ein heruntergekommenes Viertel in East London, wo die Straßen von verlassenen Gebäuden gesäumt waren und die Spuren zivilen Lebens kaum zu erkennen waren.
Als sie vor dem betreffenden Gebäude ankamen, bemerkten sie sofort die Zeichen einer schwer bewachten Anlage – Überwachungskameras und verstärkte Türen zeugten davon, dass Rick Lawson sich seiner berüchtigten Reputation bewusst war. Ein kurzer Blickwechsel genügte, und Closterfield klopfte energisch an die Tür.
Nach einigen Augenblicken öffnete sich die Tür einen Spalt weit, und ein misstrauisch blickender Mann, Mitte dreißig mit einer Narbe auf der Wange, lugte hervor. Es war Rick Lawson.
"Was wollen Sie?" fragte Lawson, seine Augen blitzten vor Misstrauen.
"Mr. Lawson," eröffnete Closterfield kühl. "Wir sind von Scotland Yard. Wir würden gerne einige Fragen bezüglich Eddie Hastings stellen. Dürfen wir eintreten?"
Lawson öffnete die Tür weiter und ließ sie hinein. Das Innere der Wohnung war spärlich möbliert, aber die neuartige Technologie an den Wänden verriet, dass Lawson hier mehr als nur eine Zuflucht gefunden hatte. Naismith begann behutsam, während Closterfield sich umschaute.
"Mr. Lawson, Sie kennen Eddie Hastings. Unsere Untersuchungen legen nahe, dass Sie ihn kürzlich getroffen haben. Was können Sie uns darüber erzählen?" begann Naismith.
Lawson setzte sich und kreuzte die Arme. "Kenne ihn, ja. Bin ich stolz drauf? Nein. Der Kerl hat sich mit den Falschen angelegt. Aber ich war's nicht, der ihn umgebracht hat."
"Und wer, denken Sie, könnte es gewesen sein?", fragte Closterfield ohne Umschweife.
"Keine Ahnung. Aber ich sage Ihnen was – Eddie hatte Dreck am Stecken, tief genug, dass jeder in der Stadt Grund hätte, ihm eine Kugel zu verpassen. Er hatte Infos, wertvolle Infos. Kein Wunder, dass jemand ihn zum Schweigen bringen wollte."
Naismith beugte sich vor. "Was wissen Sie über dieses Bekennerschreiben, das bei ihm gefunden wurde?"
Für einen Moment flackerte eine Emotion über Lawsons Gesicht – Überraschung, vielleicht sogar Ungläubigkeit – bevor er sich wiederfasste. "Ein Bekennerschreiben? Keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Eddie hat auf eigene Faust gespielt, und das war sein Fehler."
Die Inspektoren blieben noch einige Minuten und versuchten, weitere Informationen aus Lawson herauszubekommen, aber erhielten kaum mehr als vage Vermutungen und halbherzige Andeutungen. Schließlich beschlossen sie zu gehen, nicht ohne ein letztes Mal Lawsons stichhaltige Alibis abzuklopfen.
Zurück auf den Straßen Londons, unter der bleichen Sonne des späten Morgens, tauschten Closterfield und Naismith Eindrücke aus.
"Rick weiß mehr, als er zugibt", meinte Naismith. "Aber wir haben jetzt zumindest einen Anhaltspunkt mehr."
"Ohne Zweifel. Lassen Sie uns die Spur weiterverfolgen," erwiderte Closterfield. "Und Termin bei Hernández im Auge behalten. Vielleicht bekommen wir weitere Hinweise von ihm. Aber zuerst, lassen Sie uns ins Büro zurückkehren. Ich habe das Gefühl, dass wir Sir Barrymore auf dem Laufenden halten sollten."
So zogen sie weiter durch das dichte Geflecht Londons, stets die offenen Fragen und düsteren Geheimnisse im Kopf. Jeder Schritt brachte sie näher an die Auflösung des Rätsels heran – und an die Schatten, die sich um Eddie Hastings Tod rankten.
Der klingelnde Telefonhörer in Closterfields Büro riss die beiden Inspektoren aus ihren Gedanken. Es war Sir Francis Barrymore persönlich, der sie kontaktierte – und das versprach selten etwas Gutes.
"Inspektor Closterfield, Naismith, etwas Dringendes ist passiert. Es gibt eine zweite Leiche. Ein Mann, der auf den Namen Rick Lawson hört, wurde tot aufgefunden. Wir benötigen Ihre Anwesenheit am Tatort sofort."
Closterfield und Naismith tauschten einen alarmierten Blick, griffen nach ihren Mänteln und verließen eilig ihr Büro, um sich dem neuen Tatort zuzuwenden. Die Stadt Londons belebte Straßen und pulsierende Energie fühlten sich seltsam abgekoppelt von der Schwere der Nachrichten, die sie mit sich trugen.
Der Tatort lag in einem verlassenen Lagerhaus in den Docklands, einem weiteren unscheinbaren Flicken auf Londons dichtem Stadtteppich. Als sie ankamen, fanden sie dieselben vertrauten Absperrungen und Einsatzfahrzeuge vor. Closterfield fragte sich, ob diese Morde als Zeichen für eine eskalierende Bedrohung interpretiert werden sollten – jetzt mit zwei Toten innerhalb weniger Tage.
Dr. William Fitzpatton, der Pathologe, war bereits vor Ort und legte sein gewohnt professionelles Auftreten an den Tag. Er musterte die Leiche mit einem geschulten Blick und nahm Proben, während Inspektor Closterfield und Inspektor Naismith näher traten.
"Eddie Hastings war nur der Anfang," kommentierte Fitzpatton sachlich, als er die Leiche von Rick Lawson betrachtete. "Dieser Mann hier wurde eher grob behandelt – zahlreiche Prellungen und Abschürfungen, bevor ihm schließlich mehrere Kugeln das Leben genommen haben."
Closterfield nickte. "Danke, Dr. Fitzpatton. Haben Sie eine Einschätzung zur Tatzeit?"
"Etwa vor fünf bis sechs Stunden", antwortete der Pathologe. "Das gibt Ihnen einen Zeitrahmen, den Sie nutzen können."
Dr. Jasper Grosvenor, wie immer in sauberem, makellosen Zustand, neigte sich lässig über die Beweisstücke. "Ich übernehme es von hier. Sie werden meine Berichte rechtzeitig erhalten," sagte er mit arroganter Gewissheit, als würde er erwarten, dass die Zeitmaschine allein nach seinem Willen funktionierte.
Die Inspektoren begannen, den Tatort systematisch zu untersuchen. Die Umstände deuteten darauf hin, dass Lawson vielleicht gefoltert wurde, bevor er getötet wurde. Closterfields trainiertes Auge bemerkte einige verstreute Karten und Papiere – Hinweise, dass Lawson entweder im Eifer des Gefechts in eine Falle getappt oder gezielt verfolgt wurde.
"Roger, schau dir das an," murmelte Closterfield und wies auf einige Dokumente hin, die auf dem Boden verstreut lagen. Ein Dokument schien besonders hervorzustechen: Ein altes Notizbuch, das aufgeschlagen war. Darauf standen Namen, Telefonnummern und kurze, verschlüsselte Notizen.
Naismith nahm das Notizbuch auf und blätterte vorsichtig durch die Seiten. "Das könnte wertvolle Informationen enthalten," sagte er. "Wir sollten das sofort mitnehmen und analysieren lassen."
"Und das hier?" bemerkte Closterfield weiter. Unter einigen Kisten fanden sie eine Schachtel, die offenbar Eddies Handschrift trug – unordentlich und hektisch gekritzelt. "Was auch immer hier verborgen ist, könnte die Verbindung zwischen den beiden Todesfällen sein."
Zurück im New Scotland Yard, breitete sich ein Gefühl von Dringlichkeit aus. Offensichtlich lag ein Netz von Intrigen und Gewalt über der Stadt, das tiefer ging, als sie ursprünglich angenommen hatten. Sir Barrymore empfing sie erneut und wollte sofort Ergebnisse sehen.
"Zweite Leiche, zweite Mordermittlung," bemerkte Sir Barrymore kühl. "Unsere Zeit wird immer knapper. Welche Fortschritte haben Sie gemacht?"
Closterfield berichtete kurz von ihren Entdeckungen bei Lawson, präsentierte das Notizbuch und die Schachtel. "Sir, es scheint eine direkte Verbindung zwischen diesen Morden zu geben. Lawson und Hastings waren beide tief in die Unterwelt verstrickt. Was auch immer sie gewusst haben – jemand wollte sicherstellen, dass sie nicht reden."
Sir Barrymore betrachtete die Beweise aufmerksam. "Gut. Lassen Sie den Forensiker das Notizbuch und die Schachtel analysieren. Jeder Hinweis, jede Spur könnte den entscheidenden Durchbruch bringen. Dringen Sie weiter in die Verbindungen dieser Männer vor."
Sobald sie wieder in ihrem Büro waren, übergaben sie die neuen Funde an Grosvenor, dessen Augen leicht aufleuchteten – definitiv ein Zeichen von Interesse.
"Ich werde das untersuchen. Rechnen Sie mit Ergebnissen, aber belästigen Sie mich nicht ständig," wies der Forensiker nachdrücklich an.
Naismith lehnte sich zurück und seufzte. "Das wird eine lange Nacht. Auch wenn wir das Notizbuch und die Schachtel durchsuchen lassen, was sind unsere weiteren Schritte?"
Closterfield dachte einen Moment nach. "Wir haben noch das Treffen mit Alejandro Hernández. Lassen Sie uns herausfinden, was er weiß. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, den Schuhabdrücken nachzugehen. Vielleicht führt uns eine dieser Spuren direkt zum Mörder."
Die Straßen Londons warteten wieder auf die beiden Inspektoren, bereit, ihre Geheimnisse zu enthüllen. Die Stadt war ein lebendiges Netz von Schatten und Licht, und jede Kreuzung führte in mittens in ein neues Drama. Die Ermordung von Eddie Hastings und Rick Lawson war ein Teil davon – ein besonders düsterer Teil, der darauf wartete, gelüftet zu werden. Und während der Tag sich vom Morgen in den Abend verwandelte, schworen sich Closterfield und Naismith, nicht zu ruhen, bis sie das Netz vollständig entwirrt hatten.
Sie machten sich auf, um Alejandro Hernández zu konfrontieren. Die Wahrheit lauerte irgendwo in den verworrenen Straßen dieser uralten Stadt, und sie würden sie finden – unabhängig davon, was es kostete.
Zurück in den Fluren des New Scotland Yard waren Closterfield und Naismith auf dem Weg zu Sir Francis Barrymores Büro, um ihre neuesten Erkenntnisse zu präsentieren und die nächsten Schritte zu planen. Das ratternde Geräusch des alten Fahrstuhls begleitete sie, während sie sich gedanklich auf das bevorstehende Gespräch vorbereiteten. Sir Barrymore war bekannt für seine hohe Erwartungshaltung und seine strenge, doch gerechte Art, die beiden Inspektoren zu führen.
Die Tür zu Barrymores Büro stand halb offen, und die Inspektoren klopften kurz an, bevor sie eintraten. Der Leiter erhob den Kopf von seiner Arbeit und nickte ihnen zu, eine Geste, die zugleich Aufforderung und Begrüßung war.
"Inspektoren, was haben wir bisher?", begann Barrymore ohne Umschweife.
"Sir, wir haben deutliche Hinweise darauf, dass die Morde an Eddie Hastings und Rick Lawson miteinander in Verbindung stehen," begann Closterfield. "Beide Männer hatten Verbindungen zur Unterwelt und waren involviert in illegale Geschäfte. Hastings trug ein kodiertes Bekennerschreiben bei sich, das zu Rick Lawson führte. Lawson wurde offenbar gefoltert, bevor er umgebracht wurde. Wir haben ein Notizbuch und eine beschriftete Schachtel gefunden, die wahrscheinlich weitere Hinweise enthalten."
Barrymore lehnte sich in seinem Stuhl zurück, musterte Closterfield und Naismith mit einem scharfen Blick. "Gut. Wir haben also eine präzise Verbindung. Was sind Ihre nächsten Schritte?"
Naismith trat vor. "Wir planen, Alejandro Hernández zu befragen. Er hatte umfangreiche Geschäfte mit Hastings. Darüber hinaus verfolgen wir die Spur der Schuhabdrücke, die am Tatort von Hastings gefunden wurden."
Barrymore überlegte einen Moment, schien alle Puzzleteile in seinem Kopf zu sortieren. "Beides sind vernünftige Schritte. Aber seien Sie sich bewusst, dass Hernández gefährlich ist und zahlreiche Verbindungen zur organisierten Kriminalität hat. Gehen Sie mit Vorsicht vor."
Closterfield nickte. "Verstanden, Sir. Wir werden die richtigen Vorsichtsmaßnahmen treffen."
Barrymore seufzte leise und legte die Hände gefaltet auf den Tisch. "Inspektoren, dieser Fall wird größer und komplexer als ursprünglich angenommen. Wir sprechen hier möglicherweise von einem Netz aus Intrigen, das weit über die Grenzen Londons hinausreicht. Die Öffentlichkeit darf nicht in Panik geraten, und es ist unsere Aufgabe, dies zu verhindern. Finden Sie heraus, wer hinter diesen Morden steckt und sorgen Sie dafür, dass wir die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen."
"Jawohl, Sir," antworteten beide Inspektoren gleichzeitig und machten Anstalten, das Büro zu verlassen.
Doch bevor sie die Tür erreichten, hielt Barrymore sie noch einmal auf. "Und eins noch, Closterfield, Naismith – passen Sie auf sich auf. Wir spielen hier mit hohen Einsätzen."
Zurück in ihrem eigenen Büro gingen die Inspektoren ihre nächsten Schritte durch. "Holen wir uns zuvor ein kurzes Update von Jasper Grosvenor," schlug Naismith vor. "Vielleicht hat er bereits Fortschritte mit dem Notizbuch und der Schachtel gemacht."
Sie machten sich auf den Weg zur Forensikabteilung und fanden Grosvenor, der, wie immer, über eine Vielzahl von Analysegeräten gebeugt war.
"Jasper, haben Sie schon etwas Interessantes entdeckt?" fragte Closterfield.
Grosvenor sah auf, mit dem leicht spöttischen Lächeln, das ihm eigen war. "Natürlich habe ich interessante Dinge entdeckt. Das Notizbuch enthält Codes, die zu einem Netzwerk aus Kontakten und Transaktionen gehören. Es wird Zeit brauchen, alles zu entschlüsseln, aber erste Namen und Telefonnummern könnten Aufschluss geben."
"Eilige Übersicht bitte," bat Naismith.
Grosvenor reichte ihnen eine Kopie der ersten aufgeschlüsselten Seiten des Notizbuchs. "Diese Namen und Nummern gehören verschiedenen Individuen, die alle potenziell mit Hastings und Lawson in Verbindung stehen könnten. Zudem bin ich auf einen bestimmten Eintrag gestoßen, der auf einen großen Deal in den nächsten Tagen hinweist – hier in London."
Die Inspektoren schauten auf die entzifferten Namen. Einige waren ihnen bekannt aus früheren Fällen, andere waren neu. Eine Nummer sprang ihnen jedoch besonders ins Auge – eine Verbindung zu einem weniger bekannten, aber dennoch berüchtigten Namen in der kriminellen Szene Londons.
"Dann bleibt uns keine Zeit zu verlieren," sagte Closterfield und wandte sich an Naismith. "Bereiten Sie alles für das Treffen mit Hernández vor. Und kontaktieren Sie unsere informellen Quellen, um diese neuen Namen zu überprüfen."
Naismith nickte zustimmend. "Wir sind dran."
Während die Inspektoren das Büro verließen, fiel ein letzter Blick auf die codierten Informationen, die sich mehr und mehr zu einem klaren Bild zusammenfügten. London wartete – und vielleicht auch die Antworten auf die dunklen Rätsel, die sich in den Schatten der Stadt verbargen. Mit Sir Barrymores Anweisungen im Rücken und einer neuen Entschlossenheit, das komplexe Netz zu entwirren, gingen sie auf ihre nächste Mission zu.
Auf dem Weg zum Pathologischen Institut diskutierten Closterfield und Naismith die in Jaspers Notizbuch aufgetauchten Namen und Telefonnummern. Der Gedanke an den "großen Deal" verstärkte ihre Dringlichkeit, den Fall so schnell wie möglich zu lösen. Als sie das Institut erreichten, wurden sie von Dr. William Fitzpattons Assistentin begrüßt und direkt in das Untersuchungszimmer geführt.
Dr. William Fitzpatton stand bereits über der ausgezogenen Leiche von Rick Lawson. Ein massiger, kräftiger Mann mit scharfen Augen und einer Zigarette hinter dem Ohr, die er während der Arbeit jedoch nie anzündete.
"Inspektoren", sagte Fitzpatton, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. "Ich dachte, Sie kommen vorbei. Wir haben hier einige interessante und entscheidende Details. Lassen Sie mich kurz erläutern."
Closterfield, der die fachliche Distanz des Pathologen respektierte, nickte höflich. "Vielen Dank, Dr. Fitzpatton. Was haben wir?"
Fitzpatton deutete mit einem metallenen Zeigestock auf verschiedene Stellen an Lawsons nun sezierten Körper. "Rick Lawson wurde eindeutig gefoltert. Die Prellungen und Abschürfungen deuten darauf hin, dass er geschlagen und möglicherweise auch getreten wurde. Seine Rippen sind gebrochen, was übereinstimmt mit Schlägen durch einen schweren Gegenstand."
"Gab es Anzeichen dafür, dass er Widerstand leistete?", fragte Naismith, während er die visuell markanten Verletzungen betrachtete.
"Durchaus", erwiderte Fitzpatton. "Er hat einige Hautfetzen unter den Fingernägeln, was darauf hindeutet, dass er sich gewehrt hat. Die DNA-Analyse läuft bereits. Vielleicht können wir daraus Informationen über seinen Angreifer gewinnen."
"Was ist mit der Todesursache?", fragte Closterfield.
"Er wurde schließlich durch drei Schusswunden getötet", antwortete Fitzpatton abgeklärt. "Zwei Kugeln haben die linke Lunge und das Herz durchschlagen, die dritte Kugel traf den Kopf. Ein Zeichen von Exekution könnte man sagen – effizient und brutal."
Naismith runzelte die Stirn. "Ähnlich wie bei Eddie Hastings. Die Parallelen sind offensichtlich."
Fitzpatton nickte. "Allerdings. Und es gibt mehr. Ich habe bei der Untersuchung von Lawsons Mageninhalt herausgefunden, dass er in den Stunden vor seinem Tod eine recht ungewöhnliche Mischung konsumierte – eine Mischung, die Beruhigungsmittel enthielt. Jemand hat ihn wahrscheinlich überwältigt und gefügig gemacht, bevor die Folter begann."
Closterfield schnaubte leise. "Aber warum so kompliziert? Was wollten sie unbedingt von Lawson erfahren?"
"Das ist die entscheidende Frage, Inspektor," stimmte Fitzpatton zu. "Die Täter waren sicherlich auf der Suche nach Informationen, die nur Lawson kannte. Übrigens, ich fand auch Rückstände bestimmter Chemikalien auf seiner Haut, die auf einen bestimmten Reinigungstyp hinweisen – solche findet man in speziellen Verhörräumen oder Laboratorien. Diese Leute wussten genau, was sie taten."
Die Inspektoren tauschten Blicke aus. Die Art und Weise, wie Lawson behandelt und getötet worden war, ließ einen komplexen Hintergrund voller unaufgedeckter Intrigen vermuten.
"Vielen Dank, Dr. Fitzpatton. Ihre sorgfältige Arbeit hilft uns enorm weiter," sagte Closterfield und schüttelte dem Pathologen die Hand. Fitzpatton nickte knapp, aber nicht unfreundlich.
Auf dem Weg aus dem Pathologischen Institut diskutierten Closterfield und Naismith die erlangten Erkenntnisse.
"Lawson und Hastings – es scheint, jemand will sicherstellen, dass alte Geheimnisse im Dunkeln bleiben," sagte Naismith nachdenklich.
"Es könnte auch sein, dass diese sogenannten Schattenhändler tiefer in unserem Fall verwickelt sind, als wir zunächst dachten," überlegte Closterfield. "Jasper erwähnte bereits, dass es eine Organisation wäre. Lassen Sie uns alle Spuren, die wir finden, sorgfältig aufdecken und analysieren."
Zurück im New Scotland Yard, setzten sich die beiden Inspektoren an ihren Schreibtisch, um ihre Notizen zu überarbeiten und die nächsten konkreten Schritte zu planen. Das Zusammentreffen mit Alejandro Hernández schien dringender denn je.
"Geben Sie mir die aktuellen Berichte aus der forensischen Abteilung und überprüfen Sie, ob Grosvenor Fortschritte mit den Fingerabdrücken gemacht hat. Lassen Sie uns nichts dem Zufall überlassen," wies Closterfield an.
"Ich werde das sofort erledigen. Wir haben jetzt genügend Informationen, um Hernández gezielt zu konfrontieren. Es ist Zeit, dass er Antworten liefert," sagte Naismith entschlossen und griff nach dem Telefon, um die notwendigen Anrufe zu tätigen.
Während die Stadt London in den Abend dämmerte, favorisierend zwischen den Schatten und den Lichtern der Straßenlaternen hin und her wippend, spürten Closterfield und Naismith, dass sie der Auflösung des Falles immer näher kamen. Mit jedem neuen Detail fügte sich das unheimliche Bild zusammen, und die Wahrheit begann, sich aus den Nebeln der Stadt zu erheben.
Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich alle Puzzleteile zu einem Bild der Schuld und der betrügerischen Machenschaften vereinigten – eine Wahrheit, die sich tief aus der Dunkelheit Londons emporschob.
Es war bereits spät am Abend, als Closterfield und Naismith in das Verhörzimmer des New Scotland Yard traten, um den angekündigten Zeugen zu befragen. Der Zeuge, ein nervös wirkender Mann in den Vierzigern namens Richard "Ricky" Owens, war ein ehemaliger Geschäftspartner von Rick Lawson und hatte sich bereit erklärt, über seine letzten Begegnungen mit Lawson auszusagen.
Der Raum war kahl und funktional, mit einem Tisch in der Mitte und nur wenige Stühle drum herum. Owens saß mit verschränkten Armen und suchenden Blicken, als die Inspektoren den Raum betraten und Platz nahmen.
"Guten Abend, Mister Owens", begann Closterfield förmlich. "Wir wissen Ihre Kooperation zu schätzen. Wir haben einige Fragen zu Ihren letzten Kontakten mit Rick Lawson."
Owens nickte nervös und schien mit den Fingern an seinem Stuhl zu nesteln. "Verstehe. Ich will nur helfen. Das Ganze hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen."
Closterfield nickte verständnisvoll. "Können Sie uns sagen, wann Sie Rick Lawson das letzte Mal gesehen haben?"
"Das war vor etwa einer Woche", antwortete Owens nach kurzem Überlegen. "Wir hatten ein Treffen in einem Café in Shoreditch. Rick war nervös, viel nervöser als sonst. Er sagte, er hätte Ärger, großen Ärger."
Naismith lehnte sich vor. "Hat er Ihnen gesagt, was für Ärger er meinte oder wer dahintersteckte?"
Owens schüttelte den Kopf. "Nein, nicht direkt. Aber er meinte, dass er in etwas Großes verwickelt sei, das über unseren gewöhnlichen Kram hinausgeht. Es klang, als ob er mit den falschen Leuten aneinander geraten wäre."
"Hat er irgendetwas Konkretes erwähnt? Namen, Orte, spezifische Bedrohungen?", fragte Closterfield weiter.
Owens überlegte angestrengt. "Er sprach von einem 'Deal', der demnächst stattfinden sollte. Er sagte, wenn er da rauskommt, hätte er genug, um sich zurückzuziehen. Aber er war sich nicht sicher, ob er es schaffen würde. Er erwähnte einen Namen – etwas wie... Thaddeus? Oder Thad? Er klang ausländisch."
Closterfield und Naismith tauschten einen Blick. Ein neuer Name in der Gleichung könnte entscheidend sein.
"Hat Rick Ihnen gesagt, wo dieser Deal sein sollte oder mit wem?", fragte Naismith.
"Das nicht direkt", antwortete Owens. "Aber er ließ durchblicken, dass es am Westhafen passieren könnte. Er war sehr vage. Ich dachte, er sei paranoid, aber jetzt... Jetzt ergibt alles Sinn."
Closterfield nickte bedächtig. "Vielen Dank, Herr Owens. Ihre Aussage ist sehr hilfreich. Eine letzte Frage: Hat Rick irgendetwas Besonderes dabei gehabt, das auf diesen Deal hindeutet? Dokumente, Notizen oder andere Hinweise?"
Owens wirkte einen Moment überrascht, dann aber nachdenklich. "Ja, er hatte eine Tasche dabei. Sagte, es seien 'wichtige Papiere'. Er ließ sie beim Verlassen des Cafés stehen. Ich dachte, es sei merkwürdig, aber ich habe sie nicht weiter beachtet."
"Und diese Tasche befindet sich immer noch im Café?", fragte Naismith gespannt.
"Ich denke ja", antwortete Owens. "Es war ein kleines Lokal, das sie für gewöhnlich lange öffnen. Der Besitzer könnte sie noch haben."
"Vielen Dank, Herr Owens", sagte Closterfield mit einer Spur von Dringlichkeit in der Stimme. "Wir werden diesem Hinweis nachgehen. Ihre Hilfe ist sehr wertvoll."
Die Inspektoren verließen das Verhörzimmer mit einem klaren Ziel: Das Café in Shoreditch musste ihre nächste Station sein. Während sie durch die nächtlichen Straßen Londons fuhren, füllte sich ihre mentale Landkarte der Ereignisse weiter. Der Westhafen als potenzieller Schauplatz des geplanten Deals gab ihnen eine Richtung, und der erwähnte Name – Thaddeus oder Thad – könnte ein Schlüsselzeig sein.
Als sie das Café erreichten, war es bereits spät, aber wie Owens vermutet hatte, war es noch geöffnet. Der Besitzer, ein älterer, freundlicher Herr, war überrascht, die Inspektoren zu dieser Stunde zu sehen, aber er erinnerte sich sofort an Rick Lawsons Tasche.
"Ja, die Tasche. Ich dachte, er würde zurückkommen und sie holen. Lag einfach seit Tagen hier", sagte der Besitzer und reichte ihnen die schwarze Aktentasche.
Zurück im Wagen, öffneten Closterfield und Naismith die Tasche vorsichtig. Darin fanden sie eine Vielzahl von Dokumenten, darunter Verträge, handgeschriebene Notizen und eine Karte des Londoner Westhafens mit markierten Punkten. Eines der markierten Punkte war speziell mit "Thad" versehen.
"Das könnte unser Durchbruch sein", sagte Closterfield und ließ die Karte aufleuchten. "Wir müssen uns beeilen. Wenn der Deal morgen im Westhafen stattfinden soll, haben wir nicht viel Zeit."
Naismith nickte entschlossen. "Wir sollten ein Team zusammenstellen und den Westhafen genau im Auge behalten. Immerhin ist London groß und die Schatten lang – aber wir sind näher dran als jemals zuvor."
Die nächste Phase der Ermittlungen nahm Fahrt auf. Mit neuen Hinweisen und einer klaren Richtung im Kopf fuhren die Inspektoren ins Polizeirevier zurück, immer tiefer in ein Netz von Lügen, Intrigen und Verrat vordringend. Londons dunkle Geheimnisse standen kurz davor, enträtselt zu werden, und Closterfield und Naismith waren fest entschlossen, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzten.
Im Verhörraum war noch die Spannung von Ricky Owens' Aussage zu spüren, als Closterfield und Naismith mit den neuen Informationen im Gepäck in Richtung Forensikabteilung eilten. Die bevorstehende Konfrontation mit Alejandro Hernández schien unvermeidlich, doch wie sich herausgestellt hatte, gab es noch ein weiteres Hindernis zu überwinden – die unermüdliche Zusammenarbeit zwischen zwei Genies, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Dr. William Fitzpatton und Dr. Jasper Grosvenor.
Als die Inspektoren die Forensikabteilung betraten, wurde ihre Ankunft sofort durch hitzige Stimmen angekündigt. Die störische Diskussion zwischen Fitzpatton und Grosvenor hallte durch die sterile Umgebung des Labors.
"Das ist völlig absurd, William!", rief Grosvenor, seine Hände nervös über das Notizbuch haltend. "Ihre Interpretation der Prellungen ist bestenfalls amateurhaft!"
Fitzpatton, dessen mächtige Gestalt und Erdhaftigkeit einen spürbaren Kontrast zu Grosvenors eleganter Erscheinung bot, funkelte ihn an. "Hören Sie mir zu, Jasper! Diese Hautabschürfungen und die Art der Verletzungen deuten auf ein gewaltsames Halten hin. Ihre glitzernden Labortechniken übersehen die Bedeutung der Physis!"
"Gentlemen", unterbrach Closterfield diplomatisch, während Naismith einen Schritt zurücktrat. "Vielleicht könnten Sie uns erläutern, was genau das Problem ist?"
"Das Problem?", schnaubte Grosvenor, ohne den Blick von Fitzpatton abzuwenden. "Das Problem ist, dass Dr. Fitzpatton hier Theorien aufstellt, ohne den wissenschaftlichen Kontext meiner Funde zu verstehen. Die Fingerabdrücke und die chemischen Rückstände sprechen eine klarere Sprache als seine grobe Obduktion!"
"Meine Obduktion?", donnerte Fitzpatton, während er seine hohe Statur noch weiter aufbäumte. "Ohne meine Arbeit wüssten Sie nicht einmal, wonach Sie zu suchen haben! Diese 'klarere Sprache' Ihrer chemischen Rückstände bestätigt nur, was ich von Anfang an sagte – wir haben es mit einem geplanten Verhörsubjekt zu tun, jemandem, der ausgequetscht und dann eliminiert wurde!"
"Genug!", rief Closterfield mit einer Autorität, die die streitenden Experten verstummen ließ. "Wir schätzen beide Ihre unglaublichen Fertigkeiten und Erkenntnisse. Das Ziel ist es, die Fakten zusammenzuführen, nicht zu trennen."
Naismith griff nach der Liste mit den neuen Funden, die Grosvenor durch seine Untersuchungen erhalten hatte. "Dr. Grosvenor, könnten Sie uns bitte die neuesten Ergebnisse erläutern?"
Grosvenor seufzte und richtete sich auf, um professioneller zu wirken. "Natürlich. Die chemischen Rückstände, die an Lawsons Haut gefunden wurden, stammen von einem speziellen Reinigungsmittel, das in Hochsicherheitsbereichen verwendet wird – ein Indiz dafür, dass er an einem Ort festgehalten wurde, der entsprechend gesäubert wurde. Die DNA-Analyse der Hautfetzen unter seinen Fingernägeln weist auf unbekannte Personen in unserer Datenbank hin. Wir haben jedoch Anomalien festgestellt, die typisch für genetische Manipulation sind. Es deutet darauf hin, dass unsere Täter nicht nur wissen, wie man einen Mord begeht, sondern auch, wie man Spuren manipuliert."
Closterfield nickte nachdenklich. "Und Dr. Fitzpatton, was haben Sie auf körperlicher Basis herausgefunden?"
"Lawsons Verletzungen sind charakteristisch für ständigen physischen Stress", erklärte Fitzpatton. "Die kontinuierlichen Prellungen und Abschürfungen zeigen, dass er wiederholt festgehalten wurde. Diese Art von Misshandlungen passen zu einem Szenario, in dem er festgehalten und gefoltert wurde, um an Informationen zu gelangen."
"Also stimmen wir darüber überein, dass Rick Lawson und Eddie Hastings Opfer derselben Gruppe von Profis geworden sind?", fragte Naismith.
"Das könnten wir so annehmen", sagte Grosvenor ungerührt. "Die Abweichungen in den Protokollen und die Anomalien in den Beweisen sprechen eine klare Sprache. Wir haben es hier mit jemandem zu tun, der es gewohnt ist, Spuren zu verwischen und die Dinge aussehen zu lassen, als seien sie anders verlaufen."
Die Spannung im Raum ließ nach, als die Inspektoren die Wissenschaftler davon überzeugten, dass ihre Zusammenarbeit entscheidend für den Fortschritt der Ermittlungen war.
"Danke, Gentlemen", sagte Closterfield schließlich. "Ihre Arbeit bringt uns auf die Spur – vor allem jetzt, da wir wissen, dass ein großer Deal im Westhafen stattfinden soll. Dr. Grosvenor, analysieren Sie bitte weiterhin die Proben und die genetischen Anomalien. Dr. Fitzpatton, Ihre Untersuchungsergebnisse helfen uns, die Tatorte besser zu rekonstruieren."
Grosvenor und Fitzpatton tauschten angespannte Blicke aus, nickten dann aber einvernehmlich.
Zurück in ihrem Büro führten Closterfield und Naismith ein abschließendes Gespräch. "Wir haben noch viel zu tun", sagte Closterfield nachdenklich. "Der Westhafen ist unser nächster Schritt. Dieser Deal könnte die Verbindungen entziffern, die sich im Dunkeln verstecken."
Naismith stimmte zu. "Lassen Sie uns alles vorbereiten. Wir sollten Hernández konfrontieren und sicherstellen, dass wir bereit sind, wenn der Deal durchgezogen wird."
Die Schatten Londons wurden länger, als die Nacht hereinbrach, und die Inspektoren sich in die nächste Phase ihrer Ermittlungen begaben. Der bevorstehende Deal im Westhafen und die Konfrontation mit Alejandro Hernández versprachen neue Antworten – Antworten, die das Netz aus Lügen und Intrigen entwirren könnten, das diese Stadt gefangen hielt.
Die Vorbereitungen waren getroffen. Inspektor Closterfield und Inspektor Naismith hatten alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert, um den bevorstehenden Deal im Londoner Westhafen zu überwachen. Sie wussten, dass diese Gelegenheit vielleicht die entscheidende Wende im Fall bringen würde. Die Sicherheit der Operation wurde priorisiert, und ein Team von verdeckt operierenden Beamten, inklusive einer Einsatztruppe für schnelle Eingriffe, sollte sie unterstützen.
Der Westhafen war ein labyrinthartiges Areal aus Lagerhäusern, Schuppen und verlassenen Docks. Trotz der intensiven Überwachung war es ein ideales Terrain für undurchsichtige Geschäfte, eine Tatsache, der sich die Inspektoren nur allzu bewusst waren.
"Erinnern Sie sich, Roger", sagte Closterfield mit gedämpfter Stimme, als sie in einem unauffälligen Fahrzeug auf ihre Positionen fuhren, "wir müssen diskret bleiben. Der geringste Fehler könnte unsere Operation gefährden und die Verdächtigen aufschrecken."
Naismith nickte zustimmend, seine Augen aufmerksam auf den Nebel gerichtet, der sich wie ein Schleier über die Docks gelegt hatte. Die kalte Brise, die von der Themse herüberwehte, trug den Geruch von Salzwasser und altem Holz mit sich, was dem Ort eine gespenstische Atmosphäre verlieh.
Sie parkten in der Nähe eines verlassenen Schuppens und machten sich zu Fuß auf den Weg zu ihren Beobachtungsposten. Closterfield richtete sein Fernglas auf die markierten Punkte auf der Karte, die sie bei Rick Lawsons Tasche gefunden hatten. Eine Gruppe von Männern, darunter Alejandro Hernández, war bereits vor Ort und schien einen Großteil der Verhandlungen abzuwickeln.
"Da ist Hernández", flüsterte Naismith aufgeregt. "Er scheint das Kommando zu haben. Der Deal wird mit mehreren mysteriösen Gestalten durchgeführt. Einer von ihnen könnte dieser 'Thad' sein, den Owens erwähnt hat."
Closterfield nickte und konzentrierte sich auf die Details. "Kommen wir näher ran, aber bleiben wir unauffällig. Wir müssen ihr Gespräch mithören können."
Mit maximaler Vorsicht bewegten sich die Inspektoren durch die Schatten der Docks und schafften es, sich einen besseren Blick auf die Szenerie zu verschaffen, ohne entdeckt zu werden. Hernández und seine Männer standen in einer dunkel beleuchteten Lagerhalle und diskutierten lebhaft.
Plötzlich öffnete sich eine weitere Tür, und eine hochgewachsene Gestalt trat hervor. Diese Person trug einen eleganten Anzug und wirkte autoritär, fast bedrohlich. Die Männer grüßten ihn respektvoll.
"Das muss 'Thad' sein", murmelte Closterfield und versuchte, diese Gestalt genauer ins Visier zu nehmen.
Während der Verhandlungen bewegten sich Closterfield und Naismith weiter in Position und aktivierten ihre Abhörgeräte. Die Stimme von Hernández war laut und klar.
"...sicherstellen, dass dieses Geschäft reibungslos abläuft. Ich habe zu viele Opfer gebracht, um jetzt zu scheitern", sagte er.
Thad antwortete mit einer bedrohlich ruhigen Stimme: "Wir erwarten Perfektion. Die Informationen, die Sie mir übergeben, sind von unschätzbarem Wert. Sollte es zu einem weiteren Vorfall wie mit Lawson kommen, werden Sie direkt zur Verantwortung gezogen."
"Keine Sorge, Thad", entgegnete Hernández. "Ich habe alles unter Kontrolle."
Closterfield verzog das Gesicht. "Sie meinen es ernst. Sie wollen diese Informationen um jeden Preis sichern."
Naismith zückte sein Telefon und verständigte das Einsatzteam. "Bestätigt, verdächtige Aktivität und bevorstehender Deal im Westhafen. Bereithalten für Zugriff."
"Roger, warten Sie", flüsterte Closterfield. "Noch nicht. Lassen Sie uns sicherstellen, dass wir alles haben. Schauen Sie, da drüben – jemand kommt."
Ein weiterer Mann trat hervor, mit Dokumenten und einem Laptop bewaffnet. Er übergab die Materialien an Thad, der sie durchging und zustimmend nickte.
"Diese Daten werden unser Netzwerk erheblich stärken", sagte Thad. "Verlassen Sie sich darauf, dass ich Ihre Kooperation zu schätzen weiß, Hernández."
Das war der Moment, den Closterfield und Naismith abgewartet hatten. "Jetzt", sagte Closterfield entschlossen. Naismith gab das Signal, und das verdeckte Einsatzteam stürmte den Raum.
Es folgten hektische Minuten. Männer wurden gestellt, es krachten Schüsse und Anweisungen hallten durch das Lagerhaus. Hernández und Thad erkannten die drohende Gefahr und versuchten, sich einen Fluchtweg zu bahnen. Doch es war zu spät.
Unter den anklagenden Stimmen und knisternden Handfesseln fanden die Inspektoren schließlich Hernández und Thad, die in einem verzweifelten Versuch, die Flucht zu ergreifen, gestellt wurden.
Closterfield trat näher. "Herr Hernández, Herr Thad", sagte er kühl. "Sie sind wegen des Verdachts des Mordes an Edward Hastings und Rick Lawson, sowie illegaler Transaktionen und Verschwörung festgenommen."
Hernández funkelte ihn wütend an, während Thad ein eiskaltes Lächeln zeigte. "Das Spiel ist noch nicht zu Ende, Inspektor. Andere werden kommen."
"Das mag sein", antwortete Closterfield ruhig, "aber für den Moment wird Schluss gemacht."
Im New Scotland Yard, im Verhörraum, stand nun die Untersuchung an. Die Inspektoren bereiteten sich darauf vor, weiter in die tiefen Verstrickungen dieser kriminellen Organisation vorzudringen. Trotz der durchgeführten Festnahmen war ihnen klar, dass weitere Fragen gestellt werden mussten, um das vollständige Bild zu enthüllen. Doch zumindest für heute hatten sie einen entscheidenden Schlag gegen das Netzwerk geführt, das Londons Schattenseiten beherrschte.
Der Morgen würde neue Herausforderungen bringen, aber für den Moment konnten Closterfield und Naismith das Gefühl genießen, dass sie einen wesentlichen Schritt näher an die Lösung ihres Falles gekommen waren.
Das erste Licht des Morgens brach durch die Fenster des New Scotland Yard, als Closterfield und Naismith die Festgenommenen in das Verhörzimmer führten. Alejandro Hernández und der geheimnisvolle Thad saßen schweigend – die Spannung im Raum war förmlich greifbar. Die Inspektoren wussten, dass sie ihr bestes Vernehmungsgeschick anwenden mussten, um die Wahrheit aus diesen beiden herauszubekommen.
Sir Francis Barrymore beobachtete die Vorbereitungen aus sicherer Entfernung. "Der heutige Tag könnte uns die Antworten geben, die wir brauchen, Inspektoren. Sorgen Sie dafür, dass es sich nicht umsonst war."
"Nichts anderes, Sir," antwortete Closterfield und nickte entschlossen.
Der Verhörraum war mit wenigen, aber kritischen Dokumenten vorbereitet worden: Eddies Bekennerschreiben, Rick Lawsons Notizbuch und die Informationen aus der Tasche. Zunächst nahmen sie sich Alejandro Hernández vor.
Closterfield setzte sich mit einem klaren Blick an den Tisch. "Herr Hernández, wir haben Sie und Ihren Komplizen Thad auf frischer Tat bei illegalen Aktivitäten erwischt. Ihre Verstrickung in die Morde an Edgar Hastings und Rick Lawson steht außer Frage. Es wird zu Ihrem Vorteil sein, wenn Sie jetzt kooperieren."
Hernández, der den harten Ausdruck aufrechterhielt, lächelte zynisch. "Sie glauben, Sie hätten mich in die Enge getrieben, ja? Sie verstehen nicht einmal die Hälfte von dem, was hier wirklich passiert."
Naismith, der neben Closterfield saß, lehnte sich vor. "Nichtsdestotrotz, Herr Hernández. Beginnen wir mit etwas Einfachem. Was wissen Sie über die Morde an Eddie Hastings und Rick Lawson?"
Hernández ächzte leise und beugte sich vor. "Hastings war ein Dummkopf. Er hat den falschen Leuten Informationen verkauft – Informationen, die er nicht hatte. Lawson, auf der anderen Seite, wusste zu viel und war zur falschen Zeit am falschen Ort. Beides sind Bedauernswerte Verluste, aber notwendig."
Closterfield warf einen schnellen Blick zu Naismith, bevor er die nächste Frage stellte. "Wer gab Ihnen den Auftrag, diese Männer zu beseitigen?"
Hernández lehnte sich zurück und zuckte mit den Schultern. "Eine Frage von Macht und Botschaft. Sie werden in meinem Geschäft nicht lange überleben, wenn Sie keine klaren Zeichen setzen."
Plötzlich öffnete sich die Tür des Verhörraums einen Moment, und Jasper Grosvenor trat ein. "Entschuldigen Sie, aber ich dachte, dies könnte hilfreich sein," sagte er und legte einen Bericht auf den Tisch. "Die genetischen Anomalien aus den Fingernägeln von Lawson. Ein klares Muster, das zu einer alten, bekannten Organisation führt – den Schattenhändlern."
Hernández' Gesicht verzog sich kurz, aber seine Lippen blieben verschlossen. Naismith seufzte und setzte seinen Frageansatz fort. "Gut, Herr Hernández, lassen Sie uns über Thad sprechen. Was ist seine Rolle in dieser Organisation?"
Ein Zucken in Hernández' Augen verriet seine Anspannung, bevor er antwortete. "Thad ist kein gewöhnlicher Krimineller. Er ist ein Stratege, ein Meister der Täuschung. Sie werden nicht so leicht bekommen, was Sie von ihm wollen."
Mit einem Nicken zu Naismith beendete Closterfield die Vernehmung. "Wir werden sehen."
Thad wurde als nächster hereingeführt. Anders als Hernández, der seine Härte zur Schau stellte, saß Thad ruhig und distanziert, ein subtiles, überlegenes Lächeln auf den Lippen.
Closterfield eröffnete das Gespräch. "Herr Thad, oder wie auch immer Sie genannt werden möchten. Sie wurden bei illegalen Aktivitäten und in Verbindung mit den Morden an Hastings und Lawson festgenommen. Wir wissen bereits einiges über Ihre Organisation. Möchten Sie etwas dazu sagen?"
Thad legte die Hände vor sich auf den Tisch und lächelte kalt. "Inspektor Closterfield, Sie behaupten, viel zu wissen, jedoch sehe ich nur winzige Zugeständnisse. Was auch immer Sie glauben herausgefunden zu haben, es ist nur die Oberfläche. Die Schattenhändler sind weit mehr als nur eine Organisation."
Naismith schaltete sich ein. "Wir wissen von den genetischen Anomalien. Wir wissen von Eddies Schreiben und den Notizen von Lawson. Helfen Sie uns zu verstehen, warum diese Morde notwendig waren."
Thad lachte leise, aber gefährlich. "Notwendig? Sie verstehen die Dynamik von Kontrolle und Macht nicht. Hastings war unberechenbar, ein Risiko. Lawson hatte Zugriff auf Informationen, die nicht ans Licht kommen sollten. Die Anomalien, wie Sie es nennen, sind nur ein Teil eines größeren Plans."
Plötzlich unterbrach Closterfield mit einem festen, klaren Ton. "Dieser 'größere Plan' wird bald in seine Einzelteile zerlegt. Wir haben Beweise, die Ihre Verbindungen und Ihre Operation offenlegen. Die Frage ist jetzt nur noch, wie viel Sie bereit sind, uns zu verraten, um möglicherweise eine mildere Strafe zu erhalten."
Thad blieb einen Moment stumm, bevor seine Augen etwas Dunkles, fast resigniertes preisgaben. "Sie halten sich für klug, aber die Wahrheit ist, dass mein Spiel bereits weiter und größer ist, als Sie je begreifen könnten. Ihnen bleibt nur wenig Zeit, bevor der nächste Zug gemacht wird."
Mit einem knappen Nicken deutete Closterfield dem Wachmann an, Thad zurück in seine Zelle zu führen. Als Thad den Raum verließ, blickte Closterfield zu Naismith. "Wir haben nur Bruchstücke, aber sie fügen sich zu einem gefährlichen Puzzle zusammen. Wir müssen tiefer graben."
Zurück in Sir Barrymores Büro schilderten sie den Verlauf der Verhöre. Barrymore, dessen Aufmerksamkeit ungebrochen war, spitzte die Lippen und nickte. "Gut gemacht, Inspektoren. Aber wie Thad andeutete, läuft uns die Zeit davon. Es ist Ihre Aufgabe, das Netz vollständig zu entwirren und sicherzustellen, dass diese Operation ein für alle Mal zerschlagen wird."
Draußen dämmerte der Morgen herauf, und Londons Schatten begannen sich langsam zu lichten. Doch in den Herzen der Stadtgeheimnisse, die noch ungelöst waren, wartete weiterhin das finstere Netz, das Closterfield und Naismith zu durchbrechen schworen. Das Spiel war noch lange nicht zu Ende, und jeder Zug würde sie weiter in die Tiefe einer längst überfälligen Konfrontation führen.
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Closterfield und Naismith ihre nächsten Schritte planten. Der Druck war enorm; die Schattenhändler schienen nicht nur ein moderner Mythos, sondern reale Bedrohungen, deren Fäden weitreichend in Londons Untergrund verliefen.
"Wir brauchen mehr Informationen", begann Closterfield, die Stirn in Falten gelegt. "Thad hat eingeräumt, dass unser Wissen nur die Oberfläche kratzt. Unsere nächste Aufgabe ist es, tiefer in dieses Netzwerk einzudringen und die geheimen Strukturen der Schattenhändler aufzudecken."
Naismith nickte und zückte sein Notizbuch. "Lassen Sie uns sicherstellen, dass wir alle Verbindungen kartieren, die wir bisher haben. Ricky Owens gab uns wertvolle Hinweise, und jetzt müssen wir alle weiteren Akteure im System finden."
Während sie ihre Beweise und Informationen erneut durchgingen, leuchtete ein Name auf, der bisher nur am Rande erwähnt wurde: Viktor Kowalski. Der Nachtclubbesitzer hatte eine undurchsichtige Vergangenheit und eine Verbindung zu vielen, die im dunklen Netz der Stadt operierten. Sie beschlossen, Kowalski ein weiteres Mal zu besuchen, diesmal mit schärferen Fragen und einer klaren Agenda.
Im "Velvet Glove" brummte das Geschäft trotz der fortgeschrittenen Stunde. Der düstere Glamour des Clubs widerspiegelte das undurchsichtige Leben seiner Gäste. Tony, der muskulöse Türsteher, stand wie immer vor dem Eingang und nickte den Inspektoren düster zu.
"Kowalski ist wieder hier, nicht wahr?", fragte Closterfield direkt.