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Tierschutz ist kein Hobby – es ist Alltag. Ein oft chaotischer, emotionaler und zäher Alltag zwischen Notfällen, Rückläufern, Schutzgebühren, Fahrketten, Platzkontrollen und jeder Menge Idealismus. Wer sich engagiert, kennt sie: die müden Nächte, die schwierigen Entscheidungen – und leider auch die digitalen Nebenwirkungen. Denn während echte Hilfe meist leise und im Hintergrund passiert, wird in sozialen Netzwerken umso lauter kommentiert. Dieses Buch wirft einen ehrlichen, sarkastischen und teilweise erschreckend realistischen Blick auf den modernen Tierschutz im Spannungsfeld zwischen Herzblut und Kommentarspalte. Es geht um Auslandstierschutz, Kastrationsprojekte, Vermittlungsdruck, Social-Media-Shitstorms und all die unsichtbaren ehrenamtlichen Menschen, die Tag für Tag anpacken – und sich gleichzeitig mit einem Online-Publikum auseinandersetzen müssen, das alles besser weiß. Ein Buch für alle, die Tierschutz leben, ihn verstehen wollen oder sich einfach fragen, warum man trotz allem immer weitermacht.
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ines Petersen
Tierschutz mit Kommentaren
Echter Tierschutz und der Social Media Wahnsinn
FürJack.
Für einen jungen Kerl, dessen Gang über die Regenbogenbrücke mein Herz zerrissen hat. FüralldieHunde, die uns ein Stück ihres Weges anvertrauen. Und für den, der mir gezeigt hat, was mir Hunde bedeuten. Und für alle, die aktiven Tierschutz betreiben.
Texte: © 2025 Copyright by Ines Petersen
Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by Ines Petersen
Ines Petersenc/o IP-Management #4745Ludwig-Erhard-Str. 1820459 Hamburg
Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH,
Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:
Einleitung
Auslandstiere? Nein danke.
Schutzgebühr? Abzocke!!!
Vorkontrolle - Big Brother ?
UnseriöseVermittler-VonderCouch ins Chaos
Adoptionsabsagen
Kastration
Platzvergabe unter Druck
Zerreißprobe Pflegeplatz
Kommentierenstatt helfen
Genug gesagt (geschrieben)
Als Jack 2020 in mein Leben kam, hat sich alles verändert. Er war nicht einfach ein Hund.
Er war Alltag und Abenteuer, Ruhepol und Chaos zugleich.
Er hat mich gelehrt, Geduld zu haben, zu lachen, wenn eigentlich nichts zu lachen war – und das Leben mit Fell auf der Couch zu akzeptieren. Und am wichtigsten: An mir selbst zu arbeiten und zu lernen. Er war halt ein typischer Labrador. Will to please? Ja, total, vor allem to please himself :-)
Als er 2024 viel zu früh ging, blieb eine Lücke, die sich bis heute nicht füllen lässt.
Die Entscheidung, Pflegestelle zu werden, kam aus
einer Mischung aus Sehnsucht und Vernunft. Ich habe gemerkt, dass ich noch keinen „neuen“ Hund für immer aufnehmen kann. Die Angst, diesen Schmerz, diese Hilflosigkeit noch einmal zu durchleben, sitzt noch zu fest. Irgendwo in mir…und meine Gedanken bewegten sich immer mehr dahin, einem anderen Hund eine zweite Chance zu geben. Vielleicht irgendwann auch wieder mir selbst.
Mit dieser Entscheidung öffnete ich allerdings nicht nur
mein Herz – sondern, ohne es zu wissen, auch die Tür zur Kommentarhölle von Social Media.
Anfangs ging es natürlich um das Naheliegende: Vereine finden und recherchieren, Pflegestellenangebote prüfen, Hundeprofile lesen.
Und dann, unvermeidlich: die Kommentarspalten.
Was ich dort sah, veränderte meinen Blick auf Tierschutz, aber hauptsächlich auf viele MENSCHEN grundlegend.
Nicht die Hunde haben mich erschüttert.
Nicht ihre Geschichten. (Das natürlich auch, aber selbstverständlich in einem ganz anderen Kontext)
Es sind die Menschen.
Oder besser gesagt: das, was Menschen mit ein paar Klicks und zu viel Meinung daraus machen. Man kennt es ja bereits in vielen anderen Bereichen, dass jeder irgendeine Meinung (oder halt einen Kommentar ohne Sinn und Verstand) hat und diese in der social media Welt kundtun muss, auch wenn niemand darum gebeten hat. Da fragt jemand nach Hilfe, um seinen Pool aufzubauen und die Kommentare zerreißen die Gartenbepflanzung, die man auf dem Bild sieht. Und auch das regt mich sehr oft auf.
Daher dachte ich: Naja, Menschen, die Hunde lieben sind sicher, mehr oder weniger, auf einer Wellenlänge und hier geht es ja schließlich um Hunde – ja, richtige Lebewesen.
Doch dann…
Aus Hilfe wird Diskussion.
Aus Rettung wird Rechthaberei.
Aus Mitgefühl wird ein Wettbewerb darum, wer den „besten“ Kommentar abliefern konnte. Vom „Ton“ mal ganz abgesehen.
Und währenddessen sitzen da draußen Hunde – wartend, hoffend, ohne Stimme, während sich unter ihren Posts Kleinkriege abspielen. Tja, und nicht nur die Hunde sitzen da, sondern auch die unendlich vielen ehrenamtlichen Tierschützer, die viele Teile ihres Lebens aufgeben, um zu helfen und jeden Tag das Bestmögliche zu tun. Ich habe nach ausgiebiger Recherche dann beschlossen, einen Verein, unter anderem, im Bereich Social Media zu unterstützen.
Und daraus ist dieses Buch entstanden.
Nicht, weil ich die ultimative Antwort auf alle Fragen des Tierschutzes habe.
Nicht, weil ich glaube, besser zu sein. (Obwohl ich kontinuierlich an mir arbeite jeden Tag mein bestes „Ich“ zu sein. Und lieber 5 mal darüber nachdenken, ob ein Kommentar, egal ob in „real life“ oder in der Welt des Internets, hilfreich ist.)
Sondern weil ich glaube, dass es höchste Zeit ist, darüber zu reden, wie Social Media etwas so Gutes wie Tierschutz in einen Zirkus aus Schuldzuweisungen, Halbwissen und Stimmungsmache verwandelt hat. Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung.
Es ist ein Blick auf das, was passiert, wenn Menschlichkeit an der Kommentarspalte scheitert.
Eine Sammlung von Beobachtungen, Erlebnissen und Gedanken dazu – und der Hoffnung, dass am Ende für vielleicht ein paar Menschen wieder das zählt, worum es wirklich geht:
Die Hunde.
Die Tiere, die nichts von Ländergrenzen und Social Media-Diskussionen verstehen.
Und die einfach nur eins brauchen: ein Zuhause und Menschen, die Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen.
Bevor jetzt der erste Kommentar im Kopf entsteht: Ja, auch deutsche Hunde brauchen Hilfe.
Und nein, dieses Buch stellt nicht den Auslandstierschutz über den Inlandstierschutz.
Beides ist wichtig.
Beides verdient Respekt, Unterstützung und offene Augen.
Tierschutz kennt keine Landesgrenzen.
Leid unterscheidet nicht zwischen Geburtsorten.
Wer glaubt, ein Hund verdient weniger Mitgefühl, nur weil er nicht im richtigen Postleitzahlenbereich geboren wurde, verpasst bereits hier den Zug und sollte das Buch lieber verschenken.
Dieses Buch schaut nicht weg – weder beim Leid der Tiere noch beim Versagen in den Kommentarspalten. Es geht nicht darum, wo ein Hund herkommt.
Es geht darum, wie Social Media aus Hilferufen Diskussionen macht, aus Rettung Rechthaberei und aus Mitgefühl eine Wettkampfdisziplin.
Und ganz nebenbei:
Auch deutsche Hunde werden nicht schneller vermittelt, nur weil jemand unter einem Auslandspost protestiert.
Ich habe versucht, die Balance zu finden nicht nur sarkastisch und zynisch zu schreiben, sondern eben auch aufzuklären. Und ich glaube fest daran, dass es noch viele Menschen gibt, die vielleicht wirklich mal kurz innehalten und nicht gleich vorgefestigte Meinungen haben. Die vielleicht einmal weniger ihre Meinung weglassen und 5€ spenden, oder einfach einen Post teilen, um die Reichweite zu erweitern. Und ich danke allen, die das bereits tun. Und das sind nicht gerade wenige. Und natürlich danke ich allen Menschen da draußen, die sich für sinn- und verantwortungsvollen Tierschutz engagieren.
Es gibt diese Posts. Ihr seht sie und Ihr kennt sie. Ein schmutziger Hof. Ein alter Teppich. Ein Zwinger.
Ein Hund, der aussieht, als hätte er alles verloren, was ihm je etwas bedeutet hat.
Darunter der Text:
„Nando wurde in Rumänien auf der Straße gefunden. Er ist etwa zwei Jahre alt, vorsichtig, aber freundlich.
Er sucht dringend ein Zuhause – bevor der Winter
kommt.“
Man könnte denken, die Welt hält kurz inne.
Man könnte hoffen, dass Menschen hier anhalten, vielleicht
teilen, vielleicht fragen. Man könnte.
Stattdessen beginnt ein Schauspiel, für das man sich fremdschämt, auch wenn man nichts dafür kann.
Die ersten Kommentare kommen schneller als mein erster Kaffee am Morgen. (Und den mache ich mir bevor ich die Augen richtig aufhabe)
„Warum denn schon wieder einer aus dem Ausland?“
„Was ist mit unseren deutschen Tierheimen?“
„Sollen die ihre eigenen Hunde retten!“
„Ich helfe nur Tieren, die hier geboren sind!“
„Auslandshunde bringen Krankheiten rein!“
„Und die Tierschützer verdienen sich auch noch dumm und dämlich dran!“
Und irgendwo zwischen Kommentar drei und vier fragt man sich, ob man eigentlich noch auf Social Media ist – oder schon in einer schlechten Reality-Show und gefährlichem Halbwissen.
Fakten? Interesse? Oder den Post richtig lesen? Fehlanzeige.
Selektives Lesen ist nicht nur Männersache musste ich leider feststellen. (Liebe Männer, versteht mich nicht falsch :-) )
Dass es in vielen Ländern keine Tierheime gibt, interessiert keinen. Und wenn, sind sie hoffnungslos überfüllt.
Dass Hunde in Rumänien, Spanien, Griechenland, Bulgarien, der Türkei oder Serbien oft nicht einfach weggesperrt, sondern brutal getötet werden – irrelevant.
Die Vorstellung, dass Hilfe keine Ländergrenzen kennt, scheint für manche Menschen ungefähr so exotisch wie ein buntes Einhorn im Vorgarten.
„Unsere Hunde zuerst!“ schreit jemand, der vermutlich seit 20 Jahren an keinem deutschen Tierheim vorbeigefahren ist.
„Erstmal die eigenen Probleme lösen!“ tönt es aus einer Ecke, in der das letzte Hilfsangebot wahrscheinlich die Übergabe von Altkleidern im örtlichen Container war.
„Warum importiert ihr Probleme?“ – fragt eine andere, während sie nebenbei auf einer billig Plattform im Internet (nein, ich nenne keinen Namen, aber wir kennen sie sicher alle) ein neues T-Shirt für 2,99 € bestellt.
Aus China.
Ironie?
Nicht mitgeliefert.
Moralischer Höhenflug auf niedrigem Niveau.
Was diese Art von Kommentator*innen wirklich vereint, ist nicht der Tierschutz.
Es ist das gute Gefühl, in den eigenen vier Wänden auf der eigenen Tastatur den moralischen Überflieger zu markieren.
Keine Hilfe anbieten. Keine Lösung vorschlagen. Keine freundliche Frage stellen.
Hauptsache, man war für fünf Minuten der moralische Held unter einem Social Media-Post.
Teilen?
Fehlanzeige.
Eine Nachricht an den Verein? Oder IRGENDETWAS HILFREICHES?
Viel zu anstrengend.
Vielleicht einfach mal still sein, wenn man nichts beitragen kann?
Und währenddessen …
… sitzt Nando immer noch auf seinem alten Teppich. Er versteht das nicht.
Er versteht nicht, warum sein Leben weniger zählt, nur weil er auf der falschen Seite einer Landesgrenze geboren wurde.
Er versteht nicht, warum sein Wert davon abhängt, ob sein Geburtsort auf einer, von Menschen moralisch abgesegneten Landkarte liegt.
Er wartet einfach.
Auf jemanden, der nicht fragt, woher er kommt. Sondern wo er hinmöchte.
Tierschutz ist keine Olympia-Disziplin. Tierschutz hört nicht an der Landesgrenze auf.
Leid auch nicht. Hunger, Angst, Misshandlung kennen
keine Postleitzahlen.
Und trotzdem hat man manchmal das Gefühl, es gehe nicht um Hilfe – sondern um das Ranking des schlimmsten Leids.
„Unsere Hunde zuerst.“
„Unsere Probleme zuerst.“
„Unser Mitgefühl zuerst.“ Dabei wäre es so einfach:
Leid ist Leid.
Hilfe ist Hilfe.
Ein Leben ist ein Leben.