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Wer einen Tierschutzhund adoptieren möchte, hat oftmals viele Fragen. Wie erkenne ich einen seriösen Tierschutzverein? Was ist wichtig, wenn der Hund einzieht? Welche Probleme können auftreten? Dieses Buch gibt Antworten und ist sowohl für Neulinge als auch für erfahrene Hundehaltende gleichermaßen informativ. Ursula Löckenhoff und Simone Sombecki berichten aus ihrem Erfahrungsschatz über ihre langjährige aktive Arbeit im Tierschutz. Mit fundiertem Wissen haben die beiden Autorinnen ein Standardwerk geschaffen. Sie geben Einblick in die Tierschutzarbeit und zeigen auf, warum Hunde von klein bis groß, von unkompliziert bis anspruchsvoll in Not kommen. Dieses Buch gibt Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung auf dem Weg zum passenden Tierschutzhund inklusive eines Fragebogens zur Selbstanalyse. Von der Adoption bis zur tiefen Bindung enthält es zahlreiche Praxistipps, damit Mensch und Hund zusammen glücklich werden.
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Seitenzahl: 294
Veröffentlichungsjahr: 2025
Ursula Löckenhoff
Tierschutzhund Lieblingshund
Einschätzen, eingewöhnen, erziehen - vom ersten Kennenlernen bis zur engen Bindung
Kosmos
Welches Thema dich auch begeistert – auf unsere Expertise kannst du dich verlassen. Und das schon seit über 200 Jahren.
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Impressum
Covergestaltung von GRAMISCI Editorialdesign/Stefanie Wawer unter Verwendung von Farbfotos von Tina Hartmann (vordere innere Klappe: oben links), Ursula Löckenhoff (vordere äußere Klappe; vordere innere Klappe: unten links/rechts), Simone Sombecki (vordere innere Klappe: oben rechts; hintere äußere und innere Klappe).
Mit 306 Farbfotos und 3 Farbillustrationen.
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© WDR, Köln
Lizenziert durch die WDR mediagroup GmbH Die Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ ist eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks; Redaktion: Gina Göß / Alenka Sodec
© 2025, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgartkosmos.de/servicecenter Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-440-51162-6 Redaktion: Ute-Kristin Schmalfuß Produktion: Angela List E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck
© Huib Rutten
Hunde in Not, die nie etwas hatten oder alles verloren haben, brauchen unsere Hilfe.
© Anna Auerbach/Kosmos
„Wir teilen die Leidenschaft zu den (Wind-)Hunden, die ja unsere eigentlichen Lehrmeister sind. Danke für Deine Unterstützung. Deine Ursula“. Diese Worte schrieb Ursula einst in ihrem Buch Dogwalk als persönliche Widmung für Simone. Wer hätte damals gedacht, dass wir einmal ein gemeinsames Buch schreiben werden. Ein absolutes Herzensprojekt, das für uns so viel mehr als „nur“ ein Buch ist. Wir räumen mit Vorurteilen gegenüber Tierschutzhunden auf, möchten inspirieren und Mut machen für die Aufnahme eines Hundes aus dem Tierschutz. Denn wir wissen: Es gibt dort so tolle Hunde!
Wir beide lieben das Zusammenleben mit Tierschutzhunden und auch wir haben einmal mit dem ersten Hund aus dem Tierschutz angefangen. Daran haben sich viele Jahre aktive Tierschutzarbeit angeschlossen. Sie haben uns gelehrt: „Freiheit ist kein Privileg, sondern eine Aufgabe“ (Georges Bernanos) – Hunde in Not, die nie etwas hatten oder alles verloren haben, brauchen unsere Hilfe. Uns verbinden die gleichen Vorstellungen von Respekt, Akzeptanz und der so wichtigen Toleranz. Wir möchten die Menschen, ihre Kulturen oder Einzelschicksale verstehen. Statt vorschnell zu urteilen, appellieren wir immer wieder, dass sich gemeinsam, Hand in Hand für Tier und Mensch viel mehr erreichen lässt. Auch über Ländergrenzen hinweg.
In den Jahrzehnten unserer aktiven In-und Auslandstierschutzarbeit hat sich der Tierschutz gewandelt. Durch Social Media bekam er eine enorme Reichweite, eine zusätzliche Plattform, die Fluch und Segen zugleich ist. Wo wird sich selbstdarstellerisch profiliert und wo wird sich im Kollektiv engagiert? Liegt der Fokus darauf, eigennützig mehr Reichweite zu generieren, oder doch sachlich zu informieren und sich aktiv für Tiere einzusetzen? In jedem Fall dokumentiert Social Media den Wandel in unserer Gesellschaft. Vor 20 Jahren hieß es abfällig „Tierschutztante“, heute ist es die „Tierschutzheldin“ und damals war der Hund aus dem Ausland noch ein Exot auf unseren Hundewiesen, heute gehört er längst zum gängigen Stadtbild.
Doch das Leben mit Hund ist komplizierter geworden. Mehr Hunde pro Fläche, pro Haushalt, mehr Meinungen zum Thema Tierschutz und zur Hundehaltung. Nicht selten geht das Bauchgefühl, der Instinkt für den eigenen Hund über die sozialen Netzwerke verloren. Das beginnt häufig schon bei der Suche. Wie oft erreichen uns die gleichen, durchaus berechtigten Fragen zu den Themen Tierschutz und Tierschutzhund. Wie oft haben wir uns darüber ausgetauscht und gesagt: Eigentlich müssten wir mal ein Buch schreiben, das all’ diese Fragen beantwortet. Jetzt haben wir es getan: Gemeinsam mit kompetenten Mitschreiber:innen aus dem Tierschutz nehmen wir dich in diesem Buch mit auf die Reise ins Abenteuer „Tierschutzhund Lieblingshund“. Egal ob du Hundeanfänger:in oder erfahrene:r Hundehalter:in bist. Ungeschönt, realistisch, offen und ehrlich berichten wir über den Alltag, über unsere persönlichen Erlebnissen im In- und Auslandstierschutz, geben Tipps und öffnen damit hoffentlich vielen weiteren Tierschutzhunden die Tür für ein Zuhause. Ein behütetes Zuhause, in dem der Hund einfach Hund ist und seine Menschen glücklich machen darf.
Das Engagement für den Tierschutzhund ist und wird immer Teil unseres Lebens sein. Auch nach all den vielen Jahren brennen wir dafür!
Eure Simone Sombecki & Ursula Löckenhoff
Danke
Heike Bergmann, Tierheim Bergheim, Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.; Dr. Oliver Braun, zuständig für die Tierheime Bergheim und Köln-Dellbrück; Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V; Jessica Eckelkamp, 1. Vorsitzende Galgo-HiIlfe e.V.; Stefan Engels, Dog-Trainer DHK und Verhaltensberater mit Schwerpunkt Aggression und Listenhunde; Tina Hartmann, Windhund-Netzwerk e.V.; Marina Hinz, Tierheim Dorsten; Sabrina Hönig, aktive Tierschützerin, Schwerpunkt Jagdhunde & Vizsla; Eva Inderfurth; Lutz Kaczmarsch, Tierheimleiter Tierheim Duisburg; Perdita Lübbe-Scheuermann, Hundeakademie Perdita Lübbe & Start ins – neue – Leben; Kathrin Lüke, Dogwalkerin; Tanja Reichert, Hundetrainerin und aktive Tierschützerin; Elke Reißmann, Laborbeaglehilfe e.V.; Claudia Richter, Hundebetreuung; Huib Rutten, Fotograf/Photographer; Diana Schiestel, Pflegestellenbetreuerin der Galgo-Hilfe e.V.; Matthias Schmidt, Tierhilfe Hoffnung e.V.; Susanne Siebertz, Hundephysiotherapie Gangwerk; Babette Terveer, Notpfote Animal Rescue e.V.; Dr. Lisa Williamson, Tierschützerin & Initiatorin Bark Date; Dr. Florian Wuchert, Tierarztpraxis Düsselpfoten.
von Perdita Lübbe-Scheuermann
© Sabine Stuewer
Perdita Lübbe-Scheuermann
Ursula Löckenhoff und Simone Sombecki, haben Großartiges vollbracht und ein Meisterwerk erschaffen. Endlich! Denn in den Irrungen und Wirrungen des Tierschutzes lässt es sich kaum noch zurechtfinden. So gibt es nun diese einzigartige Lektüre, die im Vorfeld aufklärt und Mensch – wenn er sie verinnerlicht – sich viel eigenes und ebenso Tierleid ersparen kann.
Einen Hund aus dem Tierschutz übernehmen? Das ist eine großartige Idee, die verantwortungsvoll in die Tat umgesetzt werden darf. Wer einem „Secondhand-Hund“ ein Zuhause schenken möchte oder dies bereits getan hat, hat oftmals zahlreiche Fragen. Dieses Buch gibt Antworten – und zwar detaillierte. Es ist ausgesprochen umfangreich und deckt unglaublich viele Themen ab, sodass es sowohl für Neulinge als auch für erfahrene Hundemenschen bereichernd ist. Mit fundiertem Wissen haben die beiden Autorinnen, inklusive ihrer kompetenten und sehr in den Tierschutz involvierten Mitschreiber:innen, ein Standardwerk geschrieben, das in keinem „Ich-möchte-einen-Hund-adoptieren“-Haushalt fehlen sollte. Es werden unterschiedliche Hundetypen, Rassen und deren eigentlichen Einsatzzwecke vorgestellt. Desweiteren wird die Auswahl des Hundes und die typischen Herausforderungen verschiedener Altersphasen angesprochen. Auch das Erkennen seriöser Tierschutzvereine und der Vermittlungsprozess wird thematisiert, ebenso die wichtigsten gesundheitlichen Aspekte und bedeutsame Regeln für den Umgang mit dem Hund, gerade in der Anfangszeit, werden aufgeführt, bis hin zu Hinweisen, was getan werden kann, wenn es mal nicht so rund läuft.
Ich glaube, es gibt kein Thema, das keine Erwähnung findet und das finde ich einfach großartig. Dieses Buch fühlt sich so rund, so komplett an, es lässt keine Fragen offen.
Es ist up to date, super recherchiert, verständlich geschrieben und meines Erachtens ein absolutes Muss für alle, die in irgendeiner Form mit Hunden aus dem Tierschutz zu tun haben.
Ursula und Simone wissen, wovon sie sprechen. Sie betreiben schon Jahrzehnte lang Tierschutz, was wahrlich kein leichter Ritt ist. Ich lese in jeder Zeile das Engagement und die Begeisterung der Beiden und freue mich, dass es Menschen gibt, die für eine Sache brennen, denn „nur wer selbst (für etwas) brennt, kann Feuer in anderen entfachen“ (Augustinus von Hippo, 354 – 430).
Ich wünsche allen, die dieses besondere Buch lesen genau so viel Freude daran, wie ich sie hatte.
Eure Perdita
» Es sind wir Menschen die Hunde in Not bringen, es liegt also an uns, ihnen aus ihrer Not zu helfen!«
© Anna Auerbach/Kosmos
Tierschutz ist ein wichtiges und emotionales Thema. Wer sich entschlossen hat einen Hund aus dem Tierschutz zu adoptieren und sich auf die Suche nach dem passenden Tier begibt, wird feststellen: Es gibt unendlich viele Hunde in Not und entsprechend viele Tierschutzvereine und Tierheime. Ein seriöser Verein wird dich schon nach der ersten Kontaktaufnahme gut, ausführlich und vor allem ehrlich aufklären. Er wird dir aber natürlich auch „auf den Zahn“ fühlen. Die Vermittelnden und du als Interessent:in möchten ja, dass es eine Vermittlung mit einmaligem Happy End wird. Der Verein sollte dir also alle deine Fragen beantworten, gleichzeitig wird er dich beraten und dir eventuell auch sagen, dass das Tier, für das du dich interessierst, nicht zu dir und in deine aktuelle Lebensphase oder -planung passt. In diesem Fall werden dir die Tierschützer:innen möglicherweise Hunde vorschlagen, die sich „besser“ in dein Leben und deinen Alltag einfügen.
In den Tierheimen warten sehr viele verschiedene Hunde in Zwingern oder Gehegen auf ihre Menschen, auf ihre neue Familie. Aber auch Pflegestellen, private Haushalte, kümmern sich ehrenamtlich bis zur Vermittlung um die hilfsbedürftigen Hunde. Sie bieten dem aufgenommenen Schützling ein „Zuhause auf Zeit“ und damit eine solide Basis für seine Zukunft (siehe hier).
Wenn es so viele Tierheime, Tierschutzvereine und -organisationen gibt, kommen schnell Fragen auf: Woran lässt sich denn deren Seriosität erkennen? Wem kann ich vertrauen? Daher an dieser Stelle: Danke, dass du gerade dieses Buch liest und dich informierst. Hier geben wir dir einige hilfreiche Anhaltspunkte.
© Ursula Löckenhoff
Weltweit warten Hunde aller Rassen und Größen in Zwingern oder Gehegen auf ihre Menschen.
© Simone Sombecki
Ob süße Welpen oder pubertierende Junghunde, sie alle halten im Tierschutz voller Hoffnung Ausschau.
© Simone Sombecki
Die Hunde trifft niemals Schuld. Sie wollen weder vergessen noch übersehen werden.
© Simone Sombecki
Tierschützer:innen machen sie sichtbar und helfen ihnen, auf sich aufmerksam zu machen.
Eingetragener Verein: Die Namensgebung der einzelnen Vereine ist kreativ und einfallsreich. Achte jedoch darauf, dass am Namensende ein e.V. steht. Denn nur dann handelt es sich um einen eingetragenen Verein. Ist er als gemeinnützig anerkannt, lassen sich in der Regel Spenden auch steuerlich absetzen.
Aussagekräftiges Impressum: Auch die Internetauftritte der verschiedenen Vereine sollten genauer betrachtet werden. In einem detaillierten und aussagekräftigen Impressum sollte zu erkennen sein, ob und wo der Verein registriert ist. Ein Postfach ist nicht ausreichend und fehlt das Impressum ganz, solltest du von dem Verein Abstand nehmen, auch wenn der angebotene Hund dir gleich ins Herz gesprungen ist.
Transparenz: Überprüfe, ob die Internetseite regelmäßig gepflegt und upgedatet wird. Es sollte klar ersichtlich sein, wo und wie die Arbeit des Vereins aussieht. Wo zum Beispiel Sach- und Geldspenden hingehen, in welche Projekte investiert wird und wie diese aussehen. Auch die Menschen, die den Verein repräsentieren und hinter ihm stehen, sollten mit Text und Bild vorgestellt werden. Die zuständigen Ansprechpartner:innen sollten gut zu finden und erreichbar sein.
Ansprechpartner:innen: Ein seriöser Verein sollte dir für Fragen zur Verfügung stehen und auch dann Hilfestellungen geben, falls es nach der Adoption nicht wie erwartet läuft und Probleme auftauchen. Versetze dich in deine Kindheit zurück und betrachte es ein wenig wie Fahrradfahren lernen. Sicherlich bekommst du es auch allein hin, auf zwei Rädern geradeaus zu fahren. Aber manchmal kippelt das Rad und dann ist es gut zu wissen, dass jemand in deiner Nähe ist und dich vor dem Straucheln auffängt. Die Ansprechpartner:innen des Vereins können deine Helfenden sein. Aber bitte behalte im Kopf und hab Verständnis dafür: Die Menschen hinter dem Verein arbeiten in der Regel ehrenamtlich. Sie können dir nicht 24/7, also rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr, sofort zur Verfügung stehen. Sie sind keine Dienstleistenden und müssen ihren Alltag, Job, ihre Familie und das Ehrenamt koordinieren. Auch können sie keine sofortigen Wunder vollbringen. Daher sind die gemeinsamen Vorgespräche – bevor der Hund einzieht – so immens wichtig (Mythos Dankbarkeit, siehe hier).
Zusammenarbeit mit anderen Tierschutzvereinen: Tierschutz lässt sich nicht allein bewältigen, es braucht viele helfende Hände und Partner:innen im In- und Ausland. Die Tierheime, Tierschutzvereine, Projekte und die Menschen dahinter sollten vorgestellt werden. Mit wem und wie arbeiten die unterschiedlichen Vereine zusammen? Wo kommen die Hunde her? Regelmäßige Updates zu verschiedenen aktuellen Projekten (zum Beispiel Notfälle, Bauvorhaben, Reiseberichte von Vereinsmitgliedern und Kastrationsaktionen) sollten transparent aufgeführt sein. Nur so ist es dir möglich zu wählen, welchen Verein beziehungsweise welches Projekt du unterstützen möchtest.
© Ursula Löckenhoff
Tierschutz braucht viele helfende Hände und Partner:innen im In- und Ausland. Links Alexandra, Galgo-Hilfe e.V. und rechts Rafael, Mastines en la calle, ein anerkannter Tierschutzverein in Sevilla.
Vorkontrolle: Bei den Vorbesuchen schaut der vermittelnde Verein, ob die gemachten Angaben stimmen und ob der ausgesuchte Hund auch wirklich in das wohnliche Umfeld, in dein Zuhause passt. Wenn du zur Miete wohnst und es nicht schon im Mietvertrag erwähnt wird, solltest du von deinem Vermieter oder deiner Vermieterin bestätigen lassen, dass du einen Hund in der Wohnung halten darfst. Diese Vorbesuche bieten dir die Chance, weitere Fragen zu stellen, um dem neuen Familienmitglied auch von Anfang an Sicherheit und die richtige Anleitung geben zu können.
Simone erzählt: „Da ich auch schon viele Hunde von verschiedenen Tierschutzvereinen hatte, haben bei mir ebenfalls so einige Vorbesuche stattgefunden. So war ich mir stets sicher, dass der vermittelnde Verein gewissenhaft, seriös und ordentlich arbeitet.“ Wir können den Menschen immer nur vor den Kopf schauen. Ein gewisses Maß „mehr“ an Sicherheit, kann da für den Hund nur hilfreich sein, oder?
Beschreibungstexte und Fotos der Hunde: Beschreibungen, die nicht mit dem abgebildeten Hund übereinstimmen, sollten dich wachsam bleiben lassen. Solltest du zum Beispiel über sich ständig wiederholende Tierbeschreibungen stolpern, wie: „für Hundeanfänger:innen, Familien mit Kindern, Senioren geeignet“ bei näherer Betrachtung der Fotos der Hunde ist aber klar zu sehen, dass einigen die Panik regelrecht im Gesicht steht, darfst du hier die Seriosität der Vermittelnden in Frage stellen. Im Tierschutz finden sich sicher sehr viele unkomplizierte Hunde, aber andere haben schwer an ihrer Vergangenheit zu tragen und darauf sollte die neue Familie eingestellt werden und sein. Auch wenn ausschließlich Welpen und junge Hunde angeboten werden, ist Vorsicht geboten. Das könnte ein Hinweis auf eine unseriöse Vermittlung oder sogar Handel sein.
Spiel mit Emotionen: Auch das Spiel mit Emotionen ist ein No-Go. Lasse dich nicht durch Bilder von gequälten Tieren und Sätzen wie: „Wenn der Hund morgen nicht adoptiert wird, muss er sterben“ unter Druck setzten. Auch angstvoll zusammengekauerte Tiere, die sich angeblich „nur nach deiner Liebe sehnen“, sind unseriöse Versprechen und wenig hilfreich. Tierschutz ist ein emotionales Herzensthema, sollte aber den Verstand nicht aushebeln. Schnell ist ein Hund aus Mitleid adoptiert, der aufgenommene Schützling ist jedoch nicht unbedingt dankbar und so ist Mitleid kein guter Weggefährte (siehe hier). Du solltest vorab gut abwägen und gründlich überdenken, ob du dem Hund und den mit ihm einhergehenden Anforderungen an dich ein Hundeleben lang gerecht werden kannst.
Lebenslange Verantwortlichkeit: Wir alle wissen, dass das Leben nicht zu 100 % planbar ist. Manchmal macht es einem „einen Strich durch die Rechnung“. Lebenssituationen können sich plötzlich ändern, Trennung, Umzug, Krankheit, Todesfall oder notwendige berufliche Veränderungen. Wenn der Hund, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr bei seinen Menschen bleiben, nicht mehr artgerecht gehalten und versorgt werden kann, ist es wichtig zu wissen, dass der vermittelnde Verein den Hund wieder ins Adoptionsprogramm aufnimmt. Diese lebenslange Verantwortlichkeit gegenüber dem Hund ist zusätzlich ein wichtiger Anhaltspunkt zur Wahl eines seriösen Vereins.
Simone berichtet dazu aus ihrem Alltag: „In der Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ im WDR-Fernsehen werden zuweilen genau solche Hunde vorgestellt, die als Junghund von dem Verein gut vermittelt worden sind und dann wieder in die Vermittlung zurückkommen. Ich erinnere mich daran, dass wir einen älteren Jagdhund in der Sendung als Notfall vorgestellt haben, dessen Herrchen kurz zuvor so schwer erkrankt war, dass eine Abgabe des Hundes erforderlich wurde. Otto, ein Hund, der das gesamte WDR-Team am Tag der Aufzeichnung unwahrscheinlich berührte. Er saß einfach nur da, sein Blick absolut leer, verstand die Welt nicht mehr und war in seiner Trauer regelrecht gefangen. Schon wenige Tage später erfuhr ich, dass sich nach der Sendung passende Menschen gemeldet hatten und die Vorgespräche, der Vorbesuch im neuen Zuhauses positiv verlaufen waren. Ich bekam ein Video zugeschickt, das an dem Tag aufgenommen worden war, als der Hund in sein neues Zuhause gebracht wurde. Schon nach wenigen Stunden mit seinen neuen wunderbaren und empathischen Menschen war dieser Hund, der doch eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen hatte, nicht mehr wiederzukennen. Ich sah einen alten Hund durch den Garten flitzen, der sein Glück kaum fassen konnte. Er durfte, konnte wieder Teil einer Familie sein.“
© Ursula Löckenhoff
Simone und Ursula werden bei ihrem Besuch im Refugio Ciudad Animal herzlich empfangen.
© Simone Sombecki
Wer sich für den Auslandstierschutz einsetzt, sollte sich von der Situation vor Ort ein Bild machen.
© WDR/Marcus Gier
Herrchen erkrankt, Hund verzweifelt. Otto schien mit dem Leben abgeschlossen zu haben. Das Tierheim Bergheim fand für ihn ein passendes Zuhause, in dem er wieder ein geliebtes Familienmitglied sein konnte.
© Anna Auerbach/Kosmos
Hunde sind von uns abhängig. „Hundeeltern“ und auch die vermittelnde Tierschutzorganisation sind lebenslang für sie verantwortlich.
© Anna Auerbach/Kosmos
Den Schutzvertrag vorab in Ruhe lesen und eventuell auftauchende Fragen klären. Auch das Kleingedruckte prüfen, denn manche Organisationen schließen zum Beispiel die Wiederaufnahme des Tieres aus.
Grundsätzlich soll die Schutzgebühr vor einer vorschnellen Entscheidung schützen und bewusst machen, dass das Leben mit einem Hund Kosten mit sich bringt. Die Höhe sollte angepasst und überschaubar sein. Sie ist in der Regel nicht kostendeckend, sondern eine Unterstützung zur Finanzierung des jeweiligen Tierschutzvereins oder Tierheims (siehe auch Transparenz).
Heike Bergmann, Leiterin im Tierheim Bergheim, berichtet aus ihrem Alltag: „‚Was kostet bei Ihnen ein Hund?‘ ist eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt werden und die uns, ganz ehrlich, immer ein wenig wehtut. Die Schutzgebühr, die wir bei der Abgabe eines Hundes in sein neues Zuhause erheben, wird von den Interessenten oft als Kaufpreis verstanden. Sie spiegelt jedoch in keiner Weise den Wert des Tieres wider. Ob jung oder alt, groß oder klein, Rassehund oder Mischling – die Höhe ist für jeden Hund gleich, denn wir machen keinen Unterschied zwischen den Hunden. Ganz einfach gesprochen: wir haben sie alle gleich lieb!“ Die Schutzgebühr ist auf die Lebenszeit des Hundes gesehen kein großer finanzieller Aufwand. Heike informiert weiter: „Zweimal tanken und der Wochenendeinkauf kommt der Höhe der Schutzgebühr schon ziemlich nahe. Die Hunde sind bei Abgabe tierärztlich grunduntersucht, gechipt, entwurmt und geimpft sowie kastriert.“ Es sei denn, sie sind zu jung, dann sollte dies von den Adoptanten zu einem entsprechend späteren Zeitpunkt geschehen. Die Kastrationen werden von einigen Vereinen finanziell unterstützt, das sollte dann entsprechend im Schutzvertrag festgehalten sein.
Faustregel: keine Vermittlung ohne Schutzvertrag! Hier stehen neben den Personalien der neuen Hundehaltenden auch die des Hundes, angefangen vom Namen bis hin zur Mikrochipnummer. Es folgen vertragliche Vereinbarungen und Verpflichtungen, an die sich die neue Familie und der Tierschutzverein beziehungsweise das Tierheim halten müssen. Der wesentlichste Punkt in den Verträgen ist, dass die Tierschützenden Eigentümer:innen am Hund bleiben – der Hund also nicht einfach so weg- oder weitergegeben werden darf. Damit wird gewährleistet, dass die Tierschützenden Zeit seines Lebens die Verantwortung für den Hund übernehmen und er wieder aufgenommen wird, sollte es die Situation erfordern. Bei den heutzutage ständig überfüllten Tierheimen ist das ein sehr wichtiger Punkt (siehe hier).
Unser Tipp: Tierheime oder Tierschutzvereine handhaben ihre Schutzverträge alle etwas anders und auch die Schutzgebühr variiert. Deswegen sollte der Vertrag vorab gut gelesen und geprüft werden. Manchmal wird tatsächlich eine Wiederaufnahme des Tieres ausgeschlossen, das ist immer ein Hinweis auf mangelnde Seriosität.
© Anna Auerbach/Kosmos
Wenn Hunde reisen, benötigen sie einen gültigen Heimtierausweis.
Egal ob der Hund nun über den Tierschutz reist, oder man mit seinem Vierbeiner eine Reise unternimmt: Wenn Hunde reisen, benötigen sie einen gültigen Heimtierausweis. Dieser wird von den Tierärzt:innen ausgestellt und ist auf Reisen gesetzlich vorgeschrieben. Neben den Kontaktdaten der Hundehaltenden finden sich in dem Ausweis die Mikrochipnummer (siehe hier), Beschreibungen und Angaben zum Hund. Zudem sind hier alle Impfungen des Hundes eingetragen, dabei ist vor allem die gültige Tollwutimpfung wichtig. Für die Ein- oder auch Durchreise verschiedenster Länder muss die Tollwutimpfung mindestens 21 Tage alt sein. Sollte die Gültigkeit der Impfung also einmal abgelaufen sein, ist es zwingend erforderlich, sich rechtzeitig um die erneute Impfung seines Tieres zu kümmern (siehe hier).
Wer bei der Ausweiskontrolle des eigenen Hundes auf das Glück an der Grenze: „kontrolliert ja eh keiner“ setzt, dem möchten wir dringend davon abraten. Simone erzählt: „Ich bin sehr viel mit meinen Hunden im eigenen Van in Europa unterwegs und achte sehr genau auf die für meine Hunde vorgeschriebenen Einreisevorschriften. Tatsächlich bin ich schon mehrmals auf meinen Reisen durch Frankreich und Spanien kontrolliert worden.“ Sollten die für Hunde geltenden Ein-, oder Durchreisevorschriften nicht eingehalten werden, darf der Hund gar nicht erst ins Urlaubsland einreisen.
© Kathrin Lüke
Die Marke signalisiert: „Ich bin gechipt und registriert!“ Die hinterlegten Kontaktdaten sollten immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden.
Immer wieder tauchen im Tierschutz Begrifflichkeiten auf, die nicht gleich zuzuordnen sind und doch mit einer absoluten Selbstverständlichkeit genutzt werden, wie zum Beispiel: „Der aufgefundene Hund ist zwar gechipt, aber leider nicht registriert.“ Es geht um den Mikrochip, um eine Kennzeichnung des Hundes. Auf jedem Mikrochip befindet sich eine weltweit einmalige 15-stellige Identifikationsnummer, die Chipnummer. Mit einer speziellen Injektionsnadel setzen die Tierärzte dem Hund den Mikrochip unter die Haut. Meist wird dieser seitlich am Hals gesetzt. Um den Mikrochip bei Bedarf gut und schnell lokalisieren zu können, wird die genaue Stelle im EU-Heimtierausweis in Landessprache notiert, zum Beispiel: Linke Seite – Hals. Zusätzlich wird die Chipnummer im Ausweis eingetragen. Das Chippen ist für den Hund ungefährlich – ein kurzer Piks und schon ist es überstanden.
Diese Kennzeichnung hält ein Leben lang und ist für Hunde, die ins Ausland reisen verpflichtend. So erschließt sich von selbst, dass auch jeder Tierschutzhund, der aus dem Ausland kommt, gechipt und damit gekennzeichnet sein muss. Auch der EU-Heimtierausweis kann nur für Hunde mit einem Mikrochip ausgestellt werden. Er dient der Identifikation und soll helfen, verlorene oder entlaufene Hunde schnell wieder ihren Besitzer:innen zuzuordnen. Der Chip kann in Sekundenschnelle mit einem entsprechenden Gerät von zum Beispiel Polizei, Tierheimen, Tierärzten ausgelesen werden. Das Gerät wird einfach an den Hals des Hundes gehalten und beim „Kontakt“ mit dem Chip erscheint die 15-stelllige Nummer auf dem Display. Diese wird dann mit der im EU-Heimtierausweis eingetragenen Nummer abgeglichen.
Ohne Registrierung ist der Chip allerdings nutzlos, denn in der Regel wird der entlaufene Hund ja ohne EU-Ausweis aufgefunden. „Chippen & registrieren“ gehören folglich zusammen wie „Kino & Popcorn“ oder „Salz & Suppe“. Hund und Halter:in können erst dann einander eindeutig weltweit zugeordnet werden, wenn die 15-stellige Chipnummer des Hundes mit den Daten der Halter:in zusammengebracht wurden. Diese Zuordnung erfolgt über eine zentrale Registrierungsstelle, einem Haustierregister deiner Wahl. Manche Tierärzt:innen oder Tierschutzvereine helfen dir bei der Registrierung, aber du kannst deine Kontaktdaten, Name, Adresse, Telefonnummern und E-Mail auch selbst einfach und bequem von zuhause aus online eintragen lassen. Nach telefonischem Kontakt ist dies sogar auch per Post möglich und natürlich werden dabei alle Datenschutzverordnungen eingehalten.
Schon kurze Zeit später erhältst du ein Datenblatt mit Ausweis und eine Marke, die du am Halsband, oder am Geschirr deines Hundes befestigen kannst. Auf der Marke befindet sich ein individueller Zahlencode, der nur für deinen Hund gültig ist, sowie die Telefonnummer eines 24h-Notfall-Servicetelefons. Sollte dein Hund entlaufen, ist unter dieser Nummer rund um die Uhr jemand erreichbar, der die Meldung aufnimmt und sich mit den Haltenden in Verbindung setzt, damit das Tier so schnell wie möglich wieder nach Hause kommt.
Simone berichtet: „Ich wohne sehr ländlich und mir ist es tatsächlich schon mehrmals passiert, dass sich mir auf meinen Spaziergängen im Wald halterlose Hunde, ohne Halsband und Marke, angeschlossen haben. Taucht nach langem Warten und erfolglosen Rufen niemand Verantwortliches auf, bringe ich die Hunde dann zur nächsten Polizeiwache, damit dort über das Auslesen des Mikrochips die Besitzer:innen ausfindig gemacht und informiert werden. Bisher waren die Hundehaltenden immer glücklich, ihren Hund wieder einsammeln und in den Arm nehmen zu können. Die Ausreißer waren entweder aus dem eigenen Garten ausgebrochen oder hatten sich beim Spaziergang verselbstständigt.“ Für alle Hundehaltenden ist das Verschwinden des Hundes ein absoluter Albtraum. Damit Mensch und Hund reibungslos wieder zueinanderfinden, sollten deswegen die hinterlegten Kontaktdaten immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden.
© Ursula Löckenhoff
Der Hund sollte sich nicht im Unterholz verselbständigen, sondern auf dem Weg bleiben. Ist das nicht möglich, muss er angeleint geführt werden.
© Ursula Löckenhoff
„Ich bin dann mal weg!“ Freigeister bleiben besser an der Leine.
Dr. Oliver Braun, zuständig für die Tierheime Bergheim und Köln-Dellbrück, informiert zur Tollwutimpfung: „Aus Studien weiß man, dass der Hund eine Immunkompetenz gegen Tollwut nur dann entwickeln kann, wenn er frühestens mit der 12. Lebenswoche geimpft worden ist. Ein ausreichen- der Impfschutz liegt erst 21 Tage nach der Impfung vor. Daher dürfen Hunde aus EU-Ländern erst ab der 15. Lebenswoche nach Deutschland einreisen – vorausgesetzt sie sind ab der 12. Lebenswoche gegen Tollwut geimpft worden. Der Impfschutz hält je nach Hersteller 2 bis 3 Jahre, dann sollte der Hund nachgeimpft werden.“
Die Impfmoral der Hundebesitzer sinkt leider aktuell durch die Erhöhung des tierärztlichen Gebührensatzes. Heike Bergmann, Tierheimleitung Bergheim, beobachtet: „Hunde, die im Tierheim abgegeben werden, haben in den seltensten Fällen einen korrekten Impfpass. Sofern keine Urlaubsreisen und damit keine aktuelle Tollwutimpfung ansteht, wird in erster Linie an den jährlichen Impfungen gespart. Oft gab es nur eine Impfung im Welpenalter.“ Dabei schützen die Impfungen auch die einheimische Tiere davor, dass sich diese tödlich verlaufende Erkrankung in Deutschland wieder etablieren könnte.
© Tierheim Bergheim, bmt e.V.
Pomeranian-Welpe Luki hatte keine korrekte 2. Impfung. Er brauchte eine komplett neue Grundimmunisierung.
Impfschema beim Hund
Ein Welpe wird etwa 8 Wochen von der Hündin gesäugt und erhält über die Muttermilch in der Regel einen ersten Schutz gegen viele Infektionskrankheiten. Dann folgt:
1. Impfung des Welpen mit 8 Wochen gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis und Parainfluenza, wobei nur die ersten drei zu den „Core-Impfungen“ zählen. (Das sind Impfungen gegen Erkrankungen, gegen die jedes Tier zu jeder Zeit geschützt sein sollte. Die Tollwut-Impfung zählt in Deutschland zu den „Non-Core-Impfungen“, weil Deutschland als „Tollwut-frei“ gilt und daher derzeit kein Ansteckungsrisiko besteht.)
2. Impfung mit 12 Wochen gegen dieselben Erkrankungen und zusätzlich gegen Tollwut
3. Impfung mit der 16. Lebenswoche empfehlenswert: in unterschiedlichen Studien hat sich gezeigt, dass ein Hund, wenn er mit der 16. Lebenswoche zusätzlich geimpft wird, einen noch verlässlicheren Impfschutz entwickelt
Die Grundimmunisierung des Junghundes ist mit einer Wiederholungsimpfung gegen alle erwähnten Erkrankungen nach einem Jahr, folglich mit 15 Monaten, abgeschlossen
Alle 3 Jahre: Nachimpfung gegen alle aufgeführten Erkrankungen in einer Impfung
Jedes Jahr: Impfungen gegen Leptospirose und Parainfluenza, der Impfschutz für diese beiden Erkrankungen besteht immer nur für etwa ein Jahr
Quelle: Impfleitlinien zur Grundimmunisierung des StIKo Vet des Friedrich-Loeffler-Instituts
Wer sich im Tierschutz engagiert weiß, dass Kastrationen Überpopulation und damit Leid verhindern. Doch es gibt wohl kaum eine medizinische Maßnahme, die so widersprüchliche und emotionale Reaktionen auslöst wie die Kastration beim Hund. Bei Katzen zum Beispiel wird eine Unfruchtbarkeitsmachung nicht diskutiert, bei Hunden dagegen entbrennen wilde Diskussionen. Immer noch weit verbreitet ist der Glaube, dass die Kastraten fett und faul werden, gesteigerte Aggressivität, Dominanz und Futterverteidigung an den Tag legen.
Ursula berichtet aus ihrem Alltag: „Ich beobachte genau das Gegenteil. Die kastrierten Hunde sind wesentlich sozialer und entspannter im Miteinander. Die Rüden haben wieder Freude an den gemeinsamen Aktionen und müssen sich nicht mehr ständig profilieren. Die Hündinnen unterliegen nicht mehr so starken Stimmungsschwankungen und verhalten sich ausgeglichener. Ich habe auch noch keinen Hund erlebt, der durch eine Kastration ängstlicher wurde. Und eine Gewichtszunahme lässt sich durch eine vernünftige Fütterung ganz leicht vermeiden (siehe hier).“
Eine Kastration ist allerdings, obwohl es immer noch häufig angenommen wird, kein Allheilmittel für Verhaltensprobleme. Sie ersetzt weder Sozialisation und Erziehung, noch hat sie Auswirkung auf Bewegungsdrang, Energielevel und die Bellfreudigkeit des Hundes. Eine Kastration ist immer ein chirurgischer Eingriff, der mit einer Vollnarkose einhergeht und wie alle Operationen, Narkoserisiken beinhaltet. Das gilt es als Hundehaltende abzuwägen, denn nicht jeder Hund mit einem verantwortlichen Menschen an seiner Seite muss kastriert werden – es sind allerdings meist die jungen intakten Rüden, die aufgrund von Überforderung ihr Zuhause verlieren. Für Hunde im Tierschutz in Gehegen, in Tierheimen, und auch für die vielen Streuner stellt sich die Frage nicht: Kastrationen sind notwendig, denn dadurch werden Leiden und Krankheiten verhindert.
© Simone Sombecki
Zuchtreglement und Kastrationen sind notwendig um eine Überpopulation und weiteres Leid zu verhindern.
© Anna Auerbach/Kosmos
Ein sicherer Ersthund hilft den Pflegehunden im neuen Umfeld Fuß zu fassen.
Pflegestellen entlasten Tierheime, denn sie bieten Hunden aus dem Tierschutz ein vorübergehendes Zuhause im familiären Umfeld. Das hilft gleich zwei Hunden gleichzeitig: Dem einen Hund ermöglicht es, sich im privaten Umfeld alltagstauglich zu entwickeln. Dadurch wird im Tierheim oder in der Tierschutzorganisation für einen weiteren Hund in Not ein Platz frei. So leistet jede Pflegestelle einen doppelten Beitrag und gibt gleich zwei Hunden eine neue Chance.
Die Pflegestelle kann durch die intensive gemeinsam verbrachte Zeit im Alltag zu den Bedürfnissen und Eigenheiten des Schützlings realistisch Auskunft geben. Fühlt der Hund sich zum Beispiel wohler in der Stadt oder soll er auf dem Land leben; darf es eine Familie mit Kindern sein, oder ist der ruhige Seniorenhaushalt geeigneter; oder ist ein Einzelhundehaushalt oder Mehrhundehaushalt passender.
Bei der Aufnahme eines Pflegehundes solltest du dich von der romantischen Vorstellung einen Hund zu retten lösen, denn es geht vielmehr darum Verantwortung zu übernehmen, mit allen damit verbundenen Aufgaben und Anforderungen, die das Tier mit sich bringt. Tierschutzvereine sind dabei auf verlässliche Pflegestellen angewiesen. Abgesehen von der, im Regelfall überschaubaren, finanziellen Belastung ist der zeitliche Aufwand nicht zu unterschätzen. Scheu dich nicht, bei Unsicherheiten die Ansprechpartner:innen um Rat zu fragen. (siehe hier).
Diana Schiestel betreut die Pflegestellen der Galgo-Hilfe e.V. Sie erfüllte sich 2008 mit der Aufnahme von Greyhound Chadaz einen Kindheitstraum. Sie erzählt: „Chadaz kam von der Rennbahn und kannte das Leben im Haus nicht. Damals hatte ich keinen sich verantwortlich fühlenden Verein an meiner Seite. Heute weiß ich, wie wichtig das ist. In den ersten Tagen war meine größte Herausforderung, dafür zu sorgen, dass Chadaz die Katze leben ließ. Verzweifelt habe ich über Freundin Mareike Kontakt zu Ursula Löckenhoff aufgenommen. Wir haben an Lösungen gearbeitet und geschafft, dass der Greyhound und die Katze innerhalb weniger Wochen ein Team wurden.“
Nicht nur bei erzieherischen Fragen, sondern auch zur medizinischen Versorgung und Kostenübernahme braucht es versierte Ansprechpartner:innen. Diana berichtet: „Pflegestelle zu sein ist eine herausfordernde, nervenaufreibende und manchmal auch belastende Aufgabe, die einen an die eigenen Grenzen bringt. Die Pflegehunde sind oft nicht stubenrein, manche ziehen an der Leine, knabbern Möbel an und andere stehlen wie die Raben. Es ist nicht nur ein großer Vorrat an Küchenpapier von Nöten, sondern es braucht auch Geduld und Einfühlungsvermögen. Galgo Español Olaya zum Beispiel, stellte meinen ganzen Haushalt auf den Kopf. Von ihr lernte ich Aufregung mit Ruhe und Humor zu begegnen, denn Windhunde lassen sich nicht bestimmen – sie folgen ihrer eigenen Bestimmung. Jeder weitere aufgenomme Hund hat so meine Resilienz, aber auch meinen Blick für den Tierschutzhund und seine Bedürfnisse geschult. Wenn der Schützling dann das Wichtigste gelernt hat, steht meist der Abschied kurz bevor. Es ist immer schwer sich von den Hunden zu verabschieden. Aber die Freude überwiegt, wenn mir Bilder geschickt werden und den ehemaligen Schützling glücklich und zufrieden zeigen. Das ist mein Lohn und gibt Kraft weiterzumachen, um auch dem nächsten Hund den Traum von einer eigenen Familie zu ermöglichen.“
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Ivy hat ihre Familie gefunden und die mittlerweile erwachsene Hündin unterstützt ihre Mama schon viele Jahre bei der Arbeit mit der Hundegruppe @Xenias_souldogs.
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Auf einer Pflegestelle lernen Hundekinder das Zusammenleben mit den Menschen.
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Struppi fand ich nach Dreharbeiten an einer befahrenen Straße in Rumänien. Mit Hilfe von Matthias Schmidt/Tierhilfe Hoffnung e.V. konnten wir ihn sichern. In der SMEURA wurde er in den folgenden Wochen ausreisefertig gemacht – kastriert, geimpft, gechipt. Der Verein Streunerhilfe International e.V. übernahm ihn zur Vermittlung in Deutschland auf eine Pflegestelle und suchte, nach genauer Einschätzung, für ihn ein passendes Zuhause. Regelmäßig bekam ich immer wieder Grüße von ihm.
© Streunerhilfe International e.V.
Oft sind es schwarze Hunde, die bei ihrer Vermittlungssuche mehr Sichtbarkeit und Support brauchen.
© Simone Sombecki
#fromstreetlifetosweetlife: Struppi wohnte glücklich am Niederrhein mit anderen Hunden und Katzen zusammen.
© Goran Markovic-Schomburg
© Goran Markovic-Schomburg
Auf Social Media werden zu vermittelnde Hunde per Foto, oft auch mit einem kurzen Clip vorgestellt. Du hast dich verliebt und beschlossen den Hund zu adoptieren? Bei einer Direktadoption wird der Weg über Tierheim oder Pflegestelle ausgelassen. Das ist doch klasse, denkst du dir, da muss sich der Hund ja gar nicht umgewöhnen, sondern kommt direkt zu dir in sein neues Zuhause. Aber schon Schiller riet: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“
Auch Babette Terveer vom Tierschutzverein Notpfote Animal Rescue e.V. hat dazu eine klare Meinung: „Wir raten dringend von Direktadoptionen ab. Es lässt sich aufgrund eines Fotos und einer kurzen Filmsequenz nicht entscheiden, ob das nun wirklich das passende Tier für die Familie ist. Es ist immer noch mal was anderes den Hund zu sehen, zu fühlen und zu riechen. Deswegen rate ich unbedingt dazu, den Hund „real“ kennenzulernen, bevor er einzieht (siehe hier). Dazu kommt, dass sich die Hunde in ihrer bisherigen Lebenssituation vielleicht völlig unauffällig verhalten, in der städtisch häuslichen Situation aber nur schlecht bis gar nicht zurechtkommen, womöglich zusätzlich Depressionen, Ängste oder auch Aggressionen entwickeln und damit ihre neue Familie dann völlig überfordern. Nehmen die Vereine ihre Hunde daraufhin nicht wieder ins Adoptionsprogramm zurück, belasten diese bereits auffällig gewordenen Tiere, die ohnehin schon überfüllten deutschen Tierheime und schädigen damit zusätzlich den Ruf des Auslandstierschutzes. Die deutschen Tierheime sind außerdem nicht
