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Rund 200 Rigvedalieder und Rigvedaliedabschnitte in deutscher Sprache mit Sachkommentar. Die Auswahl beginnt mit Texten zur Entstehung der derzeitigen Weltordnung, deren Spezifikum der beständige Wechsel von Tag und Nacht ist. Besondere Aufmerksamkeit findet im Anschluss daran das Wunder des Sonnenaufgangs, das Wunder des allmorgendlichen Neuerstehens des Universums. Fast das gesamte vedische Pantheon hat seinen Anteil daran, zwei der rekurrentesten Mythen ranken sich um das Mysterium: Die Erschlagung des Wasserdämons VRTRA durch INDRA, der sog. VRTRA-Mythos, und die Befreiung der Strahlen der MORGENRÖTE aus dem Fels der Nacht, in welchem VALA sie gefangen hält, der sog. VALA-Mythos. Neben Gottheiten von ethischer Relevanz, VARUNA, vom an Wassersucht erkrankten VASISTHA in seiner Not angerufen, sind auch solche durch Textproben vertreten, die ein bestimmtes Naturelement repräsentieren, etwa der Regengott PARJANYA, bzw. als Repräsentanten einer als beseelt gedachten Natur aufzufassen sind, etwa ARANYANI, die Herrin der Waldeswildnis. Die vorliegende Chrestomathie ist (mit Erläuterungen zu Wortschatz und Grammatik) auch in vedischer Sprache erhältlich. Im Einzelnen enthält der Band folgende Rigvedapassagen: 1,2,7-9; 1,6; 1,15,6; 1,22,15-21; 1,23,18-22; 1,24,6-15; 1,25; 1,32; 1,35; 1,39,1-6; 1,41; 1,43,1-6; 1,50,1-10; 1,51,1-11; 1,52,1-12; 1,62; 1,64,1-11; 1,65,1-4; 1,71,1-5.8; 1,72; 1,79,1-3; 1,83,2b; 1,85,1-5; 1,89,1-2.8-10; 1,90,6-8; 1,105,1-18; 1,113,1-12; 1,114-115; 1,124,1-9; 1,125,4-5; 1,136,1-3; 1,141,9; 1,146; 1,151,4-6; 1,154; 1,159,1-4; 1,160,1-4; 1,164,20-22; 1,164,30-37; 1,164,46; 1,164,51; 1,167,2-7; 1,179,5b; 2,1,1-15; 2,12; 2,27-28; 2,33; 2,35; 2,38,1-9; 2,41,5; 3,7; 3,9,1-8; 3,11,6; 3,26,7-9; 3,29,14; 3,31,9-10.12; 3,38,1-9; 3,39,8b; 3,51,5; 3,55,1-9; 3,56,1-5; 3,57; 3,59,1-5; 3,62,16-17; 4,1,6-18; 4,2,14-16; 4,5; 4,19,1-10; 4,23,8-10; 4,40,5; 4,42,4a; 4,43; 4,52; 4,54,1-5; 4,55,2b.5b; 4,56-57; 5,1,4a; 5,3,4; 5,4,9a; 5,9,4; 5,11,3.5-6; 5,13,6a; 5,15,2; 5,44,6.14a; 5,45,5; 5,47,5a; 5,52; 5,55,1-9; 5,58,1-7; 5,59; 5,61; 5,62-63; 5,64,3; 5,65,6a; 5,66; 5,69; 5,81; 5,83-85; 6,9; 6,16,38.47; 6,28,6; 6,49,10; 6,50,1; 6,51,1-3; 6,58; 7,34,10-11; 7,35,2b; 7,36,2; 7,45-46; 7,49; 7,61-63; 7,65; 7,76,4-5; 7,86-89; 7,103-104; 8,18,10-15.19.22; 8,21,13-15; 8,25,1-9; 8,41; 8,58,2; 8,67,13-21; 8,69,12; 8,78; 8,101,15-16; 8,103,4; 9,10; 9,83; 9,97,30; 9,104,5; 9,113,7-11; 10,5; 10,7,3; 10,13,4; 10,37,1-9; 10,39; 10,46,2; 10,53,8; 10,55; 10,61 u.a.
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Seitenzahl: 439
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Für die sieben Lieben: Ch./Is./Ma./Ru./Ja.-Ha./Ab./Ni.
Mein besonderer Dank gilt meiner Frau Christine für die sorgfältige Korrektur.
Die vedischen Originaltexte (mit Erläuterungen) zu den deutschen Übersetzungen des vorliegenden Bandes in: Boris Prem: TÍTA'U-Chrestomathie zum gVeda; Vedische Texte (in Devanâgarī und in lat. Umschrift) mit Erläuterungen zu Wortschatz und Grammatik (sofern in TÍTA'U LEHRWERK VEDISCH nicht vermittelt), Band I
Credo
Kosmogonie
ÁSURA Himmelsstier
AGNÍ Opferfeuer und die Priester der Urzeit
AGNÍ Geliebter der MORGENRÖTE, Geliebter der WASSER
AGNĺ vielgestaltig
Weisheit rund um AGNĺ
Des Gewordenen einziger Herr, Vater
Hervor lobsinge ich Himmel und Erde
Urmutter ÁDITI
MITRÁ, VÁRUA, ARYAMÁN, deren Göttlichkeit niemals in Zweifel zu ziehen
VÁRUA inmitten der Wasser
Verbeugung dem Auge des MITRÁ, des VÁRUA!
An das Auge des MITRÁ und VÁRUA
Der Sünden Bande löse, o VÁRUA!
Los, o König, mach VÁSIHA von seiner Sünde!
Was wird eure Zudenkung sein, o ihr beiden AŚVĺN?
Der MORGENRÖTE Strahlen gleich aus dem Stall gelassene Rinderherden
SAVITÁR hervorholend die Welt aus dem Dunkel der Nacht
SÓMA, Sonne, Seihe
Zu Kampf nur suchst du dir Bündnerschaft, o ÍNDRA!
BRÁHMAASPÁTI, Vater der Dichter, Vater der Dichtung
VĺU, in dessen drei weiten Schritten die Wesenheiten wohnen alle
PŪÁN und NACHT und der Mond im Dunkel nächtlicher Wasser
RUDRÁ – Pfeilgott, Heilgott, Sangesherr
Wie ein Stäubchen macht ihr die Erde erbeben, o ihr MARÚT!
Des PARJÁNYA Wasserwagen und des Wagens des WINDES Größe
Von Flur und Kuh zur Waldeswildnis
Götterlust – Göttererbarmen
Freigebigkeit, Glaube, Eintracht
Eigennamenverzeichnis
Index Textstellen
1. Gott (‚Herr der Tiere‘ nannten ihn die animistischen Jäger und Sammler, ‚Herr der Geschöpfe‘ [‚Prajâpati‘] heißt er in vedischen Schriften) war im Anfang allen Menschen noch alles: weiblich und männlich, konkret auf Erden weilend, abstrakt im Himmel wohnend, objektiv und subjektiv, sichtbar und unsichtbar, materiell und zugleich geistig: ‚Der sich läuternde Somatropfen ist Herr der Geschöpfe.‘ (gVeda 9,5,9d). Und Gott war einer und Gott war viele.
2. Dann aber ging die Fülle Gottes verloren. Vereinseitiger traten auf. Menschen, die die Materie über den Geist stellten (Materialisten), und andere, die das Geistige für göttlicher hielten als Materielles (Idealisten).
3. Du, ein Materialist, sagst, alles im Himmel und auf Erden sei durch berechenbares deterministisches Wirken unpersönlicher, der Materie innewohnender Gesetzmäßigkeiten zu erklären. Das vermeintlich Geistige sei nicht mehr als eine Funktion des Materiellen. Das Geistige löse sich auf, sobald die Gesetzmäßigkeiten der Materie dies verlangten. Aber ist es nicht vielmehr so, dass die myriadenfältige Materie, so sehr sie strengen rationalen Gesetzmäßigkeiten auf Schritt und Tritt folgt, doch auch Teil haben möchte an Unberechenbarem, an Irrationalem, an Freiheit und Leben? Das Wetter, das nur Sonne ist und Wind und Regen, kann noch nicht einmal für einen Tag genau berechnet werden. Und da glaubst du, dass Fische und Falter und Regenwürmer und Eichhörnchen und schließlich der Mensch aus kompromisslosen Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaften allein erklärt werden können? Dabei handelt es sich doch um Wesen, bei welchen der Wille nach Freiheit, Selbstbestimmung, authentischem Leben im Vergleich mit den Phänomenen der Meteorologie um ein Vielfaches ausgeprägter ist!
4. Du, ein Idealist, sagst, alles im Himmel und auf Erden sei durch das ungebundene, unberechenbare, spontane Walten eines als personal zu fassenden göttlichen Geistes zu erklären. Dieser sei das unergründbare Geheimnis allen Lebens. Aber ist es nicht so, dass der eine, einzige und heilige Gott, so sehr er als unfassbares, irrationales, freies Prinzip regiert und sein von allem losgebundenes und alleiniges Herrschen genießt, als der Eine doch auch Oberhaupt vieler Himmelsbewohner sein will, auf dass diese als das überirdische, aller Sünden nach Möglichkeit ledige Pantheon Vorbild seien für uns Menschenkinder – wie ein einziger, unsozialer Gott niemals noch Vorbild sein kann? Wenn das Numinose nun aber zugegebenermaßen mehrteilig ist und unterschiedliche Gestalten zulässt, ist es dann nicht unweigerlich so, dass schon nicht mehr jede dieser verschiedengestaltigen Erscheinungsformen der eine und unteilbare und unverfälschte Geist allein sein kann? Schon nicht mehr sie alle, die vielen, in gleichem Maße irrational sein können und frei? Muss also der eine Gott folglich nicht doch irgendwann Farbe bekennen, Farbe annehmen, um bei all seiner Herrlichkeit auch wahrnehmbare Wahrheit sein zu können für uns? Leben und weben in Farbe und Form und Tönen, einfach weil Er nicht nur alleinige, von Menschen unerrechenbare jenseitige Heiligkeit und abstrakter Schemen sein wollen kann in Ewigkeit, sondern auch Sichtbild sein wollen muss, opak sein wollen muss, vielfältiges Muster, ein Miteinander, dann auch schirmender Bruder, liebreiche Schwester, meinesgleichen mithin auch sein wollen muss, Tier auch, in letzter Konsequenz, und Blume, Somatropfen und Stein?
5. Der Abfall von der Vorstellung, dass Schöpfergott und Schöpfung, Herr der Geschöpfe und Tropfen, der Eine und der Stein im Innersten eins sind, hat zur Missachtung der Schöpfung geführt und damit zu ihrer fortschreitenden Zerstörung. Nur die Rückgewinnung der Gewissheit, dass Macher und Gemachtes tief im Inneren dasselbe sind, wird die Achtung vor der Schöpfung zurückerobern.
6. Alte Texte verkünden nicht die Wahrheit, aber sie sind der Wahrheit benachbarter als unsere Zeit es ist. Eines Zeitalters Wahrheit wird zu seinem Beginn verkündet. Ergo: Je älter ein Zeitalter wird, desto mehr droht seine Wahrheit in Vergessenheit zu geraten. Je älter nun ein Text, umso weniger Zeit trennt ihn vom Beginn unseres Zeitalter, von dem Zeitpunkt der Verkündigung der Wahrheit für dieses Zeitalter. Alte Texte verkünden nicht die Wahrheit, aber sie sind je älter desto bessere Wegweiser zur Wahrheit.
7. Nicht nur der Inhalt alter Texte ist Wegweiser zum Kaleidoskop der Wahrheit unseres Zeitalters, auch der Schriftstücke formale Seite. Die dem Urwort noch benachbartere Semantik sowie morphologische Diversität, Uneinseitigkeit, Allumfassendheit, Vollständigkeit der Sprache eines Vergil, Homer, eines Viśvâmitra ist Spiegel des Scheuklappen noch enthobenen Bewusstseins des zu Beginn unseres Zeitalters gelebt habenden uneinseitig-holistischen archaischen Menschen. Darum macht es einen vor allem im Unterbewusstsein greifenden Unterschied, ob du alte Texte im Original liest oder nicht.
8. Vor allem angelsächsische und deutsche Gelehrte haben sich im neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts um die indische Literatur vielfach verdient gemacht. Wir verdanken ihnen wissenschaftliche Editionen, Wörterbücher, Grammatiken und mehr. Indes: Philologen, Freunde des durch sie eroberten Wortes, waren sie nur selten. Statt zu verherrlichen wurde geschmäht: Ein Schlag, von dem sich das vedische Erbe, insbesondere die Brahmanas, bis heute nicht erholt hat.
9. Möge unsere Zeit (die rechte Gehirnhälfte der linken als Schwester beiseite stellend) reif sein für das vedische Vermächtnis, reif sein für die Rückkehr zur Fülle der Gottheit!
10,129,1-4; Autor nach der Anukramaī: PRAJÂPATI PARAMEHÍN
1. Nicht das Nichtseiende war, nicht auch das Seiende war damals, nicht war der (düstere) Luftraum, nicht auch das (lichte Himmels)gewebe, das darüber. / Was wälzte sich herbei wieder und wieder? Wo? Unter wessen Schutzschild? Das (quellende) Nass! Was war (dies quellende Nass), das tiefgründende, tiefe?
2. Nicht Sterben war, Unsterbliches nicht damals. Nicht der (schenkenden) Nacht war, (nicht) des Tages Aufschein. / Es atmete windlos durch die ihm eigentümliche Kraft dies Eine; als dieses wahrlich anderes darüber hinaus – was auch immer – war nicht.
3. Das Dunkel war durch das Dunkel verborgen im Anfang. Unaufgeschienene (ungeordnete) Urflut (war) alles wahrlich dies (quellende Nass). / Das vom Leeren Umschlossene, das karg war, durch des inneren Glühens Macht wurde das geboren, das Eine.
4. Das Verlangen (nach lebendigsichtbarem Sein) wälzte sich das im Anfang hervor (und) zusammen, was des Geistes erster Same war. / Des Seienden Band im Nichtseienden machten ausfindig – nachdem sie (des Seienden Band) im Herzen waren entgegengestrebt – die (lichtenden) Seher durch Denken.
1a
„das Nichtseiende“: die Nacht
„das Seiende“: der Tag; zum ‚Seienden‘ und ‚Nichtseienden‘ s. auch 4; 10,5,7; 10,72,3
„damals“: in der Vorzeit, da es den Wechsel von Tag und Nacht noch nicht gab
„das (lichte Himmels)gewebe“: das víoman, der Himmel als von den Sehern allmorgendlich zu webendes Gewebe, s. 1,159,4; 6,9,2; 10,5,3; 10,130,1-2
1b
Das sich gleich der Meeresbrandung ‚herbeiwälzende‘ und wieder fortwälzende ‚(quellende) Nass‘, die Urflut, den späteren Wechsel von Tag und Nacht vorschattend; zur Urflut, aus der die Welt hervorgeht, vgl. 10,149,2
„Wo?“: im Nirgendwo
„Unter wessen Schutzschild?“: unter niemandes Schutzschild
2a
„Nicht Sterben … nicht“: Weder Götter noch sterbliche Wesen existierten damals.
2b
„Es atmete“: es wälzte sich hin und her
„dies Eine“: das ámbhas
3b
Die Geburt des ‚kargen‘ ámbhas, das ist dessen Entfaltung zur ganzen Welt, die sich kraft tápas (das alle individuellen Willensimpulse verzehrende und daher wirkmächtige gemeinsame innere [mit Schmerzen verbundene?] Glühen der sieben Ŕis?) vollzieht
4a
ámbhas als ‚des Geistes erster Same‘ ins Dasein gerufen durch kâma (neben mánas und tápas die dritte geistige Größe, die auf ámbhas, dem ersten Element im Reich des Materiellen, Einfluss ausübt)
10,190; ANONYMUS
1. Und das (geordnete) Weltall und (alles) Lebendigsichtbare: Aus der entgegenentzündeten inneren Glut (der sieben Ŕis) wurde (es) geboren. / Daraus die (schenkende) Nacht wurde geboren, daraus der Ozean, der flutende.
2. Aus dem Ozean, dem flutenden, wurde das Jahr geboren. / Tages- und Nachtzeiten voneinander trennend (ist es) eines jeden die Augen aufschlagenden (Wesens sein Begehren kundtuender) Gebieter.
3. Sonne und (schimmernden) Mond: Der Setzer fügte (sie) der Reihe nach zusammen / und Himmel und (breite) Erde, den Zwischenraum (zwischen Himmel und Erde) und auch den Lichtraum (des Himmels).
1
Die Entfaltung des ámbhas zur ganzen Welt durch tápas (innere Glut / Schmerzensglut) (vgl. 10,129,3b)
2a
„das Jahr“: somit die Sonne, durch welche das Jahr entsteht
2b
„Tage und Nachtzeiten voneinander trennend“: eigentlich eher Aufgabe des Tages, das Jahr immerhin teilt dem Winterhalbjahr im größeren Umfang die dunkle Zeit zu, dem Sommerhalbjahr im größeren Umfang die lichte Zeit
„Gebieter“: das Jahr gebietend, dass man sich nach ihm richte (vor allem in der Landwirtschaft)
3a
„Der Setzer“: die Schöpfergottheit PRAJÂPATI? (vgl. 10,121,10a); nach den Brahmanas, in denen PRAJÂPATI eine zentrale Rolle spielt, ist diese aus den sieben Ŕis hervorgegangene Gottheit Schöpfer der Götter
5,44,6; AVATSĀRÁ
Wie Aussehendes wahrlich (in ihrem Innern von ihnen) geschaut ward, so Aussehendes haben sie, wird verkündet, als Schatten, (indes) vollkommenen (Schatten), zusammengesetzt in den Wassern (der Urflut): / die große (Erde) uns, die weiten Raum (uns) erlangende, die weite Umlaufbahn (und) die gewaltige, Leben wirkende (Sohne)mannen hervorbringende, unabschüttelbare Macht (der Sonne).
6a
„sie“: die sieben Ŕis
„in den Wassern (der Urflut)“: das (quellende) Nass (10,129,1b)
6b
„Macht (der Sonne)“: auch nach 5,45,11a; in 10,190,2a geht die Sonne aus den Wassern hervor
10,72; BŔHASPÁTI
1. Der Götter nun Geburten: Wir werden verkünden (sie) unter állséitigem Beifall / in Worten, die werden gelobt (werden). (Glückselig,) wer (sie) zu erschauen vermag (jetzt,) unter der späteren Wéltórdnung!
2. Der (Herr der dem Herzen entquellenden Worte,) BRÁHMAASPÁTI: Diese (Geburten) zusammen wie ein Schmied geschweißt hat er. / Unter der Götter frühergewésnen Wéltórdnung wurde aus dem Níchtseíenden das Seiende geborn.
3. Unter der Götter Wéltórdnung, der ersten, wurde aus dem Nichtseienden das Seiende geborn. / Auf dieses hin wurden die Weiten (des Luftraums) geboren. Dieses, (das Seiende, war) aus der mit den nach oben gerichteten Füßen.
4. Die (aufscheinende) ERDE war geboren worden aus der mit den nach oben gerichteten Füßen. Aus der (aufscheinenden) ERDE wurden die Weiten (des Luftraums) geboren. / Aus der (ungebundenen) ÁDITI wurde der (Gott der Urkraft) DÁKA geboren und aus dem (Gott der Urkraft) DÁKA die (ungebundene) ÁDITI.
5. (Auch) die (ungebundene) ÁDITI ja wurde geboren, o (Gott der Urkraft,) DÁKA, welche die Tochter dein. / Auf diese, (auf ÁDITI) hin, wurden die Götter geboren, die lichtvollen Unsterblichkeitsbündner.
6. Als, o Götter, damals in die Urflut, einander fest umfassend zu Leben, gestiegen ihr, / da ging von euch, gleichsam Tanzenden, heftiger Staub weg.
7. Und als, o Götter, wie die YÁTI die Wesenheiten ihr schwellen ließt, / da trugt den im Ozean verborgenen SONNENGOTT ihr herbei.
8. Acht Söhne (sind es), die aus der (ungebundenen) ÁDITI Leib geboren; / zu den Göttern vor ging sie mit sieben, den MĀRTĀÁ, (das tote Ei,) schleuderte fort sie.
9. Mit sieben Söhnen ging die (ungebundene) ÁDITI vor zur frühergewesenen Wéltórdnung. / Zum Hervorgeborenwerden (zum einen), zum Sterben zum andern hat sie den MĀRTĀÁ, (das tote Ei,) wieder herbeigeholt.
2a
„BRÁHMAASPÁTI“: als Priester- und Dichtergottheit mächtig, kraft seiner Worte der Götter Geburten zu wirken (vgl. 10,13,4)
„Diese … geschweißt hat er“: Gottheit folgt auf Gottheit, ohne dass eine Lücke klafft?
2b-3a
Im frühergewesenen Zeitalter das Seiende / der Tag indes noch nicht im Wechsel mit dem Nichtseienden / der Nacht (s. zu 9b; anders 10,129,1a)
3b
„aus der … Füßen“: wohl aus der Urmutter ÁDITI (4b), die während des Gebärens die Füße nach oben streckt
4b
„DÁKA“: Urkraft, geistige Kraft, auch nach 2,27,1 Sohn der ÁDITI, nach 6,50,2a Vater der Götter; hier aber steht DÁKA möglicherweise für ‚Tag‘, während ÁDITI für ‚Nacht‘ stehen mag: DÁKA, der Tag, wird immer wieder aus ÁDITI, der Nacht, geboren, und ÁDITI, die Nacht, immer wieder aus DÁKA, dem Tag (gilt für die derzeitige Weltordnung [s. zu 9b]).
5a
„(Auch) … geboren“: obwohl Mutter des uranfänglich Seienden (3b; also Mutter zu einem Zeitpunkt, da es noch gar nichts gab, aus dem man hätte geboren werden können)
5b
„Götter“: aber nicht ‚Götter‘ im üblichen Wortsinn, wenigstens nicht die Söhne der ÁDITI (MITRÁ, VÁRUA, ...), die doch in 8b den ‚Göttern‘ anvertraut werden; stattdessen sind hier und auch sonst in diesem Lied unter ‚Götter‘ die alten Seher (sieben Priester der Urzeit) zu verstehen, die auch anderswo als Götter bezeichnet werden (1,139,9), zumal sie sich nach ihrem irdischen Tod wieder unsterbliche Leiber verschaffen, die nun wahrhaftig ‚die ihren‘ sind (1,72,5b)
6b
„gleichsam Tanzenden“: der Schöpfungsreigen, ein Ausdruck der für schöpferisches Tun erforderlichen brüderlichen Einigkeit
„heftiger Staub“: der zum Himmel aufsteigende
Urflutstaub, aus dem (Mond und) Sterne entstehen (10,68,11a); nach 10,138,6b/10,49,6 ist es indes ĺNDRA, der aus dem getöteten VTRÁ Mond und Sterne erschafft
7
4b aufgreifend: die Herkunft des Seienden, des Tags (DÁKA), und damit der Sonne, aus dem Nichtseienden, der Nacht (ÁDITI), die mit der Urflut (6a) / dem Ozean gleichgesetzt wird
7a
„YÁTI“: (Pferde)lenker? altes Sehergeschlecht?
„die Wesenheiten“: die Ozeanwasser?
8a
ÁDITI ist Mutter in erster Linie von VÁRUA, MITRÁ und ARYAMÁN, daneben auch von BHÁGA, DÁKA, ÁŚA (2,27,1; 8,18,3), nur sekundär von ĺNDRA (7,85,4a; 8,52,7b) und SAVITÁR (8,18,3); als Mutter des SONNENGOTTES gilt ÁDITI in 1,105,16a; 1,50,13a; die Achtzahl ist sonst nicht bezeugt.
8b-9a
Die ÁDITI-Söhne mit Ausnahme des zuvor als ‚Totgeburt‘ entsorgten SONNENGOTTES werden in die Obhut der Götter / alten Seher gegeben
9b
Einsetzung der derzeitigen Weltordnung, für die der ständige Wechsel von Tod und Wiedergeburt des SONNENGOTTES (Wechsel von Tag und Nacht) konstitutiv ist; die frühergewesene Weltordnung muss von ganz anderer Beschaffenheit gewesen sein (Gedanken dazu s. zu 10,61,8b)
10,61; NĀBHĀNÉDIHA
Hinweis: Pronomen, die sich auf RUDRÁ beziehen, sind großgeschrieben.
1. Folgendes rudraentsprossne, (meinem) Herz entquellende Wort: (Das will ich) jetzt, zu werden erhöht für mein Wort, (sprechen) mit geistiger Kraft, in Lebenskraft inmitten des Wettkampfs. / Oh dass (AGNĺ) – der, die beide hervorgebracht werden (von ihm), seine beiden Eltern, (HIMMEL und ERDE,) zu geben bereitsteht – (über die Gefahr der Niederlage im Wettkampf) hinwegführen möge in Gegenwart des PAKTHÁ am (heutigen) Tag die sieben (priesterlichen) Rufer der Götter und Opfergusspriester!
2. Der (wohlbekannte) CYÁVᾹNA wahrlich hatte, nach schadbarer Gabe strebend, aus Süßworten sich gebildet (seine) Seheropferstätte. / TÛRVAYᾹA, der für sein Wort am höchsten erhöhte: Wie erregte Flut hat er (seinen) Samen – auf der Stelle erquickenden (Samen) – ergossen,
3. bei Rufen von welcher Art ihr beide – dank des (von bebendem Geist erfüllten) Liedes Lebenskraft – wie Geist, scharfer, (hilfreich) herbeistrebt, (o ihr AŚVĺN,) herbeieilend beide, / (bei Rufen jemandes,) der mit Pfeilen in (seiner sich gabelnden) Hand, ein mächtigmannhafter, sein Ziel getroffen.
4. Sobald die Schwarze bei den Kühen, den feuerfarbenen, sitzt: Des HIMMELS beide Söhne, o ihr (raschen) AŚVĺN, rufe ich, euch beide. / Eilt auf meine Opfergabe zu, herab kommt auf meine Speise, zustrebend (darauf) als zu (eurem) Lebenssaft, (ihr,) dererseits an Trug man sich nicht erinnert!
5. (Der HIMMEL,) dessen (Zeugungsorgan) sich hatte ausgebreitet, nach dem Manneswerk strebend, aufgerichtet: Bald schon zog (er es, er,) der mannhafte, (wieder) zurück. / Wieder reißt es zu sich aus der Jungfrau, (seiner) Tochter, was entgegengebracht (war), der Unangefochtne.
6. Als mitten im zu tätigenden Tun (man) war bei der Begegnung, als das Erwünschte sich verschafft hatte der Vater bei der jungen Frau, / ließen den, der das ihm zugedachte Maß hatte erreicht, den Samen zurück im Auseinandergehen die beiden, den auf (der Erde) Rücken herabgegossenen, (zurück) in Leben wirkenden Tuns Schoß.
7. Als der Vater seine eigene Tochter besprang, goss auf die (tiefe) Erde Samen, nachdem er zusammengekommen (mit seiner Tochter), herab er. / Das Denken darauf richtend, Leben zu wirken, brachten (daraus) zur Geburt das dem Herzen entquellende Wort die Götter. (Auch) der Wohnstätte (für das Wort) Herrn, den Hüter des (göttlichen) Willens, bildeten sie (aus dem Samen) heraus.
8. Er, (der Vater) hatte ihn, (den Samen,) wie der Stier Schaum, (aus)geschleudert im Kampf. Zugleich (mit seiner Tochter) war gegangen er hin (und) her wahrlich (in der Liebe Vollzug und) weg (schließlich), dessen (inwendig Licht)schein (nun) dürftig war. / Sie eilte in die Gefilde, die südlichen, wie eine Verstoßene: „Nicht haben diese nun meine Anschmiegungen gegriffen.“
9. Bald (erhob sich) wie ein Zugtier (ihn verursacht) der Hervorgeborenenschaft Getrappel. Wie ans Feuer der Nackte heran sie sich setzte ans Euter (der MORGENRÖTE). / (AGNĺ) sollte erlangen Brennholz und er sollte erlangen (stärkende geistige) Nahrung. Er ist als Festumfassthalter geboren (des Alls), dank (seiner) Kraft als kämpferischer.
10. Bald waren gelangt zu der Jungfrau Freundschafts- und Seherbund die Neunerpriester, um die (neue kosmische) Ordnung zu erkünden, zu (der Jungfrau,) der Einspannerin der (neuen) Ordnung. / Die zu des doppelgewaltigen (Felsens) Kuhhüter hingekommen (waren, da selbst) ohne (tüchtig milchende) Kuh: Die unerschütterlichen (Befestigungsanlagen) zu melken suchten (sie).
11. Bald (waren) sie, (die Priester, gelangt) zu der Jungfrau Freundschafts- und Seherbund, dem neuen. Als (erquickliche) Gabe ließen den Samen, den (wohl)gefügten, wahrlich ungestüm vordringen sie, / den reinen, den sie, DEINE Überlassenschaft, als Opfergabe darbrachten (wie) die Milch einer immermelk(baren) rötlichen Kuh.
12. Als sie, (die Priester,) daraufhin bemerkten, dass des Viehs beraubte (die Befestigungsanlagen), spricht so vor dem Sprecher, (vor BRÁHMANASPÁTI, AGNÍ,) der (das Wort) hatte geschenkt: / „Durch (meine,) des Lichten, Lichtigkeit (bist) Sänger (du), der vor Anschlägen seitens Dämonen sicher“. (Daraufhin) ergreift (BRÁHMANASPÁTI) den ganzen Schatz, das Vieh.
13. Damals wahrlich nun waren seine, (des VALÁ,) Umlagerer, (die Priester,) gekommen. (Um) die vielen (Befestigungsanlagen) sich setzend hatten das Bollwerk des unter Mannen sitzenden (VALÁ) zu zerschlagen gesucht sie. / Hervor des Dürregeists ringsum verschnürtes (Bollwerk) hatte gefunden der unangefochtene (BRÁHMANASPÁTI), des an Nachkommenschaft reichen (Dürregeists Bollwerk), das im Verborgnen (war gelegen).
14. „Prangen“ (ist) wahrlich der Name (SEIN) auch, dessen die Götter, die als Licht an dreigeteiltem Versammlungsort einsetzen (IHN). / „AGNĺ“ (ist) wahrlich (SEIN) Name auch, „(Alles) Gebornen Gewahrer“. Hör uns, o (priesterlicher) Rufer (der Götter) und Opfergusspriester, (der du) der (priesterlichen) Ordnung (priesterlicher) Rufer (der Götter) und Opfergusspriester, unbetrügbarer!
15. (RUDRÁ:) „Auch die beiden (wohlbekannten) rudraentsprossnen, durchflammten (AŚVĺN), die nichtunwahrhaftigen, o (lichtender) ĺNDRA, sind MEIN – auf dass sie (mich) erhöhen, auf dass sie (mich) durch Opfergaben erquicken. / Dem, der, erfüllt vom (ersten geistbegabten Mensch) MÁNUS, die Opferstreu umlegt, schenken (Schenkungen) beide, beide (ihn) jauchzen machend, (sie,) denen Freudespendendes (vor)gesetzt beiden, (sie,) die in (Einkehr bietenden) Häusern beide mit Opfergaben begehren zu werden erquickt.“
16. ER, der lobgesungene (RUDRÁ), werde als (strahlender) König (ÍNDRA) gelobt, der (findige) Seher! (Luft) und Wasser: (Er,) der (im Herzen bebende) Seher, durchfährt (sie, er,) der sich selbst Brücke ist. / Er machte KAKÎVAT (im Herzen) erbeben, er den AGNĺ – wie den Radkranz das Rad des (dahineilenden) Wagens, das raschlaufende.
17. Er, der von zweifácher Verwandtschaft, der Sohn des (mit seinem Blitz rasch) die Weiten durchdringenden (RUDRÁ), der Opferer, (schicke sich an,) die Milchkuh, die immermelke, die (noch) nicht (die Sonne von ihm) geboren, zu melken, / sobald gemeinsam den (Aufríchter) MITRÁ (und) den (allumfassenden) VÁRUA habe gemacht ich geneigt mir durch Worte, mitsamt den gewaltigsten Schutzmächten, (und) den (Liebe stiftenden) ARYAMÁN!
18. DESSEN Verwandter, der sonnenlichtige (Opferherr) NÂBHĀNÉDIHA, der auf dich, (o MORGENRÖTE, die du) am Himmel, sein Schauen setzt, raunt, fort (zu dir hinauf) strebend: / „Jene (ist) unser (quellgleich nährender) Nabel, höchster oder auch (Nabel) von diesem, (AGNÍ,) gewiss: Ich bin danach (ja erst), als wievielter auch immer, ins Dasein getreten.“
19. (AGNĺ:) „Eben jene, (die MORGENRÖTE, ist) mein (quellgleich mich nährender) Nabel. Dort (oben wird sein) meine Umlaufbahn. Diese hier, (die Priester, sind) Götter mir, selbst bin ich frei von jedwedem Mangel.“ / (AGNĺ,) der zweimalgeborene wahrlich, der erstgeborne der Schöpfung: Dies (All) hat als Milchkuh gemilcht er, als (eben) geborene.
20. Nun spannt in ihnen, (den Häusern,) der ergötzliche, der (die Welt) hervorstreben lässt, der weithin aufscheinende, aus, der zwei Bahnen durchwandelnde, der siegreich im Holz. / Sobald wie eine (hoch) emporgewachsene (Wagen)kolonne (AGNĺ,) die Leibesfrúcht, im Temenos, wird (von AGNÍ schwanger) bald den standhaften, Trautes wachsen lassenden (Sonnenball) gebären (seine) Mutter, (die MORGENRÖTE).
21. Nun sind die Kühe der Jungfrau, (der MORGENRÖTE,) der Zudenkung des schwellenden (AGNĺ) gemäß – des wie gearteten auch immer – fortgegangen. / Höre du, (o AGNĺ,) o Leben wirkender Schatz, uns: Du sollst Opferdienst tun! Durch des Sohnes des Rosseerschlägers (RUDRÁ) schöne Gaben hat Stärkung empfangen (NÂBHĀNÉDIHA).
22. Nun du, o (lichtender) ĺNDRA, vernimm uns zu eines Mächtigen (würdigem) Reichtum, o Männerherr, der mit der Keule im Arm! / Und wache uns über die Gabenreichen, hüte die sonnenlichtigen (Opferherrn, auf dass sie,) vor Anschlägen seitens Dämonen sicher, in deiner, o von feuerfarbenen Rossen geleiteter, Obhut!
23. Nun, oh dass – o ihr beiden (strahlenden) Könige, (o ĺNDRA und o DU) – auf Beutezug nach Kühen eile der Eiler für (mich), den Lobsänger, der Sänger (AGNĺ)! / Er ja ist ihr, (der Priester,) am meisten Freude spendender (im Herzen bebender) Seher, und dahin möge (er) führen (sie) und (über die Gefahr der Niederlage im Wettkampf) hinwegführen sie.
24. Nun, nun gehen bei SEINES (im Temenos) hervorzubringenden (Sohns AGNĺ) Gedeihen (ganz) unserem Wunsch gemäß lobsingend wir (IHN) an, um folgendes (Lob) wahrlich nun (zu verkünden): / „Eilig (ist) SEIN Sohn, (eilig SEIN) Ross, und als (im Herzen bebender) Seher bist du, (o RUDRÁ,) auch bei des Ruhmes Erbeutung (eilig).“
25. Sobald um euer beider, (o ÍNDRA und o DU,) Seherfreundschaft willen zu uns, der starken, (dies) Loblied mit Genuss dargebracht ich unter reichlich Verbeugung, / möge er, (ĺNDRA,) zu dem von überall her Erhöhungslieder, die einander zugewandt, (steigen,) wie ein reichgesegneter Weg huldigen (seiner) Bereitschaft, schöne Gaben zu schenken!
26. „Der von den WASSERN erhöhte, der durchgöttlichte“, so sagt man, „(DEIN) zu Leben Verbündeter (möge gedeihen) durch Verbeugung, durch Leben wirkende Worte, / durch Worte, durch Worte!“ Herbei ja nun (soll er kommen, ÍNDRA): Auseinander geht der Weg der (schwellenden) Milch der rötlichen Kuh.
27. Seid íhr nun zu Leben úns, die ihr mächtig, o ihr, die durch Opfergaben erquicken ihr lasst euch, o Götter, zu Erquickung, die ihr gemeinsam (unsere Gaben) genießt, / die (stärkende) Kampfpreise (sonst auch uns zu)gefúehrt ihr ím Auseinandergehn, die (ihr) seid Beobachter, áufmerksáme, die stumpfsichtig nicht!
1a
„inmitten des Wettkampfs“: zur Wettkampfthematik s. 1b; 23b; 3,38,1a
1b
„Oh dass (AGNĺ) ... bereitsteht“: Die Ergänzung ‚(AGNĺ)‘ motiviert durch die Charakterisierung des Lieds als ‚rudraentsprossenes Wort‘; AGNĺ ist nicht nur rudraentsprossen (10,3,1a), Sohn des RUDRÁ, sondern auch selbst RUDRÁ (der Opfer) (1,27,10; 3,2,5b; 4,3,1a; 5,3,3a); zudem gelten HIMMEL und ERDE auch sonst häufig als des AGNĺ Eltern und Nährer (1,146,1a; 1,160,1; 3,1,7b; 3,7,1a.6a; 3,38,3; 4,5,10a; 6,7,5; 10,5,3; 10,189,1 u.a.), die er kurz vor seiner morgendlichen Entzündung durch die Priester, und das vorliegende Lied ist einMorgenlied, ‚zu geben‘, das heißt sichtbar zu machen, das heißt zur Geburt zu bringen, ‚bereitsteht‘: AGNĺ, Sohn der beiden, ist also zugleich ihr Vater – das beliebte Paradoxon, wonach Kinder zugleich ihrer Eltern Eltern sind
„PAKTHÁ“: Vielleicht Ahn, dessen segensreiche Gegenwart sich der Dichter, der zugleich Vortragender des Liedes ist, wünscht (s. zu 3,38,1b); andernorts ist PAKTHÁ Günstling des ĺNDRA (8,49,10) bzw. der beiden AŚVĺN (8,22,10)
„die sieben … Rufer … und Opfergusspriester“: zur Siebenzahl: 3,29,14a; 8,60,16a; 9,114,3a u.a.; auch die Zahl der urzeitlichen Sänger (der Ŕis, wohl mit den urzeitlichen sieben Opfergusspriestern und auch mit den Priestern der Urzeit [Ágirasas] identisch [4,2,15]) wird mit sieben angegeben: 4,42,8a; 9,92,2b; 10,82,2b u.a.
2a
„CYÁVᾹNA“: alter Seher, der von den AŚVĺN verjüngt wurde (1,116,10; 1,117,13a; 10,39,4a); dem Śatapatha Brāhmaa zufolge tun sie dies (indem sie CYÁVᾹNA in einem Teich baden heißen), da SUKANYÂ, des CYÁVᾹNA jugendliche Gattin, sich dessen Verjüngung ausbedingt – anders ist sie nicht bereit, den beiden zu verraten, warum sie sie für genauso unvollkommen hält wie ihren Gatten
„nach schadbarer Gabe“: seine auf das irdische Leben beschränkte Verjüngung
„(seine) Seheropferstätte“: sein Lied (Metonymie)
2b
„TÛRVAYᾹA“: ebenfalls alter Seher, Günstling des ĺNDRA (1,53,10a; 6,18,13b)
„Samen“: ‚Nachkommenschaft‘ und zugleich eine Metapher für ‚Lieder‘, wie der folgende Vers zeigt – durch beides wohl hat sich TÛRVAYᾹA Nachruhm erworben, und auch der Dichter des vorliegenden Lieds will Ruhm erlangen, der über seine eigene Lebensspanne hinausreicht
3a
„(o ihr AŚVĺN,)“: Ergänzung durch den Anruf der beiden Gottheiten in 4a motiviert; auch sonst werden die AŚVÍN am frühen Morgen angerufen (1,22,1; 5,77,1a)
3b
Der erfolgreiche (also die Götter gnädig stimmende) Dichter mit einem erfolgreichen Schützen verglichen
4a
„die Schwarze“: die Nacht
„bei den Kühen“: ‚Kühe‘ häufige Metapher für die Strahlen der MORGENRÖTE (z.B. in 3,56,2a)
„Des HIMMELS beide Söhne, o ihr (raschen) AŚVĺN“: Zu den AŚVĺN als Söhnen des Himmels vgl. 4,43,3b.
4b
„meine Speise“: das Lied
Ende des Proömiums
5
Mythos vom Inzest des HIMMELS mit seiner Tochter, der MORGENRÖTE (zum Himmel als Vater der MORGENRÖTE vgl. 1,113,7a; 1,124,3a; 4,52,1; 7,75,1a). RUDRÁ, die Gottheit, um die das Lied kreist, hat insofern etwas mit dem Inzest zu tun, als er als Rächer mit seinem Pfeil auf den HIMMEL schießt und auf diese Weise dessen Samenerguss (und rasche Abkehr von der MORGENRÖTE) auslöst (s. zu 1,71,5).
5b
„Jungfrau“: s. zu 10a
6a
„das Erwünschte“: den Orgasmus
6b
„in Leben wirkenden Tuns Schoß“: Das Sperma (mitsamt weiblicher Eizelle) fällt in der Erde Schoß, die es ausbrüten wird (s. 9).
7a
„Samen“: nicht mit dem Samen von 6b identisch (nur aus Sperma bestehend?)
7b
„(Auch) der Wohnstätte … heraus“: Wohnstätte des Wortes ist die Flamme, deren ‚Herr‘ der – gleich dem Wort – ‚aus dem Samen herausgebildete‘ AGNÍ ist: die Aufgabe des noch als Same in der Erde ruhenden Menschen (6b) wird nach seiner Geburt (9a) darin bestehen, das Wort aus seiner flammenden ‚Wohnstätte‘ hervorzuholen und erschallen zu lassen
8b
„Sie eilte in die Gefilde, die südlichen“: Das Ende der noch nicht durch den Wechsel von Tag und Nacht konstituierten frühergewesenen Weltordnung (10,72,9a); stattdessen mag unter der dem jetzigen Zeitalter vorausgehenden Weltordnung die (durch die dazwischenliegende [noch nicht immer wieder abregnende] Atmosphäre [Bodengewässer gab es noch nicht] rötlich leuchtende und daher als Röte/PŔŚNI gedeutete) Sonne (MĀRTĀÁ, die Sonne im heutigen Sinn befand sich noch in der ‚Verbannung‘ [10,72,8-9]) fest über dem Nordpol gestanden haben, sodass die weiter im Süden siedelnden Menschen sie als am Horizont entlanglaufenden (niemals untergehenden) Ball wahrnahmen: das Zeitalter von RUDRÁ und PŔŚNI? Das Reich Apollons und der Hyperboreer? Das Thule des Kalevala? Der biblische ‚Götterberg im Norden‘?
„Nicht haben … Anschmiegungen gegriffen“: Die MORGENRÖTE ist nicht schwanger geworden, wird aber trotzdem mehrfach Mutter (s. 7b und 9a).
9a
„Hervorgeborenenschaft“: MÁNUS (1,26,4; 1,31,17a; 10,63,1a.7a; 10,100,5b), YAMÁ (s. zu 10,13,4a), ÁTHARVAN, ĀYÚ, UŚÁNĀ, TRITÁ, MĀTARÍŚVAN (?) (die sieben Priester der Urzeit, Begründer des Opfers), daneben weitere Priesterkollegien, etwa die Neunerpriester [10a]); auch sonst gelten die alten Priester als Söhne des HIMMELS / der MORGENRÖTE (3,53,7a; 4,2,15); nach 1,71,8b; 3,31,3a ist AGNĺ ihr Geburtshelfer; sie gehen aus dem in 6b erwähnten ‚Samen‘ hervor, den die Erde als Leihmutter ausbrütet
„Wie … ans Euter (der MORGENRÖTE)“: das Licht der MORGENRÖTE? 4,1,14a zufolge werden die alten Priester (falls richtig ergänzt) ‚von den Strahlen der MORGENRÖTE reingewischt‘
9b
„(AGNÍ)“ mitgemeint ist wohl der in AGNÍ, seinem Sohn, mächtige RUDRÁ, dem das Lied gilt, vgl. 14a
„(AGNĺ) sollte erlangen … Nahrung“: beides seitens der soeben zu diesem Zweck geborenen Priester. Nahrung sind AGNÍ die in ihn gegossene Schmelzbutter (5,11,3b) sowie die an ihn gerichteten Lieder (vgl. 3,7,6).
„Er ist ... (des Alls)“: s. zu 1,154,4b
„als kämpferischer“: als ‚siegreich im Holz‘, als Holzvernichter (20a); aber auch im ‚Kampf‘ mit der Schmelzbutter (3,55,8a) und vor allem als siegreicher ‚Löwe‘ im Umgang mit Dämonen (3,9,4b; s. auch 3,11,6) erweist sich AGNĺ als ‚kämpferisch‘; zu Göttern als Löwen s. zu 1,64,8a
10a
„Jungfrau“: Die MORGENRÖTE bleibt Jungfrau, insofern als sie kein Sperma empfängt, und nicht schwanger wird (8b) – trotz der reichlichen Nachkommenschaft, die aus der Verbindung hervorgeht (7, 9a).
„Neunerpriester“: ein aus neun Gliedern bestehendes Priesterkollegium, das wie die sieben Priester der Urzeit zur ‚Hervorgeborenenschaft‘ (9a) aus HIMMEL und MORGENRÖTE gehört
„die (neue kosmische) Ordnung“: die bis heute aktuelle, durch den Wechsel von Tag und Nacht konstituierte Weltordnung; Motor ihrer allmorgendlichen Neuentfaltung ist u.a. der ‚Freundschafts- und Seherbund‘ zwischen der MORGENRÖTE und den Priestern, wobei die Gottheit, hier die MORGENRÖTE, Inspirator und die Priester Empfänger des wirkmächtigen Wortes sind, das die Nacht in den Tag zu verwandeln vermag; auch sonst fungieren Unsterbliche als Inspiratoren (‚Seher‘ genannt): s. 16a (ÍNDRA), 24b (RUDRÁ); 3,26,9; 3,57,5; 4,5,3; 5,11,3 (AGNĺ), 1,160,1a; 6,51,2a; 10,37,2a (SONNENGOTT), 3,7,10a (Strahlen der MORGENRÖTE), 1,105,15; 5,85,6a; 7,86,1a.7b; 7,87,6b; 7,88,4b.6b; 8,41,5b (VÁRUA), 3,59,4a (MITRÁ), 1,2,9; 1,151,6; 2,27,9b; 3,62,17; 5,63,7a; 5,66,4 (MITRÁ und VÁRUA), 10,39,2a (AŚVĺN), 1,35,7a.11b; 5,81,1a.2a (SAVITÁR), 10,123,1a.2a.5b (SÓMA), 2,12,6b; 4,19,10a; 10,55,6b (ÍNDRA), 6,58,1b.2a (PŪÁN), 1,43,4a; 1,114,3.4.9.10a; 2,33,5b; 6,49,10b; 7,46,1b (RUDRÁ), 1,64,1a; 1,85,2b; 1,167,2a; 5,52,1a.2b.12.13a.15b.16; 5,58,2.3b; 5,59,4a; 5,61,15a (MARÚT), 10,72,2a (BŔHASPÁTI)
10b
Der häufig thematisierte VALÁ-Mythos: die Befreiung der im Finsternisfels (s. zu 10,5,5b) verborgenen Strahlen der MORGENRÖTE aus dem Gewahrsam des ‚Umschließers‘ VALÁ (z.B. 1,51,3a; 1,62,2ff.), der hier als ‚Kuhhüter‘ (die Strahlen der MORGENRÖTE als Kühe aufgefasst) bezeichnet wird und andernorts PAĺ ‚Knauser‘ heißt (1,32,11a; 10,67,6b); nach 1,62,4b ist an der kraft wirkmächtigen Worten erfolgenden (10,67,3) Befreiungsaktion neben den Neunerpriestern und den sieben Priestern/Sehern der Urzeit noch ein weiteres Kollegium beteiligt: die Zehnerpriester; andernorts sind an der Aktion auch Götter beteiligt: ÍNDRA (z.B. 1,52,5b; 4,20,8a; 8,66,3b 10,89,7b), die MARÚT (z.B. 2,34,1; 5,54,6a), BŔHASPÁTI (z.B. 1,62,3b)
„ohne (tüchtig milchende) Kuh“: Erst nach Befreiung der Strahlen der MORGENRÖTE wird diese die Priester u.a. auch mit tüchtig milchenden biologischen Kühen beschenken (1,48,2; 1,92,7b)
„(Befestigungsanlagen)“: nach 1,71,2a ergänzt
„zu melken“: der Kühe / Strahlen der MORGENRÖTE zu berauben, was kraft ihrer von der MORGENRÖTE, ihrer Mutter, inspirierten Lieder geschieht (vgl. 1,71,2a; 4,1,15b)
11a
„den Samen“: Metapher für ‚Lieder‘ wie in 2b; hier die der Befreiung der Strahlen der MORGENRÖTE dienenden Lieder
11b
DEINE „Überlassenschaft“: die Lieder als Überlassenschaft des RUDRÁ, des ‚Herrn des Gesangs‘ (1,43,4a)
12a
„vor dem Sprecher, (vor BRÁHMANASPÁTI)“: zur Ergänzung vgl. 2,23,1b
„AGNÍ,) der (das Wort) hatte geschenkt“: AGNÍ ist, da unmittelbar in seiner Flamme wirksam, Inspirator in noch viel unmittelbarerer Weise als die übrigen Gottheiten (s. zu 10a), sitzen die Priester seinen knisternden (quasi sprechenden) lebendigsichtbaren Flammenzungen doch direkt gegenüber.
12b
„das Vieh“: die Strahlen der MORGENRÖTE
13a
„das Bollwerk“: die Nacht, für die es noch viele weitere Metaphern gibt, s. zu 10,5,5b
13b „des Dürregeists“: Bezeichnung für VALÁ, der auch
als PAÍ, ‚Knauser‘, bezeichnet wird; ‚Dürregeist‘ weist in dieselbe Richtung
14a
RUDRÁ in der Erscheinung seines Sohnes AGNĺ (vgl. 9b)
„dessen die Götter“: RUDRÁ als Herr der Götter, worunter hier die Priester der Urzeit zu verstehen sind, ebenso 19a, s. zu 10,72,5b
„als Licht … einsetzten (IHN)“: als Sonnenlicht im Himmel, als Blitz im Luftraum, als Feuer auf Erden (vgl. 10,45,1; 10,88,10b; 1,146,1a [AGNĺ als ‚dreihäuptiger‘], 3,26,7b [AGNĺ als ‚dreifachgesetzter Strahl‘])
14b
„(Alles) Gebornen Gewahrer“: RUDRÁ/AGNÍ als die irdischen Geschöpfe schauende Sonne, häufige Bezeichnung für AGNĺ (3,26,7a.; 10,88,4b.5a u.a.)
„(priesterlicher) Rufer (der Götter) und Opfergusspriester“: häufig von AGNĺ, s. zu 4,1,8a
15a
„(AŚVĺN)“: Ergänzung durch ‚nichtunwahrhaftig‘ motiviert, das im Dual eine Bezeichnung für die beiden ÁŚVĺN ist; nur hier Söhne des RUDRÁ
„o (lichtender) ĺNDRA“: ein weiterer Geheimname des RUDRÁ?
16
RUDRÁ als ÍNDRA, der bereits in 15a angerufen wurde
16a
„(Luft) und Wasser … durchfährt (sie“: ÍNDRA mit seinen Falben im Luftraum unterwegs (vgl. z.B. 5,43,5b)
„der sich selbst Brücke ist“: ÍNDRA, der auf seinem Wagen den Luftraum durchfährt, benötigt keine Brücken
16b
„Er machte KAKÎVAT ... erbeben“: ÍNDRA inspirierte KAKÎVAT – ein alter Seher, vielleicht Ahn des Dichters (vgl. zu 1b)
„er den AGNĺ“: ÍNDRA/RUDRÁ als Inspirator des AGNÍ
17a
Während in 10b die Priester ‚Befestigungsanlagen zu melken suchen‘, melkt hier der RUDRÁ-Sohn AGNĺ die ‚Milchkuh‘, die MORGENRÖTE (vgl. 1,146,2; 4,5,7.10), deren Milch, ihre Strahlen, ihn nähren; dank ihnen zum Jüngling erblüht wird er sich mit ihr als seiner Mutter (5,1,4b) in Liebe verbinden und Vater des Sonnenballs werden (20b)
„von zweifacher Verwandtschaft“: nicht eindeutig, da AGNĺ eine Reihe von Eltern hat; Sohn des RUDRÁ (17a, 21b, 24), Sohn HIMMELS und der ERDE (1b), Sohn der MORGENRÖTE und der NACHT (s. 1,95,1; 1,146,3; 3,55,12; 5,1,4b), Sohn der Reibhölzer (1,71,4a; 3,1,13a; 5,11,3a; 8,60,15a), Sohn des TVÁAR (3,7,4a; 10,46,9a)
„der Opferer“: AGNÍ als Opferer auch 21b 18a
NÂBHĀNÉDIHA, der Opferherr, mit RUDRÁ in engste Verbindung gesetzt
19a
„meine Umlaufbahn“: AGNĺ als SONNENGOTT in seinem Sohn, dem Sonnenball, wesend
„Diese hier ... Götter mir“: mich durch ihr Wort in den Sonnenball verwandelnde Götter
19b
„der zweimalgeborene“: als morgendliches Opferfeuer und als Sonnenball
„der erstgeborene“: Bezeichnung für AGNĺ auch in 1,164,37b; 10,5,7b; auch andere Götter gelten als erstgeboren (eine Ehrenbezeichnung?), z.B. der Wind (10,168,3b) – während ÁSURA Erstgebärender ist (3,38,5a)
„gemilcht“: (als SONNENGOTT) sichtbar gemacht 20a
„in ihnen, (den Häusern,)“: AGNĺ als Herdfeuer in den Häusern (1,71,4a; 6,5,3a; 7,43,5a), wohin man ihn aus dem Temenos (heiligen Bezirk) getragen hat
„der (die Welt) hervorstreben lässt“: der die Welt sichtbar macht
„der zwei Bahnen durchwandelnde“: die Sonnenumlaufbahn bis zum Zenith und zurück zur Erde
„der siegreich im Holz“: der das Holz vernichtet (vgl. 9b)
21a
die Kühe/Strahlen der MORGENRÖTE sind verschwunden, haben dem SONNENGOTT Platz gemacht
„(AGNĺ)“: Die Ergänzung stützt sich auf 1,145,4b, wo AGNĺ ebenfalls durch das Attribut ‚schwellend‘ charakterisiert ist.
21b
„Schatz“: auch sonst für AGNĺ (3,7,10a)
„Rosseerschlägers (RUDRÁ)“: RUDRÁ auch sonst als Rossetöter gefürchtet (vgl. 1,114,8a)
„schöne Gaben“: die Strahlen der Sonne 22
Ab hier bis 26 wird vor allem ÍNDRA gehuldigt: ein der späteren Vormachtstellung des ÍNDRA geschuldeter Zusatz?
22a
„der mit der Keule im Arm“: Zu ÍNDRA als Keulenträger (wobei unter Keule/vájra der [als hell aufleuchtende Himmelswaffe mit dem Blitz identische] Donnerkeil zu verstehen ist) s. 1,32,1a.2a.3b.5a.7a.15a; 1,51,7b; 1,52,5b.7b.8b.10a; 4,19,1a.3b u.a.
23a
„der Sänger (AGNĺ)“: Die Ergänzung ist durch 23b motiviert. Als Inspirator/Seher (s. zu 10a) ist AGNĺ zugleich Sänger (‚Knisterer‘: s. zu 12a), als welcher er seine Worte in die Herzen der Priester senkt.
23b
„(über die Gefahr …) hinwegführen sie“: vgl. 1b
24b
„(… SEIN) Ross“: die Sonne (?)
„bist … bei des Ruhmes Erbeutung (eilig)“: verhilfst du zu raschem Ruhm
26a
„Der von den Wassern erhöhte“: ĺNDRA von den WASSERN erhöht aus Dankbarkeit dafür, dass er sie von VŔTRA befreit hat (4,18,6-7; 7,18,24b).
26b
„Herbei … (soll er kommen)“: ĺNDRA wird herbeigebeten, da der Somatrank fertig ist.
„Auseinander … der rötlichen Kuh“: Die Milch verteilt sich im Somasaft, dieser kann nun getrunken werden.
27b
„Beobachter, aufmerksame, die stumpfsichtig nicht“: somit gute Kampfrichter (vgl. 1a)
3,38,1-9; PRAJÂPATI/VIŚVÂMITRA
1. Erschaut (im Innern) wie der Wagner (den Wagen) habe ich (dies) Gedicht. Wie ein (dahineilender) Hengst, ein siegreicher, ein mit Leben wirkendem Joch begabter (dem Kampfpreis entgegenstürmt), stürme (auch) ich (dem Kampfpreis) entgegen. / Zu ergreifen, ja zu ergreifen freudespendende (Worte), frühere, such die (alten lichtenden) Seher ich zu erschaun, zu empfangen Leben wirkende Offenbarung.
2. Und frag auch die mächtigen Geschlechter der (lichtenden) Seher! Mit festem Geist zu Leben tätig habt ihr (Seher) gebildet den Himmel. / Folgende (Sonnen)hervorführ(worte) sind wahrlich dir, die werden wachsen lassen (die Sonne), im Geist erstrebte, eben jétzt únter der (Himmels)feste gekommen!
3. Und nachdem (die Seher) jene wahrlich, (des HIMMELS und der ERDE) geheime (Namen, vom Himmel) hatten hierher herabempfangen, (da) salbten zur Herrschaft gemeinsam sie HIMMEL-UND-ERDE. / Gemeinsam mit Maßen maßen sie sie, spannten (sie) beide, (die) weit (waren), ein (und) setzten zwischen (sie,) die beiden großen, die (vordem) zusammengefügte (waren), (den Vogel,) um (ihn) zu säugen.
4. Den, der (den Wagen) bestieg, (den SONNENGOTT) brachten sie alle rings zur Erscheinung. In (glühende) Herrlichkeiten sich kleidend wandelt (nun) als Selbstleuchtender (er). / Der große Wesensausdruck wahrlich des Stieres, des ÁSURA, (des lebendigen Gottes des Himmels, ist) er. Als Herr über alle Erscheinungsformen nimmt (ÁSURA ihrer) unsterbliche an.
5. Es gebar als erster der (zeugungsmächtige) Stier (ÁSURA), als ältester. Die Kraftströme von ihm sind viele. / O ihr beiden Söhne des HIMMELS, (MITRÁ und VÁRUA,): Über die Welt, die gewahrbar, besitzt, dank der (Dichter) Dichterworte, die Herrschaft ihr beide, o (strahlende) Könige ihr.
6. Die drei (Göttersitze), o (strahlende) Könige ihr, die vielen rings, alle (Götter)sitze bringt in der Welt, die gewahrbar, ihr zur Erscheinung beide. / Ich sah, dorthin im Geist gegangen, in (der beiden Könige) Botmäßigkéit díe GANDHARVÁ, die windhaarbegabten.
7. Diesen wahrlich nun (umhegten) Geleitling der Kuh, des (zeugungsmächtigen) Stieres, (der) Milchkuh (zugleich), haben (die Seher) kraft der (sein Wesen zum Ausdruck bringenden) Namen erbildet. / Jeder in ein andres aus ÁSURA, dem lebendigen Gott (des Himmels), hervorgegangenes (Gewand) sich kleidend haben die wirkmächtigen Denkens mächtigen (Sänger sein) Lichtgewand ihm angemessen, (dem Sonnengott).
8. (In) dieses wahrlich nun sein, des (belebenden) SAVITÁR, (Lichtgewand kleidet sich sonst) kein (Gott) vor mir: (in dies Gewand,) in die goldene (drängende) Lichtflut, die er (nun) hingerichtet. / Herbei durch Lobsingen, das Leben wirkt, (habe gebracht ich) HIMMEL-UNDERDE, die beiden alleshervortreibenden. Wie beschützend die junge Frau (ihre) Kinder umhüllt, (so mögen beschützend umhüllen HIMMEL-UND-ERDE alle Geschöpfe!)
9. Ihr beide führt des Uralten, (des ÁSURA,) des großen, (kosmische Ordnung) geradewegs (ihrer) Vollendung zu. Oh dass als göttlicher Segen ihr beide rings um uns her seid! / Dessen, dem die Zunge eines Kuhhüters, (des SAVITÁR,) des hervorgetretenen, des wirkmächtigen Denkens mächtigen, alle Erscheinungformen aufweisenden Werke sehen (die Wesen) alle.
1a
„Erschaut … der Wagner (den Wagen)“: bevor er ihn baut; der Wagen eine Metapher für das Gedicht oder mit einem Lied/Gedicht verglichen: 1,102,9b; 5,66,3a; 10,26,9a; 10,39,14a
Der Dichter im Wettkampf: ein häufiges Motiv (4,56,4b; 10,39,11; 10,53,8b; 10,61,1a.23b; 10,71,5a.10; 10,81,7a; 10,97,14 u.a.) – als Kampfpreis winkt die (segnende) Gegenwart der Gottheit, hier des SONNENGOTTS sowie HIMMELS und der ERDE, nicht etwa der Besitz von Kühen, Rossen, Gold etc. (hierzu s. bes. 4,1,18)
1b
Anrufung der alten Seher (die zu Beginn des [damaligen und jetzigen] Zeitalters lebende Priester-/ Sehergeneration, die für die Nachgeborenen besondere Autorität besaß) bzw. einzelner verdienstvoller Ahnen um Beistand, auch sonst in Proömien belegt, s. 10,61,1b; 5,66,3b
„freudespendenden ... frühere“: mir Freude schenkende Worte der Früheren
2a
„Und frag … Seher!“: Selbstanrede; der Sänger ermutigt sich, aktiv die alten Seher zu befragen, er will nicht nur passiv auf Offenbarung warten
„Mit festem Geist ... Himmel“: die Seher als Schöpfer des Himmels mittels der Sonne
2b
Der Sänger, nun offenbar im Besitz der gewünschten Offenbarung seitens der alten Seher, glaubt die für die Inswerksetzung eines würdigen Sonnenaufgangs geeigneten Worte vernommen zu haben.
„dir“: wiederum Selbstanrede des Dichters
3a
Die Sonne und mit ihr Himmel und Erde, die erst durch die Sonne sichtbar und damit existent werden, waren auch in der Urzeit erst ins Dasein getreten, nachdem es den alten Sehern gelungen war, sie bei ihren geheimen Namen zu nennen.
Zu HIMMEL und ERDE als Herrscher: 4,56,6a; 6,50,3a
3b
Vermessung und Einsetzung von Himmel und Erde sowie ihre Trennung mittels der zwischen die beiden gesetzten Sonne, die hier offenbar mit einem Vogel verglichen wird (vgl. 1,72,9); die Säugung des Sonnenvogels durch preisende Worte dient seiner Entfaltung
4b
„Als Herr … unsterbliche an“: nicht nur die Sonne, auch die Erscheinungsformen der übrigen Unsterblichen (der Himmel, die Erde, das Gewitter, …) sind Manifestationen des Urgottes ÁSURA (vgl. 3,56,3: auch hier ÁSURA ‚Herr über alle Erscheinungsformen‘ [viśvárūpa])
5a
„Kraftströme“: die in den verschiedenen Gottheiten wirksamen Kräfte
5b
Des (mehr oder weniger mit ÁSURA identifizierten) HIMMELS Sprösslinge MITRÁ und VÁRUA als Könige über die Welt; als Könige/Herrscher gelten die beiden häufig (etwa 2,41,5; 3,62,17; 5,66,6), wobei VÁRUA noch häufiger genannt wird (etwa 1,24,12-14.; 2,27,10a; 7,34,11; 8,41,9b)
6a
„Die drei (Göttersitze)“: Himmel, Zwischenraum/ Luftraum, Erde
„alle (Götter)sitze“: die zwölf Göttersitze, an denen die Götter gegenwärtig sind (in 4,1,18b ‚Kammern [dúryās]‘, in 1,50,5a ‚Häuser‘ [víśas] genannt): drei Himmelssphären, drei Lichtsphären, drei Luftsphären (5,69,1a) und drei Reiche der Erde (7,104,11a)
„bringt … zur Erscheinung beide“: MITRÁ und VÁRUA die Göttersitze sichtbar machend und dadurch überhaupt erst erschaffend: auch sie Sonnengötter (die im gVeda verkündete Religion eine Sonnenreligion!)
6b
„dorthin“: zur Sonne
„die GANDHARVÁ“: mit der Sonne aufs Engste verbundene göttliche Wesen, Verkünder der Namen der ‚Kühe‘ (10,139,6); ihr Zuhause ist der Äther, zu dem die Düfte (gandhá m. ‚Wohlgeruch‘) der Erde aufsteigen (AtharvaVeda 12,1,23); im Singular auch mit der Sonne identifiziert (9,83,4a); männliche Pendants der etwa im verwandten Lied 3,56 erwähnten drei APSARÁS (‚die Nichtspeisenden‘; im Singular auch GANDHARVÎ, s. 10,11,2a); ebenfalls in den Diensten des VÁRUA steht der GANDHARVÁ möglicherweise in 9,83,4, wo er mit dessen(?) Schlinge den Betrüger fasst
„die windhaarbegabten“: langes, im Wind flatterndes Haar habend und somit an RUDRÁ ‚den Herrn des Gesanges (gāthápati) gemahnend (dessen langes Haar indes in der Form einer Muschel aufgewunden ist), wiewohl die GANDHARVÁ erst in den indischen Epen als Sänger und Musiker auftreten
7a
ÁSURA als Urgottheit des Himmels Stier und Kuh zugleich, s. 1,160,3; 3,56,3
„kraft … Namen erbildet‘: Namen/Worte sind wirkmächtig.
7b
Als ‚Herr über alle Erscheinungsformen‘ oder ‚Allfarbiger‘ (viśvárūpa, s. 4b) stellt ÁSURA den Sehern ‚Gewänder‘ unterschiedlicher Farbe zur Verfügung. Jeder Seher kleidet sich in eine andere Farbe (nimmt einen anderen Charakter an), sodass das Lichtgewand des Sonnengottes, dem jeder Sänger seine Farbe aufprägt, die verschiedensten Farbtöne (alle Farben des Regenbogens, die in der Summe als weiß erscheinen) aufweist.
8a
„nun“: Der Priester blickt dem ‚Lichtgewand‘ der aufgehenden Sonne entgegen.
„SAVITÁR“: neben ‚SÛRYA‘ Name des Sonnengotts par excellence (alle Götter haben in Bezug auf die Sonne ihre Aufgabe); genauer: Bezeichnung des das nächtliche Chaos beendenden (4,54,5), auf die MORGENRÖTE folgenden (5,81,2b), aber auch des Abends die Welt zur Ruhe bringenden Gottes (1,35; 2,38)
9a
„Ihr beide“: wohl MITRÁ und VÁRUA (Fortführung von 6)
„(des ÁSURA) … (kosmische Ordnung)“: In 4,56,7a ist es hingegen die Ordnung des MITRÁ, die HIMMEL und ERDE ihrem Ziel zuführen.
9b
„alle Erscheinungsformen ... Werke“: die gesamte nun im Sonnenglast daliegende Welt
3,56,1-5; PRAJÂPATI
1. Nicht tasten die wirkmächtigen Denkens Mächtigen, nicht die Denkmächtigen die Gebote der Götter an, die als erste festgesetzten. / Nicht können Himmel-und-Erde, die unbetrügbaren, durch (wirkmächtige) Sehergedanken, nicht die Berge niedergebeugt werden, sobald sie (morgens) hervorgetreten.
2. Sechs Hervorbringungen bringt hervor, selbst unbewegt, der Eine: In das geordnete Weltall, an (des Weltalls) höchsten (Scheitel) sind die Kühe gelangt. / Die drei großen (Bereiche der Erde) sind darunter befindlich, die dahineilenden. Ins Verborgene (sind davon) zwei hineingesetzt, (deutlich) sichtbar ist (nur) der eine (Bereich der Erde).
3. Dreimutterleibig (ist) der (zeugungsmächtige) Stier, Herr über alle Erscheinungsformen und dreieutrig, der in vielfältiger Weise nachwuchsreiche. / Der dreiantlitzige ist Herr als großmächtiger. Er (ist) samensetzender (zeugungsmächtiger) Stier für die in ununterbrochener Folge sich aneinanderreihenden (MORGENRÖTEN).
4. Vor deren Angesicht ist der Fährtenaufspürer erwacht. Der Söhne der (ungebundenen) ÁDITI prachtvollen Namen hab ich gerufen. / Die Wasser selbst: Vor ihm, (SAVITÁR,) sind zur Ruhe gekommen sie; die Göttinnen, die in verschiedene Richtungen sich wenden: Rings um ihn her sind sie verschwunden.
5. Drei (sind) die Versammlungsräume, o Ströme, dreimal der (lichtenden) Seher (Versammlungsräume); und Kind dreier Mütter in den (drei) Seherräumen (ist) der Gemeinsamkönig. / Die ordnungsmächtigen (ewig) jugendlichen Frauen (sind) drei, die im Wasser beheimateten, die dreimal wahrlich des Tags in der Seherversammlung (der Menschen durch Opfer) geehrt werden als Herrinnen.
1a
„die Gebote der Götter“: vor allem die des MITRÁ und des VÁRUA (5,63,7)
2a
„Sechs Hervorbringungen“: den in drei Bereiche unterteilbaren Himmel und die in drei Bereiche unterteilbare Erde (vgl. 1,164,10a; 7,87,5a)
„der Eine“: der uranfängliche Stier ÁSURA (s. 3a)
„In das … die Kühe gelangt“: die Strahlen der MORGENRÖTE, mit Kühen verglichen (vgl. 3b), hoch oben am Himmel sichtbar
2b
„Die drei ... dahineilenden“: die unter der Sonne (von der Sonne aus betrachtet) von West nach Ost fortwandernde Erdoberfläche
„(deutlich) ... (Bereich der Erde)“: die hohen Berge, während die beiden tiefer gelegenen Erdbereiche noch in Dunkel gehüllt sind
3a
Vgl. 3,38,4b, wo ÁSURA ebenfalls als ‚Herr über alle Erscheinungsformen‘ (die übrigen Götter Manifestationen des ÁSURA) gefeiert wird
3b
Der Spross (‚Same‘) ist AGNÍ, der aus des ÁSURA (mit dem Nachthimmel gleichgesetzt) Bauch geboren wurde (3,29,14b) und sich mit der MORGENRÖTE verbindet (genauer sind es seine Flammen, die ‚Büffel‘, die sich mit den Strahlen der MORGENRÖTE als ‚Stuten‘ paaren [10,5,2a]), woraus die Sonne hervorgeht
„(MORGENRÖTEN)“: für die Ergänzung spricht deren Erwähnung unter der Metapher ‚Kühe‘ in 2a sowie die Tatsache, dass die MORGENRÖTEN auch sonst als śáśvat (‚in ununterbrochener Folge sich aneinanderreihend‘) bezeichnet werden (1,113,8a; 1,124,2b)
4a
„Fährtenaufspürer“: hier, wie die folgenden Worte nahelegen, ein Sohn der ÁDITI, wobei nur VÁRUA in Frage kommt, der Aufspürer der sich Tag für Tag ein wenig ändernden Umlaufbahn der Sonne ist (7,36,2b)
4b
Die tobenden ‚Wasser‘ der Nacht, hier als Göttinnen bezeichnet; auch in 4,54,5b und 10,149,1 tritt SAVITÁR als Befrieder des nächtlichen Chaos auf, das an die weltanfängliche Urflut (10,129,3a) gemahnt
5a
„Drei … (Versammlungsräume)“: Erde, Luftraum, Himmel als Orte, an denen sich Götter versammeln
„o Ströme“: hervorgetreten aus dem Chaos der Nacht, haben die Ströme nun ihre Reise zur Erde angetreten (vgl. 1,72,8a)
„dreimal … (Versammlungsräume)“: kraft ihrer geistigen Fähigkeiten sind Seher keine erdgebundenen Wesen, sie vermögen sich auch in Luftraum und Himmel zu versetzen
„Kind dreier ... (ist) der Gemeinsamkönig“: AGNÍ auch in 3,55,7a als ‚Gemeinsamkönig‘ bezeichnet; im ‚Seherraum‘ (besser ‚gewahrbaren Raum‘ [vidátha n. von vid-vétti ‚gewahren‘]) Erde wird AGNÍ in Gestalt des morgendlichen Opferfeuers aus der NACHT (5,1,4b) geboren, im ‚Seherraum‘ Zwischenraum in Gestalt des Blitzes (Mutter?), im sichtbaren Himmel als oberstem ‚Seherraum‘ in Gestalt der Sonne aus der MORGENRÖTE (bzw. deren Strahlen [3b])
5b
Zu den drei jugendlichen Wasserfrauen (APSARÁS) vgl. zu 3,38,6b.
1,71,1-5.8; PARĀŚARÁ
1. Nach und nach mögen zu beleben beginnen die (ihn) liebenden (Finger) den (sie) liebenden (AGNĺ) – wie (ihren) Mann, den vertrauten, (seine) Fraun, Bewohnerinnen desselben Nestes! / Die Schwestern haben die Rappenschwarze, die Feuerfarbene liebgewonnen – wie die feuerfarbenprächtig erstrahlende Morgenröte (liebgewonnen haben) die Kühe.
2. Die (feste) Burg wahrlich, (ihre) Befestigungsanlagen brachen auf unsere Väter durch Worte, den („unzerspaltbaren“ Finsternis)fels, die (im Geiste regen) Priester der Urzeit durch Brüllen. / Sie haben gemacht des Himmels, des gewaltigen, Weg uns. Den Tag, das Sonnenlicht haben sie gefunden, die Fackel der (rötlich erstrahlenden) MORGENRÖTE.
3. Sie setzten ein die kosmische Ordnung, setzten in Umlauf deren Denken. Sogleich (haben) Opferherren, (die kosmische Ordnung) einzusetzen wünschende, sich verbreitet. / Die nichtdürstenden (Gedanken) des wírkmáechtigen (Priesters) gehn zu den Göttern, zum Geschlecht (der Unsterblichen), (diese) durch Freudespendendes lassend gedeihn.
4. Wann immer (der Priester AGNÍ aus dem Holze) gerieben, erscheint (er,) der weithin umhergetragene, ín (seinen) Eltern anschwellende, Haus um Haus, der rötlichschimmernde, der zu bringen hervor (im Temenos), / (únd) führt dann immer – wie fúer einen (strahlenden) König, der mächtiger, áls unter (dessen) Schutz séiend – das Botenamt aus, der Funkenreiche.
5. Sobald (AGNĺ) dem großen Vater, dem HIMMEL, es, das (Samen)nass, hatte verschafft, schlich (RUDRÁ) herab, nachdem (dessen) Anschmiegungen (an die MORGENRÖTE) bemerkt er. / Es schießt (RUDRÁ,) der Schütze, voll Kühnheit das Geschoss auf ihn. In die eigene Tochter (der HIMMEL,) der Gott, den aufblitzenden Samen will setzen.
8. Als hin zum (Samen)erguss den Männerherrn der (Liebes)eifer hatte gelangen lassen, (ließ) den reinen Samen, den während der (Liebes)begegnung herabgegossnen, der HIMMEL (zurück). / Der (Gott des Feuers) AGNĺ brachte die kühne Schar zur Geburt, die nichtnichtzulobende, jugendliche, das Denken darauf richtende, Leben zu wirken. Und zu süßer Reife führte er (sie).
1a
„zu beleben“: zu entzünden durch die Reibhölzer 1b
„Die Schwestern“: die Finger
„die Rappenschwarze, die Feuerfarbene“: NACHT und MORGENRÖTE (Eltern von AGNÍ, s. zu 10,61,17a)
„die Kühe“: die bereits am frühen Morgen weidenden Kühe
2a
Der VALÁ-Mythos, s. zu 10,61,10b
„Die (starke) Burg“: auch sonst Bezeichnung für Finsternisfels/Nacht (s. zu 10,5,5b)
„unsere Väter“: die alten Priester
„durch Brüllen“: durch das laute Singen ihrer Lieder
2b
„Sie haben … Weg uns“: Sie haben dafür gesorgt, dass der Himmel allmorgendlich neu in Erscheinung tritt
„das Sonnenlicht haben sie gefunden“: Im Fels fanden sie die den AGNĺ nährenden Strahlen der MORGENRÖTE, aus der durch Vereinigung mit diesem der SONNENGOTT/ das Sonnenlicht hervorging (und -geht), vgl. zu 10,61,17a.
3a
„Sie setzten ein die (kosmische) Ordnung“: die (neue kosmische) Ordnung, s. zu 10,61,10a
„setzten in Umlauf deren Denken“: lehrten die Menschen das den Sonnenumlauf bewirkende Denken und Dichten
„die (kosmische Ordnung) … wünschende“: mit Hilfe von Priestern einzusetzen wünschende
3b
„nichtdürstenden“: begierdefreien
„Freudespendendes“: Lieder, Schmelzbutter (1,72,3a; 5,11,3b)
4a
„in (seinen) Eltern“: in den Reibhölzern (s. zu 1a und zu 10,61,17a)
„Haus um Haus“: Das im Temenos entzündete Feuer wird (nach Geburt des Sonnenballs) in die Wohnhäuser getragen (s. zu 10,61,20a).
4b
„das Botenamt“: Zu AGNĺ als Bote s. zu 4,1,8a.
5
Mythos vom Inzest des HIMMELS und der MORGENRÖTE, vgl. 10,61,5-9, wo indes AGNÍ nicht als Verschaffer der Samenflüssigkeit genannt wird und auch RUDRÁ als Auslöser des Samenergusses (er schießt den Blitz auf Gott HIMMEL) unerwähnt bleibt
5a
„(AGNÍ)“: Ergänzung durch den vorausgehenden Vers motiviert; AGNÍ trägt zu dem Inzest bei und erlangt auf diese Weise nicht nur die im Temenos und später in den Wohnungen der Menschen gebietende Flamme als seine irdische Behausung (s. 10,61,7b), sondern auch die aus dem Samen des HIMMELS und der MORGENRÖTE hervorgehenden Menschen als seine Versorger und Priester (10,61,9a)
8b
„Der (Gott des Feuers) AGNĺ ... zur Geburt“: AGNĺ als Geburtshelfer bei der Geburt der Menschen/ Priester, der ‚Hervorgeborenenschaft‘ von 10,61,9a
„Und zu … führte er (sie)“: vgl. zu 1,72,3
4,1,6-18; VĀMÁDEVA
6. Sein, (des AGNĺ,) Aussehen (ist) das herrlichste, (sein,) des Leben wirkende Reichung reichenden Gottes, (Aussehen ist) das feuerfarbenprächtigste bei den Sterblichen. / (Es ist) licht wie Schmelzbutter, erhitzte, der (nicht zu erschlagenden) Kuh, begehrenswert wie eines Gottes Gabe einer Milchkuh.
7. Dreimal sind seine, die höchsten, wahrhaftseienden, begehrenswerten (Geburten): des Gottes AGNĺ Geburten. / Inmitten endlosen (Dunkels), rings (in dieses) gehüllt, kommt er herbei, der lichte, lichtreiche, (dem Menschen) entgegenkommende, aufleuchtende, ja aufleuchtende.
8. Er, der Bote, hält (begehrend) wahrlich zu auf alle (Götter)sitze, der Rufer der Götter und Opfergusspriester mit goldenem Wagen, mit ergötzlicher Zunge, / mit roten Pferden, der lichtprächtige, weithin aufscheinende, immer ergötzliche wie ein speisereich (festlich) Zusammensitzen.
9. Er soll erleuchten die (geistbegabten) Menschen, (ihr) Opferverbündeter. Hervor (aus dem Holz) führen sie ihn am großen Zügel. / Er wohnt in dessen, (des Menschen,) Kammern, er, der (die Opfergaben) geradewegs (ihrem) Ziel zuführt. Der Gott: Des Sterblichen Opfergemeinschaft hat (er) erlangt.
10. Er doch soll uns, der AGNĺ, führen, der vorwärtswissende, zu der Gabe, der (einstmals) von Göttern gereichten, die sein, / die durch ihr (wírkmáechtiges) Denken alle Unsterblichen lebendigsichtbar machen, der HIMMEL (auch), (dein) Vater, (dein) Zeuger, o Bulle (AGNĺ)!
11. Er wurde geboren als erster in wasserumspülten Festungsmauern, in dieses großen Wasserraums Tiefe, in (dessen) Schoß, / fußlos, hauptlos, verbergend (seine) beiden Enden, hingebunden, ja hingebunden werdend an des (zeugungsmächtigen) Stieres Nest.
12. Hervor strebte die kühne Schar als erstes in allseitig bewunderungswürdiger Weise, in der kosmischen Ordnung Schoß, in des Stieres Nest, / die begehrenswerte, jugendliche, lichtprächtige, weithin aufscheinende: Die sieben Freudespendenden wurden geboren dem (zeugungsmächtigen) Stier.
13. Unsere Väter, die dem (ersten geistbegabten Mensch,) MÁNUS, entsprossenen, setzten sich darauf vor zu (AGNÍ), die kosmische Ordnung (in Bewegung) zu schnauben. / Deren Pferch der (scharfe Finsternis)stein, die gutmelken, im Innern der Höhle (befindlichen) trieben heraus sie, die (rötlich) erstrahlenden Strahlen der MORGENRÖTE, (sie) zu sich rufend.