Tod am Katzensteig - Burgitta Egg - E-Book

Tod am Katzensteig E-Book

Burgitta Egg

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Beschreibung

Hüschow ermittelt. Am Wanderweg Katzensteig wird eine Leiche gefunden. Professor Messerschmyid kann nur Selbsttötung feststellen. Dennoch ist die Leiche furchtbar zugerichtet. Nachdem die Identität des Toten geklärt ist, erfahren die Ermittler von seinem schrecklichen Schicksal. Aber wer schändete die Leiche und warum? Hüschow, Aysenstein und Müller stehen vor einem Rätsel, das sie nach und nach lösen. Die Ermittlungen und die Folgen sind für Hüschow entscheidend. Spannung pur.

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Schön, dass Du reinschaust.

Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung beim zweiten Band der Reihe Hüschow ermittelt!

Dies ist ein Roman. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig. Alles ist frei erfunden und Katzen können nicht reden. Obwohl – Katzenfreunde behaupten das Gegenteil.

Von Burgitta Egg sind folgende Bücher erschienen:

Dystopie:

– Die seltsame Stadt und andere merkwürdige Geschichten

– Der Zweig

Krimi:

– Tod im Altwasser - Hüschow ermittelt

– Tod am Katzensteig - Hüschow ermittelt

Kinderbuch:

– Die Abenteuer des kleinen Drachen Johann

Alle Bücher sind im VLB gelistet. Sie sind in jeder Buchhandlung bestellbar und in den Onlineshops erhältlich.

Besuchen Sie Burgitta Egg auf ihrer Instagram-Seite: @burgitta.egg

Burgitta Egg

Tod am Katzensteig

Hüschow ermittelt

Kriminalroman

Sonntag, 29. März

U

nten im Tal läutet erstes zartes Grün den Frühling ein. Die Felder sind gepflügt und schwanger warten sie, dass aus ihrem Inneren neues Leben sprießt. Es wäre so schön, wenn nicht …

Soll er sich gleich hier hinabstürzen? Einige Male schon dachte er daran. Spring! Spring endlich! Dann hast du’s hinter dir! Enttäuscht und mutlos steigt Hornung den Tachenstein hinunter.

Dann hat er eine alles verändernde Idee.

Drei Monate später:

Donnerstag, 16. Juli

D

ie Sonne versinkt, die Gluthitze lässt nach. Hüschow lümmelt mit Gorilla auf dem Balkon und hofft auf einen kühlenden Lufthauch. Er nippt an seinem Glas, lustig klingeln die Eiswürfel. Der neue Gin ist nicht übel. Eine kleine Entschädigung für das schweißtreibende Wetter.

Letztes Jahr klärten sie vier Morde auf. Den von Antonia von Saystetter, von Gustaav Mayrhoud, Elsi Mayrhoud und deren Zugehfrau Alberta Franzel. Nur die wahre Identität von Antonia von Saystetter ist bis heute nicht bekannt, was ihn wurmt. Ihr Name war so falsch wie ihre Haarfarbe gewesen ist.

Der Mörder versteckte ihre Leiche im Gundlfinger Altwasser, bis sie drei Monate später in einem schrecklichen Zustand wieder auftauchte. Hannes Schleegert, der durch die Ermittlungen zum Freund wurde, geriet unter Mordverdacht, da er ein Verhältnis mit Antonia hatte. Aber Hannes liebte Marie, Antonias Freundin. Das war eine etwas verzwickte Geschichte.

Nachdem Marie und Hannes endlich zusammengekommen waren, erlitten sie kurz darauf einen schweren Schicksalsschlag: Hannes rief Hüschow um Hilfe. Obwohl die Mordermittlungen auf Hochtouren liefen, ließ Hüschow alles stehen und liegen und raste ins Kelheimer Krankenhaus. Marie hatte ihr Baby verloren. Tröstende Worte fand er keine. Was soll man auch sagen in so einer Situation. Aber er war da und half in der darauffolgenden Zeit, wo er nur konnte. Er lernte Marie von einer anderen Seite kennen. Ihre Verletzlichkeit, die sie hinter groben Worten versteckt, zeigte ihm, wie ähnlich sie sich sind.

Gorilla reißt ihn aus seinen Gedanken. »Was ist jetzt mit Obermeier?«

»Ach, Emil habe ich ganz vergessen. Er hat ja übermorgen Geburtstag.« Manchmal hat er das Gefühl, seine Katze weiß über sein Leben besser Bescheid als er selbst.

»Deshalb fragte ich.«

»Ich schenk ihm ein T-Shirt mit einem lustigen Spruch drauf. Da wird er sich freuen.«

»Glaubst du das allen Ernstes?«

»Natürlich, was denkst du denn? Wo ich auch hinkomme, überall bewundert man mein T-Shirt.«

»Ja genau, Miau.« Gorilla steckt den Kopf in ihr Fell und schnurrt weiter.

Hüschow telefoniert mit Mike Trichter, der seine T-Shirts bedruckt. Seit Jahren verbindet sie eine lockere, spaßige Freundschaft.

Nach dem Gespräch kippt er den Rest Gin hinunter und geht zu Bett.

Gorilla, die Ausschau nach Brummi gehalten hatte, folgt ihm schnell ins Innere.

Samstag, 18. Juli

D

ie Bäume werfen schon lange Schatten. Der Wind rauscht in den Blättern. Der Wettergott erhörte die Stoßgebete, denn die mörderische Hitze der vergangenen Tage wich Strickjackentemperaturen.

Emils Vater grillt und Emils Mutter stellt Schüsseln auf die lange Tafel, die von einer großen Kastanie beschattet wird. Teller, Gläser, Besteck und liebevoll arrangierte Blumengestecke lassen einen an die französische Lebensart denken.

Die Sonne geht unter, jemand zündet Kerzen an. Zusätzlich beleuchten bunte Glühbirnen die fröhliche Runde.

Professor Messerschmyid entfacht das Feuer, das in einem großen Feuerkorb bereitsteht. Emil stellt vorsorglich einen Feuerlöscher hinter den Kirschbaum. Der Professor legt Holz nach bis riesige Flammen in den Himmel schießen. Funken fliegen, die Scheite schnalzen. Eingeschüchtert nimmt er wieder Platz und tut, als ob nichts wäre.

Die Gäste jonglieren mit den Schüsseln, sie essen und trinken viel, alle lachen und sind guter Dinge.

Kein Fall belastet die fröhliche Runde. Essen, Trinken und fröhlich sein1, diese Worte aus der Bibel kommen Hüschow in den Sinn, während er, zufrieden mit sich und der Welt, in die Runde schaut.

Die Kulisse erinnert an die Schlussszene bei Asterix und Obelix, nur dass kein gefesselter Sänger am Baum hängt.

Hüschow will heute feiern und wenigstens für ein paar Stunden den Alltag vergessen. Dem scheint nichts im Wege zu stehen.

Das Feuer hat sich ohne Zutun beruhigt und knistert vor sich hin.

Plötzlich klopft Emil auf den Tisch. Nach und nach verstummen die regen Gespräche.

»Mama, Papa, Oma, Opa, meine lieben Gäste«, stottert er. »Dies ist mein achtunddreißigster Geburtstag und mein schönster.« Das behauptet Emil jedes Jahr. »Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid und mit mir feiert. Herr Professor, Doktor Mauerer, auch Sie beide sind herzlich willkommen. Ludwig, alter Schauspieler«, eine Anspielung auf die große Ähnlichkeit mit Moretti, wie alle behaupten, »Eisnstoa, du Snooki, Müller, du treue Seele, Helga, meine Lieblingscousine, Steffi, meine zweitliebste Cousine und Luise, meine liebe Schwester, seid gegrüßt.« Kurze Pause. »Und zu guter Letzt … Lisa, kommst du bitte?«

Aus dem Dunkeln tritt eine schlanke Gestalt, die ein schönes Landhauskleid trägt. Anmutig und lächelnd schreitet sie auf Emil zu, umarmt und küsst ihn. Stolz legt er den Arm um ihre Taille.

Niemand wagt es, auch nur einen Finger zu rühren, geschweige denn etwas zu sagen, bis die Mutter einen Schrei ausstößt, ihre Hände vor das Gesicht schlägt, aufspringt und ins Haus läuft.

»Das ist ja eine Überraschung Emil«, durchbricht Hüschow die peinliche Situation. Aysenstein knufft ihn in die Seite und verdreht die Augen. »Lass mich doch«, sagt Hüschow und knufft zurück. »Mein Segen habt ihr zwei. Hey! Darauf trinken wir.«

Die Schockstarre weicht, die Gäste applaudieren und prosten dem Paar zu.

»Danke Ludwig, danke euch allen, Prost.«

Lisa flüstert Emil etwas zu und läuft ins Haus.

Die Gäste umzingeln Emil und einige klopfen ihm anerkennend auf die Schulter.

»Wie hast du das angestellt?«, fragt seine Lieblingscousine und nicht nur sie will es wissen, auch alle anderen lauschen neugierig.

Bevor er antworten kann, führt Lisa Emils Mutter aus dem Haus. Allem Anschein nach hat sie die Frau besänftigen können. Was aber noch keiner weiß: Emils Mutter leidet an einer beginnenden Demenz und wird ohne Grund schon mal aufbrausend oder läuft davon.

Wie alle wieder auf ihren Plätzen sitzen, packt Emil die Geschenke aus und Hüschows Geschenk zieht er sich sofort über.

Der Spruch auf dem Shirt trifft ins Schwarze. Alles wird gut! Obermeier ist jetzt da! Ein wenig eifersüchtig fummelt der Professor an seiner Brille herum. Kumpelhaft legt Hüschow einen Arm um seine Schultern und verwickelt ihn in ein Gespräch. Schnell ist er wieder der alte scheppernde Typ, dessen Witze niemand versteht.

Nach dem opulenten Mahl schlendert ein Teil der Gäste im Garten umher, einige sitzen am Feuer, andere stehen am Grill und wieder andere sind auf ihren Plätzen sitzen geblieben, so wie der Professor, Hüschow und Aysenstein.

Emils Opa sorgt für Stimmung. Er spielt auf seiner Ziach Gstanzln und für jeden Gast hat er einen lustigen Vierzeiler. Die Musik und das Gelächter schallen über Teugn und manch Nachbar schließt kopfschüttelnd die Fenster.

Zu später Stunde schafft Hüschow den Gang zur Toilette nicht mehr. Er wankt tiefer in den Garten, da wo es dunkel ist. Er stellt sich an eine Kastanie, pinkelt an den Stamm und wie er aufblickt, starren ihn ein vom Feuerschein reflektiertes Augenpaar an. Was ist das denn, denkt er und zwickt die Augen zu. Als er sie wieder öffnet, ist der Spuk auch schon vorbei.

Mit angepissten Schuhen und Hose stapft er zu Aysenstein. »Eisnstoa komm, wir fahren«, lallt er und hält sich an Svens Schulter fest. Sven atmet erleichtert auf. Lautstark verabschiedet sie die Geburtstagsgesellschaft.

Im Alcimona, dem großen Wohnkomplex oben am Gleislhof, steht Aysenstein am Fenster. Ludwig ließ sich ungewohnt schnell zu Bett bringen. In der Vergangenheit hatte es oft zeit- und kraftaufwendige Anläufe gebraucht, bis er ihn im Bett hatte.Ludwig sollte seinen Alkoholgenuss überdenken. Soll ich ihn darauf ansprechen? Ich bin doch nicht blöd, denkt er.

Er schaut nach Riedenburg hinunter. Wie Sterne strahlen die wenigen erhellten Fenster zu ihm herauf. Angesichts dessen, wird ihm seine Einsamkeit wieder bewusst. Er seufzt und geht zur Vitrine.

Aragorns Ring, das Schwert Stich, und weitere Accessoires liegen sorgfältig drapiert und mit Schildchen versehen darin. Wenn Ludwig wüsste, dass er diese Artefakte besitzt, würde er ihn für völlig bekloppt halten. Er hätte lange keine gute Zeit. Ludwig kann manchmal richtig ätzend sein. Wenn er eine Schwachstelle findet, bohrt er darin herum, wie in einer Schusswunde auf der Suche nach der Kugel.

Er nimmt den Ring heraus und steckt ihn an seinen linken Zeigefinger. Nur verschafft ihm das heute kein großes Vergnügen. Immer wieder kommt ihm das Gstanzl vom Opa Obermeier in den Sinn. Als alle losbrüllten, wäre er am liebsten in einem Mausloch verschwunden. Wie ging es nochmal?

Da Eisnstoa is a guada Ermittla

Owa bei de Weiwaleid hoda koa Glück,

trotz seim langer Stecka,

weisns erm alle zrück.

Holla diria holla diho,

holla diria holla diho …

Er hofft, der lange Stecken bezog sich auf seinen Snooker-Queue.

Sonntag, 19. Juli

N

ach den angenehmen Temperaturen gestern, ist es heute wieder drückend heiß. Der ältere Wanderer steigt langsam bergauf. Die brühwarme Luft erschwert ihm das Atmen. Er bleibt stehen und wischt sich den Schweiß von der Stirn und putzt seine nassen Hände an der Hose ab. Wenn das seine Frau sehen würde, würde sie wieder meckern wie eine alte Ziege. Lächelnd schaut er nach oben.

Am Hang zwischen den Bäumen liegt etwas. Er klettert hinauf und beugt sich, wie er denkt, über eine lebensgroße Puppe, die eine Maske trägt. Er lupft die Maske, verharrt reglos. Plötzlich schreckt er zurück, fällt, rollt den Berg hinunter, kommt auf dem Wanderweg zum Liegen und kotzt sich die Seele aus dem Leib.

Eine Stunde später stapfen Ludwig Hüschow und Sven Aysenstein den Katzensteig hinauf. Hüschow bleibt auf halber Strecke stehen, keucht und schnappt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Übelkeit und Schwindel quälen ihn. Wohl noch Nachwirkungen von Emils Geburtstagsfeier gestern, denkt er und zupft an seinem Shirt herum, dass wie ein nasser Lappen an ihm klebt.

Verstohlen beäugt er Aysenstein, dessen kurzärmliges Hemd staubtrocken dessen Bauchansatz umspannt. Er scheint mit dem Wetter kein Problem zu haben, was Hüschow missmutig macht. Und die Tatsache, dass Emil eine Freundin hat, hebt seine Laune um keinen Deut. Er verdrängt seine privaten Probleme und denkt wieder einmal an den Abschluss ihres ersten Falls vor zehn Monaten.

Da kletterten Aysenstein und er nur ein paar Kilometer entfernt, einen ebenso steilen Berghang hinauf. Er hört noch immer das furchtbare Geräusch des Genickbruchs, als der Mörder den Felsen herabstürzte und hinter ihnen aufschlug. Feige waren sie davongelaufen, er und Sven. Sie beschatteten den Mann zusammen mit dem Kollegen Müller nämlich ohne Wissen des Polizeirats.

Zwei Wochen später fanden Waldarbeiter den Leichnam. Die Fäulnisbildung machte es unmöglich, die Leiche zu identifizieren. Hüschow, Aysenstein und Müller wussten zwar, dass die Leiche die des Mörders von Antonia von Saystetter war, konnten aber schlecht ihr Wissen preisgeben.

Erst das verwaiste Fahrzeug auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Dietfurt gab die Identität des Toten preis. In diesem Fall hatte die Gerechtigkeit gesiegt, wenn auch keine gerichtliche.

Am Leichenfundort angekommen, begrüßen Hüschow und Aysenstein den Zeugen Horst Wagner, der den Toten fand. Wagner erzählt sein grausiges Erlebnis: Eingangs fragte sich Wagner, wer denn bitte schön eine so große Puppe in den Wald wirft? Eine Frechheit, was die Menschen alles entsorgen. Als er näherkam, sah er, dass es keine Puppe war und hob die Maske ein wenig an. Er erkannte nicht sofort, was er da sah. Er dachte an Leberwurst, in der Pfanne gebraten, wie sie in der Region häufig zubereitet wird. Aber die Masse bewegte sich. Dann kam die Erkenntnis. Das mit dem Kotzen verschweigt er. Die große Pfütze mit undefinierbaren Brocken ist nicht zu übersehen.

Der Zeuge schaffte es auf die überdachte Mandelbergbrücke, sank auf den Bretterboden und drückte mit zittrigem Zeigefinger die 110. Seiner Frau zuliebe hatte er das Telefon eingesteckt. In Zukunft wird er nicht mehr über das ständige Mitführen seines Handys lästern. Er wiederholt das Erlebte und hört nicht mehr auf zu reden. Hüschow bremst ihn ein. »Danke Herr Wagner. Die Rettungssanitäter müssten jeden Augenblick da sein.«

Der Zeuge schüttelt den Kopf wie um zu sagen, dass er diese nicht braucht.

In dem Moment dringt Gelächter von oben herab. Das Lachen wird ihnen gleich vergehen, denkt Hüschow gehässig. Er mag es nicht, wenn an einem Tatort der nötige Respekt fehlt.

Endlich steigen sie in die weißen Papieranzüge, die ihnen einer vom Erkennungsdienst hinhält. Kaum zieht Hüschow den Reißverschluss hoch, dringt Schweiß aus allen Poren. Aysenstein dagegen schaut mit seinen großen Augen ohne eine Schweißperle auf der Stirn gleichmütig aus seinem Anzug.

Dann klettern sie zum Toten hoch und das, was sie jetzt zu Gesicht bekommen, überbietet alles bisher Gesehene. Aysenstein kommt der Mageninhalt hoch. Hüschow, weiß wie Bierschaum, weicht aus, gerät ins Straucheln und stolpert einige Meter den steilen Hang hinunter. Peter Müller, der von unten heraufkommt, fängt ihn auf.

»Danke Peter«, sagt Hüschow, während er seinen Schutzanzug öffnet. Auf seinem Shirt steht in großen Lettern Ein Meloneneis mit ganzen Früchten bitte.

»Du wirst auch nicht klüger.« Peter zeigt auf das Shirt.

Hüschow kann schon wieder schmunzeln. »Passt doch zum Wetter, oder?«

Etwas abseitsstehend sehen sie dem Erkennungsdienst bei der Arbeit zu. Dieser ist mit fünf Mann vor Ort und hat Mühe die Leiche am steilen Abhang zu untersuchen. Kopf, Arme und Beine liegen abgetrennt neben dem Torso. Das Gesicht fehlt. Maden wuseln in der großen ovalen Wunde. Zudem ist ein Arzt anwesend, den keiner kennt.

Ole Svennson, der Polizeifotograf, zeigt Hüschow die Bilder von der Auffindesituation: Der Körper steckte in seinen Kleidern. Nachdem der Erkennungsdienst die komplette Bekleidung des Toten mit durchsichtigem Plastikklebeband abgetastet, registriert und fotografiert hatte, zogen sie ihn aus und hielten die Extremitäten in den Händen. Die Enden waren mit Mullbinden umwickelt. Das entstellte Gesicht verdeckte eine Big-Baby-Maske.

Hüschow will die schrecklichen Bilder gar nicht so genau anschauen und fordert Ole Svennson auf, die Gegend zu filmen.

»Bin schon dabei. Schick ich euch.«

Aysenstein und Müller rätseln, mit welchem Werkzeug die Gliedmaßen abgetrennt wurden.

Ungefragt mischt sich der Arzt ein. »Da hat einer heftig herumgeschnippelt. Sieht nach Wut aus, wenn ihr mich fragt. Ihr wisst ja: Genaueres erst nach der Obduktion«, erklärt der Arzt übereifrig.

»Sie fragt aber keiner.« Hüschow, ist von der vorlauten Art des Rechtsmediziners genervt.

»Ich bin Doktor Torsten Bergmann, hallo zusammen«, sagt der Neue ungerührt und richtet sich zu seiner vollen Größe auf.

»Hallo Doktor Bergmann, freut mich«, sagt Aysenstein und schüttelt den hingestreckten Ellbogen.

Müller grüßt ebenfalls, nur Hüschow brummt Unverständliches.

Nach den ersten Eindrücken stellen sich die drei Ermittler auf die Mandelbergbrücke, wo die Sanitäter mit dem Zeugen zugange sind.

Sie steigen aus ihren Schutzanzügen und schauen dem Team bei der Arbeit zu.

»So ein eingebildeter Schnösel«, poltert Hüschow und tupft seine Stirn mit einem Taschentuch ab.

»Psst Ludwig, er kann dich hören«, flüstert Aysenstein.

»Soll er ruhig. Mit einer Statur wie ein Silberrücken meint er, er kann sagen, was er will? Und habt ihr seine Pranken gesehen? So groß wie Klodeckel.«

Aysenstein lacht und Müller schaut verärgert.

»Ich hab keine Angst vor dem«, sagt Hüschow.

»Na, dann ist’s ja gut«, sagt Peter Müller in einem muffigen Tonfall, den Hüschow noch nie von ihm gehört hat. Was hat er denn?