Tod hinter dem Stephansdom - Beate Maxian - E-Book
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Tod hinter dem Stephansdom E-Book

Beate Maxian

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Beschreibung

Ein Todesfall aus der Wiener Society sorgt für Schlagzeilen – der dritte Fall für die Journalistin Sarah Pauli.

Die junge Journalistin Sarah Pauli hat es geschafft: Ihre Kolumne über Aberglauben beim „Wiener Boten“ hat eine treue Leserschaft. Dass den Leuten manchmal die Fantasie durchgeht, ist für Sarah nichts Neues, daher nimmt sie es auch nicht besonders ernst, als eine aufgebrachte Anruferin behauptet, die todbringende „schwarze Frau“ ginge im Blutgassenviertel hinter dem Stephansdom um. Doch schon am nächsten Tag sorgt der Tod eines angesehenen Unternehmers für Schlagzeilen – und gefunden wurde die Leiche in einer Wohnung in der Blutgasse …

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Buch

Die junge Journalistin Sarah Pauli hat es geschafft: Ihre Kolumne über Aberglauben beim Wiener Boten hat eine treue Leserschaft. Dass ihren Lesern manchmal die Fantasie durchgeht, ist für Sarah nichts Neues, daher nimmt sie es auch nicht besonders ernst, als eine aufgebrachte Anruferin behauptet, die »schwarze Frau« ginge um: Angeblich hat die sagenumwobene Todesbotin am Cobenzl das Bildnis einer schwarzen Madonna abgelegt und in der Blutgasse hinter dem Stephansdom ein Haus verlassen. Sarah hält die Frau zuerst für eine abergläubische Spinnerin, beginnt ihre Einschätzung jedoch zu hinterfragen, als am nächsten Tag der gewaltsame Tod eines angesehenen Unternehmers wie eine Bombe in die Wiener Medienlandschaft einschlägt. Denn die Leiche wurde in dem Haus gefunden, vor dem die Anruferin die schwarze Frau gesehen hatte …

Weitere Informationen zu Beate Maxian

sowie zu lieferbaren Titeln der Autorin

finden Sie am Ende des Buches.

Beate Maxian

Tod hinter dem

Stephansdom

Der dritte Fall für Sarah PauliEin Wien-Krimi

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Copyright © 2013 by Beate Maxian Copyright © dieser Ausgabe 2013 by Wilhelm Goldmann Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Covergestaltung: UNO Werbeagentur, München Covermotiv: © Getty Images/Ming Thein/mingthein.com; FinePic, München Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling Redaktion: Karin Ballauff KS · Herstellung: Str. ISBN 978-3-641-09962-6V006
www.goldmann-verlag.de

Seit ich ihn gesehen,

Glaub ich blind zu sein;

Wo ich hin nur blicke,

Seh ich ihn allein;

Adelbert von Chamisso

Freitag, 19. Oktober

1

DIE KÜNSTLERIN

Sie führte ihn zum Bett.

Sein Blick glitt gierig über ihren nackten Körper, während sie die Hand- und Fußfesseln zuschnappen ließ. Mit wenigen Handgriffen zurrte sie die Lederbänder an einer Leiste am Bettrand fest.

»Gleich«, flüsterte sie ihm ins Ohr. In Gedanken beschimpfte sie ihn als alten geilen Bock. Sie griff nach dem Seidenschal, der neben dem Polster lag, und verband ihm die Augen.

»Jetzt«, fuhr sie flüsternd fort. Sanft berührte sie sein steifes Glied, zog die Vorhaut zurück und trug das weiße Pulver auf die Eichel auf. Dann stülpte sie das Kondom darüber.

»Spürst du’s?« Sie setzte sich rittlings auf ihn.

Er seufzte zufrieden.

Sie stöhnte, um ihn glauben zu lassen, dass sie es genoss, auch wenn das Gegenteil der Fall war. Es dauerte eine Weile, bis eine zuckende Welle seinen Körper durchlief und sein lustvoller Schrei die Wohnung erfüllte.

Schließlich tat sie, wozu sie gekommen war.

Sie sah ihn sterben.

Es geschah lautlos.

Er krampfte nicht vor Schmerzen, brüllte nicht in Todesangst.

Er bewegte nur leicht den Kopf. Hin und her.

Es verlief unmerklich. Unspektakulär. Simpel. Es funktionierte besser als sie dachte. Das Messer in der Tasche kam nicht zum Einsatz. Das Resultat ihres ersten Werkes konnte sich sehen lassen.

Die Bestie ist tot.

Die Botschaft war zugleich Titel.

Zufrieden blickte sie auf ihr lebloses Kunstwerk, betrachtete es als kraftvolles Instrument der Aussage. Differenziert interpretiert war es nichts anderes als eine grausame Offenlegung. Das trostlose Ergebnis eines aussichtslosen Kampfes. Jede Künstlerin – und als solche bezeichnete sie sich – hatte eine Art Handschrift, eine Diktion, eine Mitteilung.

Visuelle Kommunikation.

Die Kunstbände in ihrem Bücherregal, in denen Epochen und Stile, die Dynamik, die Bewegung und die Perspektive der Kunst erklärt wurden, nahmen mehrere Fächer in Anspruch.

Sie ging einen Schritt zurück, legte ihren Kopf schräg und begutachtete ihr Werk. Der tote Mann, der vor ihr lag, hatte etwas Ästhetisches.

Jahrelang hatte sie damit zugebracht, Kunstwerke verstehen zu lernen. Die Technik, das Thema, den kulturellen und historischen Kontext.

Sie begann, ihr Kunstwerk zu beschreiben.

Eine Kreatur. Sie lag auf dem Rücken, unübersehbar das nach links gekippte kümmerliche Geschlecht, die Beinmuskulatur, der Bauchansatz. Die Beine gestreckt, weit auseinandergestellt, wie mit dem Lineal gezogen. Selbst ein Laie konnte die Unnatürlichkeit dieser Stellung deutlich erkennen. Die Haltung sollte aggressives Selbstbewusstsein bekunden. Im Augenblick erzwangen die Fesseln die Pose. Die Körperbehaarung war natürlich ergraut. Die Arme über den Kopf nach oben gedehnt, leicht angewinkelt.

Lässig. Maskulin. Ein echter Kerl.

Das Ausdrucksmittel.

Der Mann.

Opfer seiner Begierden.

Die Farben waren perfekt aufeinander abgestimmt. Blasser Körper auf hellgrüner Unterlage. Sie hatte Talent, Dinge anzuordnen. Der Lichteinfall störte. Eine abscheuliche Deckenleuchte strahlte von oben auf den Toten herab. Sie drehte die Tischlampen auf den Nachttischen an und schaltete die Leuchte an der Decke ab. So war es schon besser.

Sie fand, dass das Bild einem impressionistischen Gemälde glich.

Es zeigte das Wesentliche: die Farbe, die Form, den Tod.

Minutenlang ruhte ihr Blick auf dem reglosen menschlichen Körper.

Dass die Polizei das Meisterwerk hinter der Fassade des Todes erkannte, bezweifelte sie. Zumal sie das Gesamtbild in dieser Anordnung nun zerstören musste.

Wie lange würde er in diesem Bett liegen? Einen Tag? Eine Woche? Einen Monat? Wie mochte er aussehen, wenn die Leichenflüssigkeit austrat, sich in die Matratze fraß und den Gestank der Verwesung durchs Haus trug. Fadenwürmer und Fliegen anlockte. Ob zu dieser Jahreszeit Insekten kamen? Legten die dicken Fleischfliegen im Herbst Eier auf toten Körpern ab?

Egal. Dieser Drecksack würde ohnehin bald nicht mehr schön anzusehen sein. Spätestens wenn rötlich-violette Leichenflecken den Rücken bedeckten, die Leichenstarre einsetzte und der Körper sich zu zersetzen begann.

In den letzten Tagen war es deutlich kälter geworden, die Tagestemperatur auf unter fünf Grad gesunken. Das würde den natürlichen Prozess des Verfalls verzögern, ihn jedoch nicht aufhalten.

Sie drehte die Ventile der Heizung höher.

Sollte sie ihn fotografieren?

Sie fingerte ihr Handy aus der Handtasche, hielt jedoch dann inne und steckte es wieder ein. Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein?

Sein Sakko hing über der Stuhllehne. Sie griff in die Innentasche, zog sein iPhone heraus, positionierte es, drückte ab und ließ es in ihrer Handtasche verschwinden. Sie würde das Bild zur Erinnerung behalten oder benutzen. Das würde sie später noch entscheiden.

Sie warf einen letzten Blick auf ihr Kunstwerk. Die Nacht mit ihm, wenn sie ihn nicht getötet hätte, wäre nicht berauschend geworden, da war sie sicher. Aber darum war es ohnehin nicht gegangen.

Der Kerl gehörte in die Kategorie unbedeutend. So oder so.

Auch wenn das zu diesem Zeitpunkt außer ihr niemand realisierte. Sie würde dafür sorgen, dass alle erfuhren, was für ein Dreckschwein er war.

Die Tasche mit den Utensilien stand neben der Tür. Sie kramte Latexhandschuhe und einen großen Müllsack daraus hervor. Dann ging sie zurück zum Bett.

»Damit hast du nicht gerechnet, dass du heute Nacht sterben wirst, was?«, sagte sie zynisch. Trotz der Handschuhe griff sie mit spitzen Fingern nach dem schlaffen Penis und zog das Kondom ab. Gleichmäßig verwischte sie den Samen über dem Schambereich. Das Latex ließ sie im Müllsack verschwinden.

»Du hättest mit mir reden müssen«, erklärte sie dem Toten, während sie die Hand- und Fußfesseln löste. »Einfach reden.«

Sie rollte ihn zur Seite und zog das Laken von der Matratze. Er kippte nach vorne. Verdammt. Jetzt lag er auf dem Bauch. Sie hoffte, die Samenspuren nicht vernichtet zu haben. Sie hätte das Kondom lieber später entfernen sollen. Jetzt war es passiert.

»Eine Erklärung. Verstehst du? Vielleicht hätte ich es ja verstanden.«

Sie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.

Sie verabscheute ihn.

»Nein. Ich hätte es nicht verstanden.«

Sie drehte ihn wieder auf den Rücken.

»Denkt man in deinem Alter eigentlich manchmal an den Tod? Vielleicht hast du dir sogar gewünscht, so zu sterben … einmal noch abspritzen und dann den Löffel für immer abgeben? Zugetraut hätte ich’s dir.«

Zügig stopfte sie die Bettwäsche und die Fesseln in den Müllsack. Danach begann sie, jenen Teil der Wohnung, den sie betreten hatte, mit scharfen Putzmitteln zu bearbeiten.

Während sie die Leiche mit einem Putztuch abrieb, summte sie eine bestimmte Melodie. Den Genitalbereich sparte sie aus. Die verbliebenen Spuren sollten erhalten bleiben.

Sie arbeitete über eine Stunde konzentriert. Gewissenhaft saugte sie mit einem Handstaubsauger das Bett ab, säuberte Gegenstände, wischte die Böden in Flur und Schlafzimmer, desinfizierte die Räume. Am Ende ließ sie die Weinflasche und die Gläser verschwinden. Dann durchsuchte sie die Taschen ihres Opfers, seine Geldbörse und alles andere, worin er ein Foto von ihr versteckt haben konnte. Obwohl sie nicht wirklich annahm, dass er das Bild einer unwichtigen Affäre bei sich tragen würde. Schon gar nicht, wenn es sich, wie in ihrem Fall, um das erste intime Treffen handelte. Woher sollte er auch ein Foto von ihr haben?

Sein Auto fiel ihr ein. Es parkte in der Wollzeile. Das hatte er beiläufig erwähnt. Kurz bevor sie sich vor ihm auszog und er sich gierig über ihren Körper hermachte. Ob sie im Auto nachsehen sollte? Sie verwarf den Gedanken. Mit Bestimmtheit hatte er darin nichts deponiert, das ihr Zusammentreffen verriet. Außerdem hatte sie niemals in seinem Wagen gesessen. Sie machte sich viel zu viele Gedanken.

Nachdem sie ihre Arbeit beendet hatte, sah sie sich noch prüfend um. Sie durfte nichts übersehen oder vergessen.

In der Wohnung roch es jetzt nach Chlor und Zitrone.

Sie sehnte sich nach ihrer eigenen Wohnung. Einer heißen Dusche, um endlich seinen Schweiß von ihrem Körper waschen zu können. Und sie sehnte sich nach ihrem Bett. Nach einem letzten Blick auf sein Bett drehte sie alle Schlafzimmerlampen ab und zog lautlos die Tür hinter sich zu. So als hätte sie nicht soeben einen Mord begangen, sondern ein Kind ins Bett gebracht.

Im Flur zog sie ihren Mantel an und stülpte die Kapuze über ihren Kopf. Dann verschwand sie wie ein Geist durch das Haustor in die Dunkelheit.

2

MARIO KAISER

Seit zehn Uhr abends hatte das Privat geöffnet. Eine Stunde vor Mitternacht betrat Mario Kaiser das überfüllte Lokal durch die Hintertür. Freitagnacht war immer viel los. Kurt, der Türsteher, nickte ihm nur zu, und schon leuchtete die rote Glühbirne neben dem Eingang auf: das Zeichen, dass jemand Einlass begehrte. Kurt warf einen Kontrollblick durch den Spion, bevor er galant die Tür aufhielt. Ein teuer gekleidetes Pärchen betrat die Bar. Das Privat wurde als Club geführt und in erster Linie von Stammgästen frequentiert. Die meisten von ihnen scharten sich um die Theke, die den vorderen Raum dominierte. Das Licht war gedimmt, im hinteren verwinkelten Bereich nahezu nicht vorhanden. Leute, die einander im Privat trafen, schätzten die abgedunkelte Atmosphäre in vielerlei Hinsicht. Es gab einem die Gewissheit, den Abend ungestört verbringen zu können.

Es gehörte durchaus zu Mario Kaisers Angewohnheiten, nach den Angestellten im Privat zu erscheinen. Er hasste leere Bars. Sie stanken nach kaltem Rauch, Schweiß und abgestandenen Getränken. Diesen Gestank ertrug er nicht mehr.

Mario Kaiser war 54 Jahre alt und fast vier Jahrzehnte im Gastgewerbe tätig. Mit 15 hatte er in einem Top-Restaurant am Arlberg seine Ausbildung begonnen. Er war damals ehrgeizig, optimistisch und charmant gewesen und hatte die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden. Dann folgten einige Wanderjahre auf Schiffen, in Urlaubsclubs, Restaurants und Gasthöfen, bevor er sich in Wien niederließ und sein eigenes Lokal eröffnete. Das war vor 20 Jahren.

Das Privat lag nahe der Hofburg in der Innenstadt und hatte sich relativ schnell zu einem exklusiven Treffpunkt entwickelt. Zu den Stammgästen zählten Politiker, Unternehmer, Künstler, Schauspieler und andere Prominenz. Kaisers gute und diskrete Betreuung sprach sich in der Szene schnell herum. Was im Privat passierte oder besprochen wurde, blieb im Privat. Keine Fotos. Keine Medien. Keine Werbung.

Erst wenn die ersten Nachtschwärmer kamen, veränderte sich der Geruch. Dann roch es vermehrt nach teuren Parfums und Geld. Diese Atmosphäre mochte Mario Kaiser. Mit einem Mineralwasser in der Hand und einem breiten Lächeln begrüßte ihn Jenny, die eigentlich Jennifer hieß.

»Für dich hat vorhin jemand angerufen. Eine Frau.«

Das letzte Wort betonte die Barkeeperin übertrieben. Sie arbeitete seit Jahren für ihn, war eine ausgezeichnete Kellnerin und eine echte Schönheit: groß, gertenschlank, langes hellbraunes Haar, strahlend blaue Augen. Genau sein Typ. Aber das überging Mario Kaiser. Seine Angestellten waren für ihn tabu. Denn die Devise »Fick sie und lass sie«, nach der er lebte, war schlecht fürs Arbeitsklima. Und Jenny war seine beste Kraft nicht nur hinter der Bar, weshalb er ihr immer öfter die Leitung des Lokals überließ. Sie war Mitte zwanzig, den Gästen gegenüber stets freundlich, flirtete hie und da, hielt jedoch immer die nötige Distanz. Insgeheim hatte er sogar schon einmal daran gedacht, ihr das Privat zu verkaufen. Jedoch kam er sich bei dem Gedanken albern vor. In Pension zu gehen passte nicht in sein Lebenskonzept.

Im Privat arbeiteten insgesamt drei Angestellte: außer Jenny noch der Türsteher Kurt und Anna im Service. Mehr Personal brauchte er nicht.

Mario Kaiser nippte an dem Glas Wasser. Alkohol trank er nie. Das benebelte nur die Sinne, und auf die wollte er sich während der Arbeit verlassen können.

»Wer hat angerufen?«

»Sie hat ihren Namen nicht nennen wollen, wollte nur wissen, ob du da bist.«

»Und?«

Jenny sah ihn herausfordernd an. »Na, was glaubst, was ich der erzählt hab’?«

»War ja nur eine Frage.«

»Ich hab’ ihr natürlich gesagt, dass du erst gegen elf Uhr kommst, wie immer.«

Wie immer.

Seine Stammgäste wussten, dass man ihn nie vor elf im Privat antraf. Auch rief selten jemand im Lokal an. Der Festnetzanschluss war für Notfälle gedacht, für kurzfristige Warnungen. Seine Klientel randalierte nicht, sie focht ihre Kämpfe, wenn man sie so nennen wollte, auf einem anderen Parkett aus. Freunde riefen Mario Kaiser ausschließlich auf dem Handy an.

»Hast was am Laufen?« Jenny grinste.

Mario Kaiser schüttelte den Kopf. »Hat sie gesagt, was sie will?«

»Nein. Sie hat nur nach dir gefragt. Und als ich ihr gesagt hab’, dass du noch nicht da bist, hat sie gemeint, dass sie später wieder anruft.«

»Mit der Lieferung alles okay?«, wechselte er das Thema.

Jenny stellte Schalen mit gesalzenen Erdnüssen auf die Bar. Von dem Zeug bekamen die Gäste Durst, und das kurbelte den Umsatz an.

Sie nickte. »Die Lieferscheine liegen auf deinem Schreibtisch.«

Er nahm noch einen großen Schluck Wasser und machte dann seine allabendliche Runde durch das Privat. Er kannte fast jeden Besucher. Natürlich gab es immer wieder neue Gesichter. Aber das hielt sich in Grenzen.

Der Türsteher öffnete erneut und ließ zwei Frauen eintreten.

Beide um die sechzig, beide von beachtlicher Leibesfülle und beide mit gewagt tiefen Dekolletés. Uschi, die Dunkelhaarige, war eine bekannte Sängerin gewesen. Manchmal trat sie noch in billigen Absteigen auf. Aus Liebe zum Beruf, behauptete sie. Dass sie nur mehr ein Drittel ihrer ehemaligen Gage bekam, erwähnte sie nicht. Ihre beste Zeit lag lange hinter ihr. Jedoch hatte Uschi während ihrer guten Zeit viel Geld verdient und gewinnbringend angelegt. Die Blonde hieß Elke. Sie beerbte ihren Ehemann nach seinem plötzlichen Herztod. Mit wem sie verheiratet gewesen war, wusste Mario Kaiser nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Sie ließ einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens im Privat, das allein zählte. Jedenfalls handelte es sich bei den beiden um alte Bekannte, die seit Jahren regelmäßig kamen und genug Geld hatten, den Champagner flaschenweise zu ordern. Was sie zumeist im Beisein jüngerer Männer taten, die sie auch diesmal im Schlepptau hatten. Wenn die Männer abgefüllt waren, landeten sie in den Betten der beiden Damen. Und soweit Mario Kaiser wusste, zeigten die sich ihren Liebhabern gegenüber äußerst großzügig. Es sollte sogar schon mal ein schnittiger Wagen dabei rausgesprungen sein.

»Mario!«, riefen sie erfreut wie aus einem Munde.

Mario stellte sein Glas auf der Bar ab. Man küsste sich auf die Wange und fasste sich um die Taille, soweit das möglich war. Mario bugsierte die beiden Frauen samt Begleitern in den abgedunkelten hinteren Teil der Bar und drückte der blonden Elke unauffällig den vorbestellten Briefumschlag in die Hand. Für den Fall, dass der Alkohol die Jungs nicht genug anheizte. Das richtige Maß war hier die Kunst. Zu viel Alkohol machte sie besoffen, dann waren sie später zu nichts mehr zu gebrauchen. Zu wenig ließ sie eventuell vorzeitig flüchten. Anna brachte die erste Flasche und fünf Gläser. Es war Usus, dass Mario mit ihnen anstieß, auch wenn er den Champagner danach in den Ausguss schüttete. Anna schenkte ein, und sie stießen an. In ihr Zuprosten mischte sich das Läuten des Telefons. Aus den Augenwinkeln sah Mario, dass Jenny abhob.

»Mario!«, rief sie gleich darauf.

Er sah sie mit dem Hörer in der Hand winken. Mit einer Geste des Bedauerns verabschiedete er sich von der Gruppe. Während er hinter die Bar trat, stellte er das Glas Champagner vor einer übertrieben geschminkten jüngeren Frau ab und gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ihr das Getränk spendierte. Sie lächelte, griff danach, prostete ihm zu und nippte.

Jenny hielt die Sprechmuschel zu. »Sie ist’s.«

Er nickte und nahm den Hörer entgegen.

»Kaiser.«

Einen Moment lang herrschte Stille in der Leitung.

»Wer ist da?«, fragte er. Die Musik war zu laut. Er hielt sich mit der freien Hand das zweite Ohr zu, um besser hören zu können.

Ein Räuspern.

»Hallo?«

Jenny sah ihn belustigt an. Er kam sich lächerlich vor. Als er gerade schon auflegen wollte, hörte er plötzlich eine Melodie. Sehr leise. Er presste die Hand fester an sein Ohr. Ein uralter Song aus den Sechzigerjahren. Unchained Melody von den Righteous Brothers. Er verband jedoch keine Erinnerungen mit dem Lied.

Die Musik verstummte, und er hörte wieder ein Räuspern.

»Herzlichen Glückwunsch. Du bist noch am Leben. Aber nicht mehr lange, verlass dich darauf. Du bist der Nächste.«

Die Stimme klang hart.

Es knackte in der Leitung. Die Anruferin hatte aufgelegt.

Mario stand wie angewurzelt da und starrte einige Sekunden lang den Hörer an. Sein Herz raste.

»Ist was passiert?«, riss ihn Jenny aus seinen Gedanken.

»Falsch verbunden«, antwortete er unwirsch.

Jenny grinste. »Hast dir womöglich eine Stalkerin angelacht.«

Er zuckte mit den Achseln. Woher sollte er das wissen?

Samstag, 20. Oktober

3

SARAH PAULI

Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. Sarah nahm einen Schatten wahr, dann eine eilige Bewegung. Das schwarze Wesen verschwand unter ihrem Schreibtisch und berührte ihre Waden.

»Wenn du etwas größer wärst und glutrote Augen hättest, würdest du glatt als Dämon durchgehen.«

Sarah lachte, griff unter den Tisch und streichelte dem Mops über den Kopf.

Conny Soe folgte in turmhohen Stöckelschuhen, engen Jeans und weißer Bluse. Die Gesellschaftsreporterin blieb direkt vor Sarahs Schreibtisch stehen.

»Kann ich Sissi bei dir lassen?«

Ihre kupferrote Lockenmähne war ordentlich hochgesteckt. Die Frisur ließ sie seriös aussehen. Ihr Make-up war dezenter als üblich. Bis auf die High Heels schien es, als habe sich die Society-Löwin neu erfunden und von der schrägen Mode-Ikone zur vertrauenswürdigen Berichterstatterin gemausert. Sie hielt einen Hundekorb in ihren Händen.

»Ich muss zu einem Interview mit einem Produzenten.«

Sie rollte mit den Augen und stellte den Korb auf den Boden.

»Der Kerl hat Angst vor Hunden.«

Sarah blickte auf den kleinen schwarzen Mops unter ihrem Schreibtisch. »Angst? Vor Sissi?«

»Ist mir auch unverständlich.«

Die Society-Löwin schüttelte den Kopf.

»Normalerweise würde ich Sissi in meinem Büro lassen, aber wie ich den Kerl kenne, dauert der Termin wieder ewig.«

»Wen interviewst du denn?«

Conny schob den Korb mit der Spitze ihres linken Schuhs unter Sarahs Tisch. Der Hund nahm augenblicklich darin Platz.

»Kennst du nicht. Eigentlich sind es zwei. Ein österreichischer Produzent und ein deutscher Regisseur. Der Deutsche will Teile seines nächsten Films in Wien drehen.« Sie grinste. »Und das muss jetzt werbewirksam unter die Leute gebracht werden.«

Sarah wartete auf die Fortsetzung. Normalerweise folgte nach einer solchen Einleitung die ausführliche Erklärung über das Schaffen und die Wichtigkeit der Interviewpartner.

»Und an welcher Voodoo-Story arbeitest du gerade?«, fragte Conny mit gespieltem Interesse. Sie hatte es inzwischen aufgegeben, Sarah in die Welt der Stars und Sternchen einzuführen.

»Herbst.«

»Herbst?«, wiederholte Conny verständnislos.

»Im Herbst beginnt die Geisterzeit und damit die wilde Jagd auf Dämonen.« Sarah strich eine Haarsträhne nach hinten. »Außerdem stehen Allerheiligen und Allerseelen auf dem Programm, das bietet jede Menge Stoff zum Thema.«

In Gedanken notierte sie, mit Chris über den bevorstehenden Besuch am Grab ihrer Eltern zu reden. Sie wollte noch vor Allerheiligen ein Gesteck hinbringen.

»Du solltest ein Museum eröffnen mit dem Sammelsurium, das dir die Leute so schicken.« Conny zeigte auf Sarahs Regal, in dem sich Bücher, Zeitschriften zum Thema und verschiedenste esoterische Objekte angehäuft hatten. Sie schüttelte beim Hinausgehen amüsiert den Kopf. »Und damit füllen wir unsere Seiten.« Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um. »Da fällt mir ein, hast du nicht bald Geburtstag?«

»Am siebten November.«

»Den Dreißigsten. Stimmt’s?«

Sarah nickte.

»Du machst hoffentlich eine wilde Party.«

Conny verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten.

Sarah seufzte. Sie wusste nicht, ob ihr nach einer wilden Party war.

Sissi rollte sich in ihrem Hundekorb zu einem winzigen Knäuel zusammen. Sarah bückte sich und streichelte dem Hund einige Male über den Kopf. Dann klickte sie sich durch das Fotomaterial, das Simon ihr geschickt hatte.

Der Fotograf musste zu jeder Tages- und Nachtzeit durch halb Wien gefahren sein. Oder hatte er die Bilder alle im Archiv? Jedenfalls hatte er Fotos mit und ohne Nebel, Morgen- und Abendstimmungen, Großstadtaufnahmen, baufällige Gebäude und Landschaften geliefert. Sarah entschied sich, als Aufhänger ein Foto der Lobau zu nehmen. Simon musste sie vom Josefsteig aus aufgenommen haben. Im Vordergrund war deutlich die Holzbrücke zu erkennen, die Dechantlacke und die Baumreihe im Hintergrund konnte man allerdings durch den dichten Nebel nur erahnen. Sie starrte gebannt auf den Bildschirm. Ihre Finger flogen über die Tasten. Bis Mitte, wenn nicht sogar Ende November konnte sie das Thema Herbst locker ausreizen. Danach wollte sie sich den Raunächten mit all dem damit verbundenen Brauchtum widmen. Somit war ihre Kolumne bis Mitte Jänner thematisch besetzt.

Ihr Telefon läutete. Geistesabwesend hob sie ab.

»Pauli.«

Eine Kollegin meldete sich. »Ich hab’ hier eine Frau am Apparat, die will unbedingt dich sprechen. Klingt leicht hysterisch, wenn du mich fragst.«

»Und wie heißt sie?«

»Irgendwas mit Zimmer, hab’ nicht genau hingehört. Die redet so schnell, dass’d kaum verstehst, was’s sagt.«

»Wie ist sie an dich geraten?«

»Kennst doch den Einserschmäh … Du wählst einfach irgendeine Zahl nach der offiziellen Nummer, wenn du Glück hast, ist es eine Durchwahl, und irgendwer hebt ab. Und so is’ jetzt bei mir gelandet … heut’ ist Samstag und die Zentrale nicht besetzt.«

»Hat sie gesagt, was sie will?«, fragte Sarah, während sie gleichzeitig versuchte, sich auf den soeben verfassten Text zu konzentrieren.

»Nein, hat’s nicht«, kam es gereizt aus der Leitung. »Was ist jetzt? Nimmst’ sie oder nicht? Ich hab’ nicht den ganzen Tag Zeit.«

»Okay, ja, stell durch.«

Ihre Kollegin legte auf.

»Pauli«, wiederholte Sarah.

»Sind Sie die, die diese Kolumne über Aberglauben schreibt?«

Die Stimme der Frau klang gehetzt.

»Ja, die bin ich«, bestätigte Sarah.

»Gott sei Dank! Endlich hab’ ich Sie am Apparat.«

»Mit wem spreche ich?«

»Mathilde Zimmermann«, antwortete sie so, als müsste Sarah ihren Namen schon einmal gehört haben.

»Und was kann ich für Sie tun?«, fragte Sarah und fügte das ausgewählte Bild in die Maske neben ihrem Artikel ein.

»Es geht um die schwarze Frau.«

Sarah ließ die Maus los und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

»Worum geht’s?«

»Sie wissen, wer die schwarze Frau ist und was das bedeutet?«, kam es misstrauisch aus der Leitung.

»Das kommt ganz darauf an, in welchem Zusammenhang«, erwiderte Sarah vorsichtig. »Wenn Sie auf den Aberglauben anspielen, kündigt diese Frau einen Todesfall an. Aber das ist …«

»Ich habe sie gesehen«, unterbrach sie die Anruferin. »Sie geht um. Die Todesbotin … sie geht in Wien um. Diesmal im Blutgassenviertel. Glauben S’ mir!«

Nein, bitte nicht, schoss es Sarah durch den Kopf, bitte jetzt keine Wahnsinnige mit übersinnlichen Wahrnehmungen. Genervt fuhr sich Sarah mit der Hand durchs Haar. Sollte sie einfach auflegen?

»Und was soll ich jetzt machen?«

Sie notierte sich Datum und Uhrzeit des Anrufs.

»Sie sollen darüber schreiben. Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass die schwarze Frau umgeht.«

Eindeutig eine Wahnsinnige, diagnostizierte Sarah.

»Aha. Und warum soll ich das tun?«

»Ich hab’s Ihnen doch schon erklärt. Weil ich sie gesehen hab’. Nicht ein Mal, wenn S’ meinen. Zwei Mal hab’ ich sie schon gesehen. Zwei Mal!«

Schwachsinn, hätte Sarah am liebsten gesagt, wir leben im 21. Jahrhundert, es gibt keine schwarz gekleideten Frauen, die den Tod vorhersagen.

»Das erste Mal ist noch gar nicht so lange her … auf dem Parkplatz oben am Cobenzl. Dort hab’ ich sie zum ersten Mal gesehen. Ich bin mit meiner Hündin spazieren gegangen. Normalerweise gehe ich mit ihr zum Donaukanal, aber manchmal am Wochenende fahre ich zum Cobenzl. Da oben ist es ja sehr schön«, fuhr die Anruferin hemmungslos fort.

»Und was hat sie gemacht?«

Warum fragte sie das eigentlich alles? Leg einfach auf, ermahnte sich Sarah stumm. Um das Gespräch tatsächlich unhöflich abzubrechen, war sie jedoch zu höflich.

»Sie ist einfach nur auf der Mauer gesessen, hat aber nicht auf Wien runtergeschaut, sondern auf einen bestimmten Fleck am Parkplatz. Kennen S’ den überhaupt, den großen Parkplatz am Cobenzl?«

»Ja, ich kenne ihn.«

»Aber da war nichts. Verstehen S’? Zuerst hab’ ich mir gedacht, die denkt einfach nur nach, aber sie ist dann aufgestanden und hat etwas auf den Boden gelegt.«

»Etwas auf den Boden gelegt? Was?«

»Ein Heiligenbild. Ich hab’ mich schon ein bisschen gewundert, aber auch, weil ich damals nicht begriffen hab’, wer mir da erschienen ist.«

Erschienen!, wiederholte Sarah in Gedanken, ein Geisterwesen in Wien, das gäbe eine Schlagzeile.

»Wann haben Sie die Frau denn am Cobenzl gesehen?«

»In der Walpurgisnacht. Aber wer rechnet ausgerechnet dann mit der schwarzen Frau?«

Stimmt, dachte Sarah, da rechnet man eher mit Hexen auf dem Besen.

»Aber als ich sie jetzt noch einmal gesehen hab’, da ist es mir sozusagen wie Schuppen von den Augen gefallen, habe ich’s begriffen.«

»Und es war dieselbe … ähm, Gestalt?«

»Da bin ich mir absolut sicher. Auch weil sie dieselbe Kleidung trug, so einen langen schwarzen Mantel mit Kapuze.«

Eine Gestalt im langen schwarzen Mantel mit Kapuze. Sarah verplemperte hier ihren Samstagvormittag.

»Gestern Nacht ist sie aus einem Haus gekommen … es war in der Blutgasse. Wissen Sie, wo die Blutgasse ist?«

»Ja, das weiß ich.«

Wahrscheinlich wohnte die Frau dort. Sie verkniff sich eine Bemerkung, doch Mathilde Zimmermann antwortete, als habe Sarah ihren Gedanken laut ausgesprochen.

»Und falls Sie annehmen sollten, die wohnt dort, irren Sie sich. Das Haus steht seit längerer Zeit leer. Im Moment wird’s grad renoviert. Ich weiß das, weil ich dort öfter vorbeikomme. Ich wohn’ nämlich in der Singerstraße. Kennen S’ die Singerstraße?«

Was war das hier? Ein Quiz? Wie gut kennst du Wien?

»Ja, ich kenne auch die Singerstraße.«

Und ob Sarah sie kannte! Sie würde sie vermutlich für immer mit Karlheinz Kobans Selbstmord in Verbindung bringen. Das war erst wenige Monate her.

»Früher hab’ ich öfter eine alte Frau im Hof gesehen, wenn die Tür offen stand. Aber die wohnt auch nicht mehr dort.«

Sarah ließ den nun folgenden Redeschwall unkommentiert.

»Sie wissen eh. Geister sehen Dinge, die uns Sterblichen verborgen bleiben. Sie sehen auch, wer uns nicht freundlich gesinnt ist. Und wissen S’, da war beide Male dieser arge Wind, am Cobenzl oben und auch gestern in der Singerstraße, ein eiskalter Wind. Meine Hündin hat den Schwanz eingezogen und sich zwischen meinen Beinen versteckt. Das macht sie sonst nie.«

Plötzlich unterbrach sich die Frau.

»Denken S’, dass vielleicht die alte Dame gestorben ist? Das wird’s sein … dass ich da nicht eher drauf gekommen bin. Die alte Dame aus dem Haus ist gestorben, deshalb ist die schwarze Frau dort um’gangen«, gab sich Mathilde Zimmermann selbst die Antwort.

Sarah fragte erst gar nicht, was die Todesbotin dort zu tun hatte, wenn die alte Dame schon länger nicht mehr dort gewohnt hatte.

»Aber was hat sie mit der alten Dame zu tun gehabt, und wen hat sie am Cobenzl heimgesucht?«, fuhr Mathilde Zimmermann fort.

»Tja«, gab Sarah von sich.

Nicht nur diese Fragen stellen sich, fügte sie in Gedanken hinzu und fasste zusammen: einsame Frau auf der Suche nach einer Gesprächspartnerin. Sie atmete leise aber tief durch. Die Lust, dieses absurde Gespräch weiterzuführen, war ihr endgültig vergangen. Sie räusperte sich und beschloss, die verschiedenen Todesboten in ihre Herbstkolumne einzubeziehen, dann ergab dieses seltsame Telefonat wenigstens irgendeinen Sinn.

»Falls Sie von einem mysteriösen Todesfall in der Blutgasse hören, dann denken S’ an mich. Es muss gestern passiert sein.«

Gerne hätte Sarah geantwortet, dass es in Wien durchaus oft vorkam, dass Menschen starben, was sich auch dann nicht ändern würde, wenn man sie vor dem Tod warnte. Aber damit würde sie das Telefonat nur unnötig in die Länge ziehen. Mathilde Zimmermann gab ihre Telefonnummer und Adresse durch und verabschiedete sich.

Nachdem Sarah aufgelegt hatte, starrte sie etwas ratlos auf ihren Schreibtisch. Dies war zweifellos eines der merkwürdigsten Telefonate, die sie jemals geführt hatte. Sie versuchte, sich wieder auf ihre Kolumne zu konzentrieren, merkte jedoch bald, dass das keinen Sinn hatte.

Sie verließ mit Sissi an der Leine die Redaktion Richtung Haus des Meeres, drehte eine große Runde im Esterhazypark und ließ den Mops in der Hundezone mit einem Pudel spielen. Danach genehmigte sie sich eine Melange im Café Ritter, bevor sie wieder ins Büro zurückkehrte.

Auch wenn ihr der Anruf lächerlich erschien, kreisten ihre Gedanken doch um die schwarze Frau. Vielleicht wollte die Anruferin Sarah auch einfach nur zum Besten halten, womöglich nur eine verlorene Wette einlösen: »Ruf doch mal diese Aberglauben-Tussi von der Zeitung an, und erzähl ihr eine Geschichte von der schwarzen Frau.« Wahrscheinlich saßen in diesem Moment ein paar Leute zusammen und bogen sich vor Lachen, weil sie Sarah Pauli verarscht hatten. Tausende Menschen trugen schwarze Kleidung. Wenn jeder von ihnen ein Todesbote wäre, würde ganz Wien innerhalb weniger Stunden dahingerafft werden. Was hieß ganz Wien? Die halbe Welt würde augenblicklich sterben.

Sie gab den Namen Mathilde Zimmermann in die Suchmaske ihres Computers ein. Es gab mehrere Einträge, aber nur einen, der in die Innenstadt führte. Sie verglich die notierte Telefonnummer mit den Kontaktdaten auf der Homepage. Volltreffer. Es handelte sich um einen Esoterikladen. Sie klickte sich durch die Seiten und fand das Übliche: Runen, Engel, Räucherstäbchen. Auf der Unterseite mit dem Titel »Zauberwelt« fand sie neben Kristallkugeln auch Bücher über Liebes- und Abwehrzauber.

Alles klar.

Aus Aberglaube rote Unterwäsche zu Silvester zu tragen war eine Sache. Esoterik eine andere.

Gegen zwei Uhr holte Conny ihren Mops wieder ab. Gegen drei kehrte Ruhe in der Redaktion ein. Kurz danach betrat David ihr Büro.

»Vorausgesetzt du hast Lust auf eine Nacht mit mir, besorg’ ich uns etwas Feines zum Abendessen«, sagte er mit einem spitzbübischen Ausdruck. Seine Augen, sein Lächeln und dieser Blick, mit dem er sie regelmäßig bedachte, ließen ihre Knie noch immer jedes Mal weich werden. Chris hatte Recht. Sie war verliebt wie ein Schulmädchen. Scheiß auf die Geheimniskrämerei. Sollten sich die Kollegen doch das Maul zerreißen und behaupten, sie erschlafe sich ihre Position.

»Wie könnte ich bei dem Angebot nein sagen.«

»Sieben bei mir?«

»Sieben bei dir«, bestätigte sie.

David Gruber verschwand, sichtlich zufrieden.

Sarah stand auf und schob eine CD in den Player: Pino Daniele, Napule è. Der Song stimmte sie jedoch melancholisch, was sie jetzt nicht gebrauchen konnte. Sie wechselte die CD. AC/DC, Hell’s bells. Die Musik war perfekt, brachte sie für ihr Thema in Stimmung.

Todesboten.

Hunde, die gegen die Erde heulten. Katzen, die sich vor dem Haus bissen. Maulwürfe, die sich in die Richtung eines Kranken gruben. Hennen, die krähten wie ein Hahn. Raben, die mit ihrem Schnabel auf das Dach eines Hauses klopften, in dem ein Kranker lag.

Tiere gab es viele, die den Tod ankündigten. Jedoch kehrten ihre Gedanken immer wieder zu der schwarzen Frau zurück. Neugierig geworden stand sie auf, ging zum Regal, griff ein bestimmtes Lexikon heraus und fand die gesuchte Stelle.

Im antiken Griechenland versammelten sich schwarz gekleidete Klageweiber, um dem Sterbenden beziehungsweise der Seele eines Toten den Weg ins Jenseits zu weisen, und auch um sicherzugehen, dass derjenige tatsächlich irgendwann tot war.

Hell’s bells, satan’s coming to you.

Cobenzl.

Cobenzl.

Plötzlich fiel es ihr ein. Da war doch vor einiger Zeit etwas passiert? Irgendetwas, das kurze Zeit für Aufregung sorgte, weil es so gar nicht in diese Gegend passen wollte, war der Cobenzl doch das beliebteste Wochenendausflugsziel der Wiener. Sie versuchte sich zu erinnern, doch es fiel ihr beim besten Willen nicht ein.

Sie schob das Buch zurück ins Regal, setzte sich wieder an den Computer, loggte sich ins Archiv des Wiener Boten ein und suchte nach Ereignissen am Cobenzl, die nichts mit Wein und Ausflugszielen zu tun hatten. Es gab nicht viele Meldungen.

Minuten später hatte sie es gefunden. Drogentote am Cobenzl, lautete die Schlagzeile. Auf den Tag genau vor einem Jahr hatte man eine junge Frau tot auf dem Parkplatz liegend gefunden. Man widmete ihr zwei weitere kleine Berichte, in denen erwähnt wurde, dass sie vor ihrem Tod sexuellen Kontakt hatte. Danach tauchte sie nicht mehr auf. Der Fall schien klar: Die junge Frau war an einer Überdosis Kokain gestorben. Allein lebend, keine feste Beziehung, keine Zeugen, keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen.

Sarah fand weitere Meldungen in Verbindung mit dem Cobenzl über betrunkene Autofahrer, die auf der Höhenstraße erwischt wurden, darunter der bekannte Bankmanager Tobias Blank, dem der Führerschein abgenommen worden war. Die Aufsichtsräte des Geldinstitutes bewerteten das Fahren im alkoholisierten Zustand zwar als schweren Fehler, doch Konsequenzen hatte es für Blank nicht.

Mathilde Zimmermann allerdings hatte die schwarze Frau nicht vor einem Jahr, sondern am 30. April am Cobenzl gesehen. Und mehr Einträge unter »Cobenzl« gab es nicht. Sie versuchte es mit der Eingabe »Latisberg«, der Berg, auf dessen Hang sich der Cobenzl befand. Fehlanzeige.

Sarah zog ein anderes Lexikon aus ihrem Regal, um etwas über Heiligenbilder zu finden. Sie erfuhr, dass ein Teil der Kraft der abgebildeten Heiligen auf den Besitzer des Heiligenbildes überging. Mit dem Ablass erlosch die Kraft, und man tauschte das Bild gegen ein neues aus oder warf es mit den Worten »Gehab dich wohl, mein Bruder« in einen Fluss.

Sarah hatte vergessen, Mathilde Zimmermann zu fragen, um welche heilige Person es sich auf dem Bild gehandelt hatte. Sie überlegte, sie anzurufen und zu fragen, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Ein Heiligenbild in der Walpurgisnacht, auf einen Parkplatz am Cobenzl gelegt, machte ohnehin keinen Sinn.

Sie klappte das Lexikon zu, stellte es zurück, fuhr ihren Computer herunter und fuhr nach Hause.

Als sie die Wohnungstür öffnete, hörte sie ihren Bruder Chris, der mit jemandem sprach. Sie zog Schuhe und Jacke aus und ging direkt in die Küche. Chris füllte Maries Fressnapf. Dabei erzählte er der Halbangora irgendeine absurde Geschichte.

»Glaub ihm nicht, Marie. Der lügt dich an.«

Chris wandte sich um.

»Hallo, Schwesterherz.«

Er stellte der Katze den Napf auf ihren Platz. »Attenti al Gatto«, stand auf einem Schild über dem Napf. Über dem Schild zierte eine gerahmte Postkarte die Wand: die Silhouette einer schwarzen Katze auf weinrotem Hintergrund und der Satz:

Ob eine schwarze Katze Unglück bringt oder nicht, hängt davon ab, ob man ein Mensch ist oder eine Maus.

Ein Zitat von Max O’Rell. Diese Karte würde sie immer an das grausame Rätsel erinnern, das sie fast ihr Leben gekostet hätte.

»Ich muss leider gleich weg. Markus ist krank, ich spring’ für ihn ein.« Chris küsste sie auf beide Wangen. »Hier ist alles in Ordnung. Musst dich um nichts kümmern. Ich hab’ Staub gesaugt, aufgeräumt und das Geschirr in den Spüler gestellt.«

Sarah war froh. Seit die Geschichte mit ihr und David lief, übernahm ihr Bruder wie selbstverständlich Arbeiten, die in ihrer gemeinsamen Wohnung anfielen. Etwas, das er früher nie getan hatte. Dass er gegenüber Conny und ihren anderen Kollegen den Mund hielt, wenn diese bei ihm in der Bar erschienen, schien für Chris ebenfalls selbstverständlich zu sein, auch wenn er es nicht verstand. »Warum macht ihr so ein Geheimnis aus eurer Beziehung?« Diese Diskussion führten sie seit Monaten.

»Das fragt ausgerechnet einer, der seine Liebschaften nicht mehr an seinen Fingern abzählen kann?«, hatte sie lachend entgegnet und ihm dann doch erklärt: »Es ist einfach besser so, Chris, für das Arbeitsklima in der Redaktion und für …«

»Aber nicht für dich, Schwesterherz«, hatte Chris sie unterbrochen, ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben und ihr damit zu verstehen gegeben, dass er ihre Entscheidung akzeptierte.

Sarah war klar, dass sie die Nachfolge ihrer ermordeten Kollegin längst angetreten hatte. Lange hatte sie sich dagegen gewehrt, wollte auf gar keinen Fall mit Hilde Jahn verglichen werden. Immerhin hatte sie auf allen Linien versagt. Zwei Mal war sie nun schon auf Hildes Spuren gewandelt, obwohl sie alles andere als eine investigative Journalistin sein wollte. Inzwischen schlief sie außerdem seit einigen Monaten mit dem Herausgeber des Wiener Boten. Auch Hilde Jahn und David Gruber waren jahrelang ein heimliches Liebespaar gewesen.

»Bleibst du heute Abend daheim?«, fragte Chris, während er in seine Jacke schlüpfte.

Sarah schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde mich nur schnell frischmachen und mich umziehen.«

Kurz nachdem Chris gegangen war, stieg Sarah in die Badewanne. Marie legte sich auf den Badezimmerteppich und schnurrte zufrieden.

Um sieben stand Sarah vor Davids Wohnungstür.

David öffnete barfuß und nur mit einem Handtuch um die Hüfte bekleidet. Seine Haare waren feucht, auf seinem Oberkörper perlten Wassertropfen.

»Kannst es wohl nicht mehr erwarten?«, witzelte Sarah.

Er lächelte. »Ich komme gerade aus der Dusche.«

Dann zog er sie an sich und küsste sie.

»Von mir aus kannst du so bleiben, dann muss ich dir nicht mehr so viel ausziehen.« Sie griff nach dem Handtuch.

David fing ihre Hand ab, zog sie in die Wohnung und schloss die Tür mit einem Fußtritt. »Du wirkst äußerst aufreizend, Frau Pauli. Aufreizend und zufrieden.«

»Bin ich auch.«

Er fasste sie um die Hüften und führte sie Richtung Wohnzimmer. »Ich komm gleich, zieh mir nur schnell etwas an.« David verschwand im Schlafzimmer.

Sarah ging ins Wohnzimmer. Kerzen tauchten den Raum in ein warmes Licht. Auf dem Tisch standen Teller mit Antipasti, im Brotkorb lag aufgeschnittenes Baguette. Es lief leise Musik, Lucio Dalla sang Te voglio bene assai. David kam barfuß in Jeans und T-Shirt zurück, ging zum Tisch und goss Rotwein in zwei Gläser.

»Den Romantiker sieht man dir tagsüber gar nicht an.« Sarah nahm sich ein Glas, während sie leise mitsang und David zuprostete.

David lächelte. »Meine schöne Neapolitanerin«, spielte er auf ihre italienischen Wurzeln an.

Sarah schob sich ein in Olivenöl eingelegtes Artischockenherz in den Mund.

»Ich habe übrigens heute einen ziemlich schrägen Anruf bekommen. Eine Frau, die unbedingt mich sprechen wollte, hat mir erzählt, dass die schwarze Frau hinterm Steffl umgeht«, begann sie.

»Die schwarze Frau?«

David setzte sich und aß ein Stück Baguette. Sarah sah ihm hingerissen zu. Alles, was er tat, fand sie erotisch. Sie war verliebt.

»Ja, die schwarze Frau, ein Geisterwesen, das den Tod vorhersagt. In manchen Sagen heißt es auch, sie erscheint, um den Tod eines Menschen zu verhindern. Aber meistens kündigt sie ihn an.«

Sarah setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl und steckte sich noch ein Artischockenherz in den Mund. »Diese schwarze Frau hat was, wenn du mich fragst.«

David schüttelte lächelnd den Kopf.

Sarah wusste, dass ihm diese Dinge gänzlich fremd waren. Er war Widder im Sternzeichen und damit der geborene Realist und Kämpfer.

Sarah erzählte ihm ausführlicher von dem Telefonat und dem Artikel über die Drogentote, den sie anschließend im Archiv des Wiener Boten gefunden hatte. David hörte schweigend zu und schenkte Rotwein nach. Lucio Dalla sang Domani.

»Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, dann wurde die Leiche vor etwa einem Jahr gefunden, und die«, David malte Anführungszeichen in die Luft, »vermeintliche Todesbotin wurde vor einem halben Jahr dort gesehen. Da liegen sechs Monate dazwischen. Was sollte das miteinander zu tun haben?« Er sprach aus, worüber Sarah ebenfalls schon nachgedacht hatte.

»Wahrscheinlich nichts.«

»Eine merkwürdige Geschichte. Merkwürdige Leute, die du da mit deiner Kolumne anziehst.« Er legte die Stirn in Falten und sah sie herausfordernd an. »Sag mal, tanzen in der Walpurgisnacht nicht eher Hexen ums Feuer? Was hast du an dem Tag gemacht?«

Sarah warf ein Stück Brot nach ihm.

»Vielleicht sollte ich die Kolumne wieder einstellen, bevor wir mit noch mehr unheimlichen Geistern konfrontiert werden.« Er grinste.

»Das traust du dich nicht.«

»Wieso sollte ich mich nicht trauen? Ich bin der Herausgeber, schon vergessen?«

Sie lächelte kokett. »Weil du mir hoffnungslos verfallen bist und alles machst, um mich glücklich zu sehen.« Sie zog ihr T-Shirt aus. »Und ich würde sogar so weit gehen und mit dem Herausgeber schlafen, um die Kolumne zu behalten.«

David lachte laut. »So weit würdest du gehen? Und was würdest du tun, wenn der Herausgeber nicht darauf anspringt?«

»Aber der Herausgeber ist Widder, und weißt du was, mein Süßer? Der Widder wird vom Mars beherrscht, dem stürmischen Liebhaber der Aphrodite. In dir lodert ein leidenschaftliches Feuer, das ständig Nahrung braucht. Sex.« Sie sah ihn aufreizend an. »Und die Skorpion-Frau, also ich«, sie klopfte sich leicht auf die Brust, »ist sexbegabt und hat eine geheimnisvolle Anziehungskraft, die einst Odysseus schon zu Kalypso trieb«, schloss Sarah.

»Na, wenn es in den Sternen steht, wird’s wohl stimmen«, meinte David.

Sarah stand auf, nahm ihr Glas in die Hand und wechselte auf die breite Couch. »Komm her, ich werde dir beweisen, wie sehr du mir verfallen bist.«

Er blieb noch einen Moment lang sitzen und sah sie schweigend an. In seinen braunen Augen lagen Sehnsucht, Leidenschaft und Begehren. Sie erwiderte seinen Blick, ebenfalls schweigend und voller Begehren. Irgendwann stand er auf, ging zu ihr, nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es im Bücherregal neben der Couch ab, zog sie hoch und presste sie an sich. Sarah schloss die Augen und umschlang seinen Nacken. Seine Hände wanderten sanft über ihren Rücken.

Augenblicklich waren sämtliche Sagen und Mythen aus Sarahs Gedanken verbannt. Der Rest der Nacht gehörte nur noch David und ihr.

4

MARIO KAISER

Gerhard Levic und Tobias Blank waren erst gegen eins im Privat aufgetaucht. Im Schlepptau hatten sie einen für Gerhard wichtigen Geschäftspartner aus Deutschland. Der Kerl begrüßte Mario Kaiser wie einen guten Freund. Benjamin Weber war Lobbyist. Er kam regelmäßig nach Wien, um mit seinen Wiener Kumpels, wie er sie nannte, in deren Stammlokal abzufeiern. Sie alle wussten, dass Weber in Wahrheit nur deshalb kam, um unerkannt die sprichwörtliche Sau herauszulassen und nebenbei für seine Vermittlertätigkeit fürstlich entlohnt zu werden. Der Deutsche gehörte seit Jahren zum eingeweihten Kreis. Er genoss und schwieg.

Jenny zapfte drei große Bier und drückte sie den Männern über die Bar hinweg in die Hand.