Tödlicher Smoothie - Kiki Lion - E-Book
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Kiki Lion

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Beschreibung

Das Seniorinnentrio und die beiden Wellensittiche gehen wieder auf Mörderjagd!

Welch Aufregung! Ein Internetstar hat sich im beschaulichen Old Alley Town angekündet – das lassen sich Leah, Ruth und Betty natürlich nicht entgehen.

Doch schon bald wird klar: Die junge Frau hatte jede Menge Feinde und so überrascht es fast niemanden, dass sie am nächsten Morgen leblos in ihrer Küche aufgefunden wird. Der Grund: ein tödlicher Smoothie!

Als Leah erfährt, dass Inspector Dowling eine Unschuldige hierfür verantwortlich macht, ist sofort klar: Gemeinsam müssen sie den Mörder schnappen, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

Das gestaltet sich allerdings alles andere als leicht, denn neben Leahs Recherchen zu Booklover72, muss sie auch noch weiteren Verbrechen im Örtchen nachgehen. Während Inspector Dowling ihr bei den Ermittlungen im Weg steht, ist der wahre Täter längst bereit, erneut zuzuschlagen …

Leah Pages zweiter Fall ist ein entspannter Cosy Crime inmitten der englischen Cotswolds – zum Mitraten, Entspannen und Wohlfühlen.

Alle bisher erschienenen Bände der »Old Alley Town«-Serie auf einen Blick:

Teil 1: Der Vogel war’s!
Teil 2: Tödlicher Smoothie
Teil 3: Zu Tode frisiert
Teil 4: Der Mörder ist in Feierlaune

Teil 5: Mord im Angebot

Die Printversion hat 248 Seiten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

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Kostenlose Kurzgeschichte

Kirsch-Bananen-Smoothie

Klappentext

Über die Serie

Über die Autorin

Impressum

Tödlicher Smoothie

 

Old Alley Town

Band 2

 

von Kiki Lion

Für Smoothie-Fans

und alle, die es noch werden wollen.

Kapitel 1

 

Eine prominente Besucherin lockt alle Dorfbewohner auf den Marktplatz – und Leah ist ganz aus dem Häuschen.

 

Das gab es auch nicht alle Tage: eine Autogrammstunde mitten in Old Alley Town. Leah war so aufgeregt, dass sie sich heute ganz besonders herausgeputzt hatte. Ihre grauen Locken hatte sie eigens für diesen Anlass mit einer silbernen Blütenspange nach oben gesteckt, die sie vor vielen Jahren von ihrer Tochter geschenkt bekommen hatte. Ihr hellrosa Gesicht hatte sie sogar mit etwas Make-up veredelt. Sie hatte die weiße Bluse gleich zweimal gebügelt – sicher war sicher – und sich eine schwarze Stoffhose geschnappt, die sie mit hellen Espadrilles kombinierte.

Obwohl der Herbst bereits seine ersten Schatten vorauswarf, war es noch immer sommerlich warm und so hatte sie sich ein leichtes Jäckchen in Dunkelgrau über ihre Handtasche geworfen, sie wollte sich ja nicht unterkühlen. Bei diesen Events wusste man schließlich nie, wie spät es am Ende werden würde.

Sie war viel zu früh, das begriff sie jetzt auch, als sie die Kirchturmuhr auf dem Marktplatz erblickte. Erst halb elf! Ihre Freundinnen Ruth und Betty sollten frühestens in einer Stunde hier sein, damit sie die Veranstaltung um zwölf gemeinsam genießen konnten.

»Guten Morgen, Leah«, grüßte sie Duane, der gerade dabei war, eine aufstellbare Holztafel vor dem Café zu platzieren. Er und seine Frau Neva betrieben das DeShazo, in Anlehnung an ihren Familiennamen, bereits seit gut zwei Jahrzehnten und waren aus dem Örtchen deshalb nicht mehr wegzudenken.

»Guten Morgen, Duane«, erwiderte sie und schritt in seine Richtung. »Bereitet ihr euch schon auf den Ansturm vor?«

Der Mann der Cafébesitzerin Neva trat zu ihr. Auf seiner satten schwarzbraunen Haut hatten sich Schweißperlen gebildet. Es war offensichtlich nicht das Erste, was er an diesem Tag schleppte.

»Kann man so sagen«, meinte Duane, stützte sich auf dem Holzschild ab und wischte sich einmal mit dem Handrücken über die Stirn. »Ist es warm geworden oder bin ich einfach nur aus der Übung?«

»Das Alter macht vor keinem Halt«, meinte Leah lachend, was er mit einem ausgestreckten Zeigefinger in gespielter Weise zu tadeln wusste.

Leah und er waren im gleichen Alter und hatten einst dieselbe Klasse besucht. Genau wie sie und ihre Freundinnen hatte er Old Alley Town nie verlassen.

»Das darf ja wohl nicht wahr sein!«, rief eine Frauenstimme hinter ihnen. Seine Frau Neva tauchte im Türrahmen auf und Duane drehte sich ertappt zu ihr herum.

»Oh, oh«, flüsterte er Leah zu und diese musste grinsen.

»Sind die Tische schon gedeckt? Haben wir überhaupt genug Stühle?« Sie wirkte hektisch, auf ihrem dunkelbraunen Gesicht zeichneten sich erste Sorgenfalten ab.

»Liebling, mach dir keine Gedanken«, erklärte Duane und schritt auf sie zu. »Ich habe alles im Griff.«

Sie seufzte. »Wirklich?«

Er nahm sie in den Arm. »Wirklich.«

Leah beobachtete die beiden. Rein optisch waren sie das komplette Gegenteil: Er groß und schmal, sie klein und rundlich. Zusammen ergänzten sie sich perfekt und es war immer eine echte Freude, die zwei um sich zu haben. Ihr Glück war förmlich greifbar.

»Ach, hallo, Leah«, sagte Neva auf einmal und riss sie damit aus ihren Gedanken. Offenbar hatte die Cafébesitzerin sie noch nicht entdeckt gehabt.

»Hallo, Neva«, erwiderte sie. »Kann ich euch irgendwie behilflich sein?«

Fast schon pikiert winkte sie ab. »Nein, nein!« Sie grinste. »Aber du kannst dir gerne später ein Stück frisch gebackenen Kuchen holen kommen.«

Leah strahlte über beide Ohren. »Sehr gerne.«

»Wir haben noch einiges zu tun«, erklärte Neva, während sie Duane schon wieder in Richtung Eingang scheuchte. »Bis später, Leah.«

Sie winkte den beiden zum Abschied zu, dann schritt sie weiter über den Marktplatz. Leah sah den Buchhändler Harvey Hurst, der gerade dabei war, neue Bücher im Schaufenster zu platzieren. Er lächelte sie an und sie nickte ihm kurz zu.

Dann entdeckte Leah den Friseursalon von Millie Short, deren Geschäft rappelvoll war, offenbar wollten sich einige auf den letzten Drücker verschönern lassen. Leah fasste sich an ihr Haar und war froh, dass sie schon rechtzeitig vorgesorgt hatte. Nicht auszudenken, wenn sie jetzt noch hätte Schlange stehen müssen, wobei sie natürlich genau genommen sowieso warten musste …

Leah ging weiter über das Kopfsteinpflaster und näherte sich allmählich wieder der Hauptstraße. Sie hatte genügend Zeit und wollte sich deshalb noch nicht auf den Marktplatz stellen, wo ohnehin sehr viel los war, weil unzählige Arbeiter die letzten Feinheiten vorbereiteten.

Sie sah sich die zahlreichen alten gemauerten Häuser um sich herum an, die immer wieder eine starke Liebe für ihre Heimat in ihr auslösten. An diesem ganz speziellen Charme, der von den rustikalen Cottages ausging, konnte sich Leah niemals sattsehen.

Gerade als sie wieder umkehren wollte, weil sie sich auch nicht zu weit entfernen wollte, um ihre Freundinnen nicht zu verpassen, bemerkte sie Yolimar Escalona, die mit einem wütenden Geschrei einen Putzeimer auf den Boden aufprallen ließ. Dabei schwappte das Wischwasser über und lief zwischen die Ritzen der Steine.

Yolimar schnappte sich, davon unberührt, einen Schwamm, tauchte ihn in das schaumige Wasser ein und schrubbte damit die Glasfront ihrer Autowerkstatt, als würde ihr Leben hiervon abhängen.

Leah blieb einen Augenblick stehen und beobachtete das Geschehen, hin- und hergerissen davon, ob sie lieber weitergehen oder sich nach dem Wohlbefinden der jungen Frau erkundigen sollte. Sie wollte sich nicht schon wieder in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen. Andererseits, so redete sie sich ein, konnte die Frau vielleicht Hilfe gebrauchen, und so siegte schließlich Leahs Neugierde.

»Ist alles in Ordnung, Yolimar?«, fragte Leah, wobei der Name ausgesprochen so klang wie das Juli aus dem englischen Julia, die Betonung lag auf der zweiten Silbe: Juli-Mar. Leahs Aussprache war zugegebenermaßen etwas holprig, so ließ sie beispielsweise das rollende R am Ende weg, aber sie bemühte sich sehr, was die junge Frau immer zu schätzen wusste.

Yolimar taumelte herum, hatte Leah offensichtlich gar nicht bemerkt.

»Um Himmels willen, Leah!«, rief sie mit starkem spanischen Akzent aus und rang nach Luft. »Um ein Haar hätte ich was nach dir geworfen!«

Erst jetzt sah Leah, dass Yolimar den Schwamm zum Werfen bereithielt, ganz so, als wollte sie sich verteidigen.

Leahs Augen weiteten sich vor Schreck, als sie begriff, was das für ihr Outfit bedeutet hätte. Nicht auszumalen, wie sie dann in aller Öffentlichkeit dagestanden hätte, und das nur, weil sie helfen wollte.

Yolimar musste bemerkt haben, was ihre Worte ausgelöst hatten, und so ließ sie den Schwamm wieder ins Wasser fallen.

Sie grinste Leah mit ihrem hübschen Gesicht an. Ihre Haut hatte einen warmen, dunklen Beigeton, die Augen waren grün und das Haar tiefbraun. Sie hatte es zu einem Dutt nach oben geknotet, die losen Strähnen wurden mit einem bunten Haarband zurückgehalten. Außerdem trug sie eine blaue Latzhose und schneeweiße Turnschuhe.

»Ich wollte dir keine Angst machen«, erklärte sie.

Leah atmete tief durch. Da hatte sie wohl noch mal Glück gehabt.

Erst in diesem Augenblick bemerkte Leah, dass die gesamte Glasfront der Werkstatt mit tiefroter Farbe beschmiert war.

»Oh nein, was ist denn hier passiert?«, rief sie schockiert aus.

Yolimar seufzte schwer. »Wenn ich das nur wüsste. Es ist schon das zweite Mal, dass das passiert.«

»Wirklich?«, rief Leah erstaunt aus und sah sich die Schmiererei genauer an.

»Weg mit Ihnen!«, stand da in krakeliger Schrift, die kaum zu entziffern war. Leah durchzuckte es. Wollte hier tatsächlich jemand, dass Yolimar das Dorf verließ?

»Und da steht immer dasselbe?«, fragte sie nach wie vor fassungslos.

Yolimar öffnete die Brusttasche ihrer Latzhose und holte ihr Smartphone hervor, das mit funkelnden Strasssteinen verziert war und an der pinken Hülle einen Hello-Kitty-Anhänger trug.

»Hier«, sagte sie und deutete auf die Fotos, die sich nun auf dem Bildschirm zeigten. »Erst stand da nur Weg! und jetzt das!« Sie wies auf die Glaswand.

»Hast du eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«

Yolimar zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Idee.«

»Und du hast nichts beobachtet?«

»Leider nein.« Sie seufzte. »Das letzte Mal war vor etwa zwei Wochen. Da habe ich mit meinem Sohn einen kleinen Ausflug gemacht. Wir waren das Wochenende nicht da und plötzlich prangte dann diese Aufschrift auf meinem Laden.« Sie schüttelte wütend den Kopf. »Ich dachte, es war vielleicht nur ein Versehen. Irgendwelche Kinder, die sich einen Spaß erlaubten, aber nun das!« Sie deutete wieder auf das Glas.

»Hm«, machte Leah nur, ging an der jungen Frau vorbei und inspizierte die Farbe genauer. Es musste handelsübliche Holzfarbe sein, wie sie einst ihr verstorbener Mann Will verwendet hatte, wenn er seinen Schnitzereien nachging.

Leah wischte mit dem Finger darüber. »Trocken«, meinte sie.

»Das stimmt«, sagte Yolimar, »und die geht auch immer so toll ab.«

»Kann ich dir vielleicht helfen?«, bot sie an.

Yolimar grinste breit. »Nein, das schaffe ich schon.«

Leah nickte. »In Ordnung. Hast du die Polizei schon informiert?«

Yolimar sah sie entsetzt an. »Nein! Denkst du etwa, das sollte ich?«

Leah dachte kurz an Inspector Dowling und seine, milde ausgedrückt, doch etwas wenig engagierte Art, Fällen nachzugehen.

»Vermutlich nicht«, verkündete sie daher. »Das wird wahrscheinlich nichts nützen.«

Yolimar grinste und wusste wohl, worauf sie anspielen wollte. Der Fall, in den Leah verwickelt war, hatte die Runde im ganzen Örtchen gemacht.

»Ich muss leider weitermachen«, erklärte Yolimar, »gleich stehen noch ein paar Autoreparaturen an.« Sie griff nach dem Schwamm und schrubbte, was das Zeug hielt. »Und ich möchte nicht, dass meine Kunden das sehen.«

Leah nickte verständnisvoll. »Es geht ohnehin gleich los«, sagte sie, »ich bin mit meinen Freundinnen zur Autogrammstunde verabredet.«

Yolimar lächelte ihr zwar zu, doch ihre Miene verfinsterte sich schnell. »Ich freue mich für dich, aber für meine Werkstatt ist das nicht so gut. Hier wird es gleich brechend voll sein. Ich weiß noch gar nicht, ob die Autos durchkommen werden.«

Leah verstand das Problem sofort, wusste jedoch auf Anhieb leider auch keine Lösung. »Dann hoffen wir mal, dass es nicht ganz so schlimm wird, wie befürchtet.«

Die Frau lachte. »Dein Wort in Gottes Ohr.«

Sie verabschiedeten sich und Leah ging wieder in Richtung Marktplatz, die Uhr schlug bald elf und das Gedränge wurde in der Tat immer mehr.

Von Betty und Ruth war aber nach wie vor keine Spur. Leah platzierte sich deshalb etwas abseits und beobachtete das Treiben auf dem Platz.

Wenn sie ehrlich war, wollte sie herausfinden, wer Booklover72 war, der Mann – zumindest hoffte sie das –, der sich auf ihrem Bücherblog Leah’s Pages mit ihr über ihre gelesenen Bücher austauschte und ihr vermutlich auch ihren geliebten Mr Welli zurückgebracht hatte. Eine solche Veranstaltung würde ihr die Gelegenheit dazu geben, ein bisschen herumzuschnüffeln. Hatte er nicht gesagt, er wäre ganz in ihrer Nähe? Dass er sich seither etwas rarmachte, gefiel ihr deshalb umso weniger.

Leah erblickte die Bühne, die bereits fertig aufgebaut war und mit ihrer ganzen modernen Technik im krassen Gegensatz zum altertümlichen Ortskern stand. Neben zahlreichen helfenden Händen scharten sich immer mehr Menschen rund um die Absperrungen, um ja nichts zu verpassen.

Leah spürte ein nervöses Kribbeln in sich aufsteigen, denn sie war noch niemals einem Prominenten begegnet. Und auch wenn sie die Frau, die gleich hier auftreten sollte, gar nicht wirklich kannte und gewiss kein Fan war, so wurde sie doch von der Energie der Leute mitgerissen.

Als es immer später wurde, fragte sich Leah langsam, wo ihre Freundinnen blieben. Gleich würde es losgehen.

Genau in dem Moment ertönte ihr Handy, das angesichts der Menschenmasse jedoch fast ungehört geblieben wäre.

Sie griff schnell danach und nahm den Anruf an. Es war Betty.

»Alles in Ordnung?«, fragte sie statt einer Begrüßung.

Betty seufzte. »Unsere Miss Old Alley Town musste sich gerade noch mal umziehen.«

»Untersteh dich!«, hörte Leah Ruth aus dem Hintergrund zischen, was sie schmunzeln ließ.

»Jetzt sind wir bei der dritten Anprobe. Jedes Kleid besser als das andere, aber …«

»… keins gefällt ihr«, beendete Leah den Satz, weil sie diese Szenen schon zu Genüge kannte.

»Exakt«, meinte Betty, und Leah vernahm ein Fluchen aus dem Hintergrund.

»Dann wird Nummer vier wohl auch nichts werden«, mutmaßte sie.

»Korrekt«, versicherte Betty.

»Dann hoffe ich, dass wir uns gleich endlich sehen, sonst verpasst ihr noch alles.«

»Ich gebe mein Bestes«, sagte Betty.

Sie verabschiedeten sich und Leah sah den sich immer weiter füllenden Platz. Sie glaubte nicht mehr daran, dass die beiden rechtzeitig kommen würden, was sie unglaublich schade fand, doch davon wollte sie sich die Stimmung nicht vermiesen lassen.

»Na, heute ganz alleine?«, erkundigte sich eine Stimme zu ihrer Rechten, was sie augenblicklich zusammenzucken ließ.

»Shaunna!«, rief sie erschrocken aus.

Die stark sonnengebräunte und sehr dürre Frau war in jederlei Hinsicht zu viel von allem und so war es kein Wunder, dass sie gerade bei diesem Anlass maßlos übertrieb.

Sie hatte nicht nur einen riesigen Sommerhut auf, dessen Durchmesser einer kleinen Familie locker hätte Schatten spenden können, sondern auch extrem hohe Highheels, mit denen es eigentlich hätte unmöglich sein müssen, das Kopfsteinpflaster zu passieren.

Ihr langes blondgefärbtes Haar, wohl eine Perücke, reichte ihr bis zum Po und ihr sehr enganliegendes Kleid betonte jeden Zentimeter ihres in die Jahre gekommenen Körpers, der aber, und das musste Leah neidlos anerkennen, sich trotzdem noch immer sehen lassen konnte.

Und natürlich war alles exakt aufeinander abgestimmt – Hut, Kleid, Schuhe und Tasche kamen im Leopardenmuster daher. Es war einfach zu viel für Leahs Augen.

»Habe ich dich etwa erschreckt?«, rief sie gackernd aus, was Leah nervte.

»Kann man so sagen«, meinte sie nur knapp und hoffte, dass sie damit die ungeliebte Konversation beenden könnte. Doch weit gefehlt.

»Ich frage mich, wo deine Freundinnen sind?« Sie sah sich gespielt um. »Sind sie dich leid?«

»Nein, Shaunna«, sagte Leah mit zusammengebissenen Zähnen, weil sie genau wusste, dass es der Frau den größten Spaß machte, sie auf die Palme zu bringen und sie wollte sich heute einfach nur amüsieren – mit oder ohne ihre Freundinnen.

»Und was hast du da überhaupt an?«, kritisierte Shaunna herum und nahm Leahs Outfit genauer in Augenschein. »Ist das etwa … vomDiscounter?« Sie griff sich theatralisch an die Brust, und es drehten sich sogar noch ein paar Leute zu ihnen um.

Leah, die ihr Outfit sehr penibel ausgewählt und sich bis zu diesem Zeitpunkt äußerst wohl darin gefühlt hatte, spürte Wut in sich aufsteigen.

»Was willst du, Shaunna?«, rief sie der Frau laut zu.

Dieser schien es zu gefallen, Leah verärgert zu haben.

»Na, wer will denn hier boshaft werden«, tadelte sie mit aufgesetzter freundlicher Miene, als ob sie nicht diejenige gewesen wäre, die angefangen hätte. »Ich will einfach nur etwas plaudern, wir zwei sitzen ja schließlich in einem Boot, wo wir doch beide alleine hier sind. Ich, die nach der Veranstaltung wieder unter ihresgleichen ist, und du«, sie sah sie abwertend von der Seite an, »die von ihren einzigen Freundinnen im Stich gelassen wurde.«

Leahs Puls raste inzwischen. Sie wollte der Frau sonst was an den Kopf werfen, aber da war diese kleine Information in dem Satz, die ihre Neugierde weckte. Und obwohl es sie eigentlich nicht interessieren sollte, was diese Frau machte, so wollte sie es eben doch wissen.

Leah atmete tief durch, um den bösen Kommentar zu übergehen. »Was heißt denn ›unter ihresgleichen‹?«

Shaunna, die wohl nur darauf gewartet hatte, dass sie diesen Teil des Satzes aufgriff, grinste breit. Sie deutete, ohne ihren Stolz zu verbergen, nach vorne zum Podium. »Siehst du diesen Mann da, der mit dem Zwirbelbart, gleich da neben der Bühne?«

Leah versuchte etwas in der Ferne zu erkennen. Zum Glück hatte sie ihre Brille heute an.

»Ja, den sehe ich«, erklärte sie, als sie den Anzugträger mit stämmiger Figur erblickte. »Was ist mit ihm?«

»Das ist Callum O’Sullivan«, verkündigte sie stolz, als ob es Leah etwas sagen sollte.

Sie blickte Shaunna fragend an, was diese genervt aufstöhnen ließ.

»Jetzt sag mir bloß nicht, dass du Callum O’Sullivan nicht kennst!«

»Und wenn du den Namen noch mal wiederholst: Ich kenne ihn nicht.«

Sie riss die Augen weit auf. »Callum O’Sullivan. Der Manager von Evie Houghton.«

Leah starrte sie noch immer ausdruckslos an.

»Evie Houghton ist dir aber schon ein Begriff?«, fragte sie erschrocken nach.

»Äh …«, stammelte sie.

»Das ist ja nicht zu fassen!«, rief Shaunna. »Da will ich dir einmal zeigen, in welch prominenten Kreisen ich eigentlich verkehre, und dann kennst du nicht mal den Star des Tages!« Sie lachte höhnisch auf und entfernte sich schließlich ohne ein weiteres Wort. Wahrscheinlich konnte sie einfach nicht den gewünschten Effekt erzielen und hielt es deshalb nicht für nötig, sich weiter mit Leah auseinanderzusetzen. Was für ein ungehobeltes Weibsbild!

»The Beauty E«, ertönte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihr.

»Wie bitte?«, fragte sie und drehte sich um.

Zu ihrem Entsetzen blickte sie in das rosafarbene und aufgeschwemmte Gesicht, das sie gehofft hatte, nie mehr sehen zu müssen. Zumindest nicht aus nächster Nähe.

»Inspector Dowling«, sagte sie perplex. »Was machen Sie denn hier?«

Er sah ebenso überrascht aus. »Oh«, meinte er, »ich habe Sie gar nicht erkannt.« Er musterte sie kritisch. Offenbar hatte er keine Ahnung gehabt, wen er da ansprach. Hatte sie sich heute etwa so verändert?

Er räusperte sich. »Evie Houghton ist The Beauty E«, erklärte er.

Und da dämmerte es Leah. Das war die Frau, die für den heutigen Tag angekündigt war. Shaunna war wohl stolz darauf, dass sie den Manager kannte, jetzt ergab alles einen Sinn.

Trotzdem wollte sie sich vor dem Inspector nicht die Blöße geben, nicht zu wissen, auf welcher Veranstaltung sie hier war.

»Das wusste ich natürlich«, erklärte sie deshalb schnell. »Ich wollte die Frau nur loswerden.«

»Sicher«, sagte er und grinste süffisant.

Es ärgerte sie, dass er ihr nicht glaubte, also wechselte sie rasch das Thema.

»Und Sie interessieren sich für Schönheit?«

Als sie die Frage ausgesprochen hatte, bemerkte sie, wie es herüberkam. Dowling war Mitte fünfzig und wahrlich alles andere als schön. Seine Augen waren glubschig, die Haare fahl und weiß, der Bart ungepflegt.

Wobei, das stimmte nicht. Heute hatte er sich tatsächlich etwas mehr Mühe gegeben und sah – nun ja, wie sollte man es sagen? – ein bisschen weniger unansehnlich aus, was aber bei weitem nicht hieß, dass er nun eine Augenweide war.

Dowling warf ihr einen bösen Blick zu. »Als Inspector ist es meine Pflicht, überall nach dem Rechten zu sehen.«

»Das hat ja beim letzten Mal schon so gut geklappt«, nuschelte sie.

»Wie bitte?«, zischte er sie an.

»Ich sagte: herrliches Wetter heute.«

Er murmelte etwas Unverständliches, dann schwiegen sie.

Der Inspector sah sich um und sein Blick blieb immer wieder an jungen Frauen haften, die gewiss nicht seine Kragenweite waren. Sie erinnerte sich daran, was man ihm nachsagte, dass seine Ehefrau ihn verlassen hatte, weil er eine Affäre mit einer deutlich Jüngeren angefangen hatte.

»Sind Sie auf der Suche?«, rutschte es Leah heraus, die schon immer was für Kuppeleien übrighatte. Wobei es schwer werden würde, eine geeignete Kandidatin für diesen nicht gerade guten Fang zu machen.

»Als Inspector ist man immer auf der Suche«, erklärte er, ohne den Blick von einer blonden Schönheit abzuwenden.

»Die ist nun wirklich nichts für Sie«, meinte Leah leichthin und sah sich um. Puh, es würde nicht leicht werden, ihm einen passenden Vorschlag zu machen. »Wenn Sie möchten, höre ich mich mal um.«

Jetzt blickte er sie finster an. »Wovon reden Sie da?«

»Ich dachte, weil Ihre Frau Sie verlassen hat, suchen Sie vielleicht nach einer neuen Partnerin und …«

»Es reicht!«, rief er so laut, dass sein Kopf knallrot anlief. »Ich habe sie verlassen, nicht umgekehrt!« Huch, da musste sie wohl einen wunden Punkt erwischt haben. »Und außerdem: Was geht Sie das eigentlich an? Ich bin nicht auf der Suche!«

»Und warum schauen Sie diese Frau dann so an?«

Wenn es überhaupt möglich war, wurde das Rot in seinem Gesicht noch intensiver.

»Ich führe Ermittlungen durch!«, behauptete er so heftig, dass umliegende Personen von ihnen wegrückten.

Leah, die ihm kein Wort glaubte, ließ diese Lüge unkommentiert. Offenbar lag da eine ziemlich tiefe Kränkung vor, die sie an dieser Stelle nicht weiter erörtern sollte.

Sie bemerkte, wie unangenehm die Sache für den Inspector wurde, als er sich wieder versuchte, zu beruhigen.

Leah gab sich einen Ruck, um die Wogen zu glätten. Sie wusste schließlich nicht, ob sie den Kontakt zu ihm noch mal würde gebrauchen können.

»Hat sich Yolimar anders entschieden? Sie ermitteln also schon in der Werkstatt-Angelegenheit?«

Jetzt blickte er sie neugierig an. »Welche Werkstatt?«

Sie deutete auf Yolimars Geschäft die Seitenstraße runter. Von hier aus konnte sie erkennen, dass die Frau wild mit den Händen herumfuchtelte, während sie versuchte, die Menschen vor ihrem Ladenlokal zu vertreiben, damit einer ihrer Kunden sein Auto durchfahren konnte – offensichtlich jedoch vergebens.

»Ich weiß von nichts«, erklärte er.

Mist! Jetzt hatte sie Yolimar verraten, ohne zu wissen, ob sich diese überhaupt dem Inspector anvertrauen wollte.

»Ach, war wohl nichts«, versuchte sie, die Sache herunterzuspielen, doch Dowling war natürlich interessiert, den Fall zu lösen – wie hätte es auch anders sein können. Yolimar würde gewiss in sein Beuteschema passen.

»Ich glaube, das sehe ich mir mal genauer an«, erklärte er, wobei nicht klar war, ob er damit den Fall oder Yolimar selbst meinte.

Er entfernte sich grußlos, den Blick noch immer auf die junge Frau geheftet. Oh je, was hatte sie da nur wieder angestellt!

Auf der Bühne ertönte Musik und die Menge jubelte.

»Seid ihr bereit?«, rief ein junger Mann mit freudiger Stimme.

»Ja!«, kreischten vor allem die Teenies.

In diesem Moment gesellten sich zwei Personen zu Leah: Ruth und Betty. Ihre Freundinnen lächelten sie an.

»Pünktlich, sag ich ja«, meinte Ruth und strahlte aus ihren grünen Augen heraus. Mit ihrem mittellangen blond gefärbten Bob und der, dank Make-up, für ihr Alter schon fast makellosen, rosig-weißen Haut, sah sie immer perfekt aus. Offenbar hatte sie sich für ein beiges Kostüm mit einem pastellfarbenen Tuch entschieden, was ihrer zierlichen Figur sehr schmeichelte.

»Na ja, fast«, grinste Betty und ihre braunen Augen funkelten. Obwohl sie sonst eigentlich auf jegliches Make-up verzichtete, trug sie, als einstiger Paradiesvogel der Clique, wieder stark auf. Ihren kurzen grauen Pixie Cut hatte sie sich hierzu glücklicherweise nicht gefärbt, so wie es in ihrer Jugend der Fall war. Sie hatte große türkise Ohrringe, eine passende Perlenkette und ein schwarzes Top an, darüber einen bunten Blumenblazer, einen knielangen dunklen Rock und graue Pumps. Ihre mollige Figur kam bestens zur Geltung und sie bewies damit wieder einmal, dass sie Sachen tragen konnte, an die sich sonst niemand von ihnen heranwagen würde.

»Wow, Betty!«, rief Leah. »Du siehst wirklich klasse aus.«

Betty strahlte über ihr rosiges Gesicht, wobei sich die Wangen noch deutlich rötlicher einfärbten. »Danke«, erwiderte sie.

»Ich sag es ja: An Betty kommt niemand heran«, erklärte Ruth seufzend, was Leah und Betty ein Lachen entlockte, weil es ausgerechnet die Person sagte, die immer wieder makellos aussah.

»Darf ich vorstellen?«, rief der Mann auf der Bühne: »The Beauty E!«

In diesem Moment brach der Jubel aus. Es war ein wahres Highlight, einen solch großen Star in Old Alley Town begrüßen zu dürfen.

Und dann trat sie endlich auf die Bühne: Eine junge schöne Mittzwanzigerin, die es geschafft hatte, wovon viele Jugendliche träumten: Sie hatte sich zu einem Internetstar gemausert und war die wohl erfolgreichste Instagrammerin im Bereich Fashion und Beauty, die Südengland zu bieten hatte.

»Danke, danke!«, rief die Frau in einem kurzen roten Kleid aus. Sie hatte blonde lange Haare, eine schmale und große Model-Figur mit ausgeprägter Taille. Ihre Haut war, wohl durch häufiges Sonnenbaden, fast schon dunkelbeige.

»Ich freue mich so sehr, dass ihr alle hier seid, um mit mir meine neue Kollektion zu feiern«, sagte sie, wofür sie einen überwältigenden Applaus erntete, in den die Freundinnen reflexartig mit einfielen. »Es ist mir eine große Ehre, euch an diesem Prozess teilhaben zu lassen. Diese ganze Tour liegt mir besonders am Herzen.« Sie drückte das Mikrofon an ihre Brust, als ob es ihr wirklich nahegehen würde. »Danke!«, rief sie noch mal erstickt und es wirkte fast so, als würden ihr bald Tränen übers Gesicht kullern.

Leah hatte sich zuvor ein paar Videos von The Beauty E im Internet angeschaut, als sie in der OAT DAILY von ihrem Auftritt gehört hatte. Sie wusste bis dato nicht einmal, dass ein so großer Star direkt vor ihrer Haustür lebte. Für sie wirkte die junge Frau etwas aufgesetzt, aber schließlich bekam man eine solche Gelegenheit nicht alle Tage und so ließ sie sich von der Menge und dem Jubel mitreißen. Es war schön, ein Teil davon zu sein.

»Im Anschluss wird es Autogramme geben«, sagte sie, was erneutes Gekreische auslöste. Leah konnte nicht fassen, wie sehr die junge Frau begehrt wurde.

Sie bemerkte, wie sich ein drahtiger Mann mittleren Alters der Bühne näherte, jedoch vom Securitypersonal zur Seite gedrängt wurde und daraufhin seinen offensichtlich verzweifelten Emotionen freien Lauf ließ.

Die drei Freundinnen sahen sich irritiert und etwas belustigt an. Wie konnte man nur derart für einen Star schwärmen? Waren sie etwa auch mal so gewesen?

Callum O’Sullivan, von dem Shaunna gesprochen hatte, wies die Männer an, den Kerl wegzuschaffen, dann stierte er wieder auf die Bühne, offenbar völlig fasziniert von seinem Schützling.

Unweit von ihm entfernt stand ein weiterer Mann, etwa im gleichen Alter wie Evie Houghton, der von all dem wohl nichts mitzubekommen schien, da er wie gebannt auf sein Handy starrte, als ob es dort Wichtigeres geben würde. Diesen Mann konnte Leah ebenso wenig verstehen wie den aufgebrachten Fan.

Sobald die ersten Models die Kollektion auf der Bühne präsentierten, zog sich Evie zurück und maulte, zumindest sah es auf die Entfernung so aus, zwei junge Frauen an. Während die eine von ihnen daraufhin mit Klemmbrett und Mikrofon bewaffnet in den Backstagebereich lief, schnappte sich die andere wütend ein paar Klamotten und dampfte davon.

Evie schrie noch mehr Models an, weil diese wohl nicht richtig gekleidet waren, woraufhin eine in Tränen ausbrach und das Weite suchte. Mit erbosten Händen in der Luft tigerte der Star zum Catering und ließ das Getränk, das ihr soeben vom Caterer überreicht worden war, wieder wütend auf die Theke knallen, da es ihr offenbar nicht gut genug war.

Diese Evie schien keine besonders nette Person zu sein und weil Leah ihre fiesen Tiraden nicht mehr ertragen konnte, sah sie sich weiter in der Menge um. Für sie war dieses Ereignis einfach nur perfekt, um ihrer Neugierde freien Lauf zu lassen.

Sie erblickte bekannte Gesichter, andere mussten hingegen von weit her angereist sein. Doch die Frage, die sie sich ihr noch immer stellte, war: Wer von ihnen war Booklover72?

Kapitel 2

 

Warum muss eine schöne Veranstaltung eigentlich immer mit einem Mord enden?

 

Gut, genau genommen fand der Mord nicht direkt im Anschluss statt, aber trotzdem waren das exakt Leahs Gedanken, als sie einen alarmierenden Anruf am kommenden Morgen erhielt.

»Leah«, ertönte eine zittrige Stimme im Hörer, kaum, dass sie abgenommen hatte.

»Ja?«

»Yolimar Escalona.«

»Was ist passiert?« Leah konnte an den wenigen Worten bereits erkennen, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste. Was hatte der Inspector ihr angetan?

»Sie ist tot.« Die Frau redete so schnell, dass es klang wie Sieisttot.

»Ganz ruhig«, sprach Leah der Werkstattbesitzerin gut zu. »Wer ist tot?«

Als ob Leahs Wellensittiche begriffen hätten, was sie gesagt hatte, verstummte ihr Geschnatter und sie kamen angeflogen. Das blaue Weibchen Peachy setzte sich links auf ihre Schulter, das grüne Männchen Mr Welli nahm rechts Platz. Dann lauschten sie allesamt gebannt, was geschah.

Leah hörte Yolimar tief ein- und ausatmen, ehe sie sprach: »Evie Houghton.« Und weil Leah zunächst nicht reagierte, fügte sie hinzu: »The Beauty E.«

Leah brauchte ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten. »Sie ist … was?«

»Ja, schrecklich, nicht?«, erklärte Yolimar.

»Aber …«, stammelte Leah nun, zum einen, weil sie die Information noch immer nicht verdaut hatte und zum anderen, weil sie sich fragte, warum ausgerechnet sie einen Anruf erhielt. Schnell fügte sie hinzu: »Wieso erzählst du mir das?« Für einen Augenblick glaubte sie, dass der Inspector ihr wieder einen Mord anhängen wollte, und bekam sofort einen kleinen Schweißausbruch, was aber auch durchaus mit den für England derzeit heftigen Temperaturen zusammenhängen konnte, obwohl der Herbst schon längst vor der Tür stand.

»Weil er mich verdächtigt.«

»Wer?«

»Inspector Dowling.«

Leah konnte es nicht fassen. Da war sie ihm wohl glücklicherweise von der Schippe gesprungen, da haftete er sich wieder an die nächste unschuldige Frau. War diesem Mann eigentlich überhaupt noch zu helfen?

»Er tut … was?«

Jetzt brach Yolimar in Tränen aus und redete nur unverständliches Zeug.

Peachy und Mr Welli schnatterten und flogen wie wild durch den Raum. Leah wedelte ungelenk mit der Hand nach ihnen, in der Hoffnung, dass sie so verstummen würden, was natürlich nicht geschah.

»Bitte beruhige dich«, sagte Leah sanft, obwohl in ihr alles brodelte. Was fiel diesem Polizisten eigentlich ein? Dem sollte man mal die Dienstmarke abnehmen!

»Ich … es war … alles … so schnell …«, brachte Yolimar zwischen ihren Schluchzern hervor.

»Keine Sorge«, erklärte Leah kurz entschlossen, »ich bin gleich bei dir.«

Direkt nachdem sie aufgelegt hatte, alarmierte sie Ruth und Betty, die alles stehen und liegen ließen, um sie in Windeseile abzuholen.

Peachy und Mr Welli passte ihr rascher Aufbruch hingegen gar nicht, denn die beiden Wellensittiche schnatterten, was das Zeug hielt, doch wenn Leah eine Mission hatte, dann konnte sie nichts und niemand aufhalten.

 

***

 

Keine Stunde später stand Leah gemeinsam mit ihren Freundinnen vor der Autowerkstatt im Zentrum der Kleinstadt.

Anders als beim letzten Mal war die Glasfront des Gebäudes nun nicht mehr mit Schmierereien versehen, das fiel Leah gleich als Erstes auf.

»Geschlossen«, erklärte Ruth und deutete auf das Close-Schild, das an der Tür baumelte.

Und tatsächlich: Im Inneren war keine Menschenseele zu sehen, geschweige denn Licht zu erkennen. Ob sich Yolimar wohl woanders mit ihnen treffen wollte?

Leah überlegte, wo die junge Frau noch gleich wohnte, da trat Betty einen beherzten Schritt nach vorne.

»Darf ich mal?

---ENDE DER LESEPROBE---