Top Secret. Die Rivalen - Robert Muchamore - E-Book
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Top Secret. Die Rivalen E-Book

Robert Muchamore

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Beschreibung

Der Aramov-Clan ist am Ende – doch das ist erst der Anfang einer hochexplosiven Mission

Ryans Mission geht in die alles entscheidende Phase – und die ist riskant wie nie: Zusammen mit seinem Trainer Kazakov soll er den größten Terroranschlag aller Zeiten verhindern und zugleich den Aramov-Clan hochgehen lassen. Doch dann nimmt die Aktion eine schockierende Wendung: Plötzlich ändern die Terroristen ihre Pläne, und Kazakov wird bei einem Schusswechsel tödlich getroffen. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn jetzt geht es für Ryan nicht nur um den Erfolg seiner Mission – sondern um das Leben Zehntausender Menschen ...

Knallharte Action, spannend bis zur letzten Seite!

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Robert Muchamore

Top Secret – Die neue Generation

Die Rivalen

Aus dem Englischen von Tanja Ohlsen

cbt ist der Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

1. Auflage 2014

© 2014 für die deutschsprachige Ausgabe

cbt Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

© 2013 by Robert Muchamore

Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel »CHERUB: Black Friday« bei Hodder Children’s Books, London.

© 2013 der deutschsprachigen Ausgabe bei cbt Verlag, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbH

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Übersetzung: Tanja Ohlsen

Lektorat: Ulrike Hauswaldt

Umschlagkonzeption: schwecke.mueller Werbeagentur GmbH, München

he ∙ Herstellung: kw

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-12510-3

www.cbt-jugendbuch.de

Was ist CHERUB?

CHERUB ist Teil des britischen Geheimdienstes. Die Agenten sind zwischen zehn und siebzehn Jahre alt. Meist handelt es sich bei den CHERUB-Agenten um Waisen aus Kinderheimen, die für die Undercover-Arbeit ausgebildet wurden. Sie leben auf dem Campus von CHERUB, einer geheimen Einrichtung irgendwo auf dem Land in England.

Warum Kinder?

Kinder können sehr hilfreich sein. Niemand rechnet damit, dass Kinder Undercover-Aktionen durchführen, daher kommen sie mit vielem durch, was Erwachsenen nicht gelingt.

Die wichtigsten Eigenschaften eines CHERUB-Agenten sind überdurchschnittliche Intelligenz und physische Belastbarkeit sowie die Fähigkeit, unter Stress zu arbeiten und selbstständig zu denken.

Die 300 Kinder, die auf dem CHERUB-Campus wohnen, werden im Alter von sechs bis zwölf Jahren rekrutiert. Ab zehn Jahren können sie undercover arbeiten, vorausgesetzt, sie überstehen die hunderttägige Grundausbildung.

Die CHERUB-T-Shirts

Den Rang eines CHERUB-Agenten erkennt man an der Farbe des T-Shirts, das er oder sie auf dem Campus trägt. ORANGE tragen Besucher. ROT tragen Kinder, die auf dem Campus leben, aber zu jung sind, um schon als Agenten zu arbeiten. BLAU ist die Farbe während ihrer hunderttägigen Grundausbildung. Ein GRAUES T-Shirt heißt, dass man auf Missionen geschickt werden darf. DUNKELBLAU tragen diejenigen, die sich bei einem Einsatz besonders hervorgetan haben. Ein SCHWARZES T-Shirt ist die höchste Anerkennung für hervorragende Leistungen bei vielen Einsätzen. Wenn man CHERUB verlässt, bekommt man ein WEISSES T-Shirt, wie es auch das Personal trägt.

Der Aramov-Clan

Im April 2012 erhielt der CHERUB-Agent RYANSHARMA nach einer erfolgreichen, von den Amerikanern geleiteten Operation zur Infiltration einer internationalen Schmugglerorganisation, des Aramov-Clans, das dunkelblaue T-Shirt.

Anstatt das Netzwerk der Aramovs direkt zu zerschlagen, entschied sich der amerikanische Geheimdienst, den Clan zu übernehmen. Ziel war es, die Geschäfte der Organisation langsam abzuwickeln, wobei man wertvolle Informationen über etliche weitere Gruppen erhielt, die mit dem Clan in Verbindung standen. Diese heimliche Übernahme erfolgte durch die Einheit TFU unter dem Befehl von DR. DENISEHUGGAN.

Kurz nach seiner Beförderung kehrte Ryan Sharma ins Hauptquartier der Aramovs in Kirgistan zurück, wo er sich als Sohn des CHERUB-Trainers YOSYPKAZAKOV ausgab. Während die TFU-Agenten den Aramov-Clan von der Spitze aus heimlich kontrollierten, operierten Ryan und Kazakov auf den unteren Levels und beschafften Informationen, die die höheren Ränge sonst nie erlangt hätten.

1

22. November 2012, Manta, Ecuador

Das einzige Terminal am Flughafen Manta machte den Eindruck, als hätte es seine besten Tage hinter sich. Es war für eine amerikanische Air-Force-Einheit gebaut worden, die Maßnahmen zur Drogenbekämpfung durchführte, und da es den Yankees nicht gefallen hatte, dass die ecuadorianische Regierung sie hinauswarf, hatten sie vor ihrem Auszug alles demontiert – von der Radaranlage im Control-Tower bis zu den Sitzbänken an den Abfluggates.

Der vierzehnjährige CHERUB-Agent Ryan Sharma saß in der halb leeren Abflughalle auf seinem Leinenrucksack und lauschte der schmalzigen Flötenmusik, die den aufs Dach trommelnden Regen zu übertönen versuchte.

Während der zwanzigstündigen Reise von Kirgistan hatte Ryan kaum geschlafen. Nach dem langen Flug war er heiser und seine Augen waren blutunterlaufen. Er sehnte sich nach einer heißen Dusche und einem weichen Bett, doch es würde noch lange dauern, bis es so weit war.

Die letzten sieben Monate hatte Ryan im Hauptquartier des Aramov-Clans in Kirgistan verbracht – auch Kreml genannt. Ryans Aufgabe war es gewesen, den Angestellten des Schmugglerunternehmens und ihren Familienmitgliedern Informationen zu entlocken.

Der Kreml bot nicht viele Unterhaltungsmöglichkeiten und so hielten sich die Jugendlichen hauptsächlich auf einem Hinterhof voller Hanteln und Gewichte auf. Ryan hatte genügend Metall gestemmt, um seine Brustmuskeln um zehn Zentimeter anschwellen zu lassen. Es gefiel ihm, wie er ohne Hemd aussah, und dem Mädchen, in das er sich verliebt hatte, ebenfalls.

Durch die Fenster der schäbigen Abflughalle konnte man drei Flugzeuge sehen. Es war früh am Morgen, doch wegen der dichten Bewölkung kam die Sonne nicht durch, sodass man eher das Gefühl hatte, es dämmerte. Das kleinste Flugzeug, eine Turboprop-Maschine, gehörte der ecuadorianischen Post; daneben stand eine Boeing 737 Frachtmaschine mit vanillegelbem Rumpf und dem Logo von Globespan Delivery mit dem Motto der Firma darunter: Anywhere, Anytime, On Time.

Dahinter stand das dritte, wesentlich größere Flugzeug auf achtzehn abgenutzten Reifen. Die Farbe war abgeblättert und an einigen Stellen waren Einschusslöcher notdürftig geflickt worden. Es sah so grimmig aus, als wolle es die beiden kleineren Maschinen überrollen und ihnen ihr Taschengeld abknöpfen.

Es war eine Ilyushin 76. Die viermotorige Frachtmaschine, die 1975 in Usbekistan gebaut worden war, konnte durch die weit geöffnete hintere Frachttür einen ganzen LKW verschlucken. Der alte Vogel hatte seinen Dienst angetreten, als die Sowjets in Afghanistan einmarschiert waren. Offiziellen Aufzeichnungen zufolge hatte die russische Luftwaffe sie 1992 verschrottet, doch in Wahrheit war der alte Frachter weitere zwanzig Jahre in der Welt herumgeflogen und hatte von gestohlenen Mercedes-Coupés bis zu erstklassigen Drogen so ziemlich alles transportiert.

Wenn das Geld stimmte, konnte sie jeder mieten, und neben den illegalen Aktionen hatte die Ilyushin auch Lebensmittelrationen in Erdbebengebieten abgeworfen und das US-Militär im Irak beliefert. Im Laufe der Jahre hatte das Flugzeug die Schriftzüge von zwanzig verschiedenen Fluglinien, zwei Regierungen und der UN getragen, doch jeder, der clever genug war, um eine Dokumentationsspur aus gefälschten Wartungseinträgen und zwielichtigen Holdinggesellschaften zurückzuverfolgen, hätte schnell herausgefunden, dass die eigentlichen Eigentümer im Aramov-Clan saßen.

Ryan musste die säuselnde Flughafenmusik ausblenden, als er über das unsichtbare Kommunikationsgerät in seinem linken Ohr eine leise Stimme vernahm.

»Hat sie sich schon bewegt?«

Die Stimme gehörte dem CHERUB-Trainer Yosyp Kazakov, der im Moment die Rolle von Ryans Vater spielte.

Ryan sah kaum merklich auf und erblickte aus den Augenwinkeln eine Frau Anfang dreißig. Sie saß in einem zerschlissenen Lehnsessel und trug eine Pilotenuniform. Auf dem Sitz neben ihr lag eine Mütze mit einem gelben Band, das den Schriftzug Globespan Delivery trug.

»Noch nicht«, erwiderte Ryan und legte die Hand vor den Mund, damit es nicht so aussah, als spräche er mit sich selbst. »Der Größe ihres Latte nach zu urteilen, muss sie bald aufs Klo.«

»Was macht sie denn?«, erkundigte sich Kazakov.

Die Pilotin las eine Ausgabe von USA Today. Die Zeitung selbst hatte sie durch und betrachtete nun einen Stapel Werbebeilagen. Home Depot, Walmart, Target, Staples. Black Friday Sonderangebot: 40-Zoll Sony: $ 399,00, zweiteilige Klimaanlage: $ 800,00, komplette Harry-Potter-Blu-Ray: $ 29,99.

»Sie wirkt deprimiert«, berichtete Ryan.

Kazakov schnaubte verächtlich. »Kein Wunder. Es ist Thanksgiving. Sie wäre lieber in Atlanta bei ihrem Alten und den Zwergen.«

Ryan verspürte einen Anflug von Schuldgefühlen. Hoffentlich diente das, was er vorhatte, einem höheren Zweck. Möglicherweise rettete es Tausende von Leben, aber diese Pilotin würde die schrecklichste Erfahrung ihres Lebens machen.

»Du magst die Amis wirklich nicht, oder?«, bemerkte Ryan.

In Ryans Ohr erklang Kazakovs knurrige Stimme: »Du hast doch drei Brüder, Ryan. Wie fändest du es denn, wenn die Amerikaner einem Haufen Terroristen eine Rakete verkauft hätten, mit der sie einen von ihnen umgebracht hätten?«

Bevor Ryan noch etwas sagen konnte, sah er, wie die Pilotin die zerknitterte Zeitung zusammenfaltete und unter ihren Sitz schob. Dann stand sie auf, klemmte sich die Mütze unter die Achsel und griff nach der Aktentasche zwischen ihren Beinen.

»Showtime«, murmelte Ryan.

Er wartete, bis die Frau ein paar Schritte gemacht hatte, bevor er selbst aufstand. Als er sich den Rucksack über die Schulter warf, bemerkte er, dass sie sich beeilte. Entweder kam sie irgendwo zu spät hin, oder sie hatte es eilig, zur Toilette zu kommen.

»Mist«, stieß Ryan hervor, denn es war wesentlich schwieriger, jemanden zu verfolgen, der es eilig hatte.

»Probleme?«, erkundigte sich Kazakov.

»Nichts, mit dem ich nicht fertigwerde«, entgegnete Ryan leise, während er versuchte, möglichst unauffällig zu der Frau aufzuholen.

»Versuch, sie auf dem Gang abzufangen«, riet ihm Kazakov.

»Weiß ich«, flüsterte Ryan gereizt. »Ich kann nicht denken, wenn du mir ins Ohr plapperst.«

Der nächste Passagierflug in Manta würde zwar erst in sechs Stunden abgefertigt werden, doch immerhin hatten noch ein Zeitungsstand und ein Café offen, und es trieben sich noch ein paar andere Leute in der Halle herum. Da die Möglichkeit bestand, dass die Pilotin durchdrehte, handelte Ryan erst, als sie einen einsamen Gang betrat und an einer sprechenden Waage vorbei die Damentoilette betrat.

»Entschuldigung«, sagte Ryan laut.

Die Pilotin glaubte, er meine jemand anderes, bis er seine Ansprache wiederholte und ihr von hinten auf den Blazer tippte. Überrascht und ein wenig gereizt drehte sie sich um.

»Kann ich dir helfen, Kleiner?«, fragte sie von oben herab.

»Sie müssen mir gut zuhören«, erklärte Ryan so gleichmütig wie möglich und zog ein Smartphone mit einem großen Display hervor. »Ich muss Ihnen etwas zeigen.«

Die Frau hob beide Hände und trat einen Schritt zurück. Wegen seiner dunklen Hautfarbe konnte man Ryan durchaus für einen Einheimischen halten.

»Kein Geld«, erklärte sie eisig und fuhr sich mit dem Finger über die Kehle. »Es ist schon schlimm genug, dass ihr Kids auf den Straßen bettelt. Verschwinde, bevor ich den Sicherheitsdienst rufe.«

Ryan schaltete das Telefon ein und hielt ihr das Display hin.

»Bleiben Sie ruhig und geben Sie keinen Laut von sich«, befahl er.

Die Pilotin ließ die Mütze fallen, als sie das Bild auf dem Display sah. Es war ihr eigenes Wohnzimmer. Vor dem Sofa kniete ihr Mann, nur in Pyjamahosen. Hinter ihm stand ein Mann mit einer Kapuze über dem Kopf und hielt ihm ein Messer an die Kehle. Zu seiner Linken standen zwei kleine Jungen, die wohl gerade hatten ins Bett gehen wollen. Sie wirkten ängstlich, und der ältere hatte nasse Schlafanzugbeine, weil er sich in die Hose gemacht hatte.

»Was soll das?«, fragte die Pilotin bebend. »Soll das ein Scherz sein?«

Ryan bemühte sich, ruhig zu klingen, obwohl er sich schrecklich fühlte.

»Tracy, Sie müssen leise sein. Sie müssen mir gut zuhören und tun, was ich Ihnen sage. Wenn Sie genau tun, was ich sage, werden Ihr Mann und Ihre Kinder unversehrt wieder freigelassen werden.«

Die Pilotin heftete zitternd den Blick auf das Bild.

»Was willst du?«

»Seien Sie leise«, verlangte Ryan. »Holen Sie tief Luft und kommen Sie mit mir.«

Er steckte das Telefon weg, ging langsam los und führte Tracy zurück zur Abfertigungshalle.

»Sie sehen die große Ilyushin da draußen auf dem Asphalt«, sagte Ryan. »Mit der sind meine Leute und ich gekommen. Aber jetzt brauchen wir ein Flugzeug, das die Genehmigung hat, Fracht in die USA zu bringen.«

»Was für eine Art von Fracht?«, wollte Tracy wissen.

Ryan ignorierte die Frage. »Hinter der Bühne dieses Flughafens arbeiten unsere Freunde. Sie beladen gerade Ihre 737 mit unserer Fracht. Sie sollen in vier Stunden nach Atlanta fliegen. Sie werden auch planmäßig starten, aber sobald Sie amerikanischen Luftraum erreicht haben, werden Sie einen Notruf absetzen und auf einem kleinen Flugplatz mitten in Alabama landen. Bis die Behörden mitbekommen, was passiert ist, werden wir die Fracht ausgeladen haben und verschwunden sein. Danach werden Sie und Ihre Familie unversehrt freigelassen.«

»Ich will mit meinem Mann sprechen«, verlangte Tracy.

»Sie können alles Mögliche wollen, aber kriegen werden Sie nichts.«

»Woher soll ich wissen, dass das Foto nicht mit Photoshop bearbeitet wurde?«

Ryan hasste, was er tat, aber er brachte ein gemeines Lächeln zustande. »Möchten Sie, dass Ihr kleiner Christian einen Daumen verliert?«

»Du bist doch selbst noch ein Kind«, stieß Tracy hervor und rieb sich die feuchten Augen. »Für wen arbeitest du?«

»Sie nennen sich das Islamische Ministerium für Gerechtigkeit«, erklärte Ryan. »Aber ich arbeite nicht für sie. Mein Dad und ich tun das nur des Geldes wegen.«

2

Für Ende November war das englische Wetter eigentlich nicht mal so schlecht. Wenn der Wind wehte, war es ein wenig kalt, aber der Himmel war klar. Die vier CHERUB-Agenten trugen ihre Combathosen und Trainingsstiefel, aber da außerhalb des Campus nichts mit dem CHERUB-Logo getragen werden durfte, hatten sie schlichte T-Shirts und Kapuzensweatshirts an.

»Wo zum Teufel sind die nur?«, fragte Leon Sharma, der auf der sechsten Stufe einer verrotteten hölzernen Tribüne auf einem flachen Brett lag.

Ryans elfjähriger Bruder Leon war der jüngste des Quartetts. Doch auch die anderen drei hatten eine Beziehung zu Ryan: Alfie DuBoisson war einer seiner besten Kumpel, Fu Ning war eine gute Freundin, und Grace Vulliamy war einmal seine Freundin gewesen. Vielleicht war sie es auch noch, das kam darauf an, wen man fragte.

»Warum haben sie uns denn so früh aufstehen lassen?«, maulte Leon und warf einen Blick auf die Uhr auf seinem iPhone. »Ich hasse es, zu warten.«

»Ist besser als Unterricht«, meinte Alfie und warf Leon ein Stück Schotter auf den Bauch, das harmlos davon abprallte.

»Ich habe mir den Ort hier mal auf Wikipedia angesehen«, verkündete Ning, was jedoch niemanden zu interessieren schien.

Ning war vor drei Tagen dreizehn geworden. Jetzt saß das breitschultrige Mädchen auf dem oberen Teil der Tribüne, von wo aus sie einen guten Blick über eine lange Asphaltstrecke, verblichene Werbeplakate von Dunlop und Martini sowie das Stahlgerüst einer wesentlich größeren Tribüne hatte, das durch einen Brand völlig verbogen war.

»Ich komme nicht mal auf Facebook«, beschwerte sich Leon und starrte sein altes Blackberry finster an. »Vielleicht haben sie uns vergessen. Hier ist nicht mal ein Telefonsignal zu kriegen.«

»Hör auf zu meckern«, verlangte der kräftig gebaute Alfie mit seinem starken französischen Akzent und neigte sich über Leon. »Du gehst mir auf die Nerven.«

»Ich habe etwas über diesen Ort gelesen«, wiederholte Ning. »Auf Wikipedia steht, dass es hier seit 1957 keine professionellen Rennen mehr gegeben hat. Damals ist ein Bentley über die Seitenbegrenzungen gegangen und in Brand geraten, wodurch sieben Zuschauer ums Leben kamen.«

Aber Grace hörte nicht zu und Leon machte Alfies Nähe nervös.

»Was starrst du mich so an?«, fragte er.

Statt einer Antwort machte Alfie die Hand auf und schnippte Leon eine kleine Spinne auf die Brust. Leon schoss von dem Brett hoch, wedelte mit den Armen und begann zu kreischen.

»Du Idiot!«, schrie er und schlug nach imaginären Spinnen, während er über die Holzbänke in Richtung Rennstrecke kletterte. »Wo ist sie? Nimm sie von mir runter!«

Grace konnte nicht widerstehen und behauptete: »Ich glaube, sie ist in deinen Haaren.«

»Oh Mann!«, rief Leon und fuhr sich hektisch mit den Händen durch die Haare. Dann zog er den Reißverschluss seines Kapuzenshirts auf und griff unter das T-Shirt.

»Ist sie weg?«, wollte er wissen. »Lacht nicht, das ist kein bisschen lustig.«

»Ich finde es ziemlich lustig, Leon«, grinste Grace breit.

Alfie bog sich vor Lachen. »Ryan hat mir gesagt, dass du Angst vor Spinnen hast, aber so ein Theater habe ich nicht erwartet.«

»Ich kann nichts dafür!«, fuhr ihn Leon an.

Endlich hatte er sich davon überzeugt, dass er die Spinne abgeschüttelt hatte, und stapfte wütend die Tribüne hinauf zu Alfie. »Was hab ich dir denn getan?«, brüllte er ihn an. »Ich hau dir in die Fresse!«

Doch da standen die körperlichen Gegebenheiten schlecht für ihn, denn er war nur ein durchschnittlich großer Elfjähriger, während Alfie dreizehn war und sich im Rugbyspiel gegen Jungen behaupten konnte, die mehrere Jahre älter waren als er selbst.

»Ach, auf einmal bist du wohl nicht mehr so mutig«, spottete Alfie und schlug sich mit der Faust in die Hand.

»Das bringt doch nichts!«, warnte Ning beunruhigt. »Lasst den Quatsch, sonst passiert noch etwas!«

Aber Leon war zwar nicht so dumm, jemanden zu schlagen, der ihn glatt niedermachen konnte, doch er wollte seine Rache, und Alfies Rucksack lag zwei Meter weiter auf einer Bank.

»Ha!«, schrie er, schnappte nach dem Riemen und begann zu rennen.

»Gib das lieber wieder her!«, brüllte Alfie.

Er konnte zwar recht schnell geradeaus rennen, aber er war eher der Typ Dampfwalze als ein Balletttänzer, während Leon leichtfüßig über die Holzbänke zum oberen Ende der Tribüne sprang.

»Wollen wir doch mal sehen, wie dir das gefällt!«, rief Leon und warf Alfies Rucksack über die Rückwand der Tribüne in die verwilderten Büsche.

Alfie kam bis auf ein paar Bänke an Leon heran, rutschte dann jedoch aus und schlug sich das Knie an.

»Ich bring dich um!«, tobte er und rieb sich die Kniescheibe. »Hol das wieder!«

Doch Leon lief über die Tribüne davon, an deren Ende er sich zu Alfie umdrehte und ihm wiederholt mit beiden Händen den Stinkefinger zeigte.

Alfie erkannte, dass er wenig Chancen hatte, Leon zu schnappen, und entschloss sich, ihn stattdessen lieber aus der Deckung zu locken.

»Na gut!«, rief er und ging zu dem Platz zurück, wo Leon gelegen hatte. »Du hast meinen Rucksack weggeworfen. Dann sehen wir mal, wie dir das hier gefällt!«

Als Alfie sein Ziel erreichte, hob er den Stiefel Größe 42 und trat auf den Puma-Rucksack. Es hörte sich an, als zerbräche ein Lineal, und es erklang das Ploppen einer Joghurtpackung. Dann nahm Alfie Anlauf und kickte den Rucksack hoch in die Luft und auf die Rennstrecke.

»Bist du jetzt zufrieden?«, schrie er, verstand allerdings nicht, warum Leon immer noch grinste.

»Mein Rucksack ist da oben«, erklärte er.

Bei diesen Worten fiel Ning ein, dass sie ihren eigenen Rucksack unten hatte liegen lassen. Und der, den sie eben durch die Luft hatte fliegen sehen, sah ihm verdammt ähnlich …

»Alfie!«, schrie sie und stand auf.

Es gab nur wenige Mädchen oder auch erwachsene Frauen, die Alfie Angst einjagen konnten, doch Ning war eine frühere chinesische Boxmeisterin, und wenn sie jemanden schlug, dann merkte der es auch.

»Ich dachte, das wäre der von Leon«, versuchte sich Alfie mit erhobenen Händen zu verteidigen, als Ning auf ihn zustürmte. »Er hat mich reingelegt!«

»Du hast angefangen, mit der Spinne«, erinnerte ihn Ning, nahm ihren Rucksack und zog den Reißverschluss auf. »Ich habe euch gesagt, ihr sollt das lassen.«

Wütend betrachtete sie ihre mit Joghurt verschmierten Arbeitsbücher und den Taschenrechner in ihrem Rucksack. Dann wandte sie sich an Leon.

»Hör auf zu grinsen und geh Alfies Rucksack aus den Büschen holen«, verlangte sie und stieß ihre eigene Tasche Alfie vor die Brust. »Und ich weiß zwar nicht, wie du das sauber bekommen willst, aber ich rate dir, dich anzustrengen, sonst kaufst du mir einen neuen.«

Ihr stahlharter Blick machte ihm klar, dass sie es ernst meinte, daher kramte Alfie in seinen Taschen nach einem Taschentuch, während Leon hinter die Tribüne ging, um nach Alfies Rucksack zu suchen. Doch noch bevor sie Erfolg damit hatten, wurden sie vom Geräusch von Autos auf der Rennstrecke abgelenkt.

»Na endlich!«, sagte Leon.

Grace stand jetzt am höchsten auf der Tribüne und konnte über die Baumwipfel hinweg zwei VW Golf in der Ferne erkennen, einen silbernen und einen blauen, die dicht beieinander auf der Rennstrecke fuhren. Mit quietschenden Reifen nahmen sie eine Kurve. Die Motorengeräusche wurden lauter.

Bei der Einfahrt in die Zielkurve vor der Tribüne schwenkte das Heck des silbernen Wagens aus, und der Blaue musste ein waghalsiges Manöver fahren, als er haarscharf an ihm vorbei auf die Gerade schoss.

Vor der Tribüne, auf der die Kinder standen, trat der Mann im blauen Auto auf die Bremse und ließ das Fahrzeug in einer Kurve herumschleudern, wobei er eine Wolke von grauem Gummirauch aufsteigen ließ. Währenddessen hielt das silberne Auto wesentlich geruhsamer an und ein Mann mit Sturzhelm stieg aus.

»Alles klar, Jungs und Mädels«, sagte der Fahrer, während er den Helm absetzte. »Ihr wollt also den Fahrkurs für Fortgeschrittene mitmachen?«

Ning gefiel, was unter dem Helm zum Vorschein kam. Ihr Trainer war etwa eins fünfundachtzig groß, Anfang zwanzig und kräftig gebaut. Er hatte blaugrüne Augen und blonde Haare, die lang genug waren, dass sie verstrubbelt unter dem Helm hervorkamen.

»Ich nehme an, mein guter Freund Mr. Norris wird sich zu uns gesellen, wenn sein Ego wieder auf Normallevel ist und sich der Reifenqualm gelegt hat«, verkündete er. »Aber ich stelle mich mal zuerst vor. Ich bin Mr. Adams, aber ich würde es vorziehen, wenn ihr mich James nennt.«

3

Bis Ende 2010 wurde das Islamische Ministerium für Gerechtigkeit (IDoJ für »Islamic Department of Justice«) als eine der vielen militanten islamischen Gruppen angesehen, die hauptsächlich dafür bekannt waren, antiamerikanisches und antiisraelisches Material im Internet zu verbreiten.

Das änderte sich im Oktober 2011, als IDoJ während einer Konferenz in Kairo zwei reiche amerikanische Geschäftsmänner entführte. Die ausgefeilten Methoden, mithilfe derer die Entführung bewerkstelligt wurde, ließen darauf schließen, dass die Mitglieder des IDoJ eine ähnliche Ausbildung erhalten hatten wie Angehörige von Spezialeinheiten.

Nach der Veröffentlichung eines Videos, auf dem die Enthauptung der einen Geisel gezeigt wurde, missachtete die Familie des anderen Opfers die Wünsche der US-Regierung und zahlte ein Lösegeld in Höhe von mehreren Millionen Dollar. Man geht davon aus, dass mit diesem Geld weitere terroristische Aktionen finanziert wurden.

Vom IDoJ hörte man bis März 2012 nichts mehr. Dann wurde in Paris eine Frau verhaftet, die dabei war, einen Cyberangriff auf das französische Zugsignalsystem durchzuführen. Man konnte ihr Verbindungen zum IDoJ nachweisen, und weitere Nachforschungen ergaben das glaubwürdige Szenario, dass man zwei Hochgeschwindigkeitspersonenzüge hatte kapern und zusammenstoßen lassen wollen.

Durch diese Bedrohung eines so prominenten Zieles in Europa rückte IDoJ in die Topliste aller Geheimdienste der Welt auf. Doch die Befragung der Verdächtigen, die man in Frankreich verhaftet hatte, ergab kaum Resultate, und der Rest der Organisation blieb weiterhin weitgehend unauffällig.

Das nächste Anzeichen für die Aktivitäten von IDoJ war der Versuch der Gruppe, ein großes Frachtflugzeug einer kirgisischen Schmugglerorganisation namens Aramov-Clan zu mieten. Zum Glück wird diese Organisation im Prinzip seit einigen Monaten vom amerikanischen Geheimdienst kontrolliert, sodass sich hier die einzigartige Gelegenheit bietet, die Terrororganisation IDoJ zu infiltrieren und zu vernichten.

Auszug aus einem Antiterror-Bericht der CIA an den Präsidenten der Vereinigten Staaten im Oktober 2012.

*

Man hatte Ryan ausgesucht, um Tracy gefangen zu nehmen, weil er kräftig genug war, um es mit ihr aufzunehmen, aber auf dem Flughafen weniger auffallen würde als ein Erwachsener, wenn er ihr folgte.

Im Kreml hatte er schon für die Rolle geübt, wobei die TFU-Agentin Amy Collins Tracy gespielt hatte. Zuerst sollte er der Pilotin mit dem Bild Angst einjagen und sie dazu bringen, dass sie sich alle möglichen schlimmen Dinge vorstellte, die ihrer Familie zustoßen könnten. Doch jetzt musste Tracy als sorglose Pilotin überzeugen, die sich auf einen Routineflug vorbereitete, daher dämpfte Ryan seine Stimme und bemühte sich, freundlicher zu klingen.

Nachdem er ihr ihr Handy weggenommen hatte, wartete er vor der Tür einer Behindertentoilette auf sie. Dann musste sie in die Pilotenlounge, um ihren Flugplan einzureichen, und Ryan sah ihr durch eine Glastür zu, wie sie Wetterdaten überprüfte und ihren Flugplan an einem Computer eingab.

»Sie haben einen Anruf verpasst«, erklärte Ryan, als sie wieder auf den Gang trat. »Atlanta HQ. Sie müssen sich ganz normal verhalten.«

Tracy nickte und nahm ihr billiges Android-Telefon an sich. Selbst ein Routineflug verlangt komplizierte Berechnungen bezüglich Betankung, Wetter und Frachtgewicht. Die großen Fluggesellschaften wie Globespan verlangten, dass die Piloten ihre Flugpläne an den Hauptsitz mailten, sobald sie sie eingereicht hatten, und Tracy befürchtete, dass sie in ihrer Nervosität vielleicht einen Fehler gemacht hatte.

Doch die Angestellte von Globespan rief wegen eines Problems mit der Besatzung an.

»Phil Perry hat ein verdorbenes Krabbenbrötchen gegessen und liegt krank in seinem Hotel«, erklärte die Frau. »Zum Glück hat die Personalagentur vor Ort jemanden als Ersatz gefunden. Es ist ein Inder namens Elbaz. Er wird gleich bei Ihnen sein.«

Bis jetzt hatte Tracy noch den Trost gehabt, dass ein bekannter Kopilot ihr Schicksal teilen würde.

»Hat Elbaz die Sicherheitsfreigabe für Flüge in die USA?«, erkundigte sie sich.

»Volle Freigabe«, bestätigte Atlanta. »Er befindet sich bereits auf dem Flughafengelände, und falls er Sie nicht findet, hat er Ihre Nummer.«

»Super«, seufzte Tracy und bemühte sich, ihre Aufregung zu verbergen. »Ist das alles?«

»Sonst ist alles klar. Guten Flug!«

Tracy sah Ryan an, als sie ihm das Telefon zurückgab.

»Weißt du das mit diesem Elbaz?«

Ryan nickte. »Er arbeitet für uns.«

»Geht es Phil Perry gut?«

Ryan kannte nur wenige Einzelheiten der Pläne von IDoJ, doch sie waren ein rücksichtsloser Haufen, die bestimmt keinen Grund sahen, den Kopiloten am Leben zu lassen, nachdem sie ihn mit vorgehaltener Pistole gezwungen hatten, sich krankzumelden.

»Ich bin sicher, wenn er sich vernünftig verhält, geht es ihm gut«, log er. »Wir begeben uns jetzt zu Ihrem Flugzeug. Wir sollten noch genügend Zeit haben, da kann ich mal sehen, ob sie Sie mit Ihrem Mann sprechen lassen.«

Tracy nickte und in weniger als einer Minute hatten sie das kleine Terminal durchquert.

»Du brauchst einen Ausweis«, meinte Tracy, die eine an ihrem Gürtel befestigte Karte vorzeigte, als sie auf die Tür zutraten, die zu den Runways führte. Doch der Sicherheitsbeamte ließ Ryan einfach mit einem Kopfnicken durch.

Es wurde langsam etwas heller. Immer noch prasselte Regen auf sie hernieder, als sie auf das Pflaster traten und einem gelb markierten Weg folgten, der sie zu den drei geparkten Flugzeugen brachte.

»Es ist alles unter Kontrolle«, erklärte Ryan in der Hoffnung, Tracy das Gefühl zu geben, dass sie ihr eigenes Schicksal besser in der Hand hatte, wenn er ihr ein paar Informationen zukommen ließ. »Wenn es so ruhig ist, sind nur ein paar Zollbeamte und eine kleine Frachtcrew im Dienst.«

»Das heißt, wenn deine Leute zehn Leute bestechen oder bedrohen, kontrollieren sie praktisch den ganzen Flughafen?«

Ryan nickte und schnippte sich den Pony aus dem Gesicht, damit ihm der Regen nicht in die Augen rann.

»Man hat mir gesagt, dass man auf der ganzen Welt nach einem Flugzeug einer amerikanischen Linie gesucht hat, das zwei Bedingungen erfüllt: Es ist groß genug für unsere Belange und darf auf einem Flughafen landen, der so klein ist, dass man ihn für ein paar Stunden mit einigen wenigen Männern besetzen kann.«

»Also hat man den Zollbeamten auch ein Bild auf einem Handy unter die Nase gehalten«, erkundigte sich Tracy bissig.

»So etwas in der Art«, erwiderte Ryan, als sie die Nase der senfgelben Boeing erreichten. »Sie erzählen mir nicht alles. Ich gehöre nicht gerade zum Management.«

»Wie wird denn ein Kind in so eine Sache verwickelt?«, wollte sie wissen.

»Mein Dad und ich verdienen dabei genug, dass wir in den Staaten ein neues Leben beginnen können.«

»Weißt du, mit was sie mein Flugzeug beladen?«

Ryan deutete auf die große Ilyushin. »Wir haben einen Haufen militärischer Sprengstoffe in China geholt. Mit einem Stück davon, so groß wie ein Tischtennisball, kann man offenbar ein Auto in die Luft jagen, und wir haben elf Tonnen davon.«

»Und ich fliege das Zeug nach Amerika«, bemerkte Tracy mit einem Schluchzer und sah zum Himmel auf. »Womit habe ich das nur verdient?«

»Denken Sie an Ihre Familie«, sagte Ryan. »Niemand wird Sie dafür verurteilen, dass Sie sie zu schützen versuchen.«

Sie standen jetzt kurz vor der gelben 737, wo ihnen ein Mann die Treppe hinunter entgegenkam.

»Hat sie sich benommen?«, fragte der gut aussehende Inder, als Ryan näher kam.

Es war Elbaz. Groß, Stoppelbart. Er sah aus wie ein Bollywood-Schauspieler in einer Pilotenuniform, mit Pilotenbrille und gebleichten weißen Zähnen. Er sprach mit dem gepflegten britischen Akzent, den man an den besten indischen Internaten bekommt.

»Alles in Ordnung«, meinte Ryan.

»Haben Sie Ihren Flugplan eingereicht?«, fragte Elbaz.

Tracy nickte.

»Dann gehen Sie ins Cockpit und fangen Sie mit dem Vorbereitungs-Check an«, befahl Elbaz.

»Der Junge hat gesagt, ich dürfe vielleicht mit meinem Mann sprechen«, sagte Tracy, während sie die unterste Stufe betrat.

Elbaz sah Ryan finster an und sagte dann zu Tracy: »Wir werden sehen.«

»Geh du zurück zur Ilyushin«, befahl er dann Ryan, während Tracy die Metalltreppe ins Cockpit hinaufstieg. »Du bist zu jung, um dich hier herumzutreiben, und nicht alle hier arbeiten für uns.«

Damit hatte er zwar recht, aber Ryan gefiel sein Ton nicht. Er war äußerst arrogant, bedankte sich nie und ging immer davon aus, dass er das Kommando hatte.

Ryan rannte die fünfzig Meter durch die Dämmerung und lief die Laderampe hinten an der Ilyushin hinauf. Die meisten Glühbirnen im Rumpf waren durchgebrannt und es roch nach einer Mischung aus Öl und Zigaretten. Drinnen befand sich nur Kazakov, der im Cockpit saß und müde vor sich hin stierte.

»Alles bereit, Dad?«, fragte Ryan. Nach sieben Monaten undercover war es für ihn vollkommen normal, den CHERUB-Trainer Dad zu nennen.

Der muskulöse silberhaarige Ukrainer trug eine ölverschmierte Schutzweste und einen verschlissenen khakifarbenen Mechanikeroverall.

»Der Sprengstoff ist angebracht. Das alte Wrack hier wird vier Stunden, nachdem wir in der Globespan 737 abgehoben haben, in die Luft gehen.«

»Ist unsere Crew weg?«

»Sie haben die ganze Ladung in die Boeing gebracht. Jetzt fahren sie mit falschen Papieren an die kolumbianische Grenze, die Taschen voller Dollar.«

Ryan betrachtete das dreckige Innere der IL-76, dachte an die Dramen, die sich in den letzten siebenunddreißig Jahren hier abgespielt haben mochten, und verfluchte seine Müdigkeit, die er der schlaflosen, weil ohrenbetäubend lauten Reise vom Kreml hierher verdankte.

Für diesen Einweg-Flug hatte der Aramov-Clan ein Flugzeug zusammengeflickt, das schon seit zwei Jahren in einem Hangar vor sich hin rottete. Es musste an Ort und Stelle vernichtet werden, denn niemand würde es wagen, noch einmal eine Besatzung an Bord zu schicken, wenn die Amerikaner erfuhren, dass es in einen Terrorangriff verwickelt gewesen war, und das IDoJ war zu clever, um einen Haufen forensischer Beweise auf einem ecuadorianischen Flughafen stehen zu lassen.

»Was hältst du von Elbaz?«, fragte Ryan.

»Dämliches Großmaul, aber unbestreitbar beeindruckend«, antwortete Kazakov vorsichtig. »Seine Leute haben Tracys Familie und den Kopiloten reibungslos überwältigt.«

»Und auf diesem Flughafen haben sie alle wichtigen Leute in der Tasche«, sagte Ryan und nickte zustimmend. »Beim Zoll haben sie mich und die Crew einfach nur durchgewinkt. Könnte es sein, dass wir IDoJ unterschätzt haben?«

»IDoJ hat zwar die Entführungen geplant und hier in Manta alles vorbereitet, aber es waren unsere Leute, die den Landeplatz in Alabama gesucht und präpariert haben«, erwiderte Kazakov. »Wir werden auf heimischem Boden landen und die Bundespolizei erwartet uns schon.«

Ryan wusste, wie es von nun an ablaufen sollte: Das FBI würde zusehen, wie das Flugzeug in Alabama seine »Notlandung« machte, und abwarten, wer es dort in Empfang nehmen würde. So konnten sie auf einen Schlag Elbaz und seine beiden Mitarbeiter, Mitglieder von IDoJ, die in den Vereinigten Staaten arbeiteten, festnehmen und elf Tonnen hochexplosiven Sprengstoff beschlagnahmen, den sie von einem korrupten chinesischen General gekauft hatten. In Atlanta würde ein zweites FBI-Team überraschend Tracys Wohnung stürmen und ihre Familie in Sicherheit bringen.

Doch ganz so wasserdicht, wie sich der Plan anhörte, kam er Ryan dann doch nicht vor. Nachdenklich blickte er durch die offene Frachtluke auf den regennassen Asphalt.

»Wenn irgendetwas schiefläuft, sind wir dafür verantwortlich, dass einem Haufen durchgeknallter Terroristen elf Tonnen Sprengstoff in die Hände fallen«, meinte er.

Kazakov zog amüsiert eine Augenbraue hoch und begann zu lachen. »Na, ich habe die dämlichen Amis sowieso nie gemocht.«

Ryan verdrehte die Augen, als Elbaz’ Silhouette im Lichtstrahl auftauchte, der durch die Frachtluke fiel.

»Wir machen jetzt die Luke der 737 dicht«, verkündete er. »Ich nehme mal an, dass ihr beide mit an Bord kommt?«

Kazakov stand auf und nickte. »Mrs. Aramov wäre ziemlich ungehalten, wenn wir ihren Sprengstoff aus den Augen ließen, bevor sie ihr Geld hat.«

4

»Von Ihnen habe ich schon gehört«, erzählte Leon, als James Adams auf sie zukam. »Sie sind doch der, der die legendäre Essensschlacht im Speisesaal auf dem Campus ausgelöst hat.«

»Schön, zu wissen, dass die Legende lebt«, grinste James.

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