Tote brauchen kein Shampoo - Der Hahn kräht Mord - Eva Link - E-Book

Tote brauchen kein Shampoo - Der Hahn kräht Mord E-Book

Eva Link

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Beschreibung

Folge 3: Mary-Anns beste Freundin Beatrice ist tot. Nachdem die Rentnerin friedlich eingeschlafen ist, wird nun ihr letzter Wunsch umgesetzt - ein Begräbnis inmitten all ihrer Liebsten, inklusive der Verabschiedung am offenen Sarg. Doch auf der Beerdigung kommt es zum Schock: Im Sarg liegt nicht Beatrice, sondern ein unbekannter junger Mann! Wer ist der Fremde? Und was ist mit Beatrice passiert? Der attraktive Kommissar Raphael Weber tappt auch in diesem Fall im Dunkeln, daher beschließen Luisa und Mary-Ann, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen ...

Über die Serie: Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel - im kleinen Örtchen Obertanndorf im beschaulichen Allgäu ist die Welt noch in Ordnung - das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sichs versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher ...

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Inhalt

Cover

TOTE BRAUCHEN KEIN SHAMPOO – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autorin

Titel

Widmung

Prolog – Bevor der Hahn kräht

1. Eine ungewöhnliche Beerdigung

2. Maultaschen helfen immer

3. Im Salon brodeln die Gerüchte

4. Die Ermittlungen beginnen

5. Ermittlungen mal anders ...

6. Zwischen Hühnerkonzert und neuen Ideen

7. Organhandel ausgeschlossen?

8. Mord im TV

9. Der tote Gast

10. Die Hände zum Himmel

11. Wie sich das Blatt wendet

12. Ab wann ist ein Einbruch ein Einbruch?

13. Ein mysteriöser Fund

14. So läuft der Hase also

15. Die Schmitz'

16. Opfer oder Täter?

Danksagung

In der nächsten Folge

Impressum

TOTE BRAUCHEN KEIN SHAMPOO – Die Serie

Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel – im kleinen Örtchen Obertanndorf in den Allgäuer Alpen ist die Welt noch in Ordnung – das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sichs versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher ...

Über diese Folge

Mary-Anns beste Freundin Beatrice ist tot. Nachdem die Rentnerin friedlich eingeschlafen ist, wird nun ihr letzter Wunsch umgesetzt – ein Begräbnis inmitten all ihrer Liebsten, inklusive der Verabschiedung am offenen Sarg. Doch auf der Beerdigung kommt es zum Schock: Im Sarg liegt nicht Beatrice, sondern ein unbekannter junger Mann! Wer ist der Fremde? Und was ist mit Beatrice passiert? Der attraktive Kommissar Raphael Weber tappt auch in diesem Fall im Dunkeln, daher beschließen Luisa und Mary-Ann, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen ...

Die Hauptfiguren

Luisa »Lou« Schneider (31 Jahre) ist Friseurin aus Leidenschaft und übernimmt den Salon ihrer Tante, nachdem diese eine Weltreise angetreten hat. Anfangs sind die Dorfbewohner skeptisch, doch als Luisa in einen Mordfall verwickelt wird, kann sie sich von Terminanfragen kaum retten.

Raphael Weber (34 Jahre) hatte große Pläne für seine Karriere als Ermittler in der Mordkommission und wäre am liebsten in eine aufregende Großstadt gezogen. Stattdessen hat es ihn ins idyllische Allgäu verschlagen. Aber der attraktive junge Kommissar ist überrascht, dass das Landleben noch nicht ganz so langweilig ist, wie er dachte ...

Über die Autorin

Eva Link ist das Pseudonym der Autorin Eva Murges. Sie wurde 1988 im schönen Ulm geboren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Köln. Bücher waren schon immer ihre große Leidenschaft, deshalb gab es für sie auch nur ein Wunschstudium: Germanistik. In ihrer Freizeit widmet sie sich, zwischen Spielplatz-Abenteuern und Windeln wechseln, dem Schreiben von gemütlichen Krimis. Zudem schlägt ihr Herz für Katzen, Kaffee und Kartoffeln in allen Variationen. Auf Instagram teilt sie Anekdoten aus ihrem oftmals turbulenten Leben und gibt Einblicke in ihren Schreiballtag unter @evamurges.

EVA LINK

Totebrauchen keinShampoo

Der Hahn kräht Mord

Für Tanja

Weil Freundschaft alles schafft.

(Ganz bestimmt auch Mörder überführen – zum Glück konnten wir das bisher Lou und Mary-Ann überlassen)

Prolog – Bevor der Hahn kräht   

»Gack, Gack«, schimpfe ich, nachdem ich mühsam mein linkes Augenlid angehoben habe.

So ein Lärm am frühen Morgen!

Doch, nanu? Wo sind die Sonnenstrahlen, die meinen Schnabel sonst schon früh am Tag durch die Holzbretter hindurch kitzeln? Schwer und dunkel hängen die Wolken unter dem tiefblauen Nachthimmel. Das ist ungewöhnlich.

Völlig unerwartet schläft Egon mit dem Kopf im Gefieder am anderen Ende des Hühnerhauses und wirkt nicht so, als wäre er auch nur im Ansatz bereit, in nächster Zeit zu krähen, um uns alle zu wecken.

Falscher Alarm, denke ich und kuschele mich wieder in das warme Stroh.

KRCHKRCHHH ... Da ist es wieder, das laute, kratzende Geräusch. Was kann das sein? Warum hört das keiner außer mir?

»Aye, Berta.« Sanft picke ich dem dunkelbraunen Huhn neben mir ins Gefieder. »Hörst du das auch?« Doch Berta schnaubt nur laut und dreht den Kopf zur anderen Seite.

Es geht wieder los: KRCHRCHHHH.

So kann ich auf keinen Fall weiterschlafen. Mühsam richte ich mich auf und tapse zu der Stelle des Hühnerhauses, an der die Bretter etwas weiter auseinanderstehen und man gut auf den Hof vor dem Bauernhaus sehen kann.

Da ist niemand. Das Anwesen liegt dunkel und ruhig da, und auch von Bauer Bernd ist weit und breit nichts zu sehen. Doch Moment? Was ist denn da hinten los?

Etwas abseits des großen Bauernhauses, seitlich neben dem Stall, stehen zwei Personen. Oder sind es etwa drei? Ich blinzele ein paarmal, um den Schlaf aus meinen müden Hühneraugen zu vertreiben.

Was machen die da nur? Vorsichtig schiebe ich den Schnabel zwischen den beiden Holzbrettern hindurch und zwänge meinen Kopf ebenfalls nach draußen, um noch besser sehen zu können. Nun bin ich mir sicher. Es handelt sich ganz klar um drei Personen. Allerdings sieht eine davon nicht ganz so gesund aus. Wie ein Nasser Sack hängt sie zwischen den beiden anderen, die Arme um ihre Schultern gelegt.

Das kann doch nicht der Bernd sein, oder etwa doch? In letzter Zeit trinkt er oft mal einen über den Durst und vergisst auch gern das ein oder andere Mal, dass er uns schon gefüttert hat. Darüber beschwert sich natürlich niemand, aber ein bisschen Sorge bereitet es uns schon. So, wie er da gerade dranhängt, scheint es ihm nicht wirklich gut zu gehen.

Ich drehe meinen Kopf und will mich zurück ins Häuschen schieben, doch so einfach wie raus funktioniert es dieses Mal nicht. Mein Kopf lässt sich weder vor- noch zurückschieben, und auch Drehen klappt nicht.

»GAAAACK, GAAAACK!« Langsam gerate ich in Panik. Durch meine unbedachte Aktion scheint sich mein Kamm verhakt zu haben, und es geht gar nichts mehr. Egal wie ich es versuche, mein Kopf bewegt sich keinen Millimeter. »GACK, GACK, GAAAACK!«

»Emma, was brüllst du denn so?«

»Berta, was für ein Glück. Ich stecke fest.«

»Wenn du weiter so laut gackerst, sind die anderen auch noch wach. Die werden nicht so erfreut sein, wenn du sie heute weckst und nicht Egon.«

Ich merke, wie sich Bertas Schnabel zwischen meinen Hals und das Holz schiebt und mir keine Luft mehr zum Atmen bleibt. Was hat sie vor?

»Ich zähle jetzt bis drei, und dann ziehst du deinen Kopf zurück«, nuschelt sie aus ihrem halb geschlossenen Schnabel. »In Ordnung?«

»Alles klar«, presse ich aus meiner nahezu luftleeren Lunge hervor, obwohl ich nicht weiß, was ich von dieser Rettungsaktion halten soll. Kann das überhaupt funktionieren? Doch sie fängt schon an zu zählen.

»Eins ... zwei ... drei.«

Augen zu und durch, denke ich und ziehe meinen Kopf mit einem Ruck zurück, taumele und lande auf meinem Hinterteil. »Autsch.« Der Po schmerzt, aber ich bin frei. Was für ein Glück.

Offenbar hatte Berta mit ihrem Schnabel einen kleinen Hohlraum gebildet, der es mir ermöglicht hat, meinen Kopf herauszuziehen. »Danke«, röchele ich erleichtert.

»Keine Ursache. Was hast du überhaupt da gemacht?«, fragt Berta.

»Da war ein penetrantes Geräusch, und ich konnte nicht mehr schlafen. Aber es war nur Bernd. Dieses Mal so betrunken, dass er von zwei anderen gestützt werden musste.«

»Bernd?« Berta wirkt überrascht. »Der ist doch zu seiner Schwester gefahren. Das habe ich ihn gestern noch zu Frederick sagen hören. Der soll uns deshalb die nächsten Tage füttern.«

Frederick ist Bernds Neffe und zu nicht viel zu gebrauchen. Ständig verwechselt er die Tröge und hat auch keine besonderen Qualitäten.

»Kann es sein, dass deine Fantasie mal wieder mit dir durchgegangen ist? Wäre ja nicht das erste Mal, Emma in den Wolken.« Berta lacht über den Kosenamen, den ich von den anderen Hennen bekommen habe, und stolziert zu den Brettern, um selbst nach draußen zu sehen. »Also, ich sehe nichts.«

Anstatt wie sonst den Kopf zu senken, plustere ich mich auf und präsentiere stolz meine grauen Federn – damit bin ich in unserer Gruppe nämlich die Einzige. »Auch wenn du es nicht glaubst. Ich weiß, was ich gesehen habe.«

»Alles gut«, erwidert Berta und gähnt. »Dann schlaf mal schön weiter.« Sie legt sich zurück ins Stroh, und nur einen Augenblick später vernehme ich ein leises Schnarchen. Geräuschlos schleiche ich an ihr vorbei und spähe noch ein weiteres Mal in die Nacht.

KRCHKRCHHH höre ich erneut, und diesmal klingt es noch viel näher. Ich drehe den Kopf nach links und versuche so viel wie möglich zu erkennen, ohne meinen Kopf erneut durch die Bretter schieben zu müssen.

Ein Krähen ertönt, und ich reiße erschrocken meinen Kopf zur Seite. Ein verschlafener Egon steht ein paar Hühnerlängen weiter hinten und sieht ebenfalls auf den Hof. Unsere Blicke treffen sich. Seine Augen sind weit aufgerissen, und er kräht erneut, bevor er wieder nach draußen blickt. Ich folge seinem Blick.

Berta hat recht. Die Person, die von den anderen beiden gestützt und über den Kies des Hofes geschleift wird, ist nicht Bernd. Und sie wirkt auch nicht so, als hätte sie nur etwas zu tief ins Glas geschaut ...

1. Eine ungewöhnliche Beerdigung   

Lou hatte Mary-Ann an die Hand genommen, die bei jedem Schritt ein wenig mehr in sich zusammenzusacken schien. Sie konnte sich an keinen Moment erinnern, in dem die beste Freundin ihrer Tante Martha ähnlich fertig gewesen war.

Seit sie Lou geholfen hatte, Marthas Friseursalon Glückssträhne zu übernehmen, solange diese auf Weltreise war, sprühte sie die meiste Zeit voller Freude und Elan. Selbst als sie verdächtigt worden war, etwas mit dem Tod des beliebten Bäckermeisters von Obertanndorf zu tun zu haben, hatte sie die meiste Zeit ruhig gewirkt. Bis zum heutigen Tag war allerdings auch noch keine ihrer Freundinnen gestorben, zumindest nicht seit Lou sich in dem beschaulichen Dörfchen niedergelassen hatte.

In diesem Fall handelte es sich zumindest nicht um Fremdeinwirkung oder gar Mord, was in Obertanndorf mittlerweile keine Seltenheit mehr war. Beatrice war friedlich eingeschlafen. Etwas zu früh zwar mit vierundsiebzigeinhalb, aber immerhin ohne vorangegangene Krankheit und Leid.

Mary-Ann war zwar wesentlich jünger, hatte sich aber dennoch bereits im Alter mit ihrer Freundin in einem exklusiven Altersheim in Lindau gesehen – mit Bodenseeblick! Was anderes wäre für die vornehme Beatrice überhaupt nicht in Frage gekommen.

Selbst Lou ließ der heutige Tag nicht kalt. Ein Meer aus Blumen war vor dem Altar arrangiert, und Fotos von Beatrice standen in einem großen Rahmen daneben.

Schniefend setzten sich die beiden Frauen in die dritte Reihe neben ein Pärchen, das Lou bisher fremd war. Obwohl sie nun schon eine ganze Weile in dem kleinen Ort lebte und durch den Friseursalon jeden Tag Kontakt zu vielen Menschen hatte, kannte sie noch immer nicht alle Obertanndorfer. Ein beschauliches Dörfchen im Allgäu, von dem man eigentlich annahm, dass man es innerhalb eines Wochenendes in- und auswendig kennen würde, barg doch immer neue Geheimnisse und Personen, die manchmal wie aus dem Nichts auftauchten.

»Hallo, Antonia, hallo, Olaf«, sagte Mary-Ann, nickte den beiden zu und erntete ebenfalls ein Nicken des Paares, das sich an den Händen hielt.

Okay, offenbar nicht ganz aus dem Nichts. Mary-Ann kannte zumindest ihre Vornamen. Die kleine Kapelle am Dorfrand füllte sich immer mehr, und Lou dachte an die erste Trauerfeier zurück, die sie hier in Obertanndorf besucht hatte. Es war die des beliebten Ex-Bürgermeisters Erich Niedegger gewesen, dessen Leiche sie kurz nach ihrer Ankunft in Obertanndorf im Wald gefunden hatte.

Wenn sie ehrlich war, hatte sie nicht allzu schöne Erinnerungen an diesen Tag. So hatte sie doch Udo Niedegger, der Sohn des Verstorbenen, vor der gesamten Gemeinde mitverantwortlich für den Tod seines Vaters gemacht. Inzwischen war jedoch alles zwischen den beiden geklärt, und Udo schaute sogar in regelmäßigen Abständen für einen neuen Haarschnitt in der Glückssträhne vorbei.

Hinzukam die Beerdigung von Bäckermeister Rüdiger Vogel, die Lou erst kürzlich besucht hatte. Somit hatte sie die Kapelle fast öfter von innen gesehen als die beliebte griechische Taverna Leonidas.

Lous Magen rumorte. Genau heute hatte sie es nach ihrer morgendlichen Joggingrunde nicht mehr geschafft, sich mit einem Croissant und Cappuccino im Brezelinchen, der preisgekrönten Dorfbäckerei, zu stärken. Zum Glück würde es nach der Beerdigung etwas zu essen geben, sonst hätte Lous Kreislauf schneller schlappgemacht, als ihr lieb war.

Nach einigen Minuten leichter Orgelmusik begrüßte Pfarrer Benedikt die Trauergemeinde, die sich sogleich erhob. Wieder einmal fiel es Lou leicht, der Rede des authentisch wirkenden und herzlichen Mannes zu folgen. Auch wenn sie sich nicht wünschte, in diesem kleinen Örtchen bestattet zu werden, weit weg von ihrer Heimat, empfand sie es doch als friedvoll, wenn Benedikt die Rede halten würde.

Dafür müsste er nur ungefähr hundertzwanzig Jahre alt werden. Schließlich hatte Lou sich vorgenommen, es mindestens bis zur Neunzig zu schaffen. Die Chance, dass Benedikt dieses Alter erreichte, war jedoch gering. Aber wer wusste schon, was die Pharmaindustrie die nächsten Jahre auf den Markt bringen würde. Möglicherweise würden wir alle unser Leben bald verlängern können. Statt Botox und Verjüngungskuren für die Haut, würde es diese vielleicht dann für unsere Organe geben.

»Ich verstehe überhaupt nicht, warum wir heute hier sein müssen«, ertönte auf einmal eine Stimme hinter Lou.

»Beruhige dich, Mama. Bitte!«, hörte Lou nun einen Mann flüstern.

»Ich will mich aber nicht beruhigen. Der liebe Herrgott -«

»Mama!«, unterbrach der Mann sie nun etwas lauter, und ein paar Köpfe drehten sich zu den beiden um. Auch Lou konnte es sich nicht verkneifen, zu sehen, wer auf Beatrices Trauerfeier lautstark diskutierte.

»Entschuldigung«, sagte nun Robert Schmitz, der Sohn von Edith Schmitz, eine von Obertanndorfs liebsten Tratschtanten, die mittlerweile jedoch an Demenz erkrankt war. »Komm, wir gehen.« Robert Schmitz stand auf und reichte seiner Mutter die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen.

Die alte Frau stand nur widerwillig auf, ließ sich dann aber von ihrem Sohn nach draußen begleiten. Auch wenn Edith Schmitz eine schwierige Person war, die es auch Lou nicht immer leicht machte, hatte sie Mitleid mit der älteren Frau. Es wirkte, als würde sie mit jedem Tag noch verwirrter, und sie verlor immer mehr an Selbstständigkeit.

Nachdem in der Kapelle wieder Ruhe eingekehrt war, verlor sich Lou in ihren Gedanken, bis ein Satz aus dem Mund des Pfarrers ihre Aufmerksamkeit zurück zu ihm lenkte: »Ganz ihrem Wunsch entsprechend werden wir den Sarg nun öffnen, damit jeder von euch noch einmal die Möglichkeit hat, sich bei unserer lieben Schwester Beatrice zu verabschieden.«

Lou stieß Mary-Ann den Ellbogen in die Rippen. »Ist das so üblich? Ich dachte, so etwas findet im kleinen Rahmen vorab statt«, zischte sie, und ihre Freundin zuckte zusammen.

»Was meinst du?« Mary-Ann bemühte sich, zu flüstern, und bedeutete Lou, aufzustehen, um gemeinsam nach vorn zu gehen.

Es grummelte noch einmal laut in Lous Magen. Diesmal jedoch aus anderen Gründen. Sie war alles andere als scharf darauf, sich von einer toten Beatrice persönlich zu verabschieden. Die Begegnung mit der Leiche im Wald hatte ihr für die nächste Zeit ausgereicht.

»Na, dass sie den Sarg jetzt aufmachen.«

Mary-Ann zuckte mit den Schultern. »Auf dem Dorf gelten andere Regeln. Ich habe das vorab mit Benedikt besprochen, dass wir den Sarg erst nach der Trauerfeier für eine persönliche Verabschiedung öffnen.«

»Ich warte drau-«

Doch Mary-Ann hatte Lou längst am Ärmel gepackt und zog sie mit sich. »Es war ihr Wunsch«, sagte sie nachdrücklich.

»Ich glaube kaum, dass sie explizit von mir gesprochen hat«, entfuhr es Lou etwas zu laut. Ein paar ältere Leute drehten sich um, sagten aber nichts.

Mary-Ann reihte sich schweigend hinter den anderen Trauernden ein, die zum Sarg vor dem Altar pilgerten. Obwohl es ihr widerstrebte, stellte Lou sich neben sie. Nicht, weil es Beatrices Wunsch gewesen war oder es sich vielleicht so gehörte, sondern weil sie Mary-Anns Freundin war und ganz klar spürte, dass sie gerade gebraucht wurde.

Im Augenwinkel sah sie, wie Pfarrer Benedikt den schweren hölzernen Deckel des Sargs anhob, und atmete tief durch. Just in dem Moment flutete ein spitzer Schrei die kleine Kapelle und hallte an den steinernen Wänden wider.

»Das ist ... das ist ...«, hörte Lou jemanden keuchen. Die Person klang nicht so, als wäre es ihr noch möglich, ausreichend Sauerstoff in die Lungen zu befördern. Die Geräuschkulisse schwoll an, und nun summte es wie in einem Bienenstock. Alle sprachen durcheinander.

»Was ist da los?«, fragte Mary-Ann, während Lou sich bereits auf die Zehenspitzen stellte und ihren Körper bestmöglich verrenkte, um an den anderen vorbeisehen zu können. Pfarrer Benedikt hatte sich über den Sarg gebeugt und schien etwas zu überprüfen.

»Tot«, las Lou von seinen Lippen ab.

Noch bevor Pfarrer Benedikt den Sarg mit einem lauten Rums zuschlagen konnte, sah Lou, was das Problem war: In dem Sarg lag keine Frau, sondern ein blonder Mann mittleren Alters.

»Ich war das nicht«, rief wenig später Sandro Leone, der Bestatter, der sich um Obertanndorf und die umliegenden Gemeinden kümmerte. »Ich habe Frau Hildebrand wie angewiesen vorbereitet. Sogar die Locken habe ich ihr gedreht, genau wie sie es sich in ihrem Testament gewünscht hat.«

»Und warum ist sie dann nicht hier?«, gab Dorfpolizist Lars Röder zurück, der sich neben die beiden Männer gestellt hatte, die noch immer fassungslos neben dem Sarg standen.

»Woher soll ich das wissen?«

»Wo lag sie denn die Nacht über?«

»Na, bei mir, in der Kühlkammer. Da, wo ich die Leichen immer aufbewahre.«

»Hat jemand dort Zugang?«

»Ist das jetzt ein Verhör, oder was? Soll ich mir einen Anwalt suchen?« Sandro wurde immer lauter, und die umstehenden Gäste schienen sich von Sekunde zu Sekunde unwohler zu fühlen.

Lou hörte, wie die Tür der Kapelle aufschwang, und drehte sich um. Die ersten Gäste gingen nach draußen, weil sie wohl von dem ganzen Chaos genug hatten.

»Halt!«, schrie Lars Röder sogleich. »Alle wieder rein!« Wie in einem Actionstreifen kämpfte er sich durch die Menge bis zur Tür.

Mehr oder minder freiwillig strömten etwa zwei Dutzend schwarz gekleidete Menschen zurück in die Kapelle. Lars Röder wies alle Trauergäste an, noch einmal Platz zu nehmen, um die Situation zu klären. Lou bemerkte, dass sein Gesicht noch fahler war als sonst. Ein weiteres Mal wirkte er mit der Situation heillos überfordert.