Tote brauchen kein Shampoo - Eine explosive Mischung - Eva Link - E-Book

Tote brauchen kein Shampoo - Eine explosive Mischung E-Book

Eva Link

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Beschreibung

Seit vielen Jahren betreibt Gerd Breuer am Rande des beschaulichen Örtchens Obertanndorf eine Fabrik für Bio-Katzenfutter. Als der Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten gerät, hält die Dorfgemeinde zusammen und versucht dem verzweifelten Unternehmer mit Hilfe einer Spendenaktion zu helfen. Zunächst nur mit mäßigem Erfolg - doch dann beteiligt sich ein unbekannter Spender mit einer großen Summe an der Aktion. Aber was zuerst wie ein Segen scheint, stellt sich schnell als Fluch heraus, als Gerd Breuer wenige Tage später ein anonymes, explosives Paket erhält ...

Über die Serie:

Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel - im kleinen Örtchen Obertanndorf im beschaulichen Allgäu ist die Welt noch in Ordnung! Das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sichs versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

TOTE BRAUCHEN KEIN SHAMPOO – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Titel

Widmung

Prolog – Das tapfere Hamsterlein

1. In die Jahre gekommen

2. Gemeinsam statt einsam

3. Eine explosive Mischung

4. Das war längst nicht alles ...

5. Neue Erkenntnisse?

6. Der Investor

7. Stress mit der Ex

8. Cynthia hat die Haare schön

9. Eine (un)‌schöne Überraschung

10. Ist das Normalität, oder kann das weg?

11. Neues Auto, neues Glück?

12. Traumhafte Erkenntnisse

13. Verzweifelt, verzweifelter, Gerd

14. Gefahr auf High Heels

15. Yamas!

Danksagung

Über die Autorin

Leseprobe

Impressum

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TOTE BRAUCHEN KEIN SHAMPOO – Die Serie

Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel – im kleinen Örtchen Obertanndorf im beschaulichen Allgäu ist die Welt noch in Ordnung – das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sichs versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher ...

Über diese Folge

Seit vielen Jahren betreibt Gerd Breuer am Rande des beschaulichen Örtchens Obertanndorf eine Fabrik für Bio-Katzenfutter. Als der Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten gerät, hält die Dorfgemeinde zusammen und versucht dem verzweifelten Unternehmer mit Hilfe einer Spendenaktion zu helfen. Zunächst nur mit mäßigem Erfolg – doch dann beteiligt sich ein unbekannter Spender mit einer großen Summe an der Aktion. Aber was zuerst wie ein Segen scheint, stellt sich schnell als Fluch heraus, als Gerd Breuer wenige Tage später ein anonymes, explosives Paket erhält ...

Die Hauptfiguren

Luisa »Lou« Schneider (31 Jahre) ist Friseurin aus Leidenschaft und übernimmt den Salon ihrer Tante, nachdem diese eine Weltreise angetreten hat. Anfangs sind die Dorfbewohner skeptisch, doch als Luisa in einen Mordfall verwickelt wird, kann sie sich von Terminanfragen kaum retten.

Raphael Weber (34 Jahre) hatte große Pläne für seine Karriere als Ermittler in der Mordkommission und wäre am liebsten in eine aufregende Großstadt gezogen. Stattdessen hat es ihn ins idyllische Allgäu verschlagen. Aber der attraktive junge Kommissar ist überrascht, dass das Landleben noch nicht ganz so langweilig ist, wie er dachte ...

Eva Link

Totebrauchen keinShampoo

Eine explosive Mischung

Für Tanja K.

Ohne dich wär’s in Obertanndorf bestimmt nur halb so schön.

Prolog – Das tapfere Hamsterlein   

Uiuiui, alles dreht sich. Was ist das denn? Dieser Schwindel ist viel schlimmer als sonst. Das kann doch nicht daher kommen, dass ich mal wieder aus meinem Hamsterrad geflogen bin. Oder etwa doch? Nein, das muss etwas anderes sein.

Los, Eddie, konzentrier dich. Was hast du heute zum Frühstück gegessen? Ja, genau. Das war dieser unglaublich leckere Apfel, den es eigentlich nur zu besonderen Anlässen gibt. Daran kann ich mich gut erinnern. Und danach?

Jetzt weiß ich es wieder. Sofort nach dem Frühstück hat mich Sandra in diese stickige Transportbox gesteckt, und wir sind zu diesem überfreundlichen Typen im weißen Kittel gefahren. Allein der Geruch nach Putzmittel und Hundehaaren; da halten es ja keine zehn Hamster lange aus. Und dann fasst der Mann mich auch immer so grob an und drückt genau da, wo es wehtut.

»Zum Glück konnte Dr. Fachner ihn operieren. Du glaubst nicht, wie Mathilda geweint hat, als der Hamster letztens leblos im Käfig lag. Der versteht das einfach nicht mit dem Rad. Das ist bestimmt das zehnte Mal, dass der da rausgefallen ist, und dieses Mal hat er sich doch wirklich das kleine Beinchen gebrochen.«

Das ist Sandra, ich erkenne ihre Stimme unter zehntausend anderen. Aber wo ist sie? Alles ist dunkel ... Der Duft von gebratenem Speck wabert zu mir hinüber. Klimperndes Geschirr mischt sich unter das Gewirr aus Stimmen ... Wo bin ich nur?

Ich kneife meine Augen zusammen, öffne sie noch mal. Langsam erkenne ich die Umrisse und weiß, wo ich mich befinde. Immer noch in dieser doofen Box. So ein Mist. Komme ich denn hier nie mehr raus?

»Da habt ihr echt Glück gehabt. Fred hat heute noch nicht überwunden, dass wir unsere Fritzi einschläfern mussten«, sagt nun eine andere Frauenstimme.

Einschläfern? Was ist das denn bitte? Ich will nicht eingeschläfert werden. »Quieeek, quieeek«, rufe ich um Hilfe. Auf einmal wird es gleißend hell. Sofort schließe ich die Augen und drücke mich fest in die hinterste Ecke. Stroh piekst mir in den Allerwertesten, aber wenn ich mich nur gut genug verstecke, oder mich vielleicht tot stelle, wird mir bestimmt nichts passieren.

»Ist da jemand wach geworden?«, fragt die vertraute Stimme in meine Richtung. »Eddie? Bist du wach? Es ist alles gut.«

Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Mittlerweile dreht ein einziges Wort Loopings in meinem Kopf: »Eingeschläfert, eingeschläfert, eingeschläfert ...« Das kann nichts Gutes bedeuten. Ich bemerke, wie es unter mir feucht wird. Mist, nun habe ich doch tatsächlich mein Versteck eingenässt. Vorsichtig öffne ich die Augen. In meinem kranken Hinterbein pocht der Schmerz, aber ich versuche es zu ignorieren.

»Da ist er ja, unser kleiner Schatz. Es ist alles gut. Du hast die Operation überstanden. Ich esse nur schnell etwas, dann gehen wir nach Hause. Mathilda freut sich schon so auf dich.« Die junge Frau lächelt mir zu. Mathilda, mit diesem Namen wird mir ganz warm ums Herz. Dieses kleine Mädchen schenkt mir schon mein ganzes Hamsterleben lang so viel Wärme und Liebe. Es muss also alles gut sein.

Ich schüttle mich und sehe mich in der Box um. Da entdecke ich meinen Napf. Er scheint prall gefüllt zu sein mit Karotten ... und den leckeren Äpfeln von heute morgen. Doch erst einmal habe ich Durst. Mein Mund fühlt sich trocken an, und meine Zunge ist schwer. Noch etwas benommen humple ich zu der Flasche, die an einer Seite der Box hängt, und trinke gierig.

»Quiek!« Hach, das tut gut.

»Ich beeile mich«, höre ich Sandra noch sagen, ehe es wieder dunkel wird. Lediglich ein kleiner Spalt bleibt, der nicht durch das Tuch über der Box bedeckt wird.

Ein Sonnenstrahl fällt hindurch, und ich lege mich in das Stroh, das sich langsam aufwärmt. Leises Blätterrascheln klingt zu mir herüber, und ich schließe die Augen, bis sich mein Puls etwas beruhigt hat.

Ein helles Kreischen stört mein angenehmes Sonnenbad: »Das gibt's doch nicht. Das hat er jetzt nicht ernsthaft gemacht.«

»Ihre Begleitung hat sich gerade verabschiedet«, höre ich nun eine dunkle Männerstimme.

Ich rapple mich auf und tapse zu dem Lichtspalt. Auf den Hinterbeinen versuche ich durch die Schlitze zu erkennen, was da draußen los ist.

Sandra sehe ich nur im Augenwinkel, aber eine Frau am Nebentisch wedelt wild mit den Armen. »Der Typ hat mich gerade bestohlen. So unternehmen Sie doch etwas.«

Der Mann, der eine schwarze Schürze umgebunden hat, sieht hilflos zwischen der Frau und den anderen Gästen hin und her. »Nun beruhigen Sie sich erst einmal. Das ist bestimmt ein großes Missverständnis. Soll ich Ihnen ein Wasser bringen?«

Die Frau fährt sich durch die langen Haare und lacht schrill. »Das ist kein Missverständnis. Der Mann hat mich soeben beklaut.«

»In Ordnung. Dann rufe ich nun die -«

»Unterstehen Sie sich«, keift die Frau. »Sie machen gar nichts, außer mir zu sagen, wer der Typ ist und wo er hin ist.«

Nun hebt der Mann die Hände, als würde er befürchten, dass die Frau gleich handgreiflich wird. Mein verletztes Beinchen zittert immer mehr, und der Schwindel kommt zurück. Doch ich will auf keinen Fall verpassen, was hier los ist, und versuche, mich weiter auf den Hinterbeinen zu halten.

»Sie waren doch mit ihm hier«, sagt der Mann.

»Nach dem, was er gerade abgezogen hat, glaube ich kaum, dass sein Name Peter Müller ist.«

»Jeder hat doch mal ein schlechtes Date«, versucht der Mann die Frau weiter zu beruhigen und tritt in das nächste Fettnäpfchen.

»Ein schlechtes Date?« Wieder lacht die Frau hysterisch.

Selbst die letzten Unterhaltungen an den Nebentischen verstummen, und ich merke, wie der Schwindel die Kontrolle über meinen Körper gewinnt.

In meiner Transportbox wird es erneut dunkel. Schade, Schokolade. Dabei schien es gerade erst richtig spannend zu werden.

1. In die Jahre gekommen   

»Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Verdammt!« Lou fluchte. Sie war sowieso schon spät dran, und gerade heute sprang der alte Fiat Punto ihrer Tante Martha einfach nicht an. Dabei hatte der in die Jahre gekommene Kleinwagen stets nur etwas geröhrt und geklappert, seit Lou Marthas Friseursalon übernommen hatte. Nun schien der goldene Flitzer aber entschieden zu haben, vorerst in Rente zu gehen. Egal, wie sehr Lou am Schlüssel rüttelte, ob sie ihn zärtlich oder mit Schwung drehte, der Motor ächzte nur noch schwach.

»Ist ja gut, alte Dame«, sprach Lou mehr zu sich selbst als zu dem Auto, in dem sie saß. Noch wollte sie nicht aufgeben. »Wir versuchen es ein letztes Mal, okay? Wenn du jetzt lieb angehst, fahren wir auch mal wieder durch die Waschstraße – sogar mit extra Politur und Innenreinigung. Nur für dich. Das wäre doch was, oder?« Lou fühlte sich wie in einer schlechten Daily Soap, als sie nun auch noch das Lenkrad tätschelte, aber wenn das schon bei Pflanzen half, dann vielleicht auch bei Autos.

Mit geschlossenen Augen drehte sie den Schlüssel noch einmal. Sie schob die Augenbrauen zusammen, in der Hoffnung, dass gleich das gewünschte Aufheulen des Motors in der Garage zu hören war, doch das Einzige, was der Kleinwagen herauspresste, war ein abgekämpftes Röcheln.

»Das klingt aber gar nicht gut.«

Lou stieß einen spitzen Schrei aus, als sie das Gesicht von Mary-Ann neben der Fahrertür entdeckte. Mühsam kurbelte sie das Fenster herunter. »Du kannst mich doch nicht so erschrecken«, sagte sie vorwurfsvoll zur besten Freundin ihrer Tante, die mittlerweile auch eine sehr gute Freundin von ihr selbst geworden war und sie tatkräftig im Friseursalon Glückssträhne unterstützte, solange Tante Martha auf Weltreise war – oder auf Bali. Denn anstatt wie geplant weiterzureisen, hatte sie es sich nun schon einige Zeit auf der Insel gemütlich gemacht und tingelte von einem Yoga-Retreat zum nächsten.

»Ich glaube, das war's mit der goldenen Rakete hier. Soll ich dich fahren?«, antwortete Mary-Ann, ohne weiter auf die aufgewühlte Lou einzugehen.

»Bestimmt ist nur die Batterie leer«, sagte Lou trotzig. Das konnte sie gerade gar nicht brauchen. Seit sie von ihrem Besuch in München auf dem Oktoberfest zurückgekehrt waren, hatte sie echt Pech gehabt. Erst hatte das Kassensystem der Glückssträhne versagt, dann hatte ihr Handy den Geist aufgegeben und jetzt auch noch das Auto?

»Ich sag's ja.« Mary-Ann zuckte mit den Schultern. »Merkur ist wieder rückläufig, und die ganze Elektronik spielt verrückt.«

Lou seufzte. Das war typisch, sobald etwas nicht wie geplant verlief – im Guten wie im Schlechten –‍, führte Mary-Ann es auf irgendwelche Planetenkonstellationen zurück. Was passierte als Nächstes? Machte Pluto bald den doppelten Rittberger, und sie würden gezwungen sein, ihr Leben lang rückwärts zu gehen? Hoffentlich nicht.

»Na, dann muss ich meinen Zahnarzttermin wohl verschieben. Das schaffe ich jetzt auf keinen Fall mehr.«

Mary-Ann sah auf ihre Armbanduhr. »Ich könnte dich fahren. Mein nächster Kunde kommt erst um vierzehn Uhr.«

»Danke, aber ich denke, es ist besser, wenn ich direkt die Werkstatt informiere. Vielleicht ist es die Tage dann schon wieder fertig.«

»Ganz bestimmt. Der Toni macht den kleinen Fiat hier sicher schnell wieder flott.«

Das blieb zu hoffen. Denn auch wenn Lou in Obertanndorf und Umgebung stets ihr Fahrrad benutzte, war sie doch auf ihr Auto angewiesen, spätestens wenn sie zum Zahnarzt oder zu anderen Terminen nach Lindau musste.

Glücklicherweise war der Termin schnell verschoben, und seitens der Zahnarztpraxis herrschte viel Verständnis für Lous Situation. Doch es dauerte eine ganze Weile, bis endlich ein Mechaniker von Tonis Topgarage, der einzigen KFZ-Werkstatt weit und breit, vor Marthas goldenem Fiat stand und den Wagen genau inspizierte. Vor Ort ließ sich jedoch weder der Schaden ausmachen noch etwas am Wagen richten, also wurde er kurzerhand abgeschleppt. Nachdem Lou alle Formalitäten geklärt hatte und der Wagen aus der Garage gerollt war, ging sie in die Glückssträhne.

Mary-Ann war bereits mit ihrem nächsten Kunden beschäftigt, und ein weiterer Herr saß in der gemütlichen Sitzecke im hinteren Bereich des Salons und schien ganz vertieft in eine Zeitschrift zu sein.

»Hallo, Herr Breuer. Schön, Sie zu sehen. Folgen Sie mir gern nach vorne zum ersten Spiegel.« Der Mann schreckte auf, rollte seine Zeitschrift zusammen und ging mit ihr durch den Salon.

»Wir können uns gern duzen. Jetzt kennen wir uns ja auch schon ein Weilchen. Ich bin der Gerd.« Das stimmte. Bisher hatte Lou den freundlichen Herrn Breuer allerdings nur dann getroffen, wenn sie in seiner Fabrik beim Lagerverkauf gewesen war. Im Dorf schien man ihn eher selten anzutreffen, als sei das kleine Obertanndorfer Industriegebiet hinter dem nördlichen Waldstück eine ganz andere Welt.

»Aber klar, gerne.« Lou rückte den Stuhl ein wenig vom Spiegel weg, damit Gerd sich setzen konnte.

Er legte seine Zeitschrift auf die Ablage vor dem Spiegel und fragte Lou nach etwas zu trinken. Nachdem sie ihn mit Kaffee und Wasser versorgt hatte, widmete Lou sich seiner Frisur, die streng genommen keine war. Der Mann trug seine dicken, welligen Haare zu einem langen Zopf gebunden.

»Also, was machen wir heute?«, fragte Lou ihren Kunden und löste das Zopfband.

»Ich würde meine Haare gern spenden ... also verkaufen. Was würde ich denn dafür bekommen, wenn ich meinen ganzen Zopf abgebe?«

Lou runzelte die Stirn und rollte mit ihrem Drehstuhl ein wenig nach vorn, um den Mann direkt anschauen zu können, anstatt mit seinem Spiegelbild zu sprechen. »Leider kann ich dir das nicht sagen, weil wir selbst nur Haare auf Spendenbasis annehmen. Wir arbeiten mit einer großartigen Organisation zusammen, die alle Haarspenden zu Perücken für krebskranke Kinder verarbeitet. Ich kann dir gern einen Flyer geben.«

»Also weißt du nicht, wie viel ich für meine Haare bekommen würde?«

Lou schüttelte den Kopf. »Leider nicht genau. Ich würde aber schätzen, dass es nicht mehr als hundertfünfzig Euro sein werden.«

Gerd Breuer räusperte sich, bevor er einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee nahm. »Dann würde ich gerne einmal nur die Spitzen schneiden. Föhnen kann ich selbst.«

»Wir bieten nur Komplettpakete an. Waschen-Schneiden-Föhnen für dreißig Euro.«

»Okay«, stammelte er. »Dann das.«

Lou wusch ihm die Haare und gab sich mit ihrer Kopfmassage extra Mühe. Vielleicht würde ihn das überzeugen, einmal öfter zum Spitzenschneiden vorbeizukommen oder sogar seine Haare doch noch zu spenden.

Zurück am Platz, widmete sich der Mann sofort wieder seiner Zeitung. »Interessierst du dich für Finanzen?«, fragte Lou, die über seine Schulter hinweg bemerkte, dass er einen Artikel über verschiedene Kreditarten las.

»Wer tut das nicht?«, fragte Gerd und sah auf.

Lou zuckte mit den Schultern. »Ich zum Beispiel.«

»Das solltest du besser, sonst geht es dir bald genauso wie mir.«

Lou ließ die Schere sinken und sah ihm durch das Spiegelbild direkt in die Augen. Ihr war klar, dass Gerd Breuer gerade mehr preisgegeben hatte, als ihm lieb war. Er räusperte sich noch einmal, bevor er weitersprach. »Sorg besser vor. Mein Tipp.«

»Geht es um Smiling Cats?«

Gerd Breuer nickte. »Ich musste Insolvenz anmelden, und wenn kein Wunder geschieht, muss ich meine Mitarbeiter zum Ende des Monats entlassen und das Werk schließen.«

Obwohl sie es nicht wollte, blieb Lou der Mund offen stehen. Das konnte doch nicht stimmen. Smiling Cats war doch nicht nur in Süddeutschland eine beliebte Katzenfuttermarke. Selbst ihre Mutter in Frankfurt hatte sie früher für ihre Katzen gekauft.

»Aber warum?«

»Diese verdammte Biozertifizierung war einfach viel zu teuer, dann noch einige Lieferengpässe. Smiling Cats war in manchen Filialen wochenlang nicht zu haben. Die Märkte haben es zum Teil ersatzlos gestrichen. Jetzt, wo ich wieder liefern kann, haben wir ein volles Lager, aber keine Abnehmer.«

»Aber da muss es doch eine Lösung geben.«

»Wenn ich eine hätte, würde ich nicht darüber nachdenken, meine Haare zu verkaufen. Obwohl ich genau weiß, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre. Seit ich selbst entscheiden kann, habe ich lange Haare. Sie gehören zu mir wie mein linker Fuß. Genauso wie mein Oldtimer. Ich musste auch schon darüber nachdenken, ihn zu verkaufen ... Wahrscheinlich würde nicht mal das Geld reichen.« Er rang sich ein mattes Lächeln ab, doch Lou war zu geschockt, um es nur ansatzweise zu erwidern.

»Ich hab da eine Idee«, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme hinter Lou. Mary-Ann hatte ihre Ohren einfach überall. Vor lauter Verwunderung hatte Lou gar nicht bemerkt, dass Mary-Ann ihren Kunden längst verabschiedet hatte und somit ungeniert ihrem Gespräch hatte lauschen können.

»Und die wäre?«, kam es von Lou, ehe Gerd Breuer etwas erwidern konnte.

»Unser Stylingbus ist ja noch hübsch hergerichtet, da wir gerade erst vom Oktoberfest zurückgekommen sind. Wir könnten ihn nutzen und ein ›kleines Spitzenschneiden‹ für den guten Zweck anbieten, oder kleinere Hochsteckfrisuren gingen auch. Es darf nichts allzu Zeitaufwendiges sein, damit wir möglichst viele Leute unterkriegen können.«

»Was für eine grandiose Idee«, rief Lou freudig. »Vielleicht holen wir noch das Brezelinchen mit an Bord und stellen ein paar Tische vor dem Stylingbus auf, um die Wartenden mit gratis Kaffee zu versorgen. Wenn wir ein Paypal-Spendenkonto anlegen und das auf Facebook ankündigen, können vielleicht sogar auch Leute spenden, die nicht von hier kommen, aber große Smiling Cats-Fans sind ...« Mary-Ann hatte einen Funken in Lou entzündet, und nun sprudelten die Ideen nur so aus ihr heraus. Dieser Mann war in Not, und was war schon ein freier Tag für sie, wenn sie ihn sinnstiftend nutzen konnte und so vielleicht sogar ein alteingesessenes Obertanndorfer Unternehmen retten konnte?

»Dann müsste ich ja öffentlich zugeben, wie es gerade um Smiling Cats steht«, sagte Gerd Breuer leise.

»Wenn du es nicht tust und keine Möglichkeit hast, die Schließung zu verhindern, wird es spätestens in ein paar Wochen sowieso jeder wissen.« Mary-Ann tätschelte die Schulter des Mannes. »Wer weiß, vielleicht passiert ein Wunder, und wir schaffen mit der Aktion so viel Aufsehen, dass wir das mit den Spenden wuppen können.«

Gerd Breuer schien zu überlegen, noch immer fehlte ihm die Euphorie, die bereits in den beiden Friseurinnen loderte. Hatte er etwa Angst, oder dachte er vielleicht, dass er sie bezahlen müsste?

»Wir machen das natürlich alles umsonst und mit viel Freude«, ergänzte Lou, um sicherzugehen, dass sich der Futterfabrik-Besitzer nicht ihretwegen Sorgen machte.

Wie sie vermutet hatte, hellte sich seine Miene schlagartig auf, und seine Augen wurden wässrig-trüb. »Ihr würdet das einfach so machen? So gut kennen wir uns doch gar nicht.«