Tote brauchen kein Shampoo - Die letzte Brezel - Eva Link - E-Book

Tote brauchen kein Shampoo - Die letzte Brezel E-Book

Eva Link

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Beschreibung

Folge 2: Obertanndorf ist in Festtagsstimmung! Heute findet der große Brezelwettbewerb statt und als die örtliche Bäckerei "Brezelinchen" gewinnt, ist der Jubel groß. Aber bei der Siegerehrung bricht der Bäckermeister Rüdiger Vogel plötzlich zusammen. Hatte er einen Herzinfarkt? Oder hat da etwa die Brezel-Konkurrenz ihre Finger im Spiel? Der fesche Kommissar Raphael glaubt nicht an ein Verbrechen, doch Luisa und Mary-Ann haben einen schrecklichen Verdacht und beginnen zu ermitteln ...

Über die Serie: Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel - im kleinen Örtchen Obertanndorf im beschaulichen Allgäu ist die Welt noch in Ordnung - das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sichs versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher ...

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Inhalt

Cover

TOTE BRAUCHEN KEIN SHAMPOO – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autorin

Titel

Widmung

Prolog – Ein Dackel riecht mehr

1. Don't worry. Bifteki!

2. Ein Brezelkönig bleibt nicht lang gekrönt

3. Wiedersehen im Salon

4. Meet the Kegel Brothers ... and Sisters

5. Mary-Ann im Fokus

6. Das geheime Treffen

7. Cop ist Cop

8. Es knistert gewaltig

9. Intime Geständnisse

10. Geheimnisse wollen ans Licht

11. E 920

12. Dunkle Geheimnisse holen jeden ein

13. Was hält eine Freundschaft aus?

14. Sonntagseskalation

15. Tödliche Kombi

Danksagung

In der nächsten Folge

Impressum

TOTE BRAUCHEN KEIN SHAMPOO – Die Serie

Klare Luft, hohe Berge und blauer Himmel – im kleinen Örtchen Obertanndorf in den Allgäuer Alpen ist die Welt noch in Ordnung – das denkt sich zumindest Friseurmeisterin Luisa Schneider, als sie den Salon ihrer Tante Martha für ein Jahr übernimmt. Aber bald findet sie heraus, dass der idyllische Schein trügt und selbst am schönsten Ort der Welt gemordet wird! Und ehe Luisa sichs versieht, schneidet sie nicht nur Haare, sondern jagt auch Verbrecher ...

Über diese Folge

Obertanndorf ist in Festtagsstimmung! Heute findet der große Brezelwettbewerb statt und als die örtliche Bäckerei »Brezelinchen« gewinnt, ist der Jubel groß. Aber bei der Siegerehrung bricht der Bäckermeister Rüdiger Vogel plötzlich zusammen. Hatte er einen Herzinfarkt? Oder hat da etwa die Brezel-Konkurrenz ihre Finger im Spiel? Der fesche Kommissar Raphael glaubt nicht an ein Verbrechen, doch Luisa und Mary-Ann haben einen schrecklichen Verdacht und beginnen zu ermitteln ...

Die Hauptfiguren

Luisa »Lou« Schneider (31 Jahre) ist Friseurin aus Leidenschaft und übernimmt den Salon ihrer Tante, nachdem diese eine Weltreise angetreten hat. Anfangs sind die Dorfbewohner skeptisch, doch als Luisa in einen Mordfall verwickelt wird, kann sie sich von Terminanfragen kaum retten.

Raphael Weber (34 Jahre) hatte große Pläne für seine Karriere als Ermittler in der Mordkommission und wäre am liebsten in eine aufregende Großstadt gezogen. Stattdessen hat es ihn ins idyllische Allgäu verschlagen. Aber der attraktive junge Kommissar ist überrascht, dass das Landleben noch nicht ganz so langweilig ist, wie er dachte ...

Über die Autorin

Eva Link ist das Pseudonym der Autorin Eva Murges. Sie wurde 1988 im schönen Ulm geboren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Köln. Bücher waren schon immer ihre große Leidenschaft, deshalb gab es für sie auch nur ein Wunschstudium: Germanistik. In ihrer Freizeit widmet sie sich, zwischen Spielplatz-Abenteuern und Windeln wechseln, dem Schreiben von gemütlichen Krimis. Zudem schlägt ihr Herz für Katzen, Kaffee und Kartoffeln in allen Variationen. Auf Instagram teilt sie Anekdoten aus ihrem oftmals turbulenten Leben und gibt Einblicke in ihren Schreiballtag unter @evamurges.

EVA LINK

Totebrauchen keinShampoo

Die letzte Brezel

Für Matthias.

Mit dir würde ich sogar meine letzte Brezel teilen. Vielleicht.

Prolog – Ein Dackel riecht mehr   

»Argh.«

Ein fester Griff legt sich um meinen Hals und schnürt mir die Luft ab. Tausend Sterne tanzen vor meinem inneren Auge. Sanft schüttele ich den Kopf und versuche es gleich noch einmal.

»Argh.« Erneut umschließt etwas meinen Hals und nimmt mir jede Luft zum Atmen. Egal, wie oft ich es versuche, meine Hoffnung auf Freiheit wird immer kleiner.

»Poldi, zieh doch nicht so.« Die schon wieder. Ich dachte mit dem Alter wird sie nachlässiger und gibt mir etwas mehr Freiraum. Doch auch jetzt mit über achtzig hält sie die Leine mit eisernem Griff.

Hot Dogs! Ich rieche sie genau. Weit entfernt können sie nicht sein. Soll ich es wagen und noch einmal kräftig ziehen? Heute nicht. Auch ich habe meine besten Jahre hinter mir und weiß nicht, ob ich bei solchen Ausreißversuchen nicht einfach einmal tot umfalle. Meine Lunge macht schließlich nicht mehr alles mit.

»Wuff«, mache ich stattdessen.

»Ist schon gut, Poldi. Du brauchst keine Angst haben.«

Angst? Ich habe keine Angst. Die vielen Menschen interessieren mich nicht. Alles, was ich möchte, sind Hot Dogs. Bevor du mir wieder eines dieser ekelhaften Cevapcici anbietest. Knoblauch verträgt mein sensibler Magen einfach nicht.

»Wuff!« Ein bisschen mit dem Schwanz wedeln hilft dir vielleicht auf die Sprünge. Hot Dogs, Hot Dogs, versuche ich dir zu sagen.

»Musst du mal für kleine Dackel, Poldilein? Kannst du es noch ein bisschen halten? Es geht gleich los.«

Oh nein! Meine Chancen sinken mit jeder Minute, noch einen warmen, saftigen Hot Dog zu ergattern.

Vielleicht funktioniert es, wenn ich behutsam an der Leine ziehe? Der Würstchenstand kann nicht mehr weit sein, und dort liegen immer ein paar Wurstreste auf dem Boden. Wenn ich Glück habe, arbeitet heute Feuerwehrmann Jupp. Den muss ich nur einmal anschauen, und dann wird er mir sicher ein Würstchen spendieren.

Vorsichtig ziehe ich an der Leine. Nicht so barsch wie die letzten Male, sondern behutsam und sanft. Dazu setze ich den besten Dackelblick auf.

»Alles gut, Poldi. Wir warten hier, bis es losgeht.« Carmen beugt sich zu mir herunter und krault mir den Kopf. »Soll ich dich hochnehmen?«

NEIIIIN!, brülle ich innerlich. Bloß nicht hochnehmen. Vor lauter Schreck entfährt mir ein lauter Pups.

Den hat auch Carmen gehört. »Poldi, mein Guter. Geht es dir nicht gut?« Sie dreht sich zu ihrer Schwester Hildegard.

Bei Hildegard handelt es sich um diese Art von Person, die beim Essen alle Krümel sofort aufhebt, damit der Hund unter dem Tisch auch ja nicht in den Genuss kommen kann. Tierliebe ist dieser Frau ein Fremdwort.

»Hilde, ich glaube Poldi bekommt Durchfall. Ich gehe schnell mit ihm um die Ecke.«

»Das kommt davon, wenn du ihm immer dieses scharfe Knoblauchzeug gibst. Das kann ihm ja nur auf den Magen schlagen.«

Okay, ich nehme es zurück. Vielleicht glüht doch ein kleiner Funken Tierliebe in ihr.

Carmen hält die Leine weiter fest in der Hand und läuft los. Wir gehen langsam, und ich weiß, dass ihre Knochen bei jedem Schritt schmerzen. Auch wenn die Gassirunden immer kürzer werden, ist Carmen einfach die Beste.

Das mit den Hot Dogs kriegen wir auch noch hin. Den Würstchenstand erkenne ich sofort. Der Duft treibt mir sofort das Wasser ins Maul, und ich bleibe stehen. Nur wenige Schritte entfernt sehe ich schon ein Stück Wurst im Dreck liegen. Reicht meine Leine?

»Argh.« Auch diesmal ist sie nicht lang genug. Noch ein bisschen ziehen ... ein kleines bisschen ... nur etwas fester ... Urplötzlich wird die Leine lockerer, und ich falle nach vorn, direkt mit der Schnauze in das begehrte Würstchen.

Während ich kaue, bemerke ich, dass sich etwas verändert hat. Unter den Geruch der fettigen Frankfurter mischt sich ein Geruch, den ich nicht zuordnen kann. Ein süßlicher Geruch. Ein ekelhafter Geruch. Ich lasse das restliche Würstchen in den Dreck fallen und drehe mich um.

»Wuff, wuff, wuff!« Ich schlage Alarm, obwohl ich gar nicht genau weiß, wieso eigentlich. Mein Instinkt sagt mir, dass dieser Geruch nichts Gutes zu bedeuten hat.

Doch niemand rührt sich. Ich drehe mich um und erblicke Carmen, mein liebendes Frauchen, die so sehr in ein Gespräch mit einem Mann vertieft ist, dass sie nicht einmal bemerkt hat, dass sie die Leine nicht mehr in der Hand hält.

Ich renne auf die beiden zu, und der Geruch wird noch stärker. Mein Magen schlägt Purzelbäume, und ich kämpfe mit Kräften, das Stück Würstchen in mir zu behalten, das ich erst vor wenigen Sekunden verschlungen habe.

Ist das etwa der Bäckermeister, der so übel riecht?

»Wuff, wuff, wuff, wuff«, belle ich weiter.

Endlich hält mein Frauchen inne. »Ist ja schon gut, ich weiß, dass du mal musst. Nichts für ungut, Rüdiger. Wir wollen ja nicht hier -«

»Kein Problem. Schön, dass ihr gekommen seid.«

»Das ist doch klar. Da hält mich nichts mehr im Lesesessel. Bei so einem Spektakel. Viel Glück.«

Erst als wir uns vom Würstchenstand entfernen, kann ich wieder frei atmen. Mir scheint, als hätte dieser Rüdiger ein paar Cevapcici zu viel gegessen. 

1. Don't worry. Bifteki!   

»Entspannt sieht der aber nicht aus.« Mary-Ann nickte zu Rüdiger Vogel, dem die Schweißperlen auf der Stirn standen, obwohl es ein angenehmer, bedeckter Tag war. Sein Gesicht war hochrot, und sein linkes Auge zuckte immer wieder unkontrolliert.

»Hast du etwa was anderes erwartet? Schließlich hängt von dieser einen Brezel ab, ob er wieder den deutschen Brezelpreis gewinnt, oder nicht?« Lou hätte den Vogel am liebsten gedrückt und ihm gut zugeredet, aber Zuschauer waren hinter dem abgesperrten Backbereich nicht erlaubt.

»Den baden-württembergischen. Damit qualifiziert er sich für die deutsche Meisterschaft.«

»Du nimmst es aber ganz -« Lous Antwort wurde von der ortsansässigen Blaskapelle unterbrochen, die sich gerade für den Wettbewerb einspielte.

»Wie lange noch?«, brüllte Mary-Ann.

Lou sah auf ihre Armbanduhr. »Müsste jeden Moment losgehen.«

Sie war froh, dass die beste Freundin ihrer Tante sie nun im Friseursalon unterstützte. Mittlerweile war Mary-Ann auch für sie eine richtige Freundin geworden, und mit wem hätte sie sonst zu so einer Veranstaltung gehen können? Auch wenn sich die Obertanndorfer immer mehr öffneten, blieben sie ihr gegenüber noch immer zurückhaltend.

»Wann ist heute eigentlich dein Date?« Bei dem Wort Date klimperte Mary-Ann übertrieben mit den Wimpern.

»Es ist kein Date«, entgegnete Lou.

An diesem Abend war sie mit Kriminaloberkommissar Raphael Weber verabredet. Nachdem Lou ihn mehr oder weniger freiwillig, aber erfolgreich, bei den Ermittlungen im Mordfall des ehemaligen Bürgermeisters von Obertanndorf unterstützt hatte, war sie von ihm zu einem gemeinsamen Krimidinner eingeladen worden.

»Hätte ich nur nicht zugesagt. Unser erstes Treffen war nicht wirklich wiederholungsbedürftig. Warum sollte es jetzt besser werden?«

»Weil ihr zusammen einen Mord gelöst habt und euch gut verstanden habt. Bekommst du jetzt etwa kalte Füße?«, neckte Mary-Ann.

Die Blaskapelle verstummte, als ein Mann mittleren Alters die niedrige Bühne betrat, auf der zwei Kücheninseln sowie ein großer Backofen aufgebaut worden waren.

Lou war froh über diese Unterbrechung des Gesprächs. Sie erkannte Obertanndorfs beliebten Bäckermeister Rüdiger Vogel hinter der linken Kochinsel. Er wirkte noch nervöser als vor wenigen Minuten. Mit einer Hand stützte er sich auf der Arbeitsplatte ab, während er sich mit der anderen Luft zufächelte.

Hinter der zweiten Kücheninsel stand Manfred Sorgenfrei, der Inhaber der Bäckerei Sorgenfrei. Gerade der Bäckermeister aus dem Nachbarörtchen Flörich war in diesem Jahr ins Finale des baden-württembergischen Brezelpreises eingezogen – sehr zum Unmut aller Obertanndorfer.

Manfred Sorgenfrei genoss den Applaus der Flöricher sichtlich. Sein Lächeln war breit, wirkte jedoch aufgesetzt, nahezu festgetackert. Vielleicht war das Ausdruck seiner Nervosität.

Es schien, als wären alle Bewohner Flörichs angereist, so viele Menschen drängten sich auf der Wiese neben dem Marktplatz. Natürlich war auch nahezu jeder Obertanndorfer dabei, sofern er nicht mit vierzig Grad Fieber das Bett hütete. So einen Wettbewerb hatte man schließlich nicht alle Tage bei sich im Dorf.

»Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich möchte mich einmal kurz bei Ihnen vorstellen. Ich bin Ralph Baumeister, einer der Vorsitzenden des baden-württembergischen Handwerks und freue mich, Sie heute so zahlreich hier begrüßen zu dürfen.«

Der Mann mit der, passend zum Bundesland, schwarz-gelben Krawatte legte eine kurze Pause ein, bevor er seinen Standardtext weiter herunterratterte: »Wir freuen uns sehr, den Wettbewerb zum diesjährigen Brezelpreis unseres Landes in so einem idyllischen Örtchen wie Obertanndorf ausführen zu dürfen. Wir danken Ihnen, ganz besonders Bürgermeister Willibald Holm, für die Gastfreundschaft und die unkomplizierte Planung.«

Lou spähte zu Bürgermeister Holm. Er war ein zurückhaltender Mann, der nicht gern im Rampenlicht stand. Deshalb wippte er auch jetzt peinlich berührt von einer Seite zur anderen und hob nur kurz die Hand, während sich zahlreiche Blicke auf ihn richteten.

Lou dachte an den ehemaligen Bürgermeister Erich Niedegger, der leider an diesem Tag nicht unter den anwesenden Gästen sein konnte. Es war Lou selbst gewesen, die seine Leiche vor nicht allzu langer Zeit gefunden hatte. Damals hatte eine noch größere Aufregung im Dorf geherrscht als beim Brezel-Event am heutigen Tag.

Im Gegensatz zu Willi Holm war Niedegger ein offener, fröhlicher Mann gewesen. Stets erreichbar für alle Dorfbewohner, die in irgendeiner Weise Hilfe benötigten. Holm tat sich auch nach drei Jahren noch schwer, in Niedeggers Fußstapfen zu treten und war stets etwas unbeholfen, aber dennoch sympathisch.

Er schien Lous Blick bemerkt zu haben und schenkte ihr ein kleines Lächeln, das sie nur zu gern erwiderte.

»Nun kommen wir zum heutigen Wettbewerb. Nachdem unser Titelverteidiger Rüdiger Vogel im letzten Jahr den Preis zum Thema ›Die perfekte Brezelkruste‹ gewonnen hat, haben wir uns auch in diesem Jahr ein spannendes Motto überlegt.« Er freute sich sichtlich über seine eigenen Worte. »Das diesjährige Motto lautet: Kombiniere die perfekte Brezel mit deinem Lieblingsgewürz.«

Er machte eine dramatische Pause, als würde er damit rechnen, dass sich tosender Applaus einstellte. Doch es passierte nichts. Die Menge bleib still und wartete, dass Ralph Baumeister weitersprach.

»Ich kann Ihnen versichern, die beiden Herren haben sich dermaßen ins Zeug gelegt. Uuuuuuund wir haben eine kleine Überraschung für Sie vorbereitet.« Der Mann drehte sich zur Seite und nickte jemandem zu, der etwas abseits der Bühne stand.

Die Person nickte zurück, und im selben Augenblick schoben sich milchige Plexiglaswände vor die Kücheninseln, und die beiden Bäckermeister dahinter waren nicht mehr zu sehen.

Die Menge raunte ein »Ohhh« und »Was ist das denn?«.

»Wie Sie wissen, haben wir heute unsere unabhängige Fachjury dabei, doch es gibt eine Neuerung. Sie dürfen ebenfalls an der Abstimmung teilnehmen. Aber natürlich sollen Sie nicht parteiisch sein, sondern ganz nach dem Geschmack urteilen. Mein Assistent Peter wird Ihnen zwei Zettel aushändigen, während die Herrschaften backen. Sobald die Brezeln fertig sind, bekommt jeder ein Stück zum Probieren und darf danach den Zettel der Brezel, die ihm besser geschmeckt hat, in diesen Korb werfen.«

Er zeigte auf einen großen Rattankorb, den die Person neben der Bühne nun in die Luft streckte. Das musste dann wohl Peter sein.

»Wir werten die Stimmzettel aus und ermitteln den Sieger aus Ihrer Wahl. Dieses Ergebnis wiegt genauso viel wie die Stimme jedes der vier Jurymitglieder. Sie sind somit quasi das fünfte Jurymitglied.« Er lachte, als hätte er einen urkomischen Witz gemacht. »Jetzt wollen wir aber endlich starten. Wir hoffen, Sie haben Spaß am Wettbewerb und der kleinen Brezelverkostung.« Die Blaskapelle setzte ein, und der Mann trat von der Bühne.

»Ist ja schon ein bisschen langweilig. Jetzt sieht man ja gar nicht, wie sich die beiden ins Zeug legen«, brüllte Mary-Ann dicht an Lous Ohr.

Das fanden offenbar auch die anderen Zuschauer und verteilten sich an die umliegenden Biertische oder die Essensstände. Das örtliche Wirtshaus bot seine Maultaschen und Kässpatzen an, und die freiwillige Feuerwehr hatte den Würstchenstand aufgebaut, der auf jedem Dorffest obligatorisch war. Selbst die Taverna Leonidas, das beliebte griechische Lokal des Dorfes, hatte sich dazu entschieden, einen Foodtruck zu mieten und griechische Meze anzubieten.

Auch Lou und Mary-Ann genehmigten sich eine kleine Stärkung und freuten sich über einen kleinen Plausch mit Stavros, dem Besitzer des Leonidas. Nach einer gefühlten Ewigkeit und Unmengen an gegrilltem Feta und Bifteki setzte die Blaskapelle erneut aus, und Ralph Baumeister trat vor die beiden Plexiglasscheiben.

»Meine Damen und Herren, da sind wir wieder. Unsere beiden Finalisten haben alles gegeben, und wir präsentieren Ihnen nun die beiden wundervollen Kreationen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.«

Erst jetzt, mit dem nötigen Abstand zu Stavros' Foodtruck, der geradezu von Knoblauchnebel umgeben war, nahm Lou den buttrigen Brezelduft wahr. Sie liebte Brezeln fast so sehr wie Croissants und brauchte gar nicht viel dazu. Ein Cappuccino, eine Brezel mit viel Salz, und sie war glücklich. Doch jetzt strömte ein zarter Duft zu ihr herüber, den sie eher mit Raumspray als mit Brezeln in Verbindung gebracht hätte. War das etwa -?

Als hätte Ralph Baumeister ihre Gedanken gehört, kündigte er an: »Peter bringt Ihnen nun die ersten Brezelstücke zum Probieren. Hierbei handelt es sich um eine Komposition mit französischem Lavendel und feinster Bio-Zitrone.«

Lou schluckte. Das klang nicht nach ihrem Geschmack. Auch Mary-Ann verzog das Gesicht. Dennoch nahmen sich die beiden Frauen ein Stück Brezel aus dem Korb.

»Schmeckt besser als erwartet«, schrie Mary-Ann, um erneut die laute Musik zu übertönen, die wieder eingesetzt hatte, als Peter die Brezelstücke an die offensichtlich gespannte Dorfgemeinde verteilte.

»Meins ist es nicht«, erwiderte Lou. »Schmeckt nach dieser Touri-Seife, die jeder von uns schon einmal jemandem aus Frankreich mitgebracht hat. Jemandem, dem man nur aus Anstand etwas mitbringt. Weißt du, was ich meine?«

Mary-Ann lachte. »Du meinst, der Schwiegermutter?«

Lou grinste. »Oder der Schwiegermutter in spe.«

Tatsächlich hatte sie der Mutter ihres damaligen Freunds aus dem Cannes-Urlaub eine dieser Seifen mitgebracht. Die überschwängliche Freude von Roswitha hatte dazu geführt, dass die Seife ein trostloses Dasein im Gästebad fand und jeder, Lou eingeschlossen, sich trotzdem weiterhin an der Flüssigseife bedient hatte. Lange Zeit war die Seife nicht kleiner geworden und dann irgendwann verschwunden. Lou hatte Roswitha nicht böse sein können. Sie hätte den Lavendelklumpen wahrscheinlich auch entsorgt.

»Auf einer Skala von eins bis zehn. Was vergibst du?«, fragte sie Mary-Ann.

»Hmm«, brummte diese. »Eine gut gemeinte Sechs. Und was meinst du?«

»Eine Vier, aber mit viel Augen-Zudrücken.«

»Hoffentlich ist es nicht die vom Rüdiger.« Lou nickte bestätigend, als die Musik leiser wurde, und Ralph Baumeister die zweite Brezel ankündigte.

»Wir hoffen, euch hat diese besondere Umsetzung des Mottos gut gemundet. Nun wollen wir euch nicht das zweite Schmankerl vorenthalten, den feurigen Drachen. Eine Zusammensetzung mit feinstem rosa Himalayasalz und einer Mischung würzigen Pfeffers.«

Ein Raunen ging durch die Menge. Das klang doch schon einmal passender, wenn auch nicht so besonders wie die erste Brezel, fand Lou.

»Oh mein Gott«, entfuhr es ihr, nachdem sie die Brezel in den Mund gesteckt hatte, die sie soeben von Peter erhalten hatte.

Dieses Gebäck hatte es ganz schön in sich. Die Schärfe prickelte in ihrer Kehle, und dennoch war sie angenehm und nicht von Dauer. Nach der Scoville-Skala, die die Schärfe von Peperoni maß, würde man wohl von mittelscharf sprechen. Die Zusammensetzung des unaufdringlichen Salzes und des würzigen Pfeffers war eine wahre Geschmacksexplosion auf der Zunge. Wieso war noch keiner der beiden Bäcker auf die Idee gekommen, eine solche Brezel anzubieten? Das war der Hammer und noch viel besser als eine typische Salzbrezel.

»Eine glatte Zehn.« Lou schmatzte und sah fragend zu Mary-Ann.

»Zehn plus«, bestätigte diese und leckte sich ein paar Pfefferkörner von den Fingerspitzen.

Lou fummelte die Stimmzettel aus ihrer Hosentasche, die ihr Peter vorhin gegeben hatte und stopfte den Zettel mit der Eins wieder zurück.

»Ich will noch mehr«, schrie Mary-Ann und formte die Hände zu einem Sprachrohr. »Peter!« Sie brüllte über die Köpfe hinweg, doch ihre Worte wurden wieder einmal von der Musik verschluckt. Sie schnappte sich Lous Wahlzettel, rannte los und schlängelte sich durch die Menge. Wenn es um Essen ging, kannte sie kein Pardon.

Mary-Anns Streifzug war von Erfolg gekrönt. Breit grinsend wedelte sie Lou mit zwei Brezeln entgegen, die sie Peter abgeschwatzt hatte.

Eine hielt sie Lou entgegen, die jedoch den Kopf schüttelte. »Zu viel Bifteki.«

»Kein Problem, ich schaffe auch beide«, erwiderte Mary-Ann.

Genau in diesem Moment betrat Peter mit dem Rattankorb die Bühne und überreichte ihn Ralph Baumeister, der sich sogleich aufrichtete und seine Krawatte zurechtzupfte.

Die beiden Männer widmeten sich den vielen Zetteln in dem Korb und warfen sie in zwei große Glasbehälter. Es zeichnete sich sehr schnell ein klarer Favorit ab. Nachdem alle Zettel in die Gläser sortiert worden waren, verabschiedete sich Ralph von Peter und trat einen Schritt nach vorn. Es folgte ein ohrenbetäubendes Quietschen.