Tränen der Göttin - Vergeltung - Bettina Auer - E-Book

Tränen der Göttin - Vergeltung E-Book

Bettina Auer

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Beschreibung

Der finale Kampf steht unmittelbar bevor, doch wo ist Káyra? Auf der Suche nach Antworten, führt eine heimliche Reise mit Semar, sie nicht nur zu Inei’s bestgehütetem Geheimnis, sondern auch direkt in die Gefangschaft der Fae. Gelingt es den Priester von Lýdris ihre Berührte rechtzeitig zu befreien oder ist der Untergang aller damit endgültig besiegelt?

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Seitenzahl: 92

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Bettina Auer

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www.zeilengold-verlag.de

Nadine Skonetzki

Blütenhang 19

78333 Stockach

[email protected]

1. Auflage

Copyright © Zeilengold Verlag, Stockach 2018

Buchcoverdesign: Marie Graßhoff, www.marie-grasshoff.de

Satz & Kapitelzierde: saje design, www.saje-design.de

Baumillustration: Andrea Hagenauer

Lektorat: Sabrina Uhlirsch, www.spreadandread.de

Korrektorat: Regina Meißner, www.semikolonundco.com

Druck: bookpress, 1-408 Olstzyn (Polen)

ISBN Print: 978-3-946955-17-7

ISBN E-Book: 978-3-946955-77-1

Alle Rechte vorbehalten.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

KAPITEL 1

»Káyra. Wach auf.«

Sie schlug die Augen auf und starrte in Semars Gesicht. Es war mitten in der Nacht und das Licht einer Flammenkugel, die über seiner Hand schwebte, erhellte nur spärlich den Raum.

»Was ist los?« Das Mädchen gähnte und rieb sich mit dem Handrücken übers Gesicht.

»Zieh dich an. Ich muss dir etwas zeigen.« Er wandte den Blick von ihr ab. »Beeile dich. Ich warte draußen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er.

Káyra brauchte einige Sekunden, dann stöhnte sie genervt, schlurfte zum Schrank und holte wahllos ein Kleid hervor.

Eilig zog sie sich an und schlüpfte in ihre Stiefel. Semar wartete im Flur. Seine Körperhaltung zeigte ihr, wie angespannt er war.

»Was ist los?«, fragte sie noch einmal, doch er gab ihr ein Zeichen, still zu sein. Sie runzelte die Stirn. Wut stieg in ihr auf. Gerade wollte sie ihn erbost anfauchen, als Semar ihren Oberarm packte.

»Wir müssen uns beeilen. Wir haben nicht viel Zeit.« Er atmete tief aus. »Ich erkläre dir alles, versprochen. Aber jetzt komm. Bitte.«

Káyra ließ sich von ihm mitziehen. Immer wenn ihnen jemand begegnete, schenkte die Berührte demjenigen ein kleines Lächeln, während Semar sie mit sturer Miene weiterzog. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf, als sie sich Meister Thoras’ Übungsraum näherten.

Jedoch steuerten sie nicht auf die Tür zu, sondern auf eine dunkle Nische, von wo aus die steile Treppe hinauf in ein Turmzimmer führte. Spinnenweben hingen in jeder Ecke und Staub schwirrte durch die Luft. Argwöhnisch sah Káyra den Priester an.

»Dein neues Zimmer?«, witzelte sie nervös, aber Semar ging nicht darauf ein. Er begab sich in die Mitte des Raumes und holte ein kleines Säckchen aus seiner Manteltasche. Semar öffnete das Band und schüttete den Inhalt auf die Holzdielen. Kaum berührte das Pulver den Boden, leuchtete es auf. Ein weißes Licht blendete Káyra und sie musste die Augen zukneifen. Das Licht wanderte hinauf und wurde zu einer Säule, die sich bis zur Decke erstreckte. Es weitete sich aus, wurde breiter und augenblicklich erlosch die Helligkeit. Káyra starrte das Portal an, das sich vor ihr gebildet hatte. Das Bild auf der anderen Seite der Öffnung zeigte ihr einen fremdartigen Wald.

»Was hast du vor?« Káyra schluckte schwer.

»Du weißt sicher noch, dass ich dir versprochen habe, dass du nicht sterben wirst, richtig?«, sagte Semar und trat einen Schritt auf sie zu.

»Ja … aber ich verstehe nicht.«

»Auch kannst du dich sicher noch daran erinnern, dass ich einmal erwähnte, dass nicht alle Berührten gestorben sind, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt haben.« Er holte tief Luft. »Ich werde dich zu Eyliz führen. Sie war deine Vorgängerin.«

Káyra hatte das Gefühl, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Schmerzhaft krampfte sich ihr Herz zusammen und das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer.

»Das ...«, sprachlos starrte sie Semar an.

»Káyra, wir haben nicht viel Zeit. Bitte, komm. Ich breche für dich gerade ein Dutzend Regeln - soll das umsonst gewesen sein?« Semar zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Káyra kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe, ehe sie zögerlich nickte.

»Lass uns gehen.«

Schwüle Hitze schlug Káyra entgegen und raubte ihr für einen Moment den Atem. Grelles Sonnenlicht fiel durch das Blattwerk. Sie mussten sich am anderen Ende von Mágra befinden, denn auf Lýdris hatte tiefste Nacht geherrscht.

Semar zeigte nach links. »Wir müssen dort entlang.«

»Wo sind wir?«

»Im Olivinwald.«

Káyra klappte der Mund auf. »Im Olivinwald? Das ... Das ist mehr als fünftausend Meilen von Batûr entfernt. Außerdem liegt dieser Wald im …«

»Im Land der Fae, ja. Genauer gesagt, gehört er zum Hoheitsgebiet meines Onkels«, fuhr Semar fort.

»Was?« Káyra starrte ihn fassungslos an.

Eine leichte Röte zeigte sich auf seinem Gesicht. »Ja … aber er ist nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Immerhin habe ich den Tod seiner Frau verschuldet.« Er zog eine Grimasse. »Also sollten wir uns beeilen. Ich möchte keinen Ärger.«

So viele Fragen schwirrten durch Káyras Kopf. Sie warf dem Portal einen letzten Blick zu, dann folgte sie ihm durch ein Dickicht aus fremdartigen Gewächsen. Dieser Wald war ganz anders. Die Bäume hatten lange, schmale Blätter, die Rinde war hellbraun und von tiefen Kerben durchzogen. »Was sind das für Bäume?«

»Palmen. Aber pass auf. Die braunen Früchte können dich umbringen, wenn sie dir auf den Kopf fallen«, erklärte er und zeigte dabei auf die haarigen braunen Kugeln. Sofort wich sie einige Schritte zurück und betrachtete die Pflanzen argwöhnisch.

»Wie lange warst du nicht mehr hier?«

»Weiß nicht. Acht Jahre? Ich besuche meine Familie selten. Meine Eltern sind nie stolz auf mich gewesen und seitdem ich in Lýdris bin, haben sie sich noch weiter abgegrenzt. Und die Tatsache, dass ich Taron auf dem Gewissen habe, erleichtert die Situation nicht.«

»Aber es war doch ein Unfall!«, begehrte Káyra auf und hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Semar bewegte sich zielsicher durch den Dschungel.

»Sag das meinen Eltern oder meinem Onkel. Er behauptet nach wie vor, dass ich es absichtlich getan habe«, knurrte er.

»Wie können sie nur so grausam sein?«

»So sind Fae.«

»Aber du bist nicht so. Und Inei ...« Káyra verstummte, als Semar sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. »Inei, ja. Du kennst sie nicht gut genug, Káyra. Die Hohepriesterin kann genauso sein.«

Der Dschungel vor ihnen lichtete sich. Wie aus dem Nichts tauchte eine unscheinbare, braune Hütte vor ihnen auf, die völlig fehl am Platz wirkte. Semar winkte sie heran und klopfte an die Tür der bescheidenen Behausung.

Es rumpelte, dann erklang ein lautstarker Fluch. Die Tür wurde aufgerissen und Káyra starrte direkt in das Gesicht einer Frau. Sie war hübsch - und so jung! Das lange weißblonde Haar trug sie zu einem Zopf geflochten, leichtzulaufende spitze Ohren lugten hindurch und die Hautfarbe erinnerte an weißen, makellosen Schnee. Doch es war ihr Blick, der bei Káyra eine Gänsehaut hinterließ. Ein Auge war türkisfarben, während das andere so dunkelblau leuchtete wie ihr eigenes.

»Semar!« Eyliz schlug sich die Hand vor den Mund. »Was machst du hier?!« Ihr Blick schweifte zu Káyra. Sie erschrak und krallte sich mit der freien Hand am Türstock fest.

»Oh nein. Semar, nein! Du hast es gewagt, sie herzubringen!«

»Bitte, Eyliz. Du musst uns helfen. Du hast damals überlebt. Sag uns bitte, wie«, flehte er. Die Frau blickte von ihm zu Káyra und wieder zurück. Dann seufzte sie tief. »Kommt erst mal rein.«

Sie ging zur Seite und die beiden traten ein. Der Geruch nach Gewürzen verschlug Káyra zuerst die Sprache, dann musste sie husten. Irgendetwas in dem kleinen Topf, welcher auf der Feuerstelle vor sich hin köchelte, rauchte. Eyliz knurrte etwas und sofort hörte es auf zu qualmen und der beißende Geruch verschwand.

Semar und Káyra setzten sich auf die niedrigen Stühle, während Eyliz die Arme vor der Brust verschränkte und sich gegen die geschlossene Tür lehnte.

»Du bringst dich in Teufels Küche, wenn Inei davon erfährt!«

»Ich weiß. Aber ... du musst Káyra helfen.«

»Es ist unfassbar, dass du hier auftauchst. Vor allem mit ihr!« Die Frau sah Káyra an, als wäre sie ein lästiges Insekt. »Sie dürfte nicht einmal von mir wissen.«

»Ich habe Semar nicht darum gebeten, mir von Eurer Existenz zu berichten«, widersprach die Berührte spitz.

Eyliz schüttelte den Kopf. »Was weiß sie?«

»Nichts. Gar nichts«, gestand Semar und erwiderte ihren Blick fest. »Du musst ihr alles sagen.«

»Auch das noch ...« Sie seufzte und taxierte Káyra. Diese hielt der Musterung stand. So viele Dinge schwirrten ihr durch den Kopf. Sie saß im Haus der Frau, welche vor hundert Jahren den Kampf gegen Eyró überlebt hatte.

»Ihr seid elbischen Blutes?« Káyra erschrak selbst über diese direkte Frage, doch sie brannte ihr unter den Nägeln.

»Nicht nur. Ich bin ein … Mischling – eine Faelb. Mein Vater ist ein Elb, meine Mutter eine Fae.«

Káyra verkrampfte sich schlagartig. Diese Ähnlichkeit! Wieso war sie ihr nicht sofort aufgefallen! »Ihr seid …«, stammelte sie und ihre Hände zitterten.

»Thoras und Ineis Tochter. Ja – und ich bin nicht stolz darauf.«

»Bei der Göttin! Das ist ...« Káyra fehlten die Worte. Sie war entsetzt!

»Woher weiß Semar davon?«

»Eyliz lebte lange im Palast meiner Eltern, nachdem sie ... ihre Aufgabe erfüllt hatte. Erst seit einigen Jahren hat sie sich hier im Olivinwald von der Welt abgeschottet.«

»Ich war schon immer eine Liebhaberin der Einsamkeit.«

»Bei den Eltern kann ich das verstehen«, murmelte Káyra leise und Semar versetzte ihr einen Stoß mit den Ellenbogen.

»Lass sie. Sie hat ja recht.« Eyliz sah aus dem Fenster. »Was wollt ihr wissen?«

»Wie habt Ihr überlebt, Eyliz? Sagt es mir. Bitte.«

»Semar. Lass mich mit ihr allein. Es ist nur für ihre Ohren bestimmt.«

Der Priester nickte. Aufmunternd strich er Káyra über die rechte Hand, dann verließ er eilig die Hütte.

Eyliz setzte sich auf den frei gewordenen Platz. Sie faltete die Hände. »Liebst du Semar?«

»Ja, das tue ich.«

Ihre Vorgängerin runzelte die Stirn. »Nein, Káyra. Liebst du ihn wirklich? Könntest du dir vorstellen, ihn auch ohne die Magie der Göttin zu lieben?«

Ein Knoten zog sich in der Brust der Berührten zusammen. Unweigerlich musste sie an Cayem denken. An sein Lachen, seine Art und seine Lippen auf ihren ...

»Ja. Ich liebe Semar.«

Die Ältere nickte. »In Ordnung. Das, was ich dir jetzt sage, bleibt unser Geheimnis. Du wirst Semar nie davon erzählen. Es würde eure beiden Leben auf ewig verändern. Versprich mir, dass du Stillschweigen bewahrst.«

»Versprochen.«

Eyliz stand auf, ging zu einem Hängeschrank und holte zwei Gläser und eine Flasche hervor. Die Faelb goss eine dunkelrote Flüssigkeit in die Gefäße und stellte sie auf den Tisch. Ihres trank sie in einem Zug leer. Káyra stieg ein bitterer Geruch in die Nase, als sie vorsichtig daran nippte. Es schmeckte grauenhaft.

Eyliz störte sich daran nicht und schenkte sich nach. »Gut, meine Liebe. Spitz die Ohren. Du wirst einiges überdenken müssen, wenn du nach Lýdris zurückkehrst.«

KAPITEL 2

Semar lehnte mit dem Rücken an der Hauswand. Er wusste nicht, wie lange er schon dort draußen saß, aber er wartete geduldig. Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig. Langsam begann die Sonne unterzugehen und er wurde immer nervöser. In Lýdris würde man ihr Verschwinden bald bemerken und ihm graute es vor dem Ärger, der ihn und Káyra erwartete.