Traumbild des Herzens - Dschalaluddin Rumi - E-Book

Traumbild des Herzens E-Book

Dschalaluddin Rumi

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Beschreibung

Mal leidenschaftlich, mal zärtlich, überschwänglich oder düster, jedoch immer sinnlich und mitreißend umkreist Rumi das Thema der Liebe: Seine Gedichte handeln von Hingabe, Sehnsucht und Entbehrung, von der innigen Verbundenheit mit dem geliebten Menschen und mit Gott.

Dschalaluddin Rumi ist berühmt als Verfasser bilderreicher, ekstatischer religiöser Gedichte, in denen er von seinem leidenschaftlichen Streben nach der Vereinigung mit Gott spricht. Seine Verse sind Ausdruck großer Lebensweisheit und Sinnlichkeit. Beflügelt von seiner außergewöhnlichen, rauschhaften Verbindung mit dem Derwisch Schams - und deren jähem Ende -, besingt Rumi die Freundschaft als Symbol der Beziehung zu Gott und die Liebe als Triebkraft des Universums. Seine große Kunst besteht darin, einen nahezu unerschöpflichen Gedankenreichtum in knappe, klare Worte zu fassen. Voller Fantasie sind seine Bilder, voller Musik ist seine Sprache.

«Traumbild des Herzens» bietet eine exklusive Auswahl aus Rumis «Diwan», dem Meisterwerk der persischen mystischen Lyrik.

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Dschalaluddin Rumi

Traumbild des Herzens

Hundert Vierzeiler

Ausgewählt, aus dem Persischen

übertragen, eingeleitet und erläutert von

Johann Christoph Bürgel

MANESSE VERLAG

ZÜRICH

 

Mal leidenschaftlich, mal zärtlich, überschwänglich oder düster, jedoch immer sinnlich und mitreißend umkreist Rumi das Thema der Liebe: Seine Gedichte handeln von Hingabe, Sehnsucht und Entbehrung, von der innigen Verbundenheit mit dem geliebten Menschen und mit Gott.

Rumi ist berühmt als Verfasser bilderreicher, ekstatischer religiöser Gedichte, in denen er von seinem leidenschaftlichen Streben nach der Vereinigung mit Gott spricht. Seine große Kunst besteht darin, einen nahezu unerschöpflichen Gedankenreichtum in knappe, klare Worte zu fassen. Voller Phantasie sind seine Bilder, voller Musik seine Sprache. «Traumbild des Herzens» bietet eine exklusive Auswahl aus Rumis «Diwan», dem Meisterwerk der persischen mystischen Lyrik.

 

Einführung

Rumi ist eine der eigenartigsten und faszinierendsten Erscheinungen in der Geschichte des menschlichen Geistes. Nicht allein, dass er ein großer mystischer Dichter war, macht das Besondere aus. Vielmehr kommt hinzu, dass er beinahe alle und jedenfalls die intensivste dichterische Eingebung aus der Freundschaft mit einem Derwisch und deren tragischem Ende empfangen hat, einer Freundschaft, die in ihren Dimensionen ein starkes erotisches Element zwar einbezog, aber gleichzeitig auch weit hinter sich ließ. Nicht um «Männerfreundschaft» also, vielmehr um eine Freundschaft zweier Geister handelt es sich, wie denn das Bild, das Rumi von seinem Freund in seiner Dichtung entwirft, oft weniger das Bild eines Menschen als das eines Engels, eines Geistes hoher kosmischer Ordnung darstellt. Schamsuddin heißt dieser Freund, «Sonne der Religion», und er wurde Rumi zur Sonne des Lebens, des Glaubens, der Erde und des Universums.

Muhammad Dschalaluddin, «Macht der Religion», wie der Dichter hieß, ehe man ihn, wegen seiner späteren engen Verbindung zu den Rumseldschuken in Konya, Rumi nannte, wurde im Jahre 1207 in Balch, der Bactria des Altertums, an der Nordgrenze des heutigen Afghanistans geboren. Seine Familie floh vor den Mongolen, die bald darauf Balch ebenso wie zahllose andere blühende Städte Persiens dem Erdboden gleichmachten. Die Flucht wurde zur Pilgerfahrt, und an diese schlossen sich Jahre des heimatlosen Umherschweifens an, unterbrochen von Aufenthalten in verschiedenen Städten Kleinasiens. In einer von ihnen, Larende, verheiratete sich der inzwischen zum jungen Gelehrten Herangewachsene, und hier kam 1226 sein Sohn Sultan Walad (Veled) zur Welt, der später eine Biographie des Vaters in Versen verfassen sollte.

1228 erreichte die Familie Konya, die prosperierende Residenz der Seldschuken, von deren Glanz noch heute einige Bauten zeugen. 1231 starb der Vater, und Rumi trat seine Nachfolge als Hofprediger der Seldschuken an. Er war im Begriff, einen mystischen Zirkel aufzubauen – hierin vielleicht nur dem Vorbild des Vaters folgend. Da stieg ein Wanderderwisch aus Tabriz in Konya ab, stieß auf Rumi und verwandelte dessen Leben. Schamsuddin von Tabriz, kurz Schams-i Tabriz, «Die Sonne von Tabriz», genannt, war ungeachtet seiner in Dunkelheit gehüllten Herkunft eine gewaltige eigenwillige Persönlichkeit. Er hatte ein langes Wanderleben hinter sich, war einigen der berühmtesten Mystiker seiner Zeit begegnet, hatte aber seinen Meister noch nicht gefunden.

«Gibt es denn kein erschaffenes Wesen unter deinen Erwählten, das meine Gesellschaft ertragen könnte?» Diese Frage soll er Gott im Gebet gestellt haben. In Rumi fand er den ersehnten Partner. Rumi war so hingerissen von dem neuen Freund, dass er seine Familie und seine Anhänger vernachlässigte. Im Kreise der Letzteren erregte das Missfallen und Eifersucht. Angesichts der wachsenden Schwierigkeiten entwich Schams nach Damaskus. Rumi, der ohne den Freund seiner Ruhe beraubt war, schickte seinen Sohn Sultan Walad, ihn zur Rückkehr zu bewegen, was auch gelang. Kaum aber war der Ersehnte wieder in Konya, fesselte er den Dichter sogleich wieder an sich, und die alten Spannungen brachen erneut und mit verstärkter Heftigkeit aus. Schams heiratete eine der im Hause Rumis erzogenen Mädchen mit dem Namen Kimiya, «Elixier», und er scheint sie sehr geliebt zu haben. 1248 jedoch starb sie, und bald darauf verschwand auch Schams auf Nimmerwiedersehen. Es hieß, er sei wiederum nach Damaskus gegangen, und Rumi suchte ihn selber dort zu finden, jedoch vergeblich. In Wirklichkeit war der Derwisch ermordet worden, vermutlich von eifersüchtigen Jüngern und jedenfalls unter Mitwirkung eines der Söhne Rumis.

Das Sterben aus Liebe war ein alter Topos der arabischen und persischen Liebesdichtung, der dann auch in die mystische Minnedichtung Eingang fand. In geradezu frivol blutrünstigen Bildern pflegte man sich den Tod durch den Geliebten auszumalen. Er würde einen durchbohren mit den Pfeilen seiner Wimpern, abgeschossen aus den Bogen seiner zornig gekrümmten Brauen, wie er es schon mit zahllosen anderen getan, herzlos und grausam, er würde einen opfern wie ein Opfertier, hinschlachten wie ein Metzger.

Nun aber war nicht Rumi, sondern der Geliebte ermordet worden. Ob Rumi sich über diese makabre Ironie Rechenschaft ablegte, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls konnte er sich nicht lange verhehlen, dass der Geliebte ihm unwiederbringlich entrissen war, und das stürzte ihn in Verzweiflung.

Es sollte aber gerade der Trennungsschmerz sein, der die schöpferische Energie in Rumi erst eigentlich auslöste. Er überwand seinen Schmerz, indem er den Freund in seinen Versen auf- und fortleben ließ, in Versen, deren Überschwang keine Grenzen kennt. Die von den Mystikern stets besungene und ersehnte Vereinigung mit dem göttlichen Geliebten, die Unio mystica, Rumi ließ sie in seiner Dichtung immer aufs Neue geistige Wirklichkeit werden.

Schams-i Tabriz fand freilich auch Ersatz aus Fleisch und Blut in Rumis Leben. Da war zunächst der junge liebenswerte Goldschmied Salahuddin, «Heil der Religion», dessen rhythmische Schläge den Meister zu manchem Gedicht inspiriert haben sollen. Und da war dann der bedeutende Husamuddin, «Schwert der Religion». Ihm diktierte Rumi während der letzten zehn Jahre seines Lebens sein umfangreiches Werk, genannt das «geistige Mathnawi», ein 26 000 Verse umfassendes mystisches Lehrgedicht, das die Lehren der Sufis anhand von zahlreichen eingestreuten und oft ineinander verschachtelten Erzählungen verdeutlicht und Rumi, den großen Lyriker, als einen nicht minder begabten Epiker ausweist.

Husamuddin Çelebi übernahm nach dem Tod des Lehrers im Jahre 1273 die Leitung des Ordens der Tanzenden Derwische, der Mevlevis, die so heißen nach der Anrede des Gründers «Maulana» (in türkischer Aussprache: Mevlana) – «Mein Herr» – Rumi.

Rumi blieb bis zu seinem Tod in Konya. Er unterhielt gute Beziehungen zum Seldschukenhof, wo ihn auch die Damen schätzten und verehrten. Die Dynastie der Seldschuken geriet allerdings zu seinen Lebzeiten in politische Abhängigkeit von den Mongolen, die unterdessen auch Kleinasien erobert hatten. Der Überlieferung nach war es nur die Heiligkeit Rumis, die eine Plünderung Konyas und die Niedermetzelung der Bevölkerung durch die Mongolen verhinderte.

Das Leben unseres Dichters erscheint bald nach seinem Tod von Legenden umrankt. Wunderkräfte waren und sind bei islamischen Mystikern gewissermaßen an der Tagesordnung, wenn wir den hagiographischen Quellen Glauben schenken dürfen. Zum islamischen Heiligen gehören die Dimensionen des «Vollkommenen Menschen», wie sie in der Prophetologie des Koran angelegt und in der mystischen Tradition entfaltet worden sind. Rumi stattet mit ihnen in seiner Dichtung sowohl den Freund wie auch sich selber aus, erwähnt jedoch selten konkrete Wunder. Auch stellt sich die Frage, ob er sich selber meint, wenn er «ich» oder «wir» sagt. Legt er doch viele seiner Gedichte dem Freund Schams-i Tabriz in den Mund, benutzt dessen Namen im letzten Vers als tachallus (Signatur), da, wo die anderen persischen Dichter ihren eigenen Dichternamen erwähnen, vollzieht also durch dieses sinnfällige sprachliche Mittel eine immer neue Unio mystica. Und sein ganzer Diwan trägt den Namen «Diwan-i Schams-i Tabriz».

Trotz der ins Kosmische und Abstrakte projizierten Gestalt des Freundes ist aber die Schilderung der Freundschaft und Liebe in der Lyrik Rumis erstaunlich lebendig und von echtem Gefühl beseelt. Rumi bedient sich der von früheren Dichtern geschaffenen Bildersprache, deren Wurzeln bis in die altarabische Liebesdichtung zurückreichen, verleiht dabei aber doch jedem Gedicht eine nur ihm eigene unverwechselbare Gestalt. Seine Beziehung zu Schamsuddin, mit all ihrer Beseligung, Gefährdung und Versagung, wird so geschildert, dass sie als ein Symbol für die Beziehung des Menschen zu Gott erscheint. Rumi dichtete als Mystiker, das heißt, er erfuhr und begriff die Schöpfung mit allen ihren Erscheinungen als Abglanz und Spiegelung innerer Wirklichkeiten, göttlicher Realitäten.