Träume - Wie die Seele zu uns spricht - Christopher A. Weidner - E-Book

Träume - Wie die Seele zu uns spricht E-Book

Christopher A. Weidner

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Beschreibung

Das Praxisprogramm zur psychologischen Traumdeutung Unsere Träume senden verborgene Botschaften. Und mit dem richtigen Handwerkszeug können wir sie nutzen, um unsere Bedürfnisse besser kennenzulernen und uns persönlich weiterzuentwickeln. Christopher A. Weidner stellt Ihnen konkrete Techniken und Übungen vor, mit denen Sie Ihr eigenes »Traum-Ich« kennenlernen. Erfahren Sie, wie Sie die Sprache Ihrer Träume richtig interpretieren, Träume gezielt ins Bewusstsein rufen und mit Traumbildern in Kontakt treten. So können Sie von Ihren nächtlichen Erfahrungen fürs Leben profitieren! Träume - Wie die Seele zu uns spricht von Christopher A. Weidner im eBook erhältlich!

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Seitenzahl: 212

Veröffentlichungsjahr: 2009

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Christopher A. Weidner

Träume

Wie die Seele zu uns spricht

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Traum und WirklichkeitDas fantastische Reich der TräumeWachen und TräumenTräume kommen aus uns selbstIm Traum ist alles möglichDer Traum kennt tausend WahrheitenTräume sind nicht kontrollierbarDas Traumland mit einer klaren Absicht betretenSich an Träume erinnernDie drei »Wahrheiten des Traums«Traumbewusstsein und Wachbewusstsein sind gleichwertigEs gibt keine »richtige« Deutung des TraumsDer Traum braucht Aufmerksamkeit, wenn er zur Kraftquelle werden sollReise in ein vertrautes, fremdes LandDas fremde Reich in unsTraum und AlltagTraumhaus oder AlptraumTräume lassen sich nicht einfordernDie TraumweltIn Träumen haben wir ein eigenes IchIn Träumen fehlen oft die ZusammenhängeIn Träumen kann sich alles verändernIn Träumen ist häufig alles unscharfIn Träumen ist alles bildhaftTräume mit alltäglichem Szenario sind oft intensiverEine kleine Kulturgeschichte des TräumensDas älteste Orakel der MenschheitSystematische Traumdeutung im alten ÄgyptenAntike: Träume als Quelle der WahrheitTraumdeutung in der arabischen KulturAntike SkeptikerAm Anfang war der TraumDie Traumzeit der AboriginesIrokesen – der Traum als höchste InstanzDas Traum-Yoga der TibeterDer Königsweg zum UnbewusstenSigmund Freud – der Traum als WunscherfüllungC. G. Jung – der Traum als KompensationWas soll der Traum?Wenn der Körper schläft, träumt der MenschDer Schlaf kommt in StufenWarum es so schwer ist, sich an Träume zu erinnernTrainieren Sie die Traumerinnerung!Vom Sinn und Unsinn des TräumensTräumen als Schule des (Über-)LebensWellness fürs GehirnDer Stoff, aus dem die Träume sindDie Quellen der Traumwelt»Nächtlicher Hausputz« der PsycheWas will der Traum?TraumartenAlpträume, Angstträume und Pavor nocturnusEinschlafträume, hypnagoge HalluzinationenLuzide Träume (Klarträume)TagträumeZwischen Traum und WirklichkeitDas Problem mit der ErinnerungVom Traumbild zum TraumsymbolDer Schlüssel zur TraumdeutungTraumdeutungFünf goldene Regeln der TraumdeutungTypische TräumeDer Traum vom FallenDer Traum vom FliegenDer Traum vom FliehenDer Traum vom NacktseinDer Traum von ausfallenden ZähnenSich an Träume erinnernÜben Sie sich in der Sprache der BilderVerwischen Sie die Grenze zwischen Traum und WirklichkeitSteigern Sie Ihr Interesse und Ihre KreativitätSteigern Sie Ihr visuelles VorstellungsvermögenVor dem EinschlafenNach dem AufwachenWenn der Traum nicht kommen will …Träume festhaltenAllgemeine Tipps für das TraumtagebuchWas ein Traumtagebuch enthalten sollteArbeiten Sie regelmäßig mit dem TraumtagebuchDen Inhalt des Traums untersuchenDie Traumquellen aufspürenDen Traum objektivierenEine Brücke zwischen Traum-Ich und Alltags-IchSchlüsselfragen zum TraumDie Traumsymbole deutenDie vier Dimensionen eines TraumbildesDas Traumbild deutenTraumsymbole vertiefenZwiegespräch mit den TraumsymbolenTraummythologieWas will uns die Traumgestalt sagen?Herrscher oder HerrscherinHeiler oder HeilerinWanderer oder WanderndeGastgeber oder GastgeberinKrieger oder KriegerinPriester oder PriesterinEinsiedler oder EinsiedlerinNarr oder NärrinTraumdeutung in der PraxisVon Ärzten und dunklen MäntelnEine Brücke zum Alltags-Ich schlagenDie Dusche im AufzugMit Träumen arbeitenTrauminkubationTräume als ProblemlöserTraumbewusstsein als innerer CoachAlpträumeWenn Kinder Alpträume habenEinen Alptraum sinnvoll deutenKreativ träumenDie Schlafposition ändernDem Traum Gestalt gebenDas TraumliedWörter werden Träume, Träume werden WörterTraumtalismaneTraumfängerEinen Traumfänger herstellenSorgenpüppchenTraumpflanzenTraumkissenTraumräucherungTraumöleLiteratur
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Traum und Wirklichkeit

Alles begann mit einem Traum: die Berge, die Täler, die Flüsse, die Sonne, der Mond und die Sterne, die Erde und die Menschen, das Lachen und das Weinen – so erzählen es die Ureinwohner Australiens.

Wir alle träumen, jeder von uns, überall auf der W elt. Wenn wir Menschen etwas miteinander teilen, dann unsere Fähigkeit, jede Nacht, wenn wir die Augen geschlossen haben und unser Alltagsbewusstsein im Schlaf versinkt, eine Reise in eine andere Welt anzutreten. Wie Alice auf ihrem Weg ins Wunderland durchschreiten wir die Spiegel und betreten das fantastische Reich der Träume, in dem alles ein bisschen so ist, wie wir es kennen, und doch völlig anders.

Das fantastische Reich der Träume

Können Sie fliegen? Können Sie in die Vergangenheit reisen oder in die Zukunft? Mit einem Wimpernschlag fremde Orte im Irgendwo besuchen? Können Sie sich in ein Tier verwandeln oder als Tropfen im Ozean verschwinden? Können Sie am Hof des Sonnenkönigs tanzen oder in den Weiten des Universums schwerelos dahintreiben? Sie können all dies und noch viel mehr – in Ihren Träumen.

Aber, so werden Sie vielleicht einwenden, ein Traum ist ein Traum, und die Wirklichkeit ist die Wirklichkeit. In der westlichen Kultur legen wir großen Wert darauf, zwischen diesen beiden Bewusstseinszuständen zu unterscheiden, wobei wir dem Wachzustand deutlich den Vorrang geben. Wir haben gelernt, dass der Traum nur ein Abglanz der Erlebnisse unseres Tagesbewusstseins ist, dass er lediglich unsere Wünsche spiegelt, vielleicht unsere verborgenen Sehnsüchte, die sich ins Unterbewusste verabschiedet haben, um dort ein Schattendasein zu fristen. Träume sind Schäume – sie sind nichts Wirkliches und Konkretes, sondern etwas Verschwommenes, Irreales, Ausgeburten der Fantasie. »Träum weiter!«, spotten wir, wenn jemand Ideen äußert, die unserer Ansicht nach nicht zu verwirklichen sind. Ein »Träumer« ist bestenfalls ein liebenswerter Spinner, dem wir gerne zurufen würden: »Wach auf, sieh der Realität ins Auge!«

Doch diese Ansicht ist nur für unsere Kultur typisch. Sie ist typisch für die moderne, abendländische Einstellung zum Traum, nach der das Reich der Nacht etwas ist, das sich unterhalb der bewussten Welt befindet: im Unterbewussten oder sogar im Unbewussten. Wenn wir bedenken, wie hoch wir die Qualitäten des Bewussten einstufen, wird deutlich, wie gering wir die Qualitäten des Traums schätzen – und damit unterschätzen wir den Traum sehr.

Die Wurzeln dieser Einstellung zum Träumen gehen sicherlich auf das Mittelalter zurück, in der die Botschaften des Traums oft genug als Teufelswerk betrachtet wurden, doch die Aufklärung tat ihr Übriges mit ihrer Idealisierung all dessen, was hell, licht und bewusst ist. Die dunklen Seiten des Lebens wurden nicht mehr nur dämonisiert, sondern schlicht und ergreifend abgewertet in ihrer Bedeutung für das menschliche Leben. Träume, so glauben wir, sind nichts anderes als merkwürdige Auswüchse unserer Vorstellungskraft, denen wir höchstens im Sinne einer amüsanten Anekdote – »Stell dir vor, was ich heute Nacht Absurdes geträumt habe!« – unsere Aufmerksamkeit schenken. Dann gehen wir wieder mit wachen Augen durchs Leben und sind froh, dass die selt samen Traumbilder keine weitere Macht über uns haben. Aber können wir uns da wirklich so sicher sein?

Wenn wir unsere Haltung mit der anderer Kulturen vergleichen, müssen wir uns eingestehen, dass wir eine Ausnahme darstellen. In vielen anderen Gegenden der Welt wird die Grenze zwischen Wachen und Träumen nicht so strikt gezogen wie bei uns, sie ist durchlässig, feiner, manchmal gar nicht vorhanden. Es gibt Völker, die halten den Traum für die Wirklichkeit und die Wirklichkeit für einen Traum!

Wie viele Ureinwohner Amerikas glauben die Schwarzfußindianer, dass sich im Traumbewusstsein die Wirklichkeit offenbart. Auch die Nyakyusa, ein Bantuvolk am Nordende des Malawisees in Tansania, sind davon überzeugt, dass ihre Seher, indem sie in die Welt der Schatten hinabsteigen, den Menschen die Wirklichkeit offenbaren können. Sie können sogar ihre Feinde im Traum besiegen. Die Kelten wiederum sahen in den Träumen Zugänge zu einer Welt, in der es möglich ist, den Göttern zu begegnen, die sich sonst dem Alltagsbewusstsein nicht zeigen. Wie können wir uns so sicher sein, dass unsere Einstellung die richtige ist?

Natürlich ist es unsinnig, das Traumbewusstsein gegen das Wachbewusstsein auszuspielen: Die Welt des Alltäglichen verlangt den Wachzustand, um bewältigt zu werden. Und mit Sicherheit ist es etwas anderes, im Traum oder im wachen Zustand von einem Hochhaus zu springen … Doch es geht darum, die Balance zwischen diesen beiden Zugängen zur Wirklichkeit herzustellen, indem wir der Welt des Traums wieder mehr Aufmerksamkeit zugestehen, sie nicht mehr abtun, sondern ihren eigenständigen Wert für unser Leben anerkennen. Wie wir dies tun können und auf welche Weise der Traum unser Leben bereichern kann, davon handelt dieses Buch.

Wachen und Träumen

Der erste Schritt in das Land hinter den Spiegeln, ins Reich der Träume, führt über die Erkenntnis, dass es zwei gleichwertige Bewusstseinszustände gibt: Wachen und Träumen. Jeder ist auf seine ganz besondere Weise wahr und verdient unseren Respekt. Wenn wir wach sind, können wir unseren Alltag planen, Rechenaufgaben lösen oder Vokabeln lernen, wir können Auto fahren, gefahrlos eine warme Mahlzeit zubereiten oder ohne Schaden zu nehmen eine Straße überqueren. Ohne unser Wachbewusstsein hätten wir es wirklich schwer, auch nur einen Tag lebend zu überstehen. Dafür können wir ihm dankbar sein!

Doch wenn wir träumen, verändert sich unsere Sicht der Dinge. Die Regeln der Logik werden außer Kraft gesetzt, Raum und Zeit verschieben sich. Alles, was wir wissen oder zu wissen glauben, kann sich in etwas völlig Unerwartetes verwandeln, vertraute Formen verlieren ihre Gestalt und beginnen zu fließen. Neue Eigenschaften bestimmen unser Dasein, wir können Dinge tun, die die Fähigkeiten unseres Wachbewusstseins überschreiten, können auf einmal singen, tanzen, dichten, ein Auto reparieren oder fliegen. Das Traumbewusstsein führt uns über unsere alltäglichen Begrenzungen hinaus, zeigt uns Ressourcen unserer Seele, die uns ansonsten im Alltag wenig bewusst sind.

Träume kommen aus uns selbst

Selbst wenn die aufgeklärte Sicht auf die Welt im Traum nicht mehr sehen will als ein Hirngespinst, so haben wir ihr letztlich auch etwas zu verdanken: Sie räumte auf mit der Vorstellung, Träume würden uns von außen gesendet, wären Botschaften der Götter oder Dämonen. Es waren schließlich so großartige Traumforscher wie Sigmund Freud und C. G. Jung, die die Idee prägten, Träume kämen von innen, aus den Tiefen einer inneren Welt, die sie das Unbewusste nannten. Doch das eigentlich Bedeutsame an ihrer Idee ist, dass sie dem Individuum die Verantwortung für die Gestaltungskraft der Traumwelt übergaben. Träume waren von nun an nicht mehr Ausdruck der Fremdbestimmung durch höhere Kräfte, sondern Eigentum des Menschen, Ausdruck seiner Schöpferkraft. Und weil das so ist, gewährt uns der Traum Zugang zu den ungenutzten Ressourcen unserer Persönlichkeit.

Träume beflügeln unsere Vorstellungskraft und zeigen uns, dass wir mehr sind als das, was wir im Zustand des Alltagsbewusstseins von uns wahrnehmen können. Wenn wir wach sind, ist nur ein Teil unseres Selbst aktiv und wirklich relevant. Alles andere schlummert in den Tiefen unserer Seele, um aktiv zu werden, wenn der Schlaf die Grenzen zur Traumwelt auflöst. Was auch immer wir für richtig und wichtig erachten, wenn wir wach sind, das wird in Frage gestellt, wenn wir träumen. Dies erlaubt uns, uns selbst zu hinterfragen und unser Leben immer wieder neu auszurichten – und das jeden Morgen aufs Neue! Solange wir träumen, können wir sicher sein, dass die Version unseres Selbst, die sich tagsüber entfaltet, nachts neue Impulse bekommen kann, um über sich selbst hinauszuwachsen.

So steht der Traum für die Fähigkeit des Menschen, sich zu verändern, nicht nur sich selbst, sondern auch die Bedingungen, unter denen er lebt: »I have a dream« – so begann jene denkwürdige Rede des Martin Luther King, in der er die Zukunft eines Amerika ohne Diskriminierung voraussah. Erst existiert es in unserer Fantasie, dann kann es Wirklichkeit werden. Der Traum ist das Reich, in dem heute schon möglich ist, was morgen erst wirklich ist.

Im Traum ist alles möglich

In der Welt des Wachbewusstseins herrscht das Wissen, in der Welt des Traumbewusstseins herrscht die Fantasie. Wissen ist begrenzt, es kann immer nur das umfassen, worauf wir als bekannt zurückgreifen können. Die Fantasie hingegen dringt durch die Mauern des Bekannten ins Reich des Unbekannten. Sie ist ohne Grenzen. Im Alltag fällt es uns manchmal schwer, den Zugang zur Fantasie zu finden, doch wenn wir uns entspannen und einschlafen, öffnet der Traum die Türen unserer Vorstellungskraft.

Der Traum kann auch verborgene und verloren geglaubte Fähigkeiten reaktivieren. Er kann uns in schwierigen Situationen unseres Lebens wieder in Berührung mit wichtigen Kraftquellen bringen, aus denen wir Lösung, Hoffnung und Vertrauen schöpfen können. Während im Wachzustand unsere Gedanken schon mal im Kreis gehen, weil wir uns schwertun, die Bahnen des Gewohnten zu verlassen, brechen Träume jede Routine. Sie verknüpfen unsere Erfahrungen auf eine nicht vorhersehbare und nicht kontrollierbare Weise miteinander, so dass etwas Neues entsteht, das uns aus den Sackgassen des Denkens führen kann.

Der Traum ist unser bester Ratgeber, er ist der ideale Coach, denn wer kennt uns besser als wir selbst? Wer könnte treffsicherer wissen, was uns guttut und was nicht? Um diesem Coach jedoch eine Stimme zu verleihen, die auch von unserem Alltagsbewusstsein gehört und verstanden werden kann, ist ein wenig Übung notwendig – und Disziplin. An erster Stelle steht das Führen eines Traumtagebuchs: Dies ist eine unabdingbare Voraussetzung für das erfolgreiche Arbeiten mit Träumen.

Durch die Psychologie wurde dem Traum zwar wieder ein Platz in der Mitte unseres Lebens zugestanden, dennoch blieb er dem Wachbewusstsein untergeordnet. Für uns aber gilt: Wir wollen die Grenze zwischen der Traumwelt und der Alltagswelt durchlässiger machen, ohne die eine Welt gegen die andere auszuspielen. An dieser Grenze wollen wir beiden Welten mit Respekt begegnen und sie dazu bewegen, miteinander zu arbeiten.

Der Traum kennt tausend Wahrheiten

Eine weitere wichtige Erkenntnis, die uns den Traum zum universellen Ratgeber für unser Leben werden lässt, lautet: Der Traum kennt nicht eine, sondern tausend Wahrheiten! Der Traum ist ein Reich der Möglichkeiten, wohingegen das Wachen ein Reich der Wirklichkeiten ist. In der Wirklichkeit bemühen wir uns, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Wir legen Wert darauf, klare Antworten auf unsere Fragen zu finden. Auch dies hat mit der Tradition der Aufklärung zu tun, die das Licht der Vernunft auf unsere Welt werfen wollte – ein Licht, das den Schatten des Zweifels vertreiben sollte. Doch im Zwielicht zwischen Hell und Dunkel, zwischen Vernunft und Fantasie, zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit finden wir einen anderen Zugang zu unserem Leben, in dem das Vieldeutige das Eindeutige besiegt. Hier lautet die Antwort auf unsere Fragen nicht »Ja« oder »Nein« – sondern »Vielleicht«.

Die Kraft des Traums beruht nicht auf seiner Klarheit, sondern auf seiner Vieldeutigkeit. Das größte Missverständnis der Traumdeutung besteht darin, dass man glaubt, die nächtlichen Bilder könnten in unmissverständliche Botschaften transformiert werden. Jede Deutung eines Traums ist immer schon eine Einschränkung, reduziert ihn auf eine bestimmte Ebene. Das ist weder verkehrt noch richtig, sondern einfach ein Umstand, den wir bedenken müssen, wenn wir Traum- und Wachbewusstsein einander begegnen lassen.

Über alle Zeiten hinweg haben Menschen versucht, anderen Menschen zu erklären, was ihre Träume bedeuten. Doch der Traum und seine Bildersprache sind zutiefst persönlich zu verstehen. In diesem Buch werden Sie zwar den einen oder anderen Hinweis auf mögliche Deutungsansätze für bestimmte häufige Traumbilder finden, trotzdem gilt hier der Grundsatz: Nur der Träumer kennt die Bedeutung seines Traums.

Träume sind nicht kontrollierbar

Die Traumwelt ist eine der wenigen Domänen in unserem Leben, in denen wir nicht kontrollieren können, was geschieht. Wir können nicht vorhersagen, was wir träumen werden, sobald wir unsere Augen geschlossen haben. Kontrolle gehört in den Bereich unseres Wachbewusstseins, immer dann, wenn wir planen und Entscheidungen treffen müssen. In unseren Träumen spielt diese Kontrolle keine Rolle – aus gutem Grund, denn nur dann kann der Traum wirklich neue Zusammenhänge offenbaren und sich als das präsentieren, was er ist: eine Quelle der unbekannten Möglichkeiten. Dennoch gibt es auch im Traum Situationen, in denen wir die Kontrolle (scheinbar) innehaben: Wir träumen bewusst. Für manche ist dieses bewusste oder »klare« Träumen sogar die höchste Kunst, auch bekannt als »Traum-Yoga«. Dieses Buch möchte jedoch den Traum nicht zu einer weiteren Kolonie unseres Wachbewusstseins machen, sondern ihn in seiner Eigenheit bewahren. Gerade die fehlende Kontrolle macht den Traum für uns moderne Menschen, die stets alles im Griff haben wollen und für die Sicherheit in allen Lebenslagen ein so hohes Gut geworden ist, zu einer einzigartigen Ressource. Hier können wir die Grenzen unserer Gewohnheiten überschreiten, auch wenn dies bedeutet, sich zeitweise der Ungewissheit und vielleicht sogar der Bedrohung durch das Unbekannte auszusetzen. Die Reise an die Quellen der Nacht ist ein Abenteuer – und soll es auch bleiben.

Der Traum soll auf eine andere Weise unser Leben bereichern, nämlich als Impuls für mehr Kreativität und Selbstvertrauen. Wenn wir uns mit den Träumen beschäftigen, dann wollen wir sie nicht kontrollieren, sondern an der Grenze zwischen Wach- und Traumbewusstsein Erfahrungen sammeln, die uns neue Perspektiven auf unser Dasein schenken.

Das Traumland mit einer klaren Absicht betreten

Daher ist es ein wichtiger Aspekt in der Traumarbeit, mit einer klaren Absicht in das unbekannte Land aufzubrechen. Denn wer nirgendwohin will, kommt auch nur irgendwo an.

Tatsächlich sind viele unserer Träume allein deshalb nicht der Erinnerung wert – und werden auch ganz automatisch vergessen –, weil sie einfach nur geschehen: Sie tauchen auf wie eine Fata Morgana und verlieren sich mit dem Erwachen unseres Tagesbewusstseins genauso schnell, wie sie gekommen sind. Vielleicht irritieren sie uns für einen Augenblick, aber sobald der Alltag uns wieder fest im Griff hat, sind sie verflogen. Das ist für die meisten Menschen der Normalzustand. Wer jedoch Träume als Kraftquellen nutzen möchte, muss ihnen mit der gleichen Achtsamkeit begegnen, die wir auf wichtige alltägliche Belange verwenden. Denn wenn wir in unserem wachen Leben erfolgreich sein wollen, dann müssen wir unserem Handeln eine Richtung geben. Wir müssen Absichten verfolgen, statt uns nur treiben zu lassen.

In anderen Kulturen, in denen die Traumwelt mit großer Ehrfurcht betrachtet wird, wird dies schon lange berücksichtigt. Wenn beispielsweise die Crow, ein Indianerstamm der Sioux, einen bedeutsamen Traum erleben wollten, dann zogen sie sich an einen einsamen Ort zurück, aßen nichts und tranken nichts und warteten, bis sich eine Traumvision einstellte. Um ihre große Ehrfurcht vor dem Traum zu bekunden, schnitten sie sich sogar Glieder ihrer Finger ab und opferten sie den Geistern. Für sie war der Traum eine sehr ernst zu nehmende Angelegenheit. Von diesem Ernst gegenüber dem Traumbewusstsein können wir uns etwas abschauen, auch wenn ich niemandem zu dem gleichen schmerzhaften Opfer raten würde. Diese Ernsthaftigkeit zeigt, dass wir dieser anderen Seite unseres Bewusstseins genauso respektvoll und mit einer klaren Absicht begegnen müssen, wie wir es mit allen anderen Ressourcen tun, die wir in unserem Wachbewusstsein hegen und pflegen, sei es unser materieller Besitz, unsere geistigen Prinzipien, unsere Freunde oder unsere Familie. Die Traumwelt ist nicht weniger wert als die Alltagswelt.

Sich an Träume erinnern

Die einfachste und effektivste Form, dem Traum Respekt zu erweisen, ist, sich an ihn zu erinnern. Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Traum immer nur Erinnerung sein kann. Sobald unser Wachbewusstsein auf das Traumgeschehen Zugriff hat, wird es das Erlebte nach seinen Kriterien ordnen und gestalten. Das, was wir meinen, wenn wir einen Traum erzählen, ist nicht der Traum selbst, sondern lediglich das, was unsere Erinnerung aus dem Erlebten geschaffen hat – ein Konstrukt. Der Traum selbst bleibt für immer auf der anderen Seite des Bewusstseins, jenseits der Grenze. Dies können wir uns zunutze machen, indem wir diese Erinnerungen pflegen.

Viele Empfehlungen, Anleitungen und Vorschläge zur Traumarbeit, die Sie in diesem Buch finden, sind nicht zwingend und können abgewandelt werden. Eine Empfehlung jedoch möchte ich Ihnen dringend ans Herz legen, denn sie ist der Grundstein für jede gute und erfolgreiche Beschäftigung mit Träumen: Schreiben Sie Ihre Träume auf! Das Traumtagebuch ist das wichtigste Hilfsmittel für die Traumarbeit.

Sie werden feststellen: Es ist ein großer Unterschied, ob wir einen Traum einfach nur nach dem Aufwachen kurz Revue passieren lassen, oder ob wir uns wirklich die Zeit nehmen, ihn niederzuschreiben, ihn in Worte zu kleiden und ihm eine erste Gestalt zu verleihen. Das geschriebene Wort verwandelt das Erlebte in etwas Fassbares, Konkretes – das ideale Ausgangsmaterial für ein weiteres Erforschen unserer Seele. Wenn Sie sich dies zur Gewohnheit gemacht haben, werden Sie merken, dass die Erinnerung an den Traum immer beständiger wird und Sie sich an immer mehr Details erinnern werden.

Ein Traumtagebuch zu führen ist ein gutes Beispiel dafür, wie das, was wir im Wachbewusstsein an Absicht in die Traumarbeit stecken, die Aktivität unseres Traumbewusstseins intensiviert und erhöht. Zugleich schaffen wir uns mit einem Traumtagebuch das Fundament für die Entwicklung einer umfassenden, ganz persönlichen Traummythologie. Das Tagebuch ist für den Traumarbeiter fast so etwas wie ein Heiligtum, denn es offenbart sich nach und nach als Enzyklopädie der eigenen inneren Landschaft mit all ihrem unerschöpflichen Reichtum und ihren fantastischen Möglichkeiten.

Die drei »Wahrheiten des Traums«

Auf den vorangegangenen Seiten wurde bereits beschrieben, was uns bei der Arbeit mit Träumen erwartet, was wir zu beachten und zu bedenken haben. In diesem Kapitel soll auf drei Aspekte noch einmal genauer eingegangen werden. Denn die hier folgenden drei »Wahrheiten des Traums« sind Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Traumarbeit. Sie bestimmen die Haltung, die wir einnehmen, wenn wir uns auf die Reise an die Quellen der Nacht begeben, und wir sollten sie daher immer präsent haben. Die drei Wahrheiten sind:

1. Traumbewusstsein und Wachbewusstsein sind gleichwertig.

2. Es gibt keine »richtige« Deutung des Traums.

3. Der Traum braucht Aufmerksamkeit, wenn er zur Kraftquelle werden soll.

Traumbewusstsein und Wachbewusstsein sind gleichwertig

Um erfolgreich mit Träumen arbeiten zu können, ist es wichtig, die Wirklichkeit des Traums uneingeschränkt anzunehmen. Wie bereits beschrieben wurde, wertet unsere Kultur das nächtliche Erleben offensichtlich oder versteckt ab, indem es den Traum mit Fantasterei verbindet oder ihn dem Wachbewusstsein unterordnet. Wir sind groß geworden mit der Vorstellung, dass das, was wir mit wachem Verstand erleben, wahr und wirklich ist, und das, was wir im Zustand des Träumens erleben, falsch und unwirklich ist. Umso überraschter sind viele Menschen, wenn sie feststellen, dass sich Wachbewusstsein und Traumbewusstsein wechselseitig beeinflussen. Was wir im Wachbewusstsein tun, wird sich auf das Traumbewusstsein auswirken, und was wir im Traumbewusstsein erleben, wird sich im Wachbewusstsein niederschlagen. Die Grenze zwischen beiden Welten ist beileibe nicht so undurchlässig, wie wir uns das denken.

Das wird uns insbesondere dann bewusst, wenn uns Alpträume plagen oder der Inhalt eines Traums uns noch tagelang verfolgt. Wenn einmal der Damm zwischen beiden gebrochen ist, kostet es manchmal viel Geduld und Kraft, Traumleben und Alltagsleben wieder fein säuberlich zu trennen. Ich schlage Ihnen vor, die Grenze zwischen Wachen und Träumen bewusst aufzusuchen. An dieser Grenze bieten sich uns zahlreiche Möglichkeiten, den Traum als Quelle der Kraft kennenzulernen – und nicht als Gegenspieler unseres Wachbewusstseins. Es geht darum, diese Grenze nicht nur als Trennlinie zu verstehen, sondern auch als Berührungslinie, die diese beiden Formen des Bewusstseins miteinander verbindet – so wie ein Zaun zwei Gärten klar voneinander trennt, aber auch die Zone markiert, in der ein Austausch zwischen beiden möglich wird.

Es geht nicht darum, die Grenze zu ignorieren oder gar verschwinden zu lassen. Beide Welten sollen und müssen getrennt nebeneinander bestehen. Das heißt im Klartext: Wir wollen dem Wachbewusstsein nicht seine Klarheit und seine Vernunft nehmen, und wir wollen dem Traumbewusstsein nicht seine Vieldeutigkeit und seine Fantasie nehmen. Weder wollen wir den Traum zum Maßstab unserer Realität auf der Seite des Alltagsbewusstseins machen, noch wollen wir mit unserem Wachbewusstsein beginnen, den Traum zu kontrollieren. Doch als Kultur, die den Umgang mit dem Wachbewusstsein weitaus besser trainiert hat als den mit dem Traumbewusstsein, ist es unsere vorrangige Aufgabe, wieder Vertrauen in die Wirklichkeit des Traums zu gewinnen. Dazu müssen wir zu Grenzgängern werden, etwas, das in anderen Kulturen und zu anderen Zeiten der Menschheitsentwicklung selbstverständlicher ist und war.

Es gibt keine »richtige« Deutung des Traums

Der Glaube, es gäbe so etwas wie eine richtige oder falsche Deutung eines Traums, ist eine der großen Fallen, in die wir bei der Traumarbeit tappen können. In einigen Traumdeutungsschulen wird die Vorstellung verbreitet, die Bilder eines Traums ergäben in der Summe eine klare Aussage. Schon in der Antike versuchte man, den Traum zu standardisieren, und noch heute sind Traumsymbol-Lexika beliebt. Doch jeder Versuch, das Traumgeschehen auf einen Nenner zu bringen, gleicht der Absicht, das Leben über einen Kamm zu scheren.

Dahinter steckt oft der Glaube, es gäbe so etwas wie eine allgemeingültige, für alle Menschen verbindliche Ordnung, die nach der Analyse des Traums sichtbar würde. Doch überlegen Sie selbst: Was löst bei Ihnen der Anblick einer Rose aus? Vielleicht ist für Sie, wie für viele andere Menschen, die Rose ein Symbol der Liebe. Und vielleicht erfüllt Sie der Anblick nicht mit Freude, sondern mit Trauer, weil Ihr Verflossener Ihnen immer Rosen mitgebracht hat. Oder Sie denken an Ihre verstorbene Tante Agathe, die Rosen so gerne mochte, oder Sie assoziieren damit den Spruch »Keine Rose ohne Dornen« etc. Das Bild einer Rose besitzt so viele verschiedene Ebenen, dass es schon im Wachbewusstsein schwerfällt, eine allgemeingültige festzulegen. Oder denken Sie an Ihr Lieblingsgedicht. Können Sie sicher sein, dass es bei allen Menschen die gleichen Gefühle auslösen wird wie bei Ihnen? Sicher nicht, denn jeder Mensch deutet das, was er wahrnimmt, stets vor dem Hintergrund seiner ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen. Und selbst das, was wir selbst heute für stimmig betrachten, mag uns morgen in einem völlig anderen Licht erscheinen, weil wir uns verändert haben und damit auch unser Zugang zur Wirklichkeit ein anderer ist.