Traumleuchten - Diana Hübner - E-Book

Traumleuchten E-Book

Diana Hübner

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Beschreibung

Die junge Schriftstellerin und Kolumnistin Jane war eigentlich im Begriff, zu heiraten. Sie und ihr Verlobter Connor, wollten sich aufs Land zurückziehen und eine Familie gründen. Außerdem wollte Jane endlich beginnen, ihren nächsten Roman zu schreiben, aber als sie das vermeintlich richtige Häuschen, an einem wunderschönen See, für ihre Vorhaben gefunden hatte, geriet ihre Welt aus den Fugen. Nicht nur, dass die geplante Hochzeit nicht stattfand, auch ihr neues zu Hause schien ein schreckliches Geheimnis zu bergen, in das Jane unweigerlich hineingezogen wurde. In erschreckend realistischen Träumen und merkwürdigen Begebenheiten, zeigt sich Jane allmählich das ganze Ausmaß der Geschichte. Ein trauriges Schicksal, welches sich vor langer Zeit ereignet hat, verdrängt worden ist und dadurch verloren schien, gelangt langsam an die Oberfläche. Jane begibt sich mit dem attraktiven Verwalter ihres Hauses, Richard, auf die Suche nach einer mysteriösen Frau und lernt dabei die starke Kraft der Liebe, aber auch das Leid kennen, welches damit einhergehen kann.

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Seitenzahl: 260

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Für Saskia und meine wunderbaren Kinder

Die Autorin

Diana Hübner wurde 1974 geboren und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Südthüringen.

Hauptberuflich ist sie Polizeibeamtin, Ehefrau und Mutter dreier wunderbarer Kinder. Nebenberuflich schreibt sie seit ihrer Kindheit immer wieder kleinere Geschichten und Gedichte. Wenn es die knapp bemessene Freizeit zulässt, treibt sie gerne Sport und frönt ihrer Leidenschaft, dem Lesen. Der Wunsch, eines Tages selbst ein Buch zu schreiben, hat sich bereits sehr früh manifestiert.

Nachdem sie im letzten Jahr schwer erkrankt ist und in dieser schwierigen Phase ihres Lebens wieder ein Stück zu sich selbst gefunden hat, verwirklichte sie sich endlich ihren Traum vom Schreiben.

Den Roman " Traumleuchten" schrieb sie ursprünglich für ein liebe Freundin und Kollegin. Es ist der erste Roman von Diana Hübner. Inzwischen wurde auch der zweite Roman der Autorin, „ Seelentrost“, veröffentlicht.

Liebe Leser!

Ich finde es unglaublich, dass Sie sich entschieden haben, dieses Buch zu lesen. Ich bin bei weitem keine professionelle Autorin und möchte mich daher auch dafür entschuldigen, dass sich sicherlich noch immer zahlreiche kleine Fehler im Text verstecken. Man kann sie allerdings auch gerne „ mitlesen “;-).

Ich wünsche Ihnen alles Liebe!

Ihre Diana Hübner

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Epilog

Prolog

Es war eine unruhige Nacht. Der Wind fegte um die Ecken des kleinen Steinhäuschens am See und auch die Träume der jungen Schriftstellerin Jane waren mehr als unruhig. Sie lebte allein an diesem malerischen Ort, direkt am See. Der See hatte für Jane etwas eigenartig Beruhigendes, dennoch wurde sie gerade in ihren Träumen immer wieder in seinen Bann gezogen. Es schien, als wollte der See ihr etwas mitteilen, seine Geschichte erzählen. In den Nächten entstand immer öfter ein Bild in Janes Kopf, welches sie nach dem Erwachen nie deuten konnte. Sie sah unscharf das Gesicht einer jungen Frau, die Augen vor Schrecken geweitet. Und Wasser, viel Wasser. Wenn Jane nach diesen merkwürdigen Träumen den Tag mit einem starken Kaffee begann, war sie stets noch lange in den Wirren der Nacht gefangen und wurde das Gefühl nicht los, Teil eines Geheimnisses längst vergangener Tage zu werden.

1

Jane lebte jetzt seit drei Monaten in dem wunderschönen kleinen Häuschen. Sie hatte es zunächst für ein Jahr gemietet, um ihren aktuellen Roman über eine Liebesgeschichte in Schottland zu schreiben. Ihre Agentin lag ihr schon lange damit in den Ohren, doch endlich die Leser mit einer Liebesgeschichte aus ihrer Feder zu überraschen. Doch Jane schrieb eigentlich lieber über mystische Sachen und beleuchtete gerne tatsächliche Begebenheiten aus der Sicht einer jungen Frau. Aber Liebesromane waren nicht ihre Sache. Und gerade jetzt nicht!

Es war nicht ganz vier Monate her, als Janes Traum von der wahren Liebe wie eine Seifenblase zerplatzte. Sie hatte mit Connor in einer wunderschönen kleinen Wohnung im Herzen eines ruhigen Städtchens in der Grafschaft Cumbria gewohnt.

Fünf Jahre waren sie ein Paar gewesen. Zugegeben, es hatte wie in jeder Beziehung Höhen und Tiefen gegeben, aber sie hatten sich immer wieder zusammengerauft. Connor hatte seine zwanghafte Eifersucht, die Jane nie verstanden hatte, in den Griff bekommen. Sie hatte ihm niemals eine Veranlassung gegeben, sich über ihre Beziehung zu ihm Sorgen zu machen. Dennoch hatte er ihr ständig unglaubliche Affären vorgeworfen, wenn sie beispielsweise einen Abend mit einer Freundin in der Stadt verbracht hatte.

Zumeist hatte Jane das Gefühl gehabt, es war Connor mehr um Kontrolle als um irgendeine Art von Eifersucht gegangen. Aber sie hatte oft darüber hinweggesehen. Sie hatten geplant gehabt, im nächsten Jahr zu heiraten, sich vielleicht ein kleines Anwesen auf dem Land zu mieten und eine Familie zu gründen.

Jane war durch Zufall auf das Haus am See aufmerksam geworden, das in einem kleinen Artikel der örtlichen Zeitung zur Miete angeboten worden war. Voller Euphorie hatte sie bei der angegebenen Nummer angerufen, um sich nach dem Anwesen zu erkundigen. Es meldete sich eine ältere Dame, die sehr kurz angebunden zu sein schien. Wenn Jane unbedingt darauf bestehe, sich das Grundstück am See anschauen zu wollen, frage sie Mr Stanton nach einem Termin und melde sich bei ihr.

Jane hinterließ ihre Telefonnummer und rechnete aufgrund des merkwürdigen Verhaltens der Dame nicht damit, noch mal von ihr oder Mr Stanton zu hören.

Als eine Woche später das Telefon klingelte, Jane steckte gerade mitten in der Arbeit über einen Artikel für das überregionale Tageblatt, nahm sie an, dass es sich wieder um eine Ermahnung ihrer Agentin Nelly handelte, die ihr seit geraumer Zeit mit dem Roman in den Ohren lag.

Sie mochte Nelly sehr, doch zuweilen konnte sie sehr hartnäckig sein, wenn es um Janes Arbeit als Schriftstellerin ging.

Jane nahm ab und war schon darauf gefasst, sich einen längeren Vortrag ihrer Agentin anzuhören, als sich eine betagte männliche Stimme meldete.

„ Jane Wattson?“

„ Ja, Sir, hier ist Jane Wattson“, antwortete Jane.

„ Wie kann ich Ihnen helfen?“

„ Hier ist Mr Stanton, Sie haben wegen meines Grundstückes am See angerufen. Sie sind wirklich daran interessiert, es zu mieten? Sind Sie sicher?“

Jane war ein wenig verwirrt und die anfängliche Begeisterung über den Anruf war ein wenig verflogen.

„ Ja, natürlich bin ich sicher. Aber wieso fragen Sie? Ist etwas nicht in Ordnung?“

„ Doch, doch, alles bestens. Sie kennen das Haus am See nicht? Es steht seit vielen Jahren leer. Mein Verwalter kümmert sich darum. Darf ich fragen, was Sie beruflich machen und warum Sie ausgerechnet dieses Haus mieten wollen?“

„ Ich bin Autorin und arbeite zurzeit an einem Roman.

Mein Verlobter und ich wollten uns das Haus ansehen, wenn es Ihnen recht wäre, wir suchen ein wenig Ruhe.

Aber wenn es irgendein Problem geben sollte, möchte ich Sie diesbezüglich nicht weiter belästigen.“

Jane war sich nicht sicher, ob Mr Stanton das Haus wirklich vermieten wollte, irgendetwas schien nicht zu stimmen. Es waren wohl gewisse Voraussetzungen nötig, um sich das Haus ansehen zu dürfen. Seltsam.

Umso überraschter war sie, als Mr Stanton entgegnete: „ Mrs Wattson, Sie können sich das Grundstück morgen Nachmittag anschauen. Mein Verwalter setzt sich nochmals mit Ihnen in Verbindung. Einen schönen Tag!“

Jane wollte noch etwas erwidern, doch da hatte der nette Herr schon aufgelegt. Etwas verwundert schaute Jane auf das Telefon.

Okay, sie hatte wohl jetzt doch die Chance, das hübsche Haus, welches in der Zeitung neben der Anzeige mit einem kleinen Foto abgebildet war, zu besichtigen.

Mit wachsender Begeisterung und Vorfreude beendete sie schnell ihren Artikel. Sie wollte Connor unbedingt alles erzählen, bevor er spät am Abend nach Hause kam.

Er hatte an diesem Montag sein wöchentliches Treffen mit Freunden und Kollegen im Pub. Es war zu einer Art Tradition geworden, die Arbeitswoche mit den Kollegen montags bei einem Bier zu besprechen. Dort würde sie Connor finden und ihn mit der Neuigkeit überraschen.

Sie machte sich zügig mit dem Rad auf den Weg in den Pub, es war nicht weit, vielleicht eine halbe Meile und sie würde nicht lange brauchen.

Als sie im Pub ankam, begrüßten sie Connors Kollegen und Paul fragte:

„ Hey, Jane, hast du Connor mitgebracht?“

Jane entgegnete, dass sie angenommen hatte, Connor hier zu finden, da sie dringend mit ihm sprechen müsse.

„ Connor ist nicht da, er ist bereits eine Stunde zu spät, Süße. Wo hast du ihn gelassen? Komm, sag schon, noch im Bett?“, zwinkerte Paul.

„ Habt ihr nicht nach eurer Hochzeit noch genügend Zeit, euch zu vergnügen?“

Jane musste lächeln bei dem Gedanken, wirklich bald zu heiraten und vielleicht mit Connor in das hübsche Häuschen am See zu ziehen. Es wäre traumhaft!

Gerade als Jane Paul antworten wollte, um ihm zu sagen, dass Connor bereits seit dem Morgen aus dem Haus war, ging die Tür des Pubs auf und Connor trat ein. Jane wollte sich schon zu erkennen geben und Connor von der Besichtigung des Grundstückes erzählen, als sie und auch die Kollegen bemerkten, dass Connor nicht allein war.

Er war in Begleitung einer jungen Frau, vielleicht etwas jünger als Jane, gertenschlank und bildhübsch. Sie hatte sich bei Connor eingehakt und sah ihn mit einem Blick an, der keinen Zweifel an ihrer Beziehung zueinander zuließ.

Connor flüsterte ihr leise etwas ins Ohr. Die beiden waren so ineinander vertieft, dass sie Paul, Jane und die anderen nicht bemerkten.

Während Paul mit eisigem Blick und weit geöffneten Augen das Schauspiel betrachtete, was sich ihnen bot, sank Jane unmerklich auf dem Stuhl zusammen, der glücklicherweise neben ihr stand.

Connor dreht sich zu seinem Freund und Kollegen um, kam auf ihn zu und sagte:

„ Paul, darf ich dir Lisa vorstellen? Wir kennen uns seit einigen Monaten und ich denke, es wird Zeit, sie euch vorzustellen.“

Als Connor Pauls Blick bemerkte, setzte er hinzu:

„ Jetzt hab dich nicht so, ich kann dir das alles erklären…“

Paul fand seine Sprache wieder und gab resigniert zurück:

„ Nicht mir musst du irgendwas erklären, ich denke, Jane hat wohl eher das Recht zu erfahren, was du zu sagen hast!“

In diesem Moment sah Connor Jane, die immer noch völlig geschockt und zusammengesunken auf dem Stuhl saß.

Connor ließ die Frau los, tätschelte ihr beruhigend die Hand und ging langsam auf Jane zu.

„ Jane...ich…du weißt doch, das mit unserer Hochzeit…ich bin nicht sicher…Jane, es tut mir Leid…“

Jane nahm nur bedingt wahr, was Connor stammelte. Ihr war schwindelig und sie hatte das Gefühl, als würde ein tonnenschwerer Stein auf ihrer Brust liegen. Sie bekam kaum Luft und ein ungewohnt stechender Schmerz breitete sich in ihr aus.

Sie brauchte noch etwa 10 Minuten, um die Fassung wiederzuerlangen.

Wie in Trance stand sie langsam auf. Sie ging auf Connor und Lisa zu.

„ Leb wohl und viel Glück!“, sagte ihre Stimme, die ihr nicht zu gehören schien.

2

Als Jane wieder zu sich kam, lag sie in ihrem Wohnzimmer auf der Couch, eine leere Flasche Wein stand auf dem Tisch und ihr Kopf schmerzte höllisch. Sie war immer noch angezogen und erwartete ein schreckliches Spiegelbild, als sie sich ins Bad schleppte. Was war nur passiert? War die Szene im Pub nur ein Traum gewesen?

Wenn nicht, wie war sie nach Hause gekommen? Wie hatte das alles nur passieren können?

Ihr Anblick im Spiegel machte ihr bewusst, dass sie sich nicht mitten in einem Alptraum, sondern in der nackten Realität befand.

Langsam kam die Erinnerung zurück…. Connor, mit dieser Frau….der Pub, Paul…..!

Sie musste irgendwie aus dem Pub gekommen sein. Aber woher kam diese verdammte Schramme an ihrem Auge?

Jane schleppte sich zurück ins Wohnzimmer und bemerkte, dass der Anrufbeantworter unaufhörlich blinkte.

Sie betätigte den Knopf und Pauls Stimme ertönte so laut, dass sie befürchtete, ihr Kopf würde explodieren.

„ Jane, wie geht es dir? Ist soweit alles in Ordnung? Was macht deine Wunde? Bitte melde dich, ich mach mir Sorgen! Es tut mir alles so Leid!“

Paul schien also Bescheid zu wissen.

Langsam kam die Erinnerung zurück.

Ihr wurde klar, was passiert war.

Sie war am Abend zuvor, nachdem ihr klargemacht worden war, dass sie nicht heiraten und eine Familie gründen würde, taumelnd aus dem Pub gelaufen, hatte sich ihr Fahrrad geschnappt und wollte schnell nach Hause fahren.

Sie musste gestürzt sein, denn sie erinnerte sich, dass sie von Paul aufgehoben worden war, und offensichtlich hatte er sie auch nach Hause gebracht. Zu Hause hatte sie dann die Flasche Wein geöffnet, die jetzt bedrohlich und mahnend leer vor ihr stand, und sich ihrem Elend ergeben.

Sie hatte nicht mal Gelegenheit gehabt, Connor von der Neuigkeit über das kleine Haus zu berichten.

Oh, heute war doch der Besichtigungstermin, sollte sie sich noch mal mit Mr Stanton in Verbindung setzen und absagen?

Jane schwirrte der Kopf, es war zuviel für sie. Ihre heile Welt war innerhalb kurzer Zeit einfach zusammengebrochen!

Sie hörte den Anrufbeantworter weiter ab, ohne genau darauf zu achten. Bis sie Connors Stimme aus dem Delirium riss.

„ Jane, geh doch ran, ich muss mit dir reden. Sei doch vernünftig! Es tut mir ja Leid, aber es ist besser so, das mit der Heirat….Jane, melde dich, verdammt!“

Es kamen noch vier weitere Anrufe von Connor, die Jane sofort löschte. Der letzte Anruf auf dem Anrufbeantworter war von einem Mr James, offensichtlich dem Verwalter von Mr Stanton. Er beschrieb Jane kurz den Weg zum Grundstück und erwartete sie Punkt 3 Uhr am See.

Oh Gott, dachte Jane! Soll ich mir das Haus noch ansehen? Warum? Mit Erschrecken stellte sie fest, dass es bereits 1 Uhr war und sie sich wirklich beeilen musste, wenn sie doch noch zu der Besichtigung wollte.

Jane dachte eine Weile darüber nach und kam zu dem Schluss, dass sie den Termin wahrnehmen würde. So konnte sie das Haus wenigstens aus der Nähe betrachten und auf sich wirken lassen. Vielleicht besserte das ihren Zustand ein wenig und sie konnte zumindest die Natur und den See genießen, bevor sie ablehnen musste, das Haus zu mieten.

Denn was sollte sie allein dort? Doch in der gemeinsamen Wohnung konnte sie auch nicht bleiben.

Vielleicht sah in ein paar Tagen alles nicht mehr so schlimm aus und Connor würde zurückkommen. Vielleicht…

3

Wie sie es geschafft hatte, einigermaßen ansehnlich und pünktlich am Grundstück zu sein, wusste sie nicht genau, aber Jane war hier, am See, konnte das wunderschöne kleine Haus sehen und fühlte sich ungewöhnlich heimisch und fasziniert zugleich. Sie sog unweigerlich jedes Detail dieses traumhaft schönen Ortes in sich auf. Das Haus war eine etwas größere Hütte, groß genug jedoch für drei bis vier Personen und komplett aus Naturstein gebaut. Es besaß einen kleinen Erker, vermutlich befand sich darin das Ess- oder Wohnzimmer, und am oberen Stockwerk befand sich ein wunderschöner kleiner Balkon, der vermutlich zum Schlafzimmer gehörte. Von dort aus kann man den See in seiner ganzen Pracht bewundern, dachte Jane, als sie plötzlich angesprochen wurde.

„ Mrs Wattson, nehme ich an? James, mein Name, Richard James, der Verwalter dieses Grundstückes, ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen!“

„ Angenehm, Jane Wattson“, antwortete Jane überrascht, einen so jungen Mann vor sich zu haben. Sie hätte eigentlich mit einem Mann um die 50 gerechnet. Aber Richard James war höchstens 35 Jahre alt, sportlich, groß und er hatte ein schönes Lächeln.

„ Ich war der Annahme, Sie würden mit Ihrem Partner kommen, Mrs Wattson?“

„ Oh, tut mir Leid, er ist verhindert, aber ich würde mir das Haus sehr gerne auch allein ansehen, wenn möglich.“

„ Gerne, bitte folgen Sie mir.“

Sie betraten beide das kleine Haus und Jane war überwältigt! Es besaß einen kleinen Flur mit angrenzendem WC. Vom Flur aus kam man in ein gemütliches Wohnzimmer. Eine süße kleine Küche mit einem Esszimmer in besagtem Erker schloss sich an. Von dort aus hatte man eine tolle Aussicht auf den See. Bei einer Tasse Tee oder Kaffee, träumte Jane vor sich hin, musste man sich hier wunderbar entspannen können.

Sie gingen in den ersten Stock und eine so schön verzierte Treppe führte hinauf, dass Jane unweigerlich stehen blieb und die Schnitzereien bewunderte. Im oberen Stockwerk befanden sich ein Badezimmer, ein Gästezimmer und ein Schlafzimmer.

Als Jane das Schlafzimmer betrat, blieb sie fasziniert stehen. Es war so urgemütlich eingerichtet, dass man sofort das Bedürfnis hatte, sich schlafen zu legen. Der wunderbare Balkon, den sie bereits zu Beginn bemerkt hatte, zog sie sofort in seinen Bann.

Sie stand wie unter Hypnose auf dem Steinboden des kleinen Bauwerkes, hielt ehrfürchtig das geschwungene Geländer fest und starrte wie in Trance auf den vor ihr liegenden schillernden See. Jane war beeindruckt, verwirrt, seltsam ruhig und dennoch aufgewühlt. Sie spürte eine Art Macht, die vom See ausging. Es war unbeschreiblich, es war, als zöge der See sie magisch an, um ihr etwas mitzuteilen.

Wie lange Jane dagestanden hatte, konnte sie nicht sagen.

Die Stimme von Mr James riss sie zurück in die Realität. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er bisher nicht ein Wort über das Haus gesagt hatte.

„ Mrs Wattson? Ist alles in Ordnung? Was sagen Sie zu dem Haus?“

Jane konnte es nicht in Worte fassen. Sie war gefangen in der angenehmen Wärme dieses Anwesens und konnte es nicht übers Herz bringen, Mr James zu berichten, dass sie das Haus nicht mieten könnte, da sie von ihrem Verlobten getrennt war. Stattdessen sagte sie:

„ Mr James, es ist wunderbar. Wann darf ich mich bei Ihnen melden, um über die Vermietung zu sprechen?“

„ Mrs Wattson, wenn es Ihnen recht wäre, würde ich gerne morgen nochmals einen Termin ausmachen. Ich verreise übermorgen für ca. vier Monate und würde gerne vorher noch die Details mit Ihnen klären.“

„ Gut, ich rufe Sie morgen an und vielen lieben Dank für die Besichtigung. Es ist ein wunderschönes Haus.“

Als sie davonfuhr, stand Richard noch eine Weile da und sah ihr nach. Hätte er ihr die Geschichte des Hauses erzählen sollen? Wusste er eigentlich die wahre Geschichte? Richard wusste nur, dass seltsame Dinge im Haus vorgehen sollten, so hatten sich zumindest die beiden Vormieter Richard gegenüber geäußert. Sie waren nur ein paar Wochen geblieben und dann regelrecht geflüchtet. Irgendetwas schien nicht zu stimmen, angeblich würde es spuken. Aber Richard war eher der Meinung, die Mieter waren nicht von dieser Welt. Leider hatte das Haus nach diesen Mietern einen so schlechten Ruf, dass sich bis jetzt niemand mehr dafür interessierte.

Richard setzte ab und an wieder eine Annonce in die Zeitung und diesmal hatte sich tatsächlich jemand gemeldet.

Jane war eine bewundernswerte Frau, etwas jünger als er, vielleicht 30 Jahre. Richard war die Faszination in Janes Augen nicht entgangen. Sie war augenblicklich gefesselt vom trügerischen Idyll des Hauses und des Sees. Zudem konnte er nicht abstreiten, Gefallen an ihr gefunden zu haben. Sie war klein, nicht zu zierlich und schon gar nicht zerbrechlich. Das gefiel Richard, eine starke Frau in einem kleinen, anziehenden Körper. Er spürte eine gewisse Zuneigung, eine Art Seelenverwandtschaft vielleicht, doch so weit wollte er bei der ersten Begegnung nicht gehen. Dennoch fiel ihm auf, dass sie sehr verletzt schien. Was sie wohl so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte?

Richard verbannte die Gedanken an Jane Wattson, schließlich wollte er nur das Haus vermieten, um danach mit seinem besten Freund nach Kanada fliegen zu können. Endlich wollte er das Land erkunden, es war sein Traum, seit er ein kleines Kind gewesen war.

Er war äußerst erfreut gewesen, als er von seinem Großvater erfuhr, dass es einen Interessenten für das Haus gab, und er wünschte sich innig, diese Verpflichtung, das Haus am See weiter zu verwalten, loszuwerden. Er war sich jedoch nicht sicher, ob Jane Wattson ihm wirklich am nächsten Tag zusagen würde, das Haus zu mieten. Irgendetwas ließ ihn vermuten, dass sie aus irgendeinem Grund mit sich rang. Er würde es abwarten müssen.

4

Jane fuhr langsamer als sonst nach Hause. Sie war aufgewühlt, wusste nichts mit den Empfindungen vorhin im Haus am See anzufangen. Sie konnte sich diese enorme Faszination nicht erklären. Umso schwerer fiel ihr der Gedanke, Mr James am nächsten Tag absagen zu müssen. Sie konnte nicht allein dort einziehen. Sie hatte doch mit Connor eine wunderbare Ehe führen, eine Familie gründen wollen, aber diese Zukunft schien es nicht mehr zu geben.

Sie kam in der gemeinsamen Wohnung an und bereits, als sie die Tür aufschloss, war ihr klar, dass etwas anders war als sonst. Sie ging ins Wohnzimmer und bemerkte sofort, dass die Musikanlage fehlte. Ihr wurde bewusst, dass Connor hier gewesen sein musste und der Verdacht wurde bestätigt, als sie ins gemeinsame Schlafzimmer kam, der Schrank weit offen stand und Connors Habseligkeiten verschwunden waren. Gewissheit hatte sie, als sie in der Küche einen Zettel mit der vertrauten Handschrift von Connor fand:

„ Jane, es tut mir Leid. Ich hätte vielleicht mit dir reden sollen, aber ich wusste nicht wie. Die Sache mit Lisa ist mir ernst, wir werden heiraten. Leb wohl, Jane!“

Wir werden heiraten? In Janes Kopf drehte sich alles. War sie nicht mit ihm verlobt? Wollten sie und Connor nicht heiraten? Warum hatte sie nur nicht bemerkt, dass Connor eine andere hatte? Vielleicht weil er immer den eifersüchtigen Kontrollfreak gespielt hatte, wenn sie auch nur ein paar Minuten länger aus gewesen war als verabredet? Es war unglaublich, auf diese Art und Weise hatte er Jane glauben gemacht, sie sei seine große Liebe und Jane müsste daran nicht zweifeln. Wut stieg in ihr auf und machte sich statt der Verzweiflung breit. So etwas hatte sie nicht verdient!

Das Haus und der See kamen ihr unweigerlich in den Sinn und sie begann darüber nachzudenken, das Haus vielleicht doch zu mieten. Allein. Sie hätte unendlich viel Zeit und Ruhe für ihren Roman, den sie schreiben musste, und für die wöchentliche Kolumne in der Zeitung. Vielleicht wäre es wirklich keine so schlechte Idee. Ob sie es sich allerdings leisten konnte, die Miete allein aufzubringen, wusste sie nicht. Sie würde mit Mr James verhandeln müssen. Aber bis dahin würde noch ein wenig Zeit vergehen und sie beschloss, endlich bei ihren Eltern anzurufen, um ihnen die Neuigkeiten zu erzählen.

Wie erwartet, waren Steve und Erin Wattson geschockt über die Nachricht von der Trennung, hatten sie doch gehofft, endlich Großeltern zu werden, sobald ihre einzige Tochter Jane verheiratet wäre. Es verging fast eine halbe Stunde, in der am Telefon geweint und geflucht wurde, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Jane berichtete auch von der Besichtigung des Hauses und der Überlegung, es auch allein zu mieten. Die Warnung ihrer Eltern, doch nicht so viel Geld mit den Artikeln und Kurzgeschichten zu verdienen, dass sie sich das leisten konnte, ignorierte Jane vorerst. Obwohl sie zugeben musste, dass sie wirklich nicht so üppig bei Kasse war, um so ein Anwesen zu finanzieren. Der morgige Tag würde sie weiterbringen.

Richard indes telefonierte mit Mr Stanton und berichtete ihm ausführlich über Jane Wattson. Der alte Herr schien sehr beeindruckt von den Erzählungen seines Enkels, dass er zum Schluss kam, es mit Jane als Mieterin zu versuchen. Schließlich war das Haus so viele Jahre unbewohnt und Mr Stanton wartete nach wie vor auf die richtigen Bewohner.

Dies war Richard nie so richtig klar gewesen. Warum war sein Großvater so bedacht darauf, den oder die Richtige für das Haus zu finden? Richard wusste, dass sein Großvater seit fast 50 Jahren keinen Fuß mehr auf das Grundstück gesetzt hat. Er wusste auch, dass vor langer Zeit etwas Furchtbares dort passiert sein musste...aber was genau, wusste keiner.

Johan Stanton erklärte seinem Enkel, dass er Mrs Wattson vorerst für die geeignete Person hielt, das geheimnisvolle Haus zu bewohnen und wies ihn an, mit dem Mietpreis so weit runter zu gehen wie nötig.

Richard nahm die Anweisung entgegen und hoffte nun, dass Jane Wattson das Haus auch haben wollte.

5

Am nächsten Tag ging es Jane erstaunlich gut. Die Wut über das Verhalten von Connor war zwar noch nicht verflogen, dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass es so tatsächlich besser war. Vielleicht war das ein Wendepunkt in ihrem 31. Lebensjahr, den sie zwar nicht zu verantworten hatte, aber sehr wohl zum Positiven umkehren konnte. Darin war Jane schon immer gut gewesen. Positiv denken, nicht unterkriegen lassen, immer kämpfen für Gerechtigkeit und Glück! Solange sie sich dieser Eigenschaft erinnerte, konnte nichts schief gehen, und mit neuem Mut griff sie zum Telefon, um Mr James anzurufen.

Richard James nahm den Hörer ab, merkwürdig erfreut, die Stimme von Jane zu hören, und verabredete sich mit ihr im Pub der Stadt.

Richard wartete bereits auf sie und war erstaunt über ihren Anblick. Sie hatte ein figurbetontes, blaues Kleid an, ihre dunkel gelockten Haare fielen ihr weich über die Schulter und ihr Gesicht verriet ihm, dass sie heute weit weniger unglücklich war als noch tags zuvor. Auch Janes Gesicht hellte sich auf, als sie in die schönen Augen von Mr James sah. Sie war erneut angenehm überrascht, so von dem Verwalter des Grundstückes beeindruckt zu sein. Er gefiel ihr ausnehmend gut, doch dies war nicht der Grund, warum sie heute hierher gekommen war. Sie hatte sich vorgenommen, hart mit Mr James zu verhandeln, um das Haus am See auf jeden Fall zu bekommen. Sie hatte überlegt, da ja das Haus möbliert war, ihre Möbel zu verkaufen, die Wohnung zu kündigen und komplett neu anzufangen. So müsste sie sich zumindest am Anfang die Miete leisten können, ohne am Hungertuch zu nagen. Natürlich musste sie zusätzlich noch Aufträge bei der Zeitung annehmen, um sich über Wasser zu halten, aber sie war sich sicher, dass das kein Problem sein würde.

„ Hallo, Mrs Wattson, schön, Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen heute?“

„ Danke, gut, Mr James, und selbst?“

„ Richard, bitte nennen Sie mich Richard. Mir geht es bestens. Darf ich Sie Jane nennen?“

Jane war schon allein wegen seiner warmen Stimme ganz und gar nicht dagegen, ihn Richard zu nennen.

„ Aber natürlich, Richard“, antwortete sie.

„ Das ist wunderbar, Jane! Und, was sagen Sie zu dem Haus? Gestern haben wir nicht ausführlich darüber gesprochen und, ehrlich gesagt, dachte ich, Sie bringen heute Ihren Verlobten mit?“ Obwohl sich Richard eingestehen musste, ganz froh zu sein, mit Jane allein hier zu sitzen.

„ Mr James, Richard, entschuldigen Sie, aber ich glaube, ich muss Ihnen ehrlicherweise etwas erklären. Ursprünglich war geplant, das Haus mit meinem Verlobten zu mieten, ja. Doch ist es meinem Verlobten irgendwie gelungen, sich aus unserer Verbindung zu lösen, ohne es mich so recht wissen zu lassen. Er hat mir in der Nacht vor unserem ersten Treffen am Haus eher durch Zufall erklären müssen, dass er eine andere Frau heiraten möchte.“

Richard musste sich ein kleines Lächeln verkneifen, weil Jane die Tatsache, von ihrem Verlobten betrogen und sitzen gelassen worden zu sein, so nüchtern und mit einem kleinen Schuss Ironie erzählte, dass man annehmen konnte, sie sei bereits darüber hinweg. Dass das nicht so war, wusste Richard, aber dass Jane offensichtlich die starke Frau war, die er in ihr bereits gesehen hatte, wurde ihm jetzt deutlich. Schade, dass sie sich nicht näher kennen lernen würden. Er würde ihr ein Angebot machen, das sie nicht ausschlagen konnte, und dann nach Kanada fliegen. Dennoch musste er zugeben, dass es ihm irgendwie gefiel, dass Jane nicht mehr gebunden war. Warum nur? Er kannte sie doch gar nicht. „ Richard, ich weiß, dass sich die Voraussetzungen jetzt geändert haben, und wenn Sie mir das Haus nun nicht mehr vermieten wollen, kann ich das vollkommen verstehen, aber….“

„ Jane, aber natürlich werde ich das Haus auch an Sie alleine vermieten, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich Sie so einsam in dem Haus zurücklassen kann.“

Er unterstrich seine Aussage mit einem spitzbübischen Lächeln und Jane wurde ganz warm. Sie spürte die tückische Röte in ihrem Gesicht aufsteigen, versuchte ihre Benommenheit aber sofort zu unterdrücken.

„ Das heißt, wir können über den Mietvertrag reden und ich kann versuchen, den monatlichen Abschlag so weit zu minimieren, dass es sich eine einsame, alleinstehende Frau auch leisten kann, in diesem traumhaften Haus zu wohnen?“, gab sie kokett zurück und lächelte Richard freundlich an.

Er konnte nicht mehr an sich halten und lachte herzhaft.

„Jane, Sie sind einfach zauberhaft!“ Bevor er realisierte, was er gesagt hatte, bereute er es bereits wieder.

„ Es tut mir Leid, Jane, ich wollte Sie nicht...entschuldigen Sie, lassen Sie uns über den Mietvertrag reden.“

„Gerne“, entgegnete Jane etwas verwirrt. Richard machte Jane ein Angebot, welches sie unmöglich ablehnen konnte. Sie sollte für das Haus kaum mehr bezahlen als derzeit für die Wohnung! Wahnsinn! Sie konnte sich zwar nicht erklären, warum sie ein so tolles Angebot bekam, aber sie wollte auch nicht wirklich darüber nachdenken.

So zog sie zwei Wochen später, nachdem sie die Wohnung gekündigt hatte, in ihr wunderbares kleines Traumhaus. Von Connor hatte sie seither nichts mehr gehört.

6

Jane saß in ihrem kleinen Erker, trank eine Tasse Tee und dachte darüber nach, wie um alles in der Welt sie einen Liebesroman schreiben sollte. Nelly hatte wieder angerufen und aufs Neue gebeten, diesen Roman endlich anzufangen. Aber seit Jane in diesem Haus am See wohnte, hatte sie absolut keinen Sinn für Liebesromane, im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, als sollte sie viel mehr über den See, das Haus und ihre Empfindungen schreiben. Etwas Geheimnisvolles umgab ihre neue Heimat und sie wollte unbedingt herausfinden, was es war. Schon damals, bei dem Telefonat mit dem Vermieter, hatte sie das unbestimmte Gefühl gehabt, dass irgendetwas nicht stimmte mit dem Haus. Die merkwürdigen Fragen von Mr Stanton, ob sie sich sicher sei, im Haus wohnen zu wollen, ob sie das Haus denn nicht kenne... Schon damals war ihr die Angelegenheit reichlich seltsam vorgekommen.

Wenn sie es sich recht überlegte, konnten die immer wiederkehrenden Träume vielleicht auch etwas damit zu tun haben. Jane war noch immer so, als wollte ihr jemand etwas mitteilen.

Eine junge Frau, immer wieder tauchte dieses Gesicht in Janes Träumen auf, die weit aufgerissenen Augen der Frau und das viele Wasser überall. Aber das Gesicht war nicht zu erkennen. So sehr sie auch darüber nachdachte, sie konnte sich diese Bilder nicht erklären. Was war da passiert?

Jane war neugierig und obwohl ihr ihre Träume merkwürdigerweise keine Angst machten, hinterließen sie jedes Mal ein eigenartiges Gefühl, wenn sie am Tag darüber nachdachte.

Es lag eine Menge Arbeit vor ihr. Jane hatte versprochen, in der Zeitung zusätzlich den Umweltteil zu übernehmen, da die zuständige Sachbearbeiterin in den Mutterschutz gegangen war. Für Jane war es eine willkommene Abwechslung zu der Kolumne, die sie außerdem schrieb, und das zusätzliche Geld konnte sie gut gebrauchen. An diesem Wochenende hatten ihre Eltern versprochen, sie endlich in ihrem neuen Zuhause zu besuchen. Sie waren auf der Durchreise, wollten in einer Woche eine Schiffsreise unternehmen und vorher nochmal bei ihrer Tochter vorbeischauen. Die Reise würde sechs Wochen dauern. Jane beneidete sie ein wenig, konnte sie sich doch sehr gut vorstellen, auch auf eine solche Reise zu gehen. Sie und das Meer, was für eine gigantische Vorstellung! Sie musste zwangsläufig lächeln, als sie aus dem Fenster im Erker sah. Ihr kleines Meer lag direkt vor ihr! Sie nahm ihre Tasse, zog sich eine Jacke über, nahm auf dem Weg nach draußen eine Decke mit und machte es sich auf dem Steg am See gemütlich. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie so in Gedanken am See gesessen hatte und den natürlichen Klängen der Umgebung gelauscht hatte, als sie plötzlich eine zarte Stimme vernahm. Ganz leise zunächst.