Trickschule für Pferde - Sabine van Waasen - E-Book

Trickschule für Pferde E-Book

Sabine van Waasen

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Beschreibung

Pferdetricks sind kleine Spielereinen, die ganz wunderbar die Kreativität und das geistige Potenzial des vierbeiniges Freundes herauskitzeln. Diese kleinen Übungen machen Mensch und Pferd gleichermassen viel Freude und sind auch für gesundheitlich eingeschränkte Pferde geeignet. So können Patienten geistig beschäftigt werden und leiden nicht noch zusätzlich unter Langeweile. Alte Pferde, die nicht mehr so gelenkig sind oder Vorerkrankungen haben, blühen bei Spiel, Spass, Spannung schnell wieder auf. Gleichzeitig wächst das Pferd-Mensch-Gespann mit den Pferdetricks zu einem besseren Team zusammen.  In diesem Buch finden Sie kleinschrittige Trainingsanleitungen für über 40 Tricks, Lern- und Spielideen. Von den ganz einfachen Tricks wie "Bussi geben" oder "Walzer" bis hin zum Catwalk oder dem spanischen Schritt ist alles dabei.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Sabine van Waasen

P F E R D E-T R I C K S C H U L E

Kreative Kopfarbeit für schlaue Rösser

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach besten Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann keine Haltung übernommen werden.

IMPRESSUM

© 2020 Sabine van Waasen

Malmedyweg 43, 45481 Mülheim an der Ruhr

www.sabine-van-waasen.de

und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44,

22359 Hamburg

ISBN

978-3-347-13811-7 (Paperback)

978-3-347-13812-4 (Hardcover)

978-3-347-13813-1 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

INHALTSVERZEICHNIS:

Warum Zirkustricks?

Wie ich mit meinen Pferden trainiere

Clickertraining

Belohnungen

Futtererziehung

Stress im Tricktraining?

Entspannungsquadrat

Kopf senken

Signalkontrolle

Die Nullposition

Zappel lernt ruhiges Stehen

Target-Training

Teppich ausrollen

Bussi geben

Walzer

Ohr-Target

Nein-Sagen

Ja-Sagen

Beine kreuzen

Samba

Catwalk

Fussball spielen

Das Flehmen

Schubsen

Zunge herausstrecken

Apportieren

Gerte anreichen

Luftballons platzen lassen

Huf in einen Eimer stellen

Kniebeugen

Bist Du ein Mädchen?

Der Klappersack geht rum

Hupe drücken

Pylone aufstellen

Pylone umwerfen

Der Schwebebalken

Farbunterscheidung:

Ententanz – Fröhliches Popowackeln

Apfelschnappen

Umarmen

Podest

Gelenkig wie eine Bergziege

Spanischer Schritt

Wie viele Tricks kann ich üben?

Gebrauchsanweisung

Trainingsplan

Wer wir sind ?

Lernen ist das Spiel, das im Leben am meisten Spaß macht. Alle Lebewesen kommen zur Welt mit diesem Glauben und halten daran fest, bis wir sie überzeugen, das Lernen wirklich harte und unerfreuliche Arbeit ist.

Claudia Monnet

WARUM ZIRKUSTRICKS?

Die meisten der von mir vorgestellten Zirkustricks haben keine oder nur eine geringe gymnastische Bedeutung und dies ist ganz bewusst so gewählt. Die Pferdetricks sollen einfach nur Spaß machen und auch für Fellnasen geeignet sein, die körperlich eingeschränkt oder aus medizinischen Gründen zur Boxenhaft verdonnert sind. Zirkustricks sollen das Miteinander von Pferd und Mensch stärken und Freude in das gemeinsame Tun bringen. Ich habe mit den Zirkustricks angefangen, als mein Pferd Atli wegen eines Ballentrittes in Einzelhaft musste. Er langweilte sich sehr und war ausgesprochen unglücklich. Zweimal am Tag musste er verarztet werden und weil ich ja sowieso schon da war, haben wir auch gleich Apportieren geübt. War der kleine Angsthase am Anfang noch sehr skeptisch, wuchs seine Begeisterung von Tag zu Tag. So viel Lob und Bestätigung hatte er noch nie bekommen und er wuchs über sich hinaus. Am Ende seines Krankenstandes war mein introvertiertes, unnahbares Pferd nicht wiederzuerkennen.

Herausgekommen war ein großer Clown, der sich beinahe jeder von mir erdachten Aufgabe mit Begeisterung stellte.

Die Zirkustricks mit ihren Herausforderungen außerhalb des normalen Erfahrungsschatzes eines Reitpferdes setzen bei unseren Rössern ungeheuer viel Kreativität und Motivation frei, die wir auch in anderen Bereichen nutzen können. Allerdings sollten Sie auch beachten, dass nicht alle Übungen von allen Pferden gleich gemocht werden. So gibt es viele Pferde, die sich nicht für das Apportieren erwärmen lassen, aber beim Tanzen mit viel Spaß dabei sind. Probieren Sie es aus, wo die Vorlieben Ihres Vierbeiners liegen und seien Sie nicht traurig, wenn es sich für einen bestimmten Trick nicht begeistern lässt.

Zwar zeige ich Ihnen bei den Tricks immer eine oder mehrere Trainingsideen, aber seien Sie kreativ. Denken Sie sich so viele Zwischenschritte wie möglich aus oder machen Sie einen ganz anderen Plan, der viel besser auf Ihr Pferd zugeschnitten ist, seien Sie kreativ.

Sollte Ihr Ross gesundheitlich eingeschränkt sein, fragen Sie bitte Ihren Tierarzt, welche Tricks für Ihre Fellnase unbedenklich sind.

WIE ICH MIT MEINEN PFERDEN TRAINIERE…

Ich baue meine Zirkustricks immer sehr kleinschrittig auf. Das heißt, ich unterteile eine Übung in möglichst viele Einzelteile. In diesem Buch gebe ich Ihnen einen roten Faden für die verschiedenen Trainingsideen mit. Sie sollten sich aber genau überlegen, ob Sie die Übung genauso aufbauen möchten oder ob Ihr Pferd aufgrund seiner Vorerfahrungen vielleicht einen anderen Weg braucht. Je mehr Zwischenschritte Sie sich überlegen, desto leichter und fröhlicher kommen Sie ans Ziel.

Nach meiner Erfahrung gehen die meisten Menschen zu schnell vor und setzen beim Pferd zu viel voraus. Auch wenn der Vierbeiner es an einem Tag geschafft hat, die Pylone nach 20 Sekunden aufzustellen, ist dieser Trick nicht zwangsläufig bei der nächsten Einheit reproduzierbar. Vielleicht weiß Ihr Pferd gar nicht, wie es dieses Kunststück vollbracht hat.

Es gibt aber auch genau den gegensätzlichen Fall. Wenn Sie zu lange einen Zwischenschritt belohnen, wird das Pferd frustriert sein, wenn Sie später mehr Anstrengung einfordern.

Ein Beispiel: Sie möchten, dass Ihr Pferd seinen Huf selbständig in einen Eimer stellt. Wenn Sie zu lange den Huf für das Pferd hochheben und in den Eimer setzen, wird es nur sehr schwer verstehen, warum es nun selbst aktiv werden soll.

Wenn Sie gerne in eine dieser beiden Fallen tappen, ist das Ampelsystem ein sehr gutes Trainingstool für Sie.

AMPELSYSTEM

Mit dem Ampelsystem bekommen Sie ein gutes Gefühl dafür, wie gut Ihr Pferd den Trainingsschritt wirklich verstanden und verinnerlicht hat. Üben Sie zum Beispiel gerade das Aufstellen von Pylonen. Sie sind gerade an dem Punkt, an dem Ihr Pferd nur noch den hinteren Teil der Pylone anstupsen soll. Sie nehmen fünf Kekse in die Hand. Sie legen gedanklich fest, wo der hintere Teil der Pylone ist, und schicken Ihr Pferd an das Hütchen. Gelingt es Ihrem Pferd fünf mal hintereinander den richtigen Teil zu treffen, ist die Ampel auf grün und Sie dürfen weiter gehen. Sie verschärfen das Kriterium oder nehmen ein weiteres hinzu. Möglicherweise belohnen Sie nur noch Berührungen am untersten Rand der Pylone oder wenn das obere Ende des Hütchens vom Boden abhebt. Je nach Pferd und dessen Vorerfahrung legen Sie also die Kriterien fest.

Treffen nur drei bis vier Ausführungen ins Schwarze, steht die Ampel auf gelb. Seien Sie gewarnt: Ihr Pferd hat zwar schon eine Idee, aber Sie müssen ihm noch ein bisschen mehr Input oder Zeit geben. Vielleicht ist es auch noch notwendig, einen leichteren Zwischenschritt einzubauen.

Wenn nur ein oder zwei Mal der richtige Teil der Pylone berührt wurde, steht die Ampel auf rot. Ihr Pferd tappt sozusagen noch im Dunkeln. Reflektieren Sie noch mal die vorausgegangenen Trainingsschritte. Seien Sie kreativ: Machen Sie es Ihrem Pferd leichter oder gehen Sie in der Übungsreihe noch mal einen Schritt zurück.

TRAININGSMETHODE

Ich nutze für Zirkustricks das Training mit der positiver Verstärkung, umgangssprachlich auch Clickertraining genannt. Aber alle in diesem Buch erklärten Tricks und Lektionen lassen sich auch mit negativer Verstärkung und Futterbelohnung oder auch ohne Futterlob erarbeiten. Letzteres dauert nach meiner Erfahrung etwas länger, weil Futter bei den meisten Tieren ein sehr großer Motivator ist.

CLICKERTRAINING

Obwohl das Training mit positiver Verstärkung bei Hunden, Katzen, Hühnern und allen möglichen Zootieren problemlos klappt, steht das Clickertraining mit Pferden oft in der Kritik. Die Gegenargumente kommen, wie aus der Pistole geschossen: Das Pferd ist ein Dauerfresser, da hat so ein kleiner Happen doch überhaupt keine Bedeutung. Der Herdenchef verteilt auch keine Möhren an seine Gefolgsleute und mein Pferd wird extrem frech, wenn ich es aus der Hand füttere.

Trotz all dieser Bedenken hat mich das Clickertraining nie losgelassen. Es bietet so eine einzigartige Form der Kommunikation mit Tieren, die ich mir auch bei den Pferden nicht vermiesen lassen wollte.

CLICKERTRAINING IST GANZ EINFACH, ODER?

Wenn man mit dem Clickertraining beginnt, scheint alles ganz einfach. Das Pony macht etwas richtig und bekommt dafür eine Belohnung. Das wirkt auf den ersten Blick nicht sehr kompliziert. Aber das Arbeiten mit positiver Verstärkung hat so seine Tücken. Die Bedenken meiner Freunde, dass ein so kleines Leckerchen nicht genug Anreiz bieten könnte, war nicht mein Problem, eher im Gegenteil, das Bonbon hatte für meine Dauerfresser viel zu viel Bedeutung!

Ich brauchte dringend eine Strategie, um die extrem hoch motivierten Rösser wieder ein bisschen runter zu fahren. Einige dieser Techniken stelle ich Ihnen auch in diesem Buch vor.

THINK POSITIVE – CLICKERTRAINING MIT PFERDEN

Ich habe eigentlich schon immer mit Futterbelohnungen gearbeitet, aber das Clickertraining dreht auch im Alltag das Training auf links. Hat man früher immer überlegt, was noch nicht passt: (Ob das Pferd vielleicht noch mehr untertreten soll, der Takt noch verbesserungswürdig ist und die Halshaltung nicht noch ein klein bisschen höher, tiefer oder was auch immer sein kann) überlegt man beim Clickertraining:

• Wie bringe ich mein Pferd auf den richtigen Weg?

• In welcher Reihenfolge setze ich meine Kriterien?

• Wohin lege ich den Futterpunkt?

• Welche Belohnung wähle ich?

Dadurch liegt der schwarze Peter immer beim Menschen. Macht das Pferd etwas falsch, habe ich schlecht oder zu wenig trainiert, die Trainingsschritte nicht klein genug gehalten oder oder oder. Die Liste der Fehlerquellen scheint unendlich. Clickertraining für Pferde verlangt vom Menschen unglaublich viel Konsequenz und Selbstreflexion. Es vertieft aber auch die Mensch/Pferd-Beziehung auf eine ganz besondere Weise. Hat man einmal mit dem Clickern angefangen, kann man nur sehr schwer seine Finger davon lassen.

BELOHNUNGEN

Das Pferd bestimmt, welche Dinge als Belohnung eine Bedeutung haben. Dieser Satz kommt so selbstverständlich daher, wird aber oft nicht angewendet. Ein menschliches Beispiel: Meine Mutter z. B. meinte es sehr gut und schenkte meiner sprachbegabten Tochter einen Roman auf Französisch. Sie hatte sich sehr viel Mühe gemacht, ein geeignetes Buch zu finden und dies in der Buchhandlung zu bestellen. Meine Tochter jedoch, obwohl sehr gut in Französisch, hatte keinerlei Lust auch noch in den Ferien Vokabeln nachzuschlagen, und dementsprechend wurde das liebevoll ausgesuchte Geschenk in die hinterste Ecke des Buchregals verbannt.

Genauso geht es vielen ReiterInnen, die liebevoll den Pferdehals klopfen, während dem Rosse ein festes Kratzen am Mähnenkamm vielleicht viel besser gefallen würde. Also achten Sie auf Ihr Pferd und suchen Sie nach Belohnungen, bei denen Ihr Pferd motiviert mitarbeitet.

STIMMLOB

Das Stimmlob ist eine ganz wunderbare Sache und funktioniert gerade bei meinen Pferden extrem gut. Ich bin normalerweise im Training, vor allem dann, wenn ich mich stark konzentriere, sehr still. Ich habe aber gelernt, dass meine Pferde stimmliche Unterstützung sehr zu schätzen wissen. Gerade wenn sie noch nicht zu 100 Prozent sicher sind, wohin die Reise gehen soll. Stimmlob hat den großen Vorteil, immer verfügbar zu sein, auch auf großen Entfernungen. Allerdings sollte man sehr sparsam damit umgehen, „totgequatschte“ Pferde reagieren auf die Stimme des „Herrn“ fast kaum noch.

Wenn Sie Ihr Pferd mit der Stimme loben, sollte eine gewisse Begeisterung und Freude zu spüren sein. Pferde haben ein ausgezeichnetes Gespür für Zwischentöne, wenn sie „toll“ sagen, aber nur „geht so“ meinen, dann ist ihr Pferd oftmals schneller im Bilde, als sie selbst.

DIE PAUSEALS LOB

Viele Reiter loben ihr Pferd mit einer Pause. Dies ist auch in vielen Situationen des Reitalltags sinnvoll. So fordere ich z.B. eine gewisse Kraftanstrengung ein, dann lobe ich mein Pferd, löse die Lektion auf und lasse das Ross einen Moment entspannen, bis es wieder für neue Anstrengungen bereit ist. Beim Tricktraining ist das Tier jedoch oft mit so viel Feuereifer dabei, dass Pausen als Strafen wahrgenommen werden. Sie klauen ja auch keinem Kind den Würfel, wenn es gerne bei „Mensch-Ärgere-Dich-nicht“ gewinnt. Natürlich werden auch im Tricktraining Pausen zum Entspannen gebraucht. Aber seien Sie darauf gefasst, dass Ihr Pferd Pausen nicht so positiv wahrnimmt, wie Sie es gewohnt sind.

LOB DURCH BERÜHRUNGEN

Das Loben durch Berührungen steht bei vielen Mensch-Pferd-Paaren sehr hoch im Kurs. Ähnlich wie bei uns Menschen sinkt durch Berührungen und Kraulen der Stresslevel; dies kann besonders nach intensiven, konzentrierten Einheiten wirklich von Vorteil sein. Der Grund hierfür ist das sogenannte „Kuschelhormon“ Oxytocin.

Dieses Hormon ist für Entspannung und auch für die soziale Bindung verantwortlich. Jedes Mal, wenn Sie mit Ihrem Pferd kuscheln oder es massieren, wird dieses Hormon ausgeschüttet. Nicht nur bei Ihrem Pferd, sondern auch bei Ihnen. Nehmen Sie sich also jeden Tag ein paar Minuten ganz bewusst Zeit für Ihr Pferd um es zu streicheln und Körperkontakt herzustellen. Es wird Ihnen beiden gut tun und Ihre Bindung vertiefen.

Probieren Sie mal ganz unvoreingenommen aus, an welchen Stellen Ihr Pferd gerne gekrault werden möchte. Variieren Sie auch den Druck, mit dem Sie Ihre Fingernägel in das pferdige Fell „schlagen“, damit sich beim vierbeinigen Gegenüber auch wirklich Genuss einstellt, und achten Sie vor allem auch auf die No-Go´s. Manche Pferde mögen es überhaupt nicht, wenn man sie am Kopf anfasst.

Mein Pferd Ljósfari dagegen liebt es, gerade im Fellwechsel, unter dem Schopf gekrault zu werden. Er stellt sich genau so hin, dass man die richtige Kraulstelle schon findet. Er ist da sehr einfallsreich.

MIT FUTTERBELOHNEN: JA/NEIN?

Ja, ich arbeite gerade beim Erlernen von Zirkustricks gerne mit Leckerchen. Alle meine Pferde durchlaufen eine Futtererziehung, die man im Clickertraining „Höflichkeit“ nennt, bei der das Pferd lernt, dass es nicht betteln darf. Gerade besonders verfressene Exemplare und Schnappschildkröten lernen durch die Futtererziehung, dass es sich nicht „lohnt“, den Menschen zu bedrängen, sondern es besser ist die Aufmerksamkeit auf die Aufgabe und deren Lösung zu legen. Ich kenne aber durchaus Pferd-Mensch-Kombinationen, für die Futterbelohnungen aus den verschiedensten Gründen nicht machbar sind. Das ist auch nicht schlimm, denn das Wichtigste am Tricktraining ist ja der Spass und die Vertiefung der Bindung. Ob das Erlernen der Tricks dann etwas länger braucht, ist ja völlig nebensächlich.

FUTTERERZIEHUNG

HÖFLICHKEIT IST EINE ZIER

Wenn ich anderen Pferdeleuten erzähle, dass ich mit dem Clicker trainiere, bekomme ich meist zu hören: „Das ginge mit meinem Pferd gar nicht, der ist so verfressen“. „Schön“, sage ich dann immer: „Verfressenheit ist eine Grundvoraussetzung, damit das Clickern funktioniert. Nichts ist beim Markertraining nerviger, als eine Spassbremse, die einem das liebevoll überreichte Leckerchen vor die Füsse spuckt.“

Aber Spaß beiseite. Auch mein Islandwallach Atli war jahrelang so ein Bettelkönig. Bei unseren ersten Erfahrungen mit Zirkuslektionen hatte es Leckerlis geregnet und Atli war innerhalb kürzester Zeit ein Fan von solchen Unternehmungen. Er stupste einen, öffnete schon mal das Maul (damit man auch wußte, was man mit den Leckerchen zu tun hatte), Bettelblick, Weg versperren, einem auf die Pelle rücken, beim Rausholen der Leckerchen „helfen“, ungefragt Lektionen anbieten usw. usw. Atli hatte die ganze Bettelpalette drauf!

Jahrelang konnten wir nur sporadisch Zirkuslektionen üben, weil das Pony durch das Futterlob in eine Art hysterischen Rausch geriet. Trotz allem hatte ich noch Glück, denn Atli war eigentlich ein sehr zurückhaltendes Pferd und so blieben meine und auch alle Kinderfinger unversehrt an ihrem Platz.

Nichtsdestotrotz treibt einen diese Bettelei in den Wahnsinn und dann fang ich blöde Kuh auch noch an zu clickern. Alle Pferdemenschen um mich herum zweifelten ernsthaft an meinem Verstand, aber wie soll ich es sagen:

Das Clickertraining hat dieses Problem gelöst.

HÖFLICHKEITSTRAINING – HEISST DIE LÖSUNG

Dieses Training ist eigentlich die Grundvoraussetzung, damit Futterbelohnungen beim Pferd problemlos eingesetzt werden können. Es sei denn, man nennt einen wahren Engel oder Kostverächter sein Eigen.

Meine Trainingsidee:

 Wenn Ihr Pferd sehr unverschämt agiert, stellen Sie sich am besten hinter eine Abgrenzung und loben, sobald Ihr Ross aufhört, nach den Leckerchen zu gieren. Sollte das Pferd seinen Kopf abwenden und sei es nur, weil ein Traktor über den Hof fährt, loben und füttern Sie. Dieses Prinzip verstehen, die meisten Pferde innerhalb weniger Minuten.

 Wenn Ihr Ross versucht durch Scharren auf sich aufmerksam zu machen, können Sie das ignorieren oder Sie wenden sich ab und geben Ihrem Pferd eine Auszeit. (Ja, auch Pausen können Strafen sein!)

 Stellen Sie sich frontal zum Pferd und haben Sie Ihren Leckerchenbeutel so am Körper platziert, dass Sie ihn möglichst schnell erreichen können. Je nach Temperament und Charakter wird das Pferd Sie nun absuchen und Ihnen vielleicht durch einen Knuff zu verstehen geben, dass es kurz vor dem „Hungerkoma“ steht. Ich unterbinde dieses Suchen nicht, weil ich dem Pferd die Gelegenheit geben möchte, zu erfahren und damit zu lernen, dass ein solches Verhalten nicht zielführend ist. Ein Pferd lernt durch Erfahrungen. Lass ich dieses Benehmen nicht zu, wird tief in seinem Inneren immer die Idee schlummern, dass diese Strategie vielleicht erfolgreich sein könnte. Erlaube ich ihm dagegen, seine erfolglose Suche durchzuziehen, wird es dies viel schneller unter „blöde Idee“ abhaken können. Wenn das Pferd jedoch die Zähne zur Hilfe nimmt, ist der Spaß auch für mich vorbei!

 Sie können es Ihrem Pferd leichter machen, indem Sie es „rückwärts“ füttern, das heißt, Sie halten das Leckerchen so direkt vor die Brust, dass Ihr Pferd einen oder mehrere Schritte rückwärts gehen muss, um das Leckerli zu erreichen. Füttern Sie aber nicht in dieser unbequemen Haltung, sondern präsentieren Sie den Keks, sobald das Pferd rückwärts gewichen ist, wieder vor dem Maul.

 Auch hier belohnen Sie jedes kleine Innehalten während der Suche. Gerade die größten Schnappschildkröten lernen am schnellsten, dass es Kekse regnet, wenn man die Nase vom Menschen lässt.

FUTTERREGELN FÜR DEN MENSCHEN

Genauso, wie das Pferd muss auch der Mensch einige Regeln beachten, damit die Futterbelohnung auch wirklich gut funktioniert.

Die wichtigsten Regeln lauten:

 Seien Sie schnell beim Füttern.