Trimurti - Anna Elisabeth Röcker - E-Book

Trimurti E-Book

Anna Elisabeth Röcker

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Raus aus der Eindimensionalität durch den Dreiklang von Kopf, Herz und Bauch

Anna Elisabeth Röcker geht in „Trimurti“ dem Dreiklang von Körper, Geist und Seele nach. Während ihrer langjährigen Praxistätigkeit konnte sie immer wieder die Erfahrung machen, dass Menschen im Laufe des Lebens beinahe stereotype Wahrnehmungs- und Reaktionsmuster entwickeln, die entweder vom Kopf, vom Herzen oder vom Bauch geprägt sind. Dabei ist jede dieser drei Ebenen gleich bedeutungsvoll und muss erfahren werden. Nur durch ihre Integration ist eine ganzheitliche Entwicklung unseres Potenzials gewährleistet. Bei ihren Betrachtungen bezieht die erfahrene Heilpraktikerin die Typenlehre von C.G. Jung ebenso mit ein wie die Yogalehre und das Chakren-Energie-System. Außerdem verdeutlicht Anna Elisabeth Röcker überraschende Parallelen der Dreiteilung in verschiedenen Kulturen und stellt deren Bedeutung in Märchen und Mythen dar. Mit Hilfe eines Fragebogens kann jeder herausfinden, ob er ein Bauch-, Herz- oder Kopftypus ist. Praktische Übungen helfen, die zu starke Überbetonung eines Bereichs auszugleichen, um zu einem harmonischen Miteinander von Denken, Mitempfinden und Bauchgefühlen zu kommen.

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Seitenzahl: 316

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Inhaltsverzeichnis
 
Einleitung
 
Theoretischer Teil
Der Kopf-Herz-Bauch-Mythos in den Kulturen – Aller guten Dinge sind drei.
Trimurti – die Dreiheit
Kopf, Herz und Bauch als Archetypen
Die Drei in den Religionen
Die Drei in der Alchemie
Die Drei in der Anthroposophie
Die Drei im Yoga
Funktionstypen nach C. G. Jung
Das Enneagramm als Typenlehre
Tiefenpsychologie und Chakra-Lehre
Das Verständnis der Chakras aus der Sicht von C. G. Jung
Die sieben Chakras im Einzelnen
Die Tridosha-Lehre des Ayurveda
Der dreigeteilte Mensch
Die Vielheit und die Dreiheit
Wie die Dominanz gelebt wird
 
Praktischer Teil
Was Sie zum Umgang mit dem Buch wissen müssen
Die Dreiteilung auf symbolischer Ebene
Die Dreiteilung in Märchen und Mythos
Übungswege zur Harmonisierung
Mythos Kopf – Wissen ist Macht.
Der Kopf auf körperlicher und psychosomatischer Ebene
Der Kopf auf symbolischer Ebene
Der Kopf in Märchen, Mythos und Literatur
Der Kopf in seiner Grundfunktion
Der Kopf im alltäglichen Leben
Kopfdominanz mit Herz und Bauch in Einklang bringen
Tipps für den Alltag und Schlüsselfragen
Mythos Herz
Das Herz auf körperlicher und psychosomatischer Ebene
Das Herz auf symbolischer Ebene
Das Herz in Märchen und Mythos
Das Herz in seiner Grundfunktion
Das Herz im alltäglichen Leben
Herzdominanz mit Kopf und Bauch in Einklang bringen
Tipps für den Alltag und Schlüsselfragen
Mythos Bauch
Der Bauch auf körperlicher und psychosomatischer Ebene
Der Bauch auf symbolischer Ebene
Der Bauch in Märchen und Mythos
Der Bauch in seiner Grundfunktion
Der Bauch im alltäglichen Leben
Bauchdominanz mit Herz und Kopf in Einklang bringen
Tipps für den Alltag und Schlüsselfragen
Kopf, Herz und Bauch in der Partnerschaft
Die Partnerschaft in Märchen und Mythos
Die Aikido-Strategie in der Partnerschaft
Die Partnerschaft im täglichen Leben
Tipps für den Alltag
Trimurti – der ganze Mensch
Der ganze Mensch auf symbolischer Ebene
Der ganze Mensch im Märchen
Der ganze Mensch im Mythos
Der ganze Mensch im Alltag
Übungsteil
 
Nachwort
Literatur
Copyright
Einleitung
Dem griechischen Helden Kadmos wurde von Zeus Harmonia, die Tochter von Ares und Aphrodite, zur Frau gegeben. Dem Mythos zufolge erstarrten Kadmos und Harmonia später zu Stein. C. G. Jung deutete diesen Vorgang so, dass aus lauter Harmonie nichts mehr geschah. Offensichtlich brauchen wir ein gewisses Maß an Disharmonie und Spannung, um Weiterentwicklung zu gewährleisten.
In diesem Sinne kann man auch die Spannung verstehen, die sich etwa zwischen unseren körperlichen Bedürfnissen einerseits und vernünftigen Überlegungen andererseits oder zwischen logischem Denken einerseits und verwirrenden Gefühlen andererseits immer wieder aufbaut.
»Die drei« – Körper, Gefühl und Intellekt – ringen nicht nur im einzelnen Menschen um die Vorherrschaft, sondern spielen im menschlichen Miteinander überhaupt eine große Rolle. Ein Leben lang sind sie aufeinander angewiesen, von ihrem Zusammenwirken hängt unser Glück ab. Dennoch sind wir täglich damit konfrontiert, aus der Balance zu fallen und diese wieder zu finden. Schon ein Heißhunger kann die Gedanken völlig in seinen Bann ziehen und sie nur noch auf Nahrungsbeschaffung konzentrieren, auch wenn eigentlich konzentriertes Nachdenken anstünde. Und wer kennt nicht das Gefühl, verliebt zu sein und scheinbar weder Schlaf noch Essen zu brauchen. Auch von logischem Denken ist dann keine Spur mehr zu finden. Auf einer Konferenz internationaler Medizinwissenschaftler schockte einer der vortragenden Professoren das Auditorium, als er eine genaue Beschreibung einer Liebesszene aus »Lady Chatterley« vortrug. Dieser Roman von D. H. Lawrence gehört zu den bekanntesten Geschichten der erotischen Weltliteratur und beschreibt die Affäre, die sich zwischen der Frau eines englischen gelähmten Gutsbesitzers und dem Aufseher des Landguts entwickelt. Spöttisch bemerkte der Wissenschaftler, nachdem er das Gehörte noch ein paar Sekunden hatte nachwirken lassen: »Na, meine Damen und Herren, sind Sie immer noch davon überzeugt, dass wir nur von unserem Denken, von unserem Kopf bestimmt werden?« Damit wollte er seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf den nachfolgenden Vortrag vorbereiten, der sich mit der Beeinflussung des Immunsystems durch unterdrückte Emotionen oder nicht gelebte triebhafte Impulse beschäftigte.
Körperliche Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken sind die wesentlichen Erfahrungsbereiche des Menschen. Alles muss erfahren und die damit verbundenen Erkenntnisse müssen integriert werden. Kein Bereich darf ausgegrenzt, abgewertet oder vernachlässigt werden. Dabei ist es wichtig, sich der Gefahr der einseitigen Identifikation bewusst zu sein. Wenn ich mich nur mit meinen körperlichen Bedürfnissen identifiziere und mich damit über den Körper definiere, führt dieser Weg genauso in die Irre wie der Glaube, dass der Beweis für mein Sein das Denken wäre.
 
Dieses Buch dient nicht nur der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern es soll vor allem möglichst praxisnah aufzeigen, wie wir zu größerer Präsenz finden, indem wir ganzheitlich leben. Die vielen Beispiele aus meiner Praxis sollen Ihnen helfen, sich bewusst zu werden, auf welcher Ebene Sie und der Mensch, mit dem Sie gerade zu tun haben, agieren: eher aus einem körperlichen Bedürfnis heraus, aufgrund eines Gefühls oder aber aufgrund einer logischen Überlegung, die ohnehin immer auch ein Stück weit von Gefühlen beeinflusst wird.
In vielen Kulturen gilt folgende Dreiteilung:
• Der Bauch wird als Zentrum der körperlichen Ebene mit ihren lebendigen Impulsen und Trieben angesehen, als Zentrum des Instinkts und der damit verbundenen Kraft und Macht.
• Das Herz als Zentrum unserer Gefühle.
• Der Kopf als Zentrum des Intellekts.
 
In der hinduistischen Religion heißt es, dass die drei wichtigsten Gottheiten Brahma, Vishnu und Shiva, die Trimurti, in diesen drei Zentren wohnen: Brahma im Bauch, Vishnu in der Gegend des Herzens und Shiva im Kopf, im Gehirn. Darauf werde ich noch genauer eingehen.
Die Dreiteilung in Bauch, Herz und Kopf habe ich nicht nur übernommen, weil sie für die Erkenntnis hilfreich ist, sondern weil sie sich auch in der praktischen Arbeit sehr bewährt hat (zum Beispiel wenn es um Körper- oder Atemübungen geht, die je nachdem mehr im Brust- oder im Bauchraum wirken).
Während meiner langjährigen Praxis- und Seminartätigkeit konnte ich immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen dazu neigen, dominant auf einer der drei Ebenen wahrzunehmen und zu handeln: die einen instinktiv aus dem Bauch heraus, die anderen auf der Herzebene empathisch, ihre und die Gefühle des anderen wahrnehmend. Die Dritten schalten sofort den Kopf ein, d. h. sie begegnen einer Situation kritisch analysierend und überlegt. Die jeweils bevorzugte Ebene der Wahrnehmung und Reaktion wird immer vertrauter und sicherer, je öfter wir auf ihr agieren. Dies führt schließlich zu einem eingespielten Muster, das wie von selbst abläuft. Die dabei vernachlässigten Bereiche – beim Kopfmenschen Herz und Bauch, beim Bauchmenschen Kopf und Herz und beim Herzmenschen das Denken und der Instinkt – rücken dadurch immer mehr in den Hintergrund. Der Preis dafür, dass wir das Vertraute wählen und uns vor Ungewohntem scheuen, ist Einseitigkeit, die uns an der Entwicklung unseres gesamten Potenzials hindert.
Zu einer ähnlichen Erkenntnis, nämlich dass Menschen unterschiedlich wahrnehmen und reagieren, ist auch C. G. Jung gekommen. Er fasste die Unterschiede in Form von vier Funktionstypen zusammen, auf die ich später noch näher eingehen werde. Entsprechende Überlegungen in der Gehirnforschung wurden in einem so genannten »Hirn-Dominanz-Modell« zusammengefasst, das unter anderem der Arzt und Medizinjournalist Johannes Holler in seinem Buch »Das neue Gehirn« beschreibt. Dabei wird von einer gewissen Dominanz eines Gehirnteils ausgegangen, die angeboren sowie durch Erziehung beeinflusst ist.
Auch der Biologe und Verhaltensforscher Paul MacLean deutete nach dreißigjähriger Forschungsarbeit die drei Gehirnkomplexe als hierarchisch aufeinander aufbauende Bereiche. Das Stammhirn wird als Sitz der Instinkte und biologischen Erfahrungen bezeichnet, das Limbische System im Zwischenhirn als Sitz der Gefühle und das Großhirn als Ort des planenden Handelns und abstrakten Denkens. Auch wenn mir bewusst ist, dass Verallgemeinerung und das Zusammenfassen komplexer Inhalte immer auch Vereinfachung bedeutet, finde ich eine solche Dreiteilung hilfreich. Wir verstehen so leichter, wo wir »stark« sind und was wir eher vernachlässigen in unserem Leben. Gerade der Teil, den wir vernachlässigen, begegnet uns oft in unseren Partnern oder in den Situationen, in die wir immer wieder geraten. Ich finde es äußerst hilfreich, wenn ich mich daran erinnere, dass das Stammhirn oder, wie MacLean sagt, das Reptiliengehirn sich in unseren Bauch-Impulsen widerspiegelt. Vor allem im Straßenverkehr erkenne ich diese Ebene sehr leicht, wenn sich zwei Autofahrer zuerst ein Rennen liefern und sich dann aus den Autofenstern heraus in einer Art beschimpfen, als wären sie bereit, sich gegenseitig auf der Stelle zu verschlingen.
Das vorliegende Buch enthält ausführliche Beschreibungen der Ebenen bzw. Bereiche von Kopf, Herz und Bauch. Mit Hilfe von Übungen können Sie die eher vernachlässigte(n) Seite(n) stärken.
Ziel des Buches ist es, den Individuationsweg im Sinne C. G. Jungs, den eigenen Entwicklungsweg zu unterstützen, bei dem es vor allem um die Integration bisher weniger gelebter und um der Erreichung bestimmter Lebensziele willen vernachlässigter Persönlichkeitsanteile geht. Gleichzeitig soll dieses Buch dabei helfen, etwas gegen übermächtig gewordene einseitige Persönlichkeitsanteile zu tun. Bei einem Menschen, der zum Beispiel bis zur Mitte seines Lebens die meiste Kraft in die Entwicklung seiner Intelligenz und einer entsprechenden Machtposition in der Welt investiert hat, geht es in diesem Prozess darum, sein Herz und seine Gefühle zu entdecken; und das möglichst bevor ihn eine Herzerkrankung an diese Notwendigkeit erinnert. Für jemand anderen kann es wichtig sein, nach Jahren der Überbetonung des Gefühls und des Sorgens für andere eigene Gedanken und Ideen zu entwickeln und sie auch zu verfolgen. Der Individuationsweg soll dazu führen, dass der Mensch nicht mehr versucht, einem Bild von sich zu entsprechen und nicht nur danach zu handeln, was ihm Anerkennung in der Welt bringt. Ziel ist es, aus dem innersten Kern heraus zu leben, der alles umfasst: Bauch, Herz und Kopf, Körper, Gefühl und Intellekt, und dabei sowohl die Licht- wie die Schattenseite anzuschauen und anzunehmen. Erst wenn wir mit Kopf, Herz und Bauch leben, entwickeln wir echte Präsenz, die nicht mehr auf äußeren Statussymbolen und auf dem Bedürfnis, von allen geliebt zu werden, gründet. Daraus erst kann bewusstes und freiheitliches Denken und Handeln entstehen. Die Einseitigkeit macht uns zu Sklaven einer »Funktion«, mit allen damit verbundenen Problemen, auf die ich später eingehen werde. Die Gefahr, eine Harmonie zu erreichen, die zur Versteinerung führt, wie der griechische Mythos sagt, scheint mir hier nicht gegeben zu sein. Ich denke, das Leben selbst sorgt immer noch genug für kreatives Chaos.
Wenn ich in diesem Buch der Herzebene einen größeren Raum gebe, so deswegen, weil ich glaube, dass diese Qualität in unserer Zeit am meisten vernachlässigt und weniger geschätzt wird als die Qualitäten der Kopf- und Bauchebene, die eher Macht und Geld versprechen als die Qualitäten des Herzens. Wäre das anders, würde es gerechter zugehen auf der Welt, denn das Herz und die dadurch symbolisierte Liebe streben nach Gerechtigkeit und Ausgleich unter den Menschen, ohne die Frieden niemals verwirklicht werden kann. Der Philosoph André Görz hat die Fähigkeit zur Empfindung und vor allem die Fähigkeit zur Liebe als das größte Geschenk des Menschen überhaupt bezeichnet. Die Liebe, so sagte er, habe ihn überhaupt erst zu einem Menschen gemacht, der in der Lage war, die Spannungen und Unvereinbarkeiten in sich auszuhalten. Das Herz als Symbol für unsere Fähigkeit zu lieben ist es, das die Spannung zwischen Bauch und Kopf, zwischen Angst, Gier, Getriebensein und Informationsflut, zwischen gedanklicher Manipulation und Machtstreben überwinden kann. Mit Hilfe der Herzenergie kann die Lebens- und Schöpfungskraft des Bauches und die Intelligenz und Weisheit des Kopfes zu einer fruchtbaren Dreiheit werden, die wahrhaft den Namen »Trimurti«, Dreiheit der Götter, verdient.
Theoretischer Teil
Der Kopf-Herz-Bauch-Mythos in den Kulturen
Aller guten Dinge sind drei.

Trimurti – die Dreiheit

Die Drei scheint eine sehr wichtige Zahl für die Menschheit zu sein. Stellen Sie sich zwei Menschen vor, die sich gegenüberstehen. Jeder vertritt seine Auffassung zu einem wichtigen Thema. Es muss eine Entscheidung getroffen werden. Beide beharren auf ihrem Standpunkt, keiner will sich von seinem Platz bewegen. Da kommt ein Dritter hinzu. Er oder sie ist nun aufgefordert, beide Standpunkte anzuhören und sich entweder dem einen oder dem anderen Pol zuzuneigen oder aber einen dritten Standpunkt einzunehmen. Es kommt Bewegung in die Geschichte, eine Mehrheit kann entstehen, einer wird überstimmt.
Die Drei steht demnach für ein dynamisches Prinzip, etwas Neues geschieht. Am deutlichsten ist das sichtbar in der Beziehung Mann und Frau, aus der etwas Neues, etwas Drittes, nämlich ein Kind, entsteht. Dem Kind gehört die Zukunft, es kann weitergehen mit der Menschheit. Kein Wunder also, dass die Drei einen so hohen Stellenwert besitzt.

Kopf, Herz und Bauch als Archetypen

Die Dreiheit von Körper, Seele und Geist finden wir in allen Kulturen. Sie hat sich aus der Erfahrung heraus entwickelt, dass wir einen physischen Körper haben, mit all seinen natürlichen Vorgängen und Bedürfnissen. Dann erleben wir uns als ein Bündel von wechselnden Gefühlen, Wünschen, Sehnsüchten. Und wieder ein anderes Mal sind wir auf einen Gedanken konzentriert, erleben die Ruhe der Meditation oder einer geistigen Erfahrung. Dabei ist alles miteinander verwoben: Gedanken lösen Gefühle aus, Gefühle verändern körperliche Prozesse und umgekehrt. Die drei Bereiche können nie getrennt voneinander erfahren werden.
Kopf, Herz und Bauch entsprechen dem, was C. G. Jung als Archetypen, als Strukturelemente des Unbewussten, bezeichnete. Obwohl er diesen Begriff nicht erfunden hat, ist dieser doch durch Jungs Arbeiten populär geworden. Die Archetypen können sich auf die biologische Ebene beziehen: auf unseren Körper, auf die innere und äußere Natur, auf unsere Instinkte und Lebenstriebe. Die archetypischen Bilder, in denen sich diese Grundelemente des Lebens zeigen, können allerdings in jeder Zeit und jeder Kultur sehr unterschiedlich sein. Auch bestimmte Formen des seelischen Erlebens, wie Trauer und Freude, sind archetypisch, also allen Menschen eigen.
In vielen Kulturen gilt der Bauch als Symbol der körperlichen und instinkthaften Ebene, der auch für das Dunkle und Unbewusste steht. Archetypische Bilder, wie das Verschlungenwerden durch ein Meerungeheuer, in dessen Bauch man dann, wie Jonas, drei Tage verbringen muss, sprechen von dieser Angst. Das Unbewusste macht sich über Gefühlssymptome (Schmerz, Freude, Trauer, Ärger) deutlich und kann so analysiert, verstanden und integriert werden. Die Gefühle haben ihren Sitz im Herzen. Das Zentrum des Intellekts und des Bewusstseins wird natürlicherweise in den Kopf verlegt.
Eine weitere Dreiteilung findet sich bei Freud und seiner Beschreibung des Ich als Realitätsprinzip, des Es als Lustprinzip und des Über-Ich. Das Ich übernimmt die vermittelnde Position zwischen Es und Über-Ich. Auch bei diesem Modell lokalisiert man das Über-Ich im Kopf und das Es mit seiner Lustenergie oder Libido, die von sexuellen und aggressiven Wünschen und Trieben beherrscht wird, im Bauch. Der Platz des vermittelnden Realitäts-Ichs ist der Bereich dazwischen, also der Herzbereich.

Die Drei in den Religionen

Die Drei gilt von alters her als göttliche Zahl. Beginnen wir bei der christlichen Religion, so finden wir eine Dreiheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Der Vater entspricht dem schöpferischen Willensprinzip, der Sohn der Liebe und der Heilige Geist dem Intellekt- oder Geistprinzip. Maria, die Mutter, symbolisiert das körperliche Prinzip, das vom Geist befruchtet wird; unter ihrem Herzen trägt sie das göttliche Kind.
Die Mystiker des Christentums beschreiben häufig ein Herz oder sogar ein blutendes Herz als Symbol für Christus, während der Geist in Form einer Taube oder einer Feuerzunge über dem Kopf oder auch im Bereich des Gehirns dargestellt wird. Weitere Dreiergruppen des Christentums finden wir in der Heiligen Familie – Josef, Maria und Jesuskind – oder in den Heiligen Drei Königen. Bei der im Mittelalter hoch verehrten Anna Selbdritt, der Heiligen Anna in Verbindung mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind, finden wir die Drei schon im Namen: Anna symbolisiert in dieser Gruppe das mütterliche, strukturierende, körperliche Prinzip, Maria steht für Herz und Gefühl und das Jesuskind für den Geist. Christus wird – ähnlich wie Buddha – als eine Verkörperung des voll entwickelten göttlichen Menschen betrachtet, in dem alle Kräfte vereint sind.
Wie bereits in der Einleitung angedeutet, haben im Hinduismus die drei Hauptgötter ihren Sitz auch im menschlichen Körper: Brahma der Weltschöpfer im Bauch, Vishnu der Erhalter und Gott des Mitgefühls im Herzen, Shiva der Zerstörer im Kopf. Da der Bauch der Körperbereich ist, in dem Menschen gezeugt und während der Schwangerschaft getragen werden, ist es nur natürlich, dass der Weltenschöpfer hier seinen Platz hat. Vishnu, der menschenfreundliche Aspekt des Göttlichen, wohnt im Herzen. In der heiligen Schrift des Hinduismus, der Bhagavadgita, heißt es, dass Vishnu sich immer dann auf der Erde inkarniert, wenn die Menschen seine Hilfe am dringendsten benötigen. Krishna, die bekannteste Inkarnation des Gottes Vishnu, wird auch heute noch in Indien am meisten verehrt, weil er, der selbst unter armen Hirtenmädchen aufgewachsen ist, die Menschen kennt und liebt. Shiva wohnt im Gehirn. Hier hat der Zweifel seinen Platz, das zerteilende, bewertende, abgrenzende und zerstörende Prinzip. So ist es nicht verwunderlich, dass wohl die größten Intelligenzleistungen des Menschen, die ihren vorläufigen Höhepunkt in der Entwicklung der Atombombe haben, der Herstellung von Waffen dienten. Aber Shiva ist auch der Gott, der durch seine Zerstörung die Entwicklung in Gang hält, ganz nach dem Motto des Mephisto in Goethes Faust: »Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft.«
Eine klare Dreiteilung kennen wir auch aus der ägyptischen Mythologie: Isis, die Muttergottheit, Osiris, der Vater, und Horus, das göttliche Kind. In der altägyptischen Antlitzdiagnose findet sich diese Dreiteilung im Gesicht wieder: Die Kinnpartie entspricht dem Körperprinzip, die mittlere dem Gefühlsleben und die Stirnpartie dem Intellekt oder Geistprinzip.
In den Naturreligionen finden wir eine Dreiteilung, die zunächst auf die Lebenszyklen Wachsen, Reifen und Ernten, Vergehen bezogen war. Diese Dreiteilung spiegelt sich im zunehmenden Mond, im Vollmond und im abnehmenden Mond wider. Verkörpert wurde diese Dreifaltigkeit durch die Jungfraugöttin, die Fruchtbarkeitsgöttin und die Todesgöttin, die häufig als alte Frau dargestellt wurde.

Die Drei in der Alchemie

In der Alchemie, der mittelalterlichen Lehre von der Veredelung der Materie und des Menschen, die letztlich zur Unsterblichkeit führen soll, wird die Dreiteilung zur wichtigen Arbeitshypothese. Die Grundbestandteile der Prima materia, die in der Pflanzenalchemie als Sal, Sulfur und Merkur bezeichnet werden, müssen in drei Schritten zerlegt und wieder zusammengeführt werden. Dabei wird die Pflanze von der grobstofflichen materiellen Ebene bis zur feinstofflichen Ebene, aus der dann das Heilmittel entsteht, gewandelt. Die Alchemie hatte auch immer eine psychische Dimension, die zu einer Verwandlung des Alchemisten führt, der damit selbst zum Heilmittel wird.
Die drei Stufen des Prozesses sind
1. Trennung – Schwärzung: In dieser Phase des Prozesses muss man sich seinen Schattenseiten stellen. Kennzeichnend sind Angst und Depression, Hass und Eifersucht, Gefühle von Verlassenheit und Einsamkeit.
2. Reinigung – Purifikation: Dieser Schritt führt von den wechselnden Emotionen zum tiefen, echten Gefühl, das den Menschen weicher und empfänglicher, vor allem mitfühlender mit allen Kreaturen macht.
Im Mittelpunkt dieser Reinigung steht die so genannte Weißung, die Abwaschung der Seele, die mehrmals wiederholt wird. Der weiße Stein, der diese Phase symbolisiert, bedeutet Reinheit des Herzens und echte Liebe. Der Alchemist, so heißt es, besitzt jetzt genügend Stärke, um der Glut des Feuers zu widerstehen.
Auf psychologischer Ebene könnte man sagen, der Mensch ist jetzt stark genug, um sich nicht leichtfertig hinreißen zu lassen und weder den Boden unter den Füßen noch seine Mitte zu verlieren. Er kann die spirituelle Energie in sich aufnehmen, ohne sich verführen oder zur Arroganz verleiten zu lassen. Das Fixe ist flüchtig und das Flüchtige fix geworden.
3. Wiederzusammenführung – Koagulation: Auf der seelischen Ebene ist diese Stufe das Ziel des menschlichen Entwicklungsweges. Alle Anteile können integriert werden. Der Ausgleich ist geschaffen, der Mensch ist in sich geeint, in Harmonie mit seiner Mitwelt und verbunden mit dem Göttlichen.

Die Drei in der Anthroposophie

Rudolf Steiner (1861-1925) hat seine gesamte Lehre auf der Dreiteilung aufgebaut. Er schreibt über die Dreiheit des Menschen: »Das Erste sind die Gegenstände, von denen ihm durch die Tore seiner Sinne fortwährend Kunde zufließt, die er tastet, riecht, schmeckt, hört und sieht. Das Zweite sind die Eindrücke, die sie auf ihn machen und die sich als sein Gefallen und Missfallen, sein Begehren oder Verabscheuen dadurch kennzeichnen, dass er das eine sympathisch, das andere antipathisch, das eine nützlich, das andere schädlich findet. Und das Dritte sind die Erkenntnisse, die er sich als ›gleichsam göttliches Wesen‹ über die Gegenstände erwirbt; es sind die Geheimnisse des Wirkens und Daseins dieser Gegenstände, die sich ihm enthüllen.« Die Anthroposophie stellt einen Erkenntnisweg dar, der dazu führt, dass der Mensch die verschiedenen Dimensionen der Wirklichkeit, die körperliche, seelische und geistige, als eine Ganzheit empfindet. Steiner vertrat mit Nachdruck den so genannten Dreigliederungsgedanken. Dabei ging er von den Grundfunktionen des Denkens, Fühlens und Wollens aus. Die körperliche Entsprechung des Vorstellens und Denkens sah er im Nerven-Sinnes-System, das vor allem durch das Gehirn, die im Kopf liegenden Organe (Sinnesorgane) und die Haut repräsentiert wird. Diese Organe brauchen besonders viel Ruhe und eine gemäßigte Temperatur, den bekannten »kühlen Kopf«. Nach der Lehre Steiners herrschen hier die Kräfte der Verdichtung, der Verhärtung, der Sklerosierung vor. Erkennen und Wahrnehmen werden durch ein Opfer an Lebendigkeit und Vitalität erkauft. Hier zeigt sich deutlich die Nähe zur indischen Anschauung vom Sitz Shivas im Gehirn.
Die Sphäre des Wollens, der so genannte Lebenspol, befindet sich im Bauch, im Bereich der Verdauung, des Aufbaus, der Stoffumsetzung und Reproduktion. Im Gegensatz zur Kühle des Kopfes ist hier Wärme. Hier herrschen die Kräfte der Auflösung und Umwandlung. Es ist der Bereich des Unbewussten, der im Stoffwechsel- und Gliedmaßen-System seinen Ausdruck findet.
Zwischen den beiden Polen, die sich oben und unten, im Kopf und im Bauch, befinden, liegt der Zwischenbereich von Herz und Lunge. Die Vorgänge in Herz und Kreislauf, in der Lunge und im Atmungssystem sind durch rhythmisches, vermittelndes Geschehen zwischen oben und unten, Kopf und Bauch bestimmt. Es ist die Ebene des Fühlens, die sehr stark mit der Atmung verbunden ist. »Die Seele erlebt fühlend, indem sie sich dabei ähnlich auf den Atemrhythmus stützt wie im Vorstellen auf die Nervenvorgänge. Und bezüglich des Wollens findet man, dass dies sich in ähnlicher Art stützt auf Stoffwechselvorgänge.«
Die Anthroposophie zeigt auf allen Ebenen, vom Schulsystem oder Ackerbau, von der Ernährung bis zur Bewegungslehre der Eurythmie, Möglichkeiten auf, wie man diese drei Bereiche im persönlichen Leben und im Leben der Gemeinschaft entwickeln, gesund erhalten und harmonisieren kann.

Die Drei im Yoga

Der Yoga-Weg basiert auf der Erkenntnis der Dreiteilung und der damit verbundenen Notwendigkeit der Verbindung von Kopf, Herz und Bauch, die für Denken, Fühlen und Handeln stehen. Keine der drei Ebenen des Menschen darf vernachlässigt werden. Entwicklung im Sinne des Yoga ist immer ganzheitlich.
Wenden wir uns den Quellen des Yoga zu, müssen wir unseren Blick ins alte Indien zurückschweifen lassen. Bereits in vorchristlichen Jahrhunderten finden wir in den Veden, den Weisheitsschriften der Inder, Hinweise auf den Yoga-Weg.
Vor allem der Atharveda handelt von Medizin und Wissenschaft. Hier finden sich die ersten medizinischen Texte der Ayurveda-Medizin sowie Aussagen zur Yoga-Lehre.
Das indische Sanskrit-Wort Yoga bedeutet »Joch«. Das Ochsenjoch, ein Bild aus dem täglichen Leben, stand hierfür Pate, um den Sinn des Yoga-Weges anschaulich zu machen. Die Verbindung wird damit als wesentliches Element des Yoga gezeigt. So wie das Joch zwei Ochsen miteinander verbindet und diese mit dem Wagen, sollen wir uns verbunden fühlen: mit unserem Körper, unseren Gefühlen und unserem Denken. Erst die Einheit macht die Erfahrung eines inneren Selbst, einer echten Intuition und inneren Führung möglich. Aus dieser stabilen inneren Mitte heraus können wir den wechselhaften Geschehnissen des Lebens mit echtem Selbstbewusstsein begegnen.
Mit den 195 stichwortartigen Sutras (Leitfaden) beginnt die klassische Yoga-Tradition vor etwa 2000 Jahren. Der indische Gelehrte Patañjali (genaue Lebensdaten existieren nicht) beschreibt darin den »Achtstufigen Yoga-Pfad«. Obwohl dieser Text im Laufe der Jahrhunderte vielfach neu interpretiert wurde, sind doch die beschriebenen acht Stufen noch heute für den Yoga-Weg maßgeblich.
Neben den allgemeinen Anweisungen für ein verantwortliches Leben in der Gemeinschaft und einen guten Umgang mit sich selbst (Yama und Niyama) finden wir sehr genaue Beschreibungen bzw. Anweisungen, wie Körper, Seele und Geist miteinander in Einklang zu bringen sind und alle Energien gleichermaßen genutzt werden können.
Am Anfang stehen die Körperübungen (Asana), die im Wesentlichen auf Dehnung und Kräftigung des Körpers sowie auf die Stärkung der Wirbelsäule und des gesamten Nervensystems ausgerichtet sind. Wesentlich ist dabei, dass die Körperübungen mit größter Achtsamkeit sowie mit gezielter Atemlenkung durchgeführt werden. So soll erreicht werden, dass alle Organe und Teile unseres Körpers unter bewusster geistiger Kontrolle optimal funktionieren.
Dadurch können wir nicht nur körperliche Prozesse gezielt positiv beeinflussen (zum Beispiel gesundheitliche Probleme beheben), sondern auch den Alterungsprozess deutlich verlangsamen. Ziel ist es, ein stabiles Körpergefühl zu entwickeln und die körperlichen Bedürfnisse weder zu unterdrücken noch sich von ihnen tyrannisieren zu lassen.
Die nächste Stufe (Pranayama) bedeutet Atemanhaltung und Lenkung des Atems. Der Atem wird als verbindendes Element zwischen Körper und Geist, zwischen dem einzelnen Menschen und seiner Umwelt verstanden. Er hat seinen Hauptsitz im Brustbereich, steht in enger Verbindung mit den Gefühlen und hat ebenso wie diese eine vermittelnde und verbindende Funktion.
Die nächste Stufe beschäftigt sich mit dem Zurückziehen der Sinne (Pratyahara). Die fünf Sinne werden im Yoga als »Tor zur Welt« bezeichnet. Sie vermitteln uns ununterbrochen die Eindrücke der Außenwelt. Indem wir die Sinne einziehen (wie eine Schildkröte ihre Glieder einzieht), wenden wir uns von der Außenwelt ab. Dies leitet über zur Konzentration (Dharana) und Meditation (Dhyana). Die Konzentration hat eine Bündelung und Zentrierung unserer Gedankenkräfte zum Ziel. Diese sollen durch Fokussierung intensiviert werden, wie Sonnenstrahlen, die durch ein Brennglas fallen. Die Meditation schließlich bringt das Erleben, in der eigenen Mitte, im eigenen Zentrum zu ruhen, um schließlich die Einheit mit allem zu erfahren. Diese Erfahrung wird als geistiges Erwachen beschrieben, durch das wir das hinter allem wirkende Prinzip des Lebens erkennen.
Am Ende steht Samadhi. Dieser Sanskritbegriff wird übersetzt mit »Einswerdung«, »Erwachen« oder »Erleuchtung«. Es gibt auf dieser Stufe keine Trennung mehr zwischen Innen und Außen, zwischen Mensch und Gott. Dies ist die Frucht der vorhergehenden Übungspraxis.
Es haben sich mehrere Yoga-Wege entwickelt, die im Wesentlichen der körperlichen, der seelischen und der geistigen Ebene zuzuordnen sind. Jeder soll sich den Yoga-Weg wählen, der ihm entspricht, so heißt es in der Bhagavadgita. Der Yoga-Weg über den Körper führt – intensiv gegangen – genauso zum Ziel der Einheit wie der über die Gefühle oder das Denken.
Bhakti-Yoga, Jnana-Yoga und Karma-Yoga sind die drei großen ursprünglichen Yoga-Wege. Aus ihnen heraus haben sich alle weiteren entwickelt.

Yoga-Wege

Bhakti-Yoga

Es ist der Weg des Herzens, der Weg der bedingungslosen Liebe, dem in der Bhagavadgita eine Art Vorrangstellung eingeräumt wird. Der Weg des Herzens erfordert große Kraft und Stärke und wird als der schwierigste Yoga-Weg angesehen. Ramakrishna oder Franz von Assisi kann man als Vertreter dieses Weges bezeichnen.

Jnana-Yoga

Diesen geistigen Yoga-Weg der Erkenntnis hat der große Weise Swami Vivekananda in seinen Schriften ausführlich dargelegt. Da es »nicht leicht ist, ein Philosoph zu werden«, gibt er genaue Anweisungen, welche Vorbereitung dafür notwendig ist: unstörbare Konzentration, Unbeeinflussbarkeit durch äußere Dinge, fester Glaube und ununterbrochene Übung, um das Denken zu beherrschen. Durch diese Disziplin in der Konzentration gelingt es dem Jnana-Yogi immer mehr, das Vergängliche vom Unvergänglichen zu unterscheiden und zum wahren Kern alles Existierenden vorzudringen.

Karma Yoga

ist der Weg des rechten Handelns. Der Karma-Yogi soll seine Arbeit verrichten, ohne sich um Erfolg oder Misserfolg, um Anerkennung oder Ablehnung zu kümmern. Sein Tun entsteht aus dem Wissen um das Karma, das heißt aus der Kenntnis von Ursache und Wirkung. Die Verbindung dieses Wissens mit dem daraus entstehenden richtigen Tun führt zur Vollendung. Egoistisches Handeln, etwa um des eigenen Vorteils oder um irgendeiner Anerkennung willen, macht den Menschen unfrei und bindet ihn an ein negatives Karma.

Raja-Yoga

Im Raja-Yoga, dem königlichen Yoga-Weg, wie er im Achtstufigen Pfad von Patañjali beschrieben wird, sind alle Wege zusammengefasst. Von ihm heißt es in den Schriften, dass er die größte Willenskraft und Konzentration erfordert, weil die Entwicklung auf allen Ebenen, der körperlichen, emotionalen und mentalen, gleichermaßen stattfinden muss.

Tantra-Yoga, die Verbindung

Eine verbindende Stellung nimmt auch der Tantra-Yoga ein. Das Wort Tantra heißt »Gewebe« und meint die enge Verbindung alles Existierenden – alles ist wie in einem Gewebe miteinander verwoben. Der Tantrismus, der sich etwa im 7. Jahrhundert entwickelte, breitete sich in ganz Indien und vor allem in Tibet aus. Er empfiehlt die Hinwendung zur Welt. Der Mensch muss durch die Natur hindurchgehen und nicht sich von ihr abkehren, wenn er in Kontakt mit dem Überirdischen kommen will. Der menschliche Körper ist für den Tantriker nicht mehr in erster Linie Quelle von Leid, sondern ein wertvolles »Gefährt«. Der Weg zur Befreiung von Leid (Dukha) erfordert hier nicht Weltabgewandtheit und Askese, sondern das Tätigsein in dieser Welt. Bhoga, der Genuss, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Er hilft uns, die Ausdehnung unserer Energie zu fördern, die bis hin zur Vereinigung mit dem Göttlichen reichen soll. Der Genuss gilt damit genauso als Weg der Befreiung wie die Askese in anderen Yoga-Richtungen.
Die wichtigste Gottheit ist eine Göttin, Shakti, die Muttergottheit und Partnerin Shivas. Aus ihr entspringt alles Leben, sie verkörpert den ständigen Wandel, das Sterben und Neuwerden. Shakti, auch Prakriti genannt, ist die Materie, die sich in ihren zahllosen Erscheinungsformen zeigt und ewig wandelbar ist, Shiva, auch Purusha genannt, ist der ewig gleich bleibende Geist. Erst wenn Shiva und Shakti sich vereinen, kann neues Leben entstehen. Die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane Yoni und Lingam symbolisieren diese Kraft. Andere Symbole sind das nach unten gerichtete Dreieck für die weibliche und das nach oben zeigende für die männliche Kraft. Die rituelle Vereinigung zwischen Shiva und Shakti im Geschlechtsakt wird nur in einer Linie des tantrischen Buddhismus tatsächlich vollzogen. Ansonsten handelt es sich meist um Visualisierungs- und Atemübungen, um in dieser innerlich vollzogenen Vereinigung zu höheren Bewusstseinszuständen zu gelangen. In der Regel waren diese Rituale streng geheim und wurden nur in entsprechenden Schulen weitergegeben.

Hatha-Yoga, der Körperweg

Hatha-Yoga ist die Bezeichnung für den reinen Körper-Yoga. Er hat seine Wurzeln im Tantra-Yoga. Ziel ist es, den Körper zu kräftigen und gleichzeitig beweglich und durchlässig zu erhalten. Die Harmonie in der ständig wechselnden Aktivität zwischen dem entspannenden Pol des Nervensystems (Parasympathikus) und dem aktivierenden (Sympathikus) soll gestärkt werden. Bereits die gängigste Übersetzung von »Hatha« deutet auf diese Verbindung hin: Ha, Sonne, und Tha, Mond, sollen miteinander in Einklang gebracht werden. Die Erfahrung der Einheit im eigenen Körper soll zu einer Erfahrung der Einheit im Kosmos führen (wie oben so unten, wie innen so außen).

Funktionstypen nach C. G. Jung

Die Typenlehre beschreibt primär nicht das Individuum, sondern Gruppen von Individuen, die typische Merkmale aufweisen. Dabei ging Jung von vier psychischen Grundfunktionen aus, die dem Menschen mitgegeben sind, damit seine Seele den Anforderungen des Lebens begegnen kann. Dabei gibt es immer eine vorherrschende Funktion und eine, die mehr im Schatten liegt.
Die Teilaspekte der Psyche scheinen inhaltlich ohne Wertung aufeinander aufzubauen: von der körperlich-materiellen Ebene bis zur immateriellen Ebene der Intuition. Somatisches Empfinden bezeichnete Jung als die Urform von Bewusstsein, bezogen auf den Körper; es ist außerdem der Zugang zum kollektiven Unbewussten. Fühlen reicht über den Körper hinaus, es dient dem Ich-Erleben und stellt die Verbindung zur Außenwelt her. Denken entspricht dem, was wir unter Bewusstsein verstehen. Die Intuition vertieft die Möglichkeiten der Bewusstwerdung in den Bereich des Verborgenen hinein.

Die Grundfunktionen und ihre Beziehung zu Bauch, Herz und Kopf

In unserer Dreiteilung können wir die Empfindung als körperbezogene Grundfunktion dem Bauch, das Gefühl als psychische Grundfunktion dem Herzen und das Denken als mentale und kognitive Funktion dem Kopf zuordnen. Die Intuition bezeichnet Jung als vierte Grundfunktion und als Brücke zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten. In dem System der Dreiteilung, das diesem Buch zugrunde liegt, wird die Intuition der Ganzheit Mensch zugeordnet, für die Jung den Begriff »Conjunctio/Vereinigung« wählte. Nach meiner Erfahrung basiert Intuition auf der Fähigkeit, mit Körper, Gefühl und Verstand im Einklang zu sein. Jede Grundfunktion umfasst eine kennzeichnende Art der Wahrnehmung, ist Orientierungshilfe und hat ein höchst spezifisches Spektrum von Reaktionen und Verhaltensweisen. Die Grundfunktionen sollen im Folgenden stichwortartig dargestellt werden:

Grundfunktion Empfinden (Bauch)

• Verlässliche Signale der Körperintelligenz (der Körper sagt, ob alles im Lot ist).
• Bezieht sich auf das Sichtbare und Spürbare, jenseits von Abstraktion.
• Neutraler Sinneseindruck steht im Vordergrund (zum Beispiel Hunger, Frieren, Müdigkeit, Sattsein, das Gefühl, sauber zu sein, sexuelle Empfindungen).
• Schnelle Wahrnehmung auf der Körperebene und auch Ausdruck auf der Körperebene (zum Beispiel durch Körpersprache).
• Schnelle instinktive und triebhafte Reaktion (Angriff, Wut, Aggression, Flucht).
• Intentions- und Drangcharakter melden Wohlbefinden und Befriedigung.
• Konträr zu jedem Ahnen und Deuten.
• Geringe Variationsbreite, die Steuerung muss nicht lange wählen, welche Sicherungs- und Abwehrmechanismen hier am Platz sind.
• Empfindungen sind in gewisser Weise »uniform« und haben Anschluss an kollektive Urerfahrungen (Terrain sichern, Überleben sichern, den anderen instinktiv feindlich oder freundlich einschätzen) und an die Vergangenheit des Individuums und die gesamte Art.

Grundfunktion Fühlen (Herz)

• Gefühle werden zum wesentlichen Faktor des Ich-Erlebens und für die Bewusstwerdung des Ichs überhaupt.
• Die Impulse des Fühlens heißen Lust-Unlust, Freude-Leid, Sympathie-Antipathie.
• Gefühle wallen auf, steigen empor, haben etwas Kraftvolles an sich und wollen ausgedrückt werden.
• Das Ich erlangt ein Gefühl für die eigene Kraft und für den Platz, den es einnimmt, und auch für seine Grenzen.
• Die Impulsivität verleiht eine subjektive Unbeirrbarkeit und Treffsicherheit.
• Fühlen geht immer vom Ich aus; die persönliche Vorliebe und Abneigung sind Maßstab dafür, ob man begrüßt oder bekämpft, was einem begegnet.
• Gefühle haben immer mit dem Augenblick zu tun; die wechselnden Gefühle fordern eine ständige Anpassung an die jeweilige Situation und bedeuten damit Antrieb zur psychischen Elastizität und persönlichen Weiterentwicklung.
• Schwankungen des Gefühls bringen Kraft und die Gabe der Anpassung bei Gefahr.
• Die Unlogik des Fühlens ist Gabe und Gefahr gleichzeitig.

Grundfunktion Denken (Kopf)

• Das erkennende Denken reicht weiter als das Gefühl, da es uns befähigt, auch auf solche Aufgaben zu reagieren, die über den Moment hinausreichen.
• Denken gründet auf Erfahrungswerten, die durchschaut, systematisiert und als Gesetzmäßigkeit eingeordnet werden.
• Denken bedeutet Herrschaft mittels Erkenntnis.
• Teil und Teilen sind Schlüsselwörter des Denkens.
• Teilendes und logisch betrachtendes Denken kann den eigenen Vorteil sehr gut erkennen und die entsprechenden Schritte voraussehen, die zur Erlangung dieses Ziels notwendig sind.
• Das Geheimnis der Machtausübung ist: Teilen und Herrschen. Nutzen und Erfolg liegen auf Seiten dessen, dem es gelingt, das Gegenüber in allen Lebensbereichen zu zerteilen (Zersplittern einer Feindesfront, Analysieren eines Menschen oder Lösen eines Problems).
• Begreifen und Verstehen führen zu einer Antwort mit einer eigenen Idee.
• Das erkennende Denken reicht über den Ich-Kreis hinaus; damit ist Denken ein Akt der Abstrahierung. Es ermöglicht Vorausberechnung, Planung und Entwürfe (einen Wurf in die Zukunft). Das Gesetz von Ursache und Wirkung kann erkannt und in die Planung einbezogen werden.
• Trennung und Unterscheidung zwischen Ich und dem, womit es konfrontiert ist.
• Die Gabe des Teilens sollte dazu dienen, dass alle Güter aufgeteilt und verteilt werden; sie sollten zur Partnerschaft und zum Teilnehmen führen, zu sozialer Bindung.
• Im Bereich des abstrakten Denkens liegt die größte Freiheit des Menschen, aber auch eine große Gefahr.

Grundfunktion Intuieren (Ganzheit Mensch)

• Die Fähigkeit, unter die Oberfläche der Dinge zu schauen oder Deutungen zu finden, die über den oberflächlichen Eindruck hinausgehen.
• Es ist eine Form der Wahrnehmung, die Fähigkeit, Verborgenes zu enthüllen und bewusst zu machen.
• Die vornehmste Brücke zwischen Bewusstsein und Unbewusstem.
• Innere Gewissheit, sie sucht die Botschaft, die von den Dingen ausgeht, nicht die Dinge selbst.
• Eingebungen, blitzartige Botschaften, untrügliches Ahnen.
• Reicht weiter als die anderen psychischen Fähigkeiten des Menschen.
• Sehnsucht nach Verborgenem.
• Spiritueller Bereich.

Das Enneagramm als Typenlehre

Nach der Enneagramm-Typologie verfügt jeder Mensch über drei Intelligenzzentren: Kopf (Verstand, Ratio), Herz (Emotionen) und Bauch (Instinkt). Ausgangspunkt dafür ist die Dreiteilung des Gehirns in das so genannte Reptilienhirn, das Limbische System und das Großhirn. Menschliches Leben ist von der Kooperation dieser verschiedenen Gehirnteile und ihren Funktionen Denken-Fühlen-Handeln abhängig. Die Dreiteilung in der Typenlehre des Enneagramms geht davon aus, dass jeder Mensch in einem dieser drei Bereiche eine angeborene und/oder erworbene Dominanz besitzt.
Die nachfolgende Beschreibung der Bauch-, Herz- und Kopfmenschen gibt nur einen sehr groben Überblick über die einzelnen Typen. Dennoch werden Sie sich in der einen oder anderen Beschreibung wiederfinden bzw. erkennen, welches Potenzial noch mehr zu entwickeln ist.

Bauchmenschen

Sie zeichnen sich durch ein Urvertrauen zu den urtümlichen Empfindungen aus, wie sie durch das Reptilienhirn repräsentiert werden. Ihre »Instinkt-Sensoren« sind ständig ausgefahren, damit sie schnell und ohne langes Hinterfragen reagieren können. Allerdings sind die Möglichkeiten des Wahrnehmens und Handelns begrenzt.

Typ 1 – der Perfektionist und Reformer

Das Selbstbild dieser Menschen heißt: »Ich bin brav, ich bin ein Musterkind, ich bin nicht egoistisch und böse oder wütend.« Aufgabe dieses Typs ist es, die wahren Gefühle zu entdecken und zuzugeben. Weil er sein Ziel, vollkommen zu sein, nie erreicht, neigt er zu Ärger und Wut über die Unvollkommenheit der Welt, was sich darin zeigt, dass er andere schnell bewertet und abwertet. Diese Menschen müssen aufhören, so viel von »Wahrheit« und »Gerechtigkeit« zu sprechen, vielmehr sollten sie sich ihre eigene Wut eingestehen, die sie meist nicht wirklich zulassen können.
Wenn es ihnen gelingt, nicht mehr alles in Gut und Böse zu unterteilen, in Gebote und Verbote, sondern die Dinge einfach zu lassen, wie sie sind, gelangen sie zu wirklicher innerer Gelassenheit.

Typ 8 – der Chef, der Herausforderer, der Führer

Dieser Typ ist kaum zu übersehen. Er verfügt über Macht und Einfluss und neigt dazu, mit seinem immens großen Energiepotenzial alles zu übertreiben. Er liebt die Konfrontation, und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich in Form von Angriffen anderen nähert. Er selbst versteht oft nicht, warum andere dieses Angebot zur Auseinandersetzung nicht annehmen, gewinnt er selbst dadurch doch Energie. Schon als Kind hat er keine Angst davor, unangepasst und sogar böse zu sein.
Vor allem, wenn es gilt, Schwächere zu schützen, wird er zum leidenschaftlichen Kämpfer für die Gerechtigkeit. Wenn er diese Leidenschaft mit dem Herzen verbinden und sich so für das Leben einsetzen kann, bringt er Entwicklungen in der Menschheit entscheidend voran.

Typ 9 – der Vermittler und Friedensstifter