Yoga jeden Tag - Anna Elisabeth Röcker - E-Book

Yoga jeden Tag E-Book

Anna Elisabeth Röcker

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  • Herausgeber: Irisiana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Energie für Körper, Geist und Seele

Jeden Tag bewusst erleben

Anna Elisabeth Röcker nimmt die Leser im Gewirr der verschiedenen Yoga-Richtungen an die Hand. Sie erklärt, welche Richtung sich für ihre individuellen Bedürfnisse eignet und welche speziellen Yoga-Übungen sie konkret für einen bestimmten körperlichen, seelischen oder mentalen Zustand anwenden können. Ein kurzer Überblick über die einzelnen Yoga-Richtungen zeigt, woher diese stammen und was die Leser erwartet, wenn sie sich dieser Yoga-Richtung zuwenden. Ein neues Standardwerk der renommierten Autorin Anna Elisabeth Röcker.

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Seitenzahl: 181

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Inhaltsverzeichnis
 
Vorwort
Einleitung
 
Die Philosophie des Yoga
Die Wurzeln
Die Vedas im Überblick
Yoga-Wege
Der Achtstufige Pfad des Patanjali
 
Copyright
Vorwort
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Buch möchte ich Ihnen einen Yoga-Ratgeber an die Hand geben, mit dessen Hilfe Sie sich sowohl mit dieser wundervollen alten Weisheitslehre vertraut machen als auch ein eigenes tägliches Übungsprogramm erarbeiten können. Die einzelnen Körper- und Atemübungen werden Schritt für Schritt und leicht nachvollziehbar erklärt. Dabei finden Sie Hinweise auf deren Wirkung auf körperlicher, emotionaler und auch mentaler Ebene. Damit ist das Buch auch für fortgeschrittene Yoga-Übende geeignet, die ihre Kenntnisse vertiefen und neue Aspekte der jeweiligen Übungen kennenlernen wollen.
Im letzten Teil finden Sie Themen wie »Die heilenden Laute des Yoga« oder »Yoga und Musik«, die ebenfalls für Anfänger und fortgeschrittene Yogis geeignet sind.
Übrigens habe ich um der einfachen Lesbarkeit willen nur die männliche Form der Anrede gewählt, natürlich sind in jedem Fall weibliche und männliche Übende gemeint.
Einleitung
 
 
 
 
Immer mehr Menschen erleben in unserer Zeit die wohltuende Wirkung des Yoga. Die Yoga-Praxis mit ihren vielfältigen Körper-, Atem-, Konzentrations- und Meditationsübungen ist längst zum wichtigen Bestandteil im Alltag vieler Menschen geworden. Die moderne Naturwissenschaft unterstützt dies, indem sie mit ihren immer feineren Messmethoden die positive Wirkung der Übungen auf das Nervensystem, das Immunsystem und auf die gesamte körperlich-seelische Gesundheit des Menschen nachweist. Kein anderes System verbindet Körper-, Atem-, Konzentrations- und Meditationsübungen in so genialer Weise und bietet damit auf allen Ebenen und für alle Bereiche des Lebens Entwicklungsmöglichkeiten und Strategien zur Problemlösung:
■ Yoga-Asanas (Körperübungen) halten fit und beweglich. Mit den vielfältigen Yoga-Haltungen kann Problemen und Krankheiten vorgebeugt werden und können bestehende Symptome gelindert werden. Yoga-Übungen harmonisieren das Nervensystem und bauen Stress ab. In Verbindung mit speziellen Atemübungen schulen sie Wahrnehmung und Liebe für den eigenen Körper.
■ Auf der psychischen Ebene unterstützt das ganze Spektrum von Übungen den positiven Umgang mit Ängsten, Sorgen, depressiven Verstimmungen und Trauer. Yoga-Übungen stärken Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
■ Auf der mentalen Ebene führen Yoga-Übungen zu einer Harmonisierung des Nervensystems, zur Beruhigung der ständigen Gedankenaktivität, zu einer verbesserten Konzentration und damit zu einem klaren und wachen Verstand.
■ Die Beschäftigung mit den Weisheitsschriften des Yoga wirkt sich positiv auf den Geist aus. Um diese Schriften zu verstehen, müssen Verstand, logisches Denken und Intuition gleichermaßen eingesetzt werden. Sie helfen uns, das Leben und seine Geheimnisse besser zu verstehen und Vertrauen zu entwickeln in die kosmischen Gesetze.
Yoga jeden Tag bietet Ihnen praxiserprobte Anleitungen zu Übungen aus allen Bereichen des Yoga, um das Leben in seinem ganzen Reichtum zu entfalten. Jede Körperübung ist mit einem Hinweis versehen, wann sie sich besonders eignet und bei welchen Problemen Sie diese Übung eher vermeiden sollten. Ein nächstes Kapitel beschäftigt sich mit der Wirkung des Yoga auf Körper, Seele und Geist. Hier finden Sie einige Hinweise auf Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung, die alte Yoga-Weisheiten in großem Umfang bestätigen.
 
Im anschließenden Yoga-Special werden Sonderthemen vorgestellt:
■ Yoga und Psyche - mit konkreten Hinweisen zum Umgang mit Angst, mangelnder Abgrenzungsfähigkeit und weiteren wichtigen Themen.
■ Yoga Nidra - eine Übungsmethode aus dem Tantra-Yoga. Yoga Nidra umfasst Tiefenentspannung, Energielenkung und eine Art innere Programmierung, mit deren Hilfe Ziele erreicht und der eigene Wille gestärkt werden kann.
■ Yoga und Musik - mit Informationen über die Wirkung von Musik auf den Körper und über die Verbindung von Yoga und Musik.
■ Die heilenden Laute des Yoga - die sieben vorgestellten Übungen stellen ein abgeschlossenes Yoga-Programm dar, das Sie ganz leicht in den Tagesablauf integrieren oder als Morgenritual gestalten können. Die Vibrationen, die durch die Laute in Verbindung mit den Übungen ausgelöst werden, sorgen dafür, dass Blockaden sofort aufgelöst werden, noch bevor sie zu einem belastenden Symptom führen.
Es ist empfehlenswert, zunächst das Buch als Ganzes zu lesen, bevor Sie einige Kapitel auswählen, die für Sie von besonderer Bedeutung sind.
Am Ende des Buches finden Sie das Kapitel Yoga - jeden Tag, in dem Sie ein Vier-Wochen-Programm für Anfänger finden und einige wertvolle Tipps für den Alltag.
Das Buch ist für Anfänger und fortgeschrittene Yogis gleichermaßen geeignet. Für Anfänger gilt allerdings, dass die qualifizierte Anleitung, die Sie in einem Yoga-Kurs erfahren, durch kein Buch zu ersetzen und anfangs meist notwendig ist. Sollten im Lauf Ihrer Übungspraxis größere körperliche oder emotionale Beschwerden auftreten, empfehle ich Ihnen dringend, therapeutische Hilfe zu suchen.
Die wichtigsten Voraussetzungen, die Sie mitbringen müssen, um eine »Yogini« oder ein »Yogi« zu werden, sind Freude, Geduld und Disziplin. Echte Freude und die damit verbundene Kreativität, sein Leben selbst zu gestalten, wird nur erreicht durch Akzeptanz von Grenzen und die Bereitschaft, sich auch einmal zu überwinden, statt vorschnell aufzugeben und sich einer anderen Beschäftigung zuzuwenden.
Die Philosophie des Yoga
Die Philosophie des Yoga
O Gott, das Dasein beruht auf Stärke,Mut und Energie.
O Mächtiger, Du bist die Stärke selbst.Geh vorwärts, fürchte nichts, kämpfe.
Aus den Rigveda
 
 
Am besten lässt sich das Ziel des Yoga am Beispiel einer Parabel erklären, die in einer der großen Weisheitsschriften Indiens (in der Katha Upanishad) zu finden ist.
In dieser Geschichte gibt es eine Kutsche oder einen Wagen, zwei Pferde, die die Kutsche ziehen und einen Kutscher, der sie lenkt. Im Wagen sitzt ein Reisender, der ein bestimmtes Ziel anstrebt. Das Selbst des Menschen ist als dieser Reisende zu sehen, der Wagen oder die Kutsche ist unser Körper, die Pferde symbolisieren die nach außen gerichteten Sinne.
Wie es die Pferde ständig zu neuem Weideland zieht, werden wir angezogen von dem, was wir im Außen sehen. Wir entwickeln Gefühle und Wünsche, die uns in alle möglichen Richtungen ziehen. So besteht die Gefahr, dass wir immer mehr von unserem Weg abkommen. Der Kutscher oder Wagenlenker ist unser bewusstes Ich, die Zügel sind der Verstand. Die Aufgabe des Kutschers ist es, auf die Anweisungen des inneren Selbst zu hören, um zu wissen, wohin die Reise geht und um die Pferde in die notwendige Richtung lenken zu können.
Diese Geschichte entspricht der Vorstellung des Yoga, dass alles miteinander verbunden und aufeinander bezogen sein muss, wenn unser Leben gelingen soll. Was nützt es, wenn wir die Kutsche, sprich unseren Körper, in Ordnung halten, aber wenn die Pferde (unsere Gefühle) in verschiedene Richtungen ziehen oder gar nicht mehr zu bändigen sind. Das Töten der Pferde, unserer Trieb- und Gefühlsnatur, ist nicht die Lösung - wir müssen sie lenken. Das setzt allerdings voraus, dass der Kutscher (der bewusste Verstand) wach ist.
Er muss, nachdem er vom Reisenden (vom inneren Selbst) vernommen hat, wohin die Reise geht, die Zügel (die Willenskraft) in die Hand nehmen und das ganze Gefährt lenken. Diese Parabel zeigt, dass wir alles brauchen auf unserem Lebensweg: einen gesunden Körper, vitale Triebe und Gefühle, einen klaren Verstand, Willenskraft und die Bereitschaft, auf die innere Führung zu hören.
Das Sanskrit-Wort Yoga bedeutet in der wörtlichen Übersetzung »Joch«. Ein Joch spannt zwei Tiere gemeinsam vor einen Wagen oder einen Pflug. Yoga bedeutet demnach, eine Verbindung herzustellen und sie auf dem Weg zu nutzen. Die schmerzliche Erfahrung, wenn die Verbindung verloren gegangen ist, kennt jeder. Schon wenn wir unter einer Grippe leiden, merken wir, wie schwer es ist, positive und ausgeglichene Gefühle zu entwickeln oder gar konstruktiv über etwas nachzudenken. Wenn uns der liebste Mensch verlassen hat, spüren wir eine bodenlose Einsamkeit, fühlen uns verloren und alleingelassen. In sehr schweren Lebenskrisen fühlen wir uns im wahrsten Sinne »von Gott und der Welt verlassen.«
Genau da liegt die Bedeutung des Yoga-Weges. Mit seiner Hilfe können wir in Verbindung bleiben, zunächst in unserem eigenen Körper, mit unseren Gefühlen und Gedanken. Aber es geht auch um die Verbindung mit der Welt und mit unserem göttlichen Ursprung. So entsteht eine Ruhe und Ausrichtung der Gedanken und Gefühle auf ein Ziel, die nichts mit Starre oder »Totenstille« zu tun hat. Es ist eine kraftvolle Ruhe, die Patanjali am Beginn seiner Yoga-Sutras beschreibt: »Yoga ist das Zur-Ruhe-Kommen aller Aktivitäten« und, wie Patanjali fortfährt: »Dann ruht die Seele in sich selbst.«
Für mich ist dieser Weg in seiner Komplexität einmalig. Dazu kommt, dass er mit jeder religiösen Überzeugung zu verbinden ist, ja die eigene Religiosität vertieft.

Die Wurzeln

Wollen wir verstehen, warum Yoga über Jahrtausende und über Kontinente hinweg wirksam ist, müssen wir uns ein wenig mit der langen Geschichte indischer Weisheit und Spiritualität beschäftigen, die zur Basis des Yoga wurde. So verstehen wir, dass es sich nicht um eine kurzlebige Modeerscheinung handelt, sondern um eine der ältesten Weisheitslehren der Welt.
Im Rahmen einer der großen frühen Völkerwanderungen, etwa um die Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus, wanderten die sogenannten Arier (Arya, »Edle«) vermutlich aus dem heutigen europäischen Kulturraum in Indien ein und eroberten große Teile Nordindiens. Ab dem zwölften beziehungsweise elften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung übernahmen sie die herrschende kulturelle Rolle in Indien, wobei sich ihre Kultur mit der dort bereits vorhandenen Kultur vermischte. Ihre religiösen Vorstellungen hielten die Arier in den sogenannten Veden oder Veda fest, Überlieferungen, nach denen auch diese historische Periode - die vedische Periode - benannt ist. Veda bedeutet übersetzt »Wissen«. Die Texte wurden in vedischem Sanskrit verfasst, dem ältesten Stadium der indo-arischen Sprachen, der kultischen Sprache des alten Indiens. Noch heute ist Sanskrit in Indien Gelehrtensprache sowie heilige Sprache der Brahmanen und spielt als solche auch im Yoga eine große Rolle.

Die Vedas im Überblick

Der Rigveda hat in der Hauptsache mit der Bedeutung des Daseins und des Beitrags des Menschen zur Welt zu tun. Er beinhaltet vor allem Formen des Gebets.
Der Yajurveda lehrt uns, das Universum zu beherrschen. Besonderes Gewicht wird auf das Opfer und die entsprechenden Opferrituale gelegt.
Der Samaveda handelt von Musik. Er lehrt uns, auf welche Weise Musik unser strebendes Bewusstsein in höhere Sphären erheben kann.
Der Atharveda handelt von Medizin und Wissenschaft. Er lehrt uns, die Geister der niederen Gottheiten zu beherrschen und zeigt auf, wie wir uns vor üblen Geistern und zerstörerischen Wesen schützen können.
Das vedische Gebot
■ für den menschlichen Körper ist Reinheit - Reinheit innen und außen
■ für das menschliche vitale Wesen ist Gewaltlosigkeit - gerade dadurch erhält der Mensch seine größte Gelegenheit zu fühlen, dass er einer großen Familie angehört: dem Universum
■ für den menschlichen Verstand ist Wahrheit oder Wahrhaftigkeit - Wahrhaftigkeit allein kann zu einem Leben erleuchteter Göttlichkeit führen
■ für das menschliche Herz ist Hingabe an den Höchsten.
Die Upanishaden (Sanskrit »vertrauliche Belehrung«), deren älteste auf das sechste oder sogar siebte Jahrhundert vor Christus zurückgehen, stellen den letzten Abschnitt der vedischen Literatur dar. Sie bilden den spirituellen und philosophischen Höhepunkt des alten Indiens. Von ihrem geistigen Reichtum lebte die indische Spiritualität und Philosophie der Folgezeit bis in unsere Jahrhunderte. Die upanishadischen Lehren sprechen vor allem von einer unerschrockenen Haltung, mit der das Leben zu bewältigen ist.
Das Wesentliche des upanishadischen Denkens fasst die Bhagavad Gita in einem geschlossenen System zusammen. Die Bhagavad Gita, in der die verschiedenen Yoga-Wege zum ersten Mal beschrieben wurden, steht außerhalb des eigentlichen vedischen Schrifttums. Sie gehört formal zum sechsten Buch der Mahabarata, dem bekanntesten indischen Epenkreis (in unserer Kultur vergleichbar mit der Edda). Es wird die Geschichte eines Kampfes zwischen rechtmäßigen und unrechtmäßigen mythischen Prinzen beschrieben. Beide Parteien können sich dazu einen Beistand aussuchen. Arjuna wählt für seine Familie der rechtmäßigen Söhne Krishna, eine Inkarnation des Gottes Vishnu, die andere Seite wählt eine schlagkräftige Streitmacht. Als Arjuna seine Verwandten, Lehrer und Freunde vor sich in den Reihen der Feinde erblickt, zögert er gegen sie vorzugehen, wird unschlüssig und kleinmütig. Darauf folgt eine Belehrung durch Krishna, der ihn an seine Pflicht als Krieger erinnert und ihm die Philosophie des Handelns darlegt.
Die entsprechenden Deutungen dieses Werks weisen darauf hin, dass es hier weniger um einen äußeren als um einen inneren Kampf geht. Die vertrauten Verwandten sind all die Anteile, denen wir uns nicht stellen wollen - die bequemen vertrauten Muster, die wir nicht aufgeben wollen. Das Ziel des Yoga ist die Freiheit und die Erkenntnis, dass wir uns die eigenen »Gefängnisse« und Bindungen, die eigenen Ängste und Widerstände immer selbst schaffen. Die verschiedenen Yoga-Wege, die über reine Liebe, absichtsloses Tun oder reine Erkenntnis zu diesem Ziel führen, sollen nach der eigenen Veranlagung gewählt werden.

Yoga-Wege

Bhakti-Yoga

Der Bhakti-Yogi sieht seine Entwicklungsaufgabe darin, sich der Liebe zu aller Kreatur bedingungslos und rückhaltlos hinzugeben. Er braucht kein Ritual, kein Gottesbild, keine Tempel und keine Schriften, alle Begrenzungen und Bindungen fallen in der glühenden Liebe zu Gott. Damit überwindet er jede Angst.
Bhakti-Yoga, der Yoga der bedingungslosen Liebe, wird als die zuverlässigste und wirkungsvollste Form der Entwicklung angesehen, aber gleichzeitig auch als die schwierigste. Einer der bekanntesten Bhakti-Yogis ist Sri Ramaskrishna. Vergleichbare Arten der mystischen Frömmigkeit finden wir auch in unserem Kulturkreis, zum Beispiel bei Franz von Assisi, der die Liebe für die wichtigste Qualität des Menschen hielt.

Hatha-Yoga

ist die Bezeichnung für den auf den Körper ausgerichteten Weg. Die häufigste Übersetzung von Hatha heißt ha »Sonne« und tha »Mond«. Die Verbindung von Sonne und Mond, von männlicher und weiblicher Energie, Aktivität und Passivität ist eines der wesentlichen Ziele des Yoga. Der Körper soll gereinigt, von Stauungen befreit und harmonisiert werden. So soll der Geist freier werden und Klarheit und Erkenntnis finden können. Die Erweiterung des Bewusstseins wird in diesem Yoga-Weg über den Körper verwirklicht. In der Form, in der wir Hatha-Yoga heute kennen, geht er auf die sogenannte Hatha-Yoga-Pradipika zurück, eine Schrift, die vermutlich aus dem 15./16. Jahrhundert stammt. Viele moderne Yoga-Richtungen haben sich aus dem Hatha-Yoga entwickelt, wie beispielsweise die Yoga-Richtung von Belur Krishnamachar Sundararaja Iyengar.

Jnana-Yoga

Diesen Yoga-Weg hat Swami Vivekananda (1863 bis 1903) in seinen Schriften ausführlich dargelegt. Wer reine Erkenntnis über das Sein gewinnen will, braucht eine intensive Vorbereitung: Konzentration, Unbeeinflussbarkeit durch äußere Dinge, einen festen Glauben und ununterbrochene Übung, um das Denken zu beherrschen. Als weitere Voraussetzung für diesen Weg nennt Vivekananda das intensive Verlangen nach Freiheit. Um sich aus den Verstrickungen des Lebens zu befreien, ist es notwendig, das Vergängliche vom Unvergänglichen zu unterscheiden und zum wahren Kern der Existenz vorzudringen.

Karma-Yoga

Karma-Yoga ist der Weg des rechten Handelns. Auch diese Yoga-Form wird in der Bhagavad Gita angesprochen. Der Karma-Yogi soll seine Arbeit verrichten, ohne sich um Erfolg oder Misserfolg, um Anerkennung oder Ablehnung zu kümmern. Sein Tun entsteht aus dem Wissen um das Karma, das heißt aus dem Wissen von Ursache und Wirkung. Die Verbindung dieses Wissens mit dem daraus entstehenden richtigen Handeln führt zur Vollendung. Egoistisches Handeln, beispielsweise um des eigenen Vorteils oder um irgendeiner Anerkennung willen, macht den Menschen unfrei und bindet ihn an ein negatives Karma.

Raja-Yoga

Im Wesentlichen wurde der Raja-Yoga-Weg von Patanjali in seinem Achtstufigen Yoga-Pfad dargestellt. Der Raja-Yogi läutert sich durch gesunde Ernährung, Körper- und Atemübungen. Er übt Selbstbeherrschung, vor allem in seinem Denken und seinen Gefühlen. Er braucht eine gewaltige Willenskraft, um alles in ihm - alle Wünsche, Begierden, körperlichen Neigungen - zu Dienern und nicht zu Herren zu machen. Nur so gelangt er zu Gleichmut, der ihn von allen Bindungen befreit. Ein Vertreter dieses Weges war der indische Arzt Selvarjan Yesudian.

Tantra-Yoga

Tantra bedeutet »Gewebe« und meint die enge Verbindung alles Existierenden; alles ist wie in einem Gewebe miteinander verwoben. Der Tantrismus, der sich etwa im siebten Jahrhundert nach Christus entwickelte, empfiehlt die Hinwendung zur Welt, weil der Mensch durch die Natur hindurchgehen müsse und nicht sich von ihr abkehren, wenn er in Kontakt mit dem Überirdischen kommen will. Entwicklung wird nicht durch den Kampf gegen die eigene Natur erreicht, sondern durch das Akzeptieren dieser kreatürlichen Anlage. Der menschliche Körper ist für den Tantriker nicht mehr in erster Linie Quelle von Leid, sondern ein wertvolles »Gefährt«. Die menschliche Vereinigung wird zum Symbol der Vereinigung mit dem Göttlichen.

Der Achtstufige Pfad des Patanjali

Die Beschreibung dieser acht Stufen des Yoga (Ashtanga) befindet sich im zweiten Buch der Yoga-Sutras (Sutra heißt »Faden, Leitfaden«), das zwischen 100 vor und 100 nach Christus von einem indischen Gelehrten namens Patanjali verfasst worden sein soll. Über sein Leben ist nichts bekannt - nicht einmal, ob es sich bei Patanjali tatsächlich um eine historische Persönlichkeit handelt, ist gesichert.
Mit den 195 stichwortartigen Sutras beginnt die »Klassische Yoga-Tradition«. Die Stufen vier bis acht sind bereits in den ältesten Upanishaden-Texten enthalten. Die Stufen eins bis drei wurden offensichtlich von Patanjali neu hinzugefügt.
Die acht Stufen im Einzelnen1.YamaAllgemeine Verhaltensregeln im Umgang mit Anderen2.NiyamaSelbstdisziplin3.AsanasKörperübungen4.PranayamaAtemübungen5.PratyaharaZurückziehen der Sinne von den Objekten6.DharanaKonzentration und Meditation7.DhyanaErlebnis der Einheit8.SamadhiErlebnis des Einsseins
1. Stufe - Yama
Einschränkung, Zurückhaltung, Enthaltsamkeit im Umgang mit Anderen
Gewaltlosigkeit (Ahimsa): Der Gewaltverzicht kann viele Formen haben. Auf jeder neuen Bewusstseinsstufe gewinnt der Mensch neue Einsichten, verfeinert sich seine Wahrnehmung. Gewaltverzicht kann bedeuten, keinen anderen Menschen umzubringen oder auch kein Tier zu töten und kein Fleisch zu essen. Auch Gewaltverzicht in Gedanken und Worten gegen Menschen und Dinge gehört in diesen Bereich.
Wahrhaftigkeit (Satya): Nicht zu lügen heißt in erster Linie sich selbst, seinem höheren Selbst, treu zu bleiben. Satya umfasst damit Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst und Anderen.
Nicht-Stehlen (Asteya): Dies bezieht sich auf materielles und geistiges Eigentum eines anderen Menschen. Auch der Umgang mit Ressourcen (wie zum Beispiel Wasser), die der ganzen Menschheit gehören, ist hiervon betroffen.
Enthaltung von der Sinnlichkeit (Brahmacharya): Empfohlen wird hier eine »spirituelle Lebensführung«, manchmal übersetzt als Mäßigung in der Sinnlichkeit oder verantwortlicher Umgang mit Sinnlichkeit.
Nicht-Horten (Aparigraha): Wörtlich übersetzt heißt es statt Horten »nach allen Seiten greifen«. Die Gier ist eines der Grundübel, das die Menschen zu Sklaven des Objektes der Begierde macht. Frei zu werden von Gier heißt frei zu werden von Abhängigkeit.
Die Inhalte des Buches wurden von der Verfasserin nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für eine kompetente medizinische Beratung. Weder Autorin noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.
 
 
© Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2008 Alle Rechte vorbehalten
 
 
Cover und Fotos im Innenteil: Catherina Hess, Studio Yoveda, Schondorf
 
 
eISBN : 978-3-641-03652-2
 
Leseprobe
 

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