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Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Der milde Wind, der sich aufgemacht hatte, den Menschen den Duft des nahen Frühlings zu bringen, bauschte sich erschrocken zu einer kalten Sturmbö auf, als es am Hause der Meinhardts vorbeistrich. Die laute Stimme, die aus dem weitgeöffneten Eßzimmerfenster in den Garten drang, verscheuchte nicht nur die sanfte Frühlingsstimmung, sondern sie ließ auch die Vögel in den Ästen verstummen, die gerade zu einem fröhlichen Loblied angehoben hatten. Robert Meinhardt interessierten jedoch weder der Frühling, noch die dämlichen Federviecher, die draußen herumlärmten. Er war wütend, und dieser Wut mußte er endlich Ausdruck verleihen. Lange genug schob er seinen Groll schon vor sich her, hatte immer wieder artig geschluckt, obwohl ihm der Kragen dabei enger und enger geworden war. »Das ist jetzt wirklich der Gipfel der Dummheit!« schrie er erbost über den liebevoll gedeckten Mittagstisch hinweg. »Ich habe mir von euch ja schon so manchen Unsinn anhören müssen. Aber jetzt reicht's. Ihr seid ja nicht mehr ganz dicht! Ralf-Dieter!« Der Angesprochene, ein blonder Jüngling von Ende Zwanzig, zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Ich verlange, daß du dir endlich deiner Verantwortung bewußt wirst und diesem Unfug ein Ende machst.« »Ralf-Dieter ist sich seiner Verantwortung sehr wohl bewußt«, konterte eine junge Frau, die dem blonden Jüngling gegenübersaß. »Übrigens sind wir beide der Meinung, daß es dich gar nichts angeht, wie wir unser Baby zur Welt bringen, lieber Schwiegervater. Halte dich bitte heraus.« Die Worte klatschten wie kleine Stinkbomben ins Zimmer. Und sie entwickelten ungefähr die gleiche Wirkung. Zuerst peinlich-erschrockenes Schweigen, dann allgemeine Erregung. Das Ehepaar Meinhardt senior ging verbal auf das
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Der milde Wind, der sich aufgemacht hatte, den Menschen den Duft des nahen Frühlings zu bringen, bauschte sich erschrocken zu einer kalten Sturmbö auf, als es am Hause der Meinhardts vorbeistrich.
Die laute Stimme, die aus dem weitgeöffneten Eßzimmerfenster in den Garten drang, verscheuchte nicht nur die sanfte Frühlingsstimmung, sondern sie ließ auch die Vögel in den Ästen verstummen, die gerade zu einem fröhlichen Loblied angehoben hatten.
Robert Meinhardt interessierten jedoch weder der Frühling, noch die dämlichen Federviecher, die draußen herumlärmten. Er war wütend, und dieser Wut mußte er endlich Ausdruck verleihen. Lange genug schob er seinen Groll schon vor sich her, hatte immer wieder artig geschluckt, obwohl ihm der Kragen dabei enger und enger geworden war.
»Das ist jetzt wirklich der Gipfel der Dummheit!« schrie er erbost über den liebevoll gedeckten Mittagstisch hinweg. »Ich habe mir von euch ja schon so manchen Unsinn anhören müssen. Aber jetzt reicht’s. Ihr seid ja nicht mehr ganz dicht! Ralf-Dieter!«
Der Angesprochene, ein blonder Jüngling von Ende Zwanzig, zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
»Ich verlange, daß du dir endlich deiner Verantwortung bewußt wirst und diesem Unfug ein Ende machst.«
»Ralf-Dieter ist sich seiner Verantwortung sehr wohl bewußt«, konterte eine junge Frau, die dem blonden Jüngling gegenübersaß. »Übrigens sind wir beide der Meinung, daß es dich gar nichts angeht, wie wir unser Baby zur Welt bringen, lieber Schwiegervater. Halte dich bitte heraus.«
Die Worte klatschten wie kleine Stinkbomben ins Zimmer. Und sie entwickelten ungefähr die gleiche Wirkung. Zuerst peinlich-erschrockenes Schweigen, dann allgemeine Erregung.
Das Ehepaar Meinhardt senior ging verbal auf das Ehepaar Meinhardt junior los, bis sich Roberts Stimme durchsetzte.
»Ich will dir mal was sagen, liebe Schwiegertochter!« begann er, während er langsam seinen Stuhl zurückschob und sich erhob, um Cordula mit der ganzen Autorität seines Familienamtes anzublicken. »Du magst es vielleicht schick finden, dich auf alle möglichen Arten zu produzieren. Aber ich halte deine ganzen neumodischen Ideen schlichtweg für baren Unsinn. Was hast du davon, daß du dich Griebsch-Meinhardt nennst? Nur, daß die Unterschriftszeile auf den amtlichen Dokumenten nicht ausreicht. Und sich die Leute die Zunge brechen, wenn sie dich ansprechen möchten. Ist dir unser Name nicht gut genug? Gefällt er dir nicht? Meine Frau war jedenfalls stolz darauf, Meinhardt zu heißen. Und was das Kinderkriegen angeht: Da hat sie zuerst an die Sicherheit unseres Sohnes und ihre eigene Gesundheit gedacht. Aus diesem Grunde ist sie ins Krankenhaus gegangen, um Ralf-Dieter zur Welt zu bringen. Wir wären nie auf die Idee gekommen, einen solchen Blödsinn anzustellen, wie ihr ihn plant. Weil wir nämlich auf die Fähigkeiten der Ärzte vertrauten und nicht alles besser wußten als sie.«
»Aber Vater«, mischte sich Ralf-Dieter jetzt mit verhaltener Stimme ein. Man sah ihm an, daß ihn dieser Streit überforderte. »Ein Arzt ist anwesend. Außerdem werden nur Frauen aufgenommen, bei denen keine Komplikationen zu erwarten sind. Risikoschwangerschaften werden nach wie vor ins Sankt-Joseph-Hospital überwiesen.«
»Ach, und was ist, wenn sich die Komplikationen erst während der Geburt einstellen?« wollte Robert spöttisch wissen.
»Dann kommt Dr. Burmeester«, antwortete Cordula schulterzuckend. »Außerdem kann man dann immer noch ins Josephs-Krankenhaus überstellt werden.«
»Na, das hört sich doch wirklich vertrauenerweckend an«, hämte Robert giftig. »Wie dämlich muß man eigentlich sein, um sich auf so etwas einzulassen?«
»Ich sagte es schon einmal, es ist unsere Sache.«
Cordula gab sich nicht so schnell geschlagen. Die ständigen Einmischungen ihrer Schwiegereltern gingen ihr schon seit langem auf die Nerven. »Ralf und ich, wir wollen unser Baby in der ruhigen, sanften Umgebung eines Geburtshauses zur Welt bringen. Wir lehnen diese Apparatemedizin ab. Und da meine Schwangerschaft vollkommen normal verläuft und keine Komplikationen zu erwarten sind, werden wir uns von dir bestimmt nicht zu etwas anderem überreden lassen.«
»Jetzt hört endlich auf zu streiten!« Sylvia Meinhardt, die bisher schweigend am Tisch gesessen und die Diskussion verfolgt hatte, ging jetzt erbost dazwischen. »Wir sind hier zusammengekommen, um gemütlich zu Mittag zu essen. Heute ist Papas Geburtstag. Das ist wirklich nicht der passende Anlaß sich zu streiten.«
»Dann hätte sich Vater ein anderes Menüthema aussuchen sollen«, erwiderte Cordula spitz. »wer hat denn damit angefangen?«
»Das ist jetzt egal«, fiel Sylvia ihrem Mann ins Wort, bevor dieser dazu kam, seiner Schwiegertochter eine heftige Erwiderung an den Kopf zu werfen. »Ich wünsche, daß wir über etwas anderes sprechen. Bitte.«
Ihr strenger Blick ließ sogar Robert verstummen, der ansonsten nicht so schnell einzuschüchtern war. Artig griff er nach seinem Besteck und nahm den leckeren Krustenbraten in Angriff, den seine Frau zur Feier des Tages gezaubert hatte.
*
Nicht nur im Hause Meinhardt war das Thema »Geburt« und »Geburtshaus« zum Zankapfel geworden. Die ganze Kleinstadt stand mehr oder weniger kopf, seit vor einem halben Jahr drei junge Frauen aus Frankfurt in die alte Villa »Am Rödchen« gezogen waren.
Zunächst kursierten die Neuigkeiten über diese Frauen nur als »hinter vorgehaltener Hand-Gerüchte« durch die Stadt. Man dichtete den Freundinnen die abenteuerlichsten Viten an. Aber allmählich sickerte dann die eine oder andere Tatsache durch.
Anfang der Woche war nun ein großer Artikel im Städtischen Anzeiger erschienen, der die eine oder andere Halbwahrheit geraderückte und den Bewohnern der Stadt endlich Klarheit über die Vorgänge in der Villa und deren geplante Verwendung brachte.
Die Frauen stammten, wie schon bekannt, aus Frankfurt. Sie hatten dort als Hebammen an der Universitätsfrauenklinik gearbeitet. Doch vor einem halben Jahr hatten sie beschlossen, die alte Villa zu restaurieren und in ein Geburtshaus umzuwandeln, in dem künftig die neuen Erdenbürger der Stadt und der Umgebung zur Welt kommen sollten.
In ruhiger, familiärer Umgebung… hatte der Schreiber des Artikels formuliert. Man bot Vorbereitungskurse, Ernährungs- und Pflegeseminare an, sowie Stillgruppen und häusliche Betreuung, was die Bürger der Stadt noch einigermaßen akzeptierten. Doch die Formulierung alternative Geburtsmedizin brachte gerade den älteren Teil der Bevölkerung auf die Barrikaden.
»Wenn ich das schon höre, ›alternativ‹, schwillt mir der Kamm!«
Dr. Hugo Burmeester warf die ohnehin schon zerknitterte Zeitung wütend auf den Tisch.
»Dieser ganz moderne Firlefanz ist nichts weiter als Scharlatanerie und Geldschneiderei. Was haben die Frauen plötzlich gegen eine Klinik einzuwenden? Und mein eigener Enkel macht diesen Blödsinn auch noch mit!«
Der Enkel, ein gut aussehender Enddreißiger mit dunklen Haaren und klugen braunen Augen, seufzte verhalten. Er hatte diese Diskussion bereits mehrfach mit seinem Großvater geführt. Sie waren dabei nie zu einem Ergebnis gekommen. Die Sache endete immer damit, daß Hugo beleidigt in seinen Garten stapfte und an seinen Rosen herumschnitt, die inzwischen aussahen, als litten sie an einer seltsamen Krankheit.
»Dafür habe ich dir meine schöne Klinik nicht überlassen«, schimpfte der alte Herr aufgebracht. »Ich dachte, daß du etwas daraus machst. Aber wenn du an solchem Unsinn teilhaben solltest, wirst du meine Patientinnen vergraulen. Das sage ich dir. Du wirst bald allein zwischen deinen schicken, modernen Geräten sitzen und nicht eine Frau wird noch Vertrauen zu dir haben.«
Dr. Kuno Burmeester schüttelte den Kopf. Wieso begriff Opa nicht, daß die Zeit weiterlief und nichts so blieb, wie es einmal gewesen war?
»Großvater«, begann Kuno behutsam, »ich bin dir sehr dankbar, daß du mir soviel Vertrauen entgegengebracht hast…«
»Papperlapapp!« Der alte Doktor winkte ungeduldig ab. »Hör auf, mir Brei um den Mund zu schmieren. Ich hatte nach vierzig Jahren einfach die Nase voll. Aber wenn ich sehe, was du aus meiner Klinik gemacht hast und wenn ich höre, was du in Zukunft planst, dann bereue ich meine Entscheidung bitterlich. Du wirst uns in den Ruin treiben.«
»Das werde ich nicht.« Kunos Ton wurde scharf. »Bitte, Großvater, begreife endlich, daß man eine Arztpraxis heute nicht nur nach medizinischen, sondern auch nach betriebswirtschaftlichen Aspekten führen muß. Ich sage es nicht gern, aber deine Patientenklientel stirbt aus. Um die Klinik halten zu können, brauche ich junge Patientinnen. Und die haben bisher einen Bogen um uns gemacht.«
»Ach, du betest also auch die heilige Kuh der ewigen Jugend an, ja?« Hugos altersgrauen Augen blitzten zornig.
»Nein.« Kuno schüttelte den Kopf. »Aber die über Sechzigjährigen sind die kostenintensiven Posten. Erstens kommen sie selten bis nie zu den Vorsorgeuntersuchungen, und wenn sie uns konsultieren, dann meist, weil sie Beschwerden haben, die sich leider häufig als ernst zu nehmende Erkrankungen herausstellen. Muß ich dir wirklich sagen, was ein chronischer Kranker heute kostet?«
»Willst du etwa meine alten Patientinnen fortschicken?« fragte Hugo entsetzt.
Kuno schüttelte hastig den Kopf.
»Aber nein, Großvater, das will ich ganz bestimmt nicht«, widersprach er schnell. »Ich möchte nur einen gemischten Patientenstamm. Bitte, versteh mich doch oder versuche es zumindest. Wann hast du das letzte Mal einen Mutterpaß ausgestellt? Wann eine Schwangerschaftsvorsorge durchgeführt, eine Geburt geleitet?«
Diese Fragen brachten den alten Herrn in Schwierigkeiten. Nur ungern gab er zu, daß er in den vergangenen Jahren nicht eine einzige dieser Behandlungen durchgeführt hatte.
»Sei froh, wenn du keine Geburten hast«, murmelte er, aber es klang selbst in seinen Ohren unaufrichtig. »Du hast nachts deine Ruhe und mußt nicht von jetzt auf gleich deine Klinik im Stich lassen, weil sich so ein kleiner Wicht auf den Weg in die Welt gemacht hat. Du führst ein ruhigeres Leben, das sage ich dir.«
Ein kleines, wissendes Lächeln huschte über Kunos Gesicht.
»Dann wärst du der erste Gynäkologe, der keine Geburten mag«, bemerkte er beinahe zärtlich. »Das Wunder der Geburt mitzuerleben ist doch der Höhepunkt unseres Berufes.«
»Ja – klar – natürlich…«, Hugo wand sich auf seinem Stuhl. Er gab seinem Enkel nur ungern recht. »Aber wir haben auch sonst noch ausreichend zu tun.«
»Stimmt.« Kunos Lächeln wuchs zu einem breiten Grinsen. »Aber unsere Lieblingsarbeit ist es, einem neuen Erdenbürger auf die Welt zu helfen. Und genau das möchte ich nicht aufgeben. Deshalb habe ich mich dazu bereiterklärt, als Geburtshelfer in diesem Geburtshaus zu arbeiten. Ich freue mich auf diese Aufgabe.«
»Geburtshaus…« Dr. Hugo Burmeester schob unwillig die Unterlippe vor. »Wieso nicht in einem Krankenhaus? Ich meine, wenn du unbedingt deine romantische Ader ausleben willst, dann solltest du es in einem Krankenhaus tun. Dort stehen dir sämtliche Hilfsmittel zur Verfügung. Du bist auf der sicheren Seite. Was willst du tun, wenn ein Kaiserschnitt nötig wird?«
»Risikoschwangerschaften gehen nach wie vor in die bekannten Krankenhäuser«, erwiderte Kuno beruhigend. »Ich denke, daß es sich bei den Patientinnen sowieso hauptsächlich um Frauen handelt, die ich bereits während der Schwangerschaft betreut habe und die auch von den im Hause praktizierenden Hebammen begleitet wurden. Daher kennen wir die Frauen, wissen um ihre physischen und psychischen Besonderheiten und können uns schon lange vor der Geburt auf sie einstellen. Das ist ein großer Vorteil zu der Klinikentbindung. Da sehe ich die Frauen manchmal erst bei der Geburt und muß mich auf die Anamnese des behandelnden Kollegen verlassen.«
»Psychologische und physische Besonderheiten«, grummelte der alte Doktor mißmutig. »Meine Güte, was ihr heute für ein Theater veranstaltet. Wir haben früher einfach mit unseren Patientinnen geredet. Und wenn es soweit war, dann haben wir ihnen beigestanden und geholfen, das war alles.«
Jetzt mußte Kuno leise lachen.
»Nichts anderes tun wir heute«, erwiderte er nachsichtig. »Diese Apparatemedizin hat die Geburt zu einem berechenbaren, seelenlosen Geschehen gemacht, bei der die Beteiligten nur noch ein Rädchen im Gewerk waren. Davon möchten wir weg. Es soll wieder zu einem natürlichen, schonenden und vor allem schönen Erlebnis für alle werden. Ist das wirklich so verkehrt?«
»Ich weiß nicht.« Hugo warf einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster. Es zog ihn hinaus zu seinen Rosen. »Lassen wir es gut sein«, beschloß er. »Mach, was du willst. Aber ich warne dich. Wenn du meine schöne Klinik ruinierst, dann…«
Er brach ab, weil er sich plötzlich albern vorkam. Schließlich vertraute er seinem Enkel. Er liebte ihn und war stolz auf den »Jungen«. Wie konnte er da annehmen, daß es Kuno nicht schaffte!
»Schon gut«, brach Hugo ab. »Ich gehe ein bißchen in den Garten. Und du genieße diesen Sonntag. Wird bald nicht mehr so ruhig zugehen, wenn du erst richtig im Geschäft bist.«
Kuno beschloß, es bei diesem Punkt zu belassen. Der alte Herr war schon über sich selbst hinausgewachsen, als er zugab, daß das eine oder andere, das sein Enkel plante, doch nicht so schlecht oder falsch war, als er vorher angenommen hatte.
Also sah Kuno zu wie sich sein Großvater erhob und aus dem Zimmer ging. Kurze Zeit später drang das Knipsen der Rosenschere durch das geöffnete Fenster zu Kuno.
Opa verstümmelte wildentschlossen mal wieder seine geliebte »Adenauer«.
*
Die Villa lag in einer netten Vorortgegend, wo alles noch ein bißchen größer, ruhiger und gemütlicher war als in der restaurierten Innenstadt.
Dort lockten im Frühjahr und Sommer wunderschöne Fachwerkbauten und ein Renaissanceschloß unzählige Touristen in die Stadt, die dann die geschnitzten Fassaden bestaunten und sich vor dem »Gerberbrunnen« fotografieren ließen. Aber es gab kaum Parkmöglichkeiten, und wenn man einen Bund Suppengrün kaufen wollte, mußte man ins Industriegebiet fahren, wo sich neben allen möglichen Konzerntöchtern und mittelständischen Unternehmen vor allem Supermärkte angesiedelt hatten.