True Story? Good Question! - Julia Garschagen - E-Book

True Story? Good Question! E-Book

Julia Garschagen

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Beschreibung

Schließen sich Glaube und Naturwissenschaften aus? Ist Gott so schrecklich wie die Kirche? Krieg und Katastrophen - wie kann es da einen guten Gott geben? Wie steht Gott zum Klimawandel? Was tut Gott gegen die Ungerechtigkeit in der Welt? Warum sollte ich glauben, was die Bibel über Jesus sagt? Ist Gott ein Spaßverderber? Und überhaupt: Kann an der Sache mit Gott irgendetwas dran sein? All diese Fragen haben Julia sehr persönlich bewegt. Sie hat sich auf die Suche gemacht und ist überzeugt: Wenn es Gott gibt, dann muss er allen Anfragen standhalten können. Frage nach, suche mit, denke kritisch und bilde dir deine Meinung. Es ist Zeit für Deeptalk.

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Seitenzahl: 150

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JULIA GARSCHAGENMIT ALICA FUCHS

TRUE STORY? GOOD QUESTION!

DIE 10 GRÖSSTEN FRAGEN ÜBER GOTT & DIE WELT

SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-27084-6 (E-Book)

ISBN 978-3-417-00050-4 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2023 SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41, 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-brockhaus.de ; E-Mail: [email protected]

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:

BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Lektorat: Julia Perrot

Umschlaggestaltung: Christian Wilker; www.crioco.com

Innengestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de

Illustrationen: Oa.Works/stock.adobe.com, S. 90: gresei (shutterstock.com)

Autorenfoto: © Sarah Klaft

INHALT

Über die Autorinnen

Hallo erst mal

1 Fortschritt, Forschung, Evolution – Macht die Wissenschaft Gott überflüssig?

2 Ausgrenzung, Missbrauch, Macht – Ist Gott so schrecklich wie die Kirche?

3 Krieg, Covid, Krebs – Warum lässt Gott Leid zu?

4 Rassismus, Armut, Unterdrückung von Frauen –Was tut Gott gegen Ungerechtigkeit?

5 Erderwärmung, Naturkatastrophen, Hunger – Wie steht Gott zum Klimawandel?

6 Mein Glaube, dein Glaube, kein Glaube – Gibt es da einen Unterschied?

7 Alt, langweilig, ausgedacht – Warum sollte ich glauben, was die Bibel über Jesus erzählt?

8 Auferstehung, leeres Grab, ein lebendiger Toter – Ist das nicht totaler Schwachsinn?

9 Himmel, Hölle, Leben nach dem Tod – Wie sieht’s damit aus?

10 Einschränkend, verstaubt, irrelevant – Ist der Glaube mehr als Regeln und Tradition?

Und jetzt: Was hab ich davon?

Anmerkungen

Julia Garschagen (Jg. 1983) ist Theologin und wohnt in Köln. Sie leitet das »Pontes Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube« und »truestory«. Sie liebt es, mit Skeptikerinnen und Zweiflern über tiefe Fragen zu diskutieren. Außerdem hat sie die Hilfsorganisation »Dios te ve« gegründet. Alica Fuchs (Jg. 2002) lernte Julia kennen, als sie Schülerin war. Sie hatte selbst viele Fragen zu den großen Themen des Lebens. So entstand in einem von vielen gemeinsamen Gesprächen die Idee für dieses Buch, bei dem sie als Co-Autorin mitwirkte. Alica machte ein FSJ in Uganda und hat vor Kurzem angefangen zu studieren.

HALLOERSTMAL

Ich bin Julia. Ich mag Reisen und inspirierende Menschen und große Fragen.

Ich hatte schon immer viele Fragen. Zum Beispiel, ob Fisch für alle Menschen genauso schmeckt wie für mich. Und warum es dann trotzdem Leute gibt, die ihn mögen. Vielleicht schmeckt Fisch für andere ja auch so wie für mich Schokolade. Dann wäre das schon verständlicher …

Was mich sonst noch bewegt: Warum gibt es uns in diesem großen, weiten Universum? Was trägt wirklich? Was inspiriert uns für die Zukunft? Gibt es mehr als das, was ich sehe – irgendetwas Größeres, das über mich hinausgeht?

Wie gesagt, ich mag die großen Fragen.

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Fragen immer erlaubt war. Ich hab früh gelernt: Es ist richtig gut, Fragen zu stellen! Das hab ich dann auch auf das Leben angewendet. Und auf die große Frage nach Gott.

Daraus ist eine Reise geworden. Eine Fragen-Reise. Mir war schon immer klar: Wenn an der Sache mit Gott etwas dran sein soll, dann muss er jeder Frage standhalten! Also hab ich geforscht und nachgedacht und irgendwann sogar Theologie studiert. Und um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin darüber Christin geworden. Weil ich gemerkt habe: Bei Jesus finde ich Antworten. Nicht auf alle meine Fragen und nicht immer sofort – aber trotzdem kenne ich nichts und niemanden, der mein Denken und mein Leben so inspiriert.

In diesem Buch lade ich euch ein, mit auf diese Entdeckungsreise zu kommen. In jedem Kapitel reden wir über eine große Anfrage an Gott. Dabei gilt: Fragt und hinterfragt selbst! Betrachtet das, was ich schreibe, kritisch. Und bildet euch eure eigene Meinung. Denn wahrscheinlich ist das Fragestellen mit diesem Buch nicht beendet. Sondern fängt (hoffentlich) erst an.

Weil ihr vielleicht manchmal eine Pause vom Lesen braucht, ist zu fast jedem Kapitel mindestens ein Video verlinkt. Die Videos sind entweder von mir oder von Leuten, die ich kenne. Ursprünglich haben wir sie alle für das Event truestory gedreht. Auf dem YouTube-Kanal truestory_eu könnt ihr noch mehr davon finden. Welcome!

Vor einiger Zeit habe ich Alica kennengelernt. Sie hat gerade ihr FSJ beendet – ist also viel jünger als ich. Trotzdem haben wir gemerkt: Unsere Reise ähnelt sich in vielem! Viele Fragen haben wir beide gestellt. Darüber haben wir uns viel ausgetauscht und gemeinsam nachgedacht. Auch dieses Buch haben wir zusammen geschrieben. Wenn es um persönliche Beispiele geht, sind das zwar meine Erfahrungen. Aber ohne Alica hätte es dieses Buch nie gegeben!

UND DANN NOCH EIN

DISCLAIMER:

Ich denke, dass ich zu keiner Frage eine perfekte Antwort weiß.

Ich wünsche mir, dass dieses Buch erst der Anfang eurer eigenen Reise auf der Suche nach Antworten ist.

Denn wenn eine Sache wahr ist, dann muss sie belastbar genug sein für jede noch so kritische Anfrage.

Also: Los geht’s!

1 FORT-SCHRITT, FORSCHUNG, EVOLUTION

MACHT DIE WISSENSCHAFT GOTT ÜBERFLÜSSIG?

Jungfrauengeburt, Wasser zu Wein, ein Blinder, der wieder sehen kann – wenn ich diese Geschichten früher gehört habe, habe ich mich immer gefragt: Warum soll ich das glauben? Was ist bitte der Unterschied zwischen diesen Storys und den Weihnachtsmann-Märchen, die man Kindern erzählt, damit sie sich besser fühlen?

Ein Mann, der auf dem Wasser laufen kann … da sagt die Wissenschaft klar: Das ist gegen die Naturgesetze!

Ich fand Naturwissenschaften schon immer faszinierend. Und ich hinterfrage gerne alles. Wenn Glaube also bedeutet: Ich muss mich blind, ohne gute Begründung, in eine Art Wunschdenken brainwashen lassen, dann ist dieser Glaube nichts für mich.

Mehr dazu gibt’s hier:

Ist Gott nur fake?

Darum war ich ziemlich überrascht, als ich hörte: Es gibt auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die an Gott glauben. Das hat mich ins Nachdenken gebracht und mich motiviert, weiter nachzuforschen.

GLAUBENDE WISSENSCHAFTLER UND WISSENSCHAFTLERINNEN

Da ist zum Beispiel Johannes Kepler. Der hat wichtige Berechnungen zu den Umlaufbahnen der Planeten gemacht. Oder Blaise Pascal, ein berühmter französischer Mathematiker, Physiker und Philosoph. Oder Gregor Mendel, der Entdecker der mendelschen Regeln der Vererbung – die nimmt man in Bio in Genetik durch.

Aber auch heutige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen glauben an Gott. Jane Goodall zum Beispiel. Sie ist bekannt dafür, dass sie 60 Jahre lang das Verhalten von Schimpansen studiert hat.

Vor Kurzem ist es einer Gruppe von Physikerinnen und Physikern gelungen, ein Foto von einem schwarzen Loch zu machen. Vielleicht habt ihr das im Internet gesehen. Ein absoluter Durchbruch. Der Leiter dieser Gruppe heißt Prof. Dr. Heino Falcke, ist Physik-Professor und geht in dieselbe christliche Gemeinde wie gute Freunde von mir.

Und während der Corona-Pandemie sah man immer wieder Dr. Francis Collins in den Nachrichten. Er ist Mediziner und Genetiker und in den USA einer der wichtigsten Wissenschaftler im Kampf gegen Corona. Auch er ist Christ und hat ein Buch geschrieben mit dem Titel Gott und die Gene – Ein Naturwissenschaftler begründet seinen Glauben.

In diesem Kapitel möchte ich zeigen, weshalb für diese Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und auch für mich Glaube und Wissenschaft in keinem Konflikt zueinander stehen. Ich muss mich nicht zwischen einem von beiden entscheiden, sondern kann wissenschaftlich begründet glauben. Wissenschaft und Glauben ergänzen sich.

Kurz zusammengefasst könnt ihr das hier nachhören:

Wissenschaft vs. Glaube!?

GIBT ES GUTE WISSENSCHAFTLICHE GRÜNDE, AN GOTT ZU GLAUBEN?

Man kann Gottes Existenz nicht beweisen und auch nicht widerlegen. Es muss also darum gehen, möglichst viele Indizien zu sammeln und dann zu versuchen, diese zu einem vollständigen Bild zusammenzufügen. Das erinnert mich ein bisschen an einen Krimi: Wie die Polizistinnen und Polizisten sammle ich verschiedene Hinweise. So komme ich Stück für Stück zur Lösung des Falls.

GOTT UND DER URKNALL

Einer dieser Hinweise ist für mich das sogenannte „kosmologische Argument“. Wir können beobachten und schlussfolgern: Alles, was anfängt zu existieren, hat eine Ursache. Alles hat einen Grund, weshalb es da ist. Alles kommt irgendwoher.

Wenn mir langweilig ist und ich auf YouTube rumhänge, werden mir immer wieder Dominoketten-Videos angeboten. Irgendwelche Typen haben Tage und Wochen damit verbracht, eine ewig lange Kettenreaktion vorzubereiten. Sie haben Murmelbahnen aufgebaut und Hunderte Dominosteine hintereinandergestellt. Wenn dann ein Stein umkippt, schupst er den nächsten an, der wieder den nächsten und so weiter. Der erste Stein ist die Ursache für die ganze fallende Dominokette.

Auch unsere Erde und unser Universum brauchen eine Ursache. Man kann sagen, der Urknall war die Ursache für den Anfang von allem. Aber was war dann die Ursache für den Urknall? Also welcher Stein hat quasi den Urknall angestoßen? Und was ist der Stein, der diesen Stein angestoßen hat? Ihr seht: An irgendeinem Punkt braucht es einen Anfang.

In den Domino-Videos ist das genauso. Alle versammeln sich um den Start der Bahn. Eine oder einer hat die Ehre, den ersten Stein umzustoßen. Die Spannung steigt. Drei … zwei … eins … Es geht los!

Dieser Jemand ist quasi die erste Ursache des Ganzen. Wichtig dabei: Er muss außerhalb des Konstrukts stehen und eine Kraft von außen ins Spiel bringen.

Auch unser Universum braucht so eine Ursache: Etwas oder jemand, der oder die selbst keine Ursache braucht und quasi außerhalb des Systems steht. So jemand kann dann eine Kraft von außen einbringen, die allem den Startimpuls gibt.

WER HAT ES KNALLEN LASSEN?

Manche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sagen, die Schwerkraft oder die Quantenfluktuation haben den Urknall verursacht. Aber wenn es schon vor dem Urknall das Gesetz der Schwerkraft gab, würde das ja bedeuten: Die Naturgesetze sind ewig und der Grund für alles.

Da frag ich mich sofort: Und wo kommen dann die wiederum her? Und warum sollten sie schon vor dem Urknall da gewesen sein?

Im Politikunterricht haben wir mal das Bundesgesetzbuch bekommen: ein fettes Buch mit allen Regeln der Bundesrepublik Deutschland. Aber was sollten diese Gesetze regeln, wenn es Deutschland noch nicht gäbe? Und irgendwer hat diese Gesetze ja geschrieben – die haben sich nicht selbst erschaffen.

Genauso können die Naturgesetze zwar das Universum beschreiben, es aber nicht erschaffen.

Vermutlich merken manche schon, worauf ich hinauswill. Gott (wie auch immer dieses Wesen aussehen mag) ist jemand von außerhalb des Systems. Er könnte der unverursachte Verursacher sein. Derjenige, der den ersten Stein angeschubst hat oder es hat knallen lassen. Der, der die Naturgesetze erdacht hat.

Das würde auch erklären, warum die Naturgesetze so logisch sind und wir sie mit unserem Verstand begreifen können. Albert Einstein schrieb in einem Artikel: „Das große Geheimnis der Welt ist, dass sie verstehbar ist. … Dass wir die Welt verstehen können, ist ein Wunder.“1

Meiner Meinung nach ist die beste Erklärung für dieses „Wunder“, dass hinter all dem ein logisches Mastermind steht.

GOTT UND DAS KOMPLEXE UNIVERSUM

Noch ein Indiz für die Existenz Gottes ist für mich, dass das Universum so komplex ist.

Viel, viel komplexer als zum Beispiel mein Handy. Schon beim Smartphone muss jedes kleine Teil genau passen und intakt sein. Die einzelnen Teile sind genau aufeinander abgestimmt. Sonst funktioniert das gesamte Gerät nicht und ich verpasse das Staffelfinale meiner Lieblingsserie.

Noch viel krasser ist das beim Universum: Da gibt es etliche physikalische Größen, wie die Schwerkraft oder die Aerodynamik. Die nennt man Naturkonstanten, weil sie einen festen, also konstanten Wert haben. Die Schwerkraft bleibt immer gleich, egal, ob du in der Mongolei bist oder in Mexiko, egal, ob in der ersten Millisekunde nach dem Urknall oder in hunderttausend Jahren.

Das Spannende: Diese Naturkonstanten sind ganz genau aufeinander abgestimmt. Sie passen zusammen. Wenn nur eine davon ein kleines bisschen anders wäre, wäre kein Leben im Universum möglich. Wenn die Schwerkraft zum Beispiel auch nur minimal stärker wäre, dann wäre das gesamte Universum direkt nach seiner Entstehung wieder zusammengefallen. Aus dem Big Bang wäre schnell ein „Big Crunch“ geworden. Wäre die Schwerkraft ein wenig schwächer, so wäre alles Entstandene direkt wieder unkontrolliert auseinandergeflogen.

Beim Universum noch mehr als beim Handy gilt also: Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass so etwas Komplexes durch Zufall entsteht. Eigentlich ist es sogar fast unmöglich, dass jede dieser Naturkonstanten zufällig genau richtig eingestellt ist.

Das ist wie bei einem Tippspiel. Ich hab Freundinnen und Freunde, die die ganze Saison Fußballspiele tippen. Für alle, die wie ich keine Ahnung von so was haben: Mit jedem richtigen Ergebnis sammelt man Punkte und wer am Ende die meisten Punkte hat, ist Tipp-Meister oder -meisterin. Und man muss noch nicht mal aus München kommen, um Meister zu werden.

Okay, nehmen wir nun an, Philipp nimmt auch am Tippspiel teil. Er liegt mit jeder seiner Wetten genau richtig. An jedem Spieltag und die ganze Saison lang. Das würde allen anderen ziemlich strange vorkommen. Klar: Er betrügt. Vielleicht hat er die App gehackt und trägt die Ergebnisse erst im Nachhinein ein. Denn so viel Zufall kann gar nicht sein!

Ähnlich ist es für mich mit der Komplexität des Universums. Es ist unfassbar unwahrscheinlich, dass alles einfach zufällig so funktioniert, wie es das eben tut. Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche nach einer Erklärung gemacht.

GOTT UND DAS MULTIVERSUM

Stephen Hawkings, ein sehr bekannter Physiker und Atheist, hat an Theorien gearbeitet, die die Komplexität des Universums erklären würden. Er vermutete, dass es außer unserem Universum noch viele weitere Universen gibt. Er und andere nennen das: Multiversum. Wenn es viele oder vielleicht unendlich viele Universen gibt, so erhöht sich natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass in einem von ihnen Leben möglich ist. Dann wäre die Erde nichts Besonderes mehr.

Beim Tipp-Spiel hieße das: Philipp hätte unendlich viele Chancen gehabt zu tippen. Und dann ist ja klar, dass er irgendwann das richtige Ergebnis errät.

Das Ding ist nur, dass sich die Multiversumshypothese nicht beweisen lässt. Aus derzeitiger Sicht ist das Multiversum darum genauso eine Glaubensfrage wie Gott.

Aber selbst wenn es ein Multiversum gäbe, wäre die Frage nach der Ursache dafür immer noch nicht geklärt. Das Problem der Komplexität würde sich im Gegenteil um ein Vielfaches vergrößern. Denn dann müssten ja auch die verschiedenen Universen so aufeinander abgestimmt sein, dass sie zum Beispiel nicht ineinander kollabieren.

Für mich ist darum Gott eine plausiblere Erklärung für die Komplexität des Universums. Wenn er die Erde erschaffen hat, kann er problemlos auch die Naturkonstanten richtig eingestellt haben. Das Handy zum Beispiel funktioniert, weil jemand jedes Teil an der richtigen Stelle eingesetzt hat. Und meine Lieblingsserie ist nur deshalb so spannend, weil ein intelligenter Drehbuchautor ihr Skript geschrieben hat.

Fazit: Ich finde all diese Indizien sehr hilfreich. Allerdings haben sie allein mich noch nicht dazu veranlasst zu glauben. Schon alleine weil diese Indizien ja nicht sehr viel darüber aussagen, wie dieses göttliche Wesen so ist. Bisher kann ich nur sagen, dass es sich um jemanden handeln muss, der ziemlich mächtig ist, der außerhalb von Raum und Zeit existiert, einen logischen Verstand hat und echt kreativ ist. Aber es gibt ja viele Religionen und Götter, die zu dieser Beschreibung passen … Wo also soll ich bei der Suche weitermachen?

Bevor wir ins nächste Kapitel weiterreisen, noch kurz ein Tankstopp mit Gedanken zu zwei wichtigen Fragen, die oft beim Thema Naturwissenschaft und Glaube aufkommen:

SCHÖPFUNG UND EVOLUTION – PASST DAS ZUSAMMEN?

In der Bibel wird die Entstehung der Erde geschildert. Fast alle kennen die Geschichte: Gott erschafft an unterschiedlichen Tagen Sonne und Mond, Tiere, Pflanzen und schließlich den Menschen. Aber wie soll das bitte mit dem Urknall und der Evolutionstheorie zusammenpassen?

Hier geht’s zum Video:

Schöpfung vs. Evolution!

Fun Fact: An den Urknall glaubt die Wissenschaft noch gar nicht so lange. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte ein belgischer Priester die Theorie, dass das Universum einen Anfang hatte. Den Urknall. Bis dahin hatte die Wissenschaft diesen Gedanken abgelehnt. Man glaubte, dass das Universum einfach schon ewig existierte, dass es also keinen Anfang hatte. So gesehen hatte die Bibel die ganze Zeit über recht.

Okay, aber zurück zur Frage: Wie können wir den Bericht der Bibel über die Schöpfung verstehen?

Dazu einen kurzen Exkurs in den Deutschunterricht. Thema der Klausur: Textinterpretation. Da ist immer wichtig, gleich in die Einleitung zu schreiben, welche Textgattung da vor mir liegt. Sonst gibt’s Punktabzug! Handelt es sich um einen Sachtext, eine Kurzgeschichte, einen Romanauszug oder ein Gedicht? Je nachdem, um welche Textart es geht, wählt man eine andere Strategie, um den Inhalt richtig zu deuten.

Auch in der Bibel gibt es viele unterschiedliche Arten von Texten. Deshalb muss ich meine Lesestrategie anpassen. Die Evangelien zum Beispiel (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) sind Augenzeugenberichte. Die Autoren wollen Ereignisse schildern, die sich tatsächlich ereignet haben. Die Schöpfungsgeschichte steht in den ersten zwei Kapiteln des ersten Buches Mose (auch Genesis genannt). Hier ist die Sprache viel poetischer, mehr wie ein Gedicht.

Wenn die Bibel uns von der Schöpfung erzählt, dann möchte sie das also nicht wie ein Biologiebuch tun. Das bedeutet aber nicht, dass diese Erzählung inhaltslos ist. Das ist ein Gedicht ja auch nicht. Die eigentliche Bedeutung ist nur meist ein wenig versteckt – hinter jeder Menge schöner Worte.

Und wie manche dieser Gedichte aus dem Deutschunterricht hat auch der Schöpfungsbericht eine gesellschaftskritische und revolutionäre Bedeutung. An einer Stelle steht zum Beispiel: „Gott hängte die Sterne wie Lampions an den Himmel“ (1. Mose 1,15-16). Früher glaubten viele Menschen, die Sterne seien Götter. Wenn also jemand diese Zeilen gelesen hat, hat der oder die sich wahrscheinlich so was gedacht wie: „Wow, krass, dieser Gott, von dem hier erzählt wird, der ist so groß und mächtig, dass er die Sterne gemacht hat. Für ihn sind die Sterne nur wunderschöne Deko. Also nichts zum Anbeten. Denn er ist der einzige Gott, den es gibt.“

Da steht auch, dass Gott Mann und Frau (beide!) in seinem Ebenbild gemacht hat. Das bedeutet nicht, dass wir alle aussehen wie Gott. Es heißt vielmehr: Alle Menschen tragen unfassbar viel Würde und Wert in sich. Das war für die Leute damals unvorstellbar. Für sie war klar: Nur der König ist im Ebenbild Gottes gemacht. Wenn man genau hinschaut, ist das also eine starke Sozialkritik, die auf Gleichberechtigung abzielt.

Um den Schöpfungsbericht also richtig zu verstehen, muss man an vielen Stellen tiefer eintauchen, ein bisschen um die Ecke denken und verstehen, wie die Menschen damals dachten. Dadurch verliert der Text nicht an Bedeutung. Sondern er entfaltet erst seine volle Tiefe und sein Potenzial.