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Nachdem Gabi in ihrem Ägyptenurlaub Kraft getankt und neue Erkenntnisse gewonnen hat, fühlt sie sich bereit für die Erfüllung ihrer Aufgabe. Sie kehrt zurück nach Deutschland und stellt immer wieder fest, dass man es auch als Geist nicht einfach hat. Wird sie die Aufgabe erfüllen und ihren Mördern das Handwerk legen? Auch im vierten Teil von Gabis Nachruf - die mysteriöse Geschichte um einen Todesfall - erlebt Gabi seltsame Dinge als Geistwesen, die sie ängstigen und manchmal zur Verzweiflung bringen.
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Nachdem Gabi in ihrem Ägyptenurlaub Kraft getankt und neue Erkenntnisse gewonnen hat, fühlt sie sich bereit für die Erfüllung ihrer Aufgabe.
Sie kehrt zurück nach Deutschland und stellt immer wieder fest, dass man es auch als Geist nicht einfach hat.
Wird sie die Aufgabe erfüllen und ihren Mördern das Handwerk legen?
Auch im vierten Teil von Gabis Nachruf - die mysteriöse Geschichte um einen Todesfall - erlebt Gabi seltsame Dinge als Geistwesen, die sie ängstigen und manchmal zur Verzweiflung bringen.
Wir sind gleichzeitig Zuschauer und Schauspieler im großen Drama des Seins (Niels Bohr)
Ich sitze im Flieger nach Hurghada und kann es immer noch nicht richtig fassen, dass ich gestorben bin und nun als Geist weiterlebe.
Verträumt beobachte ich die Tragfläche des Flugzeugs, die schwankend zwischen den Wolken hin und her wippt. Einzelne grüne und braune Flächen erscheinen immer wieder zwischen den Wolkenlücken. Noch haben wir die gewünschte Flughöhe nicht erreicht.
Wir haben wundervolle Weihnachten im Kreise der Familie verbracht. Das Möbelhaus, in dem Peter und ich untergekommen sind, war stimmungsvoll dekoriert. Die Seelen, die so wie wir, dort ein neues Zuhause gefunden haben, waren in Feierlaune und weniger aggressiv als sonst.
Auch meine Eltern und mein Bruder Klaus waren am Heiligen Abend anwesend. Nachdem das letzte menschliche Wesen das Gebäude verlassen hatte, war meine verstorbene Familie plötzlich da. Die Stiefmutter hatte sich, wie gewohnt, elegant gekleidet und war mit Schmuck behängt wie ein Weihnachtsbaum. Papa trug seinen blauen Anzug und Klaus kam in seiner Lederjacke zur Weihnachtsfeier.
Ich vermute, Peter hat das organisiert, habe aber von ihm keine Bestätigung erhalten.
Es fiel ihnen sicherlich schwer, mich nicht wieder mit Vorwürfen zu überhäufen, aber es wurde ein wirklich schönes Fest mit Liedern und Geschichten, so wie früher.
Es ist schon sehr lange her, dass ich auch mit meinem Bruder so harmonisch zusammensaß. Er ist vor vielen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
So wie sie erschienen sind, waren sie dann nach Weihnachten alle drei wieder sang- und klanglos verschwunden. Wohin weiß ich nicht.
Seit Peter und ich wieder alleine sind, spüre ich eine zunehmende Unruhe in uns beiden. Auch ohne darüber zu sprechen war das Thema ständig präsent: Ich muss Hilde und ihrem Sohn für ihre schlimmen Taten einen Denkzettel verpassen und eine weitere Straftat verhindern. Meine Eltern wollen, dass ich unser Familienerbe zurückhole, das die Beiden sich ergaunert haben. Aber wie soll das gehen?
Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, meine Eltern hätten Peter aufgehetzt. Ich habe die drei während ihrer Anwesenheit heimlich beobachtet, konnte allerdings keinerlei Hinweise auf eine gemeinsame Verschwörung gegen mich feststellen. Im Gegenteil, Peter hat mich immer in Schutz genommen und versucht abzulenken, wenn das Gespräch einmal in die von mir so gefürchtete Richtung kam.
Allmählich sehe ich ein, dass ich keine andere Wahl habe. Ich muss meine Aufgabe erfüllen, um inneren Frieden zu finden. Vorher möchte ich aber noch einmal in die Sonne zu fliegen und Urlaub machen. Dann werde ich gestärkt ans Werk gehen. Vielleicht fällt mir mit etwas Abstand auch ein, wie ich das bewerkstelligen kann.
Peter wollte nicht mit in den Urlaub, er habe noch einige Dinge zu erledigen teilte er mir mit einem Augenzwinkern mit. Schade, aber wer kann seinen wundervollen, himmelblauen Augen schon widerstehen.
Er hat mir versprochen, mich bei meiner Mission zu unterstützen, wenn ich wieder zurück bin. Hilde habe ich seit dem Vorfall in der Gaststätte nicht mehr gesehen, auch das wird sich nach meiner Rückkehr ändern. Ich habe sie geliebt und alles für sie getan. Sie hat mich nur benutzt und mir zum Schluss nicht nur das Geld und meinen gesamten Besitz genommen.
Nun möchte ich aber nicht mehr darüber nachdenken und lenke meinen Blick durch das ovale Fenster.
Es ist ein herrliches Gefühl, über den Wolken zu schweben. Wir sind nun schon etwas weiter südlich und haben zeitweise gute Sicht. Wie schön die Welt doch von hier oben aussieht; so sorgenfrei.
Es ist ein Vorteil meines körperlosen Zustandes, dass ich nicht einmal ein Ticket benötige.
Ich bin einfach eingestiegen und niemand hat mich bemerkt. Im Flugzeug sind nur wenige Plätze frei. Ich habe mir einen Fensterplatz ausgesucht, sitze direkt an den Tragflächen. Hier habe ich nur eine eingeschränkte Sicht, aber das macht nichts. Ich genieße es trotzdem.
Die Stewardess verteilt Wasser. Ich bekomme natürlich nichts, sie kann mich ja nicht sehen. Gelangweilt schaue ich aus dem Fenster und hänge weiter meinen Gedanken nach.
Es ist Mitte Februar und es waren bei meinem Abflug in Frankfurt gerade mal 9 Grad. Allmählich erwacht die Natur aus ihrem Winterschlaf. Schneeglöckchen und Krokusse beginnen ihre zarten Knospen zu öffnen. Wir hatten allerdings vor einigen Tagen noch Minusgrade und ich freue mich auf die Sonne. Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleibe. Vielleicht bis April oder Mai – mal sehen.
Ich bin so froh, dass ich mich, dank Peter, mit meinen Eltern wieder versöhnt habe, und auch mit meinem Bruder noch etwas Zeit verbringen konnte.
Aber nun freue ich mich auf die ägyptische Sonne und die Erholung. Einfach mal an Nichts denken und die Seele baumeln lassen. Bei dem Gedanken muss ich lachen. Verstohlen blicke ich mich um, zum Glück hört mich niemand. Ich kann hier keine Seele ohne Körper entdecken. Also lasse ich meine Seele baumeln. Mein Körper ist ja schon lange Asche.
Vor einigen Jahren war ich mit Hilde in Ägypten. Als damals das Flugzeug landete, wollte ich nie wiederzukommen. Der Flughafen war so trostlos und öde, im Gegensatz zu dem in der Türkei. Dort standen Palmen und alles war schön und edel.
Allerdings wuchs damals wider Erwarten, während der zweistündigen Fahrt zum Hotel meine Sympathie für das ägyptische Land. Bereits nach einigen Tagen war mir dann klar, dass ich noch einmal wiederkommen würde. Damals waren Hilde und ich noch glücklich miteinander und wir hatten einen traumhaften Urlaub.
Nun ist es so weit. Der Flieger landet. Ich flutsche mit den Reisenden durch die Kontrollen. Mich sieht ja niemand.
„Stopp“ ertönt die Stimme eines der uniformierten Wachleute. Er schaut mich streng an. „Wohin wollen Sie?“ „Zum Hotel Holliday Inn,“ antworte ich verwirrt. Gilt die Kontrolle auch für Verstorbene? Dieses Hotel hatte ich mir im Internet herausgesucht und noch ein freies Zimmer mit Meerblick gefunden. Hoffentlich ist das Zimmer noch frei, sonst muss ich mich nach einem anderen umschauen.
Die Menschen können mich zwar nicht sehen, ich sie aber schon. Und ich hätte doch gerne das Zimmer für mich alleine.
„Kennst du die Richtlinien?“ ertönt die Frage des Uniformierten mit scharfer Stimme. Er hat die typische dunkle Gesichtsfarbe der Ägypter. Sein Schnauzer und die Augenbrauen sind buschig und wirken ungepflegt. Sie lassen ihn etwas grimmig wirken. Allerdings deuten seine Mundwinkel ein freundliches Lächeln an. Ich schüttele erstaunt den Kopf. Wofür denn Richtlinien?
„Sind sie Urlauberin oder geschäftlich hier?“ fragt er noch einmal etwas freundlicher.
´Können Geistwesen auch geschäftlich verreisen?` wundere ich mich und lasse meinen Blick ratlos durch die Abfertigungshalle schweifen. Viele Menschen, stehen in Reihen, um zur Gepäckhalle zu gelangen. Geldscheine wechseln die Besitzer, bevor die Touristen durch die Absperrung weiterdürfen.
„Ich wollte eigentlich Urlaub machen,“ antworte ich kleinlaut. Nun bin ich doch ziemlich verunsichert. Wer kann ahnen, dass es auch für Geistwesen Probleme gibt.
„Pass auf, dass du nicht in die Geschichte eingreifst und nichts veränderst,“ rät er mir, „das geht manchmal ganz schnell, aber unsere Regierung ist da sehr streng. Und pass auf dich selbst auf,“ erwidert er väterlich, „es gibt viele unehrliche und düstere Gestalten, die schon seit Jahrhunderten hier herumgeistern. Falls du es schaffst, ihnen ins Licht zu helfen, ist das gern gesehen. Dafür gibt es Pluspunkte da oben.“ Er deutet mit den Augen zum Himmel.
Ich nicke, erkundige mich bei ihm noch, welcher Bus zu meinem Hotel fährt und schon sitze ich zufrieden auf meinem Fensterplatz. Urlaub, endlich Urlaub. Entspannt lehne ich mich zurück.
Es ist nur ein Kleinbus für sechs Leute. Ich sitze hinter einem händchenhaltenden jungen Pärchen.
Dann steigt ein Paar im mittleren Alter ein. Anscheinend sind wir schon vollzählig und der Bus setzt sich in Bewegung.
Der Herr im „Mittelalter“ ist ziemlich aufgedreht. Er hat einen rheinländischen Akzent und scheint sich für sehr wichtig zu halten. Ständig macht er irgendwelche Witze, über die niemand lachen kann. Seine Partnerin stößt ihn nur hin und wieder an und schüttelt unmerklich mit dem Kopf, was in ihm wiederum Unmut erzeugt. Gibt es einen Ehekrach?
Ich versuche nicht hinzuhören und schau mir die Landschaft an. Auch die jungen Leute bestaunen leise tuschelnd die öde Gegend und reagieren nur hin und wieder mit einem gezwungenen Lächeln auf den unangenehmen Fahrgast.
Der Fahrer hält sich trotz seiner Deutschkenntnisse zurück. Irgendwann kehrt dann Ruhe im Fahrzeug ein und man hört nur noch das eintönige Motorengeräusch des Fahrzeugs.
Ich muss an Peter denken. Wir würden uns jetzt auch an den Händen halten, während das Fahrzeug holpernd über die Straßen fährt.
95% des Landes ist Wüste, die restlichen 5 % sind fruchtbares Land, das sich entlang des Nils erstreckt. Wir fahren immer am Meer entlang, bis nach Marsa Alam.
Nach zwei Stunden sind wir am Zielort, ich war wohl auch etwas eingenickt. Mit mir zusammen verlässt nur das junge Pärchen den Bus, die anderen fahren weiter in ein anderes Hotel.
Ich weiß nicht wie spät es ist, aber die Dunkelheit hat sich bereits über das Land gelegt. Ein erschöpft wirkender Page geleitet die beiden Neuankömmlinge und das Gepäck zu ihrem gebuchten Zimmer. Ich verbringe noch gefühlt eine Stunde mit der Suche nach meinem von mir auserwählten Zimmer, das zum Glück noch frei ist.
Fasziniert eile ich zum Balkon. Ein traumhafter Ausblick eröffnet sich mir. Es stehen noch einige wenige Leute an der Poolbar und amüsieren sich lautstark. Sie haben sicher All-Inclusive gebucht und nutzen es aus, so viel zu trinken, wie hineingeht.
Auf dem rötlichen Sandstrand sind Liegen in Reih und Glied aufgestellt und warten auf Gäste. Das angrenzende Meer schimmert hell und verträumt im Mondlicht. Das gesamte Areal ist mit Palmen und wunderschönen Blumen bepflanzt.
Glücklich lasse ich mich aufs Bett fallen und träume von meinem Liebsten. Ich habe ein großes Doppelbett aus glänzendem dunklem Holz, passend dazu die Nachtschränkchen mit Telefon und vergoldeten Nachttischlampen. Kleiderschrank, Schreibtisch und der Cocktailsessel mit dem dunkelgrünen Samtbezug sind aus demselben Holz wie die Kommode, auf der ein Fernseher auf Beachtung wartet.
Inzwischen ist es unten ruhig geworden und nur das leise Plätschern des roten Meeres zu hören. Wie friedlich es hier ist.
Am nächsten Morgen führt mich mein Weg als erstes zum Schwimmbecken. Die Hälfte der Liegen ist schon mit Handtüchern belegt, obwohl bisher nur wenige Urlauber darauf Platz genommen haben.
Zufrieden lasse ich mich auf einer leerstehenden Liege nieder, um das Treiben um mich herum zu beobachten. Von meinem Platz aus kann ich die Frühstückstische sehen, die unter den Sonnenschirmen auf der großen Terrasse stehen. Kellner eilen dort umher, um das schmutzige Geschirr fortzuräumen. Zufriedene Gäste schlendern zum Buffet oder sitzen an ihren Tischen, um entspannt ihr Frühstück einnehmen.
Eine etwa 60-jährige grauhaarige Dame, bekleidet mit einem bunten Strandkleid, schlurft in ihren flachen blauen Sandalen verschlafen zum Buffet. Ihren Kaffee und die gezapfte Limonade hat sie schon auf einem der freien Tische abgestellt.
Amüsiert beobachte ich, wie eine Krähe die Abwesenheit der Besitzerin ausnutzt und sich die Limonade schmecken lässt.
´So ist das, wenn man alleine ist,´ denke ich mitfühlend. Vielleicht hätte sie ein Tablett benutzen sollen, dann hätte sie alles mit einem Mal tragen können.
An einem der anderen Tische, den die Gäste kurz verlassen hatten, verspeisen die Krähen eilig die Rühreier, bevor der Kellner sie mit gleichgültigem Gesicht verjagt.
„Hallo,“ spricht mich ein etwa 12-jähriges blondes Mädchen an, „ich bin Celine.“ Die junge Dame hat ihr dunkelbraunes Haar locker zu einem Pferdeschwanz gebunden. Einige Strähnchen haben sich gelöst und hängen etwas wirr am Kopf herum.
Das übergewichtige Mädchen kommt gerade aus dem Wasser. Während sie mich mit ihren braunen Augen erwartungsvoll anschaut, tropft das Wasser geräuschlos von ihrem nassen, pink farbenen Badeanzug. Einige Sommersprossen zieren keck ihre Nasenspitze.
Verdutzt schaue ich mich um. Das ist doch eine Lebende, wieso kann sie mich sehen? Sie streckt mir freundschaftlich die Hand entgegen, die ich aber nicht greifen kann. Meine rechte Hand gleitet, von ihr anscheinend unbemerkt, durch ihre hindurch.
„Wieso kannst du mich sehen?“ erkundige ich mich verwundert. „Wieso nicht?“ kommt es prompt zurück.
„Celine!“ tönt eine raue Frauenstimme von einem der Liegestühle. Erschrocken suche ich den Ursprung dieser unangenehmen Laute.
Eine Frau mit umfangreichen Fettpolstern räkelt sich in ihrem bunt-geblümten Badeanzug. „Ja, Oma?“ ruft Celine zurück. Das ist also ihre Oma. Die Frau muss schon früh Mutter und Oma geworden sein, diagnostiziere ich. Mich hat so ein Schicksal nie ereilt. Ich bin in meinem Leben leider kinderlos geblieben. Ich schätze Celines Oma auf höchstens 50 Jahre.
Nun wundert sich die Frau sicherlich und denkt, Celine führt Selbstgespräche.
„In einer Stunde treffen wir uns am Mittagstisch,“ ruft die Oma noch und fällt wieder in die Entspannungsphase. Die Familie scheint Frühaufsteher zu sein. Während die