Über die Unerschütterlichkeit des Weisen - Seneca - E-Book

Über die Unerschütterlichkeit des Weisen E-Book

Seneca

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Beschreibung

Einzige Ausgabe dieser programmatischen Schrift der stoischen Ethik Wie geht man am besten mit Beleidigungen um? Auch ein Weiser mag, so der römische Philosoph Seneca im 1. Jahrhundert n. Chr., Anfeindung, Spott und Unrecht erfahren – aber es berührt ihn nicht, denn er ruht in sich, ja er wächst sogar daran. Selbst wenn er seine gesamte Habe oder seinen guten Ruf verliert, zerbricht er nicht daran. Wie man dieses Ideal des Weisen erreichen und letztlich seine Affekte kontrollieren kann, erklärt Seneca in diesem kurzen Text, der sich auch als Programmschrift der stoischen Ethik lesen lässt. Und wenn es einen antiken Text gibt, der zu unserer Social-Media-(Parallel-)Welt passt, dann ist es dieser. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Seitenzahl: 84

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Seneca

Über die Unerschütterlichkeit des Weisen

Reclam

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2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2022

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962022-0

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014186-1

www.reclam.de

Inhalt

Einleitung

Über die Unerschütterlichkeit des Weisen

Anhang

Anmerkungen

Verzeichnis der Eigennamen

Literaturhinweise

Einleitung

Diese Schrift Senecas ist unter dem lateinischen Titel De constantia sapientis, »Über die Unerschütterlichkeit des Weisen«, bekannt – doch der in den Handschriften überlieferte Originaltitel Nec iniuriam nec contumeliam accipere sapientem, »Dass der Weise weder Unrecht noch Beleidigung erfährt«, bringt das Thema auf den Punkt: Dem Weisen kann weder Unrecht noch Beleidigung zustoßen, denn er ist unverletzlich und kann nichts verlieren. Allerdings schafft nur ein lebenslanges Bemühen um Selbstformung, vor allem aber ausgeprägte Affektkontrolle, die zur Freiheit von Leidenschaften (apátheia), zu Selbstgenügsamkeit (autárkeia) und Unerschütterlichkeit (ataraxía) führen soll, Aussicht auf diese Seelenruhe des stoischen Weisen. Und Seneca lehrt in seiner Abhandlung, wie man dieses Ideal erreichen kann. Doch zunächst zum Autor und zu seinem Gesamtwerk:

Senecas Leben und Werk

Der Politiker, Philosoph und Dichter wurde um die Zeitenwende in Corduba in Südspanien geboren und war der mittlere von drei Söhnen Senecas des Älteren (wie wir ihn in Abgrenzung zu seinem berühmteren Sohn nennen) und der Helvia. Die Mutter war eine gebildete Frau – anders als sie war der einer angesehenen römischen Ritterfamilie entstammende Vater zwar kein Freund der Philosophie, immerhin aber ein Bewunderer der Rhetorik.

Seneca kam früh nach Rom, erhielt dort die standesübliche rhetorische Ausbildung und studierte mit Eifer Philosophie, vor allem Ethik bei dem Stoiker Attalos sowie bei Sotion, einem Schüler des stoisch und pythagoreisch geprägten Sextius. Er entschied sich für die senatorische Laufbahn, war aber dann nach ersten Versuchen, sich als Anwalt einen Namen zu machen, wohl um das Jahr 30 durch eine schwere Erkrankung der Atemwege gezwungen, sich für längere Zeit zur Erholung zu einer Tante nach Alexandria in Ägypten zu begeben, wo sein Onkel Statthalter war. Nach seiner Rückkehr nach Rom im Jahr 31 wurde er Quästor und machte bald seine erste unliebsame Bekanntschaft mit dem Kaiserhaus, mit dem er bis zu seinem Tod schicksalhaft verbunden bleiben sollte: Er erregte durch seine glänzende Redekunst den Neid des von despotischem Wahnsinn getriebenen Kaisers Caligula (reg. 37–41), und nur seine angeschlagene Gesundheit, weswegen manche ohnedies mit seinem Hinscheiden rechneten, soll ihn vor der Ermordung bewahrt haben.

Bald nach der Thronbesteigung des Claudius (reg. 41–54) wurde Seneca das Opfer höfischer Intrigen: Caligulas jüngere Schwester Julia Livilla schien immer größeren Einfluss auf den Kaiser zu gewinnen; um sie loszuwerden, dichtete ihr Claudius’ machtbesessene Gattin Messalina eine Affäre mit Seneca an. Der vermeintliche Lüstling Seneca musste in die Verbannung nach Korsika, damals keine Wunschdestination für Exilierte – und ertrug sein Los als Stoiker gefasster als vor ihm der berühmte Politiker Cicero und der Dichter Ovid. Nach acht Jahren der Einsamkeit und Selbstbesinnung erwirkte die neue Kaisergattin Agrippina (wir nennen sie »die Jüngere«), Claudius’ vierte Ehefrau, die das Spiel um die Macht am Hof gegen ihre Rivalin Messalina gewonnen hatte, im Jahr 49 seine Rückberufung. Seneca wurde nun mit der Erziehung des jungen Nero, des einzigen Sohnes der Agrippina (aus erster Ehe), betraut und erhielt um das Jahr 50 das Amt eines Prätors. Die herrschsüchtige und skrupellose Kaisergattin soll Claudius umgebracht haben, nachdem sie ihrem Sohn den Weg auf den Thron geebnet hatte. Seneca, der einerseits die Leichenrede auf Claudius verfasste und ihn andererseits in der Satire Apocolocyntosis aufs Heftigste verspottet hatte, stieg nunmehr zu größtem Einfluss auf.

Gemeinsam mit dem Gardepräfekten Burrus leitete Seneca um 55/56 als Konsul, de facto aber etwa fünf Jahre lang die Geschicke des römischen Reiches. Als Prinzenerzieher war ihm allerdings kein Erfolg beschieden. Nero (reg. 54–68) nämlich ließ sich durch die staatspolitischen Maximen, die Seneca ihm in der Schrift De clementia (Über die Güte) nahezubringen suchte, nicht beeindrucken: Der junge Kaiser, der im Jahr 55 seinen Adoptivbruder Britannicus, den Sohn des Claudius mit dessen dritter Frau Valeria Messalina, hatte ermorden lassen, ging hemmungslos seinen Vergnügungen nach und betätigte sich als Sänger, Schauspieler und Rennfahrer, was eines ehrbaren Mannes, zumal eines Kaisers unwürdig war. Im Jahr 59 beseitigte Nero seine um Einfluss buhlende und ihn bedrängende Mutter. Seneca, der diese Tat wohl billigend in Kauf nahm und vor der Öffentlichkeit rechtfertigen musste, verlor nun rasch an Macht und zog sich nach Burrus’ Tod im Jahr 62 gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück. Er bat den Kaiser, die Reichtümer, mit denen dieser ihn all die Jahre überhäuft hatte und die ihm, der als bekennender Stoiker sich eigentlich der asketischen Lebensweise verschrieben haben müsste, ätzenden Spott und böse Anfeindungen eintrugen, zurückzunehmen, doch Nero lehnte dies ab mit der Bemerkung, dadurch könnte noch der Eindruck entstehen, er, der Kaiser, sei geizig oder gar grausam. In seinen letzten Jahren widmete sich Seneca mit vollem Eifer wieder der philosophischen Schriftstellerei. Bei der von Calpurnius Piso angezettelten Verschwörung, die zum Ziel hatte, Nero aus dem Weg zu räumen, wurde er der Mitwisserschaft beschuldigt; Nero befahl ihm, seinem ehemaligen Erzieher und politischen Mentor, die Selbsttötung: Seneca schied im Jahr 65, nachdem er schon auf Reichtum und Macht verzichtet hatte, nach dem Zeugnis des Historikers Tacitus ganz nach dem Vorbild des Sokrates (469–399 v. Chr.) – vielleicht auch des jüngeren Cato (95–46 v. Chr.) – in stoischer Manier mit philosophischer Gelassenheit aus dem Leben.

Nach dem Zeugnis des Redelehrers Quintilian (Lehrbuch der Redekunst10,1,12) hinterließ er orationes, poemata, epistulae und dialogi. Von den Reden hat sich nichts erhalten. Von den poemata, den Dichtungen, sind im Wesentlichen nur neun Tragödien auf die Nachwelt gekommen. Sie sind die einzigen vollständig erhaltenen lateinischsprachigen Exemplare dieses Genres, halten sich aber durchweg an die traditionellen mythischen Stoffe (bei vielen Stücken lässt sich sogar eine intertextuelle Abhängigkeit von erhaltenen griechischen Vorlagen nachweisen). Die Tragödien erschöpfen sich nicht in der Illustration philosophischer Lehrsätze, sind aber andererseits auch kein solitärer, ganz eigenständiger Teil von Senecas Gesamtwerk, denn auch sie wollen eher belehren und erziehen als lediglich unterhalten – und verfolgen so eigentlich dieselben Zwecke wie die Prosaschriften. Die unter Senecas Namen überlieferte historische Tragödie Octavia, das einzige vollständig erhaltene lateinische Exemplar der als fabula praetexta bezeichneten Gattung, behandelt das Schicksal von Neros bemitleidenswerter erster Gemahlin und stammt wohl nicht tatsächlich von Seneca selbst, sondern von einem ihm geistig nahestehenden zeitgenössischen Dichter. Die schon erwähnte Apocolocyntosis (auf Deutsch etwa: Verkürbisung – parodistisch für Vergöttlichung), in der Seneca in einer Mischung aus Prosa und Vers mit beißendem Spott den Tod sowie die Himmel- und Höllenfahrt des Claudius als eines stammelnden Idioten mit humpelndem Gang beschreibt, steht gattungsmäßig der Satire nahe. Mit den Briefen ist die umfängliche, nicht ganz vollständig erhaltene Sammlung Epistulae morales ad Lucilium (Briefe an Lucilius über Ethik) gemeint. Eine glatte Fälschung ist der zum ersten Mal vom Kirchenvater Hieronymus erwähnte stilistisch bescheidene und inhaltlich dürftige Briefwechsel mit dem Apostel Paulus – er hat Seneca einst den Ruf eingebracht, insgeheim Christ gewesen zu sein. Als Dialoge schließlich bezeichnet Quintilian wegen ihrer lockeren Darstellungsart die übrige philosophische, zum Teil verlorene Prosa, welche ihren Inhalt gern dialogartig – mit Einwürfen eines fiktiven Gegners und deren Widerlegung – vorbringt; keineswegs darf man bei dialogi an Gespräche im Stil der platonischen Dialoge oder an die Art des Aristoteles denken: Mit beidem hat Senecas Dialog-Begriff nichts zu tun. Vielmehr ist damit jenes hellenistische Genos gemeint, mit dem volkstümliche Sittenpredigten zu allen möglichen Themen bezeichnet werden: die Diatribe. Sie ist Ausdruck einer sich bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. abzeichnenden Tendenz der philosophischen Schulen, sich weitgehend auf die Ethik zu konzentrieren. Seneca machte sich ihren Argumentationsstil zu eigen. Die Sprache der Diatribe ist reich an Bildern und Beispielen, um die Anschaulichkeit zu erhöhen und sich das Gewicht von historischen Autoritäten zunutze zu machen.

Senecas Werke lassen sich, auch da sie kaum Hinweise auf aktuelle Ereignisse enthalten, nur schwer genau datieren. Eine Ausnahme sind die drei verhältnismäßig frühen consolationes (Trostschriften, ein in hellenistisch-römischer Zeit sehr beliebtes Genre von Traktaten der praktischen Ethik): für Marcia, noch unter Caligula (reg. 37–41) verfasst, für die Mutter Helvia und für den Freigelassenen Polybius. Erstere, die Trostschrift für Marcia, die Tochter des unter Kaiser Tiberius (reg. 14–37) vom Prätorianerpräfekten Sejanus in den Tod getriebenen Cremutius Cordus, hat ein in der Konsolationsliteratur überaus verbreitetes Thema zum Gegenstand: Es galt, der Adressatin über den Verlust eines Sohnes hinwegzuhelfen. In der Trostschrift an Helvia versucht Seneca das Leid, das sein Exil (41–49) verursacht, nicht nur bei der Mutter, sondern zugleich auch bei sich selbst zu lindern. Seiner Mutter versichert er, sie müsse sein Schicksal nicht beklagen, denn er habe in der Lehre der Stoa inneren Halt gefunden: Die Verbannung sei kein Unglück, der Mensch könne überall leben, denn die ganze Welt sei sein Vaterland. Wenn die Mutter sich selbst der Philosophie zuwende, werde auch sie dort Trost und Sicherheit finden und ihre durch seine Verbannung ausgelöste Trauer ablegen können. Die an den Hofbeamten Polybius sich wendende Abhandlung endlich, literarisch von geringerem Wert, ist nur zum Schein eine Trostschrift, tatsächlich enthält sie mehr oder weniger unverhohlen das Gesuch, der Kaiser möge ihm die Rückkehr nach Rom erlauben. Die drei Bücher De ira (Über die Wut) sind wohl gleichzeitig mit den Trostschriften, teils unter Caligula (reg. 37–41), teils im Exil (41–49), zustande gekommen: Seneca setzt dort in allgemeiner, nicht einer bestimmten Person sich zuwendender Form die Bekämpfung der Affekte, ein Hauptmotiv seiner Ethik, fort. Nach dem Tod Caligulas (im Jahr 41) wurde wohl De brevitate vitae (Von der Kürze des Lebens) verfasst, eine Mahnung zur Hinwendung an die Philosophie. Unser Leben, so der Grundtenor, ist nur deshalb so kurz, weil wir darin die meiste Zeit für unsere Leidenschaften und für unnütze Zerstreuungen vergeuden, statt uns den wirklich maßgeblichen Dingen zu widmen.