Über die Verhältnisse - Barbara Frischmuth - E-Book

Über die Verhältnisse E-Book

Barbara Frischmuth

0,0
8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Drei Leben aus den Fugen Mela, attraktive Wirtin eines beliebten Wiener Lokals, ist eine starke Frau, die in der Liebe die Unabhängigkeit schätzt. Dass ihre Tochter sich ganz anders entscheidet, empfindet Mela als Katastrophe. Doch auch ihr höchster Gast, der Regierungschef, steckt in einer Krise, und Mela weiß besser als er selbst, dass es sich um mehr als eine politische handelt.

 »Barbara Frischmuth hat sich mit Witz und Beobachtungsschärfe die erbärmliche Innenausstattung der Macht vorgenommen … , wie sie sich in unbeobachteten Augenblicken offenbart.« Die Zeit

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 306

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Barbara Frischmuth

Über die Verhältnisse

Roman

Impressum

ISBN E-Pub 978-3-8412-0283-3ISBN PDF 978-3-8412-2283-1ISBN Printausgabe 978-3-7466-2711-3

Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Juni 2011© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, BerlinBei Aufbau Taschenbuch erstmals 2011 erschienen;Aufbau Taschenbuch ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KGDie Erstausgabe erschien 1987 im Residenz Verlag, Salzburg/Wien

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung capa, Anke Feselunter Verwendung eines Fotos von Carla Brno/bobsairport

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,KN digital - die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

Menü

Buch lesen

Innentitel

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Informationen zur Autorin

Impressum

Inhaltsübersicht

Du ziehst einen Faden

Es hat gekracht im Land

Ungarn war nicht

Das Land von oben

Aber nicht einer vermochte ihren Trotz zu erweichen;weiterhin grollte sie und verschmähte jeglichen Vorschlag.Niemals, sagte sie, wolle sie den von Düften umwalltenhohen Olympos betreten, nie Feldfrüchte aufsprießen lassen,ehe sie ihre liebliche Tochter wiedergesehen.

Homerische Hymnen: Hymnos auf Demeter

Gelegentliche Übereinstimmungen mit lebenden Personen, soweit sie den österreichischen Olymp betreffen – wenn auch sicher nicht im Hinblick auf biographische Details –, sind beabsichtigt.

Du ziehst einen Faden, und der ganze Stoff kräuselt sich. Demeter – Figur und Person in einem. Wenn ich Demeter sage, muß ich auch Kore, Baubo, Zeus sagen.

Stell dir vor, du hängst einen leeren Rahmen an die Wand, der ein Stück Mauer eingrenzt. Die Linie eines Profils tritt hervor, und wenn du lange genug hinschaust, erscheint der Kopf.

Du machst Licht. Der Schatten des geflochtenen Lampenschirms berücksichtigt den Rahmen nicht, doch kann er das Bild, das sich einmal gezeigt hat, nicht ungeschehen machen, auch wenn er bedeutet, daß innerhalb und außerhalb des Rahmens nichts als die bloße Wand ist. Ebenso setzt sich eine Fliege über den Rahmen hinweg, innerhalb dessen sie jedoch zum Bild gehört.

Also das SPANFERKEL, unser aller Nährschwein, die Sau, die man haben muß, um noch rosige Zeiten zu erhoffen. In diesem Rahmen ein Lokal, in dem man – göttlicher Einfall, den du erst haben mußt – ißt, was vom Schwein kommt, und nur vom Schwein. Vom Rüssel über die Ohren bis zum Ringelschwanz, Haxen, Eingeweide, Schwarte, auf vielerlei Weise und Manier zubereitet, gedämpft, geröstet, gespickt, gerollt, geräuchert, gebraten, auf Spießen, im Topf, auf dem Holzkohlenrost, im Rohr und in der Gußeisenpfanne, auf Reissockeln oder im Erdäpfelwall, um Knödel drapiert, über Nudeln geschichtet, von zarten Gemüsen in der Farbe kontrastiert, durch Beimischung von Kräutern zu anderen Geschmacksebenen sublimiert und schließlich um die Wildform erweitert: Eberschinken, die Zunge rollt sich im Speichelfall – das also ist das SPANFERKEL.

Wo denn nun? Ich denke an das Wort Regierungsviertel, aber das ist ein Allerweltsbegriff, so würde in dieser Stadt niemand sagen. In einer unscheinbaren Gasse also, in Parlaments- und Kanzleramtsnähe, so daß es in unvorhergesehenen Pausen rasch und zu Fuß erreicht werden kann, was nicht nur dem gelegentlich entwischenden Oberolympier zugute kommt, sondern auch den zu seinem Verfolg abgestellten und geheimen Sicherheitsbeamten, die sich im Falle eines unbemerkten Abhandenkommens ihres obersten Dienstgebers ebenfalls ins SPANFERKEL verfügen, wo ihrem fragenden Blick bedeutet wird, daß der Vermißte sich im Extrazimmer finden ließe, falls er tatsächlich gefunden werden müsse.

Erleichtert bestellen die hauptamtlichen Schutzverantwortlichen erst einmal ein Bier – ist doch Unauffälligkeit die Voraussetzung ihres erfolgreichen Wirkens –, denn was wäre auffälliger, als zu dieser Nichtessenszeit hier zu sitzen und kein Bier zu trinken? Die Kellnerin aber, längst durch das einmalige Zukommenlassen einer Opernkarte gefügig gemacht, signalisiert rechtzeitig den geheimen Rückzug des im Auge zu Behaltenden, worauf die pflichtbewußten Beschatter sich sofort auf den Weg machen, ohne ihr Bier zu bezahlen, um kurz vor dem Wiederbetreten des Amts zu beiden Seiten des Schutzverurteilten Aufstellung zu nehmen, unverschämterweise auf gleicher Höhe, beinah so, als arretierten sie ihn, was natürlich protokollwidrig ist, aber im Hinblick auf die Demokratie, die das Staatsvolk als Regierungsform verordnet bekommen hat, und seine eigene bäuerlich-proletarische Herkunft verabsäumt der Chef, die vom Protokoll vorgeschriebene Geh- und Stehordnung einzufordern. Und je unverschämter die beiden Benimm-Verletzer ihn anlächeln, desto trauriger schaut er vom einen zum anderen, nicht weil er nicht wüßte – schließlich bezahlt er in regelmäßigen Abständen die im SPANFERKEL offengebliebenen Biere –, sondern weil sie ihm die flüchtige Illusion persönlicher Freizügigkeit auf so ordinäre Weise vergällen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!