Woher wir kommen - Barbara Frischmuth - E-Book

Woher wir kommen E-Book

Barbara Frischmuth

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Beschreibung

Nach dem Verlust beginnt das Leben neu Ada hat nach dem Selbstmord ihres Freundes auch als Malerin gerade mit ganz neuen Bildern begonnen, als plötzlich drei lebhafte Kinder und ihr Jugendfreund Jonas in ihr Leben eindringen. Ihre Mutter Martha musste es verwinden, dass ihr Mann gemeinsam mit seinem kurdischen Freund Vedat spurlos im Ararat-Gebirge verschwand. Seitdem trifft sie sich einmal im Jahr mit Vedats Frau Lale, um sich gemeinsam ihrer Männer zu erinnern, auch wenn sie keinen Ort haben, um zu trauern. Lilofee, die Tante, hatte als junges Mädchen in den Bergen einen Kriegsgefangenen versteckt und musste mitansehen, wie er, ihre große Liebe, verraten und verschleppt wurde. Nie wird sie das vergessen können, aber sie rächt sich. Barbara Frischmuth erzählt klug und mit der nur ihr eigenen souveränen Leichtigkeit, die das Unerträgliche nie vergessen lässt, wie jede dieser Frauen es lernen muss, im Jetzt zu leben und Liebe wieder zuzulassen. „Eine der gefährlichsten Fragen ist: Was wäre gewesen, wenn? Mit ihr fängt jegliches Erzählen an.“

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Seitenzahl: 480

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Barbara Frischmuth

Woher wir kommen

Roman

Impressum

Barbara Frischmuth, Woher wir kommen

ISBN 978-3-8412-0469-1

Aufbau Digital,veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, August 2012

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Originalausgabe erschien 2012 bei Aufbau, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung hißmann, heilmann, hamburg / Andreas Heilmann unter Verwendung eines Motivs von Monika Böhm / plainpicture

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

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Inhaltsübersicht

ADA

MARTHA

LILOFEE

ADA

Ada heißt Insel, das bedeutet, von Wasser umgeben zu sein. Sie lag mitten im See, den Rücken durchgestreckt, die Arme ausgebreitet, die Beine gespreizt. Das Wasser war so ruhig, dass nicht die leiseste Strömung an ihr leckte. Toter Mann nennt man diese Stellung, aber soweit sie sich erinnern konnte, hatte Olli nie die Geduld aufgebracht, sich ohne Bewegung so im Wasser einzurichten, dass es ihn trug.

Von ferne hörte sie das Tuten des Schiffes, das zwischen den drei Anlegestellen verkehrte. Das Geräusch seines Motors wurde manchmal von den Stimmen der Menschen am Strand übertönt, daher kündigte es sich mit diesem Hornton an. Es war ein überdachtes Schiff mit zwei Decks, das man abends für Feste mit Freunden mieten konnte, für Geburtstagsfeiern oder für Hochzeiten.

Schon spürte sie die Ausläufer der Bugwellen näher kommen. Bevor sie über ihr Gesicht hinwegschwappten, hob sie den Kopf, richtete sich, Wasser tretend, auf, schaute dem Schiff zu, wie es am Steg zur Terrasse des Strandcafés festmachte.

Zeit, zurückzuschwimmen. Sie kraulte ein Stück, um rascher voranzukommen, bewegte sich mit weit ausholenden Tempi zügig Richtung Ufer. Angekommen, blieb sie ein paar Minuten auf einem der Steine sitzen, die nur bei Hochwasser unter dem Seespiegel lagen. Als sie sich anzog, waren ihre Haare beinahe trocken, sie brauchte sie nur noch vor dem winzigen Taschenspiegel in Form zu zupfen. Langsam holte die Sonne wieder den hellen Messington hervor, den sie sich strähnchenweise eingefärbt hatte.

Sie schulterte die Tasche mit den Badesachen, zog sich an den unteren Ästen einer Erle hoch, fasste im Steig an der Böschung Tritt, erreichte den Stein, der als natürliche Stufe diente, griff noch einmal ins Gestrüpp, um beim Sichaufrichten mit der Badetasche nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Von da an ging der Steig, flacher werdend, langsam in den Weg um den See über. Kurz davor, zwischen einer Fichte und einem Berberitzenstrauch, der ihn gegen den Weg hin abschirmte, befand sich der Ameisenhaufen. Sie hob einen bereits nadellosen Zweig vom letzten Jahr auf, stocherte damit in dem Haufen, bis sie – es schien ihr selbst wie ein Wunder – auf die Reste des Skeletts der Ringelnatter, die sie und Seppi vor zwei Jahren darauf abgelegt hatten, stieß. Wahrscheinlich war die Schlange Opfer eines zu schnellen Radfahrers geworden. Sie hatten sie bei einem Abendspaziergang mitten auf dem Weg gefunden. Ihr Kopf schien gequetscht, hinter den gelben Wangenflecken war etwas Blut ausgetreten, ansonsten war sie unverletzt.

Immer mehr der blank genagten Knöchelchen schimmerten durch die rostigen Fichtennadeln. Sie versuchte, sie hockend zu bergen, schüttelte mehrmals die Ameisen von ihrem Arm, die allenthalben aus dem Haufen quollen und eine ätzende Flüssigkeit ausschieden, die auf der Haut brannte.

Sie war nicht wirklich davon überzeugt gewesen, Seppi hatte sich sogar über ihren Kinderglauben lustig gemacht. Dennoch hatte sie für alle Fälle eine leere Krawattenbox aus Ollis Kleiderschrank mitgenommen, Luxusausführung, mit Futterseide ausgeschlagen, in der sie nun die einzelnen Teile, von denen sie die Ameisen pustete, vorsichtig verstaute. Anschließend legte sie sie, in ihr feuchtes Badetuch gewickelt, auf den nassen Badeanzug, damit sie gegen zu starke Erschütterungen geschützt wären.

Hexe, konnte sie Seppis Stimme in ihrem Kopf hören, gib zu, dass du die Ameisen besprochen hast.

Nichts hatte sich verändert, seit sie zuletzt an dieser Stelle zum Ufer hinuntergegangen war, außer der Länge der Äste, der Breite des Gestrüpps und der Höhe des Ameisenhaufens, dessen Nadelschicht sich merkbar stärker wölbte. Auch nicht am Haus. Als Kind hatte sie nicht verstanden, warum es Seehaus hieß. Wenn es ohnehin am See liegt, hatte sie zu Olli gesagt. Ich heiße ja auch nicht Mädchen, sieht doch jeder, dass ich ein Mädchen bin.

Nicht jeder, so wie du rumläufst.

Du trägst auch Hosen.

Aber ich bin kein Mädchen. In Istanbul hast du nie Hosen getragen.

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