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"Das Wichtigste zuerst: Egal, was dir eingeredet wird, du bist das Opfer. Die anderen sind die Täter. Vielleicht hast du in den Augen anderer einen Fehler gemacht, vielleicht sogar in deinen eigenen Augen, aber niemand hat das Recht, deshalb im Internet, in den Medien, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Uni oder Schule so mit dir umzugehen." Ob Shitstorm, Internetmobbing, Cyberbullying, Rufmordattacken, Hatespeech, Netzhetze, Fake News, Identitätsdiebstahl, Online-Stalking, Public Shaming: Wer Opfer eines Online-Angriffes wird, braucht Soforthilfe. Der Autor gibt einfühlsam kurze, praktische Tipps, wie Sie im akuten Fall der Fälle Ihr Seelenheil bewahren können. Ein Notfallkoffer für Betroffene (und ihre Freunde).
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Seitenzahl: 42
Veröffentlichungsjahr: 2020
Überleben im Shitstorm
Wie du als Opfer eines Online-Angriffes dein Seelenheil bewahrst
Ein Notfallkoffer für Betroffene(und ihre Freunde)
Ratgeber
von Martin Wimmer
Alle Rechte vorbehalten.
Erste Auflage 2019.
Impressum / Copyright
Martin Wimmer
10119 [email protected]
Druck
epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Du bist das Opfer.
Das Wichtigste zuerst: Egal, was dir eingeredet wird, du bist das Opfer. Die anderen sind die Täter. Vielleicht hast du in den Augen anderer einen Fehler gemacht, vielleicht sogar in deinen eigenen Augen, aber niemand hat das Recht, deshalb im Internet, in den Medien, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Uni oder Schule so mit dir umzugehen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, sagt unser Grundgesetz. Dass die Sitten im öffentlichen Umgang miteinander aber soweit verroht sind, dass dich niemand mehr schützen kann und will in Situationen wie jener, die du gerade durchlebst, ist leider Realität. Du kannst dir aber selber helfen.
Ich möchte dir in diesem Buch schildern, was mir und anderen Betroffenen vor, nach und vor allem mitten in solchen Situationen geholfen hat. Denn du kannst dich vorbereiten und wappnen. Und du kannst im Nachgang etwas für dich tun. Du kannst aber selbst zum Höhepunkt der Krise für dich gute Maßnahmen ergreifen.
Dieses Buch hilft dir nicht, das Problem zu beheben. Es macht den Vorgang nicht rückgängig. Es gibt dir keine technischen Tipps, macht dich nicht zum Social Media Experten und versucht auch nicht, dir durch rechtliche Expertise zu helfen.
Diese Seiten sind als Soforthilfe gedacht, um dir psychologisch zu helfen. Mental. Seelisch. Wir gehen das jetzt gemeinsam alles durch und retten dein Seelenheil. Damit du wieder schlafen kannst, essen kannst, dich rausgehen traust, Freunden wieder vertrauen kannst.
Egal, was andere jetzt auf dich einhämmern, es geht jetzt und hier ausschließlich um dich in einer absoluten Krisensituation. Ich mache dich zu deinem eigenen Notarzt. Wenn wir dir einen Finger abschneiden müssen, um dich aus der Bergspalte zu retten, werden wir das tun. Ich mache dich zum Superhero. Wenn wir anderen das Auto klauen müssen, um dich in Sicherheit abzutransportieren, werden wir das tun. Wir bringen dich hier aus dieser Online-Falle lebend raus und du wirst wieder gesund. Ok?! Also los.
Die Fälle, um die es hier gehen kann, sind sehr unterschiedlich. Dein Fall ist individuell, hat seine ganz spezifischen Besonderheiten, eine Vorgeschichte, Einflussfaktoren, Folgen. Mit den anderen gemeinsam hat er aber sicher einige der folgenden Merkmale, die sich überall finden, egal ob wir von Shitstorm, Internetmobbing, Cyberbullying, Rufmordattacken, Hatespeech, Netzhetze, Fake News, Identitätsdiebstahl, Online-Stalking, Public Shaming sprechen:
Ein Mensch, der das nicht wollte, nicht voraussehen konnte und nun nichts dagegen tun kann, du, wird wie vom Blitz getroffen im Internet zum Opfer eines sich schnell und weit ausbreitenden Angriffs auf seine Würde. Durch Bloßstellung und Verrat, durch niederträchtige Gerüchte und gemeine Lügen, durch falsche und aus dem Kontext gerissene Darstellung von Sachverhalten, durch verfremdete Bilder und lästernde Videos, durch Missbrauch seiner Persönlichkeit, durch Instrumentalisierung für die kommerziellen Zwecke von Dritten. Dein Name, dein Bild, etwas von dir Geschaffenes, mit dir Verbundenes wird gegen deinen Willen in einer Art und Weise gestaltet, geteilt und kommentiert, die dir persönlich extremen Schaden zufügt, deiner Integrität, deinem Ruf, deinen Rechten, deiner Gesundheit.
Du bist Opfer geworden. Nicht alle wollen das anerkennen. Sie unterstellen dir zumindest eine Mitschuld. In den Social Media ist alles öffentlich, das weiß doch jeder, der sich dort aufhält. Wer ins Internet geht, wusste was er tut, und muss die Folgen aushalten. Wer nicht Böses tut, braucht auch keine Angst zu haben. Irgendwas wird schon dran sein, sonst würden nicht so viele Leute das teilen und gut finden. In Deutschland herrscht halt Meinungsfreiheit. Wenn du mit solchen Thesen konfrontiert wirst, kannst du selbstbewusst dagegenhalten: Nein! Nein, und nochmals Nein! Denn gegen diese Rechtfertigungen von online ausgeübter Gewalt spricht natürlich eine Menge. Wie gegen jede Gewalt.
Besonders offensichtlich ist das dort, wo es von vornherein nicht um faire und wertschätzende Kommunikation mit dir geht, sondern wo die abwertende Beschäftigung mit dir nur den eigenen Zwecken dient, wo auf deinem Rücken eigennützig politische oder wirtschaftliche Interessen bedient werden. Individuen und Institutionen wollen Geld verdienen, wollen ihre Position stärken und instrumentalisieren dazu gegen deinen Willen Aspekte deiner Persönlichkeit. Damit muss niemand rechnen dürfen, nur weil er einen Browser öffnet.
Niemand hat das Recht, so mit dir umzugehen, dir so zu schaden, dich so zu verletzen. Egal, was heute scheinbar der Zeitgeist ist, womit man eben rechnen muss, was heute angeblich nun mal jeder aushalten muss: Niemand hat das Recht, über dich zu richten. Dass du öffentlich angeklagt, vorgeführt, bloßgestellt, angeprangert, verraten wurdest, ist nicht in Ordnung. So ein Eingriff in deine Privatsphäre, egal wie öffentlich deine Rolle ist oder als wie stellvertretend dein Fall jetzt dargestellt wird, ist nicht statthaft. Das, was dir eben widerfährt, ist falsch und verwerflich. Nochmal: Du bist das Opfer, du bist nicht der Täter.