Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Was mit uns passiert, wenn wir wegen eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr selbst über unser Leben bestimmen können, ist oft nicht das, was wir gerne gehabt hätten. Weil wir nie die Motivation aufbrachten, unseren Willen festzuhalten. Übers Sterben zu reden. Dieses Ebook soll helfen, das passende Angebot und den passenden Ansprechpartner im Raum Bayreuth und darüber hinaus zu finden. Es informiert über verschiedene Aspekte der Themen Sterben, Tod, Trauer und Bestattung. Es soll aber auch zeigen, wie verschiedene Menschen mit diesen Themen umgehen. Dazu sprach der Nordbayerische Kurier mit pflegenden und trauernden Angehörigen, Krankenschwestern und Hospizmitarbeitern, aber auch mit einem Orgelspieler, der seit 54 Jahren auf Beerdigungen spielt, und einem 86-Jährigen, der Sterbebildchen sammelt, um sich auf den Tod vorzubereiten. Wer gleich handeln möchte, findet im Anhang Musterformulare für Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 75
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Autorin3
Übers Sterben reden3
Übersicht über die Angebote in der Region3
„Manche wollen einfach ihre Ruhe“3
Interview mit Palliativ-Krankenschwester Elfriede Dollhopf über den Umgang mit dem Sterben3
Umfrage: So hat sich der Umgang mit dem Sterben verändert3
Eine Hospizfachkraft, eine Pflegekraft, ein Pfarrer und die Gesundheitsministerin erzählen3
Die Geschichte der Palliativmedizin3
Von den Anfängen in Frankreich bis nach Bayreuth3
Sterbehilfe: Ja oder nein?3
Zwei Experten antworten3
Sterbehilfe: Was ist erlaubt und was nicht?3
Die verschiedenen Arten der Sterbehilfe einfach erklärt3
Das Leben in den Händen eines anderen3
Ursula und Jochen Fähler haben sich schon vor langer Zeit für eine Patientenverfügung entschieden3
Was regelt eine Patientenverfügung, was eine Betreuungsvollmacht?3
Die Unterschiede einfach erklärt3
„Ich will nicht an Schläuchen hängen“ reicht nicht3
Tod und Sterben: Kurier-Leser fragen, drei Experten antworten3
1200 Mal den Tod gesehen3
Joseph Müller (86) sammelt Sterbebildchen, der Besuch von Beerdigungen ist für ihn innere Verpflichtung3
„Zum Weinen hatte ich damals keine Zeit“3
Vor drei Jahren starb die Ehefrau von Rolf Treute an Krebs, nach ihrem Tod quälen ihn die Selbstzweifel3
Beim Sterben begleiten statt ans Leben ketten3
Pflegeministerin Melanie Huml fordert: Mediziner müssen lernen, Menschen sterben zu lassen3
An die Grenze und darüber hinaus3
Ekel, Hilflosigkeit, Wut: Zwei Hospizbegleiterinnen erzählen, welche Situationen sie besonders herausfordern3
„Der Tod ist oft eine Art von Erlösung“3
Anja Schott (29) arbeitet seit vier Jahren im Hospiz, der Job hat ihre Sicht aufs Leben verändert3
Ohne Schere ging früher gar nichts3
Menschen begegnen dem Tod seit jeher mit Ritualen – die sich im Lauf der Zeit deutlich gewandelt haben3
„Bei älteren Menschen kann man trösten, bei einem Kind fehlen einem die Worte“3
Interview mit Bestattungsunternehmer Micha Christer über seine Arbeit und den Tod3
Was passiert im Krematorium?3
Eine Feuerbestattung in Bildern3
„Sie müssen da durch, hat der Pfarrer gesagt“3
Kirchenmusiker Klaus Wedel über die musikalische Seite von Beerdigungen3
Spiel mir mein Lied zum Abschied3
Welche Lieder sich die Kurier-Facebook-User zu ihrer Beerdigung wünschen3
Vom Heldentod zum Massensterben3
Der Traum vom süßen Tod und die grauenvolle Realität: Sterben in Zeiten des Krieges3
Mit kleinen Schritten zurück ins Leben3
Nach dem Tod ihres Mannes musste Hildegard Horter erst wieder lernen, im Alltag zurecht zu kommen3
Impressum3
Nein, übers Sterben reden macht keinen Spaß. Weil es daran erinnert, dass das Leben vergänglich ist und womöglich später noch Krankheit und Schmerzen für einen bereithält. Aber übers Sterben reden ist wichtig. Denn damit Krankheit und Schmerzen später so behandelt werden, wie man sich das wünscht, muss man vorsorgen.
Und weil das recht kompliziert ist, hat derNordbayerische Kurierdieses Ebook zusammengestellt. Es basiert auf der Serie „Tod und Sterben“, die zwischen Juni und September 2014 im Nordbayerischen Kurier erschien , und widmet sich mit Portraits, Interviews und Fachinformationen den verschiedenen Stadien am Ende des Lebens und darüber hinaus.
Das Buch beginnt mit dem Thema Sterben: Wie hat sich der Umgang mit dem Sterben verändert? Wie sinnvoll ist aktive Sterbehilfe? Wie kann man vorsorgen, falls man seine Wünsche nicht mehr ausdrücken können sollte? Und wie fühlt es sich an, seine letzten Tage gemeinsam zu regeln? Hier finden Sie auch Muster für Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht.
Dann widmet sich das Buch dem Tod. Wir sprachen mit Angehörigen von Verstorbenen, Hospizmitarbeitern, der bayerischen Pflegeministerin, aber auch mit einem 86-Jährigen, der Sterbebildchen sammelt darüber, ob sie den Tod in ihr Leben lassen und wie sie mit ihm umgehen.
Der letzte Teil gilt den Themen Bestattung und Trauer. In verschiedenen Artikeln zeigen wir, wie sich Beerdigungen in den letzten 100 Jahren verändert haben, welche Beerdigungsmusik die richtige ist und wie sich das Gedenken an die Toten im Lauf des ersten Weltkriegs veränderte. Ein Beerdigungsmusiker spricht über 54 Arbeitsjahre, ein Bestatter über seine schwierigsten Momente. Und eine Angehörige beschreibt, wie sie sich nach dem Tod ihres Mannes langsam wieder zurück ins Leben kämpfte. Hier finden Sie auch Hilfsangebote für Angehörige und Trauernde.
Eine Möglichkeit, seiner Trauer Ausdruck zu verleihen, ist mittlerweile auch das Internet: Auf dem Trauerportal des Nordbayerischen Kuriers. Dort haben Sie die Möglichkeit, Ihren Angehörigen auf angemessene Weise zu gedenken und die Erinnerung an sie am Leben zu halten.
Nein, übers Sterben reden macht keinen Spaß. Deshalb danke ich meinen Kollegen Ulrike Sommerer, Maximiliane Rüggeberg, Michael Weiser und Florian Zinnecker für ihre Mitarbeit an diesem Projekt. Und ich danke dem Hospizverein Bayreuth, der mit nicht nur bei all meinen Anliegen unterstützt, sondern auch den letzten Anstoß gegeben hat, selbst eine Patientenverfügung zu verfassen.
Denn eine ausgefüllte Patientenverfügung in der Schublade, die macht Spaß. Ja, es war schwierig. Und ja, ich musste mir Fragen stellen, die ich mir eigentlich nicht stellen wollte. Aber glauben Sie mir: Wenn es vorbei ist, werden Sie sich sehr viel besser fühlen. Also lassen sie sich von den Menschen in diesem Ebook inspirieren. Und dann handeln Sie, bevor es zu spät ist.
Sarah Bernhard, Redakteurin des Nordbayerischen Kuriers
Sterben gehört zum Leben dazu – und ist doch bis heute ein Tabuthema. Man verdrängt Gedanken an den Tod oder traut sich nicht, nachzufragen. Und wenn man sich doch traut, fehlt oft der richtige Ansprechpartner. Denn die Region hat zu diesem Thema viel zu bieten.
Frank Stief wundert sich: In diesem Jahr schliefen besonders viele Menschen im Fernsehsessel oder in ihrem Bett ein und wachten am nächsten Morgen nicht mehr auf, sagt derBestattungsunternehmer aus Thurnau. Insgesamt sei das aber eher die Ausnahme, heißt es aus dem Speichersdorfer Bestattungsinstitut Neumann: Rund die Hälfte der Toten käme mittlerweile aus dem Krankenhaus, häufig sei Krebs die Todesursache. Solche Menschen brauchen am Lebensende andere Hilfen als die, die an Alterserscheinungen sterben. In der Region ist man für beide Fälle gerüstet.
PFLEGEHEIME
Das Seniorenzentrum in Weidenberg. Foto: red
Viele Pflegeheime sind vor allem auf ältere Bewohner ausgerichtet. Solche Menschen hätten meist weniger Angst vor dem Sterben, als vor dem Leiden, sagt Palliativarzt Wolfgang Schulze. In vielen Seniorenheimen gibt es deshalb Pflegekräfte, die sich besonders gut mit Schmerztherapie auskennen. ImPflegezentrum Bischofsgrün, in dem nicht nur Ältere, sondern auch Krebskranke gepflegt werden, übernimmt in den letzten Stunden ein Betreuungsteam. „Sie legen beruhigende Musik auf, streicheln, achten darauf, dass der Sterbende nicht alleine ist“, sagt Pflegedienstleiterin Andrea Ebner. ImSeniorenzentrum Weidenberggibt es eine spezielle Palliativfachkraft. „85 Prozent unserer Bewohner versterben hier, deshalb muss man mit dem Thema sorgsam umgehen“, sagt Pflegedienstleiterin Anja Prechtl.
KIRCHEN
Die katholische Kirche St. Michael in Weidenberg. Foto: Pilz
Geistliche sind in der Region für Sterbende eher selten erste Ansprechpartner, sagt Reinhard Forster,katholischer Pfarrer in Weidenbergund Kirchenpingarten. „Die Kirchenbindung ist hier deutlich niedriger als in katholischen Gegenden.“ Gelegentlich werde er angefragt, dann bete er gemeinsam mit dem Sterbenden und spende die drei Sakramente. Auch derevangelische Pfarrer Edmund Grömer aus Bindlachsagt, er werde eher gerufen, wenn der Todesfall schon eingetreten ist. „Viele Sterbende erschrecken sonst, weil sie denken: Wenn der Pfarrer kommt, ist es amtlich.“ Wird er gerufen, greift er auf Gebete zurück, die dem Sterbenden vertraut sind. „Auch wenn ihr Bewusstsein getrübt ist, verstehen sie dann: Hier passiert gerade geistliches Handeln.“
HOSPIZVEREIN
Der Hospizverein hat seine Räume direkt neben der Palliativstation im Klinikum. Foto: Wittek
„Wir gehen mit den Sterbenden ihren Weg, in ihrem Tempo“, sagt Brigitte Moser, Fachkraft für Hospiz und Palliative Care beimHospizverein in Bayreuth. Die rund 50 ehrenamtlichen Begleiter kommen immer dahin, wo sie gebraucht werden: in Kliniken, Seniorenheime und zu den Menschen nach Hause. Sie schenken den Sterbenden ihre Zeit, hören zu, spüren, was der andere braucht. Und sie helfen, Dinge zu klären, die sonst ungeklärt blieben, weil Kranke die Angehörigen nicht damit belasten möchten – oder die den Kranken schonen wollen, sagt Moser. Die Begleiter sind zwischen 35 und 81 Jahre alt, ihre Hilfe ist kostenlos.
PALLIATIVSTATION
Auf der Palliativstation im Klinikum Bayreuth wird alles getan, um die Beschwerden der Patienten zu lindern. Duftlampen zum Beispiel helfen gegen einen trockenen Mund. Foto: Harbach
DiePalliativstation im Klinikumist für Menschen mit einer lebensbedrohlichen, nicht heilbaren Krankheit gedacht, die starke Beschwerden haben. Das können zum Beispiel Krebspatienten sein, die körperliche Schmerzen, Atemnot oder Panikattacken haben. Auf der Station versuchen Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, diese Menschen mit Medikamenten, Pflege und Therapieangeboten so weit zu stabilisieren, „dass die Patienten ihre letzten Stunden, Wochen oder Monate zu Hause verbringen können“, sagt Dr. Wolfgang Schulze, Chefarzt der Station. Rund zwei Drittel der Patienten werden wieder entlassen, der größte Teil nach Hause, einige ins Hospiz. Es gibt zwölf Plätze und eine Warteliste, Kranke brauchen eine Überweisung des Hausarztes. Ab Oktober wird die sogenannte Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung (SAPV) dazukommen, die Patienten zu Hause medizinisch, pflegerisch und therapeutisch bis zum Tod betreut.
ALBERT-SCHWEITZER-HOSPIZ
Der Raum der Stille im Albert-Schweitzer-Hospiz in Oberpreuschwitz. Foto: Lammel
ImAlbert-Schweitzer-Hospiz