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Diplomarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Sport - Theorie und Praxis der Sportarten, Note: 2, Universität Bayreuth (-), Sprache: Deutsch, Abstract: In der modernen Sportlandschaft gibt es immer wieder Veränderungen. Neben den traditionellen bilden sich neue Sportarten heraus, die teilweise nicht mehr in die etablierten Organisationsformen der Sportlandschaft passen. Sie entstehen teils durch Variation bereits bestehender Sportarten, zum Beispiel Beachvolleyball und Streetball, durch material-technische Weiterentwicklungen, zum Beispiel Windsurfen und BMX, oder wie sämtliche Frisbeedisziplinen durch die Erfindung eines völlig neuen Sportgerätes. Zudem verbreiten sich verstärkt Sportarten mit regionaler Tradition, wie American Football in Europa oder im Gegenzug Fußball in den USA. Dies hat zur Folge, dass sich die Bandbreite des Sportangebots immer mehr vergrößert. Auch wenn der Ursprung all dieser Sportarten kein überwiegend kommerzieller ist, so ist deren Verbreitung verstärkt unter finanziellen Gesichtspunkten zu betrachten. Die Geschichte und/oder die Popularisierung junger Sportarten ist meist unmittelbar mit einem oder mehreren (neuen) Sportartiklern verbunden, die aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten Interesse am Wachstum des Sports haben. Auf die Folgen dieser Verknüpfung von Sport und Wirtschaft schon in einer sehr frühen Phase soll im Rahmen dieser Arbeit näher eingegangen werden. Wenn von neuen Sportarten gesprochen wird, fällt häufig der Begriff Trendsport. Was sich dahinter verbirgt und ob Ultimate – die „Königsdisziplin der Frisbeesportarten“ – in die Kategorie Trendsport einzuordnen ist, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Zudem soll die Frage beantwortet werden, ob Ultimate eine Chance hat, sich als Trendsport zu etablieren beziehungsweise etabliert zu werden. Des weiteren soll auf den Aspekt der Organisation der Sportart eingegangen werden. Wie ist Ultimate bisher organisiert, was könnte geändert werden und wäre eine Angliederung an einen großen Dachverband, wie dem Deutschen Turnerbund, für die weitere Entwicklung in Deutschland von Vorteil. Die dritte Frage mit der sich die Arbeit beschäftigt greift den Aspekt der Vermarktung auf. Hier soll die Sportart auf ihr mögliches Vermarktungspotenzial hin untersucht werden. Wer ist der „typische Ultimatespieler“? Welche Anreize und Möglichkeiten bietet Ultimate für einen Sportartikler beziehungsweise einen branchenfremden Sponsoren?
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Veröffentlichungsjahr: 2002
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Ultimate Frisbee Vorwort zur Veröffentlichung I
VORWORTZURVERÖFFENTLICHUNG
Diese Arbeit entstand größtenteils im Rahmen meiner Diplomarbeit im Studiengang Diplom Sportökonomie an der Uni Bayreuth unter dem Titel „Ultimate Frisbee - Eine Sportart mit Zukunft?“ im Wintersemester 2000. Sie wurde zur Veröffentlichung nur in einigen Passagen inhaltlich überarbeitet. Des weiteren habe ich zur besseren Lesbarkeit die Literaturhinweise in die Fussnoten gesetzt. Da ich großes Interesse an einer Verbreitung des Ultimate in Deutschland und Europa habe und diese Arbeit auch gerne weiterbearbeiten würde - sprich auf einem möglichst aktuellen Stand halten möchte - bin ich sehr daran interessiert mit den Lesern der Arbeit zu kommunizieren und Stärken und Schwächen aus Sicht des Lesers zu erfahren. Ebenfalls fände ich es interessant, welche Aspekte und Kapitel als wichtig beziehungsweise unwichtig angesehen werden, welche stärker beleuchtet werden sollten, welche zu intensiv behandelt wurden und welche Themen eventuell sogar fehlen. Für konstruktive Rückmeldungen wäre ich daher sehr dankbar!
Der Jörg
Über den Autor
Jörg Bahl, Jahrgang 1971, kam 1994 in Düsseldorf erstmals mit Ultimate in Berührung und begann zum Wintersemester 1994 das Studium der Diplom Sportökonomie in Bayreuth. Dort spielte er sieben Jahre lang bei den Scheibletten, für die er zeitweise auch als Trainer aktiv war. Bevor er Ultimate spielte, spielte er wettkampfmäßig Tennis, Badminton,
leistungssportlichen Charakter überträgt er auch auf das Ultimate.
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Ultimate Frisbee Vorwort zur Diplomarbeit II
VORWORTZURDIPLOMARBEIT
Ich muss zugeben, dass ich bisher immer der Meinung war, dass es doch etwas übertrieben sei, ein Vorwort für eine Diplomarbeit zu verfassen. Wird dort doch häufig denen gedankt, die als fünfter und sechster Korrekturleser fungiert haben oder für das Layout der Seite 68 verantwortlich zeichnen. Auch ich bin denen dankbar, die diese Arbeit in Teilen gelesen und den einen oder anderen Rechtschreib-, Grammatik- oder Logikfehler korrigiert haben. Aber hier geht es vor allem darum, denen zu danken, ohne die diese Arbeit nicht hätte entstehen können. Denen, die mich mit Informationen versorgt haben obwohl bei ihnen wahrscheinlich schon das ein oder andere Warnlämpchen angegangen ist, als mein Name im Emailempfang aufleuchtete.
An allererster Stelle ist Thomas Griesbaum zu nennen, der mit sehr viel Fachwissen, guten Ideen und schnellen Antworten stark zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen hat (im Anhang findet sich nur ein geringer Teil unserer Korrespondenz).
Ein zweites großes Dank möchte ich Matthias Ernst aussprechen, der durch konstruktive Kritik und ständiger Helfer in der Not geholfen hat, meine Gedankengänge zu überprüfen und zu hinterfragen.
Des weiteren bin ich Thilo von Hagen vom Deutschen Volleyball-Verband und Joey Gray von der Ultimate Players Association zu Dank verpflichtet. Beide bestachen durch schnelle und unkomplizierte Hilfestellungen bei sportartspezifischen Fragen aller Art.
Ferner möchte ich mich bei Ann-Christin Drews bedanken, die mich bei der Durchführung der Befragung unterstützt hat, sowie bei Thomas Napieralski und Heiko Kissling. Beide taten sich durch gute Tips und Informationen rund um das Ultimate hervor und haben mir so viel mühsame Recherche erspart.
Nicht zuletzt möchte ich mich bei all jenen bedanken, die auf ihre Art und Weise zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, die ich aber nicht alle namentlich erwähnen kann. Das sind die Mitglieder der Wurfpost, die auf meine zahllosen An- und Umfragen geantwortet haben, die Teilnehmer des Turniers in Bremen, die meine Fragebögen ausgefüllt haben und einfach alle die ich im Laufe der Entstehungsgeschichte dieser Arbeit mit Mails und Anfragen aller Art bombardiert habe und die mir daraufhin die gewünschten Informationen zur Verfügung gestellt haben.
DANKE!!!
Bayreuth im Februar 2001
Der Jörg
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Ultimate Frisbee Inhaltsverzeichnis IV
3.2.2 TURNIERE 26 3.2.3 WORLD GAMES 28
DEUTSCHER FRISBEESPORT VERBANDE.V. 30 3.33.3.1 ENTWICKLUNG, AUFGABENUNDAUFBAU 30 3.3.2 ORGANISATIONDESSPIELBETRIEBS 32 3.3.3 AKTUELLE SITUATIONIM DEUTSCHENFRISBEESPORT 33 3.3.4 SCHWIERIGKEITENDESDFV 34 3.3.5 LÖSUNGSANSÄTZE 38 3.3.5.1 DER VERBANDIN SEINEM SOZIALENUMFELD 38 3.3.5.2 CORPORATE IDENTITY 41 3.3.5.3 ENTWICKLUNGEINERVERBANDSKONZEPTION 443.4 EINGLIEDERUNGDESDFVIN DENDEUTSCHEN TURNERBUND 473.4.1 SPIELSPORTARTENUNTER DEMDACHDESDTB 47
MÖGLICHE KONSEQUENZENFÜR DEN DEUTSCHENFRISBEESPORT 48 3.4.23.5 GROBKONZEPTZURNEUSTRUKTURIERUNGDESDFV 50 3.6 ZUSAMMENFASSENDE DISKUSSION 51
4 TRENDSPORT 53
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Ultimate Frisbee Inhaltsverzeichnis V
5 EXPLORATIVE UMFRAGE ZUM ULTIMATE IN DEUTSCHLAND 98
5.1 AUFBAUDESFRAGEBOGENS 98 5.2 DURCHFÜHRUNGDERBEFRAGUNGUNDAUSWERTUNG 100 5.3 DARSTELLUNGUNDINTERPRETATIONDERERGEBNISSE 101 5.4 KRITISCHE ZUSAMMENFASSUNGDERERGEBNISSE 130
6 VERMARKTUNG VON ULTIMATE 132
6.1 GRUNDLEGENDE ÜBERLEGUNGENZURVERMARKTUNGVONULTIMATE 132 6.2 VERMARKTUNGDURCH EINENSPORTARTIKLER 1376.2.1 GRÜNDEFÜR DEN FRÜHZEITIGENEINSTIEGEINESSPORTARTIKLERSIN EINE NEUESPORTART 137 6.2.2 MARKTCHANCENVONULTIMATEAUSSICHTEINESSPORTARTIKLERS 1406.3 VERMARKTUNGSMÖGLICHKEITEN 1426.3.1 BENÖTIGTES MATERIAL 142 6.3.2 KLEIDUNG 142 6.3.3 MANNSCHAFTEN 143 6.3.4 TURNIEREODERTURNIERSERIEN 144 6.3.5 DEUTSCHER FRISBEESPORT VERBAND 1456.4 KRITISCHE ZUSAMMENFASSUNG 146
7 ZUSAMMENFASSUNG 148
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Ultimate Frisbee Abkürzungsverzeichnis VI
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abs. Absatz AVP Association of Volleyball Professionals BUF British Ultimate Federation CBVA California Beach Volleyball Association
CI DFV DSB DTB
EFDF EICC EUC EUCC FFDA
FFDF FIVB FTC Federal Trade Commission
GAISF IF IFF International Frisbee Federation IFT International Frisbee Tournament
IOC IWGA m Meter
NCAA NFL
NOK OFF PCFA PDGA Professional Disc Golf Association Pkt. Punkt
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Ultimate Frisbee Abkürzungsverzeichnis VII
qm Quadratmeter
SPSS TR UFO UKFA UPA Ultimate Players Association
USA USD VC Valid cases
Vgl. WFA
WFDF WUCC WUGC
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Ultimate Frisbee Abbildungsverzeichnis VIII
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1: ULTIMATE SPIELFELD 4
ABBILDUNG 2: ANFORDERUNGSSTRUKTUR ULTIMATE (PRINZIPDARSTELLUNGNACHBARTEL) 18
ABBILDUNG 3: PHASENDERSCHAFFUNGUNDVERÄNDERUNGDERVERBANDS-CI (NACH MADEJA 1995) 44
ABBILDUNG 4: VERBANDSKONZEPTION (NACH MADEJA 1995) 45
ABBILDUNG 5: KLASSISCHES MODELLDESPRODUKTLEBENSZYKLUS (NACH SIEGWART / SENTI 1995) 57
ABBILDUNG 6: STRUKTURIERUNGVONSPORTNACHSIEHR 1999 65
ABBILDUNG 7: SPIELERFAHRUNGINJAHREN (N=83) 102
ABBILDUNG 8: ORGANISATIONSSTRUKTURDERMANNSCHAFTEN (N=83; VC=81; TR=91) 103
ABBILDUNG 9: ANZAHLDER DURCHSCHNITTLICH GESPIELTENTURNIEREPROJAHR (N=83) 104
ABBILDUNG 10: BISHERIGES SPIELNIVEAU (N=83; VC=80; TR=159) 105
ABBILDUNG 11: AUSGABENFÜRULTIMATETURNIEREPROJAHR (N=83) 106
ABBILDUNG 12: AUSGABENFÜRULTIMATEBEKLEIDUNGUNDSCHEIBEN (N=83) 107
ABBILDUNG 13: AUSGABENFÜRBEKLEIDUNGINABHÄNGIGKEITVON DERAUSÜBUNGANDERERSPORTARTEN (N=83) 108
ABBILDUNG 14: KÖRPERLICHE FITNESSALSMOTIVATIONFÜR DASULTIMATESPIELEN (N=83) 109
ABBILDUNG 15: STREBENNACH SPORTLICHEMERFOLGALSMOTIVATIONFÜR DASULTIMATESPIELEN (N=83) 110
ABBILDUNG 16: GEWICHTUNGDES SPORTLICHENERFOLGSNACHGESCHLECHT (N=83) 110
ABBILDUNG 17: SPANNENDE SITUATIONENALSMOTIVATIONFÜR DASULTIMATESPIELEN (N=83) 111
ABBILDUNG 18: FAIRPLAYALSMOTIVATIONFÜR DASULTIMATESPIELEN (N=83) 112
ABBILDUNG 19: NETTE LEUTEALSMOTIVATIONFÜR DASULTIMATESPIELEN (N=83) 113
ABBILDUNG 20: KONTAKTPFLEGEALSMOTIVATIONFÜR DASULTIMATESPIELEN (N=83) 114
ABBILDUNG 21: WETTKAMPFSPORTARTENVORULTIMATE (N=83; VC=69; TR=149) 115
ABBILDUNG 22: WETTKAMPFSPORTARTENVORULTIMATEUNTERTEILT NACHGESCHLECHT (N=83; FRAUEN: VC=21, TR=54; MÄNNER: VC=48, TR=95) 116
ABBILDUNG 23: WERDENNEBENULTIMATENOCH ANDERESPORTARTENBETRIEBEN?(N=83) 117
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Ultimate Frisbee Abbildungsverzeichnis IX ABBILDUNG 25: BEURTEILUNG DES GERINGEN BEKANNTHEITSGRADES (N=83) 119 ABBILDUNG 26: MITGLIEDSCHAFT IM DFV (N=83) 120 ABBILDUNG 27: MITGLIEDSCHAFT IM DFV IN ABHÄNGIGKEIT VON DER SPIELDAUER (N=83) 121 ABBILDUNG 28: MITGLIEDSCHAFT IM DFV IN ABHÄNGIGKEIT DER GESPIELTEN TURNIERE (N=83) 121 ABBILDUNG 29: BEURTEILUNG DER EXISTENZ DES DFV (N=83) 122 ABBILDUNG 30: BEURTEILUNG DER EXISTENZ DES DFV IN ABHÄNGIGKEIT DER MITGLIEDSCHAFT (N=83) 122 ABBILDUNG 31: BEURTEILUNG DES AUFNAHMEBESTREBENS IN DEN DSB (N=83) 123 ABBILDUNG 32: BEURTEILUNG DER AUFNAHME IN DEN DSB IN ABHÄNGIGKEIT VON DER MITGLIEDSCHAFT IM DFV (N=83) 124 ABBILDUNG 33: GESCHLECHT DER BEFRAGTEN (N=83) 125 ABBILDUNG 34: ALTERSSTRUKTUR DER BEFRAGTEN (N=83) 126 ABBILDUNG 35: BILDUNGSNIVEAU DER BEFRAGTEN (N=83) 127 ABBILDUNG 36: BERUF (N=83) 128 ABBILDUNG 37: SPIELERFAHRUNG IN ABHÄNGIGKEIT DES ALTERS (N=83) 129 ABBILDUNG 38: MONATLICH FREIER GELDBETRAG (N=83) 130Page 11
Ultimate Frisbee Tabellenverzeichnis X
TABELLENVERZEICHNIS
TABELLE 1: ORGANISIERTE SPIELERIN DENMITGLIEDSVERBÄNDENDEREFDF 20
TABELLE 2: ULTIMATE-SPIELERIMDFV 33
TABELLE 3: VERGLEICHDERSPIELERZAHLENINDEUTSCHLANDNACHDFVUNDWURFPOST-UMFRAGE 2000 34
TABELLE 4: INVENTIONS-UNDINNOVATIONSPHASENACHSIEHR 1999 72
TABELLE 5: ENTFALTUNGS-UNDWACHSTUMSPHASENACHSIEHR 1999 73
TABELLE 6: REIFE-UNDDIFFUSIONSPHASENACHSIEHR 1999 74
TABELLE 7: SÄTTIGUNGSPHASENACHSIEHR 1999 75
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Ultimate Frisbee Einleitung 1
Ultimate Frisbee1, die „Königsdisziplin“ im Frisbeesport, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Auch wenn sich dieser Erfolg in den Medien bisher nur langsam abzeichnet, so sind in den letzten Monaten verstärkt Berichte und Reportagen in Printmedien erschienen, die sich mit dieser noch relativ jungen Sportart auseinandersetzen. Und als der Chairman des World Flying Disc Federation (WFDF) Ultimate Committee, Charlie Mead, im August 2000 die 10. Ultimate und Guts Weltmeisterschaften in Heilbronn eröffnete, begrüßte er rund 1500 aktive Sportler aus 23 Ländern. Es waren die bisher größten Frisbee-Weltmeisterschaften, die damit, gemessen an der Zahl der Aktiven, zu den großen internationalen Sportveranstaltungen gehören. Gleichzeitig konnten sich die sechs besten Nationen für die 2001 in Akita, Japan stattfindenden World Games qualifizieren. Bei diesen „Spielen der nicht-olympischen Sportarten“ werden Ultimate und Disc-Golf im kommenden Jahr erstmals vertreten sein. Das stetige Wachstum dieser 1968 in den USA ins Leben gerufenen Sportart führt dazu, dass in Spieler- und Verbandskreisen zahlreiche Diskussionen über die zukünftige Entwicklung und die damit verbundenen Gefahren und Chancen geführt werden. In diesem Zusammenhang wird beispielsweise die Frage erörtert, ob Ultimate olympisch werden sollte. Dass der Frisbeesport bereits sehr früh vom olympischen Gedanken infiziert wurde, zeigt sich in der Gründung der Olympic Frisbee Federation (OFF) bereits im Frühjahr 1967. Sie hatte noch vor der Entwicklung des Ultimate das Ziel, Frisbee olympisch zu machen.2
An der Diskussion um die Olympischen Spiele lassen sich die beiden unterschiedlichen Gruppen im Frisbeesport der heutigen Zeit sehr gut verdeutlichen. Die eine Gruppe sieht in einer fortschreitenden Popularität fast ausschließlich Gefahren für den Sport. Die andere würde den Schritt aus dem Randsportdasein sehr begrüßen. Von den Gegnern wird vor allem
1Der Name Frisbee ist eingetragenes Markenzeichen der Firma Wham-O MFG. Co aus San Francisco,
Kalifornien, USA. Korrekterweise müßte von Sportscheibe oder Flugscheibe gesprochen werden. Da sich
dieser Name aber im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt hat, wird auch im folgenden von Ultimate,
Ultimate Frisbee und Frisbeesport gesprochen. Siehe dazu ausführlich Kapitel 2.1.2.
2Napieralski, T. (1994), S. 4
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Ultimate Frisbee Einleitung 2
befürchtet, dass der „Spirit of the Game“3verloren gehen wird. Ebenso sehen viele die Gefahr, dass die Fairness und Lockerheit außerhalb des Spielfeldes durch einen verstärkten Zulauf gestört oder gar zerstört wird.
Die Befürworter der Wachstumsbemühungen sehen meist den Sport im Vordergrund und vertreten die Meinung, dass es dieser Sport vor allem aufgrund seiner Fairness und hohen Athletik verdient hätte, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden.
In modernen Sportlandschaft gibt es immer wieder Veränderungen. Neben den traditionellen bilden sich neue Sportarten heraus, die teilweise nicht mehr in die etablierten Organisationsformen der Sportlandschaft passen. Sie entstehen teils durch Variation bereits bestehender Sportarten, zum Beispiel Beachvolleyball und Streetball, durch materialtechnische Weiterentwicklungen, zum Beispiel Windsurfen und BMX, oder wie sämtliche Frisbeedisziplinen durch die Erfindung eines völlig neuen Sportgerätes. Zudem verbreiten sich verstärkt Sportarten mit regionaler Tradition, wie American Football in Europa oder im Gegenzug Fußball in den USA.
Dies hat zur Folge, dass sich die Bandbreite des Sportangebots immer mehr vergrößert. Auch wenn der Ursprung all dieser Sportarten kein überwiegend kommerzieller ist, so ist deren Verbreitung verstärkt unter finanziellen Gesichtspunkten zu betrachten. Die Geschichte und/oder die Popularisierung junger Sportarten ist meist unmittelbar mit einem oder mehreren (neuen) Sportartiklern verbunden, die aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten Interesse am Wachstum des Sports haben. Auf die Folgen dieser Verknüpfung von Sport und Wirtschaft schon in einer sehr frühen Phase soll im Rahmen dieser Arbeit näher eingegangen werden.
3Die Regel 401 „Spirit of the Game“ des WFDF ist die erste Regel im Ultimate und hat folgenden Wortlaut:
„Ultimate hat seit seiner Entstehung auf Sportsgeist vertraut, wodurch die Verantwortung für Fairplay beim
Spieler selbst liegt. Hoher kämpferischer Einsatz wird zwar gefördert, dieser darf aber niemals auf Kosten der
Verpflichtung der Spieler zum gegenseitigen Respekt, des Festhaltens an den vereinbarten Spielregeln oder der
Freude am Spiel gehen. Zweck der Ultimate-Regeln ist es, Richtlinien vorzugeben, die beschreiben, wie das
Spiel durchgeführt wird. Es wird davon ausgegangen, dass kein Ultimate-Spieler die Regeln absichtlich verletzt;
daher gibt es keine strengen Strafen für unbeabsichtigte Übertretungen, sondern nur ein Verfahren, das Spiel
so fortzusetzen, als hätte es keinen Zwischenfall gegeben.“ (DFV (o. A.)c)
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Ultimate Frisbee Einleitung 3
Wenn von neuen Sportarten gesprochen wird, fällt häufig der Begriff Trendsport. Was sich dahinter verbirgt und ob Ultimate in die Kategorie Trendsport einzuordnen ist, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Zudem soll die Frage beantwortet werden, ob Ultimate eine Chance hat, sich als Trendsport zu etablieren beziehungsweise etabliert zu werden. Des weiteren soll auf den Aspekt der Organisation der Sportart eingegangen werden. Wie ist Ultimate bisher organisiert, was könnte geändert werden und wäre eine Angliederung an einen großen Dachverband, wie dem Deutschen Turnerbund, für die weitere Entwicklung in Deutschland von Vorteil.
Die dritte Frage mit der sich die Arbeit beschäftigt greift den Aspekt der Vermarktung auf. Hier soll die Sportart auf ihre mögliches Vermarktungspotenzial hin untersucht werden. Wer ist der „typische Ultimatespieler“? Welche Anreize und Möglichkeiten bietet Ultimate für einen Sportartikler beziehungsweise einen branchenfremden Sponsoren?
Ultimate ist eine Sportart, bei der zwei Mannschaften gegeneinander antreten und die Mannschaft gewinnt, die am Ende des Spieles die meisten Punkte erzielt hat. Gespielt wird auf einem rechteckigen Feld mit je einer Endzone an den Stirnseiten (Abbildung 1). Punkte werden dadurch erzielt, dass die Scheibe von einem eigenen Mitspieler in der Endzone der gegnerischen Mannschaft gefangen wird. Die Scheibe darf ausschließlich durch Werfen zu einem Mitspieler fortbewegt werden, ein Laufen mit dem Frisbee ist verboten. Während die Mannschaft, die im Besitz der Scheibe ist, versucht, diese in die Richtung der angegriffenen Endzone zu bewegen, versucht die gegnerische Mannschaft diese Bewegung zu unterbinden und den Besitz der Scheibe durch das Erzwingen eines Turnovers zu erreichen. Ein Turnover ereignet sich immer dann, wenn ein Pass unvollständig ist, die Scheibe von einem gegnerischen Spieler gefangen oder zu Boden geschlagen wird, den Boden berührt oder von einem Spieler im Aus gefangen wird. Körperkontakt oder "Tackling" ist nicht erlaubt. Eine Besonderheit von Ultimate ist, dass der Sport selbstverwaltet gespielt wird, das heißt dass es keine Schiedsrichter gibt. Sämtliche Entscheidungen werden von den Spielern auf dem Spielfeld getroffen. Seit einiger Zeit können aber sogenannte Beobachter benannt werden, die,
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Ultimate Frisbee Einleitung 4
wenn von den Kapitänen beider Teams gewünscht, strittige Fälle entscheiden, aber keine aktiven Entscheidungen treffen dürfen4.
Abbildung 1: Ultimate Spielfeld
In einem ersten Schritt soll die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Frisbeesports und des Ultimates im Speziellen mit seinen ursprünglichen Ideen dargestellt werden. Zudem wird kurz auf sportwissenschaftliche Aspekte und Sinnperspektiven eingegangen, sowie die aktuelle Situation im Ultimate kritisch betrachtet.
Im nächsten Kapitel sollen die wichtigen Organisationen, die World Flying Disc Federation, die European Flying Disc Federation (EFDF) und der Deutsche Frisbeesport Verband e. V. (DFV), in ihren Strukturen und Aufgaben dargestellt werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf der aktuellen Situation im DFV und seinen Schwierigkeiten liegen. Anschließend werden Lösungsansätze vorgestellt. Im abschließenden Teil dieses Kapitels wird die mögliche Angliederung an einen Dachverband beziehungsweise die Neuorganisation des DFV und die daraus resultierenden Folgen diskutiert.
4Regel 404.15 D: Beobachter: „Vor dem Spiel dürfen die Spielführer bis zu 6 erfahrene Nichtspieler als
Beobachter auswählen. Deren alleinige Aufgabe ist es, alle Aktionen des Spiels sorgfältig zu beobachten, um im
Falle einer nicht beilegbaren Meinungsverschiedenheit eine Entscheidung fällen zu können. Spielbeobachter
sollen passive Beobachter bleiben und nicht von sich aus auf das Spielgeschehen einwirken.
Im Falle einer Meinungsverschiedenheit, die nicht von den betroffenen Spielern oder deren Spielführer gelöst
werden kann, dürfen die Beobachter von den Spielführern aufgefordert werden, eine Entscheidung zu fällen.
Der Beobachter mit der besten Sicht entscheidet. Auf Wunsch der Beobachter dürfen sie sich beraten, bevor
sie eine Entscheidung fällen.
Durch die Aufforderung an die Beobachter, eine Entscheidung zu fällen, stimmen die Mannschaften zu, dieser
Entscheidung Folge zu leisten.“ (DFV (o. A.)c)
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Ultimate Frisbee Einleitung 5
Im dritten Teil folgt die Betrachtung des Trendsports. Hier wird auf die Problematik des Trendsportbegriffes eingegangen und drei Modelle zur Entwicklung von Trendsportarten vorgestellt. Ein ausgewähltes Modell wird dann anhand von Beachvolleyball überprüft und einer kritischen Diskussion unterzogen. Anhand der Ergebnisse wird eine eigene Trendsportdefinition entwickelt. Diese soll dazu dienen, herauszufinden ob Ultimate eine Trendsportart ist. Ferner soll ein Vergleich mit dem Beachvolleyball angestellt werden, um eventuelle parallele Entwicklungen aufzuzeigen, die mögliche Schlussfolgerungen für das Ultimate zulassen.
Das vierte Kapitel stellt die Ergebnisse einer explorativen Studie zum Ultimate in Deutschland dar. Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Befragung unter Spielern durchgeführt, die zum Ziel hatte, ein grobes Bild der Aktiven im Ultimate zu erhalten. Die gewonnenen Ergebnisse werden zum Abschluss einer kritischen Diskussion unterzogen.
In einem abschließenden Schritt soll das Vermarktungspotenzial näher untersucht werden. Dazu werden grundsätzliche Überlegungen zur Vermarktung von Ultimate dargestellt und zusammen mit den im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Ergebnissen diskutiert.
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Ultimate Frisbee Organisationen im Frisbeesport 6
In diesem Kapitel sollen die Besonderheiten des Ultimate dargelegt werden. Dazu wird im ersten Teil, eine Übersicht über die historische Entwicklung gegeben. Diese umfasst die Entwicklung der Frisbeescheibe, des Frisbeesports im allgemeinen und des Ultimate im speziellen. Dabei wird neben dem Mutterland des Frisbeesports, der USA auch die Bundesrepublik Deutschland Beachtung finden. Im zweiten Teil wird auf die besonderen Merkmale von Ultimate eingegangen. Der abschließende Teil des Kapitels widmet sich dann der aktuellen Situation im Ultimate. Dieses Kapitel soll als grundlegendes Kapitel für die weitere Arbeit verstanden werden.
Mit der Entdeckung und Entwicklung des Frisbees sind vier Namen eng verknüpft: die Bäckerei Frisbie Pie Company, Walter Frederick Morrison, Warren Franscioni und die Spielzeugfirma Wham-O.
1871 zog William Russell Frisbie nach Bridgeport, Connecticut, USA, um dort eine Zweigstelle der Olds Baking Company of New Haven zu eröffnen. Bereits nach kurzer Zeit kaufte er die Niederlassung auf und nannte sie „The Frisbie Pie Company“. Die neu gegründete Bäckerei verkaufte Kuchen und Gebäck in unterschiedlich großen, runden Metalldosen, deren Deckel sich Kinder um das Jahr 1920 am Strand von Long Island Sound, Connecticut, zuwarfen. Ebenso nutzten die Studenten der Yale Universität in New Haven, Connecticut, die Deckel als Spielgerät. Dabei nutzten sie den Ausruf „Frisbie“ um den Fänger zu warnen.
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Ultimate Frisbee Organisationen im Frisbeesport 7
Walter Frederick Morrison gilt als der eigentliche Vater der heutigen Frisbeescheiben.51946 gründeten Morrison und Warren Franscioni die FirmaPipco,eine Kurzform für „Partners in Plastic“, um „Fliegende Untertassen“ zu verkaufen. Inspiriert von UFO-Vorstellungen, die in der amerikanischen Bevölkerung zum damaligen Zeitpunkt aufkamen, wollten sie die fliegenden Kuchendeckel in ein kommerzielles Produkt zu verwandeln. Das damals neu aufkommende Plastik schien das ideale Material, um eigene Ideen umzusetzen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Wahl der Zusammensetzung des Materials und der Gestaltung der Scheibe, stellten sie im Frühjahr 1948 den ersten maschinell produzierten Prototypen her. Das verwendete Plastik war allerdings so hart, dass es beim Auftreffen auf den Boden zersplitterte. Einen Monat später ließen die beiden die „Flyin Saucer“ von derSouthern California Plastic Companyherstellen und verkaufen. Trotz Verträgen mit Woolworth und Disneyland und einem Verkaufspreis in Höhe von nur einem Dollar blieben die Verkaufszahlen gering, da die Leute nicht wussten, was sie mit den Scheiben tun sollten. 1951 trennten sich Morrison und Franscioni aufgrund von finanziellen Problemen. Morrison ging nach Los Angeles und gründete dort die FirmaAmerican Trends.Er redesignte die „Flyin Saucer“ um sie äußerlich stärker einem UFO anzugleichen und brachte sie 1953 unter dem Namen „Pluto Platter“ auf den Markt.6Die Pluto Platter lieferte das Design für alle folgenden erfolgreichen Frisbeescheiben. Das charakteristische abfallende äußere Drittel der Scheibe, Morrisons entscheidende Erfindung, wird bis heuteMorrison Slopegenannt.7
2.1.1.3 Wham-O Company
Die Inhaber der 1948 gegründeten Spielzeugfirma Wham-O, Rich Knerr und A. K. „Spud“ Melin, wurden erstmals an den Stränden von Südkalifornien auf den Pluto Platter aufmerksam. Ende 1955 trafen sie Morrison, während er auf dem Broadway in Los Angeles den Verkehr aufhielt, um seine Scheiben zu verkaufen. Kurz bevor die Polizei ihn zum aufhören zwingen konnte, packten ihn die beiden in ihr Auto und machten ihm in ihrer Fabrik in San Gabriel, Kalifornien ein Angebot zur Produktion seiner Scheiben.
5International Frisbee Hall of Fame (2000) [Internetquelle]
6McMahon, J. (1997), Malafronte, V. A. (1998), S. 69 - 75
7WFDF 2000c [Internetquelle]
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Ultimate Frisbee Organisationen im Frisbeesport 8
Am 13. Januar 1957 begann die Produktion der Scheibe unter dem Namen „Toy Flying Saucer“, die trotz anfänglicher Absatzschwierigkeiten nicht aus dem Programm genommen wurde. Während einer Geschäftsreise zu den Ivy League8Universitäten hörte Knerr von Harvard Studenten, dass diese schon lange mit Tortendeckeln herumwarfen und ein Spiel namens „Frisbie-ing“ spielten. Ihm gefiel der Name, da er aber dessen Ursprung nicht kannte notierte er sich, phonetisch korrekt,Frisbee.Am 26. Mai 1959 ließ sich Wham-O den Namen Frisbee für „Flying Saucers for Toss Games“ schützen. In den sechziger Jahren erkannte Wham-O das Potenzial und begann Frisbeescheiben als Sportgerät zu vermarkten. 1964 wurde das erste „Professional Model“ auf den Markt gebracht.9Lange Zeit war Wham-O der einzige Hersteller von Sportscheiben. Mit der zunehmenden Verbreitung der verschiedenen Disziplinen kamen jedoch weitere Firmen auf den Markt die Sportscheiben herstellen; die bekanntesten sind Ching, Discraft, Dynamic Discs, Gateway Disc Sports, Innova-Champion Discs, Millenium Golf Discs, Lightning Discs und DGA.10
Der langjährige Spieler und Frisbee-Historiker Victor MALAFRONTE schreibt in seinem Buch eine andere Geschichte der Namensfindung für Wham-O-Frisbeescheiben. Seinen Nachforschungen zufolge, wurde Wham-O der Markenname Frisbee zu Unrecht zugesprochen, da der Name bereits im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt wurde. Lange bevor der Markenname Frisbee am 25. Juli 1958 eingetragen wurde, tauchte der Name in verschiedensten Schreibweisen (Frisbee, Frisbie, Frisbey, Phrisbee) in College-Zeitungen, Werbeanzeigen und anderen Publikationen auf, die sich mindestens bis ins Jahr 1949 zurück datieren liessen. Unter anderem fand er auch in derAmherst Alumni Newsvom Oktober 1957 die Nachricht, dass „a commercial manufacturer is now making plastic phrisbee trays under the name of ‚pluto platter‘ “.11
1958 brachten zwei andere Firmen Scheiben auf den Markt, Premier Products Corporation unter dem Namen „Mars Platter“ und Empire Plastics unter dem Namen „Zolar Flying
8Die Ivy League ist eine Conference im amerikanischen Hochschulsport und umfaßt die Universitäten von
Brown (Rhode Island), Columbia (New York City), Cornell (Ithaca), Dartmouth (Hanover), Harvard
(Cambridge, Boston), Penn (Philadelphia), Princeton und Yale (New Haven).
9Weiss, M.J. (2000)
10WFDF 2000d [Internetquelle]
11Malafronte, V. A. (1998), S. 210