Um Himmels Willen - Rainer Ackermann - E-Book

Um Himmels Willen E-Book

Rainer Ackermann

5,0

Beschreibung

Mehr als 40Jahre hat Rainer Ackermann, Jahrgang 1960, an diesem Buch geschrieben und man kann es mit ruhigem Gewissen als sein Lebenswerk betrachten. Mit vielen Menschen hat er sich unterhalten und einige Zitate derer mit einfließen lassen, jene, die man doch mal hinterfragen sollte und beachten, denn sie sind bedeutender als man denkt. Viele Bücher hat er gewälzt und wirklich benutzt für seine Arbeit. Ein Lexikon der Religionen mit eingeschlossen die politische Situation der Länder, Philosophie, Physik, und auch eine Erklärung des Kapitalismus findet man in diesem Buch. Es lohnt sich Textstellen zu markieren, denn es sind oft Dinge so gut erklärt, dass man sie wiederverwenden möchte oder in Diskussion treten. Rainer Ackermann selbst bezeichnet sich als Solitär-Wicca. Das bedeutet, er gehört keiner Hexengemeinschaft an. Er sagt: "Du kannst zwar an eine Menge glauben, aber glaub nicht alles." So gilt es für ihn, jegliche Religion zu hinterfragen, aber immer er selbst zu bleiben. Ein kleines bisschen Provokation ist auch dabei, denn die Wahrheit ist nicht immer jedem vom Geschmack. Eine wichtige Grundlage, um sich auszutauschen. Er lebt im Taunus, ist verheiratet, hat zwei Kinder, ein paar Katzen und ein kleines Hunderudel.

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Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Um Himmels Willen

Um Himmels WillenImpressum

Um Himmels Willen

Eine religiöse Übersicht in  eigenen Worten

von Rainer Ackermann

Auflage 1/ Oktober 2021

Samhain 2021, die Nacht vom letzten Oktober auf den ersten November ... ein heidnisches Hauptfest ... neuamerikanisch ausgedrückt Halloween (all Hallows Eve ... die Nacht zu Allerheiligen)

Assira-Verlag Offenbach

Coverbild:

Diana Redert

Tätowierung bei:

Karin Kietzmann, Tattoostudio „Schattenprojekt“, Wiesbaden

Buchblock- und Covergestaltung:

Andrea Mohamed Hamroune

Die Chronik meiner Prägung

Ich bin Jahrgang 1960, war Einzelkind, ging nie in den Kindergarten (der war katholisch, ich stamme aus einer evangelisch geschlossenen „Mischehe“). Ein prägendes und sehr nachhaltiges Ereignis in meinem Leben war eine falsch notierte Hausaufgabe im vierten Grundschuljahr, die mich in gut dreieinhalb Stunden die Bruchrechnung verstehen ließ, was massive Auswirkungen auf meine restliche Schulzeit hatte bzgl. einer Richtungsweisung auf Mathematik und Naturwissenschaften, insbesondere Chemie, später auch Alchemie und Hermetik. Ganz nebenbei machte mich dieses Erlebnis zu einem 100%igen Autodidakten. Ich habe danach nie wieder etwas gelernt, was ich nicht lernen wollte und stets wirklich alles hinterfragt. Ebenfalls sehr prägend für mich war die Mitgliedschaft im örtlichen … und obwohl evangelisch … außerordentlich konfessionsoffenen Pfadfinderstamm … große Abschnitte meiner jungen Jahre habe ich in der Natur verbracht, oft war ich wild campen in einem wegen seiner extremen Steigung seit dem Mittelalter nicht bewirtschafteten bewaldeten Hang im Wispertal, was mir eine extreme Verbundenheit mit der Natur bescherte. Auf der anderen Seite kam ich durch die Gemeinde in Kontakt mit evangelikalen Christen mit teils kreationistischen Ansichten. In der Abiturzeit habe ich mich u.a. mit Lerntechnik beschäftig, und zwar aus Faulheit. Es folgte ein fünfsemestriges Industriestudium (an der FH hätte es acht Semester gedauert) der Informationswissenschafften (Informatik) gefolgt von zwanzig Jahren Berufspraxis als Großrechnerprogrammierer … viel Systemanalyse gemacht … auch viel Statistik. Hobbys Musik (Gitarre, Bass, Liedermacherei) und Holz (von der Wiege bis zur Bahre … selbstgefällte Möbel und Gartengestaltung mit Gehölzen, was ich dann fünfzehn Jahre als Kleingewerbe betrieben habe. Durch das ständige Hinterfragen des Glaubens über den Buddhismus letztendlich zum Pantheismus, speziell SolitärWicca, gefunden … Wir Heiden machen uns das mit dem Gottesbegriff im Grunde sehr einfach, indem wir die Schöpferkraft der Natur ganz einfach als solche anerkennen. Ebenfalls ein Ergebnis dieses ständigen Hinterfragens ist das vorliegende Buch. Durch in diesem Zusammenhang geführte Gespräche, ergaben sich oft völlig neue Aspekte und Ergänzungen. Besonderer Dank dafür geht an Mirjam Meudt, deren Buch zum Buddhismus (Perspektivenwechsel) mich überhaupt erst anregte, mit der Niederschrift meines in über vierzig Jahren angesammelten Wissens überhaupt erst anzufangen, René Piehl und Roman Ummerleé haben ganze Kapitel beigesteuert, Petra Schreg, Anja Weinhold, Gabi Uhl, Astrid Scheld, Michael Blackshield, Klaus Roggendorf, Heiko Thaly, Fehr Biserka,(Bahai), Tobias Schober & Kira Munster, (Satanismus), nicht zu vergessen meine Verlegerin Andrea Mohamed Hamroune für den letzten Schliff.

… Ich habe zwei Töchter aus einer früheren Ehe und lebe mit meiner Frau, deren Tochter, deren Zwillingen, vier mittelgroßen Hunden und zwei Katzen am Waldrand einer Kleinstadt im Taunus.

Allgemeine Übersicht

Vorwort

Hier soll zum einen von der geistigen Vorstellungskraft die Rede sein, von den natürlichen Sinneseindrücken und den möglichen gedanklichen Folgerungen daraus, vom „Programm“, das diese Folgerungen individuell und gesellschaftlich hervorbringt, zum anderen davon, wie sich dieses „Programm“ beeinflussen lässt, zum Guten und zum Schlechten, durch das betreffende Individuum selbst wie auch durch Dritte, ganz besonders durch etablierte Institutionen.

Wer also Religionskritik oder politische Systemkritik nicht verträgt, sollte hier nicht weiterlesen.

Die Gedanken sind frei . . . oder zumindest sollten sie es sein!

Alle, die nicht nur einfach einem vorgefertigten Glauben anhängen wollen, sondern verstehen wollen, was sie da glauben; alle, die über den Tellerrand ihrer Religion schauen wollen und durch Wissen über Andersgläubige Akzeptanz aufbauen wollen; alle, die nur das glauben, das sie sehen und wissen wollen, was an einem Glauben / einer Religion dran sein soll.

Alle glauben!

Nicht alle, die glauben, haben auch eine Religion, denn eine Religion ist ein institutionalisierter Glaube. Für die meisten Religionen war der Akt der Institutionalisierung eine eher hässliche oder doch zumindest gewalttätige Geschichte, die lieber zumindest in einigen Teilen totgeschwiegen wird. Welcher Katholik kennt denn heute noch den Gründer der römisch-katholischen Kirche, Kaiser Konstantin, der den christlichen Glauben 325 nach Christus im römischen Reich legitimierte, um das römische Reich und seine Macht zu retten, obwohl er selbst nicht Christ war und sich erst auf dem Totenbett taufen ließ, wohl selbst dies aus politischem Kalkül. Er und sein christlicher Partner Sylvester, der dies wohl auch aus machtpolitischem Kalkül tat und (aus Sicht der Institution) konsequenterweise dafür heilig gesprochen wurde, schufen damit eine der mächtigsten und machtgierigsten Institutionen, die diese Welt je erlebt hat und die seit fast 1700 Jahren nicht immer durch christliche Tugenden aufgefallen ist, die im Gegenteil durch Änderungen des ursprünglichen Christentums aus machtpolitischen Gründen diesen urchristlichen Glauben so verändert hat, dass sich aus Protest gegen diese Machenschaften sogar Glaubensgemeinschaften abgespalten haben, wie zum Beispiel durch Luther oder Zwingli.

Religion ist ein Aberglaube, der seinen Ursprung in der geistigen Unfähigkeit des Menschen findet, Naturerscheinungen zu erklären. Die Kirche ist eine Organisation, die unentwegt dem Fortschritt Steine in den Weg legt. Die Organisation Kirche raubte der Religion ihre Naivität und Schlichtheit. Sie ließ die Religion zu einem Alptraum werden, der die Seele des Menschen unterdrückt und den Geist in Ketten schlägt. „Die Herrschaft der Finsternis“, wie der letzte wahre Christ, Leo Tolstoi, die Kirche nennt, war schon immer ein Feind menschlicher Entfaltung und freien Denkens. Und damit hat sie keinen Platz im Leben eines wahrhaft freien Volkes. (Emma Goldman / Was ich denke)

Wer glaubt, glaubt oft auch im Recht zu sein und folgert daher, dass der, der nicht oder anders glaubt, im Unrecht ist. Die Überzeugung, seinen Glauben mit Feuer und Schwert verbreiten zu müssen, hat in der Vergangenheit zu manchen sehr unschönen Situationen geführt, die mit dem betreffenden Urglauben nun gar nichts zu tun hatten und die unsägliches Leid über die Menschen gebracht haben. Besonders hervorgetan haben sich damit die so genannten abrahamitischen Religionen.

Und das alles nur wegen des Alleinvertretungsrechtes auf die gültige Wahrheit.

Im Anfang war das Wort (1. Johannes, 1)

hieß es im Konfirmandenunterricht. Das war so die Zeit, als ich begann, mir Gedanken über theologische Themen zu machen. Da war zum Beispiel die Schöpfungsgeschichte, die so gar nicht zu dem passen wollte, was man in der Schule über die Entstehung der Welt lernte. Dort wurde man im Religionsunterricht getrennt in die unterschiedlichen Konfessionen „Katholisch“ & „Evangelisch“ unterrichtet, etwas, was wiederum bei den (evangelischen) Pfadfindern vor Ort (im Gegensatz zu entsprechenden Gruppen der anderen) keine Rolle spielte. Es war auch die Zeit, als viele Leute begannen, nach Indien zu einem Guru zu pilgern. Und es gab Gastarbeiter, von denen manche kein Schweinefleisch aßen, weil sie Moslems waren. Das war alles etwas seltsam und musste bedacht werden.

Wir leben in einer Zeit, in der durch die fortschreitende Internationalisierung und Globalisierung das Projekt Integration (neudeutsch: Inklusion) weit hinter seiner eigentlich notwendigen Entwicklung her hinkt, trotz an sich genügendem theoretischem Potential weit abgeschlagen als Anwärter auf einen der Abstiegsplätze. Ohne eine Aussöhnung besonders der Kulturen ist aber deren friedliches Miteinander zumindest schwierig.

Mein Konfirmandenunterricht liegt jetzt über 40 Jahre zurück und ich habe bald danach begonnen mit dem Vergleichen der Religionen, letztlich gelandet bin ich im Glauben gelandet als SolitäreWicca (freifliegende Hexen) mit einem sehr starken Bezug zum Traumzeitmythos mit der Besonderheit, dass für mich die Gedankenwelt die primäre Realität darstellt, eine Sichtweise die Pluralität geradezu verlangt ... ich finde, ein/e jede/r sollte seinen Glauben selbst frei bestimmen dürfen.

Die beiden (von bald 23) auf dem Cover erkennbaren Tattoos symbolisieren links Yggdrasil, den Weltenbaum und auf der anderen (ebenfalls linken) Seite meine Interpretation des Solitär-Wiccatums (Pentakel plus A im Kreis … ja geanau: Anarchie, Sebstbestimmtheit) … das Pentakel war mein allererstes Tattoo, Yggdrasil das siebte (und mit einer ganz besonderen Geschichte) das siebte Tattoo ist allein von daher etwas Besonderes, weil ich es erträumt habe ... eigentlich dachte ich über Futter für die Hummel nach (dem fünften Tattoo sollte eine Blüte (Rosa Glauca) vorgesetzt bekommen) ... die Tätowiererin tätowierte jedoch etwas völlig anderes und noch dazu auf die linke statt auf die rechte Hand ... ich brauchte danach ganze drei Tage für die Erfassung des Bildes ... es ist Yggdrasil, der Weltenbaum ... links ist die Seite, die das Streben symbolisiert ... die Hand ist das Instrument des Greifens ... die Frage war also: Wonach greife ich ... und womit ? (aus meinem ganz persönlichen „Buch der Schatten“, das wir Wicca für uns anlegen) … in der heidnischen Mythologie gibt es neun Welten (mit entsprechender Repräsentation im Weltenbaum), in dreien davon liegen die Wurzeln des Weltenbaums.

Im Anfang ist immer ein Gedanke 

... (um das Bibelzitat mal ein wenig freier zu übersetzen)

Es sollte Religionskritikern um eine dialektische Aufhebung - nicht um den Versuch einer plumpen Zerstörung - der Religion gehen, d.h. um eine Weiterführung ihrer humanen Aspekte, die bei der notwendigen Kritik ihrer inhumanen Neben- oder sagen wir besser: Hauptwirkungen nicht übersehen werden sollten. Anders formuliert: Wir brauchen nicht nur eine weltweite religiöse Abrüstung (diese ist für den Weltfrieden mindestens ebenso bedeutsam wie die militärische!), sondern auch eine weltweite religiöse Umrüstung, eine religiöse Konversionpolitik, die darauf abzielt, das potentiell Lebensdienliche, das in jeder religiösen Tradition zu finden ist, vom Lebensfeindlichen zu trennen und in eine säkulare, auf das Menschliche beschränkte Umgebung zu verpflanzen.

Entreißen wir den Pfaffen, Mönchen und Schriftgelehrten also die halben Wahrheiten, mit deren Hilfe sie in der Vergangenheit ganze Erfolge feierten. Erst wenn dies gelungen ist, hat Religionskritik ihre Aufgabe erfüllt.

(Dr. Michael Schmidt-Salomon)

Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes. (Karl Marx)

Es gibt unter den „7 großen Weltreligionen“ 3 (aus sich selbst heraus) aggressive (Juden – Christen – Moslems), „die 3 weisen Lehren“ (Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus) & eine integrierende Religion (Hindus).

Die beiden größten sind aktiv aggressiv (Christen & Moslems) und machen zusammen etwa die Hälfte der Weltbevölkerung aus!

Die Dritte der aggressiven Religionen ist zwar klein, aber sehr militant (Juden)!

Ein Schlüssel zur wenigstens rudimentären Befriedung der Welt liegt meiner Meinung nach in der Lösung dieser beiden Konflikte, man könnte hier viel von der drittgrößten Religion (Hindus) lernen, inklusive der Erfahrung, dass eine völlige Vereinheitlichung oder gar Gleichschaltung zulasten der natürlichen Vielfalt eher konfliktfördernd wirkt und daher unbedingt vermieden werden sollte.

Anteil der Religionsgemeinschaften an der Weltbevölkerung

Im allgemeinen werden als die „großen Sieben“ angesehen:

1. Christentum                                                                         2.100.000.000

2. Islam                                                                                    1.300.000.000

3. Hinduismus                         integrierend                              830.000.000

4. Taoismus                               realistisch                                385.000.000

5. Buddhismus                         ehrfurchtsvoll                           360.000.000

6. Judentum                                                                               14.400.000

7. Konfuzianismus                            demütig                               6.300.000

Eine weitere wichtige Gruppe von Religionen kann aufgeführt werden:

8. Schamanismus                                              Naturreligionen

Beachtenswert ist, dass einige dieser mehr Anhänger haben als die beiden kleinsten der großen sieben – (Voodoo, etwa 60 Millionen – Shinto, etwa 100 Millionen).

Und da es auch Menschen gibt, die von sich selbst behaupten, nicht zu glauben, sehr wohl an etwas glauben, und sei es nur an das, was sie sehen:

9. Wissenschaftsgläubige

Die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen schließt die Zugehörigkeit zu einer oder sogar mehrerer anderer dabei nicht aus, ist im Gegenteil als eher normal zu betrachten. Zum Beispiel sei genannt, dass christlich missionierte Anhänger von Naturreligionen durchaus ihre alten Glaubensrituale weiter praktizieren, dass Hindus Christus und/oder Buddha huldigen oder dass Wissenschaftsgläubige nicht automatisch Atheisten sind.

Trotzdem begründen sich Konflikte meist im Alleinvertretungsanspruch auf die gültige Wahrheit.

Allgemeine Entstehungsgeschichte einer beliebigen Religion

Eine Gruppe von Menschen muss in ihrer wie auch immer gearteten Mitwelt ihre Existenz sichern. Gelegentlich treten Ereignisse auf, die nicht erklärt werden können. Ein oder mehrere Mitglieder der Gruppe machen sich ob dieses Problems Gedanken und entwickeln ein theosophisches Konzept und sammeln Wissen, das in dieses Konzept eingeflochten wird. Durch Tradition wird dieses System an jüngere Generationen weitergegeben und je nach Neigung und Weisheit der Häuptlinge und Schamanen der Gruppe verändert. Es entwickelt sich eine Ethik als moralisches Grundgesetz. Schließlich wird der so entstandene Glaube institutionalisiert und so um eine politische Dimension erweitert bzw. verändert.

Ganz nebenbei entsteht bei dieser Entwicklung ein rudimentäres Kastensystem aus Herrscher oder Ältestenrat (Senat), Priester (Klerus) und Volk. Außerdem liegt die Kompetenz für die Wissenschaften, insbesondere die Heilkunst, hierbei zumindest zunächst in den Händen des Klerus.

Falls die Gruppe von Menschen eines Glaubens sehr groß ist oder räumlich voneinander entfernt wird, kann es zu unterschiedlichen Meinungen oder Interessen innerhalb dieser Gruppe kommen, die auch zu einer Teilung führen kann.

Genau betrachtet stand und steht am Anfang einer jeden Religion immer eine Stammesideologie, wobei der Begriff „Stamm“ ausdrücklich sehr weit gefasst werden muss, es kann sich dabei um ein Volk, ein Dorf, eine Familie oder auch einfach nur um eine Interessengemeinschaft handeln. Der Schamane kann auch Prediger, Prophet, Priester, Vorbeter, Professor, Vorsitzender oder Präsident genannt werden.

1. Das Christentum

ging aus dem Judentum hervor und wurde im Jahr 325 durch einen Nichtchristen (Konstantin) aus rein politischen Gründen zur römischen Staatsreligion erhoben und seither, teilweise durch Feuer und Schwert, enorm verbreitet. Eine wichtige Folge für die ganze Welt ist der heute allgemeingültige, 1583 durch Papst Gregor reformierte, solare Kalender wie auch der alternative lunisolare Kalender, nach dem die beweglichen Feiertage festgelegt werden. Im siebten Jahrhundert ging der Islam aus dem Christentum hervor, weitere wichtige Abspaltungen sind die orthodoxen Christen (11. Jahrhundert), die protestantischen Kirchen und die anglikanische Kirche (1534). Die koptische Kirche entstand vor 325.

2. Der Islam

wurde im Jahr 622 durch den Propheten Mohammed gegründet und entwickelte einen eigenen rein Mond-basierten Kalender, der durch d111111iesen veränderten Bezug um etwa 11 Tage kürzere Jahre hat als der solare. Drei Gruppen haben sich gebildet: Sunniten, Schiiten und Charidschiten/Ibaditen, daneben Sufis, moslemische Mystiker, meist, aber nicht ausschließlich Sunniten. Aus Sunniten und Schiiten gingen weitere Untergruppen hervor: Ahmadiyya (Sunniten); Aleviten, Drusen & Bahai (Schiiten), Drusen & Bahai werden nicht zum Islam gezählt.

Der Islam sieht Jesus nicht als menschgewordenen Gott, sondern „nur“ als (einen unter vielen) Propheten an. Zentrales Element der Religion ist die Einheit Gottes.

Fakt bleibt: Mo hat schon zu seiner Zeit Eindruck gemacht und hinterlassen. Er hat zu Recht die christliche Amtskirche als Verräter am Grundprinzip des Monotheismus bezeichnet und mit ihm tauglich scheinenden Methoden diese Dreifaltigkeitsgeschichte wieder zurückgedrängt. Dass ihm dabei eine neue Variante Islam entsteht (bedeutet übersetzt: fromm, strenggläubig, Gott gehorchend), war eine Überraschung. Ursprünglich wollte er und wollten seine nächsten Nachfahren (Kalifen 1 - 4) ja das Christentum nur von Intrigen der römischen Verwaltung befreien und den zum Zweck der Ermordung der alten monotheistischen Bischöfe erfundenen Dreifaltigkeitskram wieder entsorgen. Bei der Gelegenheit kam dann lokales Brauchtum und auch ein wenig Privatperson Mo in seine Predigten. Über die Sunna haben dann noch weitere alte Männer ihren Senf dazu gegeben, was die Sache weiter verkompliziert, statt sie vereinfacht hat. Und dann ist da noch die nach Surenlänge festgelegte Reihenfolge im Koran. Ich stelle mir gerade vor, ein Mathematik-Schulbuch würde die Themen nach der Textlänge oder nach alphabetischer Anordnung der Überschriften behandeln. Das wäre ganz schön lernbehindernd. Warum aber ist es beim Koran akzeptabel? Wer hat das festgelegt? Sollte es gar die Imame als Vermittler zwischen Koran und Volk erforderlich machen, ihnen die Jobs sichern? Darüber darf man diskutieren. Primitives Mo-bashing hilft nur denen, die uns schaden wollen.

(Peter Spangenberg)

3. Der Hinduismus

ist im Gegensatz zu den vorgenannten NICHT durchgängig monotheistisch, sondern beziffert im krassen Gegensatz dazu die Anzahl der Götter größer der Anzahl der Gläubigen (also mehr als 830 Millionen).

Die zunächst von außen herangetragene Sammelbezeichnung „Hinduismus“ für Anhänger verschiedener religiöser Richtungen des Subkontinents, die nicht Muslime, Christen, Juden, Buddhisten oder Jainas waren, entwickelte aber eine beträchtliche Eigendynamik und wurde unter englischer Herrschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Eigenbezeichnung, bald auch zur Identität und zeigte mit der Entwicklung der Hinduvta sogar Ansätze einer Ideologisierung.

Laut indischer Verfassung gehören zum Hinduismus auch Anhänger des Jainismus, Buddhismus & Sikhismus.

Alles in allem ist besonders der gelebte Gedanke der Integration auffällig, was an sich logisch ist für einen Zusammenschluss verschiedener Religionen.

4. Der Taoismus oder Daoismus

ist eine der so genannten 3 weisen Lehren des fernen Ostens, gilt als Chinas authentische Religion und Philosophie und geht auf das im vierten vorchristlichen Jahrhundert entstandene Daodejing (Tao te king, Tao te ching) des Laozi (Laotse, Lao-tzu) zurück. Ein wichtiges und allgemein bekanntes Symbol ist das Yin & Yang (als Sinnbild der Vereinigung bzw. Zusammengehörigkeit von Gegensätzen), weitere wichtige Elemente sind die Lehre vom Qi (Energie), das Yijing (I Ging) und eine lange Tradition der Körper- und Geisteskultivierung wie Atemkontrolle, Meditation oder Kampfkünste (Kampfkünste (Gung Fu) lehren im Gegensatz zur Kriegskunst (Te-Kuan-Do) auch und besonders die Verantwortung, die man mit dem Erlernen der Technik automatisch erwirbt).

Weltentstehung gemäß daoistischer Lehre:

Meister Liä Dsï sprach: »Die alten Weisen nahmen das Lichte und das Finstere als Grundursache der Welt. Aber alles Körperliche entsteht aus Unkörperlichem; so muss doch auch die Welt einen solchen Ursprung haben. Darum sage ich: Es gibt eine Urwandlung, einen Uranfang, ein Urentstehen, eine Urschöpfung.

Die Urwandlung ist der Zustand, da die Kraft noch nicht sich äußert. Der Uranfang ist der Zustand, da die Kraft entsteht. Die Urentstehung ist der Zustand, da die Form entsteht. Die Urschöpfung ist der Zustand, da der Stoff entsteht. Den Zustand, da Kraft, Form und Stoff noch ungetrennt durcheinander sind, nennt man Dasein. Dasein bedeutet den Zustand, da die Dinge miteinander und durcheinander sind und noch kein gesondertes Fürsichsein haben

›Schaut man darauf, so sieht man nichts, horcht man danach, so hört man nichts, verfolgt man es, so erhält man nichts; darum heißt es das Wandelbare.‹ Als das Wandelbare hat es keine Schranke der Form.

Dieses Wandelbare wechselt und wird zur Eins. Die Eins wechselt und wird zur Sieben. Die Sieben wechselt und wird zur Neun. Die Neun ist der Endpunkt dieses Wechsels. Aber sie wechselt noch ein mal und wird wieder zur Eins. Diese Eins ist die Entstehung der wechselnden Formenwelt. Das Reine und Leichte steigt empor und wird (zur unsichtbaren Welt) zum Himmel. Das Trübe und Schwere senkt sich herab und wird (zur sichtbaren Welt) zur Erde. Das, wovon die einigende Kraft ausstrahlt, wird zum Menschen. Darum enthalten Himmel und Erde den Samen, aus dem alle Dinge durch Wandlung erzeugt werden.«

(Liä Dsi – Das wahre Buch vom quellenden Urgrund)

5. Der Buddhismus

beruft sich auf die Lehren des Siddhartha Gautama aus dem Nordindien des 5. oder frühen 4. vorchristlichen Jahrhunderts, dem sogenannten historischen Buddha (Erwachter), der der Überlieferung zufolge im Alter von 35 Jahren eine fundamentale und befreiende Einsicht in die Grundbedingungen allen Lebens erlangte, aus der sich die Überwindung des leidhaften Daseins als Ziel buddhistischer Praxis ergibt. Grundlegend sind die vier edlen Wahrheiten:

1. Die Erkenntnis, dass das Leben von Leiden geprägt ist,

2. dass dieses Leiden durch Gier, Hass und Verblendung (die 3 Geistesgifte) verursacht wird,

3. dass das Leiden durch Beseitigung der Ursachen beendet werden kann und

4. dass der Weg über den „achtfachen Pfad“ (Rechte Ansicht, Rechtes Denken, Rechte Rede, Rechte Handlung, Rechter Lebenserwerb, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Konzentration / Rad der Lehre) führt.

Nach buddhistischer Lehre ist jedes Lebewesen einem endlosen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt (Reinkarnation) unterworfen, der durch ethisches Verhalten, der Kultivierung der Tugenden, der Versenkung (Meditation) und der Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit durchbrochen werden kann (Nirvana).

Folgende Traditionen des Buddhismus haben sich entwickelt: Mahayana (nördlicher Buddhismus), Chan (China), Zen (Japan), Amitabha (Ostasien), Vajrayana (Tibet, Bhuthan, Nepal, Mongolei) & Theravada (südlicher Buddhismus).

Eine typisch buddhistische Vorgehensweise bei der Hinterfragung des eigenen Tuns, frei verallgemeinert, wäre, bei jeder geplanten Tat sich selbst zunächst drei Fragen zu stellen:

1. Was kostet es mich? Welcher Aufwand ist nötig? An sich ist dies eine selbstverständlich allgemein übliche Frage.

2. Was bringt es mir? Was wird dadurch verbessert? Hier ist meist nur der erste Teil der Frage selbstverständlich, noch dazu im Konjunktiv (Was KÖNNTE es bringen?). Bei einer positiven Antwort wird oft schon begonnen, völlig rücksichtslos zu handeln.

3. Welcher „Flurschaden“ wird dadurch verursacht? Augenscheinlich eine in der „westlich“ orientierten industrialisierten Welt eine äußerst unübliche Frage.

Buddha verbreitete bis zu seinem Tod im Alter von 80 Jahren seine Lehre zunächst in seiner Heimat Nordindien. Von dort aus gelangte der Buddhismus neben ganz Indien, Sri Lanka und Zentralasien, später auch nach Ost- und Südostasien.

6. Das Judentum

ist mit etwa 6.000 Jahren die älteste monotheistische Religion und kapselt sich mit der praktischen Unmöglichkeit, ihr einfach nur aus freiem Willen beizutreten am stärksten (abgesehen vielleicht von den Drusen) von allen anderen ab.

Die orthodoxen Juden führen ihren eigenen Stammbaum auf Abraham und dessen Nachkommen Isaak und Jakob zurück, was dazu führt, dass man dieser Glaubensgemeinschaft zumindest bei streng orthodoxer Auslegung der Lehre nicht wirklich beitreten, sondern bestenfalls einheiraten kann. Als Stifter und höchster Prophet der Religion gilt Mose, als theologische Basis, die ihm als Werkzeug Jahwes, also als Vermittler zugeschriebenen 5 Bücher Mose, die so genannte Thora.

Aufgrund dieser Übergabe von Gott selbst an Mose, bekräftigt noch durch die zweimalige Übergabe der Gesetzestafeln, den wichtigsten, der Legende nach in der so genannten Bundeslade aufbewahrten Symbolen, sehen sich die Juden als von Gott persönlich auserwähltes Volk an.

7. Der Konfuzianismus

geht auf den 551 vor Christus in Qufu/China geborenen Konfuzius zurück, den Begründer der „Schule der Gelehrten“. Von seinen Anhängern ob seiner moralischen Lehren und Lebensweise als Vorbild verehrt, war er als Lehrer und Berater tätig, zeitweise auch als Minister des Staates Lu, der heutigen Provinz Shandong, und verbrachte lange Jahre im Exil. Ein wichtiges Credo seiner Lehren ist: Wie lerne ich gehorchen?

8. Der Schamanismus / Naturreligionen

werden wohl am ehesten als Heidentum angesehen und wirken auf Andersgläubige oft unheimlich und geheimnisvoll (zum Beispiel: Voodoo), heben sich aber von anderen Religionen vor allem dadurch ab, dass sie meist nicht oder zumindest wenig institutionalisiert wurden. Oft fehlt eine heilige Schrift, Überlieferungen finden mündlich statt. Da sie sich auf die eigene Gemeinschaft beziehen, ist ihr Anspruch weniger universal, aber wesentlich praxisbezogener. Ahnenverehrung oder Ahnenkult spielen meist eine größere Rolle, ebenso Tabuisierung.

Es gibt über 40.000 verschiedene Stammesideologien.

9. Der Wissenschaftsglaube

bezeichnet sich selbst ausdrücklich NICHT als Religion, erhebt aber besonders nachdrücklich ein Alleinvertretungsrecht auf die einzig gültige Wahrheit und ist ausgesprochen weit institutionalisiert.

Viele Wissenschaftler, zum Beispiel auch Albert Einstein, pflegen neben ihrer Wissenschaftsgläubigkeit noch eine weitere Religion.

Die Begegnung mit der Natur nötigt der Wissenschaft unweigerlich ein Gefühl der Achtung und Ehrfurcht ab. Der eigentliche Akt des Verstehens ist eine feierliche Vereinigung, Verschmelzung, wenn auch in einem sehr bescheidenen Maße, mit der Herrlichkeit des Kosmos. Und die weltweite Anhäufung des Wissens im Laufe der Zeit verwandelt die Wissenschaft in etwas, was einem transnationalen, transgenerativen Metageist sehr nahe kommt. Wissenschaft ist nicht nur kompatibel mit der Spiritualität – sie ist auch eine tiefreichende Quelle der Spiritualität. Wenn wir unseren Ort in riesigen Räumen von Lichtjahren und im Vergehen der Zeitalter erkennen, wenn wir die Komplexität, Schönheit und Subtilität des Lebens begreifen, dann ist dieses Hochgefühl, dieses Gefühl der Erhebung und zugleich der Demut ganz sicher spirituell. Das gleiche gilt für unsere Gefühle in Gegenwart großartiger Kunst, Musik oder Literatur oder angesichts von beispielhaft selbstlosen und mutigen Taten wie bei Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. Die Vorstellung, dass sich Wissenschaft und Spiritualität irgendwie gegenseitig ausschließen, erweist beiden einen schlechten Dienst.

 (Carl Sagan: Der Drache in meiner Garage. Droemer Knaur München 1977)

Gläubigkeit wird jedoch von rein wissenschaftsgläubigen Menschen oft belächelt, wenn nicht gar als Dummheit betrachtet. Gläubige fühlen sich dann von diesen völlig zu Recht diskriminiert, was natürlich ein enormes und oft nur teils bewusst wahrgenommenes Konfliktpotential darstellt.

Einem Menschen, der von sich selbst behauptet, keinen Glauben zu haben, sollte man auf gar keinen Fall trauen, denn derjenige glaubt im zwangsläufigen Rückschluss auch nicht an sich selbst!

Dies zeigt einmal mehr: Wissen ist nicht Weisheit!

Abrahamitische Religionen

Alle drei abrahamitischen Religionen berufen sich in ihrer Herkunft auf Abraham. Dies sind Judentum, Christentum und Islam. Neben der Ausrichtung auf einen einzigen (männlichen) Gott ist die Festlegung auf die Sieben als Anzahl der Wochentage eine weitere Gemeinsamkeit. Bemerkenswerterweise ist die Tora, der Anfang des so genannte Alte Testaments, außerdem für alle drei ein heiliges Buch.

Die Autorenschaft von Propheten macht sie zu Offenbarungsreligionen, die schriftliche Fixierung dieser Offenbarungen zu Buchreligionen.

Zeitliche Abfolge

Das Judentum, die älteste monotheistische Religion, wird auf das Jahr 3761 vor Christus zurückgerechnet. Der jüdische Kalender wurde von den Babyloniern übernommen, aber erst im 7. nachchristlichen Jahrhundert durch den Patriarchen Hillel II. berechnet und festgelegt und hat sich erst im 11. Jahrhundert durchgesetzt. Genau genommen ist dies eine kreationistische Sichtweise.

Aus dem Judentum ging das Christentum hervor und aus dem Christentum 622 nach Christus der Islam. Beide Religionen spalteten sich von ihren Vorgängern wegen deren Nichtachtung eines für die Abspaltung wichtigen Propheten, also aus Protest, ab. Unterströmungen ebenfalls beider entstanden meist ebenfalls aus Protest gegen den Hauptstrom. Umgekehrt haben beide diese Abspaltungen stets vehement bekämpft und verfolgt, also nachfolgenden Generationen die eigene Handlungsweise verwehrt!

Unterströmungen

- I. Christen

Die fünf christlichen Patriarchate der antiken Welt, Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem, entschieden in gemeinsamen Konzilen, Versammlungen von Bischöfen, über wesentliche Standpunkte der christlichen Lehre, die allerdings nicht immer einstimmig festgelegt wurde. Zwischen 321 und 787 gab es sieben dieser Konzile. Bereits 431 kam es zu einer ersten Abspaltung der Apostolischen Kirche des Ostens, der Konflikt entwickelte sich über einige Jahrhunderte zum endgültigen Bruch, der 1054 in der gegenseitigen Exkommunikation zwischen dem römischen Papst und dem Patriarchen von Konstantinopel gipfelte.

- I.a. Östliche Tradition

Die orthodoxen Kirchen basieren auf den Patriarchaten von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem und sehen sich als Urchristen (Eigenbezeichnung: die eine, heilige, allumfassende und apostolische Kirche), sie haben Bibel und Liturgie in ihrer jeweiligen Landessprache und geben sich daher dem Individuum gegenüber verständlicher.

Dem Papst wird nach dem Prinzip primus inter pares (Erster unter Gleichen) ein Ehrenvorrang unter dem fünf christlichen Patriarchaten eingeräumt. Der Zölibat gilt nur für Bischöfe und Ordensleute.

Mit dem Konstantinischen Konzil entwickelten sich östliche und westliche Tradition zunächst gemeinsam unter Führung des Patriachats von Konstantinopel, Rom war erst mal nur eine Zweigstelle, auf Dauer führte die politische Ablösung des byzantinischen (griechischen) Reiches als first Nation durch das römische Reich zu einem Führungszwist zwischen Rom und Konstantinopel, der im großen Schisma (Kirchentrennung) von 1054 gipfelte, als sich die Führungsriegen der konkurrierenden Kirchen gegenseitig exkommunizierten, was dem gewöhnlichen Gläubigen damals wohl kaum aufgefallen sein dürfte aber dennoch die dauerhafte Trennung von römisch-katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche bedeutete. Knapp vierhundert Jahre später wurde Konstantinopel zudem durch den Islam unterworfen (1443), das orthodoxe Lager war damit führungslos und hat sich folgerichtig weiter aufgespalten.

Die orthodoxe Kirche pflegt in den meisten Ländern Osteuropas eine harmonische Symphonia zum Staat, einen „Zusammenklang“, dies im Gegensatz zur heutigen Trennung von Kirche und Staat in den katholisch oder evangelisch geprägten Staaten Westeuropas. (wikipedia)

Bei der „griechisch“-orthodoxen Kirche … immerhin im Mutterland der Demokratie, spürt mensch, obwohl ganz offiziell Staatreligion, immerhin noch die Verbundenheit zur antiken griechischen Staats-Tradition, bei nationalistischer eingestellten Staaten aber eben auch die Verbundenheit mit dem jeweiligen Nationalismus, 2022 ganz konkret im Konflikt zwischen der russisch orthodoxen Kirche und der ukrainisch orthodoxen Kirche … die Versuche des in der orthodoxen Vielfalt noch immer in der Position des Primus inter pares befindlichen Patriarchats von Konstantinopel (heute Istanbul) zur Vermittlung verliefen im Sande … Symphonie von Kirche und Staat eben.

- I.b. Westliche Tradition

Wegen des unversöhnlichen Selbstverständnisses der römisch-katholischen Kirche hat sich die westliche Tradition weiter aufgespalten.

- I.b.i. Römische Katholiken

Mit etwa 1,1 Milliarden Gläubigen ist die römisch-katholische Kirche wohl die größte Kirchengemeinschaft. Sie betrieb bis in die Neuzeit besonders aggressiv Missionierung.

Sie sieht den Papst als in der Nachfolge Petri als Stellvertreter Christi auf Erden an, dem obendrein auch noch Unfehlbarkeit (Infallibilität, lat.: Infallibilitas) zugesprochen wird, was nicht nur ein Kritikpunkt aus der Sicht aller anderen Glaubensgemeinschaften darstellt, sondern auch schon mehrfach zu Abspaltungen geführt hat.

Es muss hier angemerkt werden, dass die besagte Unfehlbarkeit nicht uneingeschränkt gilt, sondern, eingeführt als Dogma mit dem ersten Vatikanischen Konzil 1870, den römischen Bischof (Papst) in seinem Amt als "Lehrer aller Christen" (ex cathedra) dazu ermächtigt, in einer Glaubens- oder Sittenfrage eine endgültige Entscheidung zu verkünden, die auch nicht mit den Offenbarungsquellen Schrift und Tradition in Wiederspruch stehen darf. Seit seiner Formulierung ist es nur ein einziges Mal in Anspruch genommen worden, und zwar durch Pius XII. 1950 bezüglich der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.

- I.b.ii. Evangelische Traditionen

Neben Ulrich Zwingli (Schweiz), Johannes Calvin (Frankreich) und Thomas Cranmer (englischer Sprachraum) ist wohl der als Augustinermönch ausgebildete Martin Luther der bekannteste Begründer einer Kirchenreformation. Luther machte seinen Protest gegen Missbräuche des Glaubens in seinen 95 Thesen öffentlich. Als ein anfänglicher Mitstreiter, später aber aufgrund von dessen seitens Luther nicht geteilten radikaler sozialrevolutionärer Bestrebungen Gegenspieler sei noch Thomas Münzer genannt. Im Unterschied zu den Katholiken sehen sich die evangelischen Kirchen allein der biblischen Schrift und nicht auch späteren Traditionen begründet („solus Christus“: Allein die Person, das Wirken und die Lehre Jesu ist Grundlage des Glaubens. / „sola scriptura“: Allein die Bibel ist Regel und Richtschnur des Glaubens („regula fidei“)./ „sola gratia“: Allein die Gnade Gottes bringt Erlösung. / „sola fide“: Allein der Glaube rechtfertigt vor Gott.). Aufgrund dieses Selbstverständnisses erkennen die reformierten Kirchen als Sakrament nur Abendmahl (von Jesus selbst initiiert) und Taufe (mit Johannes dem Täufer als Begründer) an, die Taufe unmündiger Kinder wurde in einigen evangelischen Kirchen durch eine Gläubigentaufe ersetzt. Als Kirchenoberhaupt gilt einzig und allein Jesus selbst.

Ein eher unrühmliches Kapitel des evangelischen Protestantismus waren die deutschen Christen (DC), dessen Vorläufer ab etwa 1880 völkisches, nationalistisches und antisemitisches Gedankengut einbrachten und die Angst vor einer „jüdischen Überfremdung“ schürten bis hin zur Behauptung, Jesus stamme von germanischen Söldnern des römischen Heeres ab und sei damit „deutschen Blutes“ (Max Bewer (1861 bis 1921) in „der deutsche Christus“ 1907).

Kirche und Deutschtum sollten sich „gegenseitig nützen und schützen gegen die Verseuchung mit jüdischen Ideen“, selbst das Alte Testament mit seinen zehn Geboten gehöre abgeschafft zugunsten von Opfermut und männlichem Heldentum. Nach dem ersten Weltkrieg und der Trennung von Kirche und Staat verlagerte sich die Kirchengewalt vom Staat zurück auf die Kirche und es entstanden diverse Verbände, die sich 1925 zur deutschchristlichen Arbeitsgemeinschaft zusammenschlossen, die denn auch, zumal angestachelt durch dem Widerstand nichtnational ausgerichteter Protestanten, mit dem Aufschwung des Nationalsozialismus ein enormes Sendungsbewusstsein entwickelten und in dieses Nationalreligion gar die Vollendung der Reformation sahen.

Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen. […] Daher ist der Rassenvermischung entgegenzutreten. (Pfarrer Joachim Hossenfelder am 6. Juni 1932 in Atenburg/Thüringen zur Gründung der Glaubensbewegung Deutsche Christen)

Die zunehmend engere Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten bescherte den deutschen Christen 1933 wichtige Führungsämter innerhalb der evangelischen Kirche, die jedoch damit nicht nur in Konkurrenz mit den klassischen christlichen Kirchen, sondern auch mit dem von Teilen der Nationalsozialisten bevorzugten germanischen Neuheidentum trat. Die Einheit zerfiel wieder und nach dem Krieg blieben nur unbedeutende kleine Gemeinschaften wie die „Freie christliche Volkskirche“ oder die „Volkskirchenbewegung Freie Christen“ übrig.

- I.b.iii. Die anglikanische Kirche

Oft den evangelischen Traditionen zugerechnet, weist die anglikanische Kirche wichtige Besonderheiten auf: Zum einen hält sie an vielen Bräuchen des Katholizismus fest, zum anderen ist sie nicht aus einer „Revolution“ des Kirchenvolkes, sondern aus einer Meinungsverschiedenheit König Heinrichs, des VIII. bezüglich dessen wiederholten Scheidungswunsches hervorgegangen.

- I.b.iv. Puritaner

Die Puritaner (engl.: purification, Reinigung) entstanden im England der zweiten Hälfte des 16ten Jahrhunderts in starker Anlehnung an der schweizer Reformator Calvin in vehementer Konkurrenz zur anglikanischen Kirche, welche im englischen Bürgerkrieg mündete. Nach dessen siegreichem Abschluss unter Oliver Cromwell wurde eine puritanisch geprägte Republik eingerichtet. Die moralistische Intoleranz der Cromwellschen Militärdiktatur machte die Puritaner unter den anderen Bevölkerungsgruppen verhasst. Nach Cromwells Tod 1658 konnte sich die Monarchie erneut durchsetzen und die meisten Puritaner mussten das Land verlassen. Weite Teile der neuenglischen Kolonien blieben bis ins frühe 18te Jahrhundert puritanisch geprägt.