UMGEKREMPELT. Wenn Menschen dem Ruf der Liebe folgen - Barbara Nobis - E-Book

UMGEKREMPELT. Wenn Menschen dem Ruf der Liebe folgen E-Book

Barbara Nobis

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Beschreibung

Suchen Sie nach Antworten auf die grundlegenden Fragen Ihres Lebens? Möchten Sie wissen, wie Sie zu jenem Glück gelangen können, das nicht von Leid und Tod bedroht ist? Vielleicht haben Sie durch ein außersinnliches Erlebnis entdeckt, dass hinter dem Vorhang des Offensichtlichen das Glück und der Frieden der bedingungslosen Liebe auf Sie warten? Nun drängt Sie Ihr Herz dazu, diese Liebe in Ihr Leben zu ziehen. Aber wie soll das funktionieren? Und welche Rolle kommt bei diesem Prozess der spirituellen Transformation den Religionen zu? UMGEKREMPELT. stellt elf Menschen vor, die sich auf den Weg machten, um zur allumfassenden Liebe und zum All-Eins-Sein zu gelangen. Manche nennen es ›Erwachen‹. Lassen Sie sich von den Lebenserzählungen dazu inspirieren, innerhalb oder außerhalb einer Religion dem Ruf der Liebe zu folgen. Die spirituellen Porträts skizzieren die teils ungewöhnlichen Lebenswege der Frauen und Männer. Jede Lebensgeschichte beleuchtet zugleich einen Aspekt der bedingungslosen Liebe. Sie zeigt sich zum Beispiel in Form der Nächstenliebe; sie ist präsent im Wirken der ›Geistigen Welt‹ sowie bei einer sinnstiftenden Tätigkeit. Ergänzend bieten Ihnen fünf theologische Gespräche mit Lehrenden aus Buddhismus, Christentum, Hinduismus und Islam eine erste Orientierung. Die Diskurse beziehen sich unter anderem auf das Gottes- und Frauenbild der jeweiligen Glaubensgemeinschaft sowie auf hilfreiche spirituelle Praktiken.

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Seitenzahl: 520

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Umgekrempelt. Wenn Menschen dem Ruf der Liebe folgen

Ungewöhnliche Lebenswege und theologische Gespräche zur Inspiration und Orientierung

Barbara Nobis

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Copyright:© 2020 Barbara NobisVerlag und Druck:tredition GmbH Halenreie 40-44 22359 HamburgAutorin:Barbara NobisKorrektorat:Ina KleinodIllustrationen:Portraits gezeichnet von Raden Norfiqri Umsetzung des Covermotivs und des Backgrounds durch Oliver J. Steinbach Symbole erstellt von Barbara NobisBuchsatz:Barbara Nobis HTML/XML/CSS-Optimierung durch Oliver J. SteinbachISBN:Paperback: 978-3-347-08725-5 Hardcover: 978-3-347-08726-2 e-Book: 978-3-347-08727-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Widmungen und DanksagungenTeil I. * ELF LEBENSWEGE: Facettenreiche Pfade zum Glück der bedingungslosen LiebePROLOG: DIE KOMFORTZONE VERLASSEN - Barbara NobisA Message for BarbaraMEDIALITÄT - Bettina Suvi RodeJENSEITSWELTEN UND DUALSEELEN - Bernard JakobyUNVERGÄNGLICHES GLÜCK - Lisa ValentinPERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG - Margret HilleringmannDIE EIGENE WAHRHEIT - Bo KatzmanAUTHENTIZITÄT UND PRÄSENZ - Heinz Espabad KindlDER VERSTAND ALS WERKZEUG GOTTES - Volker Sukadev(a) BretzSINNSTIFTENDE ARBEIT - Bodo JanssenMITGEFÜHL UND NÄCHSTENLIEBE - Tara Stella DeetjenVERSÖHNUNG UND DEMUT - Dr. Andreas Solomon GutjahrDAS HEILIGE WEIBLICHE - Rosina-Fawzia Al-Rawi Al-RifairEPILOG: EINFACH (IN) LIEBE SEIN - Barbara NobisGEDICHT: Die wahre Kraft in Dir ist LiebeTeil II. * FÜNF THEOLOGISCHE GESPRÄCHEZITAT: Die Wahrheit ist nicht das ausschließliche Eigentum einer einzelnen Heiligen SchriftEINFÜHRENDE DIALOGE ÜBER GOTT, DIE SPIRITUALITÄT UND DIE WELTEINE EVANGELISCHE SICHTWEISE - Elke MarkmannEINE KATHOLISCHE SICHTWEISE - Thomas DienbergEINE BUDDHISTISCHE SICHTWEISE - Andreas StollerEINE MUSLIMISCHE SICHTWEISE - André Al HabibEINE HINDUISTISCHE SICHTWEISE - Narada Marcel TurnauLITERATURVERZEICHNIS

1

Widmungen und Danksagungen

Dieses Buch widme ich meinem Seelengefährten, der mich nach seinem Tod für eine gewisse Zeit mit seiner unermesslichen Liebe begleitete. Für dich will ich den Weg der bedingungslosen Liebe gehen, du schöne Seele und Herzensfreund – von so vielen schmerzlich vermisst!

Dieses Buch wendet sich ebenso an jene, die sich am Beginn ihres spirituellen Weges wähnen. Wenn die Lektüre auch nur einen Menschen auf seinem Seelenweg inspiriert, hat dieses Buch seinen Zweck erfüllt.

Ich danke all jenen, die mich in meinem ›Sosein‹ angenommen und mir so Liebe gezeigt haben. Dies gilt insbesondere für meinen Mann Frank und meine Schwiegereltern.

Liebe Eltern, habt Dank dafür, dass Ihr mir die Erfahrungen dieses Lebens ermöglicht habt.

Marc, du warst und bist das größte Geschenk in meinem Leben. Fühl dich geliebt auf deinem Weg.

Angela, Dominik, Griet, Ingrid, Katrin, Renate und Ulrike – vielen, vielen Dank fürs Zuhören, für Eure Geduld und Eure hilfreiche Kritik.

I

* ELF LEBENSWEGE: Facettenreiche Pfade zum Glück der bedingungslosen Liebe

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PROLOG: DIE KOMFORTZONE VERLASSEN - Barbara Nobis

Der Ruf der Liebe veranlasste mich, mit diesem Buch belastende Glaubenskonzepte zu hinterfragen.

Gleicht die Religion, in die wir hineingeboren werden, nicht einem Gewand? So heißt es in der Bibel: »Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt (Gal 3,26–27).« Genau dies symbolisierte das weiße Kleid, das ich bei meiner Taufe trug. Zugleich versprachen meine Eltern, mich zu einer guten Katholikin zu erziehen. Eine Leitlinie war ihnen dabei der Katechismus[1], wobei sich in unserem Bücherschrank ebenfalls ein bebildertes Lehrwerk für Kinder befand.

Hier stand nicht nur geschrieben, dass die katholische Kirche die alleinseligmachende sei, um den Menschen zum ewigen Glück zu führen. Gleichfalls las ich, dass ein Priester bei der Taufzeremonie den Teufel, der seit der Erbsünde Macht über uns Menschen habe, zweimal beschwor, vom Täufling abzulassen. Diese Aussage ängstigte mich genauso wie das Kapitel über die Todsünde, die zu meiner ewigen Verdammnis führen würde.

Besorgt um mein Seelenheil nahmen mich meine Eltern seit frühster Kindheit zum Gottesdienst mit, der für zwei Dekaden verpflichtend war. Anfangs schien ich in das Kostüm meiner Konfession hineinzuwachsen. Ich erinnere mich immer noch gerne an die festliche Stimmung, die mich während der Feier der Osternacht ergriff. Gleiches gilt auch für andere Festgottesdienste wie etwa die Christmette, die ich später mit anderen Familienmitgliedern musikalisch unterstützte.

Dennoch: Ohne Naht und Nadelstiche war es nicht, mein Leben als junge Christin. Das lag unter anderem an den Predigten des äußerst konservativ denkenden Gemeindepfarrers. Was ich von ihm hörte, passte ganz und gar nicht zu dem, was ich fühlte und mir wünschte. Selbstverwirklichung? Diese entsprach dem Tanz um das Goldene Kalb (2 Mo 32).

Wohlstand war für jene, die nicht beabsichtigten, nach ihrem Tod ins Reich Gottes zu gelangen. Da es zudem hieß, Jesus habe nur Männer zu seinen Nachfolgern berufen, hatte sich ebenfalls die Frage erledigt, ob wir Mädchen als Messdienerinnen den Pfarrer unterstützen durften. (vgl. Mt 10,2 / Eph 5,24 / 1 Mo 3,16). Ich stieß mich daran, dass es hieß, wir Menschen seien geschaffen, um den mächtigen Gott zu verherrlichen und zu lieben.

Darüber hinaus lehrte der Katechismus, dass es verwerflich sei, eine Hellseherin oder einen Astrologen aufzusuchen, weil dies gegen das erste Gebot verstoße: »Ich bin der HERR, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.«

Wie sollte ich diesen fernen Gott lieben? Als ich meine Mutter danach fragte, sagte sie, ich müsste halt darum beten. Gleichwohl faszinierten mich die Biografien der Heiligen, wobei es mir schien, als verlangte Gott von uns Menschen, dass wir im groben Büßerhemd über diese Erde wandelten, uns aufopferten und alles Leid bereitwillig annähmen. In der Familie wurde immer wieder über das Erscheinen der Gottesmutter in Fatima und Medjugorje gesprochen. Sie verlangte Sühne, Reue und Gebet. Sinnenfreude und Lebenslust schienen anrüchig zu sein. Es galt, Fleißkärtchen fürs Jenseits zu sammeln – zumal es familienintern hieß, uns stehe der dritte Weltkrieg unmittelbar bevor.

Dies war mit ein Grund dafür, dass in meinem Jugendzimmer das Bild der Jungfrau Maria samt den drei Hirtenkindern von Fatima hing. Täglich betrachtete ich die hell erleuchtete Himmelskönigin, während ich eine gewisse Anzahl von Ave Marias verrichtete. In jenen Tagen glaubte ich noch an die unmittelbare Kraft des Gebets – zumal es in unserer Familie eine chronisch kranke Person gab, der es jedes Mal besser ging, sobald ich für sie gebetet hatte.

Als mystisch veranlagter Teenager führte ich Zwiegespräche mit meinem Schutzengel und der Gottesmutter. Wie viele meines Alters wünschte ich mir ein glückliches, erfülltes Leben und einen liebevollen Freund. Dieser sollte attraktiv und kein Duckmäuser sein. Ich sehnte mich nach nicht weniger als der großen, unvergänglichen Liebe!

Nobody’s on nobody’s side

Glauben Sie an die romantische Liebe? Sind Sie überzeugt davon, dass es eine verwandte Seele gibt, jemanden, der bis zum Schluss zu Ihnen steht? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Immerhin betrug vor zehn Jahren die Scheidungsquote in Deutschland fast 50 Prozent.[2] Zudem bezweifelt ein Viertel derjenigen, die in einer Beziehung leben, dass der Mensch, mit dem sie abends vor dem Fernseher sitzen, wahrhaft »the one and only« ist. Sich deshalb trennen? Es läuft doch vergleichsweise gut! Da gibt es die noch nicht volljährigen Kinder, gemeinsame finanzielle Verpflichtungen – und eventuell das einst gegebene Versprechen, das da lautete: »Ich will dich lieben und ehren, bis dass der Tod uns scheidet.«

In meiner Jugend schien mir solch eine Liebe möglich – trotz eines Umfelds, in dem es an Herzenswärme mangelte. Zudem gab es vielerlei Arten von Leid, so etwa Krankheit, Geldmangel oder den frühen Tod meines Vaters. Aber hatte Jesus nicht von seinen Jüngern verlangt, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen? (vgl. Mt 16,24) Während mich die Sorgen trieben und meine Sehnsucht nach Intimität wuchs, geschah eines Tages etwas Verwunderliches: Nach dem Abendgebet schien es mir, als gäbe es da ein Gegenüber. Dies irritierte mich ein wenig. Andererseits sprach ich doch auch mit den Engeln und Maria.

Im Verlauf der Zeit ergaben sich immer wieder Zwiegespräche mit dieser fernen und doch so nahen Seele. Bildete ich mir das Ganze bloß ein? Selbst wenn ich anfangs an der Echtheit dieser Begegnung zweifelte, wirkte unser Beisammensein völlig real. In diesem unglaublichen Miteinander vergingen Stunden wie Minuten, sodass ich irgendwann die Gewissheit spürte, dass sie sich so anfühlen musste, die große Liebe!

Wir verabredeten Zeichen und ich spürte wieder einmal die Präsenz meines Seelengefährten, als ich auf der Wiese unseres blühenden Obstgartens saß. Bei dieser Gelegenheit nahmen wir uns vor, Wege zu finden, um auch im wirklichen Leben zusammenzukommen. Doch unser Plan blieb aus verschiedenen unumstößlichen Gründen eine Utopie, die hier zu entfalten müßig wäre. Ich lebte weiterhin meinen Alltag: Ich diskutierte jedoch in der Familie zunehmend offener die Regeln des katholischen Glaubens, die ich für herzlos hielt. Obwohl ich weiterhin im Gitarrenkreis aktiv war und christliche Lieder sang, zeichnete sich in meinem Herzen unaufhaltsam der Bruch ab.

So schmetterte ich eines Tages eine neue Hymne: ›Nobody’s on nobody’s side‹. Der Song des Musicals ›Chess‹, aus dem diese Liedzeile stammte, spiegelte das, was ich tief in mir wahrnahm: Niemand ist auf der Seite von niemandem! Weiterhin beherrschten Krankheit, Geldnot und Sorgen das Familienleben. An diesem Elend, so mutmaßte ich, hatten die religiösen Dogmen einen nicht ganz unerheblichen Anteil. Den christlichen Glauben empfand ich mittlerweile als einengendes Korsett, das meiner Sehnsucht nach der Liebe und dem Leben den Atem abzuschnüren schien.

Hatte es etwas genutzt, auszuharren, zu beten sowie das Beste für die anderen und mich zu hoffen? Und hatte ich mich nicht darum bemüht, mein Herz auf diesen allgewaltigen Gott auszurichten? Angesichts der Not, die ich in mir und um mich herum wahrnahm, hatte ich den Weltenschöpfer viele Male um Beistand gebeten – es schien vergebens.

Er hatte geschwiegen, sodass ich meinem Schutzengel eines Abends vor dem Einschlafen erklärte, dass Gott mir allzu lange zu viel zugemutet habe und ich nun andere Wege gehen würde. Bei diesen Worten drehte mein schemenhaft erkennbarer, himmlischer Begleiter entsetzt seinen Kopf zur Seite, was aber nichts an meinem Entschluss änderte. Ich hörte tatsächlich auf, intensiv für andere zu beten. Ich glaube, ich betete eine Zeit lang überhaupt nicht mehr. Ich kümmerte mich schlichtweg darum, so zu werden wie alle anderen. Indes bestand nach wie vor der innige Kontakt zu meinem Seelenfreund. Wenn ich schon nicht mehr an Gottes Liebe glauben konnte, hoffte ich doch weiterhin auf die ›wahrhaftige Liebe‹ zwischen zwei Menschen. Diese Ansicht entsprach zu diesem Zeitpunkt dem, was ich innerhalb der Beziehung zu meinem Seelengefährten fühlte.

Erst viel später sollte ich in einem Seminar des Jenseitsmediums Bettina Suvi Rode erfahren, dass es sich bei dieser Verbindung um eine Dualseelen-Beziehung handelte, auf die sich bereits die Kabbalah, also die mystische Tradition des Judentums, bezieht.[3] Viele spirituelle Lehrer erklären das Phänomen der Dualseelen damit, dass zwei Seelenhälften in derselben Frequenz schwingen. Begegnen sich seelenverwandte Menschen, scheint Magie im Spiel zu sein. Sie fühlen sich außergewöhnlich nah und verstanden. Der Gleichklang ihrer Seelen erinnert sie an die göttliche Einheit und die bedingungslose Liebe jenseits der materiellen Welt.

Da der jeweils andere der Schlüssel zu dieser allumfassenden Liebe zu sein scheint, verspüren Dualseelen eine unermessliche Sehnsucht nacheinander. Erwähnen möchte ich ebenfalls, dass zum Beispiel der persische Dichter Rumi solch eine außergewöhnliche Beziehung erlebte, als er seiner Dualseele Shams-e Tabrizi begegnete. Dieses Verständnis war mir in jungen Jahren noch nicht zugänglich. Zudem traute ich mich damals nicht, mit jemandem über jene Erfahrungen zu sprechen, die mich emotional aufwühlten. Ebenfalls scheute ich den Gang zum Psychologen. Ich war mir sicher, dass er mir in netten Worten sagen würde, was vernünftige Leute dachten: »Sie sind verrückt!« Nicht selten stellte ich mir ja selbst diese Diagnose.

Hinzu kamen ein ganz besonderes Einheitsgefühl mit der Natur und weitere magische Phänomene (die gleichwohl typisch für Dualseelen-Paare sind). Ich wertete dies als weiteres Indiz dafür, kurz davor zu sein, den Verstand zu verlieren.[4]

Daran änderte auch der Umstand wenig, dass sich Mal für Mal meine Anlage zur Hellhörigkeit und Hellfühligkeit bestätigte. Noch heute weiß ich mitunter die Vornamen von Personen, die mir begegnen, ein bis zwei Tage im Voraus. Gleiches gilt für glückliche oder unglückliche Ereignisse.

Viele spirituelle Lehrer erklären das Phänomen der Dualseelen damit, dass zwei Seelenhälften in derselben Frequenz schwingen.

Je mehr Zeit verstrich, desto bedrückender empfand ich die Tatsache, um die Existenz einer mir nahen Seele zu wissen, aber mit ihr keine reale Liebesbeziehung führen zu können. Deshalb verbot ich mir im Stillen die Sehnsucht nach meinem Gefährten, was dazu führte, dass ich meine Empfindungen kontrollierte: Verstand über Gefühl! Meine mediale Gabe betrachtete ich als Übel.

Was hatte ich davon, wenn mir meine innere Stimme beispielsweise angesichts einer scheinbar gewöhnlichen Erkältung mitteilte, ich müsse ins Krankenhaus, würde es aber überleben? Zwei Tage später lag ich trotzdem mit einer Gehirnhautentzündung auf der Intensivstation und hatte vier Wochen lang mit heftigem Fieber und Schmerzen zu kämpfen.

All you need is love?

Wie sollte ich auf den Umstand reagieren, dass es aussichtslos schien, die wahre Liebe im wirklichen Leben zu erleben? Wo sollte ich Lebenssinn finden, wo mir doch meine Religion wie eine verschlissene Robe erschien, die darüber hinaus nicht für Menschen wie mich genäht worden war? Als junge Frau konzentrierte ich mich auf den Erfolg im Außen: Ich studierte, ich hatte Beziehungen. War ich glücklich? Sicherlich nicht. Letztlich begegnete ich kurz nach der Jahrtausendwende meinem jetzigen Ehemann, der intelligent, sensibel und liebevoll ist. Grund genug, ihn zu heiraten.

All you need is love? Ja bitte, aber dann doch die vernünftige Liebe! Bitte jene Beziehung, die mich nicht in den Abgrund reißen und zerbrochen zurücklassen würde. Bitte jenen Partner, der meine mühsam unterdrückte Medialität nicht auf den Plan riefe – so wie es vor allem mein Seelenfreund vermochte. Und dennoch weinte ich bei meiner kirchlichen Hochzeit vor dem Altar um die vereitelte große Liebe. Außerdem zweifelte ein Teil in mir arg daran, meinen Bräutigam immerwährend selbstlos lieben zu können – so wie im viel zitierten Hohelied beschrieben:

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, (…) sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird (1 Kor 13,4–8).

Mein pragmatisch-realistischer Anteil ließ die Tränen versiegen. Ihm hatte ich es ebenfalls zu verdanken, dass ich trotz einer ungünstigen Lebensmitgift als junge Frau in den üblichen Rollen funktionierte: Uni-Absolventin, freie Journalistin, Freundin, Tochter – und nun auch kirchlich getraute Ehefrau.

Schon in den Jahren vor der Jahrtausendwende hatte ich mich hin und wieder gefragt, was mich mit meinem Seelenfreund verband. Warum fühlte ich in gewissen Momenten, die für einen von uns bedeutsam waren, diese Nähe? Was wollte mich diese seltsame Liebe lehren? Ging es bei dieser Verbindung darum, die Liebe in ihrer selbstlosen Form schätzen zu lernen?

Fakt war, dass das Band zwischen mir und meiner Dualseele im Verlauf der Zeit wohl dünner wurde, aber nie wirklich riss. Glich das Leben mit meinem Mann einem schützenden Wollschal, so entsprach die Beziehung zu meinem Seelengefährten den schimmernden Silberfäden darin, die an einigen Stellen zwischen den Wollmaschen hervorlugten.

Es waren diese bestimmten Tage im Jahr, an denen wir einander wahrnahmen. Darüber hinaus gab es manchmal Situationen, wo einer den anderen ums Zuhören bat. Unvermittelt registrierte der eine, wenn der andere litt. Ich erzählte noch immer niemandem von dieser rätselhaften Beziehung und war mir sicher, dass ich mein Geheimnis mit ins Grab nehmen würde.

Und die Religion? Nachdem mein Mann und ich einen Sohn bekommen hatten, ließen wir ihn katholisch taufen und erzogen ihn undogmatisch christlich. Als er sich auf seine erste heilige Kommunion vorbereitete, besuchte ich mit ihm einen Gottesdienst in unserer Dorfkirche. Die Orgel brauste, die Menschen sangen Lieder vom liebenden, mächtigen Gott, aber ich spürte nur Trauer – die tiefe Erschütterung, nicht dazuzugehören, weil ich die Dogmen nicht glaubte.

Ich spürte den Verlust, denn dieser Ort war mir schon lange keine Heimat mehr. Lebte ich, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr zur Beichte und zur Kommunion gegangen war, nicht in Todsünde? Nein, meine katholischen Wurzeln und mein damaliges Lebensgefühl waren wahrlich keine guten Freunde, was allerdings nicht ausschloss, gelegentlich für meine Jugendliebe zu beten. Mittlerweile streute ich in die Bitten die guten Wünsche der buddhistischen Metta-Meditation ein: »Möge es dir wohl ergehen! Mögest du frei von Schmerz und Leid und deren Ursachen sein!«

In der zweiten Hälfte des Jahres 2016 bemerkte ich allerdings, dass mein Seelengefährte schon längere Zeit nicht mehr frei von Leid war. Seit Oktober hörte ich innerlich an drei oder vier Abenden ein »Mir geht es nicht gut« und ein »Ich sterbe«. An einem Wintertag kurz vor Jahresende suchte er den Kontakt zu mir und fragte mich, ob ich Zeit für ihn hätte. Da ich damals beruflich und familiär eingespannt war, vertröstete ich ihn auf die übernächste Nacht. Da ergäbe sich eine Gelegenheit, ungestört zu sein.

»Glaubst du noch an die große Liebe?« Seine Frage stand im dunklen Raum.

»Nein«, erwiderte ich. »Du lebst in einer Beziehung. Ich bin verheiratet, habe einen lieben Mann und ein Kind.«

Momente der Stille, in denen mein Gegenüber intensiv ins Dunkel zu lauschen schien, abwog. Trauer in mir, Trauer in ihm.

»Dann sollten wir es für immer lassen.«

Dennoch verharrten wir in Stille beieinander. Wieder spürten wir die alte Sehnsucht, den unerhörten Gleichklang zwischen uns. Irgendwann schlief ich ein, wobei ich morgens von meiner Dualseele geweckt wurde. Zugegeben, das empfand ich als ungewöhnlich. Gleiches gilt für jenes intensive Gefühl, das ich spürte, während ich wieder einmal die Worte »Ich sterbe« vernahm. Mein Seelengefährte schien zu schweben.

Als ich etwas später an diesem Morgen im Bad auf meinen Mann traf, plagte mich mein schlechtes Gewissen, doch ich schwieg wie immer. Auch das Erlebnis des darauffolgenden Tages vertraute ich meinem naturwissenschaftlich orientierten Ehemann nicht an: Unvermittelt hatte ich in mir sehr eindringlich und klar die Worte »Ich liebe dich« vernommen. Oha! Das musste meine innere Stimme sein, die immer nur dann so deutlich wird, wenn etwas Schlimmes ansteht.

Tatsächlich erreichte mich wenige Stunden später die Nachricht, dass mein Seelenfreund tot aufgefunden worden war. Damit begann eine Zeit unendlicher Trauer und eine Phase der Selbstvorwürfe über Versäumtes. Überdies schnellten von jetzt auf gleich diverse außersinnliche Wahrnehmungen hervor und konfrontierten mich mit all dem, was ich über drei Jahrzehnte lang unter den Teppich gekehrt hatte. Die Büchse der Pandora war geöffnet.

Der Beginn meines Umgekrempelt-Werdens

»Glaubst du noch an die große Liebe?« Mit diesem Satz, gesprochen in jener Nacht, begann mein Umgekrempelt-Werden. Der erste Schritt in diesem Prozess entsprach einem Geständnis: Unter Tränen erzählte ich meinem Mann von der Verbindung zu meinem verstorbenen Seelengefährten, was letztlich dazu führte, dass wir zu einer größeren Offenheit im Umgang miteinander gefunden haben.

Insbesondere im ersten Jahr nach dem Tod seiner menschlichen Körperhülle begleitete mich mein Seelengefährte mit immenser Liebe. Er versuchte, Wege zu ebnen und mir die Furcht vor der ›Geistigen Welt‹ zu nehmen. Er sagte dazu: »Ich habe dich über die Schwelle getragen«. Allerdings überforderten mich nach wie vor all diese Erfahrungen. Es schien mir, als sollte ich erneut jenes verminte Gelände betreten, das vor einer gefühlten Ewigkeit mit einem unübersehbaren Verbotsschild gekennzeichnet worden war.

Ich reagierte folglich mit Abwehr, weshalb meine Dualseele seine Begleiter fragte, worum ich so empfände. Darauf antworteten sie, ich hätte vergessen »wer ich wirklich sei«. Ich musste schmunzeln, als ich einen ähnlichen Satz Monate später im Buch von Neale Donald Walsch entdeckte.[5] Überdies fand ich kürzlich in der Lektion 68 des Buches ›Ein Kurs in Wundern‹[6] die Anmerkung, »Groll hegen heißt vergessen, wer du bist«. Zum Zeitpunkt, als ich diesen Satz in mir wahrnahm, kannte ich weder die eben genannten Bücher noch andere Publikationen dieser Art.

Groll hegen heißt vergessen, wer du bist.

Weiterhin hieß es, ich möge mich der bedingungslosen Liebe öffnen. Diese Begrifflichkeit konnte ich zunächst nicht über den Grundsatz des biblischen Hoheliedes hinaus verorten. Ich setzte mich folglich vor meinen Computer und gab den Begriff ›bedingungslose Liebe‹ in eine Suchmaschine ein. Daraufhin gelangte ich auf die Seite einer sogenannten Lichtarbeiterin, die eine Anleitung zur Selbstheilung anbot.[7] Gewisse Ansichten, die diese Dame vertrat, gingen meinem verstandesorientierten Persönlichkeitsanteil allerdings eindeutig zu weit. Deshalb blieb es bei einigen wenigen Versuchen, in mir bedingungslose Liebe zu erzeugen.

Ungeachtet dessen waren mir über einen längeren Zeitraum hinweg ein paar Momente beschieden, in denen ich die unbeschreibliche Liebe spüren durfte, die in der Geistigen Welt vorherrscht. Final fragte mich mein Seelengefährte, ob ich bereit wäre, für ihn den Weg der bedingungslosen Liebe zu gehen. Zweifellos wollte ich das – auch wenn ich nicht wusste, wie ich mein Versprechen in die Tat umsetzen sollte. Immerhin hatte ich mittlerweile erfahren, dass es bei der bedingungslosen Liebe zunächst darum ging, sich selbst mit all den eigenen Schwächen zu bejahen. Über das Selbst-Mitgefühl würde ich am Ende fähig werden, ebenso meine Mitmenschen in Gänze anzunehmen – und zwar in jener absoluten Form der Liebe, auf die sich das Hohelied im Korintherbrief bezieht. Was für eine enorm große Aufgabe! Wer konnte mich dabei begleiten?

Willst du für mich den Weg der bedingungslosen Liebe gehen?

Hinsichtlich meiner Dualseele hatte ich das Gefühl, sie in dieser Angelegenheit nicht auf Dauer in Anspruch nehmen zu können. Ich mutmaßte zudem, dass die Erlebnisse mit ihr einzig dem Zweck gedient hatten, mir meine Sehnsucht nach der allumfassenden Liebe bewusst zu machen. Und war es nicht am Ende die Aufgabe der Religionen, mich auf meinem Weg zu dieser absoluten Liebe anzuleiten? Nach Jahren des Gefühls, vom katholischen Glauben ausgeschlossen zu sein, wollte ich endlich eine spirituelle Heimat finden – am liebsten in der Sicherheit einer anerkannten religiösen Gemeinschaft.

Ich hoffte, allem Anschein zum Trotz, einem christlichen Repräsentanten zu begegnen, der meine Fragen zur Stellung der Frau glaubwürdig beantwortete und meine medialen wie nachtodlichen Erlebnisse weder als frevelhaft noch als befremdlich einstufte.

Ich streckte mich auch in fernöstliche Richtungen aus. So las ich beispielsweise auf einer Internetseite, dass Hinduisten, die Bhakti-Yoga betreiben, mit der Zeit eine allumfassende Liebe in sich spüren. Darüber hinaus schien diese Religion keine Probleme mit mystischen Erfahrungen zu haben – im Gegenteil. War der Hinduismus also mein Weg? Oder gar die mystische Ausprägung des Islam, der Sufismus?

Durch Zufall war ich auf Irina Tweedies Buch ›Der Weg durchs Feuer‹ gestoßen und hatte ihre Tagebuchaufzeichnungen gelesen. In diesen beschrieb die gebürtige Russin, wie sie durch die Schulung eines Sufi-Meisters zur Gottesliebe gefunden hatte. Ein Plan reifte heran: Ich wollte Christen, Hinduisten, Buddhisten, Muslime und Juden kennenlernen, die Ähnliches wie ich erlebt hatten und die mir einige Schritte voraus waren.

Meine Erfahrungen wollte ich nicht für mich behalten, sondern mit jenen teilen, die sich ebenfalls darum bemühten, der Sehnsucht in ihrem Herzen Rechnung zu tragen. Ich recherchierte und erhielt Einblicke in die spirituelle Praxis verschiedener Traditionen. Auch war es mir vergönnt, auf Menschen zu treffen, denen es gelungen war, sich im Rahmen ihrer spirituellen Suche der allumfassenden Liebe zu nähern.

Durch diese Begegnungen war es mir möglich, das Spektrum religiöser Menschheitserfahrungen zu erforschen. Auf kreative wie beherzte Art hatten sich die Porträtierten ihrem inneren Widerspruch zwischen freien spirituellen Empfindungen und fest kartierten Glaubenslehren gestellt und individuelle Lösungen für sich gefunden. Weiterhin stellte ich fest, dass ihre Schilderungen bestätigten, was so viele Mystiker bereits vor Jahrtausenden gesagt hatten: Die Liebe ist der universelle Baustoff aller Religionen. Eben dieses erfahren jene, die sich auf den Weg machen, um ihrer Sehnsucht nach der absoluten Liebe nachzukommen.

In diesem Buch porträtiere ich elf Menschen und deren lehrreiche Lebenswege, die teilweise außergewöhnlich sind. Im Anschluss stelle ich in lebendigen Diskursen fünf Experten vor, denen innerhalb ihrer religiösen Gemeinschaft die Funktion eines Lehrers zukommt. Dabei erheben weder die Diskurse noch die Porträts den Anspruch, umfassend über jede Religion zu informieren. Die Porträts erscheinen in der Reihenfolge, in der die Gespräche geführt wurden, und spiegeln jene Erkenntnisse, die ich aus der jeweiligen Begegnung gewinnen konnte. Ich hoffe, dass diese Einsichten Ihnen eine Hilfe sind, wenn Sie sich selbst am Beginn ihres spirituellen Wandlungsprozesses wähnen und nach Orientierung und Inspiration suchen.

Unabhängig davon, ob und wie Sie Ihr Leben umkrempeln werden, um Ihrem inneren Ruf zu folgen – ich wünsche Ihnen, dass Sie eines Tages die allumfassende Liebe in Ihrem Herzen spüren werden!

Ihre Barbara Nobis

Lehrbuch für den christlichen Religionsunterricht, meist in Form von Frage und Antwort.↵Vgl. Statistisches Bundesamt, 2019 sowie Splendid Research GmbH, 2017.↵Vgl. Berg, 2015, S. 90: Yehuda Berg berichtet in seinem Buch ›Die Kraft der Kabbalah‹ davon, dass sich die göttliche Einheit mit dem Urknall in zwei Kräfte teilte. Dabei entfernte sich das männliche Prinzip, auch Adam genannt, vom weiblichen Prinzip namens Eva. Diese Teilstücke zerbarsten in weitere unzählige Teile und Seelen. Jede Seele wie auch jedes Atom ist somit ursprünglich Teil des göttlichen Gefäßes, das »auseinanderbrach«. Daraus ergibt sich wiederum das Verlangen aller Menschen, (erneut) das göttliche Licht zu empfangen, das unendliches Glück gewährt.↵Vgl. Suckert, 2016, Kapitel 5.5 Missverstandene Worte – »Verrückt sein« und »Einbildung«: In ihrem Buch spricht Sylvia Suckert davon, dass viele Menschen, die eine Dualseelen-Erfahrung machen, glauben, nicht mehr bei Sinnen zu sein und den Wahnsinn zu umarmen.↵Vgl. Walsch / Kahn-Ackermann, 1997, S. 55: Hier heißt es: »Ihr habt euch dazu gebracht zu vergessen, wer-ihr-wirklich-seid.«↵Vgl. Schucman / Thetford, 1975, S. 115.↵Vgl. Maryam / Friedrichs, 2010.↵

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A Message for Barbara

The sun goes up the horizon

the sun goes up, goes down

What only matters is love

Love doesn‘ t go up

doesn‘ t go down

We dance beneath the stars

in eternity

and will do so forever

and ever and ever

Diese Botschaft ließ mir mein Seelengefährte aus dem Mund des Jenseitsmediums Bettina Suvi Rode zukommen, als ich spontan an einem philosophischen Abend im Dezember 2019 teilnahm.

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MEDIALITÄT - Bettina Suvi Rode

Erst nachdem Bettina gelernt hatte, ihre hellen Sinne wertzuschätzen, konnte sie Trauernden als Brücke zur Liebe der ›Geistigen Welt‹ dienen.

Bettina Suvi Rode mit dem Brevier ›Ihmisen Elinpäivät‹ , dessen Titel ›Lebenstage des Menschen‹ bedeutet. Die darin vorkommenden Bibelverse, Darstellungen und Gleichnisse stärken Bettina immer wieder auf ihrem spirituellen Weg.
BETTINA SUVI RODE, GEBOREN 1963 IN ISERLOHNReligion:evangelisch-lutherisches ChristentumBerufe:Fremdsprachenkorrespondentin, Vorstandsassistentin, Jenseitsmedium, spirituelle Lehrerin, Buchautorin und CoachInteressen:Katzen, Reisen, Lesen, Fotografie sowie das Sammeln von Engel- und SchmetterlingsfigurenDas ist der Rede wert:Die Autorin schrieb das Buch ›Von Libellen, Schmetterlingen und dem Tanz auf dem Regenbogen: Jenseitsbotschaften von Kindern, Eltern und Geschwistern‹, erschienen im Verlag Allegria, Berlin, 2014. Bettina Suvi Rode besitzt seit frühester Kindheit helle Sinne, die sich auch in Hellsichtigkeit und Hellwissen äußern. Dennoch war es ihr wichtig, eine langjährige spirituelle Ausbildung zu absolvieren – beispielsweise bei dem bekannten schottischen Medium Gordon Smith. Ihre Arbeit umfasst: Jenseitsbotschaften und Botschaften in Tieftrance, spirituelle Seminare, öffentliche mediale Demonstrationen, regelmäßige Vorträge in Trauer- und Selbsthilfegruppen für Eltern, die ein Kind verloren haben, sowie Coachings für Menschen in Krisensituationen und Phasen der Neuorientierung.Interviewzeitpunkt:Oktober 2017

Kann denn Hellsichtigkeit Sünde sein?

Ein Jenseitsmedium aufzusuchen fällt vielen in mancherlei Hinsicht nicht leicht. So findet der Interessent im Internet doch einige Artikel, die behaupten, ein Jenseitsmedium wie zum Beispiel Paul Meek arbeite mit Tricks. Er wende Methoden wie das sogenannte ›Cold Reading‹ an, das ursprünglich von professionellen Zauberkünstlern genutzt wurde, um den Hinterbliebenen vorzugaukeln, sie könnten Dahingegangene sehen oder hören.[1]

Manch einer fürchtet, dass der Kontakt zu Verstorbenen negative Energien und Böses heraufbeschwört. Nicht zuletzt beruht diese Haltung auf den Vorbehalten vieler Kirchenlehrer, die übersinnliche Phänomene wie das Hellsehen in die Nähe des Diabolischen rücken. So heißt es im Katechismus, dem Lehrbuch der Katholiken zu Glaubensfragen unter Nummer 2116:

»Sämtliche Formen der Wahrsagerei sind zu verwerfen: Indienstnahme von Satan und Dämonen, Totenbeschwörung oder anderen Handlungen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft entschleiern (Vgl. Dtn 18,10; Jer 29,8.). Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen. Dies widerspricht der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung, die wir allein Gott schulden«[2]

Was ist aber, wenn ein Hinterbliebener nach dem Tod eines geliebten Menschen meint, dessen Präsenz zu spüren? Sind da wirklich dämonische Kräfte im Spiel? Pfuschen diejenigen, die ein Jenseitsmedium aufsuchen, Gott ins Handwerk? Versündigen sie sich gegen den Allmächtigen? Was sagt Bettina Suvi Rode dazu, die seit über zehn Jahren als Jenseitsmedium arbeitet? Ist sie Mitglied in einer christlichen Kirche?

Die Antwort beim Interview im Oktober 2017 folgte prompt:

»Aber natürlich! Wie 97 Prozent der Finnen gehöre ich dem lutherisch-evangelischen Glauben an. Ich gehe gerne in die Kirche, empfinde jedoch das religiöse Leben in Finnland im Vergleich zu Deutschland als moderner. Hier vermisse ich die Nähe zum Menschen. Es geht in Deutschland oft sehr verstaubt zu, sehr wort- und kopflastig. Der Glaube ist hier auch mit sehr vielen Schranken versehen. Das ist in Finnland fließender. Darüber würde ich aber niemals mit einem Pfarrer streiten. Ich missioniere nämlich nicht. Über den Glauben, meine Spiritualität und das, was ich tue, diskutiere ich nicht. Ich bin so wie ich bin.«

Ich gehe gerne in die Kirche, empfinde jedoch das religiöse Leben in Finnland im Vergleich zu Deutschland als moderner.

Und wie ist sie so? Bei der Begegnung erzählte die Deutsch-Finnin offen über ihre Entwicklung, die im Jahr 1963 in der Waldstadt Iserlohn begann. Geburt und Tod. Diese Konstanten unserer Existenz begleiteten bereits Bettinas Eintritt ins Leben:

»Die Hebamme hatte in dieser heißen Sommernacht nur zwei Hände und sollte sich gleich um zwei Frauen kümmern, die in den Wehen lagen. Sie hat sich für die Erstgebärende und damit für meine Mutter Ritva-Liisa Anneli entschieden, zumal unsere Leben auf Messers Schneide standen. Nebenan gab es noch eine Frau, bei der die Geburt des fünften Kindes anstand. Das Mädchen war leider eine Totgeburt, weil sich die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt hatte.

Als ich dann zwei oder drei Jahre alt war, habe ich mit einer Susi gesprochen und gespielt, weil ich dieses Mädchen immer um mich herum sehen konnte. Für mich war sie sehr real; nur die anderen konnten sie nicht sehen, was für mich komisch war. Weil mich die anderen Kinder seltsam fanden, war ich ein relativ einsames Kind, aber Susi war immer präsent und hat mich in meiner Kindheit begleitet, bis ich ungefähr neun Jahre alt war.«

Es ist keine Seltenheit, dass Kinder imaginäre Freunde haben. Die Mutter hielt die unsichtbare Spielgefährtin jedoch nicht für das Fantasieprodukt ihrer Tochter. Schließlich gab es in ihrer Familienlinie immer wieder Mitglieder, die sich ihrer hellen Sinne bewusst waren, sie selbst eingeschlossen. Überdies war ihr bekannt, dass das bei der Geburt gestorbene Mädchen auf den Namen Susanne hätte getauft werden sollen.

Einige Jahre später starb Jaana, die dreijährige Tochter der besten Freundin von Bettinas Mutter Ritva-Liisa Anneli, in Finnland an Leukämie. Aus diesem Grund reiste sie mit ihrer Erstgeborenen in ihre Heimat, um an der Beerdigung teilzunehmen. Die vierjährige Bettina sah Jaana im weißen Kleid im Frühjahrsschnee herumhüpfen.

»Dem verstorbenen Mädchen schien es gut zu gehen. Schließlich sang es ein Vogellied und erzählte mir unbekümmert, dass ihr Körper kaputt sei und sie ihn nun auf dem Friedhof lassen müsse. Ich konnte nicht verstehen, dass die Verwandten des verstorbenen Mädchens diese Szenerie nicht ebenfalls wahrnahmen.Nach dem Leichenschmaus habe ich mit Jaana im Garten gespielt. Ich empfand den Tod als etwas Seltsames. Alle waren traurig, obwohl die Seele meiner Spielpartnerin doch noch unter uns Lebenden weilte.

Zwei Jahre später habe ich dann meinen verstorbenen deutschen Opa neben dem Sarg herlaufen sehen. Ich erinnere mich, dass es anfing zu schneien, als ich zusammen mit ihm ein Kinderlied anstimmte, das er mir einmal beigebracht hatte. Daraufhin drehte sich meine Mutter um und sagte: ›Psst, sei leise, die anderen können den Opa nicht sehen.‹ Auch für meine finnische Oma waren meine Empfindungen und Beobachtungen etwas ganz Natürliches. Man hat jedoch darüber nicht in der Öffentlichkeit gesprochen.«

Wer diese Schilderungen hört, fragt sich instinktiv, ob ein Kind willens und fähig ist, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen, wie eben in Nummer 2116 des Katechismus beschrieben. Ist es nicht vielmehr so, dass die kleine Bettina staunend das Leben in all seiner Vielfalt entdeckte – und so Gott jene Hochachtung zollte, die die kirchlichen Lehrmeister Menschen wie ihr aberkennen? Das ist offensichtlich ein Grund, warum die Hellsichtigkeit des spirituellen Kindes tabuisiert werden musste. Selbst wenn die Kirchen ihre Machtposition verloren haben, sind wir noch lange nicht von der angstmachenden Vorstellung befreit, dass jene, die sich dem Übersinnlichen zuwenden, etwas Unrechtes tun.

Außersinnliche Wahrnehmungen gruseln allerdings auch Atheisten, weil es ihr materielles Weltbild in Frage stellt. Es erinnert sie daran, dass sie dem Tod ohnmächtig gegenüberstehen. Das könnte erklären, warum Jenseitskontakte und Hellsichtigkeit mit fragwürdigen Machenschaften und Gruselgeschichten in Verbindung gebracht werden.

So beginnt ein Artikel, der am 14. Juni 2015 im Magazin FOCUS erschien, mit folgender Schlagzeile: ›Unheimliche Geschichte: Eltern sind sicher: Vierjähriger Sohn spricht mit Toten und sagt Zukunft voraus‹. Der Text berichtet von einem amerikanischen Jungen, dessen verstorbene Großmutter ihm mitgeteilt hatte, dass seine Mutter eine Fehlgeburt erleiden würde. Einige Zeit später konnte das spirituelle Kind eine positivere Nachricht überbringen: Seine Oma hatte ihm gesagt, dass die Familie demnächst Zuwachs in Form von Zwillingen bekäme. All dies traf ein.[3]

Erinnerungen an die naturverbundenen finnischen Verwandten

Die Gabe der hellen Sinne verband Bettina auf eine ganz besondere Art mit ihrer Mutter, ihrer finnischen Oma sowie mit ihrer Ur-Großmutter. Selbst wenn Letztere schon nicht mehr auf der Erde weilte, als ihre Ur-Enkelin geboren wurde, begleitete sie diese dennoch aus dem Jenseits.

»Ich hatte Menschen, die mich unglaublich geliebt und verstanden haben. Vor allem von der mütterlichen Seite waren es absolut starke Frauen, die durch ihr Leben hindurchgehen mussten. Denke ich an meine Mutter, empfinde ich heute noch Wärme und absolutes Vertrauen. Ich glaube, dass mich die Liebe meiner Mutter über alle Dimensionen hier auf der Erde hinwegträgt und mir hilft, die Härten meines Lebens durchzustehen.

Meine Definition von Liebe rührt aus dem, was ich als Kind erfahren durfte. Eigentlich kann ich dieses Gefühl nicht in Worte fassen. Neben Vertrauen ist Liebe auch Zärtlichkeit, Nähe und Mitgefühl für einen anderen Menschen. Wenn ich jemanden wirklich liebe, zeige ich ihm meine Wertschätzung und lasse ihn seinen eigenen Weg gehen. Letzteres fällt mir schwer.

Eigentlich ist es seltsam, dass ich als Jenseitsmedium darüber berichte, dass ich Menschen nur ungern freigebe. Es war ein langer Prozess, meine Töchter loszulassen. Was mir hier geholfen hat, war meine tiefe, naturverbundene Religiosität. Ich fühle mich eins mit den Elementen Erde, Wasser, Luft und Kosmos. Es gibt für mich keine Trennung. Wir sind eins mit jedem Tier, jeder Pflanze, jedem Stein. Alles ist göttliche Gnade.«

Ich glaube, dass mich die Liebe meiner Mutter über alle Dimensionen hier auf der Erde hinwegträgt und mir hilft, die Härten meines Lebens durchzustehen.

Die Deutsch-Finnin liebt die Natur, was nicht verwundert – stammt doch ein Teil ihrer Verwandtschaft aus dem Land, das sich seiner über 1.000 Seen rühmt, die genau genommen sogar 100.000 zählen. Hinzu kommen Finnlands Nordlichter, die Mitternachtssonne und die unberührte Landschaft mit den weitläufigen Wäldern. Wen wundert es da, dass es den naturverbundenen Onkel Seppo immer wieder ins Grüne zog, wobei ihn seine Nichte des Öfteren begleitete. Die gemeinsamen Aufenthalte nutzte der Finne dazu, dem Kind manch wichtige Lektion fürs Leben zu erteilen. So ruderte er mit der Kleinen eines Tages in die Mitte eines größeren Sees und ließ das Mädchen, das soeben erst das Seepferdchen-Abzeichen bestanden hatte, ans Ufer schwimmen.

»Mein Onkel hat mir gezeigt, dass mein Geist stärker ist als mein Körper und dass ich immer wieder den Weg nach Hause finde – egal was in meinem Leben passiert.«

Die finnische Oma war ebenso naturbezogen. Deshalb saß sie mit ihrer Enkelin oft am Fenster und beobachtete die Vögel.

»In der finnischen Mythologie haben unsere gefiederten Freunde eine große Bedeutung. So hat mir meine Großmutter vom Schwan erzählt, der im Totenreich Tuonela mit klagenden Lauten die Seelen in die Unterwelt begleitet.[4] Darüber hinaus gelten nicht nur in Finnland Meisen, Rotkehlchen und Amseln als so genannte Verbindungsvögel. Wenn sich ein Trauernder ein Zeichen vom dahingegangenen Menschen wünscht, kann es sein, dass dieser beispielsweise ein Rotkehlchen so beeinflusst, dass es nah an den Hinterbliebenen herankommt und eine Zeitlang bei ihm verweilt. Mit solch einer Geste versuchen Verstorbene, ihren Angehörigen mitzuteilen, dass es sie weiterhin gibt und dass es ihnen gut geht.«

Wenn Bettina an ihre Großmutter denkt, kommt ihr stets eine andere wichtige Erinnerung in den Sinn.

»Sie hat mir sehr oft bei Kerzenschein aus dem Brevier ›Ihmisen Elinpäivät‹[5] vorgelesen und so einiges an Herzensbildung vermittelt. Dieses Buch enthält viele Bilder und Bibelsprüche. Es handelt von der Familie, es geht um Frauen und Kinder sowie um die Frage, wie ein Leben bestmöglich gelebt werden sollte. Dieser Band erinnert mich vor allem an meine finnische Oma. Als sie starb, habe ich das Buch mitgenommen, weil die darin vorkommenden Bibelverse, Darstellungen und Gleichnisse mir Kraft gegeben haben.

Meine Oma war in einem Singkreis, in dem Kirchenlieder gesungen und Gebete gesprochen wurden. Wenn sie sonntags nicht in den Gottesdienst gegangen ist, hat sie im Radio die Sonntagspredigt gehört und die Lieder mitgesungen. Ich habe es immer genossen, mit ihr im Wohnzimmer zu sitzen, zuzuhören, mitzusingen und gemeinsam mit ihr zu beten. Wenn es möglich war, habe ich den Kindergottesdienst in der Kirche besucht. Noch heute ist das Gebet ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Gleiches gilt für die Bibel, die schon in der Kindheit eine Leitlinie für mein Handeln war.«

Finnisch-Deutsch, Deutsch-Finnisch: Bettina war von klein auf in beiden Sprachen und Kulturen zu Hause und fungierte als Dolmetscherin zwischen den deutschen und den finnischen Verwandten. Sie liebte den wortgewandten, humorvollen und naturverbundenen Seppo genauso wie den deutschen Opa; sie fühlte sich getragen von der Liebe ihrer Mutter, sie kannte sich in der finnischen Mythenwelt aus. Ein freundliches, sensibles Mädchen, behütet, umsorgt. Etwas trübte allerdings das Idyll:

»Als mediales Kind, das zudem mit einem finnischen Akzent spricht, habe ich damals gelernt, mich zu schützen. Ich habe Fremde nicht nah an meine eigene Welt herangelassen. Sonst hätte es wieder geheißen, ich sei komisch. Deshalb empfand ich es als junger Mensch schwierig, Kontakte zu Gleichaltrigen zu pflegen. Ich fand sie langweilig und konnte mich mit ihnen mehr schlecht als recht identifizieren.«

Leben und Tod – ein Muster wird wieder präsent

Mit 25 Jahren war Bettina verheiratet und verdiente ihren Lebensunterhalt als Fremdsprachenkorrespondentin – da bahnte sich eine Jahrzehnte währende Krise an.

»Es begann damit, dass meine Oma nach einer Herzoperation beatmet werden musste. Sie konnte nicht sprechen und dennoch klingelte abends das Telefon und ich hörte immer wieder ihre gehauchten Worte ›Kind sei nicht so traurig‹.

Obwohl meine Großmutter Ende März gestorben war, nahm ich sie weiterhin wahr. Ich konnte sie hören, riechen und auf jede nur erdenkliche Art spüren – auch in Australien, wo mich eine Reise hingeführt hatte. Dort erfuhr ich zu Beginn des Monats April, dass ich schwanger sei. Bis Ende Mai bestand der Nachtodkontakt zu meiner geliebten Mummu.

Dann hatte ich an einem Nachmittag eine Vision, in der es hieß, dass ich sie jetzt nicht mehr brauchen würde. Ich sah sie in einem weißen Kleid im Stil der vierziger Jahre einen langen gewundenen Weg mit weißen Steinen hinuntergehen. Alles um sie herum war dunkel. Aber diese Dunkelheit war angenehm und glich einer warmen Sommernacht. Meine Oma war also fort, aber ich hatte ja Gott sei Dank noch meine Mutter.«

Dieser Trost währte nur kurz, denn 1992 starb Ritva-Liisa Anneli mit 49 Jahren.

»Auf ihren Tod, den ich als weitere schwere Zäsur in meinem Leben empfunden habe, wurde ich zwölf Monate lang durch Bilder und Visionen vorbereitet. Die Vorahnungen hatte ich dementsprechend schon, als ich mit meinem Mann die verspätete Hochzeitsreise plante. Für uns und unsere dreijährige Tochter sollte es nach Florida gehen. Bei mir war das zweite Baby unterwegs. Mir ging es trotz der Schwangerschaft soweit gut.

Am Tag vor der Abreise wollte ich eigentlich nicht mehr fliegen, weil ich das Gefühl hatte, dass meine Mutter bei unserer Rückkehr tot sein würde. Ich sah ja seit geraumer Zeit immer wieder entsprechende Szenen. Letztlich musste ich von der Ferne aus zusehen, wie meine Mutter wegen eines Aneurysmas[6] ins Krankenhaus kam. Als die Ärzte den Kampf um ihr Leben verloren, löste das in mir einen Strudel von Schuldgefühlen aus. Ich bin danach durch alle Tiefen gegangen. Im Nachhinein betrachtet, habe ich in dem Erlebten eine gewisse Ordnung erkannt. Das hat es aber in dem Moment, wo ich den Verlust erlitten habe, nicht besser gemacht.«

Obwohl die damals 29-Jährige keine Schuld am Tod ihrer Mutter trug, machte sie sich heftige Vorwürfe. Nicht ganz unbeteiligt daran war die etwas taktlose Bemerkung eines Familienmitglieds, das gegenüber der Schwangeren sagte:

»Ein Leben kommt, ein Leben geht. Du wirst jetzt erneut Mama und deshalb ist deine Mutter nicht mehr da. Diese Worte haben mich wie eine Keule getroffen, denn ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt absolut schutzlos. Ich hatte zwei Menschen verloren, deren Art zu empfinden und zu denken ich vom Herzen her teilte. Natürlich gab es da dieses Muster von Leben und Tod in meiner Biografie, das sich beim Weggang meiner Mutter erneut gezeigt hatte. Auch bei meiner finnischen Oma war es ja so gewesen, dass sie mich solange begleitete, bis ich schwanger geworden war.«

In den kommenden Monaten lebte Bettina in der Hoffnung, dass ihr Leben nur eine schlimme Illusion sei, die mit der Geburt des zweiten Kindes enden würde. Als sie schließlich von ihrer Tochter entbunden worden war, erhielt sie die niederschmetternde Diagnose, dass ihr Baby wegen eines Geburtsfehlers lebenslänglich gehandicapt bleiben würde.

»Und da habe ich mir gesagt, dass es jetzt reicht, dass jetzt meine Mutter zur Tür hereinkommt und mir mitteilt, dass alles gut ist und wir nun mit unserem Leben weitermachen können.«

Aber Ritva-Liisa Anneli kam nicht. Stattdessen durchlebte ihre Tochter ihre dritte Nahtoderfahrung. Während die Hebamme und die Ärzte um das Leben der Wöchnerin rangen, sah sich Bettina von weißem Licht umgeben:

»Meine verstorbene Mutter, meine finnische Oma und viele weitere Menschen kamen auf mich zu. Ich wurde gefragt, ob ich tatsächlich mein irdisches Dasein hinter mir lassen wolle und ob ich an meine Mädchen gedacht habe. Dann hörte ich eine Stimme sagen, dass ich mich sehr glücklich schätzen könne. Ich hätte die Wahl, in mein Leben zurückzukehren. Vielen sei das an diesem Punkt nicht mehr möglich. Mein erster Impuls war es, im Jenseits zu bleiben. Denn dort waren die Menschen, die ich über alles liebte und mit denen ich so tief verbunden war. Ich durfte sehen, wie das Leben meiner Kinder ohne mich verlaufen würde – und zwar im Zeitraffer. Es ging darum, mir die Konsequenzen meines Handelns aufzuzeigen, wenn ich mich für das Jenseits entscheiden würde.

Als ich wissen wollte, was die Existenz auf der Erde für mich noch bereithalte, wurde mir dieser Wunsch mit dem Hinweis verwehrt, ich sei immer noch ein Mensch. Das war durchaus humorvoll gemeint. Dennoch wurde mir ein kleiner Ausschnitt aus der Zukunft gezeigt. Ich spürte in dieser Situation, dass ich die liebevolle Unterstützung meiner Mutter, meiner Oma und meines Opas brauchte. Dann betraten immer mehr Menschen den Raum, die ich teilweise gar nicht kannte. Ich nahm eine Welle der Liebe wahr, die mich unterstützte. Auch hatte ich das Gefühl, dass mich diese Liebe begleiten würde, wenn ich wieder zurückginge und mein Leben in die Hand nähme.«

Ich spürte in dieser Situation, dass ich die liebevolle Unterstützung meiner Mutter, meiner Oma und meines Opas brauchte. Dann betraten immer mehr Menschen den Raum, die ich teilweise gar nicht kannte. Ich nahm eine Welle der Liebe wahr, die mich unterstützte. Auch hatte ich das Gefühl, dass mich diese Liebe begleiten würde, wenn ich wieder zurückginge und mein Leben in die Hand nähme.

Nach dieser Nahtoderfahrung nahm sich Bettina in die Pflicht und lebte das Leben einer verantwortungsbewussten jungen Frau: Sie kümmerte sich um den Haushalt und um ihre Familie. Sie baute zusammen mit ihrem Mann ein Haus, sie ging in Teilzeit arbeiten, sie funktionierte, sie lachte – so wie Erwachsene lachen, die irgendwann einmal versprochen haben, tapfer zu sein. Das verletzte innere Kind[7] aber weinte und wütete, weil ihm das Leben nach dem Tod von Oma und Mutter wie eine grandiose Schlucht erschien, aus der es nicht mehr herausfinden würde.

»Ich hatte mich über dreizehn Jahre komplett in meiner Trauer verloren, wodurch ich auf eine gewisse Art sehr egoistisch und hart wurde. Ich empfand wegen dem, was mir in meinem Leben passiert war, eine latente Wut. Außerdem befand ich mich in einem langwierigen Selbstzerfleischungsprozess.«

Wie schon erwähnt, wurde Bettina Suvi Rode als Kind im üblichen Rahmen an das evangelisch-lutherische Bekenntnis herangeführt.

»In unserer Familie wurde stets vom lieben Gott gesprochen – selbst wenn außer Frage stand, dass jeder Mensch hier auf Erden ein Schicksal und eine Lebensaufgabe hat. Auch ich war mir dessen bewusst, weil sich mir als Kind der Vorhang zwischen dem Diesseits und Jenseits häufig auftat. Deshalb hatte ich sogar in den schwierigen Jahren meines Lebens das Gefühl, dass Gott gut und liebevoll ist. Ich war mir bewusst, dass ich selbst für meine Lebensdramen verantwortlich bin!

Gott möchte, dass es allen gut geht. Meine Seele wollte aber genau diese schlimmen Erfahrungen machen. Und jede Seele freut sich, wenn sie nach einem schweren Schicksal mit vielen positiven Fühl-, Denk- und Handlungsmustern ins Jenseits heimkehrt. Für eine Seele gibt es nichts Erstrebenswerteres, als zu lernen. So kommt sie wieder ein Stück näher an die Göttlichkeit heran.«

Jede Seele freut sich, wenn sie nach einem schweren Schicksal mit vielen positiven Fühl-, Denk- und Handlungsmustern ins Jenseits heimkehrt.

Für Bettina, das Medium, entspricht der Schöpfer einer zeitlosen Energie. Er sei reines Bewusstsein, das wir nicht mit unserem Verstand begreifen können.

»Gott ist Emotion, pure Liebe, Harmonie – eine Summe aller Seelenschwingungen. Schon als Kind war mir bewusst, dass es eine göttliche Energie gibt. Es ist das Sein hinter dem Leben, hinter dem Werden und Vergehen der Pflanzen, der Tiere, der Menschen und der Universen. Viele von uns versuchen, Gott zu verstehen. Wie wollen ihn in Kisten und Schachteln einsortieren. Wir setzen uns Grenzen, aber der Ewige ist grenzenlos.

Er ist der göttliche Funke, der sich im gesamten Universum spiegelt – und eben auch in uns. Es ist der unauslöschbare Lebenskern in uns. Dieser Funke treibt uns an, zu lieben und Gutes bewirken zu wollen. Auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass in jedem von uns finstere Anteile schlummern, glaube ich an die Göttlichkeit in jedem Menschen. Deshalb begegne ich ihm mit Vertrauen und unterstütze so seine lichtvolle Seite. So kann der göttliche Funke in ihm zur Flamme werden.«

Hätte jemand im Jahr 1992 dem heutigen Jenseitsmedium die berufliche Zukunft vorausgesagt – sie hätte den Betreffenden einen Spinner gescholten. Hatte sie nicht schon als Kind verinnerlicht, dass Eingebungen, Nahtoderfahrungen, das Sehen von Seelen und Telepathie in dieser Welt nicht von Belang waren? Und hatten ihre seherischen Gaben den Tod ihrer Mutter verhindert?

»Deshalb wollte ich zunächst mit dem Ganzen nichts mehr zu tun haben. Außerdem wurde ich noch nach der Jahrtausendwende wegen meiner Medialität ausgegrenzt. Ich war immer die, die komisch war. Dann bekam ich aber Anfang der 2000er Jahre durch einen Zufall ein Ticket für einen medialen Abend. Als ich im Veranstaltungsraum eine verstorbene Philippina sah, war ich skeptisch, ob das Jenseitsmedium diese Seele ebenfalls wahrnehmen würde. Dies war aber der Fall. Dann kam ich an die Reihe, und das Medium konnte mir meinen dahingegangenen deutschen Opa korrekt beschreiben. Da begann ich zu begreifen, dass meine Medialität kein Fluch, sondern eine Gabe ist, die Trauernden dabei helfen kann, den Verlust eines geliebten Menschen zu akzeptieren.«

Die Gabe der Medialität nutzen, um Liebe und Trost zu schenken

Zu erkennen, dass die Gabe der hellen Sinne keine unnütze, private Angelegenheit darstellt, war für Bettina ein erster Schritt, um aus dem Drama des Sich-nicht-verstanden-Fühlens auszusteigen. Damit verbunden war ein mehrjähriger Prozess: In diesem lernte sie, ihr inneres Kind erwachsen werden zu lassen. Sie erlöste es von der Sicht, mutterseelenalleine und verkannt über diesen Planeten zu wandeln. Durch die völlige Akzeptanz der Situation sowie durch die Wertschätzung ihres feinfühligen, verletzlichen Persönlichkeitsanteils konnte sie zu einer Persönlichkeit reifen, die sich nicht mehr als Opfer der Welt sah. Das heutige Jenseitsmedium begriff immer mehr, dass es darum geht, die bedingungslose Liebe der Geistigen Welt an jene Menschen weiterzureichen, denen es im Gegensatz zu ihr nicht vergönnt war, diese wahrzunehmen.

So dachte die Deutsch-Finnin im Jahr 2004 zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, ihre angeborenen Fähigkeiten durch eine mediale Ausbildung zu vertiefen.

»Im Verlauf der Zeit habe ich immer mehr bemerkt, dass die Brücke zwischen dem Diesseits und dem Jenseits die Liebe ist. Es wurde zudem für mich immer selbstverständlicher, die Menschen von dieser Seite der Existenz wieder mit jener anderen Seite zu verbinden, die man ›Geistige Welt‹ nennt. Die Trauer trennt die Menschen nach einem Verlust. Die Liebe über einen Seelenkontakt baut eine notwendige Brücke, um die trostspendende Liebe wieder fühlen zu dürfen.«

Als Bettinas Schwägerin starb, setzte dies ihrem Mann sehr zu – und es war nicht nur diese Ausnahmesituation, welche die Ehe der Rodes belastete. Sollte sie eine neue Beziehung eingehen? Mit dieser Frage begab sie sich zu einem Medium. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, dass die geliebte Mutter Ritva-Liisa Anneli und die Großmutter Laila nach wie vor Anteil am Leben ihrer Tochter und Enkelin nahmen. Sie rieten dazu, in der Ehe Beziehungsarbeit zu leisten. Dass es sich tatsächlich um die geliebten Menschen handelte, die sich da durch das Jenseitsmedium zu erkennen gaben, erkannte Bettina unter anderem an den Worten, die der mediale Coach wählte.

Das Medium sagte ihr darüber hinaus, dass sie selbst ebenfalls ein Medium sei und ihre Aufgabe darin bestehe, anderen Menschen zu helfen. Diese Begegnung faszinierte Bettina. Sie begann, ihre natürlichen Gaben auszubilden, so wie ein Pianospieler, der mit einem musikalischen Talent geboren wurde, dennoch die Grundzüge zur Beherrschung seiner Gabe erlernen und üben darf. Im Jahr 2005 suchte Bettina abermals ein britisches Medium auf.

»Dieser Mensch erzählte mir Situationen aus meinem Leben, die er aus meiner Aura gelesen hatte. So wurde mir beispielsweise ein neues Kostüm beschrieben, das ich mir kurz zuvor gekauft hatte. Egal. In diesem Moment spürte ich, wie meine Mutter kam. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn du 13 Jahre lang durch sämtliche Höhen und Tiefen gegangen bist und dann auf einmal umarmt wirst? Unvermutet roch ich erneut den Duft des Parfüms Chanel Nr. 5, den meine Mutter zu Lebzeiten aufgelegt hatte. Plötzlich war mein geliebter Mensch wieder bei mir – das war für mich pure Heilung! Da habe ich mir gewünscht, dass auch ich anderen Menschen dieses tröstende und heilende Gefühl der Verbundenheit geben könnte, nochmals die Umarmung eines verstorbenen geliebten Menschen zu fühlen.«

Im gleichen Jahr ereignete sich der nächste Todesfall: Bettinas deutsche Oma wechselte die Ebene und hinterließ Schmuck, den einst Ritva-Liisa Anneli für die ältere Dame ausgesucht hatte.

»Bei uns war zwei Mal eingebrochen worden, wobei die Diebe den Schmuck meiner Mutter, meiner finnischen Oma und meiner Ur-Oma mitgehen ließen. Glücklicherweise existierte aber noch dieses Set aus Collier, Ohrringen, Armband und Ring von meiner deutschen Oma. Meine Mutter hatte mir gesagt, dass sie gerne einige dieser Schmuckstücke tragen würde, wenn meine Großmutter dereinst ins Jenseits gehen würde. Dann aber starb meine Mutter viel zu früh, sodass ich nach dem Tod dieser Oma jenen Ring und jenes Weißgoldarmband bekam, die meine Ma so gemocht hatte.

Seitdem ist dieses Erbstück mein ständiger Begleiter. Es erinnert an die Zeit, in der ich begonnen habe, meine medialen Fähigkeiten zu verfeinern. Hierbei halfen mir sehr gute Lehrer wie zum Beispiel Geoffrey Hayward, Robert Brown, James van Praagh und Gordon Smith, um nur mal einige zu nennen. Seit mehr als zehn Jahren widme ich mich jetzt der medialen Arbeit, wobei mir vor allem der Kontakt zu den Seelen verstorbener Kinder und Jugendlicher am Herzen liegt.«

Plötzlich war mein geliebter Mensch wieder bei mir – das war für mich pure Heilung!

An- und Einsichten über die Bibel und die Reinkarnation

Die spirituelle Lehrerin Bettina Suvi Rode meditierte schon in den 1990er Jahren, also in jener Zeit, in der sie in sich Dunkelheit und Verzweiflung wahrnahm. Das Sein in der Stille war für sie ein rettender Anker: »Wenn wir meditieren, um wieder die Nähe Gottes zu spüren und wenn wir durch unsere Gedanken und die Zwiesprache mit dem Höchsten versuchen, ihm nahe zu sein, finden wir zu guter Letzt zum lichten Teil in uns zurück. Obwohl ich mich auf sämtlichen Ebenen verloren hatte, war ich mir im Gebet und in Momenten der inneren Sammlung immer dieses Anteils gewahr – so wie ein Polarlicht, das erscheint.

Als ich begann, mich bewusst mit der Meditation auseinanderzusetzen, dachte ich, da müsse doch noch etwas Dramatisches kommen. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass ich bereits als kleines Kind meditative Zustände erlebt hatte. Das waren genau jene Situationen, in denen ich mich ausgeklinkt hatte. Ich war dann vollends bei mir und in meiner Zwischenwelt, was manche dazu veranlasste, mich als verträumt oder aber als seltsam zu bezeichnen.«

Heute zieht sich Bettina bewusst mindestens zweimal am Tag zurück, um den lichten Anteil in sich zu stärken. Sofern es der Tagesablauf zulässt, wendet sich die 57-Jährige weitere drei Male am Tag nach innen. Diese Praxis hilft dem Jenseitsmedium, an nicht ganz so glücklichen Tagen ins Lot zu kommen.

»Danach ist die See wieder ruhig und ich bin vollends bei mir«, erklärt sie, wobei ihre graublauen Augen besonders strahlen. Welche sonstigen Gewohnheiten hat sich das Medium darüber hinaus zu eigen gemacht?

»Ich bete und ich singe gerne bestimmte Mantras. Ich lese ebenso oft in der Bibel, die vom häufigen Gebrauch fast schon auseinanderfällt. Speziell in dunklen Stunden greife ich zur Heiligen Schrift. Dann schlage ich irgendeine Seite auf und beginne mit dem Lesen. Deswegen ist das Buch der Bücher für mich ein Brevier des Trosts und der Kraft. Ich halte es schon für ein Werk, das Menschen geschrieben haben. Diese waren aber sehr spirituell. Aus diesem Grund sind viele Gedanken und Gefühle eingeflossen, die uns im Alltag helfen können. Außerdem enthält die Bibel sehr klare Anweisungen, wie wir in bestimmten Situationen handeln sollten.«

Speziell in dunklen Stunden greife ich zur Heiligen Schrift. Dann schlage ich irgendeine Seite auf und beginne mit dem Lesen.

Eindeutige Verhaltensregeln findet ein frommer Mensch beispielsweise in den Zehn Geboten oder in der Bergpredigt von Jesus, die dem fünften Kapitel des Matthäusevangeliums zugeordnet ist. In Kapitel 25 beschreibt der Evangelist im Abschnitt über das Weltgericht unter anderem, dass jene, die diese Handlungsempfehlungen zu ihren Lebzeiten nicht beachtet haben, von Gott verflucht und in das ewige Feuer geschickt werden. Konservative Christen argumentieren zudem, die Bibel belege ebenso unzweifelhaft, dass die Lehre von der Reinkarnation nicht im Sinne ihres Religionsstifters sei. So verweist die Nummer 1013 des Katechismus auf einen Brief an die Hebräer, in dem unter 9,27 zu lesen ist:

»Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt.«

Wichtig scheint in diesem Zusammenhang zu sein, dass das Konzept der Hölle sowie das letzte Gericht, von dem Matthäus berichtet, keinen Sinn ergäben, wenn wir uns durch fortschreitendes Lernen selbst erlösen könnten. Viele strenggläubige Christen vertreten die Meinung, dass einzig Christus den Menschen von der Gottesferne und damit von der Sünde befreien kann, indem er ihn mit Gott versöhnt (Röm 5,11 & 1. Joh 2,2). Ferner bezögen sich bestimmte Bibelstellen (vgl. Tit 3,4 oder Joh 3,3) nicht auf eine Wiedergeburt, sondern auf die Taufe. Wie wirken diese Dogmen auf das Jenseitsmedium?

»Auch wenn die Bibel von spirituell denkenden Menschen geschrieben wurde, hatte jeder von ihnen seine eigene Sicht auf die Welt. Deshalb ist die Heilige Schrift zugleich ein zeitgeschichtliches und politisches Werk. Es ist bekannt, dass Könige und Päpste Einfluss darauf genommen haben, was in dieses Buch hineingekommen ist oder gestrichen und umgeschrieben wurde.

Dennoch finde ich immer wieder eine Essenz in der Bibel. Diese deckt sich mit meiner Spiritualität. Für mich ist jede Religion vom Prinzip her spirituell. Sind nicht die Macht der göttlichen Liebe, die Nächstenliebe und das Mitgefühl der Kern aller Religionen? Ich habe die Bibel, den Koran, die vedischen Schriften und das tibetanische Totenbuch gelesen. Am Ende fand ich die göttliche Schönheit tief in mir. Als ich verstanden habe, dass alles eins ist, habe ich meinen Frieden mit Gott gemacht.[8] Es gibt so viel zwischen Himmel und Erde, und die Bibel ist voll von Begebenheiten, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen.