(Un)Fair Play - Cassidy Starr - E-Book

(Un)Fair Play E-Book

Cassidy Starr

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Beschreibung

Alec sollte eigentlich glücklich sein – er hat Freunde, die bedingungslos hinter ihm stehen, einen gut bezahlten Job als Schauspieler in Erwachsenenfilmen sowie einen Partner, den er über alles liebt. Doch eine Entführung verändert sein Leben von Grund auf, denn sein Umfeld behandelt ihn von nun an überfürsorglich. Auch sein Freund Matt Xxx, der ansonsten eher rau mit ihm umspringt, fasst ihn nur noch mit Samthandschuhen an – alles andere holt er sich angeblich woanders. Alec will den Gerüchten keine Minute glauben, doch dann taucht der junge Schauspieler Seth Hots auf, der zu allem bereit zu sein scheint …

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Starr

Inhaltsverzeichnis

(Un)Fair Play

(Un)Fair Play

Impressum

Über die Autorin

(Un)Fair Play

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Programm

Sirius B: Mission Namtia (2)

Schatten auf dem Regenbogen

Transberlin

Cassidy Starr

Gay Erotic

Cassidy Starr, (Un)Fair Play

© HOMO Littera Romy Leyendecker e. U.,

Am Rinnergrund 14, 8101 Gratkorn,

www.HOMOLittera.com

Email: [email protected]

Coverfoto:

© iStock.com/g-stockstudio

Das Model auf dem Coverfoto steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des E-Books. Der Inhalt des E-Books sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Models aus.

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages gestattet.

Handlung, Charaktere und Orte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

Die geschilderten Handlungen dieses E-Books sind fiktiv! Im realen Leben gilt verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer Sex!

Originalausgabe: September 2017

ISBN PDF: 978-3-902885-99-9

ISBN EPUB: 978-3-903238-00-8

ISBN PRC: 978-3-903238-01-5

ISBN Print: 978-3-902885-98-2

Dieser Roman ist M. gewidmet, der mich zum Schreiben dieser Geschichte inspiriert hat, und S., die mich stets mit ihrem Enthusiasmus ansteckt.

Über die Autorin

Cassidy Starr ist eine niederösterreichische Autorin mit einem zweiten Lebensschwerpunkt in Wien. Durch den daraus resultierenden Spagat verbringt sie Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln, die sie kreativ nutzt: Im Geiste spielt sie während dieser Zeit Dialoge und ganze Szenen aus ihren Manuskripten durch. Sie selbst bezeichnet sich als „schreibbesessen“. Sie bekommt ihren Kopf erst wieder frei, wenn sie die Gedanken zu ihren Geschichten auf Papier gebracht hat.

Die Autorin wurde von Star Trek TOS, diversen Fantasy-Autoren und Victoria Holts Romantik-Thrillern beeinflusst, die sie als Kind in der Bibliothek ihrer Mutter verschlang. Auch heute kann sie Bücher nicht zur Seite legen, selbst wenn am nächsten Morgen der Wecker früh klingelt.

Cassidy Starrs Texte sind oft erotisch, manchmal weniger romantisch, geizen jedoch nie mit dem von ihr heiß geliebten Drama. Im Moment arbeitet die Autorin mit großer Begeisterung an weiteren Projekten für HOMO Littera.

1

Die Gestalt in der Tür war wegen der hinter ihr stehenden Sonne völlig schwarz. Es war nicht zu erkennen, ob es sich um einen Römer oder einen Fremden handelte. Seine Silhouette verriet allerdings, dass es ein großer und durchtrainierter Mann mit breiten Schultern und wohlgeformten Beinen war. Man konnte erst sehen, dass es sich um einen Sklaven handelte, als er in den Raum eintrat und das Licht ihn aus einem anderen Winkel traf. Er trug einen grünlichen Chiton mit mehreren Rissen und ein paar Spritzern roter Farbe darauf. Der Römer auf der anderen Seite des Raumes erhob sich langsam aus seinem Stuhl. Er hatte die Augen weit geöffnet.

„Jetzt bin ich der Kaiser und du mein Sklave! Auf die Knie!“ Die Stimme klang wütend und lüstern zugleich.

Der Römer, laut Filmabspann hieß er Augustinus, befolgte den Befehl und kniete sich vor den Eroberer.

„Befriedige mich so, wie du selbst es mich gelehrt hast!“

Augustinus gehorchte ohne Widerworte. Er massierte die kräftigen Schenkel, ließ seine Zunge darübergleiten und schaute immer wieder zum Gesicht seines neuen Herrn auf.

„Gut so, Augustinus! Zeige mir, dass du die Techniken selbst beherrscht, die du mir abverlangt hast!“ Der neue Kaiser befreite sich von seinem ersten Kleidungsstück und leckte sich über die Lippen.

Im Film hieß er Marcus, aber im echten Leben trug er den Künstlernamen Jack Gold, vielleicht nicht einer der bekanntesten Pornodarsteller seiner Zeit, aber trotzdem einer der begabtesten – zumindest wenn es nach Alec ging. Er sah sich diesen alten Streifen nur seinetwegen an.

„Du nennst dich selbst einen Gott? Jetzt kannst du zeigen, ob du zumindest ein göttlicher Liebhaber bist!“ Marcus befreite seinen angeschwollenen Penis von der letzten Schicht Kleidung. Augustinus schaute ihn verlangend an und wartete nicht erst auf einen Befehl. Er schloss seine Lippen um die Eichel und saugte so fest daran, dass seine Wangen sich aushöhlten. Dann schaute er zu Marcus auf und suchte Blickkontakt zu ihm. Dieser ließ ihn von da an nicht mehr abbrechen. Der aufrecht stehende Krieger mit seiner sonnengefärbten Haut gab ein Stöhnen von sich. Augustinus legte eine unwirklich weiße Hand auf die Bauchmuskeln, die sich aufgrund der Berührung anspannten. Er gab ein zufriedenes Brummen von sich.

Marcus reckte sich nun vor Lust zurück und stöhnte übertrieben laut. Er krallte die Finger seiner rechten Hand in das lockige Haar des knienden Mannes und schob ihn tiefer. „Ja, gut so … noch tiefer … ah, noch mehr!“

Augustinus entspannte seine Wangenmuskeln und nahm das harte Glied so tief in seinen Mund, bis es nicht mehr weiter ging.

„Gleich besorge ich es dir, wie es die Männer meines Stammes tun!“

Alec stieß einen unzufriedenen Atemzug aus. Diese Stelle gab seinem Vergnügen immer einen Dämpfer. Was sollte „Stamm“ denn heißen? Ein Römer, der Marcus hieß, gehörte keinem Stamm an. Dazu hätte er Gallier oder Kelte sein müssen. Familie, ja, Geschlecht, ja, Sippe, vielleicht … aber Stamm? Wem fiel denn ein derart schlechter Text ein?

Marcus begann mit den Hüften zu wippen. Erst sachte und langsam, dann immer schneller und kräftiger. Augustus stöhnte und seufzte und klammerte seine Hände an den Hintern seines ehemaligen Sklaven, der nun wie ein Triumphator über ihm thronte. Ein paar Tropfen Schweiß rannen Marcus am Körper hinunter. Es sah so großartig aus und machte die gesamte Szene um so viel besser. Das konnte man nicht planen. Manchmal passierten die besten Details von selbst. Marcus krallte seine Finger fester in das lockige Haar. Der junge Mann ging deswegen noch leidenschaftlicher an die Sache heran. Das erregte natürlich auch Marcus – beziehungsweise Jack. „Ich spritz’ gleich in dir ab!“

Diese Zeile war das Signal. Alec schaltete den Fernseher aus. Es war ein gut gemachter Porno mit extrem attraktiven und durchtrainierten Darstellern, aber die Texte waren ab dieser Szene so grottenschlecht, dass jedem Menschen die Lust am Masturbieren verging. Die Liste an historisch unkorrekten Behauptungen und Darstellungen war ewig lang.

Alec wippte mit der Fernbedienung auf und ab. Vielleicht tat er dem Film unrecht. Er hatte zumindest die ersten siebenundzwanzig Minuten immer gerne gesehen. Andererseits deprimierte es ihn, diese körperlichen Höchstleistungen zu sehen und zu wissen, dass er selbst im Moment nicht dazu imstande wäre. Er griff nach seinem Digital Media Player und scrollte ein paar Dutzend Titel hinunter, ehe er auf die runde Play-Taste drückte und den gewünschten Film markierte. Nach kurzem Zögern übersprang er einige Minuten, um sofort die beiden Hauptdarsteller anzusehen. Er war damals gute drei Jahre jünger gewesen, Philip fast noch ein Kind – aber nur fast. Er betrachtete sich selbst, wie er das Hemd auszog und seinem Gegenüber Befehle gab, die er nicht hören konnte, da er keine Kopfhörer aufhatte. Die Worte waren aber auch ohne Ton zu erraten. Philip und er hatten nur eine geringe Anzahl von Techniken ohne hochgestochene Textpassagen aufgezeichnet, und die Szenen waren deswegen leicht zu durchschauen.

Die beiden Gestalten auf dem kleinen Display waren inzwischen fast nackt. Philip legte sich auf das Sofa, und sein jüngeres Ich kletterte auf ihn, um ihn zu küssen und sie beide mit nur einer Hand zu befriedigen.

Alec seufzte und warf das Gerät auf einen der Polster. Er überprüfte nicht einmal, ob er es ausgeschaltet hatte oder ob es im Stand-by-Modus weiterlief. Er wurde nie geil davon, sich selbst beim Vögeln zuzusehen. Schon gar nicht mit Philip, der für ihn wie ein Bruder war und ihm in den schlimmsten Stunden seines Lebens beigestanden hatte. Ab und zu versuchte er es zwar, aber bisher hatte es einfach nicht hingehauen. Im Moment lag es aber auch an seiner Erschöpfung. Wenn er nicht einmal bei einem Video von Jack einen Steifen bekam, dann ging es nicht. Er hatte heute ohnehin schon dreimal abgespritzt – und das war harte Arbeit gewesen, weil er sich mit Jakob einfach nicht verstand, egal, wie heiß der Mistkerl aussah. Zumindest hatten sie sich nicht gegenseitig irgendwelche Körperteile in irgendwelche Körperöffnungen rammen müssen.

Alec fuhr hoch, als er ein Schaben vom Eingangsbereich hörte. War das ein Einbrecher? Oder hatte sein Nachbar aus dem dritten Stock wieder zu tief ins Glas geschaut und das Stockwerk verwechselt?

Er stand auf und marschierte direkt auf die Tür zu. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. „Was machst du denn hier?“

Matt warf ihm einen fragenden Blick zu. „Wenn du das so sagst, könnte man glauben, dass du dich nicht freust.“

„Quatsch!“ Alec fiel ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss. Eigentlich hätte es ein romantischer Begrüßungskuss werden sollen, aber Matt schob ihm gleich die ganze Zunge in den Mund. Er hielt ihn fest an sich gedrückt, damit er sich nicht zu früh zurückziehen konnte. „Da ist aber jemand sexuell ausgehungert.“

„Ja, ist das nicht erstaunlich? Das erste Mal, dass ich von einer Messe nach Hause komme und mein Schwanz nicht wund ist.“

Alec befreite sich aus dem festen Griff und zog Matt den Rucksack von der Schulter. „Dann waren die Ausstellungen nicht nach deinem Geschmack?“

„Klar! Und morgen mach’ ich den Messdiener!“ Er gab Alec einen Klaps auf den Hintern. „Sie waren der Wahnsinn! Sie werden echt immer größer! Und da reden die Leute vom Zusammenbruch der einträglichen Pornoindustrie.“ Er warf ihm ein Lächeln zu, aber Alec marschierte bereits mit dem Rucksack ins Schlafzimmer und stellte ihn hinter die Tür. Sekunden später kehrte er wieder zurück und ging in die Küche, um ein Bier zu holen. Es stammte noch immer von seinem letzten Einkauf, denn Alec trank keinen Alkohol – von Silvester-, Premieren- und Geburtstagsfeiern einmal abgesehen.

Alec schaute in den Kühlschrank und suchte nach etwas Essbarem, das Matt schmecken und trotzdem nicht zu schwer im Magen liegen würde. Diverse Käsesorten waren da und sicher auch noch Brot. Davon abgesehen ein paar Äpfel und Bananen, die inzwischen ein wenig braun geworden waren. Es war zu dumm, dass er nicht mit Matts Rückkehr gerechnet hatte. Aber selbst wenn er gewusst hätte, dass er in dieser Nacht aus der Schweiz zurückkommen würde, hätte er nicht angenommen, dass er bei ihm schlafen wollte.

Matt sah sich im großen Wohnzimmer um. Er hatte seine Heimkehr eigentlich mit ein wenig Überraschungssex feiern wollen, aber Alec hatte sich beim Kuss recht zurückgehalten. Wie würde die Nacht da wohl enden? Was trieb er eigentlich so lange? Wollte er ihm ausweichen, oder was war los? Er schnappte nach dem kleinen Gerät auf der Couch, betätigte die große, runde Taste und betrachtete das Standbild, ehe er dieselbe Taste noch einmal drückte und sich ein paar Sekunden des Pornos anschaute. Da er den Film sofort erkannte, schaltete er das Gerät wieder aus.

„Habe ich dir gefehlt?“, fragte er gefühllos und warf den Player achtlos auf die Couch, als Alec mit einem Tablett im Arm wieder ins Zimmer kam. Dieser stellte die Tassen und das Bier auf den Tisch, marschierte dann zu ihm und legte ihm von hinten die Arme um die Schultern. Er drückte ihn ein wenig zu fest, aber ihm gefiel diese Art von Körperkontakt.

„Eifersüchtig auf Philip? Immer noch?“

„Ich gebe dir gleich eifersüchtig.“

„Schatz, ich bitte dich sogar darum!“

Sie küssten sich, und der größte Teil von Matts Ärger verflog. Außerdem war er wirklich hungrig. Im Flieger hatte er nur Kekse und ein Päckchen mit verschiedenen Nüssen bekommen – von den Drinks abgesehen. Die Käseplatte sah deswegen recht verführerisch aus. Sein Unterleib diskutierte also nur kurz mit seinem Magen. Er setzte sich an den Tisch und schob sich ein Stück Brot in den Mund. Es schmeckte fantastisch. Noch besser war allerdings, dass sich Alec zu ihm hockte und sich an ihn lehnte wie ein Kätzchen. Er war nicht bekannt dafür, romantisch zu sein, aber ab und zu genoss er diese Anhänglichkeit – zumindest ein wenig, hin und wieder, aber auch nicht zu oft. Nach ein paar Wochen Trennung musste es allerdings erlaubt sein. „Wieso schaust du dir Pornos mit Philip an? Du sagst doch immer, dass er wie ein kleiner Bruder für dich ist.“

„Ich habe mir das Teil nur reingezogen, weil ich noch keine Rohfassung von unserem Dreh sehen konnte. Ich habe mir vorgestellt, wie sie aussehen könnte.“

Matt zog eine Augenbraue hoch und schob Alec eine gute Armlänge von sich. „Rohfassung von was?“

„Wir haben gestern ein Projekt abgeschlossen.“ Alec atmete erleichtert aus und schloss die Augen. „Endlich wieder einen schwulen Porno zu drehen … das war so wichtig für mich.“

„Du hast einen Porno gedreht?“, fragte Matt zwischen Freude und Wut hin- und hergerissen.

„Sogar fünf, seit du abgereist bist. Ich war fleißig!“ Alec deutete die Blicke, die er zugeworfen bekam, und verteidigte sich mit nervös klingender Stimme: „Bitte mach jetzt keine Szene! Ich glaube nicht, dass ich das aushalte.“

Matt schluckte, dann zog er Alec auf seinen Schoß und küsste seine Wange. „Okay, ist gut. Alles in Ordnung.“ Er strich ihm ein paar Mal übers Haar, ehe er ihn wieder losließ. „Wieso mit Philip?“

„Weil er hetero ist“, gab Alec offen zu.

„Also stellt nur Sex mit Schwulen eine Bedrohung für dich dar?“

Alec zuckte mit den Schultern. „Kann sein. Ich weiß es nicht. Ich bin nicht so stark wie du. Ich kann nicht einfach auf Normalmodus schalten und so tun, als wäre nichts gewesen.“

„Hör auf!“, befahl Matt und schob ihn ein Stück von sich. Alec musste ihn ansehen, damit er ihm glaubte. „Wenn mir passiert wäre, was dir passiert ist … Alec, ganz ehrlich, ich könnte nicht so gelassen damit umgehen. Aber ja, ich bin eifersüchtig! Und wenn schon! Er ist nicht irgendein Pornodarsteller, sondern dein bester Freund … So was wie ein Bruder, nur ohne den Inzest-Scheiß.“

Alec kaute an seiner Unterlippe. Er verstand nicht, wieso Matt so schrecklich eifersüchtig auf Philip war. Von all den Kerlen, mit denen sie im Laufe ihrer Karriere ins Bett gegangen waren, stellte gerade der einzige Heterosexuelle keine Gefahr für ihre Beziehung dar. Philip ließ sich einen runterholen oder blasen, wenn das Geld stimmte, und die Nachfrage nach einem Gay-for-pay-Darsteller bestand nun einmal. Aber eine Affäre mit ihm oder gar eine Beziehung? Das war, als wollte er für den Rest seines Lebens im Zölibat leben – und das wollte er nicht, so gar nicht.

„Ich will mit dir schlafen“, flüsterte er Matt deswegen verführerisch ins Ohr. „Jetzt. Hier. Und so hart, wie du willst.“

Matt stöhnte und warf einen Blick auf den immer noch auf Stand-by eingeschalteten DVD-Player. „Welchen Porno hast du auf dem Teil gesehen?“

„Dem Kaiser, was des Kaisers ist.“

„Scheiße, ja.“ Matt leckte über Alecs Lippen, bis dieser sie öffnete und ihm die Zunge entgegenschob. „Der ist heiß.“

„Ich steh’ auf die ganzen Kostüme und Requisiten“, hauchte Alec atemlos.

„Ich steh’ auf die nackten Ärsche und die harten Schwänze und natürlich den Gangbang am Ende.“

„Die guten alten Orgien.“

„Die guten alten Orgien“, wiederholte Matt mit einem breiten Grinsen im Gesicht und fasste Alec zwischen die Beine. Von Erregung war jedoch nichts zu spüren, aber das ließ sich schnell ändern. „Augustus, wo beliebt es Euch, dass ich Euch meinen Schwanz in den Arsch schiebe?“

Es war nur ein Witz. Er hätte sich Alec nie aufgedrängt. Es war noch zu früh. Die Ärzte hatten ihm unabhängig voneinander geraten, es langsam anzugehen und dafür zu sorgen, dass er sich Alecs Geschwindigkeit anpasste. Aber wer sich einen Porno nach dem anderen reinzog, der konnte einem guten Fick wohl nicht abgeneigt sein, oder? Er wartete also nicht erst auf eine Antwort, sondern ging vor Alec auf die Knie und schnürte die Pyjamahosen auf, ehe er sie nur ein paar Zentimeter nach unten schob. Ein wenig Überredungskunst konnte nicht schaden. Er lächelte Alec an und ließ seine Zunge über seine Oberlippe gleiten.

„Was machst du da?“, fragte Alec lachend.

„Nach was sieht es denn aus? Ich will meinem Imperator Lust bereiten.“

„Das ist im Film aber ein wenig anders.“

Matt zuckte spielerisch mit den Schultern und zwinkerte. „Neuverfilmung.“ Er leckte über die Eichel und warf einen neugierigen Blick in Alecs Gesicht. Ihm gefiel, was er sah. Nach zweieinhalb Wochen in diversen europäischen Städten wollte er sich auch nicht lumpen lassen. Alec hatte ihm erlaubt, zu fahren, obwohl er ihn als seinen Lebensgefährten durchaus hätte bitten können, ihn noch nicht so lange alleine zu lassen. Er wollte an diesem Abend aber nicht an die schrecklichen Vorfälle der letzten Zeit denken. Oder vielleicht doch? Er verwechselte manchmal Privatleben mit Job und ging dann viel zu brutal mit Alec um. Nur wenn er sich in Erinnerung rief, dass er ihn beinahe verloren hätte, legte sich in seinem Inneren eine Art Schalter um, und er behandelte ihn sanfter und behutsamer. Er wollte ihr Wiedersehen nicht mit Eifersucht verderben – im Gegenteil. Er wollte Alec alles geben, was er sich wünschte.

Matt lehnte sich ein paar Zentimeter zurück, spuckte auf den Penis vor sich und massierte seinen Speichel in die sensible Haut. Mit der rechten Hand machte er sich an seinem Reißverschluss zu schaffen. Als Pornodarsteller war er geschickt darin, sich seiner eigenen Kleidung zu entledigen, aber gerade heute musste er auch die linke Hand zu Hilfe nehmen, mit der er eigentlich weiterhin den Penis vor sich verwöhnen wollte. Alec schien sich nicht daran zu stören. Er lachte sogar auf – zufrieden oder ein wenig glücklich. Das war ein kleiner Triumph, aber er wollte einen großen folgen lassen.

Matt war endlich so weit und konnte sich wieder der Erektion vor seinem Gesicht widmen – mit jeglicher Hingabe und professionellem Geschick, das er sich in den letzten Jahren angeeignet hatte. Alec stöhnte auf, als er mit dem Schlitz zu spielen begann. Er war so behutsam, wie er es trotz seiner eigenen Erregung konnte, und übte trotzdem den notwendigen Druck mit seinen Fingern aus. Dabei schob er sich die rechte Hand zwischen die Beine und begann sich selbst aufzulockern.

Alec war von den Streicheleinheiten an seinem Glied so abgelenkt, dass er zunächst nicht mitbekam, was Matt da vorbereitete.

„Das ist dein Ernst?“, fragte er ihn atemlos, als er den warmen Mund wieder um sich spürte. Matt gab ihm mit den Zähnen ein Zeichen. „Oh, Gott!“

Alec lehnte sich zurück und fuhr mit den Fingern durch die kurzen Haare, die er zu fassen bekam. Er liebte den Sex mit Matt. Es gab zwar artistischere Leistungen und weit zärtlichere Liebhaber, aber keiner von diesen Männern hatte den Vorteil, dass er ihn liebte – und mit Frauen hatte er so lange nicht mehr geschlafen, er würde bald vergessen, wie das vonstattenging. Auf jeden Fall musste er Matt beim nächsten Einkauf wieder Stoffhosen besorgen. Sie waren beim Sex um so viel leichter zu handhaben als Jeans. Trotzdem mussten auch sie weichen, ehe er in Matt eindringen konnte.

„Bist du so weit?“, fragte er ihn mit vor Lust verzerrter Stimme.

„Wenn wir noch länger warten, wird das eine Trockenübung.“

„Na, trocken bleibt hier gar nichts.“

Matt fuhr hoch und küsste Alec hastig, bevor er wieder auf die Knie ging und sich umdrehte. Es musste schnell gehen, oder seine Fingerarbeit war außer viel Mühe nichts gewesen.

„Kein Kondom?“, fragte Alec ein wenig nervös, kaum, dass er die Hose endlich aus dem Weg geschafft hatte.

„Sehe ich so aus, als ob ich darauf Lust hätte?“

Alec zuckte mit den Schultern. Er vertraute darauf, dass Matt ihn nicht mit irgendwelchen Fremden betrog. Bei der Arbeit trug er in acht von zehn Fällen Kondome, und bei den Drehs ohne wurden besondere Vorkehrungen getroffen. Also ohne Schutz. Wozu auch? Sie waren ein Liebespaar. Sich gegenseitig zu schwängern, hätte sie auf alle Titelblätter weltweit gebracht.

Matt funkelte ihn an, als er deshalb zu lachen begann. Alec entschied also, dass er sich entschuldigen sollte – und er wusste auch genau wie. Er legte beide Hände an Matts Hüften und beugte sich zu seinem Hintern hinunter.

„Woah! Rimmen zur Einstimmung?“

Alec lachte erneut und wischte sich über die Lippen. Ihm rann ein Faden Speichel über das Kinn. „Was soll ich sagen? Dein Arsch gehört mir.“

„Mir gefällt diese Einstellung.“

„Ach, ja?“ Alec leckte hingebungsvoll über die Haut, die er zu fassen bekam. Er war tatsächlich kein Fan von Asslicking oder Zungenpenetration. Wenn er sich dazu bereit erklärte, dann fühlte es sich immer nach Arbeit und nicht nach Spaß an. Matt hingegen steckte nicht nur gerne seine Zunge an Orte, an die normalerweise kein Sonnenlicht kam, sondern ließ sich auch gerne rimmen – und er war bereit, ihm dieses Vergnügen zu bereiten. Er hatte ihm gefehlt, und er wünschte sich, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.

„Scheiße! Du hast geübt?“

Alec antwortete, indem er seine Zunge zwischen das immer noch verspannte Band von Muskeln schob. Das daraufhin ertönende Stöhnen nahm er als Kompliment wahr, obwohl es eher nach dem Brunftschrei eines Stieres klang.

Ein hübscher Vergleich, dachte Alec und speicherte ihn in dem Teil seines Gehirnes ab, der noch halbwegs funktionierte. Dann zog er sich zurück und leckte sich über einen Finger. Wenn er in Matts Knackarsch abspritzen wollte, durfte er nicht zu lange an ihm herumspielen. Sein Zeigefinger flutschte zum Glück schon mit Leichtigkeit in ihn. Matt hatte gute Vorarbeit geleistet.

„Lust auf mehr?“, fragte er mit seiner Pornostimme.

„Nimm gleich drei! Oder überspringen wir das!“

Wenn Matt noch zusammenhängende Sätze ohne Stottern oder Überlegen von sich geben konnte, war er noch lange nicht so weit, wie Alec es vermutet hatte. Sein Wunsch war ihm allerdings Befehl. Er platzierte sich im richtigen Winkel und spuckte sich in die Hand, um seinen Penis noch etwas feuchter zu machen. Sein Präejakulat und Matts Speichel hätten wahrscheinlich gereicht, und wenn Matt es auf die Art wollte, dann ohne Kompromisse. Das hieß allerdings nicht, dass er ihm Schmerzen zufügen wollte. Er nahm sein Glied fest in die Hand und führte es an Matts After. „Okay, Darling. Ich bin so weit.“

Matt nickte, und Alec nahm das als Startschuss. Der erste Stoß war wie ein Schock. Es fühlte sich heiß und göttlich an, und er war mehr als eng. Matt war der König des harten Vögelns, aber er machte selten die Beine für andere breit. Alec fühlte sich einen Moment mehr stolz als geil.

„Hey, nicht einschlafen!“

Und schon war der Stolz verflogen. Wenn Matt es schnell und hart wollte, bitte! Das konnte er haben. Alec wippte zunächst behutsam vor und zurück, verlor nach den ersten paar Stößen aber die Scheu und wandte mehr und mehr Kraft an. Nach einigen Minuten war er so in seinem Element, dass jedes Stöhnen unter ihm ihn nur noch mehr anspornte, anstatt ihn Vorsicht walten zu lassen. Sein Unterleib brannte, und die Muskeln in seinen Schenkeln zitterten. Unmenschliche Laute kamen über seine Lippen, aber er genoss den Klang, wenn er sich mit Matts Stimme vermischte.

Und dann war es enttäuschend schnell vorbei. Er kollabierte auf den verschwitzten Rücken unter sich und zog rasselnd Luft ein.

„Scheiße! Verdammt, war das geil!“ Alec schloss die Augen und konzentrierte sich auf seinen Herzschlag. Er raste – Matt konnte ihn mit Sicherheit spüren. Er küsste seinen Rücken und angelte mit der Rechten unter Matts Bauch, um seinen Penis zu packen. Wie erwartet, war er noch hart angeschwollen. Er wollte ihn mit ein paar groben Streicheleinheiten zum Abspritzen bringen, überlegte es sich aber anders und presste Matt auf den Boden, ehe er ihn auf den Rücken drehte. Dann platzierte er sich über dem feuchten Glied und wollte sich gerade selbst auf die Penetration vorbereiten, als Matt den Kopf schüttelte und ihn zu sich zog.

„Ein Blowjob wäre mir lieber.“

„Sicher?“

„Baby, yeah!“

Okay, damit konnte er leben. Er warf seinem Liebhaber ein Lächeln zu und kletterte von ihm, um sich neben ihn zu knien und seine Erektion in den Mund zu nehmen. Er ging bei jedem Niedersenken bis an die Grenze. „Deepthroating“ war für ihn nicht nur ein Wort, das er im Zusammenhang mit seinem eigenen Schwanz gern hörte, er hatte auch selbst genug Erfahrung darin. Obwohl es anders rum schneller gegangen wäre, wollte er Matt zeigen, wie sehr er ihn vermisst hatte.

„Ich … kann dir auch einen … blasen, während du das machst.“

Der Gedanke war verführerisch, aber um noch einmal zu kommen, hätte Matt eine Menge Arbeit und Können investieren müssen. Nach der langen Reise wollte er ihm das nicht zumuten. Morgen war auch noch Zeit. Er blieb also ungerührt neben ihm knien und leckte, saugte und massierte, bis Matt kam und er den nicht gerade köstlichen, aber erwünschten Geschmack von Sperma auf der Zunge hatte. Er schluckte so viel er konnte und wischte sich den Rest aus dem Gesicht. Dann kuschelte er sich an die bebende Gestalt und presste sein Ohr auf Matts Brust. Sein Herz raste wie verrückt. Das gefiel ihm. So sollte es immer sein – beide glücklich und von der Nähe des anderen berauscht … und Matt zu müde für seine meist oberflächlichen und manchmal beleidigenden Kommentare.

„Welche Pornos hast du gedreht? Und wie viele waren es noch gleich?“, fragte Matt ohne Vorwarnung.

„Hauptsächlich Handjobs, zweimal mit Spiegeln. Recht ästhetisch, aber keine Ahnung, ob und wie sie sich verkaufen werden. Irgendwann sind meine Fans sicher nicht mehr so begeistert, dass ich mir nur einen runterhole. Obwohl die Streifen auf der Homepage gute Zahlen erzielen. Na ja, für meine Verhältnisse eben.“

„Und du hast Philip um Hilfe gebeten, damit sich deine Kundschaft nicht langweilt?“

„Zuseher“, verbesserte Alec und stieß verärgert einen Atemzug aus. Matts Worte klangen fast so, als wäre er ein Callboy. „Wieso nicht? Ich vertraue ihm, und er vertraut mir. Der perfekte Dreh.“

Matt biss die Zähne aufeinander. Das tat weh. Natürlich war er nicht bei Alec gewesen, als dieser sich zu den Shootings entschlossen hatte, aber es war ein rationaler Gedanke in einem irrationalen Kopf. „Wieso hast du mich zu diesen Ausstellungen fliegen lassen, wenn du geplant hast, zu der Zeit Pornos zu drehen?“

„Ich bin genauso Pornodarsteller wie du. Ist es nicht klar, dass ich auch drehe, wenn mein Freund im Ausland ist?“

Matt schnappte nach Luft. Er wollte etwas erwidern, erinnerte sich aber, dass er Alec eine Freude hatte machen wollen und nicht seinen entspannten Abend zerstören. „Ich weiß, dass du für Geld mit anderen Kerlen vögelst. Immerhin habe ich alle deine Videos und Filme auf meinem Rechner und in meiner DVD-Galerie. Was mich stört, ist die Auswahl deiner Nebendarsteller.“

„Ich kann Filme drehen, mit wem ich will!“

„Wieso dann nicht mit mir?“

Alec schaute zur Seite. Rote Flecken bildeten sich auf seinem Hals. Am liebsten hätte er Matt angebrüllt, aber das wäre nicht gut gewesen. Wenn sie sich in die Haare bekamen, war es besser, wenn einer die Fassung behielt und einlenkte, falls sich die Situation verfahren hatte. „Du weißt genau, wie gut ich mich mit Philip verstehe. Ich vertraue ihm bedingungslos, und das ist gerade jetzt unendlich wichtig für mich.“

„Du vertraust mir also nicht? Wie geht das? Du durftest mir vor zehn Minuten den Ständer so tief reinschieben, dass du eine Darmspiegelung hättest machen können. Da nehme ich an, dass du mir zumindest etwas …“

„Vor der Kamera ist das etwas anderes!“

Matt murrte. Er hätte sich freuen sollen, dass Alec sich nicht mehr zurückzog, andererseits kotzte ihn dieses aufmüpfige Verhalten an. Er hasste es, wenn ihm jemand widersprach.

„Du hast einen Ruf zu verlieren, und ich auch“, appellierte Alec an seinen Stolz.

„Seit wann scherst du dich um so etwas?“

„Ich will nicht mehr das Opfer sein!“ Alec sprang auf und wischte sich die letzten Schweißperlen von der Stirn und dem Bauch. Er schleuderte die Kleidungsstücke von sich, über die er beinahe gestolpert wäre. „Falls du deine Pornos selbst schon länger nicht mehr gesehen hast, erinnere ich dich daran, dass du der König der harten Ficks und Quasi-Vergewaltigungen bist. Ich lasse mich nicht auf die Diskussion ein, dass die nur gespielt sind, damit sich deine beschissenen kleinen Arschlöcher mit Allmachtsfantasien einen runterholen können! Vergewaltigungen sind kein Witz!“

„Heteros, die sich von Schwulen in den Arsch schießen lassen, nur weil da mehr Geld für sie rausschaut, dagegen schon.“

„Ich bin nicht heterosexuell!“

„Aber dein gesamter Freundeskreis! Und manchmal denke ich, wenn es dir nicht so gut ins Konzept passen würde, wärst du es auch.“

„Oh, großartig! Dann sind wir wieder beim richtigen Thema. Es nennt sich Schauspielen, du Arschloch! Glaubst du, nur Nutten spielen Nutten in Filmen? Glaubst du, nur Katholiken spielen den Papst in Filmen?“

„Geil, wie du den Papst in einem Atemzug mit …“

„Darum geht es hier nicht!“ Alecs Stimme überschlug sich beinahe.

Sofort tauchten Erinnerungen in Matts Kopf auf. Kurz nach Alecs Geiselnahme hatte er im Schlaf oft gewimmert und ihm am Morgen danach, wegen seiner besorgten Fragen, eine Szene gemacht. All das war noch nicht lange her. Nur weil er ein paar Wochen verreist gewesen war und Abstand zu der Horrorgeschichte gehabt hatte, hieß das nicht, dass Alec die Sache überwunden hatte. Er hätte den Mund halten und mit seinen Vorwürfen warten sollen. „Es tut mir leid.“

„Wahnsinn! Es tut dir leid.“ Alec wandte sich ab, seine Bewegungen waren abgehackt und sein Atem viel zu schnell. „Du baust Scheiße und danach tut es dir leid. Ich hasse Leute, die sich nicht entschuldigen können, aber bei dir ist es wieder das andere Extrem. Du tust es so oft, du denkst nicht einmal darüber nach. Darum machst du auch immer wieder die gleichen beschissenen Fehler!“

„Baby, hör mal …“

„Ich habe keine Lust, dir zuzuhören! Ich gehe jetzt schlafen, und du gehst entweder zu dir nach Hause oder du schläfst auf der Couch! Es ist mir scheißegal.“ Er marschierte in sein Schlafzimmer und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu.

Matt wollte ihn daran erinnern, dass er immer noch seinen Rucksack hatte, aber genau genommen war ihm das Ding gleichgültig. Er sprang in seine Kleider und schmiss seinerseits die Wohnungstür hinter sich zu.

***

Knappe neun Stunden später fand Alec sich nackt auf den Knien wieder, und ein langsam, aber sicher schlaff werdender Penis prangte ihm regelrecht ins Gesicht. Rechts und links von ihm huschten Leute wie nervöse Bienen hin und her und standen sich mehr im Weg, als wirklich etwas zustande zu bringen. Christian saß am Rand des Sets und vertrieb sich mit seinem persönlichen „Fluff girl“ – seiner Ehefrau Alexis – die Zeit.

Alec war so genervt, dass er Philip mit seinem Gejammer regelrecht in den Ohren lag – und seine miese Stimmung kam nicht nur von seinem Streit mit Matt. „Und der Sex erst … ich meine, die Stellungen. Ich bin nur noch dabei, mir selbst einen runterzuholen oder mir von irgendwelchen Typen einen blasen zu lassen. Ich finde es echt süß, dass alle auf mich Rücksicht nehmen seit dieser … Sache … Aber immer nur Abschütteln und Blowjobs …“

„Dann freu dich, dass du heute mit mir drehst. Dann kannst du mir einen blasen“, neckte Philip mit einem Zwinkern.

„Das ist nicht das, was ich gemeint habe.“ Alec warf einen Blick über seine Schulter. „Leute, mir schlafen hier gleich die Beine ein!“

„Dann setz dich aufs Bett, du Trottel! Das kann hier drüben nämlich noch dauern.“

Alec stöhnte, machte aber genau das, was man ihm vorgeschlagen hatte, und ließ sich schwer atmend neben Philip nieder. Das war sein Leben. Sosehr er die kleinen familiären Produktionen auch liebte, in letzter Zeit war der Wurm drin. Erst vor einer Woche war einer der Scheinwerfer kaputtgegangen, beim letzten Dreh mit Philip hatte das Mikrofon den Geist aufgegeben und nun spann der Computer, an dem Elissa arbeitete. Er hasste billige Filmchen, die nur mit einer Kamera – oder noch schlimmer: mit einer Webcam – gedreht wurden, aber wenigstens gingen diese schnell und problemlos über die Bühne. Bei seinem Glück würde besagte Kamera aber wahrscheinlich umfallen und in tausend Teile zerspringen.

„Wie geht es dir sonst so?“, fragte Philip nach einer Minute des Schweigens.

„Gut.“

„Wirklich?“

„Ja. Ich denke, ja. Du weißt schon … Ich bin tough.“

„Okay, aber wenn du wieder bei mir und Mira wohnen magst … so für die nächste Zeit wenigstens …“, bot sich Philip kameradschaftlich an.

Alec beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Wofür war der jetzt?“

„Einfach nur so.“

„Oh … okay …“

Philip warf einen kurzen Blick auf Alecs Glied, dann sah er auf sein eigenes. An seinem war keinerlei Erregung mehr zu sehen. Er packte es also ein und zog den Reißverschluss nach oben. Es musste ja niemand sehen, dass er runtergekommen war. Wenn es drauf ankam, würde Alec sein kleines Wunder schon bewerkstelligen – er war immerhin Profi. Und wenn er erst bei der Sache war, würde sein Schwanz auch wieder steif werden. Das war das geringste Problem. Wenn er allerdings noch weiter an Matt dachte, würde ihm die Lust auf Sex noch vergehen.

„Alle auf ihre Posten! Wir machen in einer Minute weiter!“, schallte Elissas schrille Stimme durch die Fabrikhalle.

„Na, endlich“, stöhnte Alec im Flüsterton.

„Du scheinst echt scharf auf meinen Schwanz zu sein.“

„Pass auf, was du sagst! Sonst beiß’ ich zu.“

„Trau dich! Ich bin gut versichert.“

„Riskier es! Schauen wir mal, ob es dir das wert ist.“

„Dreißig Sekunden, Leute!“, erklang noch einmal die Stimme aus dem Abseits.

„Na ja, ich gehe dann mal besser wieder auf die Knie.“

„Viel Spaß! Ich werde ihn haben!“

Alec schaute zu der Regisseurin, die ihnen stumm ein paar Zeichen gab. Ja, es war so weit. Er streckte sich ein paar Mal, rieb die Innenseite seiner Wange mit der Zunge und lockerte seinen Kiefer mit ein paar Übungen auf.

Philip hingegen betrachtete Christians Ehefrau und rieb sich den Penis durch den Stoff seiner Kleidung. Eine bekannte Hitze breitete sich in seinem Unterleib aus. Es würde alles hinhauen. Wenn nicht, dann konnte er ja nähere Bekanntschaft mit Alexis machen.

„Wir beginnen in fünf Sekunden! Fünf! Vier! Drei!“ Die letzten beiden Zahlen rief Elissa nicht mehr quer durch die Fabrik, sondern zog nacheinander Zeigefinger und Daumen ein.

Endlich! Immerhin wollte Alec auch noch nach Hause. Er ging auf die Knie und öffnete Philips Jeans. Der harte Penis sprang regelrecht hervor. Alec schenkte seinem Co-Darsteller – wie Profis es eben taten – einen verlangenden Blick und leckte über die rosige Spitze. Philip seufzte gespielt verzückt auf und gab eine Plattitüde von sich, die ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb. Es wirkte hinreißend. Die Einstellung würde großartig im Film aussehen.

Alec sah ihn stolz an und machte sich weiter an dem erigierten Glied zu schaffen. Er ging allerdings ein wenig zu leidenschaftlich an die Sache heran. Philip starrte ihn beinahe erschrocken an. Das war ein Fehler. Er war mit Wut im Bauch ans Set gekommen und hatte sie vor Drehbeginn nicht loswerden können. Stattdessen hatte er sich vorgestellt, Matt sein neuestes Werk zu präsentieren und ihm zu zeigen, dass er auch für andere Männer völlige Lust empfinden konnte. Matt kochte ja schon vor Eifersucht, wenn er mit Philip nur alleine die Stadt unsicher machte ...

Alec drosselte das Level und fuhr behutsamer fort.

„Sorry!“, flüsterte er Philip zu, als die Kameras mit seinem Penis beschäftigt waren. Philip warf ihm ein beruhigendes Lächeln zu und strich ihm zärtlich über das Haar. Gut, damit war das geklärt. Er nahm das immer noch steife Glied erneut in den Mund und begann es sanft mit Zähnen, Zunge und Lippen zu bearbeiten. Philip war dem Höhepunkt nahe. Sie hatten so oft zusammen gedreht, er erkannte schon an den kleinsten Anzeichen, wann es so weit war und was er sich noch erlauben konnte.

Philip schaute verwirrt zu Alec, als dieser noch gieriger als zuvor an seinem Schwanz saugte. Er wusste nicht, ob sein Freund es tatsächlich auf einen Schuss anlegte oder ob er aufgrund all der schrecklichen Ereignisse zu sehr in Gedanken war, um seine Bewegungen richtig zu deuten. Deswegen ignorierte er das Manuskript, das ihm eine Rolle als mehr oder weniger stummer Hetero vorschrieb, der zum ersten Mal von einem Kerl einen Blowjob bekam und sich daraufhin entschloss, nur noch mit Männern zu schlafen. „So geil, Baby! Aber jetzt komm hoch zu mir! Ich will deine Lippen auf meinen haben, wenn ich dich abschieße.“

Alec schob das zuckende Glied aus dem Mund, hob es über sein Gesicht und leckte an der Unterseite hinauf und hinab.

Philip biss sich auf die Lippe und versuchte, an alles andere zu denken, nur nicht an das Gefühl von Flammen in seinen Adern. Aber es war zu spät. Er spritzte ab, als Alec ihn fest anpackte. Zwei dicke Fäden Sperma schossen diesem ins Gesicht – die rechte Wange, das Kinn und sogar der Mund waren feucht davon. Alec machte eine Show daraus, indem er sich die Spritzer lasziv von der Lippe leckte.

Philip stieß einen Atemzug aus. Es war so geil, sein Schwanz wollte den Kampf gegen das Erschlaffen noch nicht aufgeben, aber die Sache war gelaufen. Der Dreh sah nur diese eine Szene mit ihnen zusammen vor. Das gebrüllte „Cut!“ nahm er nur beiläufig am Rand seines Bewusstseins wahr. Dafür fühlte er Alecs Finger auf seinem Bauch umso intensiver, die zärtlich ihre Kreise zogen.

„Alles klar bei dir?“

„Wahnsinn“, meinte Philip, ohne die Frage zu beantworten. „Ich glaube, du könntest das bei jedem. Ihn zum Abspritzen bringen, meine ich.“

„So früh am Morgen solche Komplimente? Willst du irgendwas von mir?“ Alec grinste und schob die Hand von Philips nackter Haut, ehe er sich an einen der Bettpfosten lehnte und seufzte. Er fühlte sich wie erschlagen. Das war ja auch kein Wunder – er hatte nachts kaum Schlaf gefunden. Wenn die unsympathische Schnalle vom Make-up ihm nicht die doppelte Ladung Creme ins Gesicht gekittet hätte, wären seine dunklen Augenringe eher passend für einen Zombiefilm gewesen. „Ich will nur noch heim und schlafen.“

„Der Tag ist noch jung. Nutz ihn!“ Philip erhob sich und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. „Du drehst einfach das kalte Wasser auf, und dann bist du munter und fidel.“

„Fidel Castro?“

„Na, bitte! Wenn du zum Scherzen aufgelegt bist, kannst du den Tag auch außerhalb deines Bettes verbringen.“

Alec seufzte demonstrativ ein weiteres Mal und folgte Philip in die nur halbherzig in Betrieb genommenen Duschkabinen. Wozu hätte sich das Team auch mehr Mühe machen sollen? Der Film war in einem, vielleicht zwei Tagen abgedreht, und dann blieb die Fabrikhalle wieder für Monate leer. Ausgenommen, ein anderes Pornoteam oder eine Dancecrew nahm sich der verfallenden Gemäuer an.

Bevor er sich unter den Duschkopf stellte, wagte er einen kurzen Blick auf sein Handy. Es herrschte gähnende Leere auf dem Display. Nur die immer vorhandene Uhrzeit und der Leistungsbalken für Empfang und Akku waren zu sehen. Philip hatte ihm einmal im Scherz angeboten, ein unpassendes und sehr erregendes Foto zu schicken, damit er es als Hintergrundbild einstellen konnte, aber daraus war nie etwas geworden. Schließlich musste ja nicht jeder x-beliebige Fahrgast in der Straßenbahn wissen, welchem Beruf er nachging, wenn er sein Telefon zückte.

Erst als er das Wasser auf die höchste Stufe gestellt hatte und er seine eigenen Worte wegen des Rauschens nicht mehr verstehen konnte, fluchte er ein paarmal. Matt war so ein Dickkopf! Er hätte ihm wenigstens einen guten Morgen wünschen können, nachdem er schon vor Stunden eine Nachricht mit demselben Inhalt von ihm bekommen hatte. Was für ein Arschloch! Wenn er dachte, dass er auf den Knien rutschend angekrochen kam, täuschte er sich. Er war im Recht, und er würde sich das nicht nehmen lassen, nur weil Matt Spielchen mit ihm treiben wollte. So weit sollte es noch kommen!

Auf dem Weg nach Hause hielt Alec es nicht mehr aus und holte sein Handy hervor. Kaum in der Hand, suchte er nach Matts Nummer und schob sie in das SMS-Feld. Dann überlegte er ein paar Minuten, was er ihm schreiben sollte. Er war wütend auf sich selbst, weil er einmal mehr zuerst einknickte und des lieben Friedens willen seinen Stolz beugte. Aber was blieb ihm anderes übrig? Wenn sie sich stritten, war er es, der litt. Matt hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen, wenn er ihn hängen ließ und sich stattdessen mit seinen Freunden vergnügte. Andererseits war es nicht wirklich ein Zeichen der Schwäche, wenn er den ersten Schritt machte. Wie sagt man so schön? Der Klügere gibt nach. Die Frage war nur, wie oft er der Klügere sein konnte, ohne dass es nur noch Nachteile für ihn brachte. Er liebte Matt, wahrscheinlich zu sehr und schon viel zu lange. In Momenten wie diesen zweifelte er, ob seine Gefühle überhaupt erwidert wurden. Manchmal fragte er sich sogar, ob Matt ihre Beziehung als solche sah oder er nur ein Zeitvertreib für ihn war. Aber daran wollte er nicht denken. Zumindest nicht nach dieser Nacht. Er atmete tief ein und tippte schließlich die einzigen Worte ein, die Matt genügend befriedigten, um auch zu antworten: Es tut mir leid, dass ich wütend geworden bin.

Er las die SMS gefühlte zehn Mal, ehe er sie endlich abschickte. Danach starrte er beinahe neurotisch auf das verdammte Display. Wenn das so weiterging, würde er noch gegen einen Mast laufen. Obwohl er gerne zu Fuß unterwegs war, stieg er jetzt lieber in den Bus ein, um weiterhin auf sein Handy schauen zu können. Er war wirklich ein Weichei. Jedes Abstreiten wäre einer Selbsttäuschung gleichgekommen. Matt hatte keinen Dreh an diesem Tag – er war also entweder zu Hause oder besuchte Freunde. Er hätte Zeit gehabt, um ihm zu antworten, wollte aber anscheinend nicht. Oder stand er in irgendeinem Geschäft an der Kasse? Saß er vielleicht in seiner Wohnung und holte sich zu einem Porno einen runter? Matt war der einzige Pornostar, den er kannte, der von seinen eigenen Filmen besessen war. Aber selbst wenn es so gewesen wäre, hätte er zumindest kurz antworten können. Die erste SMS hatte er ihm schon nach dem Aufstehen geschickt. Der Arsch legte es wohl darauf an, dass er ihm Honig ums Maul schmierte. Darauf konnte er lange warten!

Alec starrte aus dem Fenster und versuchte auszumachen, wo er sich gerade befand. Er war eine Station zu weit gefahren. Verdammt! Aber so konnte er wenigstens ungestört eine weitere SMS schreiben. Umsteigen oder die gesamte Runde fahren konnte er jederzeit.

Sehe ich dich heute? Kommst du vorbei?

Das klang noch mehr nach Arschkriecherei als die Entschuldigung der ersten SMS. Wenigstens hatte er der Versuchung widerstanden, zu fragen, ob er zu ihm kommen solle. Er wollte ihm nicht auch noch die Genugtuung verschaffen, ihn vor verschlossener Tür alt werden zu lassen.

Alec rechnete nicht mehr mit einer Antwort, als sein Handy doch noch piepte. Freudig überrascht blieb er mitten im Treppenhaus stehen und zog es aus der Tasche. Er zögerte allerdings einen Moment, ehe er auf das Display schaute. Es konnte immerhin ein Freund sein oder sein Agent. Ein ehemaliger Schulkollege? Vielleicht sogar sein Vermieter? Alles mehr oder weniger mögliche Szenarien.

11:37 von Matt: Bezieh das Bett neu!

Es war nicht die Art von Antwort, die er sich erhofft hatte, aber zumindest klang sie danach, als ob sie sich am Abend aussprechen würden. Alec seufzte und verstaute das Telefon wieder in seiner Tasche. Er war erleichtert, obwohl die SMS nicht wirklich aufbauend war. Aber Hauptsache, sie würden sich sehen.

Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit. Er war nie ein Mann gewesen, der sich an andere klammerte – im Gegenteil –, aber seit seiner Entführung brauchte er die Nähe von vertrauten Seelen. Er bereute einmal mehr, dass er in seiner Wohnung weder Katzen noch Hunde halten durfte. Er hatte so viel Freizeit zwischen seinen Drehs, er hätte sich liebevoll um sie kümmern können. Selbst an manchen Sets waren Tiere erlaubt. Phils alter Bernhardiner kam wegen seines hohen Alters zwar nur noch sporadisch mit an die Drehorte, aber als er noch ein paar Hundejahre jünger gewesen war, hatte sich das geflügelte Wort „Dreh mit Hund“ als Synonym für Produktionen mit Phil durchgesetzt.

Alec hatte kaum die Tür hinter sich geschlossen, als das leise Piepen seines Handys eine weitere SMS ankündigte. Zu seiner Überraschung kam sie nicht von Matt, sondern von Elissa.

11:39 von Elly: Kannst du noch x kommen? Notfall. Einspringen für Jan???

Das war ein interessantes Angebot. Jan Sparks war bekannt dafür, die härtesten Szenen mit einem Lächeln zu drehen. Wenn er für ihn einspringen würde, käme er in den Genuss ganz anderer Techniken, als sie ihm seit seiner Entführung von befreundeten Produzenten angeboten wurden – von Unbekannten nahm er im Moment keine an, er hatte zu viel Angst, während eines Drehs mit einer Situation konfrontiert zu werden, die ihn an die schrecklichen Tage erinnerte. Vielleicht würde er durchdrehen. Elissa und ihrem Team hingegen vertraute er bedingungslos.

Alec tippte eine Antwort und setzte sich zum Verschnaufen kurz auf die Couch. Er war durstig und müde, aber wenn er vor der Szene noch einmal kalt duschte, würde es gehen. Das fehlte ihm gerade noch: vor versammelter Mannschaft zu versagen. Er lehnte sich zurück und warf einen Blick auf die Uhr. Maxi, das Mädchen für alles, würde in knapp acht bis zehn Minuten vor der Tür stehen und auf ihn warten. Es war praktisch, einen eigenen „Chauffeur“ für Notfälle zu haben, aber es war auch übertrieben dekadent.

Er sah schnell in sein Schlafzimmer. Matts Rucksack stand noch immer am Boden. Wenn er vorbeigeschaut hatte, dann hatte er zumindest keine Beweise für seine Anwesenheit hinterlassen. Das Bett sah auch genauso aus, wie er es verlassen hatte.

Alec schaute erneut auf die Uhr und marschierte in die Küche. Möglicherweise hatte Matt ihm eine Nachricht am Kühlschrank oder auf dem Küchentisch dagelassen. Doch da war nichts. Er seufzte. Wenigstens konnte er sich den Saft aus dem Getränkeschrank holen, den er schon auf der Couch hatte trinken wollen. Er blieb an den Kühlschrank gelehnt stehen und wartete ungeduldig auf das Klingeln an der Haustür, das Maxis Ankunft melden würde.

2

Alec war sich nicht sicher, wie er das Gespräch mit Matt beginnen sollte. Er war letzte Nacht erst spät nach Hause gebracht worden, und als er die Wohnung betreten hatte, war sie leer gewesen. Was auch immer Matt so spät auswärts noch erledigt hatte, es war kein Job gewesen. Alec hatte einen guten Überblick über Matts Aufträge, genau genommen übernahm er inzwischen die Aufgabe eines Sekretärs oder eines schlecht bezahlten Privatassistenten – es sei denn, dass er den Sex als Bezahlung mitrechnete. In dem Fall war sein Gehalt nicht mehr ganz so schlecht … eigentlich sogar überaus gut. Ihm graute allerdings bei der Vorstellung, dass ihre Beziehung irgendwann zu genau dem verkommen würde: einem Arbeitsverhältnis.

Wahrscheinlich war Matt mit Freunden um die Häuser gezogen und hatte nur die Zeit vergessen. Andererseits konnte er auch in einen Stripclub gegangen sein, um sich geistige Wichsvorlagen zu beschaffen. Zuzutrauen war Matt beides. Er hätte ihm trotzdem eine SMS schicken können, dass es später wurde. Das wäre das Mindeste gewesen.

Zumindest hatte er sein Versprechen gehalten und war irgendwann in den Morgenstunden doch noch gekommen. Das war besser als nichts. Wenn er schon nicht in Matts Armen einschlafen konnte, wollte er wenigstens mit ihm frühstücken. Die Tage begannen schöner, wenn er ihn schlaftrunken betrachten durfte. Ob dieser Wunsch in Erfüllung ging, konnte er allerdings nicht genau sagen. Matt war scheinbar lange vor ihm aufgestanden, denn er saß frisch geduscht und mit fertig zubereitetem Frühstück am Tisch. Er sah gut aus, wie immer. Alec hätte sich für seine maßlose Verliebtheit am liebsten eine Ohrfeige verpasst.

„Hattest du Spaß gestern?“, fragte er kleinlaut, als er an den Tisch trat und seine Schale Müsli neben Matts mediterranes Schlemmerfrühstück stellte. Mozzarella, Tomaten, Olivenöl und Brot. Es sah so aus, als würde Matt erst spät mittagessen. „Hast du heute einen Dreh?“

„Nein, ich treffe mich mit einem Freund.“

„Schön. Mit dem gleichen wie gestern?“

Matt streifte ihn mit einem seltsamen Blick. Alec hatte keine Ahnung, was er bedeutete. Er war keine Warnung, aber auch keine Zurschaustellung von Interesse. Einen Augenblick später schaute Matt wieder auf seinen Teller und schob sich ein Stück Tomate in den Mund. Was er wohl gerade dachte? Manchmal kam es ihm vor, als würde er ihm nicht reichen. „Ein Kollege von der Arbeit?“

Matt seufzte, bequemte sich aber dieses Mal zu einer Antwort: „Wir besprechen ein Projekt.“

„Klingt interessant.“

„Nicht wirklich. Ist alles noch Zukunftsmusik.“

„Also ist es etwas Großes? Das ist toll! Manchmal muss man finanzielle Risiken eingehen, um etwas Großartiges zu schaffen.“

Matt musterte ihn erneut, dann legte er die Gabel auf den Teller und schob diesen von sich. „Hattest du Spaß gestern?“

War das etwa Eifersucht? Damit konnte er umgehen. „Wir haben ein paar fantastische Aufnahmen gemacht … mit Philip. Ich glaube, das Teil wird gut.“

Ihre Blicke trafen sich. Alec sah Sekunden später weg. Mist! Er hatte den Blickkontakt zuerst abgebrochen.

Matt seufzte ein zweites Mal und erhob sich. Er marschierte um den Tisch und blieb hinter ihm stehen.

Alec runzelte die Stirn. Er hatte keine Ahnung, was das bedeutete oder was als Nächstes geschehen würde. Ein handfester Streit? Ein Abgang, ohne ein Wort des Grußes? Oder doch eher Vorwürfe, Vorwürfe und nochmals Vorwürfe?

„Steh auf!“

Alec erhob sich langsam. Er wollte sich umdrehen, aber Matt legte ihm die Arme von hinten um die Brust und hielt ihn fest.

„Wer besorgt es dir besser?“

„Wenn du das fragen musst, haben wir ein Problem.“

„Keine Antwort ist auch eine Antwort.“ Matt küsste sein Ohr. „Macht nichts. Ich finde schon raus, was ich wissen will.“ Eine Hand sank verräterisch tief.

Alec stöhnte vor Lust auf – nicht aus Sorge oder Langeweile.

„Gut, dass du heute keinen Dreh hast“, hauchte Matt verführerisch.

„Hast du einen?“

„Nein.“

„Sehr gut!“

Matt drehte ihn zu sich und presste ihm die Lippen auf den Mund. Es war zu früh für einen derart obszönen Kuss außerhalb des Schlafzimmers, andererseits war es ihre Küche und sie waren ein Paar. Wieso hätten sie sich zurückhalten oder ins Bett gehen sollen?

Alec genoss das Gefühl, als Matt ihm die Shorts über seine Beine streifte. Er hoffte auf einen Blowjob, aber sein Gegenüber war offenbar nicht bereit dafür. In seinen Augen hatte er diese Belohnung wohl nicht verdient. Das machte nichts. Matts Hände auf seinem Rücken und in seinem Haar waren erregend genug. Er würde ihm eine gute Show bieten, schließlich hatte er trotz der angespannten Lage einen weiteren Porno mit Philip gedreht, und es war dennoch zu keiner Auseinandersetzung gekommen. Wenn er sich ein bisschen Mühe geben würde, könnte er Matt vielleicht prägen wie ein Hundetrainer seinen Rottweiler.

Alec stöhnte ein wenig zu laut, als Matt ihn am Hintern packte und auf die Tischplatte schob. Er wartete nicht einmal, bis die Teller und Schalen aus dem Weg geräumt waren, um sich darauf auszubreiten. Matts Lippen waren nun überall, und seine Finger ebenso. Es war ein erstaunlich sanftes Vorspiel für die Lage, in der sie sich befanden, und schließlich bekam er doch noch den einen oder anderen Kuss auf seinen Penis.

„Saug dran!“, bat Alec ein wenig außer Atem.

„War der Kleine gestern dran?“

Aha. Derjenige, der hier geprägt werden sollte, war nicht Matt. Auch gut. Solange er bekam, was er wollte, ließ er sich auf das Spielchen ein. „Nein, ich hab’s ihm besorgt.“

„Warst du gut?“

„Um es in deinem Jargon auszudrücken: Ich hab’ der Hete gezeigt, wo das ‚Sex’ von ‚homosexuell’ herkommt.“

Matt grinste. Dann widmete er sich wieder dem erigierten Glied vor seinem Gesicht. Er schob es bis zur Hälfte in den Mund und saugte sanft daran. Mit den Fingerspitzen rieb er an dem bereits völlig hart gewordenen Schaft.

Alec stöhnte abermals laut. „Perfekt, Darling … Oh, Gott!“

„Brauchst du mich?“

„Ich brauche dich! Jetzt! Immer!“

„Guter Junge!“

Langsam ging Alec der Vergleich mit dem Hundetrainer gegen den Strich. Das war ein schlechtes Wortspiel. Er verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf das Prickeln in seiner Muskulatur. Seine Oberschenkel schienen Feuer zu fangen, wo sich Matts Finger in seine Haut gruben. Es fühlte sich irrsinnig gut an. Das nächste Stöhnen war nicht gespielt, denn er kam dem Höhepunkt erschreckend schnell näher.

Matt kannte ihn lange genug, um das Zeichen richtig zu deuten, ehe er ihn mit einer schwungvollen Bewegung umdrehte. Er leckte sich über zwei Finger und spielte dann am Muskelband von Alecs After herum. „Brauchst du Gleitmittel?“

„Mach es richtig, dann brauchen wir keines!“ Alecs Körper kribbelte vor Aufregung. Endlich würde er ihn wieder nehmen – so richtig, nicht nur kleine Spielchen mit ihm treiben.

Matt schaute sich auf dem Frühstückstisch um. „Wir haben Margarine.“

„Schmier mir die in den Arsch und wir sind geschiedene Leute!“

„Ich hab’ mal gehört, dass das funktioniert.“

„Ich sagte Nein!“

„In manchen Pornos sieht man das auch!“

„Nein ist Nein, ich schwöre bei Gott!“

„Ach, halt den Mund! Seit wann bist du denn gläubig?“ Matt leckte über Alecs Nacken. Mit ein bisschen Überredungskunst würde er ihn überzeugen. „Was sagst du zu Olivenöl?“

„Trau dich ja nicht!“

„Das macht das Rimming gesund. Den Geschmack von Arsch brauch’ ich ja nicht unbedingt.“

„Kannst du das Reden bitte sein lassen?“

„Ich dachte, du stehst auf Quatschen?“

„Nicht, wenn du es bist. Mach einfach weiter! Bitte!“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hörte er schon das leise Plopp-Geräusch einer sich öffnenden Flasche. Das durfte nicht wahr sein! So hatte er das nicht gemeint. Matt musste das wissen, trotzdem blieben ihm nur noch knappe zwei Sekunden, ehe er das Öl zwischen seinen Backen spüren würde. „Kennst du das Wort ‚Nein’ nicht?“

„Halt den Mund!“, befahl Matt erneut. Seine Stimmlage verriet, dass das scherzhafte Geplänkel vorbei war. Jetzt war es Zeit zum Ficken. Sein Schwanz wartete schon viel zu lange darauf, es Alec wieder einmal richtig zu besorgen. „Fertig?“