Unbestrafbar - Danny Silk - E-Book

Unbestrafbar E-Book

Danny Silk

0,0

Beschreibung

Das Zusammenleben mit Menschen ist oft chaotisch. Unsere Kinder, Ehepartner und Freunde versagen und richten einen Schlamassel an, ebenso wie unsere Mitarbeiter, Chefs, Pastoren und Politiker – und auch wir selbst. Solche Schlamassel können beängstigend, schmerzhaft und ärgerlich sein. Und ganz gleich, ob wir unter einem persönlichen Versagen leiden, über ein respektloses Kind frustriert, wegen eines großen Verrats am Boden zerstört, wegen eines Konflikts am Arbeitsplatz oder den Folgen größerer sozialer Ungerechtigkeiten gestresst sind, reagieren wir immer wieder auf dieselbe Weise – mit Angst, Scham und Bestrafung. Diese Reaktionen sind verständlich … tragen aber nicht zur Lösung des Problems bei. Tatsächlich fördern sie nur eine Kultur der Angst, Unversöhnlichkeit, Vergeltung und Trennung. Jesus ist gekommen, um uns einen besseren Weg zu zeigen, wie wir auf menschliches Chaos reagieren können: den Weg der Umkehr, Versöhnung und Wiederherstellung. Auf diese Weise werden Menschen von Angst, Scham und Bestrafung befreit und befähigt, ihre Probleme an der Wurzel anzupacken und sich einen neuen Lebensstil anzueignen: Sie lernen, im Licht zu leben und ihre Beziehung zu Gott, sich selbst und anderen zu schützen. „Unbestrafbar“ ist ein Wegweiser, um selbst den Weg der Umkehr, Versöhnung und Wiederherstellung zu gehen, anderen auf diesem Weg zu helfen und straffreie Kulturen der Liebe in unserem Leben, unseren Beziehungen, Familien, Gemeinden und Organisationen zu schaffen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 301

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

Danny Silk

Unbestrafbar

Unsere Vorliebe für Bestrafung beenden

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage 2020

© Copyright 2020 by Danny Silk. All rights reserved. Originally published in English under the title „Unpunishable – Ending Our Love Affair With Punishment“

© der deutschen Ausgabe 2020 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, für das Neue Testament der Neuen Genfer Übersetzung, 2009, entnommen, für das Alte Testament der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985 (REÜ). Weitere Bibelübersetzungen:

BAS: BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, 2012

LUT: Lutherbibel, Revidierte Fassung von 1984

SLT: Schlachter 2000

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Übersetzung/Satz: Manfred MayerUmschlaggestaltung: Jens Neuhaus, www.7dinge.de

ISBN (epub): 978-3-95578-474-4

ISBN (Druck): 978-3-95578-374-7

 

 

Inhalt

Vorwort

Teil 1: Unsere Vorliebe für Bestrafung

1 Die Entscheidung zur Umkehr

2 Das Bestrafungsparadigma

3 Warum bestrafen wir so gerne?

Teil 2: Unser Ruf zum Bund der Liebe

4 Der Gott, der Bünde schließt

5 Der Neue Bund

6 Disziplinierung im Neuen Bund

Teil 3: Den straffreien Weg einschlagen

7 Das 5-E-Konfrontationsmodell

8 Umkehr

9 Versöhnung

10 Wiederherstellung

 

 

 

 

 

 

 

All den Menschen gewidmet,mit denen ich im Laufe der Jahre gearbeitet habe und die treu darin waren, sich tief zu demütigen,um die Gnade Gottes zu empfangen,die uns die Kraft und das Verlangen gibt,seinen Willen zu tun.

 

 

Danksagungen

Allison Armerding: Du hast wieder einmal ein Meisterwerk vollbracht! Mit einem solch großartigen Menschen und wunderbaren Genie zusammenarbeiten zu können, macht mich einfach dankbar. Ich habe keine Worte dafür. Du bist eine wahre Freundin.

Das „Loving On Purpose“-Team – Sheri Silk, Ben und Brittney Serpell, Leah Rivas, Anna Hill, Ashley Beck und Phin (Büromaskottchen, Goldendoodle): Ihr alle lebt diese Botschaft auf so angenehme Weise und seid treue Repräsentanten der Welt gegenüber, die euch beobachtet und von euch lernt. Ich danke euch, dass ihr so viel Spaß und Freude zu dieser Reise beigetragen habt.

Ryan Sprenger: Da sind wir wieder! Ein weiteres „selbstveröffentlichtes“ Buch, das NewType und Printopya gemeinsam herausgebracht haben. Ich bin so dankbar für eure Führung und euer dienendes Herz. Vielen Dank an euch und euer Team!

Ben und Heather Armstrong: Ihr seid Helden der Liebe und auch meine persönlichen Helden! Die Frucht eures Lebens lässt mich staunen. Ihr habt den Lauf der Geschichte verändert, indem ihr einfach gesagt habt: „Ich entscheide mich für dich.“

Josh und Robin Biddlecomb: Ich bewundere euch! Danke, dass ihr diesen harten Weg auf euch genommen habt, um euer Familienvermächtnis zu wahren, und dass ihr auf Gott vertraut, dass er uns alle Dinge zum Guten dienen lässt.

Pep und Angie Robey: Ihr habt mit eurer Geschichte ganz bestimmt mein Leben verändert. Ich bin euch für immer dankbar für euren Mut und eure Versöhnung.

Jonathon und Karen Welton: Vielen Dank für eure Hilfe bei diesem Buch! Von der Theologie bis zur Demut – ihr beide leistet einen wichtigen Beitrag zum „besseren Bund“ auf der Erde. Ich freue mich, mit euch unterwegs zu sein und dass ihr meine Freunde seid.

Dann Farrelly: Noch einmal vielen Dank für das „Lot“ und die Kraft, die du meinem Leben verliehen hast.

Shawn Bolz: Du hast tiefe Freundschaften auf dem Herzen! Ich freue mich über das, was du in diesem Leben aufbaust. Cherie war ein kluger Schritt, ebenso wie die reizenden jungen Damen, die zu deinem Haushalt hinzugekommen sind. Danke für deine Hilfe bei diesem Projekt!

 

Vorwort

Ich wurde von zwei Christen der ersten Generation großgezogen, die ein kaputtes Leben geführt hatten, bevor sie zu Christus gekommen sind. Sie waren in sehr dysfunktionalen Familien aufgewachsen, in denen es Missbrauch, Zorn und Bestrafung gegeben hatte. Meine Eltern waren außerdem Kinder der 1950er-Jahre und zogen ihre Kinder von den 1960er- bis in die 1980er-Jahre auf, als die Erziehungsmethoden, sowohl in der Populärpsychologie als auch in der Kirche, auf Bestrafung basierten. Sie wollten mich und meine Geschwister jedoch nicht so erziehen, wie sie selbst erzogen worden waren, und gaben sich Mühe, die Verbindung zu uns aufrechtzuerhalten und nicht zu riskieren, sie zu verlieren, indem sie zu hart mit uns umgingen. Sie leisteten eine erstaunliche Arbeit, indem sie ihre Erlösung direkt vor unseren Augen in die Praxis umsetzten.

Ich weiß noch, dass mein Vater einmal sehr wütend war, als ich etwas falsch gemacht hatte. Er sah mich an und sagte: „Ich sollte nicht so wütend sein. Was du getan hast, verdient eine solche Reaktion nicht. Ich möchte nicht, dass du das Gefühl hast, du seist für meinen Ärger verantwortlich oder dieser habe mit dem zu tun, was du getan hast. Geh erst mal spielen, während ich daran arbeite, mich zu beruhigen und meinen Ärger mit Gottes Hilfe in den Griff zu bekommen, damit ich mit dir in angemessener Weise über das sprechen kann, was du getan hast.

Die Selbsterkenntnis meines Vaters bewahrte mich davor, dass ich in einer Situation Zorn zu spüren bekam, in der so viele Kinder harte Worte, Strafen und Konsequenzen, anstatt echte Liebe, Verbundenheit und Hingabe erfahren. Wenn ich etwas falsch gemacht hatte, zeigte mir seine Verletzlichkeit, was seine Ziele waren. Es ging ihm nicht darum, seinen eigenen Zustand zum Ausdruck zu bringen, sondern er wollte mir helfen zu verstehen, dass er ein echter Mensch war, der dabei war, von echter Gebrochenheit geheilt zu werden. Diese war durch seine Eltern verursacht worden, welche versucht hatten; ihn mittels Kontrolle und Zorn zu zähmen. Er wollte das nicht wiederholen, und als seine Beziehung zu Gott immer stärker wurde, wurde er für mich und meine Schwestern ein gutes Vorbild dafür, lernfähig zu sein und sich neue Ziele zu setzen, die nicht auf dem Bestrafungsmodell basierten, das er erlebt hatte. Meine Eltern versuchten beide, in ihrem Christsein etwas anderes zu leben. Das war in der damaligen Kultur eher selten und machte unsere Familie einzigartig.

Die Folge ihres Wechsels von einer Bestrafungs- zu einer Disziplinierungsmethode war, dass meine Schwestern und ich kaum echte selbstverschuldete Probleme in unserem Leben hatten. Ich war nie betrunken, habe niemals Drogen probiert, vorehelichen Sex gehabt oder irgendetwas Illegales getan – nicht, weil ich Angst vor der Bestrafung meiner Eltern oder vor dem Gesetz hatte, sondern weil ich aufgrund der Art und Weise, wie meine Eltern mir Gottes Liebe und ihre eigene Liebe zeigten, diese Beziehung um jeden Preis schützen wollte. Mein Vater hat uns von klein auf vorgelebt, wie man nicht anderen Frauen hinterherläuft oder mit Pornografie zu tun zu hat, weil er meine Mutter so sehr liebte, dass er diese Beziehung nicht gefährden wollte. Das brachte mich zu der Überzeugung, dass ich, wenn ich der Beziehung zu ihnen schadete, was ein paar Mal tatsächlich vorkam, um jeden Preis darum kämpfen müsste, umzukehren, mich zu versöhnen und die Verbundenheit wiederherzustellen.

Als ich daran ging, das Manuskript für dieses Buch zu lesen, erwartete ich eine gute Lektüre, aber ich hatte auch viel zu tun, weshalb ich mir sagte: „Sei wirklich präsent und bei der Sache.“ Junge, dieses Selbstgespräch war wirklich nicht nötig gewesen! Von den ersten Seiten an wurde ich völlig in Beschlag genommen. Was ich las, forderte mich – auf gute Weise, aber auch fast unbequem – heraus: zunächst die Geschichten, dann aber auch Dannys Worte für eines der schwierigsten Themen im Christentum, nämlich: Wie können wir mit den leidvollen Erfahrungen in unseren Beziehungen umgehen und sie aus biblischer Perspektive sehen? Wie tun wir Buße1? Wie stellen wir Versöhnung her? Was tun wir in gesunden Konflikten mit Menschen wie unseren Kindern oder anderen, die wir leiten oder für die wir verantwortlich sind? Und wie können wir, wenn wir sündigen, die Beziehung wiederherstellen und klare Ziele für eine echte Umkehr festlegen, anstatt nur aus Scham und Schuld heraus zu handeln? Wie können wir es bewerkstelligen, dass wir weder andere noch uns selbst bestrafen?

Im Christentum hat es uns auf breiter Front an emotionaler und geistlicher Intelligenz gefehlt, um zu wissen, was zu tun ist, wenn jemand an uns und sich selbst schuldig wird. Wir wissen, dass wir das radikale Leben der Liebe führen sollten, das Jesus uns vorgelebt hat. Doch das, was die Menschheit normalerweise anwendet, ist Bestrafung, und deshalb enden wir oft in Selbstschutz und harter Disziplinierung statt einer auf Liebe gegründeten Disziplinierung2, und bringen uns selbst oder andere in eine Situation, die einfach keinen Erfolg verspricht. Wenn du Unbestrafbar liest, wirst du sowohl einige wichtige Dinge verlernen als auch (neu) erlernen, und zwar dadurch, dass du mit der einfachen, biblischen Antwort konfrontiert wirst, mit der wir auf Sünde und Versagen reagieren sollten. Außerdem wirst du erfahren, wie du vom Herzen her auf Menschen in deinem Leben und in unserer Kultur eingehen kannst.

Dieses Buch stattet mich mit einer neuen geistlichen Intelligenz aus, um mit Versagen umgehen zu können. Ich habe sofort begonnen, das, was in Beziehungen auf dem Spiel steht, ganz anders zu sehen. Ich musste auch überdenken, wie ich in der Vergangenheit mit Freunden, Familienmitgliedern, Mitarbeitern und Gemeindemitgliedern umgegangen bin, weil ich nicht immer aus einer gesunden Theologie heraus gehandelt habe oder Worte hatte, um sie zu beschreiben. Ich gehe auch in mich, um all das zurückzugewinnen, was ich verloren habe, weil ich in der Vergangenheit aus einer Bestrafungsmentalität heraus gehandelt habe, statt aus einer Haltung der Gnade und Versöhnung, die Danny in Unbestrafbar so klar zum Ausdruck bringt. Ich muss einfach so ehrlich sein, wenn ich dieses Vorwort schreibe. Dieses Buch wird dafür sorgen, dass du dich veränderst. Du wirst eine neue Einstellung in Bezug auf Sünde, Umkehr und Konflikte und den Umgang damit bekommen. Ich denke, dass fast jeder, der dieses Buch liest, in einigen Bereichen, die in der Gemeinde heute völlig falsch verstanden werden, ein schnelles, sichtbares Wachstum erleben wird. Unbestrafbar ist letzten Endes eine theologische Revolution, die auf Liebe basiert sowie zugänglich, geistlich intelligent und sauber ist.

Vor einigen Jahren saß ich mit Danny zusammen und gab ihm ein geistliches Wort mit auf den Weg: „Du wirst ein Buch über Leiter und Menschen schreiben, die versagt haben, und du wirst Worte dafür finden, wie der Prozess der Wiederherstellung wirklich aussieht und wie man mit Buße und Versöhnung umgeht.“ Er hätte es auch ohne meinen geistlichen Input getan, denn so bringt sich Gott durch Danny eben zum Ausdruck, aber ich habe dieses Buch gebraucht und bin froh, dass ich geistlich wach genug war, um es zu wollen. Ich werde durch dieses Buch verwandelt, und du ebenfalls.

Shawn Bolz

Autor von Through the Eyes of Love, Translating God undBreakthrough Prayers, Prophecies, and Declarations

 

 

1 Das engl. Wort „repentance“ haben wir in diesem Buch abwechselnd mit „Buße“, „Umkehr“ oder „Sinnesänderung“ wiedergegeben. Anm. d. Hrsg.

2 Das englische Wort „discipline“ haben wir meist mit „Disziplinierung“ wiedergegeben. In der Bibel wird es gewöhnlich mit „Züchtigung“ oder „Erziehung“ übersetzt. Anm. d. Hrsg.

TEIL 1: UNSERE VORLIEBE FÜR BESTRAFUNG

 

Kapitel 1: Die Entscheidung zur Umkehr

Es war der zweite Tag unserer Leiterkonferenz zum Thema „Kultur der Ehre“ in der Bethel-Gemeinde in Redding. Vor mir saßen etwa zweihundert Leiter, von denen mich viele neugierig ansahen und offensichtlich nicht wussten, was sie von dieser Nachmittagssitzung zu erwarten hatten, die schlicht und einfach den Titel „Unbestrafbar“ trug. Ich ahnte bereits, dass ich mit dem, was ich vorhatte, eine kleine geistliche Atombombe in ihre Welt werfen würde.

„In den letzten Lehreinheiten“, so begann ich, „ging es um den Gedanken, dass eine Kultur der Ehre eine Kultur der Liebe und eine Kultur der Familie ist. Das bedeutet, dass es auch eine Kultur der Verletzlichkeit ist. Wir entscheiden uns dafür, uns in Beziehungen zu begeben, in denen unser Leben durch die Entscheidungen anderer Menschen stark beeinflusst werden kann, und auch sie können durch unsere Entscheidungen beeinflusst werden. Und manchmal sind die Auswirkungen dieser Entscheidungen äußerst schmerzhaft. Aus diesem Grund opfert der größte Teil der Welt um des Selbstschutzes willen echte Liebe und Gemeinschaft. Aber in einer Kultur der Ehre, in einer Familie, opfern wir den Selbstschutz, um eine Beziehung wiederherzu­stellen, wenn diese durch die schlechte Entscheidung eines Menschen beschädigt oder zerstört wurde.“

Ein paar Köpfe nickten im Raum, aber die meisten Gesichter, die mich ansahen, waren nüchtern und aufmerksam. Alle schienen zu spüren, dass wir uns in tiefe Gewässer begaben.

„Der beste Weg, euch zu zeigen, wie diese Ehre, Liebe und Verletzlichkeit aussehen“, fuhr ich fort, „ist anhand einer Geschichte – einer Geschichte über einen unserer Leiter, der eine schmerzhafte Entscheidung traf, die sich auf alle in unserem Umfeld ausgewirkt hat.“

„Eines Tages im Jahr 2009“, so begann ich, „wurden Dann Farrelly, einer unserer Hauptleiter, und ich zu einem Treffen mit einer unserer Praktikantinnen unserer Ministry School1 gerufen. Diese Praktikantin erklärte uns, sie habe ein Jahr lang bei einem der Pastoren der Schule und seiner Familie gelebt und in den vergangenen Monaten eine Affäre mit ihm gehabt.

Bei diesen Worten machte sich eine gespannte Stille im Raum breit, eine Stille, die anhielt, als ich mit der Geschichte fortfuhr.

Dann und ich beriefen sofort ein Treffen ein, um Ben Armstrong, den fraglichen Pastor, zu konfrontieren. Er gab zu, dass alles, was sie uns gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Er schien dabei von seinem eigenen Geständnis schockiert zu sein – es war eindeutig das erste Mal, dass er laut ausgesprochen hatte, was er tatsächlich getan hatte.

Solche Geständnisse sind immer herzzerreißend, aber dieses machte mich besonders betroffen, weil ich diesen Mann gut kannte. Ich kannte Ben nämlich schon, seit er als Junge in meiner Heimatstadt Weaverville in Kalifornien aufwuchs. Er, seine Frau Heather und ihre drei Kinder waren geschätzte Mitglieder unserer Bethel-Gemeinschaft. Ben war in den Reihen der Bethel-Mitarbeiter stetig aufgestiegen, bis zu dem Punkt, an dem wir ihm die direkte seelsorgerliche Betreuung von siebzig Studenten des ersten Lehrjahres und die Aufsicht über die (damals) 700 Studenten des ersten Lehrjahres anvertraut hatten. Zu seinem Einflussbereich gehörten die Schule, die Gemeinde und sogar unser erweitertes gemeindliches Netzwerk. Seine Entscheidung, seinen Ehebund zu brechen, verstieß auch gegen seine auf einen Bund gegründeten Beziehungen zu Gott und dem ganzen Volk Gottes, das ihm als Leiter vertraute.

Als ich diesen Punkt in der Geschichte – Bens Geständnis – erreicht hatte, hielt ich inne und bat die anwesenden Leiter, ihre Antworten auf zwei Fragen aufzuschreiben:

• Was fühlst und denkst du über Ben und seine Entscheidung?

• Wenn diese Situation in deinem Leben oder in deinem Verantwortungsbereich eintreten würde, was würdest du als Nächstes tun?

Eine Reihe von Reaktionen

Während ich den Leitern einige Minuten Zeit gab, um ihre Antworten aufzuschreiben, musterte ich das Publikum und fragte mich, was in den Herzen und Köpfen dieser Männer und Frauen wohl vor sich ging. Ein paar Personen fielen mir auf, und ich konnte nicht widerstehen, mir auszumalen, wie sie, aufgrund dessen, was ich über sie wusste, wahrscheinlich innerlich reagieren.

Die erste Person, die mir auffiel, war Chuck2, den ich erst ein paar Stunden zuvor beim Mittagessen kennengelernt hatte. Chuck hatte mir erzählt, dass dies sein erster Besuch in Bethel war. Sein neuer Pastor hatte in ihrer konservativen evangelikalen Gemeinde im Mittleren Westen eine „Erweckungskultur“ eingeführt und Chuck sowie eine Handvoll anderer ehrenamtlicher Leiter zu dieser Konferenz mitgebracht, damit sie aus erster Hand erfuhren, in welche Richtung er sie geführt hatte. Chuck hatte mir gegenüber auch erwähnt, dass er eine achtzehnjährige Tochter hat, die erwägt, sich nach ihrem Highschool-Abschluss für unsere Ministry School zu bewerben.

Angesichts seines aufeinandergepressten Kiefers und seiner zusammengekniffenen Augen vermutete ich, dass Chuck als Reaktion auf Bens Geschichte wohl hauptsächlich zornig war. Dieser Blick war mir bekannt. Es war der Blick eines Mannes, der so etwas dachte, wie: Wenn irgendein Pastor meine Tochter verführt hätte, würde ich ihn jagen und erschießen! Wie konnte eine Autoritätsperson, der man vertraute, jemanden auf diese Weise ausnutzen? Ich hoffe, sie haben an ihm ein Exempel statuiert. Er sollte auf keinen Fall mehr irgendeine gemeindliche Leitungsposition einnehmen dürfen!

Die nächste Person, die mir ins Auge fiel, war Alexandra, eine ehrenamtliche Leiterin einer Gemeinde in Idaho. Ich hatte sie einige Monate zuvor auf einer anderen Bethel-Konferenz kennengelernt, und damals waren ihr strahlendes Gesicht und ihre ekstatischen Schilderungen der Erlebnisse mit der sternenklaren Hoffnung erfüllt, dass sie eine Gemeinde entdeckt hatte, die, soweit sie es beurteilen konnte, so gut wie perfekt war. Jetzt zeigten sich auf ihrem Gesicht Falten der Enttäuschung. Ich konnte fast hören, wie sie dachte: Wow! Ich dachte, dies sei ein Ort, an dem die Menschen wirklich den Willen Gottes „auf Erden wie im Himmel“ auslebten. Ich dachte, die Leiter hier hätten es besser drauf. Ein Pastor, der eine Affäre mit seiner Praktikantin hat? Wie konnte er mitten in der Erweckung leben und so einen Mist bauen?

Am Tisch neben Alexandra saß eine Gruppe von Leitern aus Singapur. Meine Augen richteten sich auf Li, mit dem ich auf mehreren Dienstreisen nach Asien ziemlich viel Zeit verbracht hatte. In all unseren Gesprächen, mit welchen Herausforderungen Leiter in seiner Kultur konfrontiert waren, stand sexuelles Fehlverhalten niemals im Vordergrund und kam unter ihren christlichen Leitern offenbar selten vor. Lis steifer, ernster Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass er eine berechtigte Empörung darüber empfand, dass ein Diener des Evangeliums sich so schändlich verhalten hatte. Aufgrund dessen, was ich über seine Kultur wusste, vermutete ich, dass er wahrscheinlich für eine strenge Bestrafung plädieren würde, um allen die Botschaft zu vermitteln, dass ein solches Verhalten für jeden, insbesondere für einen Pastor, erbärmlich sei.

Im hinteren Teil des Raumes erblickte ich meinen Freund Walter, einen fünfzigjährigen Geschäftsmann und lebenslangen Gläubigen aus Tulsa, Oklahoma. Nach der Eröffnungssitzung der Konferenz am Vortag hatten wir etwas Zeit miteinander verbracht, und Walter hatte mir dabei mitgeteilt, er habe gerade einen sehr schweren Vertrauensbruch erlebt. Vor Kurzem hatte er entdeckt, dass sein Schwager, den er zwei Jahre zuvor eingestellt hatte, nachdem er aus einem anderen Job entlassen worden war, Ausgaben vortäuschte und Firmenschecks an sich selbst ausstellte. Walter hatte keine Anzeige erstattet, aber seinem Schwager gesagt, es sei für ihn an der Zeit, sich eine andere Arbeit zu suchen. „Es brach mir das Herz“, hatte er mir gesagt, „aber ich musste ihn die Konsequenzen seines Verhaltens spüren lassen. Meine einzige Hoffnung ist, dass er seine Lektion lernt und nie wieder Menschen auf diese Weise verletzt.“ Ich konnte mir leicht vorstellen, dass Walter dachte, in Bens Fall müsse etwas Ähnliches getan werden.

Ebenfalls relativ weit hinten saß Carolyn, eine mir durch meinen Dienst seit langem bekannte Frau, deren Gesicht voller Sorge war. Ich wusste, dass dies allerdings weniger mit Bens Geschichte zu tun hatte als mit ihrem persönlichen Leben. In den Jahren, in denen ich Carolyn und ihren Mann Ken kannte, waren sie immer eine vorbildliche christliche Familie gewesen, die ihre drei wunderschönen Töchter in der Gemeinde aufzog, in der Carolyn elf Jahre lang als Buchhalterin gearbeitet hatte. Die Mädchen waren in der Jugendgruppe sehr engagiert, und Ken war im Ältestenrat. Aber jetzt drohte etwas ihre Welt auf den Kopf zu stellen. Beim Mittagessen am Vortag hatte Carolyn meine Frau Sheri beiseite genommen und ihr anvertraut, sie und Ken hätten in dieser Woche erfahren, dass ihre mittlere Tochter, die gerade mal fünfzehn Jahre alt war, schwanger war. Sie hatte dies ihrem Pastor noch nicht mitgeteilt und Sheri um Rat gefragt, was sie tun solle. Sie war überzeugt davon, dass die Gemeindeleitung und die anderen Mitglieder der Gemeinde dafür sorgen würden, dass sie ihre Stelle in der Gemeindeverwaltung verlor, wenn sie ihr Versagen als Mutter mitbekämen – um kein schlechtes Licht auf den Hauptpastor zu werfen. Aufgrund ihrer Äußerungen vermutete ich, dass Bens Geschichte die Furcht vor Strafe, die sie derzeit plagte, noch verstärken könnte.

Die letzte Person, die mir ins Auge fiel, war Bruce, ein befreundeter Pastor, der mit drei neuen Mitgliedern seines Ältestenteams an einem Tisch saß. Die drei jungen Männer steckten am Tisch ihre Köpfe zusammen und zeigten sich gegenseitig, was sie aufgeschrieben hatten. Bruce schaute jedoch in eine andere Richtung und schien einen Augenkontakt mit ihnen zu vermeiden. Ihm war sichtlich unwohl. In den mehr als zehn Jahren, in denen Bruce und ich bei verschiedenen Veranstaltungen miteinander Kontakt hatten und zusammen dienten, hatten wir genug voneinander erfahren, und ich wusste, dass er in der Vergangenheit mit einem Pornoproblem zu kämpfen hatte. Aufgrund der stressigen Situationen, mit denen er derzeit in seiner Gemeinde konfrontiert war, konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, ob Bruce in diesem Bereich wieder Schwierigkeiten hatte. Wenn ja, würde das erklären, weshalb die Geschichte, dass ein Pastor erwischt und entlarvt wurde, ihn in seinem Stuhl umherrutschen ließ.

Das Problem finden

Als alle mit dem Aufschreiben fertig waren, sagte ich: „An diesem Punkt war ich also bei Bens Geständnis angelangt. In den meisten Fällen hört das Gespräch genau hier auf. Und wir fangen an, jemandem, der eine der heiligen Regeln der Gemeinschaft gebrochen hat, zu sagen, was als Nächstes passieren wird. Die Botschaft, die wir aussenden, ist, dass er in dieser Sache keine Entscheidungen mehr zu treffen hat. Aber aus meiner Sicht hatte Ben noch eine Entscheidung zu treffen – die wichtigste von allen: Würde er Buße tun oder nicht?“

Diesmal sah ich kein Nicken im Publikum. Viele, darunter Chuck und Walter, hatten einen skeptischen Blick, als wollten sie sagen: Warum sollte das eine Rolle spielen? Andere sahen verwirrt und verunsichert aus, sie schienen sich nicht im Klaren darüber, was ich mit „Buße tun“ meinte.

„Der erste Weg für mich, um festzustellen, ob Ben bußfertig war“, fuhr ich fort, „war herauszufinden, ob er bereit war, sich den Schlamassel, das er angerichtet hatte, wirklich anzusehen. Er hatte sein Verhalten zugegeben, aber das war nur ein Teil des Ganzen. Um Buße zu tun, musste er das ganze Problem sehen – seine grundsätzlichen inneren Überzeugungen und Motive, die sein Verhalten samt allen seinen Auswirkungen hervorgebracht hatten.

Dann beschrieb ich die nächste Phase des Gesprächs mit Ben, die damit begann, dass ich ihn fragte: „Also, was ist passiert, Ben? Wie kam es dazu, dass du so etwas zugelassen hast?“

Inzwischen war Bens Gesichtsausdruck, der zuvor vom Schock über sein Geständnis geprägt gewesen war, tiefen Seufzern und Tränen der Angst, Schuldgefühle und Reue gewichen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht davon überzeugt werden musste, dass er ein Problem hatte – er wusste, dass er in den größten Schwierigkeiten seines Lebens steckte. Aber anstatt aus dem Raum zu rennen, begann er, mit uns nach der Ursache zu suchen: wo die Dinge bei ihm schief gelaufen waren und warum.

Nachdem er die Ereignisse, Entscheidungen und Beziehungsdynamiken, die zu der Affäre geführt hatten, zusammengefügt hatte, sah Ben die Realität des Lebens, das er gelebt hatte. Er hatte nicht nur jahrelang keine echte Verbindung zu seiner Frau gehabt, sondern war auch fast vollständig von allen anderen in seinem Umfeld isoliert gewesen. Der Ehemann, Vater, Leiter und Mann, den er nach außen vorgab, war eine Fassade – niemand kannte ihn wirklich bzw. sah, was sich hinter den Kulissen abspielte.

Als ich Ben fragte, woher diese Verhaltensweisen der Distanz, der Isolation und des Versteckens in seinem Leben kämen, musste er mehrere Minuten lang tief nachdenken, um die Wahrheit zu erkennen. Schließlich sagte er: „Ich habe Angst davor, gesehen und gekannt zu werden, weil ich Angst davor habe, etwas falsch zu machen und bestraft zu werden.“

„Okay“, sagte ich. „Lass uns dem mal nachgehen. Was glaubst du, woher diese Angst kommt?“

Ben erwähnte einige Szenarien aus seiner Kindheit, in denen er „in Schwierigkeiten“ geraten war, aber bei einem weiteren Geständnis wurden wir schließlich fündig. Dies war nicht seine erste Affäre. Er hatte bereits zwölf Jahre zuvor einmal Ehebruch begangen, als er und Heather frisch verheiratet waren und ihr erstes Kind erwarteten. Damals war er Mitarbeiter einer kleinen Gemeinde. Als die Wahrheit ans Licht kam, hatte er einen Prozess der „Gemeindezucht“ durchlaufen. Zuerst wurde von ihm verlangt, vor die Gemeinde zu treten und zu beichten, was er getan hatte. Dann wurde er von all seinen Leitungsaufgaben entbunden, durfte aber als Hausmeister in der Gemeinde weiterarbeiten. Die einzigen Personen, mit denen er die Situation besprechen durfte, waren die Hauptpastoren, die ihn und Heather seelsorgerlich beraten sollten, was dann praktisch aber kaum passierte. Er und Heather waren übereingekommen, die ganze Sache unter den Teppich zu kehren und weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Irgendwann kamen die Gemeindeleiter dann zu dem Schluss, Ben habe „seine Zeit“ als Hausmeister „abgesessen“, und ihm wurde nach und nach erlaubt, seine Pastorentätigkeit wieder aufzunehmen.

Als wir Ben einstellten, wussten wir nichts über diese Episode in seinem Leben und hatten deshalb nie daran gedacht, ihn verantwortlich zu begleiten oder gute Fragen zu stellen, wie: „Ist es eine gute Idee, dass eine junge Frau in deinem Haus wohnt, oder nicht?“ Und so war der Weg dafür frei, dass Bens Furcht vor Bestrafung ihn dazu treiben konnte, genau das zu tun, wovor er Angst hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Elend des ungelösten Schmerzes in seiner Ehe und sein Versteckspiel vor den Menschen in seinem Umfeld größer wurden als seine Furcht davor, erwischt und bestraft zu werden, und er tat etwas Unrechtmäßiges, indem er eine Beziehung mit jemand einging, so wie er es auch zwölf Jahre zuvor getan hatte.

Sobald ich merkte, dass Ben erkannte, was bei ihm innerlich abgelaufen war, verlagerte ich meine Fragen auf die Auswirkungen. Ich wollte, dass er verstand, was hier auf dem Spiel stand. Es ging nicht nur um seine Ehe oder seinen Job oder um die Bethel Church und die Ministry School. Es ging nicht nur darum, dass er Gottes Gebote übertreten hatte. Es ging um eine Familie – eine Familie, zu der wir beide gehörten und für deren Schutz wir verantwortlich waren.

„Was meinst du – wer ist von dieser Entscheidung betroffen?“, fragte ich.

Einen nach dem anderen nannte Ben die Menschen, die er mit diesem Verrat verletzt hatte. Heather. Ihre Kinder. Ihre Eltern und ihre erweiterte Familie. Seine Praktikantin. Sein Mitarbeiterteam. Die anderen Pastoren der Erweckungsgruppen und die Gemeindeleitung. Seine Erweckungsgruppe. Alle Studenten im ersten Jahrgang. Auch die Studenten im zweiten Jahrgang – besonders diejenigen, die im Jahr zuvor in seiner Erweckungsgruppe gewesen waren. Als das Ausmaß des Schlamassels immer deutlicher wurde, begann Ben vor Schmerz zu schluchzen.

Bens Tränen waren sicherlich angebracht, und seine Gebrochenheit schien echt zu sein. Er war bereit gewesen, tief zu graben, meine Fragen zu beantworten und die Struktur seiner Untreue vollständig aufzudecken. Jetzt schien er die „Traurigkeit nach Gottes Willen“, die „eine Umkehr zur Seligkeit“ (vgl. 2 Kor 7,10 LUT) bewirkt, zu erleben. Aber seine Antwort auf meine letzte Frage sollte beweisen, was wirklich in seinem Herzen war.

„Also, Ben … was wirst du tun?“, fragte ich.

Überwältigt von dem emotionalen Tsunami, der gerade über ihn hereingebrochen war, saß Ben einen Moment lang einfach nur da. „Ich weiß es nicht“, sagte er schließlich. „Ich weiß, dass ich versuchen muss, meinen Schlamassel zu bereinigen. Aber ich habe keine Ahnung, wie. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gerade alles Wichtige in meinem Leben verloren habe.“

„Nun, ich kann dir sagen, dass wir hinter dir stehen werden, wenn du deinen Schlamassel aufräumst“, antwortete ich. „Ich kann dir nicht sagen, wie sich alle anderen entscheiden werden oder was passieren wird. Aber ich habe Situationen wie diese gesehen, die sich zum Guten gewendet haben. Es wird besser enden, als du denkst.“

Eine Reise der Umkehr

„Ben war bußfertig“, sagte ich dem Saal voller Leiter, „und das änderte alles. Aber anstatt euch zu erzählen, was als Nächstes geschah, möchte ich Ben und Heather bitten, die Geschichte ab hier selbst zu erzählen. Ich gab mit meiner Hand ein Zeichen in Richtung der Tür des Konferenzraums.

Mit einem Schlag drehten sich alle Köpfe herum und folgten Ben und Heather, als diese den Raum betraten und Hand in Hand durch den Gang nach vorne gingen. Als sie bei mir waren, reichte ich Ben das Mikrofon.

„Was sollte ich also tun?“, begann Ben ohne große Vorrede. „Wie Danny sagte, hatte ich das Gefühl, dass mein Leben vorbei war und ich nur eine Möglichkeit hatte: mit jeder Person, die ich verletzt hatte, meinen Schlamassel so gut wie möglich in Ordnung zu bringen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das konkret tun sollte oder wie sich das Ganze entwickeln würde. Ich hatte dafür kein Beispiel in der Gemeinde erlebt, und ich kannte auch keine Erfolgsgeschichte, außer vielleicht David in der Bibel. Aber ich besprach einige Ideen mit Dann und Danny, und sie stimmten zu, mich während des gesamten Prozesses zu unterstützen und zu beaufsichtigen. Dann begann ich, mich mit Menschen zu treffen, angefangen mit Heather.“

Ben und Heather erzählten abwechselnd ihre Geschichte. Ben hatte ihr nach dem Konfrontationstreffen seine Sünde gebeichtet. Er war nach Hause gegangen, hatte seine Eltern angerufen und sie gebeten, die Kinder abzuholen, damit er mit Heather sprechen konnte. Nachdem sie ihn angehört hatte, warf sie ihm ihren Ehering hin und sagte ihm, er solle die Kinder abholen, damit sie etwas Zeit habe, darüber nachzudenken, was sie tun werde. Als er zurückkam, teilte sie ihm mit, sie habe gebetet und dann beschlossen, bei ihm zu bleiben und ihn zu unterstützen, seinen Weg der Buße fortzusetzen.

Er führte weitere Gespräche mit seinen Kindern, ihrer erweiterten Familie sowie den Leitern und Mitarbeitern der Bethel-Gemeinde. Ben beschrieb, wie er vor Bill Johnson sein Geständnis abgelegt und für alles Verantwortung übernommen hatte, was seinen Verrat gegenüber seinen Beziehungen und Verantwortlichkeiten in der Bethel-Familie anging. Bill hatte lediglich geantwortet: „Ja, das hast du getan.“

„Vergibst du mir?“, hatte Ben gefragt.

Und Bill hatte gesagt: „Ja, das tue ich.“

Dann hatte sich Ben an die gesamte Ministry School gewandt. Mit Heather neben sich auf der Bühne erklärte Ben den Studenten, er habe sich entschieden, als Verwaltungsassistent im Dienst zu bleiben, aber von seiner pastoralen Aufgabe zurückzutreten, bis sein Schlamassel bereinigt sei. Das bedeutete nicht nur, sich zu entschuldigen und um Vergebung zu bitten, sondern sich an die Arbeit zu machen, die Herzensprobleme zu lösen, die zu der Sünde geführt hatten, und sein Leben, seine Ehe und seine Familie auf einer ganz neuen, stärkeren und gesünderen Grundlage des Vertrauens und der Verbundenheit wieder aufzubauen als diejenige, die bestand, bevor er sie zerstörte. Er lud alle Personen, die von seinem Verrat betroffen waren, offen ein, sich an ihn zu wenden, falls sie es brauchten, damit er persönlich den Schlamassel mit ihnen in Ordnung bringen konnte.

Ein ganzes Jahr lang konzentrierte sich Bens Leben voll und ganz darauf, diese Umkehr konkret werden zu lassen. Persönliche Seelsorge sowie Ehe- und Familienberatung wurde für ihn, Heather und ihre Kinder zu einem wöchentlichen Teil des Lebens. Als Ehepaar arbeiteten sich Ben und Heather mühsam durch den Prozess, die Probleme aufzudecken und anzugehen, die von Anfang an zur chronischen Entzweiung in ihrer Ehe beigetragen hatten. Es gab viel mehr zu gestehen, zu vergeben und zu entwirren, als sie beide gedacht hätten, doch obwohl es schmerzhaft war, gingen sie mutig aufeinander zu und lernten immer mehr, ein Maß an Ehrlichkeit, Vertrauen und Verbundenheit auf emotionaler Ebene aufzubauen, das sie zuvor nie gehabt hatten. Sie arbeiteten auch intensiv daran, ihren Kinder diese neue Beziehungskultur nahezubringen.

Während dieser Zeit mussten Ben und Heather auch einen Weg finden, mit Bens ehemaliger Praktikantin zu kommunizieren, die unmittelbar nach Bekanntwerden der Affäre aus ihrem Haus ausgezogen war, aber in der Gemeinde blieb. Sie und auch die Familie mussten entscheiden, wie sie Vergebung und neue Beziehungsgrenzen in die Praxis umsetzen konnten.

Wie versprochen, sprach Ben mit jeder einzelnen Person, die sich telefonisch, per E-Mail oder persönlich an ihn wandte, um mit ihm zu reden, und bis zum Ende des Jahres kamen weit über hundert solcher Gespräche zustande. Er saß auch jeden Tag treu an seinem Schreibtisch in der Schule und benotete Hausaufgaben, sodass diejenigen, vor denen er vorher auf der Bühne gestanden hatte, sehen konnten, wie er ihnen in der Rolle diente, für die er sich entschieden hatte, während er sein Chaos aufräumte. Die Botschaft war klar: Er lief nicht vor dem Schlamassel davon, und er tat auch nicht so, als seien die Dinge bereinigt, bevor sie es tatsächlich waren.

Am Ende jenes Jahres kamen Ben und Heather überein, die Schülerinnen und Schüler der Ministry School über die Fortschritte ihres Heilungsweges auf dem Laufenden zu halten. Ihre Kinder schlossen sich ihnen auf der Bühne an. Ben beschrieb die Schritte, die er unternommen hatte, um einen neuen Lebensstil des Lebens im Licht aufzubauen, und die unglaubliche Freiheit und Heilung, die er als Folge davon erlebte. Heather berichtete über ihren eigenen Prozess der Vergebung und die Änderungen, die sie vorgenommen hatte, um eine neue und bessere Vertrauensbeziehung zu Ben aufzubauen. Sie erzählten Beispiele dafür, wie ihre Kinder eine Stärke darin entwickelten, ihre Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, und sie sogar als Ehepaar für die Beziehungsstandards zur Rechenschaft zu ziehen, die sie als Familie vereinbart hatten. Obwohl es auf ihrem Heilungsweg noch mehr zu tun gab, bescheinigten sie, dass ihr Zuhause und ihr Leben wie nie zuvor von Liebe, Hoffnung und Freude erfüllt waren.

Der Beifall der Studenten am Ende der Aussage von Ben und Heather war ohrenbetäubend. Die Menschen schrien, weinten, umarmten sich und jubelten, als sie diesen unglaublichen Sieg feierten. In den folgenden Monaten suchten viele von ihnen Ben, Heather und andere Bethel-Mitarbeiter auf, um sie wissen zu lassen, wie sehr es sie beeinflusst hatte, beobachten zu können, wie ein Leiter auf diese Weise einen Weg der Umkehr und Versöhnung beschritt. Die meisten von ihnen sagten, so etwas hätten sie noch nie erlebt.

Und natürlich war dieses Ende kein wirkliches Ende, sondern der Anfang, an dem Ben und Heather nicht nur lernten, einen Lebensstil der Freiheit, der emotionalen Ehrlichkeit, der Rechenschaft und Verbundenheit zu praktizieren, sondern auch die Autorität gewannen, andere dazu zu befähigen, das Gleiche zu tun. Als Ben schließlich zu einer pastoralen Rolle in der Schule zurückkehrte – eine Entscheidung, die er in voller Übereinstimmung mit der Gemeindeleitung traf –, war er ein völlig anderer Leiter. Er vermittelte seinen Schülern eine Kultur des Lebens im Licht, indem er ihnen eine gesunde Verletzlichkeit vorlebte, seine Geschichte erzählte, ihnen beibrachte, wie man mit vertrauenswürdigen Freunden und Leitern offen über die Bereiche sprechen kann, in denen man Probleme hat, und ihnen zeigte, was es bedeutet, ein sicherer Hafen zu sein, damit andere das Gleiche mit ihnen tun können.

Bestraft vs. diszipliniert

Die meisten der Leiter im Konferenzraum saßen wie angenagelt auf ihren Sitzen, als Ben und Heather ihren bemerkenswerten Weg schilderten. Aufgrund des Lächelns und der hoffnungsvollen Blicke, die ich im Raum sah, wusste ich, dass viele von ihnen von diesem heilsamen Ausgang inspiriert und ermutigt waren. Aber ich wusste auch, dass manchen die Köpfe rauchten, die unbedingt mehr über diesen Prozess der Buße und Umkehr verstehen wollten und wie er in ihrem Umfeld umzusetzen wäre.

„Hat jemand irgendwelche Fragen an Ben und Heather?“, fragte ich.

Li hob zuerst seine Hand. „Wie wurde die Entscheidung getroffen, dass du aus dem Dienst ausgeschieden bist, Ben, und für wie lange? War das etwas, das Danny oder jemand anderes vorgeschlagen hatte, oder wurde dir mitgeteilt, dass du von deinem Posten entfernt wirst?“

„Niemand hat mir gesagt: ‚Das wird passieren. Du wirst dies, dies und dies tun“, antwortete Ben. „Als ich mit Dann und Danny sprach, war die Frage, die wir uns alle stellten: ‚Was muss geschehen, damit wir uns hinterher wie Genies fühlen?‘ Dann und Danny machten sich Gedanken um die Bethel Community und die Ministry School. Sie wollten unseren Schülern die Botschaft vermitteln, dass sie während dieses Prozesses sicher waren. Zu meiner Arbeit als Erweckungspastor gehörten viele Einzelgespräche mit den Schülern, und wir waren uns alle einig, dass sich die meisten dabei wahrscheinlich nicht sicher fühlten, solange ich meinen Schlamassel noch in Ordnung brachte. Was mich angeht, war mein Hauptanliegen, meine Ehe zu retten. Ich sagte Dann und Danny: ‚Ich glaube nicht, dass ihr mich wieder einstellen könnt, wenn meine Frau nicht an meiner Seite ist.‘ Nur wenn meine Ehe gesund ist, werde ich mich wie ein Genie fühlen, wenn ich zu den Pastorenschülern zurückkehre. Das war also der Plan, den wir erarbeiteten, und ich vertraute der Leitung, dass sie mir sagen würde, wann der richtige Zeitpunkt für eine Rückkehr gekommen sei.

Als Nächstes sprach Bruce. „Ben, was war für dich der größte Unterschied im Umgang mit dieser Affäre gegenüber der ersten?“