Und in fünf Jahren lese ich Gedanken - Fenne Große Deters - E-Book

Und in fünf Jahren lese ich Gedanken E-Book

Fenne große Deters

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Beschreibung

Die Pflichtlektüre für angehende Psychologie-Studenten! Dieser praktische Ratgeber liefert Antworten auf die entscheidenden Fragen: Welche Inhalte erwarten mich? Wie finanziere ich mein Studium? Wie strukturiere ich die Semester sinnvoll? Was gilt es bei Auslandssemestern zu beachten? Und sind alle Psychologiestudenten tatsächlich selbst therapiebedürftig? Zahlreiche Anekdoten geben einen unterhaltsamen Einblick in den Studienalltag. Das gnadenlos ehrliche Buch räumt mit gängigen Klischees auf und bereitet auf den erfolgreichen Abschluss vor.

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Fenne große Deters

UND IN FÜNF JAHREN LESE ICH GEDANKEN

Was man wissen muss,

Inhalt

Danksagung

1– Einleitung

2 – Das Studienfach Psychologie

2.1 – Was ist Psychologie?

2.2 – Teilbereiche der Psychologie

2.3 – Berufsfelder für Psychologen

2.4 – Studienmotivation oder warum Psychologie?

2.5 – Schlechte Gründe für ein Psychologiestudium

2.6 – Anforderungen des Studiums

2.7 – Neigung und Eignung – passt ein Psychologiestudium zu mir?

3 – Studienplatzbewerbung und die Wahl der richtigen Hochschule

3.1 – Die Bewerbung

3.2 – Alternativen zum Studium an einer staatlichen deutschen Hochschule

3.3 – Die Wahl des Studienortes

4 – Das liebe Geld – die Finanzierung des Studiums

4.1 – Was kostet ein Studium?

4.2 – Finanzierungsmöglichkeiten

5 – Neue Bude, neues Glück? Alles rund ums Umziehen und Wohnen

5.1 – Studentenwohnheim

5.2 – WG-Zimmer

5.3 – Die eigene Wohnung

5.4 – Worauf solltest Du bei der Suche nach einer Unterkunft achten?

6 – Deine Mitstreiter – die Kommilitonen

7 – Das Studium

7.1 – Das kleine Uniwörterbuch

7.2 – Der Aufbau des Bachelorpsychologiestudiums

7.3 – Bereiche des Psychologiestudiums

7.4 – Prüfungen – Klausuren, Hausarbeiten, Referate

7.5 – Die Bachelorarbeit

8 – Raus ins Leben – Praktika

8.1 – Wahl des Praktikumsplatzes

8.2 – Die Bewerbung

8.3 – Während des Praktikums

8.4 – Das Praktikumszeugnis

9 – Das Studentenleben – Aktivitäten an der Universität

9.1 – Über den Tellerrand schauen – Vorlesungen anderer Fachbereiche

9.2 – Ein echter Ausgleich – Unisport und Hochschulgruppen

10 – Nichts wie weg – Auslandsaufenthalte

10.1 – Weg – aber wie?

10.2 – Weg – aber wann?

11 – Die Zukunftsperspektive – den Abschluss in der Tasche und jetzt?

11.1 – Masterstudium oder das Drama mit dem Bachelor

11.2 – Berufsaussichten für Psychologen

11.3 – Weitere Tätigkeitsbereiche

12 – Das Fazit

13 – Weiterführende Informationen

14 – Literatur- und Quellenverzeichnis

Impressum

DANKSAGUNG

Ich widme dieses Buch meiner lieben Kollegin Jana, ohne die ich es nie geschrieben hätte und die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand, sowie meinen fantastischen Mitstreitern aus dem Studium. Ob Party oder Prüfungsphase, nur dank Euch, liebe Lena, Pia, Maria, Inga, Kathrin, Julia und Selina, war mein Studium so schön!

Außerdem geht mein Dank an meine Lektorinnen Franziska und Susanne, meine Freundin (und BAföG-Expertin) Caroline sowie meinen Freund Ingo für ihre Unterstützung!

Zu guter Letzt möchte ich mich bei meinen Eltern Brigitte und Steven bedanken, die mich immer ohne Vorbehalte unterstützen und mich all die Jahre emotional, geistig und finanziell gesponsert haben!

1 EINLEITUNG

Die Entscheidung für einen Studiengang ist definitiv keine leichte. Sie wird nicht nur mindestens die nächsten drei Jahre Deines Lebens prägen, sondern stellt auch entscheidende Weichen für die Zeit danach. Leider sind die Menschen, die uns sonst – häufig auch unverlangt – mit Tipps und Ratschlägen versorgen, gänzlich unqualifiziert, um auch nur im Mindesten hilfreich sein zu können. Deine Eltern sind wahrscheinlich einfach nur froh, dass Du einen Karrierestart bei Deutschland sucht den Superstar ausschließt, und seufzen ansonsten, wenn das Thema Berufswahl zur Sprache kommt, lediglich ein wohlmeinendes »Kind, das musst Du selbst wissen«. Auch Deine Lehrer1 helfen Dir kaum weiter, weil ihnen einfach zu deutlich anzumerken ist, dass die Welt jenseits des Pausenhofes für sie genauso fremd und mindestens so bedrohlich ist wie für Dich. Und Deine Freunde kommen als Ratgeber nicht in Frage, da sie schon ausreichend damit beschäftig sind, sich selbst für eine Zukunftsoption zu entscheiden.

So ganz auf Dich allein gestellt, bist Du einfach unsicher, ob Psychologie das Richtige ist? Du verzweifelst an der Studienplatzbewerbung? Brauchst dringend Infos zur Finanzierung und Wohnungssuche? Oder fragst Dich, wie Deine Kommilitonen sein werden, und brauchst Tipps zum erfolgreichen Lernen im Studium? Dann hältst Du das richtige Buch in der Hand, denn genau darum – und um viele weitere Themen – geht es in diesem Studienführer.

Anders als bei Deinen Eltern, Lehrern und Freunden bekommst Du hier Informationen aus erster Hand. Natürlich stützt sich dieser Studienführer auch auf Bücher und Internetseiten, aber vor allem auf meine eigenen Erfahrungen. Ich habe in Bonn Psychologie auf Diplom studiert und promoviere jetzt an der Freien Universität Berlin in Psychologie, nachdem ich zwischendurch für ein Jahr Hochschul- und Forschungsluft in den USA geschnuppert habe. Neben meiner gesammelten Weisheit – in harten Studentenjahren und noch härteren Zeiten als Doktorandin und Dozentin an der Universität mühsam erworben – sind natürlich auch Tipps und Berichte meiner ehemaligen Kommilitonen und Mit-Doktoranden sowie Erfahrungen von durch mich betreuten oder im Seminar bespaßten Studenten in dieses Buch eingeflossen.

Viel Vergnügen beim Lesen und einen guten Start an der Uni!

2 DAS STUDIENFACH PSYCHOLOGIE

Bei diesem Kapitel handelt es sich gewissermaßen um ein Präventionsprogramm gegen Studienabbrüche: Wie viele unglückliche Abiturienten bewerben sich völlig ahnungslos für wohlklingende Studiengänge, nur um maßlos enttäuscht zu werden oder an den Anforderungen des Studiums kläglich zu scheitern. Damit Dir dieses Schicksal erspart bleibt, erfährst Du im folgenden Kapitel zunächst, was genau sich hinter dem Studienfach Psychologie verbirgt, aus welcher Motivation heraus Du es wählen solltest und von welchen falschen Vorstellungen Du Dich schleunigst ­verabschieden darfst. Danach erwarten Dich Informationen zum zweitwichtigsten Kriterium bei der Studienplatzwahl: Wie schwierig ist das Studium? Welche besonderen Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Zum Abschluss dieses Kapitels gibt es dann noch ein paar Tipps, wie Du Deiner Motivation auf den Zahn fühlen und Deine Tauglichkeit für ein Psychologiestudium testen kannst.

2.1 WAS IST PSYCHOLOGIE?

Die empirische Psychologie ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen beschäftigt.2 Im krassen Gegensatz zu dem in der Gesellschaft weitverbreiteten Bild des Träume deutenden, Gedanken lesenden und frei nach Lust und Laune heruminterpretierenden Psychologen mit Couch ist die moderne Psychologie ganz maßgeblich von naturwissenschaft­licher Methodik geprägt. Psychologen beobachten, messen, beschreiben und analysieren Erleben und Verhalten systematisch und versuchen dann, es zu erklären, vorherzusagen und gegebenenfalls zu verändern. Auch im Studium liegt deswegen ein Schwerpunkt auf Theorien, Definitionen und wissenschaftlichen Methoden.

2.2 TEILBEREICHE DER PSYCHOLOGIE

Die Psychologie lässt sich in verschiedene Teilbereiche unterteilen, wie zum Beispiel SOZIALPSYCHOLOGIE oder KLINISCHE PSYCHOLOGIE. In Kapitel 7.3 werden sie Dir im Detail vorgestellt. Je nach Bereich gibt es starke Überschneidungen mit anderen Disziplinen: So lernst Du beim Thema psychische Störungen in der Klinischen Psychologie auch Stoff aus der Medizin, Biologie und Neurologie. Geht es um Intelligenz, kommst Du an Grundlagen aus der Genetik nicht herum und bei Fragestellungen der ARBEITS- UND WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE finden sich beispielsweise Theorien und Konzepte aus den Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie wieder. In der ALLGEMEINEN PSYCHOLOGIE gibt es beim Thema Sprache und Denken Überschneidungen mit der Linguistik und Philosophie und, wie der Name schon sagt, bedienen sich Pädagogik und PÄDAGOGISCHE PSYCHOLOGIE munter beieinander. Diese Liste ­ließe sich noch beträchtlich erweitern – je nach spezieller Fragestellung finden sich auch Inhalte aus den Rechtswissenschaften, der Mathematik, Theologie und Informatik wieder.

2.3 BERUFSFELDER FÜR PSYCHOLOGEN

Weil Psychologie in so vielen verschiedenen Bereichen relevant ist, sind auch die Berufsfelder breit gefächert. Am häufigsten arbeiten Psychologen nach wie vor im klinischen Bereich. Meist hängen sie dafür nach ihrem Studium noch eine mehrjährige Ausbildung an, um dann als Therapeut mit Kassenzulassung tätig zu sein. Psychologen sind außerdem in Unternehmen und Organisationen, wo sie beispielsweise in der Personalauswahl- und -entwicklung arbeiten, sowie in Forschung und Lehre an Universitäten, externen Instituten oder in der freien Wirtschaft tätig. Psychologen sind auch im pädagogischen Bereich, beispielsweise in der Beratung oder Leistungsdiagnostik, gefragt oder arbeiten als Gutachter für Gerichte. Weitere Informationen rund um das Thema Berufsfelder erwarten Dich in Kapitel 11 Die Zukunftsperspektive – den Abschluss in der Tasche und jetzt?.

2.4 STUDIENMOTIVATION ODER WARUM PSYCHOLOGIE?

Bei der Entscheidung für einen Studienplatz können ganz verschiedene Gründe eine Rolle spielen. Bei den einen ist die Aussicht auf ein üppiges Gehalt oder den dicken Dienstwagen ausschlaggebend, während andere nach Ruhm und Prestige streben oder einen sicheren und bequemen Arbeitsplatz ganz oben auf ihrer Wunschliste haben. Klassischerweise landen solche Abiturienten dann im BWL-Studium, bei den Medizinern oder schreiben sich für Lehramt ein. Du hingegen hältst einen Psychologie-Studienführer in der Hand und darum stehen die Chancen nicht schlecht, dass Dich entweder das Interesse an den Studieninhalten oder ein konkreter Berufswunsch, wie beispielsweise später als Therapeut arbeiten zu können, zu Deiner Studienwahl motiviert – das waren zumindest die beiden Top-Gründe, die knapp zweihundert Psychologiestudenten an der Universität Kiel in einer Befragung nach ihrer Studienmotivation angaben.3 Typischerweise sind Abiturienten, die sich für ein Psychologiestudium entscheiden, intrinsisch motiviert – sie studieren aus Interesse und weil sie später gern psychologisch arbeiten möchten, während ihnen äußere Belohnungen in Form von Geld und Co. nicht so wichtig sind. Anders als vielleicht in einigen anderen Fächern, die hauptsächlich aus Neigung studiert werden, sehen die Berufschancen für Psychologen glücklicherweise aber gar nicht schlecht aus. Für die Villa mit Pool wird es eher nicht reichen, aber es besteht auch keine Notwendigkeit, als Zusatzqualifikation einen Taxischein zu machen.

2.5 SCHLECHTE GRÜNDE FÜR EIN PSYCHOLOGIESTUDIUM

Schlechte Gründe für ein Psychologiestudium haben viel mit gängigen Vorurteilen und Klischees über Psychologen zu tun. Wenn jemand aufgrund falscher Vorstellungen das Studium beginnt, wird er fast unweigerlich sehr enttäuscht. Darum möchte ich hier mit zwei weitverbreiteten Fehlannahmen aufräumen: Ein häufig – allerdings zumeist von Nicht-Psychologiestudenten – genannter Grund ist: Die studiert Psychologie, weil sie psychische Probleme hat und sich dann später selbst helfen will. Keine gute Idee. Schließlich studiert auch niemand Zahnmedizin, weil er schlechte Zähne hat und dann bei sich selbst bohren kann. Oder Maschinenbau, damit endlich die Waschmaschine repariert wird. Wer psychische Probleme hat, sollte sich unbedingt schnell professionelle Hilfe holen. Abgesehen davon, dass man das anstrengende Studium trotz psychischer Probleme erst einmal durchstehen müsste, würde man auch bitterlich enttäuscht werden: Anleitungen zur Selbsttherapie sind kein Studieninhalt!

Ebenso wenig sind ausgedehnte Gesprächsrunden oder Selbstreflexionen Teil des Studiums. Wer sich, dem beliebten Stereotyp vom Psychologen mit der Couch folgend, auf gefühlige Selbstreflexionen und Austausch von Kindheitserinnerungen freut, tut sich mit einem Psychologiestudium keinen Gefallen. Sich selbst endlich verstehen zu wollen, ist kein guter Grund Psychologie zu wählen! Wie bereits erwähnt, ist die moderne Psychologie eine empirische Wissenschaft, die auf wissenschaftliches Vorgehen großen Wert legt. Freud und seine Ideen werden höchstens rein theoretisch und nur am Rande behandelt und Deine Kindheit interessiert hier auch niemanden. Am Ende deines Studiums weißt Du hoffentlich mehr darüber, wie Menschen im Allgemeinen ticken, aber Deine Träume werden Dir noch so rätselhaft sein wie zu Beginn.

2.6 ANFORDERUNGEN DES STUDIUMS

Damit die Kombination Psychologie und Du zu einer Erfolgsgeschichte wird, solltest Du wissen, welche Herausforderungen Dich im Studium erwarten und abschätzen, ob Du in der Lage bist, sie zu meistern. Häufig stellt sich dabei zunächst die Frage danach, wie schwer oder leicht ein Studium ist. Die allgemeine Schwierigkeit eines Studienganges zu bewerten, ist allerdings alles andere als einfach. Schließlich hängt diese Einschätzung auch ganz maßgeblich von den eigenen Stärken und Schwächen ab. Ein Psychologiestudium ist sicherlich anspruchsvoll und das Niveau schon allein deswegen hoch, weil die meisten Studenten aufgrund der Zulassungsbeschränkung ein sehr gutes Abitur haben. Fleiß und eine hohe Motivation sind unabdingbar – aber das trifft auf die meisten Studiengänge zu. Zudem ist eine gewisse geistige Flexibilität und Offenheit gefragt, da die moderne Psychologie zwar naturwissenschaftlich ausgerichtet ist, aber auch sozialwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Ansätze integriert und viele Überschneidungen mit anderen Fachgebieten aufweist. Grundsätzlich sind die Leistungsanforderungen des Studiums aber gut zu schaffen. Im Nachfolgenden soll es um die drei größten Hürden und Gründe für Motivationstiefs im Psychologiestudium gehen. Aus eigener Erfahrung und den Klagen von Kommilitonen sowie Beschwerden von Studenten in Seminaren sind das:

STATISTIK

BIOPSYCHOLOGIE und

ENGLISCHE FACHLITERATUR

STATISTIK

STATISTIK ist ein sehr wesentlicher Bestandteil des Psychologiestudiums. Punkt. Diese Erkenntnis ereilt jedes Jahr wieder ahnungslose Erstsemester eiskalt und das Entsetzen ist bei Studenten und Dozenten dann gleichermaßen groß. Ich bin überzeugt, dass allein diese Info, am besten in Form eines roten Warnhinweises bei der Studienplatzbewerbung, die Abbruchquoten in Psychologie dramatisch senken könnte! Darum gibt es zunächst eine kleine Erläuterung, warum Statistik für die Psychologie so wichtig ist, dann werde ich kurz erklären, wo und wie Dir Statistik im Studium begegnet, und zu guter Letzt werde ich versuchen, Dir Deine Angst vor Statistik (sofern vorhanden) ein wenig zu nehmen.

Statistik und Psychologie

Wie bereits erwähnt, ist die moderne empirische Psychologie eine (Natur-)Wissenschaft, die sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen beschäftigt.4 Anders als immer noch von vielen angenommen, verbringen wir Psychologen unsere Zeit nicht damit, über Ödipuskomplexe nachzudenken und Gedanken zu lesen. Stattdessen entwickeln wir Messmethoden – das Repertoire reicht hier von Fragebögen über Codiersysteme für Verhaltensbeobachtungen und Cortisol-Messungen im Speichel bis hin zu Hirnscans –, führen Experimente durch, prüfen Hypothesen und entwickeln Modelle. Wir sind auf der Suche nach Gesetzmäßigkeiten (»Je mehr Menschen einen Unfall beobachten, desto wahrscheinlicher ist es, dass niemand hilft.«5), wollen Zusammenhänge erkennen (»Sind reichere Menschen auch glücklicher?«), Ursachen aufspüren (»Führen Frustrationen zu aggressivem Verhalten?«) und ­herausfinden, wie man Missstände verändern kann (»Welche Art der Therapie ist bei Depressionen wirksam?«). Dafür müssen wir zum Beispiel Mittelwerte berechnen, Korrelationen betrachten und Unterschiede auf Signifikanz testen. Sprich: Statistik ist ­unser unabdingbares Handwerkszeug! Das ist in vielen anderen Wissenschaften genauso, aber weil Freuds Couch in den Köpfen so präsent ist, sind die Erwartungen von Psychologiestudenten eben oft andere.

Statistik im Studium

Für Dein Studium bedeutet das ganz konkret, dass Dich Statistikvorlesungen, -seminare und -prüfungen erwarten. Du musst statistische Grundideen verstehen, Formeln anwenden und Graphen »lesen« können. Außerdem lernst Du, mit einer Statistiksoftware umzugehen. Ist das Statistikmodul erfolgreich abgeschlossen, heißt das aber nicht, dass Du Dein erworbenes Wissen getrost vergessen kannst. In allen Bereichen des Psychologiestudiums wirst Du Studien lesen und die verwendeten statistischen Methoden verstehen müssen. Zu guter Letzt will zudem eine Abschlussarbeit geschrieben werden. An manchen Unis besteht für die ­Bachelorarbeit noch die Möglichkeit einer reinen Literaturarbeit, aber spätestens die Masterarbeit muss eine empirische Arbeit sein. Es wird also von Dir erwartet, dass Du weitgehend allein Daten erhebst, sie mit statistischen Methoden auswertest und anschließend richtig interpretierst.

Panik?

Erst einmal tief durchatmen. Es ist in Ordnung, kein Statistikliebhaber zu sein! Vielleicht möchtest Du später einmal als Therapeut arbeiten? Dann beißt Du die Zähne zusammen, steckst den Kopf seufzend in ein Statistiklehrbuch und bestehst – wenn vielleicht auch nicht gerade glorreich – die Statistikprüfungen. Schwieriger ist es, wenn Du schon beim Anblick von Zahlen und Formeln in kopflose Panik verfällst. Wenn Mathe nicht nur Dein Hassfach war, sondern Du schon vor der ersten Sitzung zum neuen Thema wusstest, dass Du das niemals kapieren würdest, dann stehen Dir harte Zeiten bevor. Denn schon allein die Erwartung zu versagen führt dazu, dass man auch tatsächlich versagt – eine, wie Psychologen das nennen, »sich selbst erfüllende Prophezeiung«.6 Um Psychologe zu werden, kommt man an Statistik nicht vorbei, aber man muss auch kein Mathe- (oder sonstiges) Genie sein. Was im Studium von Dir erwartet wird, ist absolut machbar. Allerdings musst Du bereit sein, Dich damit zu beschäftigen und wenn es Dir schwerfällt, auch viel Zeit zu investieren.

BIOPSYCHOLOGIE

Im Vergleich zu Statistik arrangieren sich die meisten Studenten recht gut mit BIOPSYCHOLOGIE. Dafür ist die Überraschung zu Studienbeginn meist noch größer, was eventuell damit zusammenhängt, dass Körper und Psyche häufig noch als Gegensätze gedacht werden, dabei sind die Überschneidungen zwischen Psychologie und Biologie immens. Biopsychologische Fragestellungen sind zum Beispiel: Was passiert im Gehirn, wenn wir belohnt werden? Wo setzen Psychopharmaka bei Depressiven an? Welche Gene beeinflussen, ob wir alkoholabhängig werden? Wie funktionieren unsere Sinneswahrnehmungen? Welches Hormon beeinflusst unser Bindungsverhalten? Warum führen Schlafmittel langfristig zu Schlaflosigkeit?

Biopsychologie im Studium

Um Fragen wie die oben genannten beantworten zu können, bleibst Du im Psychologiestudium nicht davor verschont, Dich mit so grundlegenden Dingen wie der Impulsweiterleitung an Synapsen, dem Aufbau des Gehirns, der Funktionsweise des Immunsystems und Ähnlichem zu beschäftigen. Oder anders formuliert, Du darfst Dich während Deines Studiums damit beschäftigen, denn wenn es Dir liegt, kann das Thema unglaublich spannend sein.

Anders als Statistik kannst Du das Kapitel Biopsychologie häufig mit Bestehen des Biopsychologiemoduls weitestgehend abschließen. In der Klinischen Psychologie wird Dir vieles wiederbegegnen und auch in anderen Bereichen wirst Du ab und an auf Dein Wissen zurückgreifen müssen. Durch die Fortschritte in der Hirnforschung und Genetik wird die Biopsychologie immer populärer und wichtiger. Du wirst nichts sezieren müssen, Bio-Leistungskurs schadet nicht, aber ist auch absolut nicht nötig und falls Dich das Thema nicht so mitreißt, steckst Du dennoch ein bisschen Mühe rein und hakst es möglichst schnell ab.

ENGLISCHE FACHLITERATUR

Wie inzwischen in den meisten Wissenschaften sind fast alle aktuellen Veröffentlichungen auf Englisch. Die meisten Lehrbücher stehen zwar auf Deutsch zur Verfügung, aber Du wirst auch ständig aktuelle Studien lesen müssen. In vielen Seminaren muss man Referate halten und die zu recherchierende Literatur ist fast ausnahmslos auf Englisch. Einigermaßen gutes Schulenglisch ist eine ausreichend solide Grundlage. Aufgrund ähnlicher Formulierungen und einem fachspezifischen Vokabular, das Du nicht nur im Englischen, sondern auch im Deutschen neu erlernen musst, wird Dir das Lesen bald immer leichter fallen. Rechne damit, dass Du Dich durch die ersten Texte eventuell mühsam mit dem Wörterbuch kämpfen musst und plane dafür mehr Zeit ein.

2.7 NEIGUNG UND EIGNUNG – PASST EIN PSYCHOLOGIESTUDIUM ZU MIR?

Auf den vorangegangen Seiten hast Du schon jede Menge Informationen bekommen, die bei Deiner Entscheidung für oder gegen ein Psychologiestudium eine Rolle spielen sollten. In diesem letzten Abschnitt geht es nun darum, wie Du dieses Wissen geschickt für Deine Entscheidungsfindung nutzen kannst und welche weiteren Quellen Dir zur Verfügung stehen.

DIE RICHTIGEN ERWARTUNGEN AN DAS STUDIUM

Um einen Einblick in das Studium zu bekommen, kann es hilfreich sein, schon vor der Studienplatzbewerbung ein Psychologielehrbuch zu kaufen oder auszuleihen. Ich habe damals vor ­Studien­-beginn im Überblickslehrbuch von Zimbardo und Gerrig gelesen und es als einen sehr guten Einstieg empfunden. So kannst Du schon einmal ausprobieren, ob Dir das Vorgehen und die Art wie Psychologen denken, überhaupt liegt. Einige Buchempfehlungen findest Du in Kapitel 13 Weiterführende Informationen.

Wie groß Dein Interesse an Psychologie ist – schließlich muss es für mindestens drei Jahre Studium reichen – kannst Du auch im Alltag antesten: Welche Artikel liest Du in der Zeitung besonders gern? Schaust Du Dir gern TV-Dokumentationen zu psychologischen Themen an? Psychologische Befunde sind in den Medien oft verzerrt dargestellt und klingen dadurch häufig deutlich spektakulärer als das tatsächliche wissenschaftliche Ergebnis. Aber wenn Dich noch nicht einmal diese Berichterstattung interessiert, ist das ein gutes Zeichen, dass Dein Interesse an psychologischen Themen nicht ausreichend stark ist.

SELF-ASSESSMENTS

Um herauszufinden, ob Du den Anforderungen des Psychologiestudiums gewachsen bist, können sogenannte SELF-ASSESSMENTS hilfreich sein, die von einigen Universitäten im Internet angeboten werden. Dort werden nämlich nicht nur Deine Interessen abgeklärt, sondern Du musst auch kleine Aufgaben bearbeiten, die zeigen, ob Du über die Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügst, die für ein erfolgreiches Psychologiestudium nötig sind. Natürlich ist es nicht sinnvoll, Deine Studienentscheidung an ein Testergebnis abzutreten, aber es kann Dir als ein guter Hinweis dienen. Einige Beispiele:

www.global-assess.rwth-aachen.de/rwth/tm/

www.psychologie.uni-frankfurt.de/Self-Assessment_-_Psychologie/index.html

www2.sowi.uni-mannheim.de/dekanat/self-assessment/index.php

3 STUDIENPLATZBEWERBUNG UND DIE WAHL DER RICHTIGEN HOCHSCHULE

Du bist Dir sicher, dass Psychologie der richtige Studiengang für Dich ist? Damit ist ein wichtiger Schritt geschafft und Du kannst Dich darum kümmern, wie Du einen Studienplatz bekommst. Das ist leider nicht ganz so einfach. Rund 30.000 Abiturienten bewerben sich jedes Jahr auf knapp dreitausend Studienplätze für Psychologie.7 Weil die Nachfrage das Angebot bei Weitem übersteigt, ist Psychologie ein sogenannter örtlich zulassungsbeschränkter Studiengang oder auch Numerus-clausus-Studiengang. Du kannst Dich also nicht einfach einschreiben, sondern musst Dich um einen Studienplatz bewerben. In diesem Kapitel gibt es Infos zum Bewerbungsprozess und Hilfe bei der Auswahl des Studienplatzes.

3.1 DIE BEWERBUNG

Früher musste man sich für einen Psychologiestudienplatz bei der ZENTRALEN VERGABESTELLE FÜR STUDIENPLÄTZE (ZVS) bewerben und bekam dann aufgrund verschiedener Quoten und Kriterien einen Studienplatz zugeteilt (allerdings nicht unbedingt dort, wo man ihn gern bekommen hätte – daher der Begriff »ZVS-Opfer«). Vor wenigen Jahren wurde dieses System dann dadurch ergänzt, dass die Hochschulen sich einen Teil ihrer Studenten selbst nach ­eigenen Kriterien aussuchen durften, um ihr Profil zu schärfen. Dadurch wurde das Bewerbungsverfahren nicht nur deutlich unübersichtlicher und zeitaufwändiger, sondern es führte auch dazu, dass einige Bewerber gleich mehrere Zusagen von verschiedenen Unis erhielten. Die nicht angetretenen Studienplätze wurden dann in zeit- und nervenraubenden Nachrückverfahren besetzt und so mancher Student saß erst irgendwann im November endlich im Hörsaal.

Um diesem Problem beizukommen, wird jetzt gerade die ZVS 2.0. entwickelt. Sie trägt den klingenden Namen HOCHSCHULSTART.DE. Leider verzögert sich die flächendeckende Einführung seit Jahren (und nur, wenn alle Hochschulen sich daran beteiligen, ist diese Einrichtung wirklich sinnvoll) und aufgrund zahlreicher Probleme bei der Umsetzung übernehmen die Hochschulen die Studienplatzvergabe für das Fach Psychologie bislang lieber komplett selbst. Die Nachteile für Dich liegen auf der Hand:

-Du musst lauter einzelne Bewerbungen verschicken und Dich bei jeder Bewerbung wieder genau über Anforderungen und Fristen informieren.

-Wegen der Nachrückverfahren kann es sich sehr lange hinziehen, bis Du endgültig weißt, ob und wo es mit dem Studienplatz klappt.

BEWERBUNG DIREKT BEI DER UNIVERSITÄT8