Und morgen fliege ich auf - Michaela Muthig - E-Book

Und morgen fliege ich auf E-Book

Michaela Muthig

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: dtv
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Die trügerische Selbstwahrnehmung besiegen Menschen, die unter dem Impostor- oder Hochstapler-Syndrom leiden, schreiben ihren Erfolg nicht eigenen Fähigkeiten zu, sondern einem glücklichen Umstand oder dem Zufall. Obwohl sie in ihrem beruflichen und privaten Umfeld geschätzt und anerkannt sind, leben sie in der ständigen Angst, als Blender und Betrüger enttarnt und bloßgestellt zu werden. Michaela Muthig erklärt die verschiedenen Facetten dieses weit verbreiteten Phänomens. Vor allem aber zeigt sie Wege auf, wie man sich von dieser speziellen Form des Minderwertigkeitskomplexes befreien und einen gesunden Stolz entwickeln kann.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 238

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



»Die übertriebene Wertschätzung meines Lebenswerks beunruhigt mich. Ich fühle mich gezwungen, mich als unfreiwilligen Betrüger zu betrachten.«

Diese Aussage stammt von keinem Geringeren als Albert Einstein, und er ist nicht der einzige Große, bei dem zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung eine erhebliche Kluft besteht. Dass wir unsere Leistung hin und wieder für geringer erachten, als sie de facto ist, ist ganz normal.

Bei Menschen, die unter dem Impostor-Syndrom leiden, ist der Selbstzweifel jedoch so stark ausgeprägt, dass sie ihren Erfolgen grundsätzlich misstrauen. Weil sie vermeintlich für etwas gelobt werden, das sie lediglich aufgrund glücklicher Umstände erreicht haben, fühlen sie sich als Hochstapler und warten eigentlich nur darauf, bis jemand bemerkt, dass sie in Wahrheit gar keine Ahnung haben.

ZUR EINSTIMMUNGEIN MÄRCHENHAFTER SPIEGEL

Es war einmal ein Bauernsohn, der in einem Dorf am Fuße des Schlosses lebte. Als er wieder einmal den Acker seines Vaters bestellte, fand er in der Erde einen schimmernden Gegenstand. »Was ist das?«, fragte er sich verwundert. – »Ich bin ein magischer Spiegel«, hörte er den Gegenstand antworten. Es war in der Tat ein Spiegel. Er konnte sprechen, denn er war von einer missgünstigen Hexe verzaubert worden, um die Königstochter durch List und Täuschung in den Wahnsinn und schließlich in den Tod zu treiben. Doch man war ihr auf die Schliche gekommen. Und so hatte man den trügerischen Spiegel tief vergraben, damit er nie wieder ans Tageslicht gelangen sollte. Unter der Erde ruhte er hundert Jahre lang, bis der Bauernjunge ihn zufällig bei seiner Arbeit entdeckte.

Neugierig warf der Junge einen Blick hinein. Doch was er sah, erschreckte ihn. »Aber das bin doch gar nicht ich!«, rief er aus. »Ich bin ja auf einmal klein und hässlich!« Bestürzt ließ er den Spiegel fallen. – »Pass doch auf«, knurrte dieser. »Beinahe hättest du mich zerbrochen! Ich sage dir: Genau so siehst du aus.« – »Aber all die anderen Spiegel, die ich kenne, zeigen mir ein ganz anderes Bild. Ich bin doch in Wirklichkeit viel größer.« – »Sie alle lügen«, versicherte ihm der Spiegel. »Sie sind dazu gemacht, dir zu gefallen, ihnen kannst du nicht trauen. Nur durch mich siehst du, wer du wirklich bist.«

Und der Bauernsohn schenkte ihm sein Vertrauen. Die Jahre vergingen. Aus dem Jugendlichen war ein kräftiger und gutaussehender Mann geworden, doch dies war ihm nicht bewusst. Mehrmals am Tag blickte er in den Zauberspiegel, um sich zu vergewissern,wer er war. Und ohne dass er es merkte, ging eine Veränderung in ihm vor. Er fühlte sich immer kleiner und unbedeutender. Vor den anderen zog er sich zurück, denn sie machten ihm Angst. Schließlich wirkten sie so viel größer und fähiger als er. Immer unglücklicher wurde er und immer seltener verließ er sein Gut, so sehr schämte er sich, sich vor den anderen Dorfbewohnern zu zeigen. Keiner wusste von dem Spiegel und niemand ahnte, was zu der sonderbaren Veränderung in seinem Verhalten geführt hatte.

Bis eines Tages eine junge Frau aus dem Dorf ihm hinterherspionierte. Schon lange war sie heimlich in den stattlichen Bauern verliebt. Aber all ihre Annäherungsversuche waren fruchtlos geblieben und bestürzt sah sie, wie der Mann ihrer Träume immer trauriger und zurückhaltender wurde. Von Neugierde und Mitgefühl getrieben, wollte sie herausfinden, was der Grund für sein sonderbares Benehmen war. Daher schlich sie sich zu der Hütte des Bauern und sah durch ein Fenster, wie dieser den Spiegel aus seinem Versteck holte und hineinsah.

»Was tust du da?«, rief sie voller Erstaunen und so laut, dass er es hören konnte. »Und was versteckst du hinter deinem Rücken?«

Nach anfänglichem Leugnen und vergeblichen Ausflüchten erzählte ihr der Bauer schließlich von seinem Fund. »Lass mich hineinsehen!«, begehrte sie. Als sie ihr Bild sah, musste sie lachen. »Der Spiegel lügt«, rief sie. – »Nein, das tut er nicht. Er hat immer recht behalten. Er ist ein weiser Ratgeber.« – »Ich sage dir: Er lügt!«

Und mit all ihrer Kraft entriss das Mädchen ihm den Spiegel und zerbrach ihn auf dem harten Steinboden in tausend Stücke.

Warum beginne ich dieses Buch mit einem Märchen? In unserer Welt gibt es keine Hexen. Und magische Spiegel erst recht nicht. Aber ist das wirklich so? Ich kann Ihnen voller Überzeugung sagen: Doch, es gibt diese Trugspiegel. Allerdings sind sie nicht in der Erde vergraben, sondern in den Erlebnissen unserer Kindheit. Und wir halten sie auch nicht in den Händen, sondern tragen sie in unserem Kopf.

Wie in meinem Märchen beschrieben, nehmen wir uns selbst und unsere Leistungen oft als ganz klein und unbedeutend wahr, unsere Fehler und Schwächen dagegen als riesig groß. Das Bild, das wir von uns haben, ist dann genauso verzerrt wie das Antlitz des Bauern im magischen Spiegel. Kein Wunder, dass wir uns im Lauf der Zeit immer weniger zutrauen. Egal, was wir tun, wir fühlen uns dabei unzureichend. Selbst wenn wir für besondere Leistungen ausgezeichnet oder befördert werden, denken wir, dass wir doch nur Glück hatten, uns die Anerkennung also gar nicht zusteht. Wir fürchten uns davor, irgendwann einmal als Betrüger enttarnt zu werden. Dann werden alle merken, wie unfähig wir in Wahrheit sind.

Dass wir uns selbst so ganz anders wahrnehmen als alle anderen, hat einen Namen: Psychologen sprechen vom Hochstapler- oder Impostor-Phänomen, neben dem (von mir bevorzugten) Fachterminus ist aber der Begriff Impostor-Syndrom mittlerweile genauso gebräuchlich. Obwohl dieses Phänomen sehr häufig zu beobachten ist und seit etwa vierzig Jahren erforscht wird, haben viele Betroffene noch nie etwas davon gehört. Oft verwechseln sie es mit reinen Selbstzweifeln oder Minderwertigkeitsgefühlen. Auf den folgenden Seiten erkläre ich Ihnen daher, was es mit dem Hochstapler-Phänomen auf sich hat. Ich zeige Ihnen, aus welchen Komponenten Ihr innerer (Zerr-)Spiegel besteht und wie er entstanden ist. Sie wiederum begleiten Marla und Oliver, zwei Betroffene, auf ihrem Weg heraus aus dem Labyrinth der Trugbilder und lernen dabei, welche Schritte Sie gehen müssen, um Ihre eigenen Irrwege zu erkennen und Ihre falschen Überzeugungen nach und nach loszuwerden. Den größten Nutzen ziehen Sie aus diesem Buch, wenn Sie es nicht als bloße Lektüre, sondern gleichzeitig als Arbeitsbuch verstehen. Es besteht aus einer Vielzahl von Übungen und Fragen. Sie wollen dazu einladen, sich mit sich selbst und dem Impostor-Phänomen auseinanderzusetzen. Nehmen Sie sich also Zeit für die Beantwortung der Fragen und führen Sie die Übungen durch, denn durch Lesen allein wird sich nicht viel ändern. Sehen Sie das Buch als einen Wegweiser. Mit seiner Unterstützung werden auch Sie es schaffen, sich aus dem Geflecht aus Denkfehlern, verzerrten Wahrnehmungen und Ängsten zu befreien.

Sind Sie bereit für die Reise hinein ins Reich der inneren Spiegel? Dann mache ich Sie gleich einmal mit Oliver, unserem ersten Impostor-Geschädigten, bekannt.

KAPITEL 1WAS STIMMT NUR NICHT MIT MIR?

Kaum ein Laut dringt durch das geöffnete Fenster. Nur von fern hört Oliver ab und zu das gedämpfte Geräusch eines vorbeifahrenden Fahrzeugs. Um diese Zeit ist fast niemand mehr unterwegs. Oliver liegt reglos im Bett. Es ist schon die vierte Nacht in Folge, in der er nicht schlafen kann. Ständig kreisen die immer gleichen Überlegungen in seinem Kopf. »Ich muss schlafen. Morgen habe ich ein schwieriges Gespräch mit Herrn Schwarz, da brauche ich doch all meine Konzentration. Warum nur kann ich nicht schlafen?!« Vorsichtig dreht er sich auf die andere Seite. Schon allein beim Gedanken an die morgige Besprechung spürt er, wie sich sein Magen verkrampft. »Wie konnte ich mich nur auf diese Sache einlassen? Wäre ich doch einfach Sachbearbeiter geblieben!« Nicht zum ersten Mal verflucht er innerlich seine Entscheidung, das Angebot seines Chefs angenommen zu haben.

Neun Monate ist es nun her, dass er zum Abteilungsleiter befördert wurde, und seitdem geht es Oliver zunehmend schlechter. Er, der bisher seinen Job geliebt hat, fährt nun morgens mit einem unangenehmen Gefühl zur Arbeit, hat weniger Appetit und nachts keinen erholsamen Schlaf. Anfangs hat ihn diese Veränderung noch nicht beunruhigt. Schließlich ist es normal, sich in einer neuen Position erst eingewöhnen zu müssen. Aber statt nachzulassen, sind das Gefühl der Überforderung und der Erfolgsdruck immer stärker geworden. Und das, obwohl er von seinem Chef gute Rückmeldungen bekommt. Ja, mit jeder gemeisterten Aufgabe, mit jedem positiven Feedback empfindet Oliver seine Situation nur noch belastender.

»Was soll ich nur tun?«, fragt er sich verzweifelt. »Ich merke, wiees mir Tag für Tag schlechter geht. Wenn ich nichts ändere, dann werde ich davon noch krank. Ich kann so nicht weitermachen. Aber ich kann doch auch meinen Chef nicht enttäuschen! Und wenn ich kündige, was sollen dann meine Frau und meine Mutter von mir denken? Sie wären ebenfalls enttäuscht. Keiner weiß, wie es mir wirklich geht. Alle denken, dass ich selbstbewusst und belastbar bin. Ich könnte es nicht ertragen, ihnen reinen Wein einzuschenken.«

Auch Oliver trägt einen Zerrspiegel in sich. Egal, was er erreicht, wie oft er Anerkennung erhält und wie schnell er befördert wurde, in seinem Inneren ist er fest davon überzeugt, dass er all diese Bestätigung gar nicht verdient hat. Schlimmer noch: Mit jedem Lob wächst die Angst, dass er irgendwann auffliegen könnte. Je erfolgreicher er ist, desto schlechter geht es ihm. Denn eines der ganz wesentlichen Kennzeichen des Hochstapler-Phänomens ist es, dass Erfolg nicht zu einer Zunahme an Selbstvertrauen führt, sondern vielmehr zu Versagensängsten und Selbstzweifeln.

Das ist eigentlich unlogisch. Normalerweise lernen wir aus unseren Erfahrungen und aus den Konsequenzen, die sich durch unser Verhalten ergeben. Verhaltenspsychologen nennen dies »Lernen am Erfolg«. Wenn wir also Angst vor einem Vortrag haben, uns dieser Herausforderung aber dennoch stellen und anschließend Applaus erhalten, werden wir nach und nach unsere Ängste abbauen. Wir erfahren, dass unsere Befürchtung, uns zu blamieren oder andere zu enttäuschen, überflüssig war.

Bei Menschen, die vom Hochstapler-Phänomen betroffen sind, ist das aber anders. So auch bei Oliver. Er übt nun schon eine ausreichend lange Zeit seinen neuen Job aus und hat alle Führungsaufgaben bisher gut gemeistert. Sein Chef ist zufrieden mit ihm, und von seinen Kollegen und Mitarbeitern wird er in seiner neuen Rolle akzeptiert. Eigentlich sollte er gelernt haben, dass seine Fähigkeiten ausreichend sind. Warum also werden Olivers Probleme nicht kleiner, sondern nehmen stattdessen von Woche zu Woche zu?

Weil es sich bei Oliver – und vielleicht auch bei Ihnen – nicht einfach nur um ein reines Selbstwertproblem handelt. Natürlich schätzt er seinen eigenen Wert und seine Fähigkeiten zu gering ein, sonst würde er nicht ständig an sich zweifeln. Aber das reicht nicht aus, um seine Befindlichkeitsstörung zu erklären. Menschen, die »nur« einen geringen Selbstwert haben, lernen irgendwann aus Erfahrungen und freuen sich über Anerkennung. Positives Feedback und Erfolge sind für sie wie eine Art Nahrung für ihr Selbstbewusstsein, das daraufhin wächst und gedeiht.

Merke: Beim Impostor-Phänomen führt Erfolg nicht zu einer Verbesserung der Versagensängste. Er verschlimmert sie sogar.

Menschen, die sich mit dem Impostor-Phänomen herumschlagen, scheinen aber gegen dieses »Selbstwertfutter« allergisch zu sein. Denn es nährt sie nicht, sondern stürzt sie in noch größere Selbstzweifel. Sie sind nicht in der Lage, die Bestätigung und die Erfolge abzuspeichern, damit sie sie später wieder abrufen können. Ihr Gehirn verarbeitet Anerkennung ganz anders. Wenn sie eine Herausforderung gemeistert haben, denken sie nicht etwa: »Ich bin gut. Ich kann das, und andere erleben das auch so.« Stattdessen geht etwas ganz anderes in ihrem Kopf vor: »So ein Glück, dass ich das geschafft habe. Das hätte schiefgehen können. Vermutlich wird es auch irgendwann schiefgehen. Aber jetzt erwartet man von mir, dass es auch beim nächsten Mal klappt. Was, wenn ich es dann nicht schaffe? Irgendwann – vielleicht sogar schon morgen – fliege ich auf!«

Falls Sie nun denken, dass die bisherigen Erfolge von Oliver oder auch von anderen Betroffenen vielleicht einfach zu klein und unbedeutend waren, um sie von ihren Fähigkeiten überzeugen zu können, so muss ich Ihnen diese Illusion nehmen: Im »Klub der Hochstapler« befinden sich auch gefeierte Keynote-Speaker mit Millionenpublikum, Spitzenverdiener und preisgekrönte Schauspieler. Jodie Foster ist eine der bekanntesten Betroffenen. Als sie 1989 ihren ersten Oscar verliehen bekam, konnte sie das nicht glauben. Sie war innerlich darauf gefasst, dass ihr jemand die Trophäe entreißen und sich bei ihr für diesen bedauerlichen Irrtum entschuldigen würde. Denn aus ihrer Sicht hatte doch gar nicht sie, sondern vielmehr Meryl Streep den Oscar verdient.

Vorsicht, Zerrspiegel:

Wenn Sie für eine Leistung Anerkennung erfahren haben, heißt das nicht, dass von Ihnen jederzeit eine ähnliche Leistung erwartet wird und man enttäuscht ist, wenn Sie diese nicht erbringen.

Und Sie? Denken Sie, dass Jodie Foster eine grandiose Schauspielerin ist, die durchaus zu Recht ausgezeichnet wurde? Dann teilen Sie diese Meinung mit sehr vielen Menschen. Nur nicht mit Jodie Foster. Wie der Bauer im Märchen glaubte sie ihrem inneren Zerrbild mehr als Millionen Fans. Sie sehen also, dass Erfolg, und sei er auch noch so groß, nicht zwangsläufig dazu führt, das Impostor-Phänomen zu verbessern oder gar zu beseitigen. Weil nämlich die Betroffenen ihre Erfolge ganz anders verarbeiten, als man erwarten würde. Für sie sind sie weniger eine Bestätigung ihres Könnens als ein Zufall, und so befürchten sie, dass sie beim nächsten Mal nicht so viel Glück haben werden. Zudem bewirken Anerkennung und Lob nicht etwa, dass sie langsam selbst an ihre Fähigkeiten glauben, sondern steigern vielmehr den Druck. Und da sie niemand enttäuschen wollen, liegt die Latte der Erwartungen von Mal zu Mal höher.

Zum Hochstapler-Phänomen gehört aber noch viel mehr als nur der ständig zunehmende Erfolgsdruck. Wir glauben so sehr unserer eigenen verzerrten Wahrnehmung, dass wir davon ausgehen, dass alle Menschen um uns herum sie über kurz oder lang mit uns teilen werden. Wenn wir stattdessen Lob oder Anerkennung bekommen, sind wir davon überzeugt, dass die anderen sich täuschen. Ja, schlimmer noch, dass wir sie getäuscht haben. Daher fühlen wir uns ständig wie der Hochstapler, der dem Phänomen auch seinen Namen gegeben hat. Wir fühlen uns schuldig wegen dieser Täuschung und befürchten, dass es bei den Menschen, mit denen wir zu tun haben, zu einer Enttarnung, genauer gesagt, zu einer Ent-Täuschung kommt. Unsere größte Sorge ist es, dass man uns irgendwann einmal unseren eigenen Spiegel vorhalten könnte und dann plötzlich alle dieses schreckliche Bild sehen werden, für das wir uns doch so sehr schämen. Die Angst davor, plötzlich als Betrüger aufzufliegen, verstärkt die Versagensängste und verhindert, dass wir stolz auf unsere Erfolge sein können. Denn in unseren Augen beweisen sie nur eins: dass wir geschickt andere Menschen manipulieren.

Vorsicht, Zerrspiegel:

Wenn Sie Erfolg haben, liegt das nicht einfach daran, dass Sie mal wieder mehr Glück als Verstand hatten. Schon möglich, dass auch einmal eine ordentliche Portion Glück dabei war. Wenn Sie aber mehrmals eine Situation gut gemeistert haben, ist das kein Zufall mehr, sondern ein Indiz für Ihre Fähigkeiten – auch wenn Sie diese aktuell nicht erkennen können.

DAS GEFÜHL, EIN FAKE ZU SEIN

Mit pochendem Herzen klickt Marla auf »Senden«. Hoffentlich hat ihr Chef nichts an der Präsentation auszusetzen, die sie ihm gerade geschickt hat. Jemand anders hätte den Auftrag vermutlich in drei Tagen erledigt. Sie dagegen hat zwei Wochen bis spät in die Nacht daran gesessen. Und das, obwohl sie doch langsam Routine darin haben sollte. Sie fühlt sich erschöpft und ausgelaugt. Müde lässt sie ihren Kopf auf die Tischplatte sinken. »Ich hab’ einfach keine Ahnung von dem ganzen Zeug«, seufzt sie leise. »Alles muss ich mir erst mühsam anlesen, damit mir kein dummer Fehler unterläuft. Wenn die anderen wüssten, wie unfähig ich in Wirklichkeit bin, wäre ich vermutlich schon längst gefeuert.«

Vor zwei Jahren hat sich Marla nach dem Studium auf eine Stelle als Assistentin in einer Redaktion beworben und sie auch bekommen. Sie ist immer noch dankbar für das Vertrauen, das der Chef ihr gleich zu Beginn entgegengebracht hat. Daher hat sie sich mit Feuereifer an jede ihr anvertraute Aufgabe gemacht. Doch dies ist nach hinten losgegangen. Mittlerweile denkt jeder in der Abteilung, dass sie belastbar und kompetent ist. Keiner ahnt, wie überfordert sie sich fühlt.

Als der Chef sich eine Stunde später höchst zufrieden über ihre Ausarbeitung äußert, atmet Marla erst einmal tief durch. Die Erleichterung hält aber nur kurz an. »Alle denken von mir, dass ich eine Powerfrau bin, dass ich alles kann und nur so aus dem Ärmel schüttle und dass ihre Angelegenheiten bei mir in guten Händen sind. Aber da täuschen sie sich. Sie haben nicht die leiseste Vorstellung davon, wie lange ich tatsächlich an so einer Aufgabe sitze. Bis jetzt hat es keiner mitbekommen, dass ich es gar nicht draufhabe, sondern nur so tue als ob. Aber lange werde ich dieses Arbeitspensum nicht mehr durchhalten können. Und dann werde ich Fehlermachen. Irgendwann werde ich mal richtig Mist bauen und alle werden schockiert und enttäuscht sein!«

Marla reagiert – wie alle Besitzer eines Impostor-Spiegels – auf Anerkennung ganz anders, als man erwarten würde. Statt sich über das Lob zu freuen und es anzunehmen, ist es ihr nach einer kurzen Phase der Erleichterung eher unangenehm. Denn sie ist davon überzeugt, diese Auszeichnung eigentlich gar nicht verdient zu haben. Schließlich hat sie für diesen Erfolg zu lange arbeiten und unverhältnismäßig viel Mühe aufwenden müssen.

Hier sitzt Marla einem Irrtum auf, der mit dem Impostor-Phänomen sehr häufig einhergeht: Sie denkt, dass jemand nur dann kompetent oder intelligent ist, wenn er sich sein Wissen nicht extra erarbeiten muss und die Erfolge ihm nur so zufliegen. Sobald sie etwas nicht auf Anhieb versteht und recherchieren muss, fühlt sie sich unfähig. Sie macht sich nicht klar, dass jeder Erfolg auch eine Menge Schweiß bedeutet. In dieser Hinsicht hat Marla immer noch ein sehr kindliches Verständnis von Begabung: Entweder man kann es oder man kann es nicht. Wenn sie also für etwas Zeit und Arbeit investieren muss, ist das für sie der Beweis ihrer Inkompetenz.

Mit dieser Annahme gehört Marla zu den »Naturtalenten«, einem Subtyp des Hochstaplers. Da Forscher festgestellt haben, dass bestimmte Denkmuster – um nicht zu sagen Denkfehler – bei Impostor-Betroffenen immer wieder auftreten, haben sie diese genutzt, um eine Klassifizierung vorzunehmen. Der zufolge ist Marla zusätzlich auch eine Perfektionistin, hat also gleich zwei Gründe, sich wie ein Hochstapler zu fühlen. Perfektionisten gehen nämlich davon aus, dass man nur kompetent ist, wenn man eine perfekte Leistung erbracht hat. Gut ist nicht gut genug, wenn besser möglich ist. Selbst wenn sie Komplimente für ihre Arbeit bekommen, können sie diese nicht annehmen, solange sie selbst noch einen klitzekleinen Fehler oder eine Schwäche in ihrem Werk gefunden haben. Wegen ihres hohen Anspruchs an sich selbst brauchen Perfektionisten natürlich viel länger als andere, um eine Arbeit fertigzustellen. Während die meisten sich mit einer guten Präsentation zufriedengeben, muss für Perfektionisten einfach alles stimmen: jede Formulierung und jede einzelne Formatierung. Diese Mehrarbeit führt nicht nur zur kompletten Überforderung, sondern hat auch noch andere Auswirkungen: Nachdem sie so viel Zeit investiert haben, fühlen sich Perfektionisten, als hätten sie geschummelt. Vor allem, wenn sie wie Marla auch noch zu der Gruppe der Naturtalente gehören.

Merke: Insgesamt gibt es fünf verschiedene Impostor-Typen: Naturtalente, Perfektionisten, Superhelden, Experten und Einzelgänger. Sie unterscheiden sich durch ihr Verständnis von Kompetenz.

Oliver dagegen lässt sich in den Subtyp der Experten einordnen. Er wurde aufgrund seiner Leistungen und seiner Fähigkeiten befördert, hält sich aber trotz allem nicht für qualifiziert genug für die neue Position. Daher bildet er sich auch in seiner Freizeit ständig weiter, besucht Seminare und liest Fachliteratur. Mittlerweile ist er tatsächlich zu einem Experten auf seinem Gebiet geworden, kann dies aber nicht erkennen. Denn seiner Meinung nach muss ein Experte alles wissen oder zumindest einen hohen Grad an Wissen und Fähigkeiten besitzen. Doch je mehr er sich weiterbildet, desto mehr verschiebt er auch die eigene Messlatte, ab wann man sich zu den Experten zählen darf – und zwar immer so, dass sie für ihn unerreichbar ist. Wird er von anderen als Experte bezeichnet, fühlt er sich unter Druck und erst recht wie ein Hochstapler.

Ein bisschen hat Oliver auch etwas von einem Einzelgänger, denn er geht davon aus, dass man sich seinen Erfolg allein erarbeiten muss. Nie würde er andere um Hilfe bitten, denn dann würde er ja zeigen, dass er nicht so kompetent ist, wie sie glauben, und seine Leistung wäre nichts mehr wert. Diese Einstellung vertritt er selbst dann, wenn für alle offensichtlich ist, dass das Arbeitspensum viel zu groß ist, um es allein zu bewältigen – was dazu führt, dass er nur ein suboptimales Ergebnis erzielen kann. Ob er nun um Hilfe bittet oder nicht, beides »beweist« seine Unfähigkeit. Eine Denkfalle, aus der es keinen Ausweg gibt.

Und schließlich gibt es noch die Kategorie der Superhelden. Sie sind so etwas wie die Perfektionisten unter den Perfektionisten. Denn sie erwarten von sich in allen Lebensbereichen – nicht nur auf der Arbeit – eine optimale Leistung: Die Wohnung ist perfekt ausgestattet, der Haushalt läuft wie am Schnürchen. Die Kinder sind wohlerzogen und benehmen sich stets angemessen. Der Freundeskreis ist erlesen, die Finanzen geordnet. Sie jonglieren also mit vielen Bällen gleichzeitig und das auf einem sehr hohen Niveau. Sobald nur ein Lebensbereich nicht den eigenen Ansprüchen entspricht, fühlen sie sich als Versager.

Alle diese Subtypen haben eines gemeinsam: Sie haben eine überzogene Vorstellung davon, was man leisten muss, um wirklich kompetent zu sein. Dieses falsche Verständnis von Kompetenz gründet also zum einen auf einer Erwartung, die so hoch ist, dass sie sie nie werden erreichen können, zum anderen ist es so fest in ihnen verankert, dass sie es nicht mehr hinterfragen. Selbst wenn sie jede Menge Erfolge haben und von allen bewundert werden.

Einen Überblick über die verschiedenen Hochstapler-Typen und deren Verständnis von Kompetenz zeigt die folgende Tabelle:

NATURTALENT

Fähig ist nur, wem alles zufliegt, ohne dass er sich anstrengen muss

TYPISCHE AUSSAGEN:

Wenn ich für eine Leistung gelobt werde, denke ich sofort: »Wenn die wüssten, wie viel Zeit ich dafür aufgewandt habe.«Jemand, der wirklich begabt ist, dem fliegt alles zu.Ich habe oft das Gefühl, zu viel für meinen Erfolg tun zu müssen.

PERFEKTIONIST

Fähig ist nur, wer eine fehlerfreie Leistung abgibt

TYPISCHE AUSSAGEN:

Werde ich für meine Arbeit gelobt, dann kann ich das Lob nicht annehmen, wenn ich bei meiner Leistung einen Fehler bemerkt habe.Ich verwende sehr viel Zeit darauf, eine fehlerfreie Arbeit abzuliefern, und ärgere mich, wenn sie dann doch nur mittelmäßig war.Ich habe Angst, dass jemand mich für unfähig halten könnte, wenn ich etwas falsch mache.

SUPERHELD

Fähig ist nur, wer in allen Lebensbereichen sehr gut ist

TYPISCHE AUSSAGEN:

Ich verzweifle oft an mir, denn egal, wie sehr ich mich bemühe, irgendwo geht immer etwas schief.Wenn ich mitbekomme, wie jemand alle Lebensbereiche im Griff hat, fühle ich mich im Vergleich dazu klein und mickrig.Wenn mich jemand bewundert, dann denke ich mir: »Wenn du wüsstest, wie es privat/beruflich/finanziell bei mir aussieht.«

EXPERTE

Fähig ist nur, wer alles weiß

TYPISCHE AUSSAGEN:

Ich besuche viele Seminare und lese viel, aber je mehr ich lerne, desto mehr Wissenslücken bemerke ich.Ich bewundere Menschen, die ihr Fachgebiet umfassend beherrschen. Davon bin ich noch ein gutes Stück entfernt.Wenn ich einmal eine Frage nicht beantworten kann, habe ich Sorge, dass derjenige dann schlecht über mich denkt.

EINZELGÄNGER

Fähig ist nur, wer seine Leistung ganz allein erbracht hat

TYPISCHE AUSSAGEN:

Ich vermeide es, andere um Hilfe zu bitten oder Hilfe anzunehmen. Das fühlt sich so an, als hätte ich geschummelt.Wahre Größen haben ihren Erfolg ganz allein erzielt.Ich kann ein Lob nicht annehmen, wenn andere ebenfalls am Erfolg beteiligt waren
Vorsicht, Zerrspiegel:

Kompetenz heißt weder, dass Ihnen die Erfolge zufliegen, ohne dass Sie etwas dafür tun müssen, noch, dass Sie Ihre Leistung ohne fremde Hilfe erbringen müssen. Um kompetent zu sein, müssen Sie weder allwissend noch fehlerfrei sein. Und schon gar nicht sollten Sie von sich erwarten, dass Sie in allen Lebensbereichen eine herausragende Leistung bieten müssen, um sich kompetent fühlen zu dürfen.

KREATIVE GEISTERFAHRER

Normalerweise lernen wir aus Rückmeldungen. Man könnte also erwarten, dass Sie immer weniger an sich und Ihren Fähigkeiten zweifeln, je mehr positive Bestätigung Sie erhalten. Wenn Sie immer und immer wieder hören, dass Sie gut sind, dann müsste sich das doch irgendwann in Ihrem Kopf einprägen, oder? Irgendwann müsste Ihnen doch klar werden, dass nicht alle anderen sich irren, sondern dass Sie der Geisterfahrer sind, der in der falschen Denkrichtung unterwegs ist. Aber leider ist das nicht so.

Menschen, die vom Hochstapler-Phänomen betroffen sind, sind sehr lernresistent. Egal, wie viel Anerkennung sie bekommen und welche Auszeichnungen sie erhalten, sie gehen immer davon aus, dass dies nichts mit ihrer eigenen Leistung zu tun hat.

Marla erklärt sich die positiven Rückmeldungen nicht durch ihre Kompetenz, sondern durch ihren Fleiß. Um sich nicht zu blamieren, bereitet sie sich überdurchschnittlich gut vor, verheimlicht aber diese Vorbereitungszeit, da sie Angst hat, dann als unfähig zu gelten. Wenn sie nun eine gute Leistung erzielt und dafür gelobt wird, schämt sie sich, weil sie der Überzeugung ist, die Anerkennung eigentlich nicht verdient zu haben. Eine positive Rückmeldung führt also nicht dazu, dass sie mehr an sich glaubt, sondern verstärkt vielmehr die Sorge, irgendwann aufzufliegen.

Oliver hat eine andere Erklärung für seine Erfolge. Er ist gewissenhaft, einfühlsam und darauf bedacht, mit jedem gut auszukommen. In seinem Kollegenkreis wird er daher sehr geschätzt. Doch Oliver ist davon überzeugt, nur aufgrund seiner Beliebtheit befördert worden zu sein und nicht aufgrund seiner Kompetenz. Er möchte weder seinen Chef noch seine Mitarbeiter enttäuschen und gerät daher immer mehr unter Druck. Je mehr Anerkennung er erhält, desto größer wird die Angst, irgendwann die an ihn gestellten Erwartungen nicht mehr erfüllen zu können.

Merke: Menschen, die unter dem Impostor-Phänomen leiden, sind so von ihrer Unfähigkeit überzeugt, dass sie sich ihre Erfolge immer anders erklären und sich bei einer Anerkennung sofort wie ein Betrüger fühlen.

Auch Aberglaube kann dazu dienen, sich und die eigene Leistung abzuwerten. Die Betroffenen sind davon überzeugt, dass sie nur durch Zufall oder aufgrund schicksalhafter Ereignisse erfolgreich waren. Die Prüfung haben sie nur geschafft, weil sie an ihrem Glückstag stattgefunden hat. Die Bewerbung war deswegen erfolgreich, weil sie vorher ein bestimmtes Ritual angewandt haben. Es liegt nie an ihnen und an ihrer Fähigkeit, sondern an unzähligen anderen Gründen. Bei der Suche nach einer Erklärung, warum sie trotz ihrer Unfähigkeit erfolgreich waren, können Menschen mit Hochstapler-Syndrom überaus kreativ sein.

Wenn Sie sich erst einmal im Impostor-Denken verstrickt haben, finden auch Sie viele tausend Gründe, die belegen, dass Sie den Erfolg gar nicht verdient haben. Je mehr Menschen von Ihnen überzeugt sind, desto größer wird Ihr Unbehagen. Weil Sie das Gefühl haben, sich die Anerkennung mit unlauteren Mitteln erschlichen und alle getäuscht zu haben.

Prüfen Sie sich einmal selbst. Wie reagieren Sie auf ein Lob? Angenommen, Sie erhalten von Ihrem Chef folgende Rückmeldung: »Auf Sie kann ich mich immer verlassen! Sie sind mein bester Mitarbeiter.« Was für Gedanken gehen Ihnen dann durch den Kopf?

Ein Mensch, der nicht von Hochstapler-Gedanken betroffen ist, würde dieses Lob einfach genießen. Vermutlich würde er denken: »Wow! Ich glaube, das hab ich richtig gut gemacht, wenn es sogar meinem Chef auffällt.« Hochstapler-Gedanken sehen dagegen ganz anders aus: »Oh je! Jetzt verlässt er sich auf mich. Dabei sind die anderen Kollegen doch viel besser als ich. Hoffentlich merkt er nicht, dass ich gar nicht so gut bin, wie er glaubt. Ich darf auf keinen Fall einen Fehler machen, um ihn nicht zu enttäuschen. Das setzt mich total unter Druck!«

Erkennen Sie den Unterschied? Im ersten Fall geht der Mitarbeiter davon aus, dass der Chef recht hat. Die Anerkennung bestätigt ihn in seiner Fähigkeit. Im zweiten Fall dagegen zweifelt er das Urteil des Chefs an. Die Anerkennung bestätigt ihn in seiner Unfähigkeit.

Vorsicht, Zerrspiegel:

Eine positive Bestätigung bedeutet nicht, dass Sie mal wieder jemanden an der Nase herumgeführt und über Ihre Fähigkeiten getäuscht haben. Die meisten Menschen haben in der Regel ein sehr gutes Gespür, wer Wissen nur vortäuscht und wer wirklich kompetent ist. Glauben Sie diesen Menschen einfach einmal!

Warum denken wir auch bei der tausendsten Anerkennung immer noch, dass alle anderen irren? Warum kommen wir nicht auf den naheliegenden Gedanken, dass wir Unrecht haben könnten? Das liegt an unserem inneren Zerrspiegel. Wir vergleichen uns ständig mit anderen, jedoch immer nur zu unserem eigenen Nachteil. Egal welche Fähigkeit wir haben, unser innerer Spiegel zeigt uns die Menschen in unserem Umfeld, die darin genauso gut oder sogar noch besser sind. Doch alle, die darin schlechter sind, zeigt uns der Spiegel nicht. Er vergrößert sozusagen die Leistung der anderen und verkleinert unsere eigenen Leistungen.

Vorsicht, Zerrspiegel:

Wenn jemand etwas besser kann als Sie, so bedeutet das nicht, dass Sie absolut unfähig sind. Achten Sie einmal darauf, ob der andere auch wirklich in allen Belangen besser ist oder nur in einem speziellen Bereich.

Zudem vergleichen wir nicht das Gesamtpaket – also alle Persönlichkeitsanteile einer Person –, sondern immer nur einzelne Aspekte: Unsere Figur mit der der superschlanken Kollegin, die aber längst nicht so erfahren ist wie wir. Und unser Wissen mit dem etwas korpulenten Kollegen, der schon zwanzig Jahre im Job ist. Nie denken wir: »Die Kollegin sieht super aus, aber in der Erfahrung bin ich ihr überlegen.« Oder: »Der Kollege hat mir einiges an Erfahrung voraus, aber zumindest was die Fitness angeht, kann ich mithalten.«