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Die Kalifornische Sonne, der tiefblaue Ozean, eine Stadt, in der die Sterne zum Greifen nah erscheinen – und ein Fluglehrer, der alles auf den Kopf stellt
Als Robin an der renommierten Chamberlin University in ihrer Heimatstadt Los Angeles angenommen wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Die Universität mit dem modernen Campus direkt am Meer ist die einzige der Welt, die auf Studiengänge im Bereich der Weltraumforschung spezialisiert ist. An ihrem ersten Tag läuft sie Jamie über den Weg: dem ehemals besten Freund ihrer älteren Brüder, der damals für sein Studium ans andere Ende des Landes gezogen ist. Nun ist er zurück, da dem ausgebildeten Fluglehrer ein Stipendium angeboten wurde – unter der Voraussetzung, dass er Studierende auf der campuseigenen Landebahn unterrichtet. Doch von dem lebensfrohen Jungen aus der Schulzeit ist nicht mehr viel übrig, die letzten Jahre haben ihn abweisend und still gemacht. Als die Auflagen für Robins Wunsch-Schwerpunktfach geändert werden und sie nun einen Flugschein benötigt, bietet ausgerechnet Jamie seine Hilfe an. Die einzige Bedingung: Sie darf niemandem erzählen, dass er wieder in L. A. ist. Während gemeinsamer Flugstunden kommen sich die beiden immer näher, bis die knisternden Gefühle zwischen ihnen nicht mehr aufzuhalten sind. Doch schon bald bemerkt Robin, dass Jamie nicht alles über seine Zeit in Cambridge erzählt hat. Während sie von der Realität eingeholt werden, werfen Jamies Geheimnisse immer dunklere Schatten auf ihre gemeinsamen Momente und drohen alles zu verschlucken.
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Seitenzahl: 549
Veröffentlichungsjahr: 2025
Zum Buch
Als Robin an der renommierten Chamberlin University in ihrer Heimatstadt Los Angeles angenommen wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Die Universität mit dem modernen Campus direkt am Meer ist die einzige der Welt, die auf Studiengänge im Bereich der Weltraumforschung spezialisiert ist. An ihrem ersten Tag läuft sie Jamie über den Weg: dem ehemals besten Freund ihrer älteren Brüder, der damals für sein Studium ans andere Ende des Landes gezogen ist. Nun ist er zurück, da dem ausgebildeten Fluglehrer ein Stipendium angeboten wurde – unter der Voraussetzung, dass er Studierende auf der campuseigenen Landebahn unterrichtet. Doch von dem lebensfrohen Jungen aus der Schulzeit ist nicht mehr viel übrig, die letzten Jahre haben ihn abweisend und still gemacht. Als die Auflagen für Robins Wunsch-Schwerpunktfach geändert werden und sie nun einen Flugschein benötigt, bietet ausgerechnet Jamie seine Hilfe an. Die einzige Bedingung: Sie darf niemandem erzählen, dass er wieder in L. A. ist. Während gemeinsamer Flugstunden kommen sich die beiden immer näher, bis die knisternden Gefühle zwischen ihnen nicht mehr aufzuhalten sind. Doch schon bald bemerkt Robin, dass Jamie nicht alles über seine Zeit in Cambridge erzählt hat. Während sie von der Realität eingeholt werden, werfen Jamies Geheimnisse immer dunklere Schatten auf ihre gemeinsamen Momente und drohen alles zu verschlucken.
Zur Autorin
Leandra Seyfried wurde 1999 geboren und lebt gemeinsam mit ihrer Familie und ihrem Golden Retriever Anton in München, wo sie Medien- und Kommunikationsmanagement studierte. Sie ist Optimistin mit einer Schwäche für fiktive Welten aller Art: Ob in Büchern, Filmen, Serien oder der Musik, mit ihren Geschichten möchte sie Leserinnen und Lesern einen Zufluchtsort bieten – weit weg von der Realität.
Auf Instragram findet man sie unter @leandraseyfried
Leandra Seyfried
Under The Same Stars
Roman
reverie
Originalausgabe
© 2025 reverie in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH
Valentinskamp 24 · 20354 Hamburg
Covergestaltung: © Andrea Janas | andreajanas.com unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: shebeko, dwph, JeannieR, Viktor Sergeevich, Nmaneer, Sude Arslan und depositphotos.com: Patryk_Kosmider
E-Book Produktion von GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783745704792
www.reverie-verlag.de
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Liebe Leserinnen und Leser,
dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.
Deshalb findet ihr am Romanende eine Themenübersicht,die demzufolge Spoiler enthalten kann.
Wir wünschen euch das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser Geschichte.
Euer Team von reverie
Für alle, die unterschätzt werden.Zeigt’s ihnen.
»We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.« – OSCAR WILDE
September Skies – Benjamin Amaru
Call Me When You Land – Old Sea Brigade, Luke Sital-Singh
Pluto – Jake Wesley Rogers
Across The Universe – The Beatles
Northern Star – Dom Fera
Homesick – Madison Beer
Spaceship – Ruth B.
when i close my eyes – Benjamin Amaru
Impossible – Nothing But Thieves
Alley Rose – Conan Gray
The Prophecy – Taylor Swift
Life On The Moon – Duncan Laurence
Starlight – Muse
Shower With My Clothes On – Ashe
Moon In The Morning – Adam Melchor
Heartbreak In The Making – Dagny
orbit – Henry Moodie
I’m Leaving – Mads Langer
Set For Life – Noah Cyrus
California – Chappell Roan
Till Forever Falls Apart – Ashe, FINNEAS
Something In The Orange – Zach Bryan
Moving On – Hannah Storm
Go To Hell – Mighty Oaks
»Urknall«
(Oder: Wie alles beginnt)
Neuanfänge waren mein Endgegner.
Meiner Meinung nach wurden sie viel zu oft romantisiert und beschönigt. Jetzt beginnt ein neues Kapitel, sagten sie, warnten einen aber nicht vor, dass man dabei nicht der Leser, sondern der Autor war. Man konnte nicht einfach eine Seite umblättern und lesen – man musste den besagten Abschnitt erst schreiben. Ich stand also nicht vor einem neuen Kapitel, sondern einer leeren Seite.
Und das war verdammt beängstigend.
Ich öffnete den quietschenden Kofferraum meines Wagens, der in unserer von duftendem Jasmin gesäumten Einfahrt parkte. Es war ein altes, zitronengelbes BMW E46 Cabrio, dessen Zentralverriegelung bereits kaputt gewesen war, als ich es gekauft hatte. Außerdem rostete es an einigen Stellen, verlor Kühlwasser und hatte mehr Schrammen, als ich zählen konnte.
Ich liebte es. Nicht nur, weil es mein erstes Auto war und ich eine halbe Ewigkeit dafür gespart hatte, sondern auch, weil etliche Erinnerungen daran geknüpft waren. Jedes Mal, wenn ich es ansah, spürte ich eine ganze Reihe an positiven Emotionen, die sich nie wieder von dem Wagen trennen lassen würden. Schrottkarre hin oder her.
Gerade, als ich nach dem Henkel meines Koffers greifen wollte, stieß mich Brandon an der Schulter beiseite und verstaute das Gepäck für mich im Wagen.
Ich rieb mir den Arm. »Sanftmütig wie immer.«
»Ein einfaches Danke hätte es auch getan«, gab er zurück und schlug den Kofferraum so fest zu, dass ich zusammenzuckte und einen Blick in Richtung des Nummernschilds warf, das erst letzte Woche wieder einmal abgefallen war. Zum Glück blieb es an Ort und Stelle.
Mein Bruder lehnte sich gegen meinen Wagen, der ein protestierendes Ächzen von sich gab. »Aufgeregt?«
»Gestern Abend war es schlimmer«, sagte ich, was nicht die ganze Wahrheit war – mir war bereits den ganzen Morgen übel. Die Angst vor meinem Neuanfang war allerdings immer noch besser als die Wochen der Ungewissheit, in denen ich auf die Zusage der Chamberlin University gewartet hatte.
Mit fünf Jahren hatte meine Faszination für das Weltall mit einem aus der Bibliothek ausgeliehenen Buch über den Mars begonnen. Mit sieben hatte ich Blumensamen in einem abgedichteten Behälter gezüchtet, um zu sehen, wie sich Pflanzen unter Ausschluss von Sauerstoff verhielten. Mit zwölf hatte ich ein Teleskop geschenkt bekommen und jeden freien Abend im Garten verbracht, um nach Sternen und Planeten zu suchen. Die Oberfläche des Mondes kannte ich inzwischen auswendig – jeden Krater, jede Erhebung. Mit dreizehn hatte ich mir dann einen Studiengang in den Kopf gesetzt, um den sich seitdem bei mir alles drehte: Astrobiologie. Nach dem Highschool-Abschluss hatte ich ein ganzes Jahr damit verbracht, für die Aufnahmeprüfung zu lernen und Extrakurse zu absolvieren, um meine Chancen zu verbessern. Ganz ehrlich? Wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich keinen Plan B gehabt. Gleichzeitig war es vielleicht genau das, was mich angespornt hatte. Deshalb sollte ich mich nicht beschweren, dass ich nun von zu Hause auszog, um endlich, endlich meinen Traum zu leben.
Auch wenn es sich ein wenig anfühlte, als wäre das alles ein wenig zu gut, um wahr zu sein.
»Bist du traurig, dass Henry und Addison nicht dabei sind, um dich zu verabschieden?«, fragte Brandon.
»Nein, alles gut.« Ich winkte ab. »Ist ja nicht so, dass ich in einen anderen Staat ziehe.« Ich sah an meinem hellblauen Shirt und meiner lockeren Jeans hinab bis zu meinen weißen Sneakers, damit er mir nicht vom Gesicht ablesen konnte, wie traurig mich die Abwesenheit meines ältesten Bruders und meiner besten Freundin tatsächlich stimmte. Henry war Polizist und hatte erst vor wenigen Stunden seine Nachtschicht beendet. Addison hingegen stand kurz vor den Midterms ihres Jurastudiums. Womöglich war es sogar besser, dass sie nicht hier waren. Das würde mich nur emotionaler machen als ohnehin schon.
Ich sah wieder hoch in Brandons braungrüne Augen, die beinahe identisch mit meinen waren. »Außerdem –«
»Wenn du willst, kann ich auch kurz tun, als wäre ich er«, unterbrach er mich plötzlich, hüpfte vom Heck, legte seine Arme auf meine Schultern und sah mich eindringlich an. »Pass auf dich auf, Birdie. Wenn dir etwas seltsam vorkommt, rufst du mich an, klar?« Brandon traf Henrys besorgten Tonfall ziemlich exakt, weshalb ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. »Du musst dich durchsetzen können, hast du verstanden? Ob du verstanden hast, Robin?«
Ich schüttelte ihn lachend ab. »Gott, Brandon. Vielleicht hättest du Schauspiel studieren sollen. Dann hättest du ein Ventil für all die überschüssige Energie.«
Brandon grinste. Er konnte selten etwas ernst nehmen und war damit das genaue Gegenteil unseres älteren Bruders Henry, der in die Fußstapfen unseres Vaters getreten war und seiner Rolle als verantwortungsbewusster Polizist auch privat oftmals zu sehr nachkam. Was Brandon zu viel hatte, fehlte Henry an allen Enden.
»Tut er wieder so, als wäre er Henry?«, fragte mein Vater, der in diesem Moment mit einem Umzugskarton unter dem Arm aus dem Haus trat. Ein sich im Wind wiegender Palmwedel warf Schatten auf seine akkurat gebügelte Polizeiuniform.
»Jap.«
»Ich sag es immer wieder: Die ganze frische Luft tut dir nicht gut«, gab mein Dad zurück und schob den Karton auf die Rückbank meines Wagens.
Brandon, der als Ranger im Topanga State Park arbeitete, grinste nur noch breiter. »Sei froh, dass du nicht weißt, wie ich bin, wenn ich nicht genug frische Luft bekomme.«
Dad hob eine Braue. »Keine Angst, das weiß ich. Stell dir vor, ich habe zwanzig Jahre mit dir unter einem Dach gelebt.«
»Sei froh, dass du einen Sohn hast, der etwas lockerer ist. Stell dir vor, du hättest einen zweiten Henry bekommen.« Er legte sich eine Hand an die Stirn und tat, als würde ihm schwindelig werden. »O Gott, der Horror!«
»Hör auf, sonst enterbe ich dich«, gab mein Vater trocken zurück.
Ich blendete das Wortgefecht zwischen meinem Dad und meinem Bruder aus und ließ den Blick über die sonnenbeschienene Fassade des gepflegten Bungalows gleiten, den ich mein gesamtes Leben lang mein Zuhause genannt hatte. Mein Herz wurde schwer, als ich an all die hunderttausend kleinen Augenblicke dachte, die ich hier erlebt hatte. Die Erinnerungen zogen an mir vorbei wie bunte Schmetterlinge, berührten mich mit ihren Flügeln und tauchten mich in ihre jeweiligen Farben. Ich fühlte Emotionen nicht – ich war die Emotion. Ich dachte an den Käfer, den Brandon mit sechzehn aus Versehen vor der Eingangstür zertreten hatte, und könnte weinen, als wäre es gestern passiert. Dachte daran, wie Aiden mich vor einem Dreivierteljahr genau hier zu unserem ersten Date abgeholt hatte, seine hellen Haare von der Sonne gebleicht. Dachte daran, wie mir nach meinem letzten Treffen mit ihm der Haustürschlüssel aus der Hand gefallen war und ich es aufgrund meiner zitternden Hände nicht geschafft hatte, die Tür zu öffnen.
Ich hatte mich von vornherein nicht verlieben wollen, weil es bei mir nur ganz oder gar nicht gab. Nichtsdestotrotz hatte ich es nicht verhindern können … und dann mit den Konsequenzen leben müssen. Den verdammt hässlichen Konsequenzen. Es war ein bisschen so, als hätte mich jemand nach der Trennung in der Wüste Nevadas ausgesetzt, von der ich mir seither einen Weg zurück nach Los Angeles kämpfen musste. Ohne Wasser, unter der sengenden Sonne. Alles nur, weil ich der falschen Person vertraut und zu lange gebraucht hatte, um das zu erkennen. Jeder Schritt von ihm weg war einer zurück zu mir.
Was auch immer das bedeutete.
Verstohlen wischte ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln, bevor sie jemand sehen konnte. Ich hasste es, die einzige Person in dieser Familie zu sein, die ihre Emotionen nicht unter Kontrolle hatte. Dad war die Disziplin in Person, Henry hatte höchstwahrscheinlich mit vier seine letzte Träne geweint, und Brandon nahm nie etwas ernst genug, um es an sich heranzulassen. Im Gegensatz dazu fühlte ich jede Emotion so stark, dass es jedes Mal war, als würde mich eine große Welle erfassen und ins Meer spülen.
Du musst dir eine dickere Haut zulegen, sagten Henry und Dad regelmäßig zu mir, als wäre das so einfach, wie sich einen Pullover überzuziehen. Und da ich das nicht konnte, wischte ich meine Empfindungen genauso schnell weg wie meine Tränen, bevor sie jemand bemerkte. Ich war ein Chamäleon, das sich an seine Umgebung anpasste und jedem die Version von mir gab, die er sehen wollte.
Um nicht negativ aufzufallen.
Oder überhaupt aufzufallen.
In diesem Augenblick trat Odette mit einem weiteren Karton im Arm aus der Haustür. Mein Vater zögerte keine Sekunde und nahm ihn ihr ab, woraufhin sie ihm ein Lächeln schenkte. Als sie meinen Blick fand, lächelte sie noch ein wenig wärmer.
Ihr Blumenkleid schmiegte sich an ihre eleganten Kurven und passte farblich zu dem Stoffband, mit dem sie ihren Afro aus dem Gesicht geschoben hatte.
Odette war nun seit über vierzehn Jahren an der Seite meines Vaters. Länger, als meine Mom es gewesen war. Für Henry und Brandon war sie wie eine Mutter, aber ich hatte bis heute nicht verdaut, dass sie die beste Freundin meiner Mom gewesen und nur wenige Monate nach der Trennung meiner Eltern mit Dad zusammengekommen war. Egal, wie sehr ich es versuchte: Ich konnte sie nicht wie eine Mutter sehen, ohne dabei Moms Gesicht vor mir zu haben und mich zu fühlen, als würde ich sie hintergehen – und das, obwohl ich ihr nichts schuldete.
»Danke«, murmelte ich, nachdem Dad den Karton sicher auf der Rückbank verstaut hatte.
»Und du bist dir ganz sicher, dass wir dich nicht lieber fahren sollen?«, fragte Dad. »Die Strecke ist nicht ungefährlich.«
»Ich kann dich auf dem Weg zum Park mitnehmen und dir dein Auto am Wochenende nachbringen«, schlug Brandon vor.
»Nicht nötig«, sagte ich eilig.
»Und du bist wirklich bereit dafür, ja?«, hakte Dad nach. »Wenn du magst, kannst du auch erst einmal hier wohnen bleiben, und ich fahre dich morgens –«
»Dad, danke, aber ich werde klarkommen.« Seit meiner dunklen Phase nach Moms Abschied fasste mich meine gesamte Familie mit Samthandschuhen an. Ich wusste, dass sie es nur gut mit mir meinten, aber manchmal war die ganze Fürsorge doch etwas … erdrückend.
»Okay, dann …«, begann ich, bevor sie noch einmal ihre Hilfe anbieten konnten, und sah von Odette über Dad zu Brandon.
Letzterer löste sich zuerst, umarmte mich so fest, dass es mir die Luft abdrückte, und schlug mir auf den Rücken. »Mach keinen Blödsinn an dieser Uni.« Er unterbrach sich. »Nein, weißt du was? Mach sehr viel Blödsinn. Allen Blödsinn, den du finden kannst. Ich denke, das würde dir guttun.«
Ich schnaubte und drückte ihn mit geschlossenen Augen fest an mich. Er roch immer ein wenig nach Harz, sonnigen Spaziergängen im Wald und taubesetzten Nadeltannen.
Danach umarmte ich Dad, und zuletzt verabschiedete ich mich von Odette, die mich in ihre nach Rosenlotion duftenden Arme schloss. »Ich bin stolz auf dich, Robin. Und wenn etwas ist, kannst du jederzeit zurückkommen.«
»Danke, Odette. Das weiß ich zu schätzen.« Ich löste mich von ihr und trat an die Fahrertür heran. »Ich schreibe euch, sobald ich mich eingerichtet habe«, sagte ich und klang dabei zuversichtlicher, als ich bekanntermaßen war. Heuchlerin.
Ich tastete nach dem Griff und zog an der Tür … doch sie gab keinen Zentimeter nach. Ich verdrehte die Augen, zog noch etwas fester, nahm dann die zweite Hand dazu und lehnte mich mit meinem ganzen Körpergewicht dagegen. Gerade als Brandon, Dad und Odette simultan einen Schritt nach vorn machten, sprang sie auf …
… und ich taumelte nach hinten. Brandon hielt mich am Arm fest, ich richtete mich eilig auf und pustete mir die dunklen Strähnen aus der Stirn.
Toller Neuanfang. Ich schaffte es ja gerade so, die Tür meines eigenen Wagens zu öffnen. »Ähm, das ist der Rost. Der … hat die Tür etwas verzogen.«
Mein Dad rieb sich tief seufzend über das Gesicht, ersparte mir aber seine üblichen Hasstiraden über mein Auto. Es ist ein Sicherheitsrisiko auf vier Rädern, bla, bla, eines Tages schraube ich dir die Kennzeichen ab und nehme dir die Zulassung, bla, bla.
Ich wich seinem Blick aus, setzte mich hinter das Steuer und zog die Tür zu. Dann strich ich über das Lenkrad und atmete tief aus. »Okay, kann losgehen«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen und drehte den Schlüssel herum. Der Motor erwachte röhrend zum Leben, stotterte … und ging aus.
»Mach keinen Scheiß, okay?«, raunte ich meinem Wagen zu. »Wenn du dich jetzt nicht zusammenreißt, lässt Dad mich niemals gehen.«
»Redest du etwa mit deinem Wagen?«, fragte Brandon mit unverkennbar amüsiertem Unterton.
Ich lachte trocken, als wäre es das Absurdeste, was ich je gehört hatte. »Ähm, nein?« So viel zu meinem coolen Abgang.
Ich drehte den Schlüssel ein weiteres Mal um – dieses Mal sprang der Motor mit einem besorgniserregenden Rasseln an, was Dads Sorgenfalte auf seiner Stirn sofort den Anlass gab, sich zu vertiefen.
Brandon joggte nach vorn, um mir das Tor zu öffnen. Odette und Dad folgten ihm, um mir zu winken.
»Pass auf dich auf!«, rief Dad.
»Und mach viel Blödsinn!«, rief Brandon, was ihm einen tadelnden Blick von Dad einbrachte.
Ich drehte mich ein letztes Mal mit einem Lächeln um und fuhr dann aus der Ausfahrt – allerdings nicht, ohne dass mein Wagen ruckelte und ein wenig nach vorn sprang. Ich sog mit zusammengepressten Zähnen die Luft ein und sah die immer tiefer werdende Sorgenfalte meines Dads sogar im Rückspiegel. Ups.
Ich ließ die schmalen Straßen Glendales eilig hinter mir, kämpfte mich durch den Verkehr in Beverly Hills und bog auf die Straße ab, die über die Hügel führte. Die warme Fahrtluft wirbelte meine Haare durcheinander, die Sonne schien auf meine Arme, und ich atmete tief die nach Nadeltannen, Benzin und Salzwasser riechende Luft ein.
Neuanfang, Neuanfang, Neuanfang. Ich sagte es mir wie ein Mantra und zählte die Minuten, bis ich ankommen würde. Bisher hatte ich den streng gesicherten Campus nur auf wenigen Bildern gesehen. Die Universität war eine der renommiertesten des Landes – und die einzige der Welt, die auf Studiengänge im Bereich der Luft- und Raumfahrtforschung spezialisiert war. Das Gelände war nicht öffentlich zugänglich und die Sicherheitsvorkehrungen wegen der Zusammenarbeit mit der NASA und der Forschungen, die dort betrieben wurden, entsprechend hoch. Umso aufgeregter war ich bei dem Gedanken, alles gleich mit eigenen Augen sehen zu können.
Meine Beatles-Playlist tönte leise aus den Lautsprechern, vermischte sich mit dem Brummen des Motors und dem Wind, der durch die Palmblätter rauschte. Mit jedem Kilometer, den ich weiter gen Westen fuhr, stieg mein Adrenalinpegel. Der Campus befand sich zwischen Santa Monica und Malibu, auf einer Anhöhe zwischen den Hügeln und der Küste. Nicht mehr weit, dann hatte ich es geschafft.
Ich bog auf die Schnellstraße ab, sah nach links und entdeckte endlich den scheinbar endlosen Pazifik, der sich bis zum Horizont und darüber hinaus erstreckte. Das Wasser schimmerte in einem tiefen Saphirblau und changierte in Nähe des Strands zwischen Aquamarin und Azur. Ein Ozean voller Edelsteine.
Die Ampel vor mir schlug auf Rot um, ich hielt exakt auf der Linie und ließ den Blick über die vierspurige Kreuzung wandern. Ich tippte nervös auf mein Lenkrad, bis die Ampel grün wurde. Dann fuhr ich an, beschleunigte …
Mit einem Mal schoss ein schwarz gekleideter Motorradfahrer über die Kreuzung, schnitt mich knapp und fuhr direkt vor mir auf die Spur. Mein Herz blieb stehen, ich machte eine Vollbremsung und wurde in meinen Gurt gepresst. Mein Wagen krächzte protestierend, die Reifen quietschten. Ich riss die Augen auf und sah dem Motorradfahrer hinterher, der allem Anschein nach über Rot gefahren war.
Sag mal, geht’s noch?!
Wutentbrannt drückte ich auf die Hupe. »Arschloch!«, rief ich ihm – zugegebenermaßen deutlich zu spät – hinterher, was er über den viel zu lauten Motor seines viel zu stark glänzenden Bikes allerdings ohnehin nicht gehört hätte. »Ich fass es nicht«, keuchte ich, legte mit bebender Hand den Gang ein und fuhr an. Der Mann in dem dunkelblauen Porsche, der hinter mir gefahren war, drückte ebenfalls auf die Hupe, überholte mich mit röhrendem Motor und zeigte mir im Vorbeifahren den Mittelfinger.
»Echt jetzt? Was hätte ich bitte machen sollen?«, rief ich, aber auch er hörte mich nicht mehr.
Ich biss die Zähne zusammen. Manchen Leuten sollte man den Führerschein wegnehmen, dachte ich und zuckte sofort zusammen. Super, jetzt hörte ich mich schon an wie Dad.
Ich bog fünf Minuten später in eine von Platanen gesäumte Straße ein. Kurz tauchte auf der rechten Seite ein Schild auf, das mein Herz höherschlagen ließ. Chamberlin University – a cooperation with NASA and the City of Los Angeles. Direkt darunter befand sich in kursiver Schrift der Slogan der Universität: Beyond Earth, Beyond Limits.
Meine Fingerspitzen kribbelten aufgeregt – eine Empfindung, die sich durch das Auftauchen der Pforte wenige Meter weiter nur verstärkte. Nachdem ich meinen Ausweis vorgezeigt hatte, ging die Schranke auf, und ich fuhr weiter, bis ich einen weitläufigen Parkplatz erreichte. Ich entschied mich für eine Parkbucht in der Nähe des Eingangs, zog den Schlüssel ab, stieg aus und legte den Kopf in den Nacken.
Ein kleines Motorflugzeug flog so tief über mich hinweg, dass es für den Bruchteil einer Sekunde die Sonne verdeckte. Es musste auf der campuseigenen Flugbahn gestartet sein. Denn ja, so verrückt es klang: Die Universität besaß eine eigene Start- und Landebahn sowie einige Forschungsflugzeuge, in denen Messungen, geophysikalische Studien und aerodynamische Forschungen durchgeführt wurden.
Gar keine große Sache. Überhaupt nicht.
Ein hoher Zaun und eine weitere Pforte trennten mich noch vom eigentlichen Gelände. Eine Handvoll Studierender wartete dort, um eingelassen zu werden.
Ich wollte gerade meinen Kofferraum öffnen, als mein Blick auf die Parklücke schräg gegenüber fiel – und das schwarz glänzende Motorrad, das dort stand.
Nicht im Ernst. Von all den Orten, an die der Biker hätte fahren können, war es ausgerechnet die Chamberlin?
Ich beobachtete, wie der schwarz gekleidete Fahrer die Aufbewahrung an der Seite öffnete und eine Tasche heraushob. Jap, das war eindeutig der Typ, der mich vor wenigen Minuten beinahe umgebracht hatte. Okay, das war ein wenig dramatisch, aber trotzdem. Was dachte er eigentlich, wer er war? Dass er rücksichtslos fahren, andere gefährden und dann fröhlich mit seinem Tag weitermachen konnte?!
Nicht mit mir.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und stapfte auf ihn zu. »Weißt du, wie gefährlich das eben war?«, fragte ich, kaum dass ich bei ihm angekommen war.
Er drehte sich langsam zu mir um, wodurch ich mich in der Abdeckung seines Helms gespiegelt sah. Lange schwarze Haare, blasse Haut, weit aufgerissene Augen. Wie das Böse in Person sah ich nicht gerade aus. Ich verengte die Augen, um den wütenden Effekt zu verstärken.
Ich war ein wenig stolz auf mich, dass ich ihn direkt angesprochen hatte und der Konfrontation nicht aus dem Weg gegangen war … zumindest bis er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und ich mich bemühen musste, nicht zurückzuweichen. Er war garantiert eins neunzig. Nein, größer. Es kam mir vor, als wären seine Schultern doppelt so breit wie meine, und mit dem selbstbewussten Stand strahlte er – ohne ein Wort zu sagen – bereits jetzt mehr Autorität aus als ich.
Pff. Scheiß auf ihn. Davon lasse ich mich garantiert nicht einschüchtern.
»Hast du mich verstanden?«, fragte ich und zeigte auf seinen Helm, als keine Antwort kam. Keine Ahnung, wie viel man darunter hörte. »Ich wäre fast in dich reingefahren, weil du über Rot gebrettert bist und mich geschnitten hast.« Ich wies auf meinen Wagen. »Ich meine – schau dir mein Auto doch mal an! Bei der nächsten Vollbremsung fällt mir wahrscheinlich das Heck ab. Ich muss eh schon zu oft Kühlwasser nachfüllen, und –«
Ich hielt inne, als er die Lasche seines Helmes löste. Aha, er würde also auch mal etwas sagen.
Er nahm den Helm vom Kopf …
… und mir gefror das Blut in den Adern zu Eis.
Ach du Scheiße.
Ich hatte mit allem gerechnet – außer dass mir plötzlich ein vertrautes Gesicht entgegenblickte. Vielleicht war ich bei der Vollbremsung doch mit dem Kopf auf dem Lenkrad aufgekommen, denn vor mir stand ein Mann, von dem ich gedacht hatte, ihn nie wieder zu sehen. Der Mann, der vor drei Jahren ans andere Ende des Landes gezogen war, wo er nach nur vier Monaten den Kontakt zu meinen Brüdern abgebrochen hatte, obwohl sie ihr Leben lang beste Freunde gewesen waren. Der Mann, der pure Lebensfreude gewesen war und nun mit finsterem Blick auf mich herabsah, als wären wir uns noch nie zuvor begegnet.
Ich zog die Brauen zusammen. »Jamie?«
»Planetenkollision«
(Oder: Wie ich auf Widerstand treffe)
Ich hätte ihn beinahe nicht erkannt. Klar, er hatte dieselben dunkelbraunen Haare wie damals. Dieselbe goldstichige, gebräunte Haut mit den von der Sonne ausgeblichenen blonden Härchen darauf. Dieselben hellbraunen Augen, die von dichten Wimpern umrandet waren. Doch nun war da eine große Narbe, die sich über sein ehemals so offenes und freundliches Gesicht zog. Sie begann auf seiner rechten Wange, ging knapp an seinem Auge vorbei und endete in seinem Haaransatz. Dazu kamen der finstere Blick, die Leere in seinen Augen und die seltsame Ausstrahlung, die in meinem Körper sämtliche rote Lämpchen angehen ließ. Mein Instinkt flehte mich förmlich an, einen Schritt zurück zu machen, aber ich widerstand dem Drang.
Von dem kalifornischen Jungen mit dem breiten Grinsen fehlte jede Spur.
»Robin.« Wenn er meinen Namen nicht gesagt hätte, wäre ich mir nicht sicher gewesen, ob er mich erkannt hatte. Dabei war er mehrere Jahre lang öfter bei uns zu Hause gewesen als bei sich. Henry und er kannten sich aus der Schule, und weil Brandon nur ein Jahr jünger war als die beiden, hatten sie sich alle schnell angefreundet. Ich konnte mich noch genau erinnern, wie genervt ich anfangs gewesen war, wenn die drei wieder ihren Unsinn getrieben hatten. Je älter wir wurden, desto besser hatten wir uns jedoch verstanden. Wenn ich mit meinen Brüdern ins Kino, zum Strand, nach Downtown gegangen war, war Jamie stets dabei gewesen. In der Highschool war er der mit Abstand beliebteste Junge gewesen (was Brandon bis heute bestritt), und ich konnte gar nicht mehr zählen, wie viele vermeintliche Freundinnen nur mit zu mir hatten kommen wollen, weil er dort sein würde. Es hatte niemanden gegeben, der ihn nicht gemocht hatte, aber das war ihm nie zu Kopf gestiegen. Er war einfach immer … Jamie geblieben. Freundlich, authentisch, hilfsbereit.
Er wusste es zwar nicht, aber er war der Grund, warum ich Astrobiologie studierte. Damals war er der Einzige in meinem Umfeld gewesen, der meine Interessen geteilt hatte. Er hatte schon immer Luft- und Raumfahrttechnik studieren wollen, während ich mir noch nicht zugetraut hatte, mich an einer Universität wie der Chamberlin zu bewerben. Als wir vor fünf Jahren in unserer Küche über Studiengänge gesprochen hatten, während er auf Henry gewartet hatte, hatte er mich mit nur wenigen Sätzen derart ermutigt, dass ich nach dem Gespräch nur eines wusste: Ich würde es versuchen. Er konnte sich vermutlich nicht einmal mehr daran erinnern, aber ich würde es niemals vergessen.
Doch jetzt schien alles anders zu sein.
Mir schossen Hunderte Fragen durch den Kopf. Angefangen mit Seit wann bist du zurück? über Seit wann zur Hölle hast du ein Motorrad?, bis zu Wissen meine Brüder, dass du hier bist?.
Gut, die Frage mit dem Motorrad war nicht die drängendste. Und die letzte konnte ich mir selbst beantworten: Wenn Brandon gewusst hätte, dass sein ehemals allerbester Freund aus Massachusetts zurück war, hätte er es heute Morgen erwähnt. Verdammt, es wäre Gesprächsthema Nummer eins gewesen.
»Du bist hier«, sagte ich also wenig einfallsreich.
»Sieht so aus«, gab er knapp zurück, schob sich seine Sonnenbrille auf die Nase und sperrte mich somit noch weiter aus.
»Studierst du jetzt an der Chamberlin?«
Keine Antwort. Was zum Teufel ist plötzlich sein Problem?
Er verstaute seinen Helm und schloss dann sein Motorrad ab.
Gerade als ich den Mund öffnete, um noch etwas zu sagen, lenkte jemand einen weißen Pick-up-Truck in die Parklücke rechts neben Jamie und lehnte sich aus dem Fenster. Es war ein Mann in meinem Alter mit kurzen schwarzen Locken, schwarzer Haut und zu einem höflichen Lächeln verzogenen Lippen. »Hey«, grüßte er uns, ehe er sich an Jamie wandte. »Nur eine kleine Warnung: Die Motorradparkplätze sind auf der rechten Seite«, sagte er mit britischem Akzent, öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen. »Nicht dass du einen Strafzettel bekommst.«
Jamie sah ihn zwei Sekunden lang ausdruckslos an, schulterte seine Tasche … und ging.
Er ging. Ohne ein weiteres Wort. Offenbar war also nicht ich das Problem – er war ganz allgemein ein Arsch.
Ich blinzelte perplex und sah ihm nach. Zwei Frauen in bunt gemusterten Kleidern blickten ihm ebenfalls hinterher, aber er bemerkte es nicht einmal. Er schlängelte sich an den anderen Wartenden vorbei, sagte etwas zu der Person hinter der Glasscheibe und wurde kurz darauf ins Innere des Campus gewunken.
Was war das denn gewesen? Und was machte er hier?
Vor drei Jahren war Jamie nach Massachusetts gegangen, um seinen Bachelor in Luft- und Raumfahrttechnik zu machen. Absolvierte er nun doch seinen Master in Los Angeles? Und wieso hatte er niemandem gesagt, dass er wieder hier war? Das ergab alles keinen Sinn. Besonders, wenn ich an die tränenreiche Verabschiedung vor drei Jahren dachte, bei der ich geglaubt hatte, Jamie würde den Studienplatz an der MIT doch spontan sausen lassen, um bei meinen Brüdern zu bleiben. Wieso sollte er nun, da er wieder zurück war, darauf verzichten, sie sehen zu wollen? Vermutlich aus demselben Grund, aus dem er wenige Monate nach Beginn seines Studiums ohne Erklärung untergetaucht ist, schoss es mir sofort durch den Kopf.
»Was war denn mit dem?«, fragte der Mann aus dem Truck, der noch immer in die Richtung blickte, in die Jamie verschwunden war. Er zog nervös an seinem kunstvoll zerrissenen schwarzen Pullover. Die Brille mit dem blauen Rahmen, die gebügelte Stoffhose und die teuer aussehenden Sneaker schrien förmlich vor mitteleuropäischer Stadtmetropole.
»I-ich habe keine Ahnung.«
»Na ja.« Er zuckte mit den Schultern und streckte mir seine Hand hin. »Ich bin Dylan.«
Ich erwiderte den Händedruck. »Robin, hi. Erstes Semester?«
»Genau.« Er lächelte, und seine Haltung wurde automatisch ein wenig gerader. »Planetologie. Und du?«
»Astrobiologie.«
Seine Brauen hoben sich. »Das ist ja cool! Das wäre meine zweite Wahl gewesen. Bist du aus L. A.?«
Ich nickte. »Geboren und aufgewachsen. Sehr zum Leidwesen meiner Lunge.«
Er runzelte die Stirn.
»Wegen des Smogs«, schob ich eilig hinterher und fuchtelte mit der Hand durch die Luft.
Er lachte auf, obwohl es gar nicht so witzig war, und sein Lachen war so laut und ansteckend, dass mein Herz ein wenig leichter wurde. Ich liebte Menschen, denen ein Lachen leicht von den Lippen ging.
»Wie cool, dann kennst du dich ja bestens aus. Ich bin vor zwei Wochen mit meiner Schwester Sydney aus London für das Studium an der CU hergezogen.«
»Oh, toll! Wie gefällt es dir bisher?«
Er blickte zu seinen Sneakern herunter und schüttelte den einen Fuß aus. »Die Stadt ist etwas … sandig für meinen Geschmack. Und ich kenne bisher niemanden.« Er sah zu mir. »Hey, kann ich dich als kalifornische Freundin und Stadt-Guide einfach adoptieren?«
O mein Gott, schloss ich etwa gerade meine allererste Freundschaft? Und das, obwohl ich den Campus noch nicht einmal betreten hatte? Ich war offenbar in Höchstform. »Sehr gern«, gab ich so gelassen wie möglich zurück.
In diesem Augenblick klingelte sein Telefon, und er tastete hektisch seine Taschen ab, ehe er bemerkte, dass das Geräusch aus dem Wagen kam. »Sorry, da muss ich rangehen. Wahrscheinlich meine Schwester, die mich zusammenscheißt, weil ich zu lange brauche.« Er rollte mit den Augen. »Wir sehen uns, Robin!«
Ich winkte zum Abschied, ehe ich an meinen eigenen Wagen herantrat, nach drei gescheiterten Versuchen endlich die Klappe hinten aufbekam und für den Anfang nur meinen Koffer heraushob. Danach schloss ich den Wagen ab – wohlgemerkt an allen Seiten einzeln. Pff, wer braucht schon eine Zentralverriegelung?
Ehe ich an das Tor herantrat, warf ich einen letzten Blick auf Jamies Motorrad. Innerhalb kürzester Zeit hatte er Hunderte Fragen aufgeworfen, die mir noch immer durch den Kopf schwirrten wie Partikel in einem kosmischen Strahlungsstrom. Unzählige Fragen und eine, die mit Abstand am lautesten war: Was zum Teufel ist in Massachusetts mit ihm passiert?
»Exoplanet«
(Oder: Wie ich mich in neue Welten wage)
Ich schob sämtliche Gedanken an das Zusammentreffen mit Jamie beiseite und lief auf die Pforte zu. So seltsam das alles gewesen war – meine ersten Momente auf dem Campus würde ich garantiert nicht von ihm überschatten lassen. Während ich in der kurzen Schlange wartete, warf ich einen Blick auf mein Handy. Sofort leuchteten mir mehrere Nachrichten entgegen. Ich wusste sofort, von wem sie waren: Nur Brandon schickte hundert einzelne Nachrichten anstatt eine, in der alles drinstand.
Brandon: hallooo, bist du gut angekommen?
dad fragt
aber er sagt ich soll dir nicht sagen dass er fragt
jetzt fragt er ob ich dir das geschrieben habe
ich hab nein gesagt
kannst du einfach antworten damit ich mich wieder in den wald pinkelnden touristen und giftige beeren essenden kindern im nationalpark widmen kann?
Ich unterdrückte ein Augenrollen und ein Lachen gleichzeitig.
Robin: Bin angekommen. Nervensäge. Und jetzt steck das Handy weg, sonst wirst du wieder von einem Waschbären ins Bein gebissen.
Ich scrollte weiter nach unten und entdeckte eine Nachricht meiner besten Freundin Addison. Schon seit sie studierte, hatten wir weniger Zeit füreinander. Wenn ich daran dachte, dass ich durch mein Studium nun auch weniger Zeit für sie haben würde, versetzte es mir einen Stich. Ich war nicht besonders gut darin, neue Leute kennenzulernen. Manchmal wäre ich gern ein klein wenig mehr wie Brandon oder Addison, die immer wussten, wie man auf fremde Menschen zuging. Ihnen ging nie der Gesprächsstoff aus, da sie einfach sagten, was ihnen in den Sinn kam, und danach nicht stundenlang überlegten, ob sie etwas Seltsames von sich gegeben hatten.
Addison: Hey, Babe, wollte nur sagen, dass ich heute an dich denke. Ich bin stolz auf dich, du packst das! Lass uns später telefonieren, okay?
Gerade als ich eine Antwort tippen wollte, ging die Person vor mir weiter, und ich war an der Reihe. Ich steckte das Handy in meine Hosentasche, straffte meine Schultern und trat an das Fenster heran, hinter dem eine Frau mit langen dunkelblonden Haaren und großen blauen Augen saß. »Willkommen an der Chamberlin University«, sagte sie mit einem Strahlen. »Erstes Semester?«
Ich nickte. »Robin Sunday.«
Sie tippte auf ihrer Tastatur herum und sah dann zu mir auf. »Ausweis und Anmeldung, bitte.«
Nachdem sie alles überprüft hatte, überreichte sie mir eine dunkelblaue Schlüsselkarte, auf der in weißer Schrift das Logo der Universität prangte: ein Flugzeug und eine Rakete, die beide gen Himmel flogen und sich in der Mitte kreuzten.
»Deine persönliche Zugangskarte.«
Ich nahm sie entgegen und fühlte mich, als wäre mir der Schlüssel zum Paradies ausgehändigt worden. Das passiert gerade wirklich. Ich bin Studentin an der Chamberlin!
»Bei den Golfcarts wartet jemand, der dich zum Wohngebäude bringt.«
Moment. Hatte sie Golfcarts gesagt?
Sie ließ mich einen QR-Code scannen, der zu einer App führte, in der ich einen Grundriss des Geländes, meinen Stundenplan und das interne Nachrichtenportal der Universität fand. »Na dann, schönen ersten Tag, Robin! Beyond Earth, Beyond Limits.«
Ich lächelte überrascht, als sie den Slogan der Universität anfügte, und unterdrückte das Bedürfnis, wie Spock die Hand zu einem vulkanischen Gruß zu erheben. Du musst dich nicht direkt am ersten Tag als Nerd outen.
Ich holte einmal tief Luft, trat an das Tor heran und hielt meine Schlüsselkarte an den Scanner. Es dauerte keine Sekunde, als es mit einem elektronischen Surren zur Seite fuhr und den Blick auf den Campus freigab.
Und … verdammte Scheiße, das konnte nicht real sein.
Das Erste, was mir ins Auge fiel, waren die grünen Wiesen, die weiter hinten in sanfte Hügel übergingen. Am höchsten Punkt entdeckte ich die weiße runde Kuppel eines Observatoriums und spürte, wie mein Herz voller Vorfreude gegen meine Brust hämmerte. Breit gepflasterte und abwechselnd von Bäumen und Palmen gesäumte Wege erstreckten sich in alle Himmelsrichtungen. Eine angenehm kühle Brise fuhr mir durchs Haar, ließ die Palme über mir rascheln und die Schatten auf dem Weg tanzen. Einige Hundert Meter weiter lag, verborgen hinter dichten Baumkronen, die moderne Glasfassade des Hauptgebäudes.
»Robin Sunday?«
Ich löste mich von dem Anblick und drehte mich um. Vor mir stand ein großer, schlanker Mann mit schwarz gerahmter Brille, dunkelblonden Haaren und einem Tablet in der Hand.
»Genau, hi.«
»Einmal mir folgen, bitte.«
Vor dem Zaun standen mindestens zwanzig Golfcarts. Der weiße Lack glänzte in der Sonne, auf der Seite prangte das dunkelblaue Logo der Universität.
Ich lachte nervös auf. »Das hatte ich irgendwie nicht erwartet.«
»So geht es den meisten Neuankömmlingen.« Er schob sich die Brille zurück auf die Nase. »Wusstest du, dass der Campus der Chamberlin so groß ist wie das der Brown und Stanford zusammen?«
Ich schaffte es gerade so, den Kopf zu schütteln, ehe er weitersprach. »Das Gelände ist also schlichtweg zu groß, um die Wege zu Fuß zurückzulegen. Du kannst dir die Golfcarts wie Mietfahrräder vorstellen, die jedem Studierenden zur Verfügung stehen, um von A nach B zu gelangen. Du musst nur deine Karte an das Panel neben dem Lenkrad halten und es später wieder auf einem der dafür vorgesehenen Parkplätze abstellen.«
Das war … wild. Golfcarts am Campus? Davon hatte auf der Website nichts gestanden.
»Einige Studierende bilden Fahrgemeinschaften und fahren gemeinsam zum Unterricht.« Er wies auf ein Golfcart, in dem vorn bereits ein weiterer Neuankömmling saß, der seine Reisetasche auf den Beinen balancierte. »Am Einführungstag werden alle Studierenden zum Wohnhaus gebracht, also setz dich, es geht los!« Er nahm mir meinen silbernen, mit verblichenen NASA-Stickern übersäten Hartschalenkoffer ab, stellte ihn schräg neben den des anderen Studenten auf die Ablage und wies mir dann den Platz auf der Rückbank zu.
Ich setzte mich und hielt mich an der Stange neben mir fest. Kaum saß ich, ging es auch schon los, und das leise Surren des Elektromotors erfüllte die Luft. Je näher wir dem Hauptgebäude kamen, desto öfter blitzte das Meer durch die Baumkronen hindurch. Auf den Dächern der größten Gebäude entdeckte ich Satellitenschüsseln, in der Ferne erkannte ich einen weiteren Zaun und dahinter einen Flughafentower. Die grüne Umgebung war hin und wieder von lilafarbenen Farbtupfern durchsetzt, für die die Jacarandabäume mit ihren ausladenden Kronen und violetten Blütenblättern verantwortlich waren.
»Da es acht große Gebäude gibt, sind sie nach den Planeten in unserem Sonnensystem benannt«, erklärte der Mitarbeiter. »Das Studentenwohnheim ist Haus Saturn. Wenn ihr einen Weg nicht finden könnt, ruft die App auf und gebt beispielsweise Mars in das Suchfeld ein. Das Navigationssystem führt euch dann auf direktem Weg zur Technischen Fakultät.« Er setzte einen Blinker. »Da sind wir auch schon.«
Ich drehte mich nach vorn und sah, wie wir auf ein mindestens fünf Stockwerke hohes Gebäude zufuhren, das eine perfekte Symbiose aus moderner Architektur und Natur war. Die Fassade war aus Holz und Glas erbaut, dazwischen versteckten sich dicht bepflanzte Balkone. »Et voilà, euer neues Zuhause«, verkündete der Mitarbeiter und parkte das Cart neben mehreren anderen auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz.
Ich wischte meine feuchten Handflächen an meiner Jeans ab und sah mich um. Ein von Büschen und Blumen gesäumter Weg führte direkt auf die gläserne Eingangstür zu. In den Fensterfronten spiegelten sich je nach Blickwinkel der zartblaue Himmel oder das dunkle Meer.
»Eure Zimmernummern findet ihr in der App. Sollten dennoch Fragen aufkommen, könnt ihr eine Nachricht in den Support-Chat schreiben.« Er hievte unser Gepäck hinunter, salutierte zum Abschied und fuhr dann wieder davon. Ich tauschte einen Blick mit dem Studenten, der mich anlächelte und dann ohne ein weiteres Wort im Inneren des Gebäudes verschwand.
Ich stieß die Luft aus, nahm den Griff meines Koffers und richtete den Blick auf die Tür. Okay. Dann mal los. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Bei dem, was ich bisher von dieser Uni gesehen hatte, hätte es mich nicht gewundert, wenn in diesem Gebäude ein Flugzeug von der Decke hing … und dennoch blieb mir beim Betreten überrascht die Luft weg.
Die Decke war ein Zusammenspiel aus Beton und Glas, durch das ich den Himmel sehen konnte. Der Boden allerdings war es, der all meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er war über und über mit Pflanzen bedeckt; Büsche, Blumen und ganze Bäume wuchsen in der Eingangshalle empor.
Bäume.
In der Halle.
Über den Pflanzenboden war eine Art Holzsteg gebaut worden, über den man den Raum durchqueren und an den schmalen Birken vorbeigehen konnte. In der Mitte befanden sich zwei gläserne Aufzüge, die in die jeweiligen Etagen führten, die sich rund um die Eingangshalle nach oben erstreckten.
Was war das für ein Ort? War ich heute Morgen in einem Paralleluniversum erwacht? Oder à la Doctor Who in die Zukunft gereist?
Geistesabwesend holte ich mein Handy hervor und öffnete die App. Ich musste eine Weile suchen, doch schließlich fand ich meine Zimmernummer: S430, vierter Stock. Ohne mich länger aufzuhalten, betrat ich den Aufzug, drückte die Nummer vier und schoss nach oben.
Im richtigen Stockwerk angekommen, lief ich den Gang entlang und entdeckte schließlich die weiße Tür mit der richtigen Nummer. Beim Öffnen der Tür kniff ich die Augen zusammen und machte sie erst wieder auf, als ich eingetreten war. Das Zimmer war ungefähr fünfzehn Quadratmeter groß, roch nach Holz und frischer Farbe. Die Wände waren in einem sanften Blauton gestrichen, das Parkett war dunkel, und hinter einer Ecke auf der linken Seite stand ein schmales Bett mit weißen Laken. Das Highlight jedoch war die verglaste Schiebetür gegenüber von mir, die direkt auf einen vor Pflanzen überquellenden Balkon führte. Mit kribbelnden Fingerspitzen schob ich die Tür beiseite und machte einen Schritt auf die Terrasse.
Wieso konnte ich nicht einfach akzeptieren, dass ich meinen Traum lebte? Wieso hatte ich andauernd das Gefühl, dass eine böse Überraschung hinter einer der Ecken wartete und nur den richtigen Moment abpasste, um mir vor die Füße zu springen?
Erst jetzt sah ich, dass jedes Zimmer auch von dieser Seite mit Nummern und Paneelen für Schlüsselkarten ausgestattet war. Auch außen am Gebäude gab es Treppen, die ins Stockwerk darunter führten.
»Halt ihn auf!«, rief plötzlich eine helle Stimme.
Ich ließ das Handy sinken und sah nach rechts, wo eine Frau mit wallendem blonden Haar und kurzem weißen Kleid stand. Sie sah genau in meine Richtung und wedelte hektisch mit den Armen. Ich drehte mich um, doch hinter mir war niemand.
»W-was? Ich?«, rief ich.
»Ja, bitte!«
Verwundert sah ich mich um und runzelte die Stirn. »W-wen soll ich aufhalten?« Kaum hatte die Frage meinen Mund verlassen, sah ich es auch schon: ein kleines beiges Fellknäuel, das direkt auf mich zurannte.
»Halt ihn auf!«, rief sie erneut, als wäre das kleine Tier ein Dieb, das ihr etwas gestohlen hatte.
Ich blinzelte. Was zum Teufel war das?
Ich wusste nicht, wieso ich ohne zu zögern auf die Frau hörte – vermutlich, weil ich eine nicht zu verbessernde People Pleaserin war –, aber ich wartete den passenden Moment ab und griff vorsichtig nach dem Fellknäuel. Es war weich, warm und haarig in meiner Hand und zappelte mit seinen kleinen Füßen.
Ein Hamster. Ich hatte einen Hamster in meiner Hand.
Er sah mich aus seinen großen Knopfaugen an …
… und biss mir dann in meinen Zeigefinger. »Au!« Ich sah auf ihn herunter. »So dankst du mir also, ja?«
Die Frau kam vor mir zum Stehen. »O Gott, sorry. Ich wusste, dass es eine Scheißidee war, ihn mitzubringen«, sagte sie mit kalifornischem Akzent.
Ich blinzelte. »Den … Hamster? Gehört er dir?«
Sie nahm ihn mir ab und sah mich aus großen blauen Augen an. Sie war atemberaubend. Sanfte Kurven, seidige Haare und ein Gesicht, das man so schnell nicht vergaß.
»Eigentlich meinem kleinen Bruder. Er ist vor einem Monat nach Frankreich gezogen, da er dort aufs Internat geht. Und da unsere Mom nicht auf seinen Hamster aufpassen wollte, musste ich ihn mitnehmen.« Sie strich sich ein paar Strähnen ihrer langen, wie vom Friseur gestylten Haare aus dem Gesicht. »Tut mir echt leid, ich wollte dich nicht erschrecken.« Sie lehnte sich etwas näher zu mir. »Das mit Prinz William bleibt unter uns, oder? Haustiere sind nämlich strengstens verboten, und wenn ich exmatrikuliert werde, dann bitte nicht wegen eines zehn Gramm schweren Nagetiers.«
Meine Augen weiteten sich. »Prinz … William?«
Sie wies auf den Hamster. »Jap. Haben leider erst danach rausgefunden, dass es ein Mädchen ist, aber das geschieht ihr recht, so dreist, wie sie ist. Tut mir leid, du kennst mich gar nicht, und ich fange an zu quasseln.« Sie streckte mir eine Hand hin. »Hi, ich bin Page. Aus Los Angeles.«
Ich zeigte auf ihre Hand, da sie mir nicht die freie, sondern die mit dem Hamster entgegenstreckte. »Scheiße, sorry«, sagte sie und reichte mir dieses Mal ihre freie Hand. »Page.«
»Robin.«
»Wie das Rotkehlchen? Süß.« Sie lächelte, wodurch sich Grübchen auf ihren Wangen zeigten. »Bist du auch erst angekommen?«
»Ja, gerade eben«, antwortete ich und deutete mit dem Daumen auf meine Zimmertür.
»Gott sei Dank, ich nämlich auch. Ich komme zwar aus Los Angeles, aber … ganz ehrlich?« Sie hob eine perfekte Braue. »Ich komme mir vor, als wäre ich auf einem fremden Planeten gelandet.«
»Geht mir genauso«, gab ich zurück. »Ich meine, die Golfcarts?«
Sie drückte sich die Hand, in der sie den Hamster hielt, an die Stirn. »Ich weiß! Ich dachte, ich sehe nicht richtig.« Sie lachte offen, und ein Teil meiner Anspannung löste sich. O mein Gott, machte ich etwa gerade meine zweite Bekanntschaft? Cool bleiben, Sunday.
»Was studierst du?«, fragte sie nun.
»Astrobiologie.« Noch bevor ich fragen konnte, was sie studierte, hatte sie wieder das Wort ergriffen.
»Oh, das ist doch … geht es da nicht um erdähnliche Planeten und so?«
Ich nickte und sah wieder zu ihrem Hamster. Ich könnte schwören, dass er mich vorwurfsvoll anfunkelte. »Exoplaneten, genau. Es geht vor allem um die Erforschung des Lebens im Universum. Also um die Frage, wie das Leben auf der Erde entstanden ist, ob es andere erdähnliche Planeten geben und wie der Weltraum in Zukunft besiedelt werden könnte.« Mein Dad hatte nie verstanden, wieso ich mir ausgerechnet diesen Studiengang ausgesucht hatte, und fragte mich alle drei Monate, ob es denn möglich war, danach überhaupt einen Job zu finden. Als hätte ich mir den Studiengang nur ausgedacht. Tatsächlich war es mein allergrößter Traum, eines Tages von der NASA übernommen zu werden. Das war sehr ambitioniert, aber nicht unmöglich. Das Studium an der Chamberlin war ein guter Anfang – jetzt musste ich nur noch gut genug sein.
»Das klingt total spannend«, meinte sie. »Wahrscheinlich liegt der Schwerpunkt auf … Biologie? Geologie?«
Ich nickte. »Biologie, Chemie, Geologie und ein wenig Astronomie. Was studierst du?«
Sie winkte ab. »Der Klassiker: Astrophysik.«
»Das solltest du wirklich nicht sagen, als wäre es nichts Besonderes.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, wahrscheinlich hast du recht.« Sie sah zu ihrer Hand und hob beide Brauen, als würde sie sich erst jetzt wieder bewusst werden, dass sie ihren Hamster festhielt. Sie tippte mit dem Zeigefinger behutsam auf seinen kleinen Kopf. »Danke noch mal, dass du Prinz William aufgehalten hast.«
Ich grinste. »Natürlich.«
Sie schenkte mir ein letztes warmes Lächeln, ehe sie sich zum Gehen wandte. »Ich bin übrigens in Zimmer 438, falls du mal etwas brauchst.« Sie winkte mir zu, schwang ihre blonden Haare über die Schulter und ging in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Ich sah ein letztes Mal aufs Meer und wollte gerade durch die Balkontür wieder ins Zimmer gehen, als Pages Stimme ein weiteres Mal an meine Ohren drang. »Robin?«
Ich fuhr herum. »Ja?«
»Ich will nicht zu verzweifelt wirken, neue Leute kennenzulernen, aber das bin ich leider. Ziemlich. Also … willst du zufällig später zusammen mit mir zur Einführungsveranstaltung gehen?«
Oh, Gott sei Dank. »Ja!«, rief ich möglicherweise etwas zu eilig.
»Dann hole ich dich um sechs vor deiner Tür ab?«
»So machen wir es.«
Ich beobachtete, wie sie den Kopf senkte, um etwas zu Prinz William zu sagen, ehe sie in ihrem Zimmer verschwand.
Noch immer lächelnd nahm ich mein Handy hervor und hielt mit dem Daumen über der Tastatur in unserem Geschwisterchat inne. Ich war versucht, Henry und Brandon direkt von Jamies Rückkehr zu erzählen, entschloss mich dann aber kurzerhand dagegen. Das hatte noch genug Zeit. Stattdessen rief ich den Chat mit Addison auf, machte ein Foto vom Ozean und sendete es ihr mit den Worten: Bin angekommen!
Denn gerade fühlte es sich genau so an.
»Supernova«
(Oder: Wie mein Traum implodiert)
Page klopfte zehn Minuten zu früh an meine Balkontür. Gemeinsam stiegen wir die Treppe hinunter, die auf drei beinahe identische Terrassen und schließlich auf einen von Paradiesblumen gesäumten Weg führte, der sich einmal ums Gebäude herum bis zur Eingangstür schlängelte. Vor den im Schatten geparkten Golfcarts blieben wir stehen.
»Bist du so ein Teil schon mal gefahren?«, fragte sie und beäugte es skeptisch.
»Würde es dich beruhigen, wenn ich Ja sage?«, fragte ich, setzte mich hinter das Steuer und strich meine Haare über die Schulter.
Page schob sich zögerlich neben mich auf die durchgehende Sitzbank. »Ein wenig«, meinte sie und friemelte am Saum ihres weißen Kleides herum.
Ich hielt meine Schlüsselkarte an das Panel, wie es der Mitarbeiter gezeigt hatte. Tatsächlich leuchtete kurz darauf eine grüne Lampe daneben auf, und der Bildschirm sprang an. »Dann hast du Glück. Meinem Onkel gehört ein Golfclub, ich bin quasi in den Dingern aufgewachsen«, log ich, startete den Elektromotor und legte den Rückwärtsgang ein. Zumindest hatte ich geglaubt, dass es der Rückwärtsgang gewesen war. Als ich aufs Gas drückte – nicht gerade sanft, um den Anschein zu erwecken, dass ich wusste, was ich tat –, fuhren wir nicht nach hinten, sondern nach vorn: direkt ins Blumenbeet hinein.
Page stieß einen Schrei aus und hielt sich an der Stange über ihr fest. Ich trat hektisch auf die Bremse. »Deine Lüge wirkt mit jeder Sekunde unglaubwürdiger«, brachte sie keuchend hervor und wusste offenbar nicht, ob sie aufstöhnen oder lachen sollte.
Ich verzog das Gesicht. »Tut mir leid, ich hab mich echt bemüht.« Ich biss mir auf die Zunge und legte den Rückwärtsgang ein. Dieses Mal wirklich.
»Dein Onkel hat gar keinen Golfclub, nicht wahr?«
»Ich habe keinen Onkel. Aber wir bekommen das trotzdem irgendwie hin.« Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Versprochen.«
Page gab die Adresse des Hauptgebäudes in die App ein und lotste uns über den Campus. Wir nahmen den Weg am westlichen Rand des Geländes, wodurch wir über die Klippe hinweg auf das Meer blicken konnten. Die Luft roch nach Salzwasser, den süßen Blüten der Jacarandabäume und Pages zitronigem Parfum.
Je näher wir dem Hauptgebäude kamen, desto dichter wurden die Wege – und der Verkehr. Die Wege waren mit einer weißen Linie in Fußgänger und Golfcarts unterteilt, weshalb ich peinlich genau auf der rechten Seite fuhr. Das war wohl eines der Dinge, die man als Tochter eines Polizisten im Blut hatte.
»Sieh mal!«, rief Page, als wir einen weitläufigen Platz erreichten. Ganz hinten erhob sich das Hauptgebäude in den tiefblauen Himmel, links und rechts davon befanden sich zwei weitere Gebäude. Das Hauptgebäude war gigantisch, die Fassade eine verschachtelte und dennoch geradlinige Mischung aus Glas und schwarzem Eisen, das an einigen Stellen von hinabhängenden Pflanzen durchsetzt war. Direkt davor befand sich ein Platz, der wie ein typischer Unicampus aussah. Studierende saßen auf der Wiese zwischen den Wegen, entweder allein oder mit Freunden, manche mit Handy, Tablet oder Buch in der Hand. Die beiden etwas kleineren Gebäude, die sich davor gegenüberstanden, waren im selben Stil gebaut. Die drei Bauwerke waren durch Wege verbunden, in der Mitte befand sich eine große Wiese, in deren Zentrum eine Raumkapsel stand. Ja, eine Raumkapsel.
Armstrong-Platz stand auf einem Schild, und ich musste lächeln. Nie zuvor hatte ich mich einem Ort so zugehörig gefühlt.
»Ich glaube, die beiden kleineren Gebäude sind die Fakultäten«, meinte Page, die sich nicht mehr ganz so verkrampft an der Stange festhielt wie zuvor.
Ich parkte in einer schmalen Lücke auf dem dafür vorgesehenen Parkplatz vor dem Hauptgebäude. Von hier aus konnte ich ein kleines Café mit der auf die Glasscheiben gedruckten Aufschrift Apollo Café entdecken, das Stühle und Tische zwischen Palmen in großen Terrakottatöpfen nach draußen gestellt hatte.
Ich erwischte mich dabei, wie ich nach Jamie Ausschau hielt. Kurz flackerte beim Gedanken an ihn in meinem Kopf das Bild des fröhlichen Jungen mit der lauten Lache auf, die man immer im gesamten Schulhaus gehört hatte, bis mir einfiel, dass diese Version von ihm nicht mehr existierte.
Ich schüttelte den Gedanken an ihn ab und folgte Page durch die Glastür ins klimatisierte Innere des Hauptgebäudes. Okay, wow. Es fühlte sich an, als wäre ich geradewegs in einen futuristischen Dschungel spaziert. Die Decke war garantiert über dreißig Meter hoch und von verschiedenen Plattformen durchsetzt. Holztreppen und Hängebrücken verbanden die vor Pflanzen nur so überquellenden Plateaus, über die Studierende liefen.
Ich lachte ungläubig auf.
»Du siehst das auch, oder?«, flüsterte Page neben mir.
»Ich bin mir gerade nicht sicher.«
Am liebsten hätte ich jedes Detail stundenlang betrachtet, doch Page warf einen Blick auf ihre Smartwatch und zog mich weiter. Es dauerte etwas, doch schließlich fanden wir uns vor offen stehenden Doppeltüren wieder, über denen ein Banner mit der Aufschrift Willkommen an der CU! hing.
Wir zögerten nicht lang – okay, Page zögerte nicht lang – und betraten den Saal. Warmes Abendlicht fiel durch die bodentiefen Fenster in den bereits gut gefüllten Raum. Hunderte Stühle waren zur Bühne am hinteren Ende ausgerichtet. An der Chamberlin gab es vergleichsweise wenige Studiengänge: fünf der Physikalischen und drei der Technischen Fakultät. Die Studienplätze waren jedes Semester hart umkämpft und die Anforderungen entsprechend hart. So schwer es war, aufgenommen zu werden – die Studienkosten waren im Vergleich zu manch anderen Universitäten tragbar. Das war der Vorteil einer Universität mit einem Sponsor wie der NASA. Wir hatten die Kosten mit dem Geld decken können, das meine Großmutter für die Bildung ihrer Enkel zusammengespart hatte. Gut, ich hatte den Großteil des Geldes bekommen, das für Henry und Brandon gedacht gewesen war, aber am Ende war es perfekt aufgegangen, da die beiden für ihre Ausbildungen so gut wie nichts davon benötigt hatten.
Page und ich ließen uns auf zwei Stühle im vorderen Drittel sinken und warteten darauf, dass die Veranstaltung begann. Nach nur wenigen Minuten betrat eine große Frau in einem seidig schimmernden Kleid die Bühne und lächelte in die Runde. Sie stellte sich als Dekanin der Chamberlin vor, und je mehr sie von sich erzählte, desto ehrfürchtiger wurde ich. Candice Thiaka hatte nicht nur an der Erstellung eines der wichtigsten Datenanalysesysteme der NASA gearbeitet – sie war sogar bereits im All gewesen.
Nachdem sie eine virtuelle Führung über den Campus mit uns gemacht und uns das Ausleihen der digitalen Lehrbücher erläutert hatte, verabschiedete sie sich auch schon wieder.
Danach trat der Leiter oder die Leiterin des jeweiligen Studiengangs nach vorn und fasste die wichtigsten Eckpunkte zusammen. Zuerst wurden die technischen Studiengänge besprochen. Nach der Frau, die für Luft- und Raumfahrtinformatik zuständig war, betrat ein etwa vierzigjähriger Mann mit braunen, schulterlangen Haaren, Dreitagebart und etwas zu großem schwarzem Jackett die Bühne. Als er sich als Mister Price vorstellte, Leiter des Studiengangs Astrobiologie, rutschte ich auf meinem Stuhl etwas weiter nach vorn. Er erzählte etwas über die einzelnen Fächer, Forschungsräume und Dozierenden, ehe er sich räusperte und mit beiden Händen am Sprecherpult abstützte. »Nun zu den Änderungen, die im letzten Semester eingeführt und über die Sie alle per Mail informiert wurden.«
Moment. Mir wurde kalt. Welche Änderungen? Welche Mail??
»Wie Sie alle wissen, ist Astrobiologie eine multidisziplinäre Wissenschaft, die die Ursprünge, Evolution, Verbreitung und Zukunft des Lebens im Universum untersucht. Unsere Forschung hat uns immer zu ambitionierteren Projekten inspiriert, die oft direkt in anspruchsvolle und entlegene Gebiete auf unserem eigenen Planeten führen. Ein Flugschein eröffnet Ihnen die Möglichkeit, flexibel an diesen abgelegenen Forschungsorten zu arbeiten. Sie werden in der Lage sein, Proben zu sammeln, Ausrüstung zu transportieren und vor allem neue Perspektiven zu gewinnen. Die Entscheidung, den Flugschein zum integralen Teil Ihres Studiums zu machen, war ein langwieriger Prozess, stellt jedoch eine Investition in Ihre Ausbildung und zukünftigen Karrieremöglichkeiten dar. Bei weiteren Fragen können Sie sich jederzeit an mich oder meine Kollegen wenden. Das Anmeldeformular für die Flugstunden am Campus haben Sie ja bereits per Mail bekommen.«
Was?! Sämtliches Blut wich mir aus dem Gesicht, und mir wurde schlagartig übel. Nein. Nein, nein, nein. Das kann nicht sein Ernst sein. Es fühlte sich an, als hätte ich beim Treppensteigen eine Stufe verpasst und würde nun hektisch nach dem Geländer greifen … nur um festzustellen, dass es keines gab.
Ich brauchte einen verdammten Flugschein?!
Page stieß mir mit dem Ellbogen in die Seite. »Hast du schon einen? Oder machst du ihn noch?«
»Ähm …« Ich räusperte mich, meine Sicht verschwamm. »Ich habe keinen.«
»Wie spannend! Dann wirst du wohl demnächst viel Zeit auf dem Flugplatz verbringen.«
»Ich …«, setzte ich an, doch mein Blut rauschte zu laut in meinen Ohren, um weiterzusprechen. Bitte lass das einen schlechten Scherz sein. Ich konnte kein verdammtes Flugzeug steuern. Das war absurd. Sogar meine Führerscheinprüfung hatte mich wochenlang um den Schlaf gebracht. Sämtliche Horrorszenarien hatten sich in Dauerschleife in meinem Kopf abgespielt, und meine Nervosität hatte mich bereits am Morgen davor mit einem Zittern aufwachen lassen. Zwar war keines der Szenarien am Ende eingetroffen, aber Autofahren war eine Sache – ein Flugzeug fliegen eine ganz andere.
Ich war hierhergekommen, um zu studieren, neue Menschen kennenzulernen und die eine oder andere schlechte Entscheidung in einer Campusbar zu treffen – nicht um eine verdammte Pilotin zu werden. Das würde ich mir niemals zutrauen.
Der Rest der Veranstaltung ging an mir vorüber wie ein Fiebertraum, und ich hatte Schwierigkeiten, den Worten der Professoren zu folgen.
Es war, als wäre in meinem Inneren eine Vase zerbrochen. Die Scherben brachten mich innerlich zum Bluten, doch man sah es mir nicht an. Die Vase war mein Traum – und es gab weit und breit keinen Kleber, der die Einzelteile wieder zusammenfügen konnte.
Die Sonne wanderte durch den Raum, ehe sie vollständig verschwunden war. Die Dekanin sprach ihre Abschlussworte, danach ertönte tosender Applaus, der zu laut in meinen Ohren dröhnte.
Page erhob sich mit den anderen, doch ich merkte es nicht einmal. Wie betäubt starrte ich nach vorn, bis sie mich am Arm berührte. Erst jetzt schien sie zu bemerken, dass etwas nicht stimme, da sich ihre Brauen sorgenvoll zusammenzogen. »Hey, ist alles okay?«
Ich riss mich eilig aus meiner Starre und nickte. »Ja, tut mir leid, ich bin nur müde.« Es war immer wieder faszinierend, wie gut ich meine Stimme im Griff hatte, selbst wenn ich mich fühlte, als würde ich auseinanderfallen. »Ich muss nur noch etwas mit dem Leiter meines Studiengangs besprechen. Ist es in Ordnung, wenn du allein zurückgehst?«
Sie nickte. »Natürlich. Warte, ich gebe dir meine Nummer.«
Nachdem sie ihre in mein Handy eingespeichert und ich sie einmal kurz angerufen hatte, winkte sie mir zum Abschied.
Ich beobachtete, wie sie in der Menge verschwand. Vielleicht hätte ich ihr die Wahrheit sagen sollen. Wenn ich tatsächlich eine Freundschaft aufbauen wollte, funktionierte das garantiert nicht, wenn ich sie direkt zu Beginn belog. Aber ihr die Wahrheit zu sagen war auch keine Option. Ich war es gewohnt, meine wahren Emotionen zu verstecken. Zu oft hatte ich zu hören bekommen, dass ich zu sensibel sei. Nicht tough genug für dieses Leben. Ich wollte nicht, dass sie dasselbe dachte. Ich wollte, dass sie mich mochte – also versuchte ich, eine Version von mir zu sein, die sie mögen konnte.
Ich bahnte mir einen Weg durch aufgeregt durcheinanderredende Studierende, bis ich vorn angelangt war und Ausschau nach Mister Price hielt. Er war gerade in ein Gespräch mit der Leiterin des Studiengangs Luftfahrtmanagement vertieft. Als er meinen Blick bemerkte, neigte er seinen Kopf zur Seite. »Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
Ich lächelte entschuldigend. »Ja, tut mir leid. Ich wollte nicht stören.«
Die Frau winkte ab und verabschiedete sich von Mister Price, der sich nun mir zuwandte. »Sind Sie in meinem Studiengang?«
Ich nickte wie benommen. Ja. Die Frage ist nur, wie lange noch. »Ich wollte fragen, wann die Mail mit den Änderungen verschickt wurde. Irgendwie ist die bei mir nicht angekommen.«
»Tatsächlich?« Er runzelte die Stirn. »Das tut mir leid, Miss …«
»Sunday.«
»Miss Sunday. Die Mail müsste kurz nach der Zusage an Sie versendet worden sein. Bedauerlich, dass sie nicht durchgekommen ist.« Er lächelte, seine grünen Augen strahlten. »Aber alles halb so wild. Sie sind hier schließlich an der Chamberlin – der Flugplatz ist nur wenige Hundert Meter entfernt, und Sie können sich direkt morgen für Flugstunden eintragen.«
Das konnte alles nicht wahr sein. Bitte, lass es einen Ausweg geben. Ein Schlupfloch. Eine alternative Realität, in der ich das nicht machen muss. »Ist es denn … verpflichtend?«
Der Saal leerte sich immer mehr, nur noch wenige Studierende unterhielten sich mit den jeweiligen Leitern ihres Fachs.